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  „Ein kleiner Sonnenstrahl” von Katrin   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Da'an kommt ins Ka'atham
Charaktere:  Da'an, Zo'or, Liam
 

 

EIN KLEINER SONNENSTRAHL

 
Kapitel 1

 

Da'an saß in Gedanken versunken auf seinem Stuhl in seiner Botschaft und sah aus dem Fenster. Er spürte die Veränderungen in seinem Körper, Anzeichen, die er nur zu gut kannte. Er fühlte es schon seit einigen Tagen aber hatte bisher vermieden, darüber nachzudenken. Als ob Verdrängen irgend etwas ändern würde. Er konnte es nicht länger leugnen: Er war im Ka'atham.

Er hatte immer häufiger Probleme seine menschliche Fassade aufrecht zu erhalten und manchmal überlief ein Schaudern seinen Körper. Er fühlte sich gestresst, krank, und einerseits war sein einziger Wunsch der, sich auszuruhen. Aber andererseits wollte er lieber wach bleiben, wenn er an den schrecklichen Albtraum dachte, den er beim letzten Mal gehabt hatte.

Da'an sah aus den Augenwinkeln zu Liam. Sein junger Beschützer saß an seinem Schreibtisch und schien zu arbeiten, aber Da'an war sich darüber im klaren, dass er genau wusste, dass mit seinem Companion und Freund etwas nicht stimmte. Da'an hatte die besorgten Blicke bemerkt, die ihm Liam von Zeit zu Zeit zuwarf. Als sein Beschützer ihn am Morgen gefragt hatte, ob alles in Ordnung sei, da hatte er ihm gesagt, es gehe ihm gut. Aber er wusste, dass Liam ihm nicht geglaubt hatte. Und wenn sich schon Liam bewusst war, dass etwas nicht stimmte, dann würde auch die Synode bald von seinem Zustand erfahren. Er war sich nicht einmal sicher, ob Zo'or bei ihrem letzten Treffen nicht schon etwas bemerkt hatte.

Da'an wusste genau, was geschehen würde. Man würde ihn zu einem Joining mit einem anderen Taelon zwingen um ein weiteres Kind zu zeugen. Ein weiteres lebloses Kind. Er hatte nicht den Wunsch, das zu tun, aber es war seine Pflicht. Die Synode befahl das jedem noch fortpflanzungsfähigen Taelon, der ins Ka'atham kam. Sie alle hofften noch immer, irgendwann eine Möglichkeit zu finden, all die leblosen Kinder zu erwecken.

Aber Da'an wollte kein weiteres lebloses Kind bekommen. Er hatte jedes Mal bisher so sehr darunter gelitten. Er hatte fünf Kinder geboren und nur das erste, Zo'or, hatte genug Energie gehabt um zu leben. Die anderen vier... Er wusste, dass die anderen Taelons ihre Kinder einfach austrugen, zur Welt brachten und dann eigentlich nie wieder an das kleine Wesen dachten. Sie wussten von Anfang an, dass ihr Kind nicht leben würde und hatten niemals Gefühle für es. Aber Da'an konnte das nicht. Er hatte jedes seiner Kinder geliebt und immer gegen jede Vernunft irgendwie gehofft, es könnte doch lebensfähig sein. Und er hatte jedes Mal gelitten, wenn man ihm ein lebloses Kind wegnahm. Innerlich, für sich selbst, hatte er ihnen allen einen Namen gegeben. Er hatte das aber nie jemandem erzählt, denn er wusste, dass ihn niemand verstehen würde. Nach jeder Geburt war er niedergeschlagen und deprimiert gewesen und hatte immer einige Zeit gebraucht, um seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. Er wusste er sollte sich selbst nicht erlauben, Gefühle für diese Kinder zu hegen, einfach um sich selbst zu schützen. So wie es die Anderen taten. Aber er konnte es einfach nicht verhindern. Er liebte jedes dieser kleinen Wesen, die er in sich getragen hatte, liebte sie von ganzem Herzen und mit ganzer Seele.

Da'an seufzte. Er wollte das nicht noch einmal durchmachen, aber er hatte keine Wahl. Er musste seine Pflicht als Taelon erfüllen und den Befehlen der Synode Folge leisten. Täte er das nicht, dann würde er seinen Status als Mitglied der Synode und als Companion verlieren und die Erde verlassen müssen. Und was würde dann aus der Menschheit werden? Und aus dem jungen Mischling, um den er sich kümmerte und der wie ein eigenes Kind für ihn war? Nein, er musste der Synode gehorchen, er hatte keine andere Wahl.

Er würde die Synode einen Partner für sich auswählen lassen, denn es war ihm nicht wichtig, wer es sein würde. Aber er würde noch nicht von seinem Zustand berichten, er würde warten bis man ihn rief, um ein wenig Zeit zu erkaufen. Auch wenn er wusste, dass das im Grunde völlig sinnlos war.

Wenn das Kind nur eine Chance hätte, zu leben... Er würde sich freiwillig mit jedem vereinigen, sogar mit dem Teufel selbst, wenn er die Chance bekäme, ein lebendes Kind zur Welt zu bringen. Er sehnte sich so sehr nach einem Kind, einem kleinen, lebendigen Wesen in seinen Armen... aber es gab keine Hoffnung. Er würde seine Pflicht erfüllen und danach seine Gefühle tief in sich begraben, so wie er es zuvor getan hatte. Er würde allen das Gesicht des starken amerikanischen Companions zeigen und für sich selbst trauern, wenn er allein wäre. So wie er es immer tat.

 
* * *
 


Zo'or saß auf der Brücke des Mutterschiffs und dachte an Da'an. Er war sich des Zustandes seines Elters vollauf bewusst, dadurch dass er selbst im Ka'atham war, war er viel sensibler dafür als die Anderen. Zuerst hatte er Genugtuung, ja sogar Schadenfreude bei dem Gedanken empfunden, dass Da'an nun die selben Probleme wie er selbst haben würde. Aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr änderte sich seine Meinung. Es war ganz und gar nicht dasselbe. Da'an würde zu einem Joining gezwungen werden um ein weiteres Kind zu zeugen, ein Kind, das nicht lebensfähig sein würde. Er würde wieder sehr darunter leiden, wie jedes Mal bisher.

Zo'or dachte an die Zeit zurück, als er und sein Elter sich noch sehr nahe gestanden hatten, als sie nicht wie heute durch ihre unterschiedlichen Meinungen in bezug auf die Menschen, das Schicksal der Taelons, ja eigentlich alles getrennt waren. Er dachte daran, wie Da'an sein erstes Geschwister in sich getragen hatte, ein Kind, dem er selbst so sehr das Leben gewünscht hatte. Die Anderen hatten ihm gesagt, dass es höchstwahrscheinlich nicht genug Energie zum Leben hätte, aber wie sein Elter hatte er so sehr darauf gehofft. Nach der Geburt hatte er die tiefe Traurigkeit seines Elters gespürt und geteilt, und beide fanden Trost ineinander. Und so war es auch nach der Geburt des nächsten Kindes gewesen.

Aber dann hatte er sich verändert. All das Schreckliche, das er, als er noch so jung war, hatte durchstehen müssen, hatte ihn äußerlich hart gemacht. Er hatte so sehr darunter gelitten das letzte lebende Kind zu sein und seine Heimat so früh zu verlieren. Die Last der Hoffnungen einer ganzen Rasse wog schwer auf seinen Schultern. Und da war noch so viel mehr gewesen. Er wäre zusammengebrochen, hätte er nicht angefangen seine Gefühle in sich zu begraben und der Welt eine Maske zu zeigen. Daher hatte er sich einfach geweigert, für die beiden nächsten Kinder Da'ans irgend etwas zu empfinden. Er hatte sich selbst schützen müssen und seine Gefühle tief in sich begraben. Er wusste, dass der Verlust der Nähe zwischen ihm und seinem Elter seine Schuld war, aber es war der einzige Weg für ihn gewesen, weiter zu leben.

Aber tief im Innern tat ihm Da'an noch immer leid und er bedauerte das Schicksal seiner Geschwister. Seit er wusste, dass er steril war, hatte er zumindest auf ein Geschwister gehofft. Aber darüber hatte er mit Da'an niemals gesprochen, er weigerte sich einfach, nach außen hin irgendwelche Gefühle zu zeigen. Er zeigte selbst seinem Elter nur die Maske des oft grausamen Führers der Synode, einfach weil er Angst davor hatte was geschehen könnte, wenn er es nicht tat. Er war in der Vergangenheit zu sehr verletzt worden.

Zo'or dachte lange darüber nach, was er tun sollte. Es wunderte ihn, dass Da'an seinen Zustand noch nicht der Synode gemeldet hatte und so die Möglichkeit wahrnahm, seinen Partner selbst zu wählen. Würde er warten bis die Synode ihn schließlich von sich aus rief, dann würde sie die Wahl treffen. Vielleicht sollte er seinen Elter aufsuchen und mit ihm sprechen. Er wusste, dass dieser ihn noch immer liebte und tief in seinem Innern war er sich bewusst, das er dasselbe empfand. Aber sollte er ihm wirklich helfen? Sollte er seine Maske für kurze Zeit fallen lassen, sollte er seinen Schutz aufgeben um seinen leidenden Elter zu trösten? Da'an hatte ihm gesagt er würde alles tun um ihn zu beschützen und Zo'or wusste, dass das die Wahrheit war. Vielleicht war es nun an der Zeit, etwas zurück zu geben.

Zo'or traf eine Entscheidung. Er würde Da'an aufsuchen und nachsehen, wie es ihm ging. Er war sich zwar nicht sicher was er sagen sollte, entschloss sich aber, die ganze Sache einfach auf sich zukommen zu lassen. Grundsätzlich war er bereit, seinem Elter wenn möglich zu helfen. Er würde einfach abwarten, wie Da'an auf seinen Besuch reagieren würde. Würde er ihn wegschicken, dann würde er ohne ein Wort wieder gehen, aber wenn er ihm irgendwie helfen konnte, dann wollte er es versuchen. Er war jetzt erwachsen und stärker, als er es bei der Geburt von Da'ans letztem Kind gewesen war, und vielleicht war nun wirklich die Zeit gekommen, einmal etwas für seinen Elter zu tun.

 
* * *
 


Liam sah sich einige Files an, ohne ihren Inhalt wirklich aufzunehmen. Er machte sich große Sorgen um Da'an. Er war sich sicher, dass etwas nicht stimmte, auch wenn Da'an ihm etwas anderes sagte. Als er heute Morgen gekommen war, lag Da'an noch immer in seiner Energiedusche. Er zitterte und stöhnte gequält und hatte ganz offensichtlich einen Albtraum. Als Liam ihn berührt und geweckt hatte, hatte er laut gekeucht und war heftig zurück geschreckt, die Augen in Panik weit aufgerissen. Der Taelon hatte einige Zeit gebraucht, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen, sich aber geweigert, mit Liam darüber zu sprechen. Also war Liam zu seinem Schreibtisch gegangen um etwas Schreibarbeit zu erledigen, warf seinem Freund aber von Zeit zu Zeit prüfende Blicke zu.

Plötzlich hörte Liam ein qualvolles Stöhnen und blickte erschrocken auf. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wie der Taelon in seinem Stuhl zitterte, die menschliche Fassade kaum noch vorhanden. Dann war der Moment vorbei und Da'an erschuf erneut die menschliche Hülle.

Das war genug für Liam, er stand auf und trat zu Da'an.
„Da'an, bitte sagen Sie mir, was los ist! Und sagen Sie nicht, es wäre alles in Ordnung, ich weiss das ist es nicht! Bitte, vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.”
Da'an antwortete nicht, er schaute seinen Beschützer nicht einmal an. Also nahm Liam eine schmale Taelonhand in seine eigene.
„Da'an bitte, sehen Sie mich an! Sie wissen doch, wie viel Sie mir bedeuten. Bitte reden Sie mit mir! Sind Sie krank? Sie machen mir Angst, Da'an!”
Da'an zögerte kurz, sah den jungen Mischling dann aber an und antwortete ihm.
„Es kommt alles wieder in Ordnung, Liam, Sie müssen keine Angst haben. Es ist nur, dass ich... ich... ich kann es Ihnen nicht sagen. Es ist unwichtig. Es wird einige Zeit dauern, aber dann werde ich wieder in Ordnung sein. Denken Sie einfach nicht daran, Sie können nichts ändern.”
„Da'an, Sie sind wie ein Elternteil für mich, das wissen Sie doch! Sie sagen mir ich solle mir keine Sorgen machen, aber das kann ich einfach nicht! Wenn ich Ihnen nicht helfen kann, dann vielleicht jemand anders! Bitte sagen Sie mir, was los ist!”
Da'an seufzte, blickte ihn sanft an und strich ihm mit der freien Hand über die Wange.
„Liam, Sie... du weisst ich liebe dich wie ein eigenes Kind. Aber glaub mir, du kannst mir nicht helfen.” Da'ans Stimme war nur noch ein Flüstern, als er fortfuhr: „Niemand kann mir helfen, es ist hoffnungslos.”
Liam sah in Da'ans abgrundtief traurige Augen und sorgte sich noch mehr als zuvor.

 
* * *
 


Als Zo'or die Botschaft betrat und zu Da'ans Raum ging, hörte er plötzlich Stimmen.
„...Sie sind wie ein Elternteil für mich, das wissen Sie doch...”
Zo'or blieb stehen. Das war doch die Stimme von Major Kincaid und anscheinend sprach er mit Da'an! Das war wirklich seltsam, warum sollte er Da'an als Elternteil betrachten? Zo'or entschied sich, hinter der Ecke stehen zu bleiben und zuzuhören.

Als er Da'ans Antwort hörte, war er für einen kurzen Moment eifersüchtig und wollte hineinstürmen und die beiden unterbrechen, aber dann beruhigte er sich wieder. Er war schließlich hier um seinem Elter zu helfen, und nicht, um einen weiteren Streit anzufangen. Als er Da'ans letzten geflüsterten Kommentar hörte, wusste er, wie sehr Da'an Hilfe brauchte. Und er wusste auch, dass Da'an immer beschützen und sich kümmern wollte und er selbst hatte ihn zurück gewiesen. Er hatte Da'an nicht erlaubt, sich um ihn, sein einziges lebendiges Kind, zu kümmern, und so hatte er nach jemand anderem gesucht. Er konnte ihn dafür nicht verurteilen, es war ganz allein seine eigene Schuld. Wenn er darüber nachdachte, dann war er sogar ein wenig dankbar dafür, dass Da'an jemanden gefunden hatte, der ihm die Liebe gab, die er selbst ihm nicht zeigen konnte.

Als er Da'an erneut seufzen hörte, entschied er sich, einzutreten. Er sah die beiden an, Da'ans Hand in Liams, und wusste er hatte recht gehabt, die beiden standen sich wirklich sehr nahe.

Als die beiden Zo'or bemerkten, ließen sie sich sofort los und sahen ihn an. Liam wurde wütend. Er machte sich wirklich Sorgen um Da'an und jetzt kam auch noch Zo'or und würde sicher alles noch schlimmer machen.
„Zo'or”, sagte er deshalb mit kalter Stimme, „bitte gehen Sie. Wie Sie sicher sehen können, geht es Da'an nicht gut und er muss sich ausruhen.”
Da'an versuchte, ihn zu unterbrechen. „Liam, es ist schon gut, ich...”
Aber Liam sah ihn nur kurz an und blickte dann wieder zu Zo'or und sagte: „Nein Da'an, es ist nicht gut. Ich weiss, dass irgend etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist, auch wenn Sie mir nichts genaues sagen wollen. Zo'or, Sie werden jetzt sofort gehen! Wenn Sie wollen, dann können Sie mich ja später dafür umbringen lassen, aber ich werde nicht zulassen, dass Sie sich gerade jetzt mit Da'an streiten!”
„Bitte Liam, nein, sei ruhig!”, unterbrach ihn Da'an geschockt. Was würde Zo'or jetzt wohl tun?
„Zo'or, ich...”

Zo'or hob seine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er war traurig, als er die Angst in den Augen seines Elters sah. Er hatte offenbar Angst vor dem, was Zo'or mit seinem Beschützer nach dessen kleiner Ansprache tun würde. Plötzlich wurde Zo'or klar, dass das die Art und Weise war, wie Da'an jetzt für ihn fühlte. Er liebte ihn, ja, aber er hatte auch Angst vor ihm. Er hatte Angst vor seinem eigenen Kind! Wie war es nur so weit gekommen? So sollte es nicht sein, das wollte er nicht! Zo'or entschied, dass sich das ab sofort ändern sollte. Deshalb ließ er die kalte Maske fallen und blickte die beiden vor ihm beinahe freundlich an.

„Ich sehe, dass du dir den richtigen Beschützer ausgesucht hast, Da'an. Er beschützt dich sogar vor mir.”
Da'an schien erleichtert, aber auch überrascht über das Verhalten seines Kindes zu sein.
„Zo'or, ist etwas nicht in Ordnung? Warum bist du gekommen?”
Zo'or zögerte kurz, traf dann aber eine endgültige Entscheidung. Er beschloss, seinem Elter so gut er konnte zu helfen.
„Ich... ich wollte dich nur fragen wie es dir geht”, sagte er leise und trat näher.
Da'an war überrascht. Konnte es wirklich war sein, dass sein Kind sich entschieden hatte seine Gefühle zu zeigen? Dass er immer noch etwas für seinen Elter empfand?
„Du weisst, wie ich mich fühle, Zo'or.”
„Ja, ich weiss.” Zo'ors Stimme wurde traurig. „Und es tut mir leid. Ich wünschte ich könnte etwas tun um dir zu helfen.”
„Das kannst du nicht, das weisst du. Es wird so sein wie immer, es gibt keine Hoffnung. Und wieder werde ich leiden...”

Da'an schloss seine Augen, öffnete sie aber sofort wieder überrascht, als er spürte, wie sein Kind seine Hand berührte.
„Da'an, ich verstehe dich nicht. Du könntest wenigstens selbst eine Wahl treffen. Wenn du zu lange wartest, dann wird die Synode jemanden auswählen und du weist nicht, wer das sein wird.”
„Aber das ist mir inzwischen wirklich gleichgültig, Zo'or, es interessiert mich nicht. Ich will das ganze nicht, aber ich habe keine Wahl. Ich werde meine Pflicht erfüllen, so wie immer, und es ist mir egal mit wem.” Da'an stand auf, trat zum Fenster und wandte Zo'or und Liam den Rücken zu. Sein ganzer Körper zeigte jetzt seine Traurigkeit.


Liam wusste nicht, was er sagen sollte. Das war nicht der Zo'or, den er kannte, nicht der grausame, kalte Synodenführer. Er schien sich wirklich um Da'an zu sorgen und das steigerte Liams Angst weiter. Wenn Zo'or Mitgefühl zeigte, dann stimmte wirklich etwas ganz und gar nicht. Und er hatte nicht ein Wort von dem verstanden, über das die beiden Taelons sprachen. Jetzt schien es ihm, als hätten die beiden seine Anwesenheit einfach vergessen. Da es aber nicht so aussah, als würde Zo'or Da'an dieses Mal auf irgend eine Weise schaden, entschied er sich dazu, sich wieder an seinen Schreibtisch zu setzen und einfach alles zu beobachten.


Zo'or ging zu seinem Elter und berührte ihn am Arm.
„Da'an, wenn ich dir irgendwie helfen kann... ich... es tut mir leid, dass ich nicht früher... aber...”
„Es ist in Ordnung, Zo'or, ich weiss. Ich bin froh, dass du gekommen bist.” Er lächelte sein Kind kurz an, aber dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder traurig. „Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich es noch einmal ertragen kann”, flüsterte er, „ ob ich es ertragen kann noch eins zu verlieren.”

Einen Moment lang war es still, aber dann riss Da'an sich zusammen.
„Zo'or, du solltest jetzt zurück gehen. Du kannst der Synode gegenüber keine Schwäche zeigen, und vor allem T'than würde das hier als Schwäche betrachten. Du kannst nichts an der Situation ändern, aber ich danke dir für dein Kommen. Es bedeutet mir viel, zu wissen, dass du noch immer etwas... für mich empfindest.”
„Das tue ich”, antwortete Zo'or nur und drehte sich um. „Ich werde dir bescheid sagen, wenn die Synode eine Entscheidung getroffen hat.”

Zo'or ging zum Ausgang, drehte sich aber noch einmal um, um seinem Elter einen letzten Blick zuzuwerfen. Da'an sah so verloren aus, wie er da vor dem Fenster stand, traurig, ängstlich, so verletzlich. Ohne darüber nachzudenken sagte Zo'or: „Ich könnte versuchen, die Synode zu beeinflussen.”
Da'an drehte sich um. „Nein, tu das nicht. Du hast doch keine Chance. Die Regeln stehen fest und in diesem Fall kannst nicht einmal du sie umgehen. Du wirst nur völlig unnötig deine eigene Position schwächen. Und das weisst du auch.”
„Ja, ich weiss.” Er sah seinen Elter an und zeigte ihm sein Mitgefühl. „Aber vielleicht sollte ich trotzdem hier bei dir bleiben.”
Da'an lächelte ihn an. „Ich danke dir. Aber ich werde nicht allein sein, Liam wird sich gut um mich kümmern.”
„Ich bin sicher das wird er.” Zo'or sah Liam an und senkte leicht den Kopf um seinen Respekt zu zeigen. Dann ging er.

 
* * *
 


Nachdem Zo'or gegangen war, starrte Liam noch einige Zeit auf die Ecke, hinter der er verschwunden war. Schließlich aber drehte er sich wieder zu Da'an um, der sich gerade wieder auf seinem Stuhl nieder ließ. Der Taelon sah noch immer traurig aus, aber irgendwie schien ihn Zo'ors Besuch zumindest ein wenig getröstet zu haben.

„Da'an, was... WER war das?”
Da'an sah ihn beinahe verträumt an und flüsterte: „Zo'or.”
Liam stand auf und trat vor den Taelon.
„Aber nicht der Zo'or, den ich kenne! Sie wissen was ich meine, er war so anders... fürsorglich. Habe ich gerade fürsorglich gesagt? Das ist doch wohl ein Wort, das überhaupt nicht zu Zo'or passt. Ist das hier irgendein seltsamer Traum? Oder ist er vielleicht krank?”
„Nein Liam, es ist nur so, dass du gerade einen Schimmer des wahren Zo'ors gesehen hast, einen Teil seines wahren Selbst, den er gezeigt hat um mich zu trösten. Ich bin ebenso überrascht wie du. Nun ja, nicht darüber, dass solche Gefühle tief verborgen in seinem Inneren vorhanden sind, sondern darüber, dass er sie gezeigt hat. Besonders in deiner Anwesenheit.”
Liam dachte eine Weile darüber nach, entschied sich aber dann, Da'an noch einmal zu fragen.
„Da'an, könnten Sie mir jetzt bitte sagen, was Ihnen fehlt? Ich habe nicht ein Wort von dem, was Sie beide sagten, verstanden, aber die Tatsache, dass Zo'or Mitleid zeigt, beruhigt mich nicht sonderlich.”
„Liam, ich... ich möchte nicht darüber sprechen, es tut mir leid. Vielleicht später.” Er seufzte und schloss die Augen. „Ich bin müde. Ich werde mich jetzt für einige Zeit ausruhen.”

Als Liam sich umdrehte um zu seinem Schreibtisch zurück zu gehen, hörte er Da'an plötzlich flüstern: „Liam...”
Als er sich umdrehte sah er Müdigkeit, aber auch so etwas wie Angst auf dem Gesicht seines Companions.
„Ja Da'an?”
„Liam, ich fürchte, dass... dass ich...”
„Dass Sie wieder einen Albtraum haben werden?”
Liam konnte die Antwort kaum hören. „Ja...”
„Da'an, ich werde hier bei Ihnen bleiben, ich werde nicht weggehen. Ich verspreche, Sie zu wecken, in Ordnung? Schlafen Sie jetzt, ich werde über Sie wachen.”
„Danke”, flüsterte Da'an, schaltete die Energiedusche an und schloss die Augen.

 
* * *
 


Es waren beinahe 24 Stunden vergangen, als Zo'or in die Botschaft zurückkehrte. Liam war die ganze Zeit über bei Da'an geblieben und hatte sich so gut wie möglich um ihn gekümmert, auch wenn er noch immer nicht wusste, was eigentlich los war.

Als Zo'or eintraf, ruhte sich Da'an gerade wieder aus. Liam sah den wütenden Gesichtsausdruck des Synodenführers und sprang sofort auf um Da'an zu beschützen. Zo'or aber sagte nur: „Machen Sie sich keine Sorgen, Major, ich bin nicht wütend auf Da'an. Aber Sie sollten besser mit mir kommen, vielleicht wird er sie brauchen.”
Also folgte ein beunruhigter Liam Zo'or zu Da'an, der sie bereits bemerkt hatte und gerade die Energiedusche abschaltete.

„Zo'or...”
„Ich bin hier, um dich über die Entscheidung der Synode zu informieren.”
Da'an wartete darauf, dass sein Kind fortfuhr, aber Zo'or senkte den Blick. So stand er auf und trat zu ihm.
„Zo'or, bitte sprich weiter. Du weisst, es ist mir egal, also sag es einfach.”
Zo'or holte tief Luft und sah seinem Elter in die Augen.
„Aber mir ist es nicht egal!” Er seufzte. „Du solltest dich besser setzten...”
„Zo'or!”
„T'than.”
„W... w... was?” Da'an wankte und Liam und Zo'or griffen beide nach seinen Armen um ihn festzuhalten.
„Sie haben T'than ausgewählt. Es war sein eigener Wunsch und er hat es geschafft, die Synode zu überzeugen.”
Da'an sagte nichts. Liam erschien es, als wäre er zutiefst geschockt, seine Fassade flackerte und nur sein und Zo'ors Griff bewahrten ihn davor, zusammenzubrechen. Aber nach einiger Zeit beruhigte er sich wieder etwas und richtete sich auf.
„Ich sollte mein Quartier auf dem Mutterschiff aufsuchen um mich vorzubereiten. Ich bin sicher, dass T'than bald sein Recht einfordern wird.”
Sein Gesicht wurde eine Maske aus Stein und nur seine Augen zeigten seine Angst, als er ging.

Liam sah ihm einige Sekunden lang nach, dann lief er hinter ihm her und hielt ihn am Arm fest.
„Da'an, bitte! Was wird mit Ihnen geschehen? Sie müssen es mir sagen, bitte! Ich werde Sie sonst nicht gehen lassen!”
Da'an sah in das ängstliche Gesicht seines jungen Beschützers.
„Ich muss gehen, Liam, ich muss der Synode gehorchen.”
Als er die Tränen in den Augen des Hybriden bemerkte, berührte er dessen Wange und fuhr mit sanfter Stimme fort: „Ich werde bald zurück sein.”
Da'an sah Zo'or an, der hinter Liam stand. „Vielleicht wird Zo'or dir das erzählen, was ich nicht sagen kann.”
Er sah erst sein Kind und dann Liam noch einmal traurig an und ging dann in Richtung Portal.

 
* * *
 


Da'an fühlte sich, als würde er in ein dunkles Loch fallen. Sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung, als er durch das Mutterschiff ging, aber innerlich war er aufgewühlt. Er hatte Zo'or gesagt es wäre ihm egal, wen die Synode auswählen würde, aber jetzt wusste er, dass das ein Fehler gewesen war. Es war ihm nicht egal, er wollte nicht, dass es T'than war. Er versuchte erneut, einen Ausweg aus all dem zu finden, aber es gab keinen. Außer den, nicht zu gehorchen und jeglichen Status zu verlieren. Aber vielleicht sollte er das in Erwägung ziehen. Er wusste, dass T'than nicht sanft sein würde, und hatte Angst davor, wie er ihn behandeln würde.

Als er sein Quartier erreicht hatte, setzte er sich und versuchte, sich zu beruhigen. Er dachte noch einmal über alles nach und fragte sich, was genau sich denn durch die Wahl der Synode geändert hatte. Eigentlich doch gar nichts. Das es T'than sein würde, war doch einfach nur ein weiterer Aspekt, der ihm nicht gefiel. Er hasste das, was kommen würde, aber hauptsächlich ging es ihm doch darum, nicht noch ein weiteres lebloses Kind zu bekommen. Und das hatte absolut nichts damit zu tun, wer sein Partner sein würde. Und schließlich war es seine eigene Schuld, er hätte ja selbst wählen können, hatte sich aber dagegen entschieden. Und jetzt musste er mit den Folgen leben.

Da'an fragte sich, warum sich T'than mit ihm paaren wollte. Sie hatten sich einmal sehr nahe gestanden, aber das war lange her. Er wusste, dass der Kriegsminister inzwischen nur noch Verachtung für ihn empfand und ihn für schwach hielt. Vielleicht hasste er ihn ja sogar, weil er Zo'or beschützt hatte, und wollte die Gelegenheit zur Rache nutzen. Aber warum? T'thans Energie würde bald verbraucht sein und das hier würde den Prozess nur beschleunigen. Aber vielleicht war das ja der Grund, vielleicht wollte er die letzte Chance nutzen um... nein! Da'an weigerte sich, daran zu denken. Vielleicht empfand T'than ja doch noch etwas positives für ihn.

Da'an versuchte, nicht länger daran zu denken und einfach ruhig auf T'thans Ankunft zu warten. Er konzentrierte sich statt dessen auf Zo'or und suchte Trost in dem Gedanken, dass sein Kind entgegen allem, was er erwartet hatte, noch immer etwas für ihn empfand und ihm sogar helfen wollte. Das erfüllte ihn für kurze Zeit mit Freude, aber innerlich hatte er noch immer Angst vor dem, was T'than ihm antun würde. Alles was er wollte war weglaufen, aber diese Möglichkeit gab es nicht.

 

Ende von Kapitel 1

 

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