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  „Schatten der Vergangenheit” von Jens   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis des Autors.
 
Handlung:  Während ihres Aufenthalts auf der Federation Con werden Da'an und Ne'es von einem Jaridian angegriffen
Zeitpunkt:  erste Staffel
Charaktere:  Da'an, Ne'es, Boone, Sandoval, Karl Schmitz, Hor'azz, Fortal, Katrin
 

 

SCHATTEN DER VERGANGENHEIT

 

Da'an und Zo'or stritten wieder einmal. Boone kannte das schon. Es ging darum, ob Da'an das Angebot Ne'es', die Federation Con zu besuchen und dort zu sprechen, wahrnehmen sollte. Es handelte sich dabei um eine Zusammenkunft von Trekkies. Star Trek hatte nach der Ankunft der Companions einen neuen Höhenflug erreicht. Die Convention sollte in Kürze beginnen und Ne'es - der deutsche Companion - hatte Da'an gebeten, eine kurze Rede zu halten.

Sandoval war nicht sonderlich begeistert, denn die Sicherheitsvorkehrungen im Hotel, wo die Convention stattfinden sollte, waren nicht sonderlich hoch - Sandovals Meinung nach. Allerdings hätte er wahrscheinlich die Taelons weggeschlossen und sich persönlich darum gekümmert, dass niemand die Außerirdischen zu Gesicht bekäme.

„Da'an, nach den letzten Anschlägen auf deine Person wäre es nicht sonderlich ratsam, Ne'es' Angebot anzunehmen”, meinte Zo'or. „Deine Besorgnis ehrt dich, doch werde ich es tun”, erwiderte der andere Taelon, „Mein Shuttle wartet schon.” Da'an drehte sich um und verließ den Raum in der Botschaft.

Boone und Sandoval reisten mit ihm. Wenige Minuten später, mehr benötigten die leistungsfähigen Shuttles der Taelons nicht, standen sie alle in der Eingangshalle des Maritim-Hotels in Bonn. Ne'es befand sich in einer der Suiten und unter dem staunenden Blick der Gäste, Starfleet-Uniformierte, Klingonen, Romulaner und sogar ein anderer Taelon, wurden Da'an und seine Begleiter in die Suite eskortiert.

Als Da'an den als Taelon verkleideten Menschen sah, hieß er seine Begleiter anzuhalten. Neugierig und mit ein wenig Bewunderung blickten sich die beiden an. „Aus welchem Grund verkleiden Sie sich wie ein Mitglied unseres Volkes?”, sprach Da'an den verkleideten Menschen an. „Weil ich die Taelon cool finde!”, erwiderte der „Taelon-Mensch”.

Ohne weitere Verzögerung brachte man den leicht verdutzten Taelon zu der Präsidenten-Suite. Ne'es und sein Beschützer, Karl Schmitz, ein Bulle von Mann. Im Gegensatz zu den bisherigen Annahmen Boones, derartigen Männern würde es gewaltig an Intelligenz fehlen, strahlte Schmitz den Intellekt einer Bibliothek aus.

Da'an und Ne'es begrüßten sich in ihrer zischenden und für Außenstehende schwierigen Sprache. Sie bereiteten eine kurze Rede vor, während Sandoval mit dem Veranstalter der Convention über Sicherheitsfragen beriet. Boone hatte während dieser Zeit wenig zu tun, also schlenderte er über das Congelände. Als kleiner Junge hatte er Star Trek geliebt und noch heute interessierte er sich dafür. So stattete er auch dem Händlerraum einen kurzen Besuch ab. Neben diversen Star Trek-Devotionalien fand er auch einige Taelon-Symbole als Ketten. Da sein Namensschild ihn als Companion-Beschützer auswies, wurde er von diesen Händlern besonders aufmerksam beobachtet. Er beherrschte die Taelonsprache nicht komplett, doch die Zeichen verstand er. Es waren ausnahmslos Glückwünsche.

Währenddessen nahm Sandoval die Bühne und die Räume in Augenschein. Ganz FBI-Agent besah er sich auch die Kostüme der Gäste. Doch nun begann die Convention mit der Eröffnungsrede der Taelons. Da'an und Ne'es wurden auf die Bühne geführt.

„Sinaui Euhura!”, begann Ne'es. „Uns hat eure Kunstgattung der Science Fiction immer sehr interessiert. Daher wünschen wir euch nun sehr viel Spaß mit der Convention.”

Boone befand sich unter den Zuschauern. Er bemerkte ein seltsam echt aussehendes Echsenwesen. Es hob eine Strahlenkanone. Boones CVI zeigte ihm eine Vision von einem Jaridian, obwohl er noch nie einen gesehen hatte. Noch während der Vision war er losgehechtet. Das Wesen legte seine Strahlenkanone auf Da'an und Ne'es an. Es gelang Boone nur den Lauf zu verreißen, als er den Jaridian zu Boden warf. Trotz seiner Größe war das Wesen erstaunlich leicht. Der Schuß ging in die Decke und riß einen großen Teil der Holzvertäfelung heraus. Dies erzeugte genügend Panik. Der Jaridian schüttelte Boone ab und rannte mit mehreren Hundert Gästen Richtung Ausgang. Selbst die von Sandoval bereitgestellten Männer konnten den Jaridian nicht aufhalten. Zu schießen wagten sie es nicht, allein schon wegen der negativen Publicity.

Die Taelons waren indes wieder in die Suite gebracht worden. Man hatte dem Manager des Hotels, in dem die Convention stattfand, eine größere Summe zur Begleichung des Schadens zugesichert.


Unterdessen in einer Laubenkolonie an einer Bahntrasse in Berlin. Kinder spielten in der Nähe der verlassenen Laube. Für die Kinder war die unbewohnte Laube ein idealer Spielplatz, der obwohl verboten immer wieder als Raumschiff der Taelons, als Westernfort oder als ganz normales Haus verwendet wurde. Manchmal suchten junge Paare die Laube an lauen Sommernächten für kleine Techtelmechtel auf. Die Laube wurde auch von Obdachlosen besucht, die im Winter gerne eine warme Bleibe fanden. Die Laube konnte mit einem Holzofen befeuert werden. Natürlich waren die umliegenden Laubenbewohner nicht davon begeistert, doch sie fügten sich dem Unvermeidlichen. Frau Herrmann aus einer nicht weit entfernten Laube hatte einen besonderen Tick mit den Obdachlosen. Sie stellte den meist harmlosen Menschen gern ein wenig zu essen und zu trinken zur Verfügung und bezahlte Strom und Wasser für die Laube.

Doch was in dieser Nacht geschehen war, wusste sie nicht. Kinder entdeckten die Leiche zuerst. Der Mann, augenscheinlich ein Obdachloser, lag tot hinter der Laube. Es mußte wohl in der Nacht gewesen sein. Anscheinend hatte er etwas gefunden. Und es war groß. Denn vor der Leiche fand man eine frische Druckstelle im schlammigen Gras.

Nachbarn riefen die Polizei und die sperrte alles großräumig ab. Ein Gutachter stellte auf der Wiese einen Rest Energie fest. Auch später bei der Obduktion der Leiche fand man energetische Reste. Der Mann musste wohl auch von dieser Energie getötet worden sein, denn man fand keine weiteren Spuren von Gewalt. Der Gutachter bat daher um Hilfe der Taelons.


Ne'es hatte Da'an und seine Begleitung inzwischen in die Botschaft eingeladen, die in Berlin war. Schmitz und Boone unterhielten sich inzwischen prächtig. Er war ganz anders als Sandoval. Offen und ehrlich und ein nicht unbeträchtlicher Teil von Humor prägte ihn. Auch wenn sein Englisch nicht das beste war und er mit deutlichem Akzent sprach, verstanden sie sich auf Anhieb. Da Sandoval das Konzept von Urlaub anscheinend nicht kannte, zogen Schmitz und Boone auf eigene Faust los, um das Nachtleben von Berlin zu erkunden. Berlin hatte sich nach dem SI-Krieg in eine Metropole verwandelt, die ihresgleichen suchte. Deutschland war relativ unbeschadet aus dem Krieg, den führende Politologen als vermeidbar anprangerten, herausgekommen. Als führendes Land der neuen Europäischen Union, der nun fast der gesamte Ostblock angehörte, konnte man sich eine Hauptstadt leisten, die alles bot, was das Herz begehrt.

Schon bald wurden beide von Da'an zurückbeordert. Der Polizeichef von Berlin bat um ihre Hilfe in einem Mordfall, der anscheinend mit einer Taelon-Energiewaffe begangen worden war. Schmitz und Boone meldeten sich unverzüglich bei dem Polizeichef und wurden über die Leiche und den Fund informiert. Sofort machten sie sich auf zum Gerichtsmedizinischen Institut.

Dort angekommen wurden sie bereits von dem Gerichtsmediziner und einem Polizisten erwartet. Boone bat darum, die Leiche mit einem von Augurs kleinen „Schweinchen” zu untersuchen. Schmitz inzwischen befragte den Polizisten.

Boone stellte fest, dass die Energiesignatur der Sonde ähnelte, die er vor kurzem in einer Amish-Siedlung gefunden hatte. Die Sonde war später in die Hände der Widerstandsbewegung gefallen, die sie nun untersuchte. Boone nahm sich vor, das Ergebnis erst einmal für sich zu behalten. Nachher würde er Lili informieren.

„Nun, ich habe ein wenig Restenergie entdeckt. Es könnte taelonischen Ursprunges sein. Ich bin mir aber nicht sicher”, teilte er den wartenden Beamten mit.

Später im Hotel kontaktierte er Lili und informierte sie. Auch Augur wurde von Boone auf die Spur angesetzt. Genervt - anscheinend gingen seine Aktien wieder einmal nicht gut - versprach er, sich um die Sache zu kümmern. Boone wußte, dass er wahrscheinlich nur so tat. Sicherlich würde er, kaum nachdem das Gespräch beendet war, sich an die Arbeit machen. Er hatte seine Aufgabe noch nicht erfüllt. Doch der Jaridian wartete ab. Bestimmt würden sie ihn suchen. Leider war weder der verräterische Zo'or noch Quo'on auf der Erde. Der Führer der Synode würde wohl kaum auf die Erde kommen. Da'an, der nordamerikanische Companion, und Ne'es, der deutsche, eigneten sich kaum als Ersatz. Doch nun waren die Taelons und ihre Menschenfreunde gewarnt.


Katrin war mal wieder abgehauen. Ihre Eltern ödeten sie an. Sie wollten wieder einmal vorschreiben, mit wem sie gefälligst zu gehen hatte. „Aber Kind, wir wollen nur das Beste für dich”, hatte ihre Mutter gesagt. Ihr Vater sagte nichts. Er strafte lieber. Ihr Bruder konnte alles ohnehin besser als sie.

Nun irrte sie seit Stunden durch die Stadt. Zu ihren wenigen Freundinnen wollte sie nicht. Ihre Eltern hätten mit Sicherheit dort zu erst angerufen. Ausserdem war es dunkel und die Eltern ihrer Freundinnen wären nicht begeistert von einem nächtlichen Besuch. Noch war ihr Zorn nicht verraucht und für eine 14-jährige wäre es eine Schmach, einfach nach Hause zurückzukriechen. Bestimmt würden Sie dann wieder mit dem Internat anfangen, in das sie sie stecken würden.

Sie versteckte sich in einer Hauseinfahrt, die nicht beleuchtet und leer schien. Dies war gut. So konnte sie sich sammeln. Und vor allem erst einmal ihren Tränen freien Lauf lassen. Sie merkte nicht, dass sie beobachtet wurde...


Auch der Jaridian hatte sich hierhin zurückgezogen. Er hatte das Mädchen bemerkt. Sie erinnerte ihn an seine Tochter, die die Taelons (und nur die konnten es gewesen sein) getötet hatten. Zusammen mit seiner Frau war Tal'asha gestorben. Sein Magen schien sich zu verknoten, als er daran dachte. Tal'asha war so jung und so schön gewesen.

Dabei musste er wohl ein Knurren von sich gegeben haben, denn das Mädchen hatte ihn bemerkt. „Wer bist du?”, fragte sie. Katrin konnte ihn nicht sehen, doch sie sah, dass er groß war. Irgendwie hatte sie Angst.

Der Jaridian trat ans Licht. Katrin zuckte zusammen. Das große Echsenwesen beugte sich zu ihr herunter. Spitze Zähne und schuppige Haut sah sie. Ausserdem roch er nicht gerade freundlich. Sie unterdrückte den Fluchtreflex und stellte sich hin. „Ich habe keine Angst vor dir!”, rief sie ihm entgegen.

‚Das Mädchen besitzt Ehre!’, dachte der Jaridian. „Mein Name ist Hor'azz, Sohn von Voltar”, stellte er sich vor. „Ich heiße Katrin”, antwortete sie: „Bist du auch zuhause weggelaufen?” ‚Was für eine dämliche Frage’, schalt sie sich. „Nun, wie man es nimmt”, antwortete der Fremde. Er dachte sich seinen Teil und sah das Mädchen unverhohlen an.

Der Fluchtreflex forderte wieder sein Recht, aber Katrin unterdrückte es. Sie wußte von den Taelons und glaubte an Ausserirdische. Im Unterricht hatten sie vor kurzem die Taelons durchgenommen und dabei auch den deutschen Companion Ne'es getroffen. Dieser hatte auch von anderen Völkern berichtet, denen die Taelons begegnet waren.

Doch von diesem Wesen hatten die Taelon nicht berichtet. Dieser Hor'azz schien trotz seines martialischen Äußeren und seines Geruches ein netter Kerl zu sein. Sie lächelte ihn an. Und Hor'azz konnte nicht anders. Er lächelte. Bislang hatte er die Menschen nur als eine weitere Dienerrasse der Taelon gesehen. Die Führung auf Jaridia hatte es ihm eingebläut. Doch dieses Mädchen war irgendwie anders. Genauso wie Ma'el anders war. Er war nicht kriegslüstern, sein Anliegen selbst an sein eigenes Volk war ein anderes. Er war den Menschen zuvor begegnet und sein Herz gehörte ihnen.

Er mußte bald zu seinem Raumschiff, um Bericht zu erstatten, zu essen und dann sich zu regenerieren. Müdigkeit erfüllte ihn, doch er ließ nicht zu, dass sie ihn übermannte. Das Mädchen hatte ihn gesehen. Es war gefährlich, wenn sie ginge. Sie würde den Taelons sagen, dass die Jaridian hier waren. Er dachte daran, das Mädchen schnell und leise zu töten. ‚Halt!’, dachte er weiter, ‚ich werde wie sie. Die Taelon würden so etwas tun. Ich muß ehrenhaft bleiben. Ich bin schließlich kein Mörder!’ „Es tut mir sehr leid...”, meinte er zu dem Mädchen und zündete sein Shaquarava. Katrin wurde bewußtlos.

Als sie einige Stunden später wieder erwachte, tat ihr alles weh. Sie wußte nicht, wo sie war, es war dunkel. Sie blickte sich um, als ihre Augen sich langsam an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Der Raum war kreisrund und in der Mitte war eine Art Fenster in den Boden gearbeitet. Sie kroch hin, um einen Blick hinaus zu werfen. Ihr wurde fast schlecht. Sie schwebte über der Erde. Der Blaue Planet wölbte sich unter ihr und seine majestätische Schönheit schien sie fast vergessen zu lassen, warum sie hier war.

Die Tür öffnete sich und Hor'azz betrat ihr Gefängnis. Mit letzter Kraft warf Katrin sich dem Jaridian entgegen und schlug seine Brust mit ihren Fäusten. Wäre Katrin nicht so geschwächt gewesen, hätte sie Hor'azz durchaus einigen Schaden zufügen können, doch so war es für den Jaridian nicht schlimm. Er fing locker die Schläge ab und wartete. Kurze Zeit später ließ Katrin von ihm ab.

Sie weinte. Hauptsächlich vor Wut aber auch wegen der Entführung. Und ihre Eltern würden sie nicht finden. Hier mit Sicherheit nicht. Sie bemerkte, dass er sie nicht verletzt hatte, obwohl es seine seltsame Energiewaffe konnte. Er hatte sie am Leben gelassen. Warum?

Hor'azz hatte seine eigenen Pläne. Er würde seine Aufgabe erfüllen. Doch zuerst benötigte sein Gast Nahrung. „Es tut mir leid, dich so zu behandeln, Ka'trin”, meinte er in seinem kehligen Dialekt, „doch du würdest meine Aufgabe stören, nun, da du weisst, dass ich hier auf der Erde bin. Ich will euch Menschen kein Leid zufügen, doch ich will, dass ihr Menschen ohne die Taelons lebt. Wir sind Jaridians. Feinde der Taelons, obwohl wir einst ein Volk waren. Dann haben die Taelons sich abgespalten und verfolgen uns, weil wir noch das Shaquarava und die Fähigkeit zur Reproduktion besitzen.”

Katrin hörte - gezwungenermaßen - zu. „Ich kann dir, wenn du möchtest, die gesamte Geschichte erzählen. Doch zuerst solltest du Nahrung zu dir nehmen. Ich habe versucht ein wenig Erdennahrung herzuschaffen”, erzählte er und zeigte auf ein Tablett, das ein weiterer Jaridian, eine jüngere Ausgabe von Hor'azz, hereinbrachte. Seine Schuppen hatten einen karmesinroten Touch und er schien amüsiert über die staunende Katrin zu sein.

Katrin fragte sich, wie es denn möglich sei, einzukaufen, mit diesem Outfit. „Du fragst dich sicherlich, wie es möglich war”, meinte der jüngere Jaridian - mit einer für Katrin ziemlich attraktiven Stimme. „Darf ich es dir vorführen?” fragte Hor'azz, „Nur als Demonstration, dass wir dir nichts Böses antun wollen?” Katrin nickte. Hor'azz berührte sanft ihre Hand. Und veränderte sich. Ein paar Sekunden später stand eine genaue Kopie von Katrin vor ihr. Ein paar weitere Sekunden später wieder Hor'azz. „Wir haben die Möglichkeit die DNA zu scannen und daraufhin ein anderes Aussehen zu reproduzieren. Die Taelons machen das auch, doch nicht so gut wie wir”, erklärte der jüngere Jaridian nicht ohne einen gewissen Stolz. Katrin ertappte sich bei der Frage, ob er wohl mit ihr ausgehen würde. „Iss nun, bitte”, meinte Hor'azz. „Du und Fortal könnt euch später noch unterhalten”, sprach er und beide verließen den Raum.

Das Essen war nicht übel, McDonalds halt. Während des Essens mußte sie an ein Gespräch mit ihren Freundinnen denken, nach der Stunde mit Ne'es. Also hatte Ne'es auch das Aussehen eines Menschen angenommen. Doch bei dem Gespräch ging es eher um Sex mit den Fremden. Sie mußte unwillkürlich kichern. Simone war der Ansicht, dass dies gar nicht ginge. Alexandra meinte dazu nur, sie würde ihren Freund nicht mit einem Außerirdischen betrügen. Alex war immer schon ein wenig eigen. Was die beiden wohl von Fortal halten würden?


Katrins Eltern waren derweil in heller Aufregung. Sie beschuldigten sich gegenseitig. Die Polizei hatten sie schon angerufen. Sobald Katrin wieder auftauchte, würden sie das störrische Kind auf das Internat schicken.


Boone und Lili hatten mit Da'an die Rückreise angetreten. In der Botschaft erwartete sie ein ziemlich schlecht gelaunter Zo'or. Er machte Da'an heftige Vorwürfe. Da'an schickte Boone und Lili nach Hause und wollte selbst ein wenig regenerieren. „Du hättest getötet werden können. Es ist nicht gut, dass du immer deinen Kopf durchsetzt.”, warf Zo'or seinem Elter vor. Da'an antwortete: „Ne'es war diese Veranstaltung sehr wichtig. Und es ist uns nichts geschehen!” „Und was wäre wenn?”, fragte Zo'or. „Nun, dann hättest du ja kein Problem mehr, meinen Platz einzunehmen.”, sprachs und setzte sich auf seinen Stuhl. Zo'or verließ den Raum, um zum Mutterschiff zurückzukehren. Da'an berichtete noch eben Quo'on und der Synode, was geschehen war, und schaltete dann die Energiedusche ein, um sich zu regenerieren.


Niemand wußte, dass sich jemand in der Botschaft aufhielt. Hor'azz hatte es geschafft, die Sicherheitsschleuse zu überwinden. Er trug ein seltsames Gerät bei sich. Er sah, dass Da'an sich regenerierte. Er ließ das Gerät aufschnappen und ein leises Summen erfüllte den Raum. Da'an würde sich nun nicht mehr rühren, wenn die Techniker auf Jaridia keinen Fehler gemacht haben. Er schaltete die Energiedusche aus und blickte den Taelon an. So friedlich und ruhig. Und sein Gesicht war das Ma'els. Doch dies war Da'an. Ein Taelon, der mit äußerster Brutalität zu Werke ging. Ein Kriegsverbrecher. Doch nun war dieses Wesen verletzlich. Vorsichtig hob er den Taelon hoch und fast ungehindert konnte er mit ihm zum Shuttle entkommen.

Katrin unterhielt sich mit Fortal. Er schien sehr sympathisch zu sein. Und er war fast im selben Alter wie sie. Er erzählte ihr von Jaridia und seinem Volk. Er war nicht so unnahbar wie die Taelons und hörte sich auch ihre Sorgen an. Sein Onkel, Hor'azz, war ein ehrenvoller Mann und auch ihn verstand Katrin.

Hor'azz betrat den Raum mit Da'an über der Schulter. Vorsichtig setzte er ihn auf einen Stuhl. „Warum hast du den Taelon entführt?” fragte Fortal. „Wir brauchen eine Geisel. Unser Gast”, dabei zeigte er auf Katrin, „soll wissen, welche ‚Freunde’ die Taelon sind.” Hor'azz schaltete das kleine Gerät ab. Da'an erwachte. „Was soll das?”, fragte er. „Herzlich willkommen bei unserer kleinen Runde”, begrüßte Hor'azz ihn. „Warum tun Sie so etwas?”, fragte Da'an. „Ganz einfach. Da ihr Taelons den Menschen nicht die ganze Wahrheit erzählt, müssen wir es den Menschen zeigen, wer Um'ra'thu'ma und Sha'ka'ra'va sind...”, erwiderte Hor'azz. Er aktivierte einen holographischen Generator.

Eine Szene wurde sichtbar. Ein gutes Dutzend Taelons marschierte in eine Stadt, die von Jaridians bewohnt wurde. Schnitt. Die Aufnahme wackelte. Ein Taelon mit einer Kriegsuniform wurde sichtbar. Jaridianische Kinder, die spielten, standen auf. Zwei Frauen kamen aus dem Haus. Systematisch tötete der Taelon erst die Frauen, dann die drei Kinder. Der Taelon wandte sich dem Kameramann zu. Ein Blitz und die Aufnahme wurde durch Rauschen und Schnee ersetzt.

Bei dem Anblick der Szene stockte Katrin der Atem. Sie hatte die Taelons immer für gute Wesen gehalten. Doch die waren ja genau so grausam wie die Menschen. Da'an hatte im wahrsten Sinne des Wortes die Fassung verloren. Er war nun ein energetisches Wesen, das auf dem Stuhl festklebte. Und durch ein Kraftfeld daran gehindert wurde, es zu verlassen.

„Sieh es dir ruhig an, Taelon. Ja, dies war ich. Ich habe die Narbe noch immer. Und du - du hast dies alles getan”, meinte Hor'azz. Da'an hatte inzwischen seine Fassung wieder erlangt. Er hatte all dies befohlen. Da'an war niemals selber in Erscheinung getreten. Er hatte vom Mutterschiff aus die Stricke in der Hand gehalten und somit war er nicht schuldig. Doch diesen Taelon kannte er. T'than. Der Kriegsminister. Er war so loyal wie eine Schlange. Er war schuld.

Dank der Menschen hatte Da'an gelernt, was ein Gewissen war. Die Jaridians hatten eines. Ehrgefühle kannten weder T'than noch Zo'or. Die alten Werte, die sie im Krieg aufgegeben hatten.

Katrin plagten Zweifel an den Taelon. Da'an plagte sein Gewissen. All die „hättes” und „würdes”, die weder die jaridianischen Kinder und Frauen zurückbringen würden. Eine Entschuldigung würde all dies nicht kitten.


In der Botschaft war das Verschwinden Da'ans bemerkt worden. Zo'or war ausser sich. So sehr, dass er seine Mitarbeiter durch die Botschaft scheuchte, alles bis auf die letzten Räume durchsuchen ließ. Doch selbst im Gemeinwesen konnte er Da'an nicht spüren. Doch er wußte, dass die Jaridians etwas damit zu tun haben mußten.

Boone war einer der ersten, die das fremde Schiff bemerkten. Augur hatte im weltweiten Netzwerk nach Spuren der jaridianischen Sonde gefahndet und war dabei auf die Webseite eines Hobby-Astronomen gekommen, der seit einiger Zeit seltsame Bilder sah. Zusammen mit Lili brach er auf, um das Schiff zu finden.

„An das fremde Schiff. Mein Name ist William Boone. Es ist nicht meine Absicht, mit Ihnen zu kämpfen. Bitte melden Sie sich!”, funkte Boone stundenlang auf einem gesicherten Kanal.

Sandoval und seine Leute hatten das Signal bereits abgefangen. Es ging also um Sekunden.

„Wer ist dieser Boone?”, fragte Hor'azz Da'an. „Er ist - ein Freund”, antwortete der Taelon. Hor'azz lockte das taelonische Shuttle über Umwegen zu seinem Schiff. Er mußte dafür sorgen, dass Da'an ihm nicht die gesamte Flotte auf den Hals hetzte. Und er wollte verhandeln. Er hatte gemerkt, dass der Taelon litt. Nicht nur unter dem Mangel an Energie, sondern auch an dem Gesehenen.

Das Jaridian-Schiff flog in eine höhere Umlaufbahn und aktivierte die Tarnvorrichtung. Lili und Boone flogen hinterher. Sie merkten nicht, dass Sandoval ihnen folgte. Gerade als das Schiff seine Form veränderte, tauchten Sandoval und seine Leute auf. Sie schossen auf das verschwindende Schiff. „Nein! Da'an ist an Bord!” , rief Boone über Funk. Doch Sandoval schien fast wie besessen davon zu sein, die Jaridians zu fangen. Doch nun tauchte über dem Jaridian-Schiff ein gigantischer Schatten auf. Es war das Mutterschiff.

Wie Insekten klebten die Shuttles an dem jaridianischen Schiff, das zwar wesentlich kleiner war als das Mutterschiff, dennoch groß genug. Es konnte die Shuttles nicht abschütteln, da der benötigte Platz nicht ausreichte. Das Schiff besaß keinen Interdimensionsantrieb, wie die der Taelons. Hor'azz rief die Sonde und hoffte, dass diese diesmal seine Rufe beantwortete.

Es war eine zweite Sonde, wegen der Hor'azz und Fortal gekommen waren. Sie hatte einen Menschen getötet und war ausser Betrieb gegangen. Sie versteckte sich an einem Bach hinter der Laube. Ihr Subprozessor war von der Strahlung eines Kometen beschädigt worden, daher die Notwendigkeit, sie zu zerstören.

Nun wurde sie über Fernsteuerung befehligt. Dies funktionierte und der Anti-Schwerkraftantrieb ging in Funktion. Die Maschine hob ab und hielt auf das Mutterschiff zu.

Die Brückenoffiziere sahen das, was auf sie zukam und steuerten das Schiff weg. Dadurch bekam Hor'azz die Möglichkeit, die Shuttles durch ein geschicktes Manöver abzuschütteln. Boone flog hinter dem Schiff und Hor'azz her. Die Sonde indes stieß mit einem Shuttle zusammen und explodierte. Der Shuttle-Mannschaft geschah dank des virtuellen Glases nichts. Boone dirigierte das jaridianische Schiff in die Sahara. Dort landete es. Boone wurde eingelassen. „Der Taelon sagt, dass du ein Freund bist”, polterte Hor'azz. „Ich denke ich bin ein Freund”, erwiderte Boone. „Dann bist du Zeuge der Hinrichtung des Taelons. Dies ist ein ehrenvolles Amt”, bemerkte der Jaridian. „Dies kann ich nicht zulassen. Da'an ist kein Taelon wie Zo'or und viele seiner Mit-Taelon. Er ist Ma'els Erbe”, erklärte Boone. Hor'azz wußte von Ma'el. Ein ehrenwerter Taelon. Deshalb die Ähnlichkeit. „Außerdem sind die Taelon dem Untergang geweiht. Sie können sich nicht mehr fortpflanzen”, fügte Boone hinzu.

Das Shuttle wurde getroffen. Katrin und Da'an waren allein. Man hatte dem Taelon gestattet, sich zu bewegen. Sandoval und seine Leute hatten das Schiff gefunden und griffen es an. Fortal kam herein, um nach ihnen zu sehen. Katrin hatte sich in den sympathischen Außerirdischen verliebt. Und sollten sie sterben, wäre es beinahe wie in „Romeo und Julia”. Sie hatte ihm von dieser Geschichte erzählt. Plötzlich sprühten Funken. Eine Explosion. Es war eine Energiegranate. Katrin hatte von ihnen gehört. Da'an hatte seine Fassung vollends verloren und riß Katrin und Fortal zu Boden. Er gab ihnen Deckung, als die Energie der Granate das Schiff mit voller Wucht traf.

Sekunden später war es ruhig. Fortal und Katrin richteten sich auf. Da'an war nur noch ein flacher „Energiefladen” und an einiger Stelle trat Energie aus. „Er hat sich ehrenhaft verhalten”, meinte Fortal und berührte Da'ans Körper. Er aktivierte sein Shakarava und lud den Taelon so auf. Nach einigen Sekunden konnte Da'an eine menschliche Form annehmen. Schwach aber lebendig dankte er Fortal. „Du hast mir das Leben gerettet”, meinte er. „Und du unseres. Es ist trotz allem noch Ehre in den Taelons. Solange es solche wie dich und Ma'el gibt”, meinte Fortal.

Hor'azz war während der Explosion auf der Brücke gewesen. Zusammen mit Boone. Boone hatte ihn gestützt. Hor'azz brachte ihn nun zu Da'an und den anderen. Boone hatte all dies durch den Monitor gesehen. Hor'azz war bestürzt. Die heile Welt des bösen Feindes auf der einen Seite und der guten Jaridianer auf der anderen Seite war endgültig zusammengebrochen. Er hatte das unmögliche gesehen. Taelons und Jaridians, die einander halfen. Und dafür, so vermutete er, war dieser Boone verantwortlich.

Sandovals Leute hatten inzwischen die Hauptschleuse geöffnet. Sie drangen auf die Brücke vor. Sie war leer. Sie fanden Boone und die anderen in einem Raum, der anscheinend eine Kabine war. Da'an war wohlauf. Hor'azz und Fortal ergaben sich in ihr Schicksal. Bei Fortal stand Katrin. Sie würde ihren Fortal um keinen Preis der Welt wieder hergeben. Da'an befahl Sandoval das Feuer sofort einzustellen. Dieser wollte protestieren, doch der moralische Imperativ in seinem CVI hinderte ihn daran.


Später auf dem Mutterschiff. Hor'azz und Fortal waren getrennt von einander eingesperrt. Da'an und Boone bereiteten einen Plan vor. Auch Katrin war an Bord. Das jaridianische Schiff war in einen Hangar geschleppt worden.

Hor'azz saß in seiner Zelle und ergab sich in sein Schicksal, als die Tür geöffnet wurde. Da'an betrat die Zelle und bedeutete dem Wachmann, sie allein zu lassen. „Fortal geht es gut”, begann der Taelon, als der Wachmann sie allein ließ: „Wir haben uns überlegt, Ihnen zu helfen. Sie haben mich an mein Gewissen erinnert. Dies ist gut so, da viele von uns überhaupt kein Gewissen mehr haben. Ich werde dafür sorgen, dass Ihnen und Ihrem Kind kein Leid geschieht. Doch es ist mir unmöglich, Sie beide freizulassen. Aber einen von Ihnen können wir helfen” „So lasst es mein Kind sein”, erwiderte Hor'azz. „Gut”, meinte Da'an. Er kannte diese väterliche Einstellung. Er würde wahrscheinlich ein ähnliches Opfer für Zo'or bringen, auch wenn dieser es mit Sicherheit nicht zu schätzen wusste.


Es war Nacht auf dem Mutterschiff. Boone und Katrin schlichen durch das Schiff. Das Mädchen hatte darauf bestanden und gedroht, sie würde alles erzählen.

Mit seinem Skrill betäubte Boone den Wachmann. Fortal wachte auf. „Ka'trin?”, fragte er. „Da'an und Boone wollen dich befreien, damit du zu deinen Leuten kannst. Da'an will, dass der Krieg endlich endet und beide Völker wieder vereint sind. Und er ist es dir schuldig”, antwortete das Mädchen.

Boone unterbrach die beiden. Da'an stand hinter ihm. „Ich begleite euch zu dem Schiff. Hor'azz wird nachkommen. Dies verspreche ich”, meinte er. Sie gelangten durch das Schiff und in den Hangar.

„Ich wußte, dass ihr kommen würdet!”, ertönte eine Stimme hinter der Gruppe. Es war Zo'or. Fortal aktivierte sein Shakarava. „Nicht!”, meinte Da'an. „Ich habe angeordnet, das der Junge zur Unterstützung eines Minensuchteams an Bord gelassen wird.” „Und dies soll ich glauben. Außerdem, du hast hier keinerlei Befehlsgewalt”, antwortete Zo'or abfällig. „Nun, du wirst mir wahrscheinlich nicht glauben. Aber dies spielt für mich keine Rolle. Solltest du beschließen, mich zu töten und damit vor der Synode durchkommen, spielt dies auch keine Rolle. Ich habe bereits mehr als einmal mich beinahe auf die nächste Ebene begeben. Eines Tages werde ich nicht zurück kommen. Ob dieser Tag nun oder erst in weiteren tausend Jahren kommt, ist mir egal”, sagte Da'an. Er glühte blau auf. Boone erwartete eigentlich, dass Zo'or ihn töten ließ. Doch er drehte sich um. „Da'an, du weißt, die Synode ist auf meiner Seite. Heute ist es noch nicht der Fall, aber eines Tages wird dich dein Mitgefühl und deine Schwachheit umbringen”, antwortete er.

Nun war es Zeit zum Abschied. „Pass auf dich auf, Fortal. Ich hoffe, ich sehe dich eines Tages wieder. Es war schön mit dir”, meinte Katrin, umarmte den verdutzten Jaridian und küßte ihn auf die Wange. Die Verabschiedung zwischen Da'an und Fortal fiel nicht wesentlich weniger herzlich aus. Sie sharten. Auch Boone umarmte den Jungen. Später, der Junge war abgeflogen, brachte Boone Katrin mit dem Shuttle zur Erde zurück. Er war zwar kein so geübter Pilot, doch die Nachhilfestunden bei Lili zahlten sich aus.

Vor dem Elternhaus stand ein Polizeiwagen und die Beamten und Katrins Eltern staunten nicht schlecht, als das Shuttle vor dem Haus landete. Von dem Internat wurde hinterher bei den glücklichen Eltern nicht mehr gesprochen. Katrin hatte eine Lektion gelernt. Und irgendwann würde ihr Freund von den Sternen wiederkehren...


Auf dem Mutterschiff. „Ist der Sender aktiv?”, fragte Zo'or Sandoval. „Ja und er sendet klar”, antwortete der Beschützer. „Dann ist ja gut. Dann hat Da'an eine gute Arbeit geleistet...”


Einige Monate später sollte Hor'azz wirklich wieder freikommen und mit Liam Kincaid ein aufregendes Abenteuer bestehen...

 

ENDE

 

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