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  „Eine unendliche Geschichte von Liebe und Krieg” von   Hydra
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autoren.
 
Handlung:  Nyan und Liam finden Boone unter dramatischen Umständen. Sandoval stellt Ro'an zur Rede. T'than versucht herauszufinden, was Da'an weiß.
Zeitpunkt:  dritte Staffel
Charaktere:  Nyan, Boone, Ro'an, Liam, Da'an, T'than, Sandoval, Tate
 

 

EINE UNENDLICHE GESCHICHTE VON LIEBE UND KRIEG

Kapitel 8

 

Nyan wusste nicht mehr, wie lange sie schon gelaufen war. Endlich kam sie an den letzten bekannten Koordinaten von Boone an. Da'an hatte recht behalten. Boone musste erst verschwunden sein, nachdem er das Mutterschiff verlassen hatte, denn seine letzten Koordinaten, waren der Ausgangspunkt eines Portals. Es war ein kleineres Portal und befand sich im Herzen von Washington.
Nyan nahm jeden Zentimeter der Gegend genau unter die Lupe. Wohin hätte Boone verschwinden können oder wer war für sein Verschwinden verantwortlich?
Auf eine Antwort musste Nyan nicht lange warten. Als sie sich etwas von dem Portal entfernt hatte hörte sie auf einmal etwas klappern. Sie wirbelte um die eigene Achse und entdeckte eine seltsame kleine Büchse, die vor ihre Füße gerollt war. Noch während sie die Büchse betrachtete, begann ein Gas aus ihr auszuströmen.
Nyan spürte, wie sie bewusstlos wurde. Was war das für ein Mittel, dass sie betäuben konnte? So etwas durfte es doch eigentlich gar nicht geben, zumindest nicht auf der Erde...

Als Nyan wieder zu sich kam, fand sie sich in einem hell erleuchteten Raum wieder.
„Alles in Ordnung?”, fragte eine, ihre wohlbekannte Stimme.
Nyan schoss förmlich hoch und blickte in das Gesicht ihres guten Freundes Boone.
„Mir geht es gut, wie steht es mit dir?”
Boone rieb sich demonstrativ den Kopf: „Ich hab ne ziemlich große Beule, aber die ist halb so wild.”
„Wie bist du hier her gekommen?”
Boone zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich genauso wie du, ich wurde beim verlassen des Portals schon erwartet. Eine Gruppe von Männern kam auf mich zu und sie waren mir 5 zu 1 überlegen. Nach einem harten Schlag auf den Kopf verlor ich das Bewusstsein und kam erst hier wieder zu mir.”
Nyan nickte, also hatte man sie auch am Portal erwartet.
„Nyan ist.....” die letzten Worte flüsterte Boone, kaum hörbar Nyan zu und sie nickte als Antwort.
„Weißt du denn schon, wer dich hier her verschleppt hat und mich jetzt auch?”
„Ja!” Die Art wie Boone dieses Wort aussprach, gefiel Nyan gar nicht. In diesem einen Wort lagen Verachtung und Enttäuschung gleichermaßen.
„Wer?”

Noch bevor Boone antworten konnte, öffnete sich die Wand vor Nyan und Boone. Dahinter war der Weg scheinbar frei, aber Nyan erkannte, dass ein Kraftfeld ihnen immer noch den Weg versperrte.
„Diese Frage, kann ich Ihnen beantworten!”
Wäre Nyan ein Mensch gewesen, dann wäre sie wohl erbleicht, als sie sah, wer da sprach.
„Ro'an!”

Der Taelon lächelte kaum merklich. „Hallo Nyan! Da'an hat gehandelt, wie ich es von ihr erwartet habe. Und so seid ihr jetzt beide in meiner Gewalt.”
„Ich dachte, du seiest in einer Gefängniszelle!”
Ro'ans Blick sah die Geryn leicht boshaft an. „Nun, in einem Anflug aus Sentimentalität und Schuldgefühlen hat sie mich frei gelassen.”
„Aber doch bestimmt nicht auf die Erde!” Nyan konnte es nicht glauben. Da'an konnte diesen intriganten Taelon doch nicht wirklich frei gelassen haben!
„Du hast Recht, auf der Erde sollte ich jetzt nicht sein. Meine Bewegungen sollten auf das Mutterschiff begrenzt bleiben. Aber wie du siehst, bin ich nun hier. Und es wird der Synode schwer fallen, mich hier zu finden.” Man sah ihm seine Zufriedenheit an.
Boone wendete sich ab, damit Ro'an die Hoffnung in seinen Augen nicht sehen konnte. Vielleicht hatten sie Glück und Da'an erinnerte sich daran, wo ihre Schlupfwinkel gewesen waren. Boone hatte genau gemerkt, dass Da'an sich noch ein paar Informationen mehr bei ihrer geistigen Verbindung geholt hatte. Er hatte es nicht erwähnt, doch gestört hatte es ihn schon, was Da'an gespürt haben musste, denn kurz darauf schien sie damit aufzuhören. ...

Doch Ro'an schien seine Gedanken erraten zu. Mit einem boshaften Lächeln, trat der Taelon näher an das virtuelle Glas.
„Machen Sie sich keine Hoffnungen, Commander Boone. So wie ich Da'an kenne, wird er zwar sicher bald eine Möglichkeit finden, dieses Versteck zu lokalisieren, aber dann sind wir hier schon längst wieder weg!”
Boone hätte fluchen mögen, wenn er nicht zu gut erzogen war. Jahrelange Mitgliedschaft bei den Pfadfindern geht nun mal nicht spurlos an einem vorbei!
„Und wohin werden gehen?”, fragte Boone, obwohl er nicht erwartete, eine wahrheitsgemäße Antwort zu erhalten. Doch wieder überraschte ihn der Taelon.
„Nun, mein wiederauferstandener Freund, Ihre Reise wird nicht sehr weit sein. Agent Sandoval wird jeden Augenblick eintreffen und Sie mit zurück aufs Mutterschiff nehmen.”
„Was???” Boone konnte seine Überraschung nicht verbergen, was bei Ro'an ein höhnisches Lächeln hervorrief.
„Sie müssen verstehen, Commander, mein Ruf in der Synode hat durch die Ereignisse gelitten, ein Zustand, den ich - jetzt nachdem ich mein wichtigstes Ziel, ein Bündnis zwischen den Taelon und den Geryn, erreicht habe - möglichst schnell wieder ändern will. Und was wäre dazu besser geeignet, als Sie, einen überführten Verräter, wichtigen Widerständler und Träger von für meine Rasse äußerst gefährlichen Informationen zu fangen und auszuliefern?”
Sprachlos vor Schreck begannen Boones Gedanken zu rasen. Was konnte er tun, wie konnte er, wenn schon nicht sich selbst, so vielleicht Da'an oder Nyan schützen. Er zwang sich zur Beherrschung.
„Das also haben Sie mit mir vor. Aber Nyan dürfte für Sie bei diesem Ziel nicht sehr von Nutzen sein.”
„Oh, da haben Sie schon wieder Unrecht. Denn leider sehen die engstirnigen Mitglieder der Synode meine angeblichen Vergehen als viel zu gravierend an, als dass es ausreichen würde, nur Sie zu ergreifen und auszuliefern. Ich werde also wohl noch etwas mehr leisten müssen und aus diesem Grund werden Nyan und ich eine längere Reise antreten. Sie müssen wissen, dass entgegen allen Anscheins, Geryn in Gefahr äußerst kreativ werden...” Mit diesen Worten wendete Ro'an seinen Blick zu Nyan hinüber, der bei diesen Worten ängstlich an die hintere Wand ihrer Zelle zurückgewichen war und sich wie ein Chamäleon deren Farbe angepasst hatte.

 
* * *
 

Da'an stand vor virtuellem Glas und sah auf die Erde hinunter. Sie war nervös. Auch Nyan hatte sich nicht wieder gemeldet, was mehr als besorgniserregend war. Irgendetwas musste den Beiden zugestoßen sein. Und es war merkwürdig, dass die letzten Koordinaten, die sie von den Beiden hatte, die gleichen waren. Wer hätte einen Vorteil davon, die Beiden zu entführen bzw. gefangen zu nehmen? Boone war ein Verräter in den Augen der Taelons und vielleicht auch in den Augen seiner Freunde, und Nyan war ein Außerirdischer und nicht offiziell auf der Erde.
T'than stellte sich leise neben sie, um sie in ihren Gedanken nicht zu unterbrechen. „Wem würdest du zur Zeit am ehesten eine Intrige zutrauen, T'than?”
„Was für eine dumme Frage!” Sie sahen weiterhin hinaus auf die Erde. „Allen üblichen Personen!”
„Genauer”, drängte Da'an.
„Am meisten, wie sonst auch, Zo'or. Sein Implantat. Und aus aktuellem Anlass Ro'an, wenn er nicht auf dem Mutterschiff gefangen wäre.”
Ro'an. Da'an checkte seine Position auf dem Mutterschiff. ‚Ro'an befindet sich nicht auf dem Mutterschiff’, erschien die Anzeige auf dem Display.

 
* * *
 

In Nyan stieg ein wenig Panik auf. Er mochte die Taelons, er hatte diese Rasse immer bewundert und nun fand sich unter ihnen tatsächlich so ein schwarzes Schaf wie Ro'an wieder.
Das werde ich nicht zu lassen. Ich werde die Taelons nicht wegen einem ihrer Rasse verurteilen, aber Ro'an muss aufgehalten werden, aber dazu müssten wir von hier entkommen, ging es Nyan durch den Kopf.
Ro'an wandte sich noch einmal an Boone und trat dabei ein Stück nach vorn. Dadurch konnte Nyan sehen, was sich hinter ihrem Gefängnis befand. Hätte Nyan ein menschliches Herz so hätte es wahrscheinlich vor Freude einen Sprung gemacht, als sie nicht weit von ihrer Zelle entfernt ein Shuttle entdeckte.

Nyans Blick wanderte zurück zu Boone und Ro'an. Der Taelon war Boone gefährlich nahe gekommen.
In Nyans Gedanken entwickelte sich bereits ein Fluchtplan, aber auch Boone schien von Ro'an genug zu haben, außerdem wollte er nie ein weiterer Teil seines diabolischen Plans werden.
Boone hob seinen Arm und richtete seine Skrill auf Ro'an.
Hätte Nyan nicht genau gewusst, dass Boone nicht dazu fähig wäre aus Hass zu töten, so wäre er ihm wohl in die Schussbahn gesprungen, aber stattdessen trat Nyan bekräftigend an Boones Seite.
Ro'an schien Boone allerdings nicht so gut zu kennen, denn er trat einige Schritte zurück.
„Ich würde ihnen empfehlen uns gehen zu lassen oder sie werden es bereuen.”
Seltsamerweise trat Ro'an tatsächlich zur Seite und ließ die Beiden gehen.
Nyan deutete auf das Shuttle und die Beiden rannten los.
„Das gefällt mir nicht. Es war zu einfach!”, bemerkte Boone und hatte somit Nyans Gedanken ausgesprochen.

Kurz bevor sie das Shuttle erreichten, wussten sie auch weshalb.
Man schoss auf sie!
In letzter Sekunde sprang Nyan in Deckung. Als er sich umsehen wollte, hechtete gerade Boone in Sicherheit. Doch anstatt sich wieder aufzurichten, blieb er vor Nyan liegen.
„Boone, was ist?”, fragte Nyan aufgeregt und dreht Boone um. Jetzt sah er das Boone getroffen worden war, seine rechte Schulter war schwer verletzt.
*Verdammt, wie soll ich denn uns so hier raus bringen*, schoss es ihr abermals durch den Kopf.
*Lass mich euch helfen!* Erst jetzt spürte Nyan wieder Liams Gegenwart, aber er gab ihm sogleich zu verstehen, dass er ihn nicht freilassen würde.
*Das ist mir egal, ich will euch nur helfen, lass mich raus. Sobald wir das hier überstanden haben kannst du mich wieder verschlucken, mir den Prozess machen, was du willst, aber bitte lass mich dir und Boone helfen!* Liams Stimme klang ehrlich und bittend.
Nyan konnte nicht glauben, welche Gedanken ihm jetzt durch den Kopf gingen, aber er schloss das alles mit einem einzigen Gedanken ab: Es ist um meinen Freund Boone zu retten und um die Taelons zu warnen.

Mit einer unglaublich schnellen Bewegung bäumte sich Nyan auf und Liam fiel hart zu Boden. Dem Kimera ging es gut, er hatte absolut keinen Schaden genommen und er tat wirklich das, was er versprochen hatte.
Liam richtet sich auf und schoss mit seinem Shaquarava auf die Angreifer. Als keine Schüsse mehr ertönten, bahnte er ihnen den Weg zum Shuttle und startete.

Als sie weitgehend in Sicherheit waren, fragte Liam: „War das jetzt so schlimm, mich frei zu lassen?”
„Erwarte nicht, dass ich darauf antworte.”
„Schon gut”, beruhigte Liam Nyan.
„Außerdem bleibst du nicht auf freiem Fuß.” Demonstrativ stellte sich Nyan vor Liam.
„OK, OK, in Ordnung, aber lass mich bitte noch Boone helfen.”
Nyan hatte schon dazu angesetzt, Liam erneut zu verschlingen, aber diese Bitte wollte Nyan ihm dann gewähren.

 
* * *
 

Ro'an trat aus der Zelle und sah in die Richtung in die das Shuttle verschwunden war.
„Sie mal an, sie haben also Liam bei sich. Die Geryn scheinen ihn wohl nicht sonderlich leiden zu können.”

„Sie kann aber auch kaum jemand sonderlich gut leiden!”, ertönte plötzlich eine wenig freundliche Stimme hinter ihm.
Gelassen drehte sich Ro'an um.
„Agent Sandoval, Sie dürften selbst am besten wissen, dass man sich nur zu leicht Feinde macht, wenn man unkonventionelle Methoden wählt.”
„Sehr richtig, Ro'an!”, antwortete der Mann und kam ein paar Schritte näher. „Aber dieser höchst peinlich missglückte Versuch einer Entführung fällt wohl kaum unter die Kategorie unkonventionelle Methode. Tatsächlich ist es sehr bedauerlich für Sie, dass diese Chance, sich bei der Synode wieder positiv ins Licht zu setzen, gescheitert ist.”
„Es wird eine Neue kommen.” Ro'an machte eine wegwerfende Handbewegung und schickte sich an, zurück in das Gebäude zu gehen. Doch Sandoval hielt ihn auf, indem er seinen rechten Arm hob.
„Ich fürchte, Ro'an, dies war Ihre letzte Gelegenheit, ihre Position zu verbessern. Hätte dies hier geklappt, dann wäre ich vielleicht mit Ihnen zusammen als glorreicher Held dagestanden. Doch jetzt wird mir die Sache zu brenzlich. Bedauerlich für Sie, aber Sie sind der Einzige, der über meine Verstrickung darin weiß und das bedeutet leider, dass Sie jetzt - wie sagt ihr Taelons so schön? - auf die nächste Ebene wechseln müsst.”
Leicht beunruhigt sah Ro'an auf den auf ihn gerichteten Skrill, doch wirkliche Angst zeigte er nicht. Im Gegenteil, er verzog verächtlich sein Gesicht. „Leider muss ich Sie enttäuschen, Da'an weiß ebenfalls bescheid. Mich zu töten wird Ihnen also gar nichts bringen”, gab er höhnisch zurück.
Etwas überrascht ließ Sandoval seinen Arm sinken. Er überlegte kurz und dann erschien ein teuflisches Lächeln auf seinem Gesicht. „Vielen Dank für diese Information!”, antwortete er und zielte wieder mit dem Skrill. Einen Augenblick später erleuchtete ein gleißender Lichtblitz den dunklen Hof.

Keuchend richtete sich Sandoval auf. Wie war das möglich gewesen? Der Taelon hatte seinen Schuss mit einem Glühen in seinen Händen abgewehrt und lag jetzt regungslos am Boden. Sandoval stand auf und sah auf Ro'an herab, Blut lief an seiner Wange herunter. Er fühlte sich miserabel. Was zum Teufel war das gewesen? Er musste es herausfinden.
Sandoval sah sich um. Niemand war zu sehen, nichts zu hören, außer dem kalten Wind Nordkanadas. Er nahm eine blau schimmernde Lampe aus seiner Manteltasche und trug den Taelon zu seinem Shuttle. Sein geheimstes Geheimversteck kannte keiner seiner zeitweise Verbündeten. Nur Tate, sein Handlanger.

 
* * *
 

„Wo fliegst du hin, Kimera?”
„Nun, auf dem Mutterschiff wird man dieses Shuttle geortet haben und so fliege ich direkt zur Taelonbotschaft in Washington, so dass wir von dort aus in ein Versteck flüchten können.”
„Was ist mit Freiwilligen?”
„Die werden wir umgehen müssen.”
Nyan sah Liam skeptisch an und öffnete dann einen Kanal zu Da'an. Der Taelon wirkte angespannt und die Geryn sah, dass sie nicht allein war. „Ich muss mit Dir reden, Da'an! Dringend!”
„Ja?”
„Ich versuche, es kurz zu fassen. Ro'an ist nicht mehr auf dem Mutterschiff, sondern irgendwo ...”, Nyan schickte Da'an die Koordinaten, „...hier. Er hat mich entführt und ich konnte fliehen. Er hatte irgendeinen Plan, mit dem er sich bei der Synode einschmeicheln wollte.”
„Ich danke dir.” Da'an nickte und schloss die Verbindung.

Das war aber unhöflich gewesen, ungewohnt unhöflich von Da'an! Wer der Taelon im Hintergrund wohl gewesen war? Nyan kannte ihn nicht, doch sie war furchtbar neugierig. Warum Da'an wohl so angespannt gewesen war? Zu schade, dass sie, sie nicht hatte direkt fragen können!
Sie warf einen drohenden Blick zu Liam und freute sich, als dieser ergeben seufzte.

 
* * *
 

Tate rieb sich seine müden Augen. Sein Boss war schon eine ganze Weile weg, aber er hatte ihn nicht entlassen. Und so wartete er jetzt. Er versuchte, sich die Zeit mit „Minesweeper” zu vertreiben, hatte währenddessen aber die ganze Zeit das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden. Er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, falls irgendwo eine Kamera installiert worden war. Doch er hatte unauffällig bereits den gesamten Raum abgesehen, war scheinbar gelangweilt an Wänden vorbeigeschlichen und hatte unter dem Schreibtisch etwas gesucht. Nichts. War vielleicht auch nur die Müdigkeit. Aber eine leichte Gänsehaut hatte er trotzdem.

 
* * *
 

Liam steuerte das Shuttle sicher und ruhig über Washington.
„Wohin nun, wenn Da'an nicht alleine ist, können wir wohl schlecht in die Botschaft marschieren?”
Nyan blickte auf, er hatte gerade noch bei Boone gesessen, welcher dank Liams Hilfe nun wieder zu Bewusstsein kam.
„Wir können mit dem Shuttle nicht einfach an der Botschaft andocken, also wäre die Alternative ein Portal!”
„Dann weiß ich schon, wo wir das Shuttle abstellen können.”
Nyan sah Liam überrascht an. Nyan hasste die Kimera für alles was sie getan hatten, aber in Liam steckte auch der Teil eines Menschen, dass war wohl einer der Gründe das er so anders war. Nyan konnte seinen Hass nicht bei Seite schieben, aber irgendwie schaffte es Liam ihn von Zeit zu Zeit positiv zu überraschen.
„Dann bring uns runter.”

Boone richtete sich gerade neben Nyan auf.
„Danke für die Hilfe”, flüsterte er.
Nyan lächelte, wie gerne hätte er Boone sagen mögen: „Gern geschehen”, aber er war ehrlich und deutete auf Liam.
„Du musst dich dafür nicht bei mir bedanken mein Freund.”
Erst jetzt erkannte Boone, wer da auf dem Pilotensitz saß und das Shuttle steuerte.
Er lächelte Nyan dankbar an und stand dann vollends auf.
„Wie geht es dir, Kleiner”, wandte sich Boone an Liam.
Etwas überrascht blickte dieser von seinen Kontrollen auf.
„Es geht mir gut,” Liam klang etwas wehmütig, aber er meinte es ernst.
Viel mehr konnte Boone ihn auch nicht Fragen, da Liam das Shuttle in einen Sinkflug brachte und in der Nähe eine öffentlichen Portals landete.

„Wir sind gelandet. Nun kannst du mich wieder in Haft nehmen oder wie immer du das auch nennen magst!”, wandte sich Liam etwas traurig an Nyan.
„Das werde ich schon noch Kimera, aber jetzt noch nicht!”
Jetzt sahen Liam und Boone gleichermaßen überrascht aus.
„Wir müssen unbeschadet zu Da'an gelangen und dafür kann ich deine Hilfe gebrauchen, aber solltest du es auch nur eine Sekunde lang wagen dein Shaquarava gegen einen Taelon, besonders gegen Da'an zu richten, dann werde ich mit Sicherheit nicht mehr so gnädig sein.”
Etwas erschrocken über die Härte in Nyans Stimme trat Liam hinter Boone.
„Er wird keinem etwas tun, dafür garantiere ich”, meinte Boone.
„So? Das kannst du sagen, mein Freund, immerhin bist du ein Mensch und du kennst nicht die Taten der Kimera. Ich schon und er ist nun mal ein Kimera.”
„ER ist es nur zu 30%. Aber du hast recht, ich kenne die Kimera nicht und deshalb betrachte ich Liam als Freund nicht als Feind und selbst wenn ich die Kimera kennen würde, so könnte ich ein Individuum nicht nach dem beurteilen, was seine Rasse getan hat!”
Nyan sah überrascht zu Boone.
„Du bist sehr weise, mein Freund. Aber nun lasst uns endlich zur Botschaft gehen.*

Gemeinsam liefen sie zu einem Portal. Doch bevor sie sich in die Botschaft transferieren ließen, wollte Nyan noch einmal Kontakt mit Da'an aufnehmen, aber Da'an antwortete nicht!

 
* * *
 

Währendessen umkreiste T'than Da'an wie eine Raubkatze.
„Also, Da'an, wie wäre es, wenn du mir erzählst, was du bei Ro'ans Verhör herausgefunden hast?”, fragte T'than mit einem heimtückischen Lächeln auf den Lippen. „Oder muss ich dich etwa verhören, um es zu erfahren?”
Gelassen beobachtete Da'an den Kriegsminister. Er war müde und hatte keine Lust, sich mit T'than auseinander zu setzen. Es war zuviel geschehen, über das er erst in Ruhe nachdenken musste, bevor er wusste, was sein Geliebter wissen sollte. Sicher war, dass dieser Sandoval nur zu gerne ans Messer liefern würde und dies sofort tun würde, wenn er die gesicherte Kenntnis vom Verrat des Implantanten hatte. T'than hatte viele schlechte Eigenschaften und eine war, dass er eine Zurückweisung, wie sie ihm Sandoval gegeben hatte, nicht so ohne weiteres verzieh. Da'an hingegen zog es vor, Sandoval zu einem nützlichen Werkzeug zu machen, anstatt ihn zu beseitigen. Er würde so bald wie möglich versuchen mit ihm zu reden, doch dazu musste er erst einmal einen gewissen Taelon loswerden, der umso anhänglicher wurde, je weniger man ihn bei sich haben wollte. Ganz davon abgesehen konnte er im Beisein von T'than nicht frei mit Nyan reden.
„Warum willst du den Freiwilligen, die du zu der Position geschickt hast, die Nyan uns durchgegeben hat, nicht folgen? Dann könntest du Ro'an selbst fragen”, antwortete Da'an in einem gelangweiten Ton.
Doch er wirkte wohl nicht recht überzeugend. Das Lächeln auf T'thans Gesicht verstärkte sich zu einem Grinsen. „Warum hab ich nur das Gefühl, dass ich viel mehr interessante Informationen erhalte, wenn ich hier bei dir bleibe?”
Da'an antwortete - nicht nur gespielt - mit einer genervten Geste. Ohne T'than zu beachten ging er zu einem Stuhl hinüber und schaltete, nachdem er sich zurückgelehnt hatte, die Energiedusche ein.
T'than folgte ihm, setzte sich auf den Rand des Stuhles und sah nachdenklich auf ihn herunter. Wenigstens war dieser hinterlistige Ausdruck in seinem Gesicht verschwunden und wenigstens schwieg er mal für einen Moment. Erschöpft schloss Da'an die Augen und überließ sich dem wohligen Gefühl, das die über seinen Körper flutende Energie verursachte.
Nach einer Weile spürte er, wie T'than seine Hand nahm und sie in seinen Schoß legte. Zärtlich spielt er mit seinen Fingern und strich über seinen Arm. Da'an genoss es einfach, auch wenn er ahnte, dass der Frieden nicht von langer Dauer sein würde.
Tatsächlich... „Da'an? Warum sollte Ro'an Nyan gefangen nehmen? Was für einen Plan hat er, um sich der Synode einzuschmeicheln?”, fragte der Kriegsminister nach einiger Zeit mit sanfter Stimme und ohne seine Liebkosungen zu unterbrechen.
„Ich hab nicht die geringste Ahnung, T'than”, antwortete er wahrheitsgemäß.
Bevor T'than etwas erwidern konnte, meldete das Schiff einen eingehenden Anruf von Nyan.
„Willst du nicht rangehen?”
„Nein.”
Da'an dachte nicht im Traum daran! Er half Nyan, Boone und Liam im Moment am besten damit, indem er sie ignorierte. T'than konnte den Anruf an ihn nicht selbst entgegennehmen und so konnte er auch nicht die Position des Anrufers bestimmen.
T'than wusste das nur zu gut und so saß er etwas unschlüssig neben ihm.
„Es könnte aber etwas wichtiges sein...”, meinte er schließlich hilflos.
„Mit Sicherheit ist es das, T'than. Es ist immer wichtig!” Da'an öffnete die Augen und musterte den anderen Taelon. Er sah ebenfalls erschöpft aus und es gelang ihm nicht mehr so gut wie noch eben, dies zu verbergen.
Mit einem Lächeln zog Da'an T'than zu sich herunter und nahm ihn kurzerhand in den Arm.
„Das ist unfair”, murmelte er müde in Da'ans Schulter. „Ich weiß, dass du etwas wichtiges vor mir geheim hältst...”
„Natürlich tue ich das”, flüsterte Da'an zurück und legte auch noch den anderen Arm um T'than. „Aber das mache ich doch immer, ganz wie du auch.”

 
* * *
 

Verwirrt blickten die drei sich an.
„Was ist los, warum meldet sich Da'an nicht,” wollte Nyan wissen.
Boone schüttelte nur den Kopf, es konnte alles mögliche passiert sein, Da'an konnte was geschehen sein, er hätte verhaftet werden können oder er befand sich unter Verdacht auf dem Mutterschiff.
„Es hilft nichts hier herum zu stehen, ich würde vorschlagen wir begeben uns in die Nähe der Botschaft, scannen ob dort alles leer ist und versuchen dort herauszufinden, was mit Da'an los ist!”
Überrascht blickten Boone und Nyan zu Liam.
Offensichtlich hatte dieser Kimera-Mischling doch mehr Herz, als seine Artgenossen.
Mit diesen Gedanken stimmte Nyan ihm zu und sie machten sich auf dem Weg zur Botschaft.

Sie materialisierten in einem Portal nicht weit von der Botschaft entfernt. Boone blickte sich um und scannte die Umgebung.
„In der Botschaft ist nur der übliche Sicherheitsdienst, wir können durch die unterirdischen Gänge hineinkommen, so umgehen wir die Sicherheitssperren.”
Nickend liefen sie los.

Boone war froh, dass sie Liam dabei hatten, er hatte Da'an als letzter gedient und kannte deshalb die neuesten Sicherheitssperren.
Nyans Gesicht blieb ausdruckslos.

In Da'ans Büro sah alles ganz gewöhnlich aus, also waren die drei sofort der Ansicht, dass er wohl aufs Mutterschiff gerufen worden sei.

„Und was nun?”, fragte Liam.
„Wir warten bis Da'an zurück kommt und halten uns versteckt”, antwortete Nyan vor Boone.
„Und wenn ihm doch etwas passiert ist?”
„Dann wollen wir nur hoffen, dass ihm nichts passiert ist.”

Liam nickte, er wollte es sich auf keinen Fall mit Nyan verscherzen. Seit der Zeit, in dem er von Nyan „festgesetzt” gewesen war, verstand er diese Rasse etwas besser.
Die Kimera waren zwar galaktische Anthropologen, aber ein Teil von ihnen war abtrünnig geworden und diese kleine Gruppe hatte verheerende Dinge angerichtet.
Und unter diesen Dingen hatten Rassen wie die von Nyan schwer zu leiden.
Gedankenverloren starrte er aus dem Fenster.

Nyan bemerkte Liams, trauriges Gesicht. Es war ungewöhnlich für einen Kimera so viele Gefühle zu offenbaren!
Allerdings wollte Nyan sich darüber keine weiteren Gedanken machen und ging hinüber zu Boone.
Gemeinsam durchforschten sie die Datenbank und Überwachungsanlagen.

Liam und Boone lagen schlafend auf dem Boden in Da'ans Audienzzimmer. Nyan hatte sich die Form einer Wand gegeben und sich über sie gestellt, so dass sie nicht gesehen werden konnten. Ihr war langweilig, nichts passierte, und so verfolgte sie die Träume der beiden Männer. Langsam wachten die Beiden auf.
„Guten Morgen!”, begrüßte Nyan sie fröhlich.
„Morgen, Nyan! Warum bist Du so fröhlich? Hast du von Da'an gehört?”
Nyan strahlte Traurigkeit aus. „Nein.”
In diesem Moment hörten sie ein leises Zischen, so als würde eine Taelontür aufgehen. Und dann sahen sie T'than aus Da'ans privaten Räumen treten und eine lächelnde Da'an folgte ihm. T'than stoppte, drehte sich zu Da'an um und legte seine Hand in ihre. Beide Taelons leuchteten kurz blau auf und lächelten sich an.
Am Ausgang des Empfangszimmers blieb T'than noch einmal stehen. „Denke aber nicht, dass ich nicht weiter auf deiner Spur bleiben werden, Da'an!”
„Mach dir darüber keine Gedanken, Ma'nu'suu.”

Nyan seufzte lautlos, aber so, dass die beiden Männer es deutlich spüren konnten. „Wie schön!”
Liam schien eher geschockt zu sein. „Was war das denn?” Auf seinem Gesicht war seine Verwirrung deutlich sichtbar. Boone sah ihn nachdenklich an. „Nun, vielleicht sind Taelons geschlechtslos, aber haben trotzdem Beziehungen.” Liam schüttelte den Kopf. „Das mag ja sein, aber nicht T'than und Da'an!” Boone zuckte die Schultern. „Nun, ich kenne ihn nicht.” - „T'than ist...”, wollte Liam gerade ansetzen, als Nyan ihn unterbrach. Sie amüsierte sich köstlich. „Ihr wisst nicht, dass Da'an und T'than schon lange ein 'Paar' sind? Glaubt mir, schon sehr lange. Einer spioniert dem Anderen nach und politisch gesehen kriegen sie sich auch ständig in die Haare, aber das ändert nichts an ihrer stabilen Beziehung zueinander. Und ...”, hier wurde Nyan lauter, weil Liam gerade etwas erwidern wollte, „Taelons haben durchaus Beziehungen, nicht nur zu anderen Taelons, sondern auch zu anderen Spezies. Und sie sind nicht monogam.” Dann grinste Nyan kurz. Sie wollte Boone nicht verraten, dass sie seine Erinnerungen an einen gewissen Kuss mit Da'an genau mitbekommen hatte.
Sie spürte eine leichte Berührung und dann Da'ans Präsenz. Sie hatte sie gar nicht herüber kommen bemerkt, so sehr war sie in das Gespräch von Liam und William vertieft gewesen.
*Ihr könnt euch offen zeigen. Es ist niemand hier.* Nyan grinste und es fiel ihr schwer nicht *Aber doch wohl erst seit Kurzem* zu denken, denn so kommunizierte man mit einem Taelon nicht.

Nyan zog sich zu einer amöbenförmigen Kugel zusammen und gab dabei Liam und Boone frei, die ohne die sanfte Unterstützung, die sie die letzten Stunden getragen hatte, etwas orientierungslos auf den Boden sanken. Nyan dehnte und bog sich genüsslich. War das schön, nicht mehr so starr dastehen zu müssen! Liam und Boone schienen hingegen immer noch etwas verwirrt zu sein, denn auch jetzt als sie sich aufgerappelt hatten, strahlte ihr Blick nicht gerade Klarheit aus. Aber da dieser immer wieder verunsichert zu Da'an wanderte, nahm Nyan an, das dies nichts mit einem allgemeinen Unwohlsein zu tun hatte, sondern mit der Erklärung, die er ihnen gerade gegeben hatte. Nyan konnte nicht verhindern, dass sich auf seiner Außenhaut rosafarbene Flecken bildeten. Die Reaktion der beiden war aber auch zu ulkig! ...Moment, das war ein Kimera, über den er sich da gerade amüsierte. Irritiert über sich selbst, war Nyan dankbar als Da'an - nachdem er sich seine Gäste der Reihe nach nachdenklich angesehen hatte - wieder das Wort ergriff.
„Ich habe mir schon große Sorgen, um euch gemacht. Wie geht es euch?”
Liam und Boone waren immer noch mit ihrer Verwirrung beschäftig und so übernahm es Nyan für sie zu antworten.
„Uns geht es bestens! Aber wir haben uns auch Sorgen gemacht, aber jetzt ist ja klar, warum du dich nicht melden konntest. Keine Angst, wir haben dafür Verständnis und zu unbequem war die Nacht auch gar nicht. Was wichtiger ist, ist dass uns Ro'an gefangen genommen hat. Er sagte, dass er sich bei der Synode einschmeicheln wollte, indem er Boone...”
Da'an unterbrach seinen Redefluss, indem er die Hand hob.
„Bitte Nyan, nicht so schnell. Unsere menschlichen Freunde werden etwas zu essen benötigen und sich vielleicht frisch machen wollen.”
„Oh, ja, natürlich...”, antwortete Nyan, und wurde schuldbewusst etwas heller. Wie hatte er das nur vergessen können. Er schickte sich an Da'an zu folgen, doch der drehte sich nach wenigen Schritten noch mal zu ihnen um.
„Um Missverständnisse auszuräumen,” meinte der Taelon mit tadelndem Blick, „ich habe meine Fürsorge euch gegenüber nicht vernachlässigt, um mir eine schöne Nacht mit T'than zu gönnen. Mein Geliebter ahnt etwas und ist nun äußerst misstrauisch, daher war es unmöglich, euch zu kontaktieren, ohne dass er es mitbekommen hätte. Ihr seit hier nur deswegen sicher, weil ich die Überwachungsorgane der Botschaft kontrolliere.”
Damit drehte sich Da'an wieder um und bekam nicht mit, wie die beiden Männer vor Verlegenheit über Da'ans deutliche Worte rot und Nyan vor Schuldgefühlen über seine falsche Interpretation von Da'ans Motiven noch blasser wurden.

 

Ende von Kapitel 8

 

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