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  „Eine unendliche Geschichte von Liebe und Krieg” von   Hydra
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autoren.
 
Handlung:  Die Taelons bekommen neue Alliierte; Da'an und Augur kämpfen um wichtige Daten
Zeitpunkt:  dritte Staffel
Charaktere:  Da'an, Zo'or, T'than, Boone, Sandoval, Liam, Renée, Augur, Matyr, Nyan, Wayos, Ro'an, Christoph Dennisson, Julia
 

 

EINE UNENDLICHE GESCHICHTE VON LIEBE UND KRIEG

Kapitel 2

 

Boone startete unbeholfen das Shuttle, doch er hatte keine Ahnung, wie sie hier heraus kommen sollten. Ein leises Stöhnen verriet, dass Liam wieder zu sich kam.
„Was...” begann er, doch Boone unterbrach ihn. „Hilf mir, Liam. Wir müssen hier weg!”
Da traf das gerade startende Shuttle ein Schuss, so dass Boone zur hinteren Seite des Shuttles gestoßen wurde. Liam rappelte sich auf, kämpfte sich zu den Kontrollen und brachte das Shuttle dank eines Tricks, den Lili ihm beigebracht hatte, sofort in den Interdimensionsraum.

Aber die Kontrollen waren beschädigt. Er konnte keine Koordinaten mehr erkennen. Als sie den Interdimensionsraum verließen, wusste er nicht mehr, wo sie waren. Auch Boone hatte keine Ahnung. In der Nähe war ein leuchtender roter Planet. Kleine Raumschiffe kamen auf sie zu. Die beiden Beschützer starrten auf die Raumschiffe und bemerkten so nicht, wie sich hinter ihnen einer der Stühle in Augur verwandelte.
„Wieder daheim! Wie schön!” rief Nyan entzückt.
Auf dem Vorderfenster erschien ein merkwürdiges Gesicht. „Wer sind Sie? Und warum fliegen Sie ein Taelon-Shuttle? Bitte identifizieren Sie sich!”
Plötzlich leuchtete das Gesicht des Außerirdischen auf. „Nyan! Da bist du ja endlich wieder!”
Die beiden Männer drehten sich verwundert um und entdeckten ein Wesen, dass gerade Augurs Figur verlor und sich in eines dieser Außerirdischen verwandelte. Er leuchtete grün auf, scheinbar vor Freude.
„Wayos, ich kann es kaum erwarten, dich wiederzutreffen!” Und er sprang auf und ab, auf und ab und die beiden Menschen hatten keine Ahnung, was hier los war. Ziemlich fassungslos starrten sie abwechselnd auf die zwei Geryn. Das Gesicht, das scheinbar auf das virtuelle Glas projiziert war, sah aus wie ein runder grüner Kreis, in dem sich plastisch ein menschliches Gesicht herausformte, das eine Mischung aus Boone und Liam darzustellen schien. Der hüpfende Geryn, Nyan, hatte überhaupt keine feste Form, sondern veränderte sich ständig, das einzig Konstante war die grüne Farbe.
In ihrer Wiedersehensfreude hatten die Geryn die beiden Menschen vollkommen vergessen. Ein dezentes Räuspern Liams brachte sie in die Gegenwart zurück. Nyan drehte sich zu Boone und Liam um und sagte: „Keine Angst, wir sind nicht eure Feinde...” - „..., aber auch nicht eure Freunde,” fuhr Wayos fort. „Ihr habt unsere Alliierten, die Taelons, verraten und wir wissen das. Wir könnten aber einiges für euch tun. Bitte landen Sie das Shuttle auf unserer Heimatwelt. Dann werden wir Ihnen unseren Vorschlag machen.”
Nyan hörte auf zu hüpfen und sah Wayos überrascht an. „Seit wann sind wir Alliierte der Taelons?” - „Seit ungefähr einer Stunde. Matyr hat festgestellt, dass er T'than mag. Und du weißt ja, der Freund eines Geryn ist der Freund aller Geryn. Dummerweise sind die Taelons über das Gemeinwesen miteinander verbunden.” Wayos ließ so etwas wie einen Seufzer erklingen. „Die Mitteilung hat uns erst vor ein paar Minuten erreicht. Die Taelons wissen noch nichts davon.” Nyan senkte den Kopf und murmelte vor sich hin: „Und die Taelons wissen noch nicht davon”. Dann schaute er auf und blickte fragend in die Runde. „Und wer wird die Taelongemeinschaft und insbesondere Zo'or davon in Kenntnis setzen? Sie werden nicht gerade begeistert sein. Die Taelons hatten es abgelehnt, unsere Verbündeten zu werden.”
Traurig blickte Nyan Wayos an. Er erinnerte sich noch, wie er als Botschafter seiner Rasse den Taelons voller Enthusiasmus ihre Freundschaft angeboten hatte. Und dann lehnte die Synode ab. Sie wüssten zu wenig über den Entwicklungsstand der Geryn, so dass sie nicht Gefahr laufen wollten, sich mit ihnen einzulassen. „Wie kommt Matyr eigentlich dazu, T'than zu mögen?” - „Ich hab absolut keine Ahnung. Nach allem, was ich gehört habe, ist der Kriegsminister der Taelons nicht besonders nett.” - „Ja, glücklicherweise haben wir so was nicht. Ich glaube, allein der Posten verdirbt schon den Charakter.”
Wayos wollte gerade den Mund zu einer Erwiderung öffnen, als Liam dazwischen fuhr. „Ist ja ganz nett, Eurem Smalltalk zuzuhören, aber könntet ihr uns vielleicht ein klein wenig mehr beachten?” - „Geduld ist eine Tugend, die dieser Mensch offenbar nicht besitzt,” meinte Wayos zu Nyan. „Und Matyr wird schon einen Grund haben. Er wird ihn uns sicherlich mitteilen, sobald er zurück ist.” Dann zu Liam. „Mensch, wir haben viel Zeit. Also, warum die Eile?” - „Hören Sie auf, mich mit Mensch anzureden. Wir haben auch Namen,” grummelte Liam. „Nach denen ich Sie bereits gefragt habe und den Sie mir nicht mitgeteilt haben, Mensch,” erwiderte Wayos. Nyan blickte Liam strafend an und erwiderte: „In einer Situation wie dieser ist euer Wunsch um Beachtung zweitrangig, wir müssen erst diese Angelegenheit klären. Solltet ihr jedoch dazu einen Vorschlag haben, dann bitte lasst hören...”
Die beiden Männer blieben verlegen stumm.
„Wer also soll der Synode mitteilen, dass sie jetzt doch unsere Verbündeten sind? Ich frage mich auch, wie T'than dazu kam, nett zu einem Geryn zu sein, schließlich hätte er doch ahnen können, welche Folgen das haben könnte.”
„Ich denke nicht, dass du in dieser Angelegenheit noch einmal unser Botschafter sein willst. Ich schlage deshalb Matyr direkt vor. Er ist sowieso schon bei T'than, dann ist er auch schnell beim Synodenführer. Und zu deiner anderen Frage: Ich weiß nicht, wie nett T'than gewesen ist. Auf jeden Fall muss Matyr ETWAS Nettes an ihm gefunden haben. Vielleicht kam das daher, dass er einen wichtigen politischen Verräter in sich gefangen hatte, den die Taelons unbedingt ausgeliefert haben wollten.”
„Ja, Ro'an - der Grund, aus dem wir auf diesem netten kleinen Planeten waren. Aber eigentlich wollten WIR diesen Verräter doch haben.” Nyan stemmt empört zwei unförmiger Tentakel, die er spontan bildete, dorthin, wo sich - wäre er ein Mensch - seine Hüften befinden würden.
„Matyr muss wirklich sehr viel Gefallen an T'than gefunden haben,” stimmt Wayos zu. „Soll er als unser Botschafter die Suppe auslöffeln, die er uns eingebrockt hat. Ich werde ihn über seinen neuen Status informieren.” Damit verschwand Wayos Bild von der Scheibe des Shuttles.

Ro'an? Liam und Boone wurden hellhörig. Ro'an war doch der Taelon, der ihnen die Informationen für die Entführung von Da'an und Zo'or gegeben hatte. Und wie sie die beiden Taelons vom Gemeinwesen abschotten konnten, ohne dass sie sich zurückentwickelten. Er hatte ihnen nie gesagt, was er selbst vorhatte.
„Was wird jetzt mit uns?” fragte Boone den Geryn. Nyan sah ihn kurz an und antwortete dann: „Es tut uns leid, dass wir für Sie momentan nichts tun können. Erst muss die Angelegenheit auf der Erde geklärt werden, dann werden wir über Ihr weiteres Schicksal entscheiden. Aber keine Sorge, es wird Ihnen in der Zwischenzeit nicht langweilig werden. Ich werde mich nämlich um euch kümmern, solange ihr hier seid! Sie sehen hungrig aus. Wie wär's, wenn wir landen und erst mal was essen?” Nyan stutzte kurz und bemerkte, dass er mit der Anrede durcheinander gekommen war. Seine grüne Farbe intensivierte sich etwas, was wohl einem Erröten entsprach. „Entschuldigung, können wir vielleicht eine unformelle Anrede verwenden?” fragte er oder sie oder es schüchtern. „Wir Geryn tun uns etwas schwer mit Förmlichkeiten...”
„Klar!” antwortete Boone dem Geryn. „Ich bin Will und das ist Liam.”
„Und WER seid ihr?”
„Ich bin Da'ans ehemaliger Beschützer und Liam ist sein derzeitiger.” Boone grinste den Formwandler an.
„Und warum habt ihr ihn dann verraten?”
Boone seufzte. „Das ist eine lange Geschichte...”
„...und wir haben viel Zeit!” ergänzte Nyan, „während wir essen und ich euch diesen Planeten zeige."

Wenig später war das Shuttle auf oder besser gesagt IN dem roten Himmelskörper gelandet. Staunend hatten Boone und Liam bemerkt, dass es die Vegetation war, die dem Planeten seine Farbe gab. Städte oder auch nur Gebäude sah man keine und bald stellten die zwei Menschen fest, wieso. Nyan manövrierte das Shuttle in eine tiefe Schlucht, von denen unzählige den Planeten überzogen. In der Tiefe dieser Schlucht fand sich der Eingang zu einer Höhle, die immer größer zu werden schien, bis sie sich schließlich in einem riesigen Raum befanden, der offensichtlich eine Art Flugplatz war, nur dass die Shuttles nicht am Boden, sondern in den zahlreichen Nischen im Fels landeten, wie im Inneren eines Wespennestes.

 
* * *
 

Augur stand mit erhobenen Armen da und überlegte fieberhaft, wie er aus dieser, für ihn ungemütlichen, Situation heraus kommen konnte. Frustriert musste er sich eingestehen, dass ihm nichts einfiel. Da hörte er hinter sich ein dumpfes Geräusch und gleich darauf den Fall eines Körpers. Als er sich erstaunt umdrehte, sah er in das angespannte Gesicht von Renée. „Na, ist mein Timing nicht perfekt?” sagte sie, während sie die Umgebung nicht aus den Augen ließ.
„Bin ich froh, Sie zu sehen!”, grinste Augur.
„Die Liebeserklärung heben Sie sich für später auf!”, knurrte Renée. „Lassen Sie uns lieber von hier verschwinden.”
Augur folgte Renée, die zielstrebig durch die unterirdischen Gänge lief.
„Wie zum Teufel sind Sie hier hereingekommen?”
„Auf dem gleichen Wege, wie wir hier hoffentlich auch wieder rauskommen.”
„Was ist mit Will und Liam?”
„Keine Ahnung, ist auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass ich die Daten habe.”
„Mit anderen Worten, Sie hätten auch mich nicht gerettet, wenn ich und der Freiwillige nicht zufällig in Ihrem Weg gewesen wären?”
„Wollen Sie darauf wirklich eine Antwort, Augur? So langsam müssten Sie mich doch kennen. Wichtig ist doch nur, dass Sie und ich noch leben, und jetzt lassen Sie uns endlich die Daten in Sicherheit bringen!”

 
* * *
 

T'than und Da'an hatten mittlerweile das Shuttle erreicht, von dem aus Matyr seine Artgenossen über die neue Lage informiert hatte. Gerade hatte Wayos ihm seine Aufgabe mitgeteilt und er überlegte fieberhaft, wie er sie geschickt erfüllen konnte.
Das Shuttle hob ab. T'than flog.
„Dürfte ich euch alle bitten, mir einen Augenblick zuzuhören?” Da'an und Zo'or sahen ihn an. „T'than, du auch?” Der Taelon schaltete auf Autopilot und drehte sich dann zu Matyr um.
„Da sich hier nun der Führer der Synode, der Kriegsminister und ein weiteres wichtiges Mitglied der Synode versammelt haben, möchte ich euch über die veränderte diplomatische Lage aufmerksam machen.”
Die Taelons schwiegen äußerlich unbeeindruckt, aber innerlich höchst beunruhigt. Einen Moment zögerte Matyr, dann kam er zu dem Schluss, dass es irgendwie unpassend war, die neue Allianz zwischen Taelons und Geryn in der Gestalt des Synodenführer zu verkünden. Schnell verwandelte er sich in einen Taelon, der aussah, wie eine Mischung zwischen Patrick Stewart und Yul Brunner. Dergestalt verkündete er feierlich:
„Ab sofort sind die Taelon und die Geryn Alliierte! Und ich, meine werten Freunde, bin soeben zum offiziellen Botschafter der Geryn bei den Taelon ernannt worden!”
Zo'or erblaute und stammelte: „Aber... aber... das geht doch nicht!!! Die Synode hat dieser Allianz nicht zugestimmt!”
Der Geryn sah ihn lächelnd an. „Na ja, das kann man ja nachholen, oder?”
Zo'or klappte noch einige Male den Mund auf und zu, als wolle er etwas sagen, doch er brachte keinen Laut heraus. Die Eindrücke, die aus dem Gemeinwesen auf ihn einströmten, waren einfach zuviel. Aber eines war eindeutig. Kein einziger Taelon wollte mit den Geryn etwas zu tun haben. Diese kleinen schleimigen Wesen hatten die Taelons schon immer abstoßend gefunden. Schließlich konnte Zo'or sich wieder fangen: „Bevor wir mit euch eine Allianz eingehen, verunreinigen wir lieber unseren hochgeschätzten Genpool mit dem der Menschen!”
„Eine Allianz bedeutet doch keine genetische Vermischung, denn die wollen auch wir Geryn nicht! Auf keinen Fall! Im übrigen sind wir ja nicht ohne Grund auf diesen Gedanken gekommen. Ihr hättet euch die diplomatischen Konsequenzen überlegen sollen, bevor ihr eine Bindung eingegangen seid, die bei uns traditionell ist und von der ihr auch wusstest.”
T'than verzog sich unauffällig in den Hintergrund. Da hatte er ja was angerichtet! Aber es war im Sinne der Synode gewesen, alles zu tun, was ihnen den Verräter Ro'an bringen würde. Und er mochte Matyr, auch wenn er ihm stellenweise arg auf die Nerven ging.
Zo'or erfasst sofort, was geschehen war. Wütend fuhr er T'than an: „Du hast dich auf ein Sharing mit einem Geryn eingelassen???!!! Wie konn...”
Das ließ sich T'than natürlich nicht bieten. Giftig unterbracht er den Synodenführer.
„Ich habe getan, was unerlässlich war! Im übrigen sind die Geryn weit mehr, als sie zu sein scheinen!”
„Ach?” Da'ans Stimme klang scharf vor Ärger. „Bist du darauf endlich auch gekommen? Seit eineinhalbtausend Jahren rede ich mir den Mund fusslig, aber auf mich hört ja nie jemand!”
Zo'or schaute sich suchend im Raum um und dann entdeckte er endlich T'than. Mit harter Stimme sprach er:
„T'than, dies war dein Auftrag und er wurde nicht im Sinne der Synode erledigt. Du bist für dieses Durcheinander verantwortlich! Bringe die Sache in Ordnung, sonst musst du die Konsequenzen tragen. Wieso war ein Sharing unerlässlich?” fuhr Zo'or T'than an, dabei Da'an ignorierend.
„Weil es die Bedingung war, um Ro'an zu erhalten. Und den wolltest du doch wohl auch haben!”
„Ro'an?” Zo'or war verdutzt. „Was hat Ro'an mit der Sache zu tun?”
T'than grinste ihn wütend an. „Nun, er hat uns verraten und dafür gesorgt, dass ihr gefangen genommen werden konntet!” Diesmal blieb Zo'or still. Zu Da'an: „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es so ist. Jetzt weiß ich es und werde deine Position in der Synode unterstützen.”
Matyr strahlte. So ein schönes Kompliment hatte ein Geryn noch nie von einem Taelon bekommen. Er veränderte seine Form in die eines Taelons mit den Merkmalen, die T'than schön fand. Das hatte zur Folge, dass Matyr mit einem Mal Da'an ziemlich ähnlich sah. Da'an grinste leicht. Und T'than war das irgendwie etwas peinlich. Er sah Matyr an und dieser erwiderte seinen Blick mit einem entzückenden Lächeln, so dass er sich auf einmal freute, dass Matyr nun hier bei ihnen sein würde, wenn er seine Aufgabe als Botschafter der Geryn wahrnahm.
„Du, Da'an, bist nicht ohne Grund die ganzen Jahrhunderte ignoriert worden!” meldete sich Zo'or wieder. Sowohl Da'an als auch T'than setzten schon zu einer Erwiderung an, da räusperte sich schüchtern der schwarzgekleidete Mann.
„Ähm, ich will ja nicht vorlaut erscheinen, aber nach allem, was die Geryn für Sie in der Sache mit Ro'an getan haben, sollten die Taelons schon ein wenig freundlicher sein.”
Drei wütende Taelon-Augenpaare starrten den Mann an.
„Was sollen die schon getan haben?” fragte Zo'or verächtlich.
„Nun,... immerhin haben sie Schadensbegrenzung geleistet. Ohne die Hilfe der Geryn hätte Ro'an ungehindert Sie beide beseitigt und dann andere hochrangige Mitglieder der Synode bedroht, um an die Position des Synodenführers zu kommen. Und nicht nur das! Er hatte auch geplant, einen direkten Angriff auf die Heimatwelt der Jaridians zu führen. Dies hätte die Kriegssituation drastisch verschärft und wahrscheinlich jegliche Chance auf eine friedliche Einigung zunichte gemacht.
„Friedliche Einigung? Pah!” Zo'or schnaubte verächtlich. „Wie kommen Sie darauf, dass so etwas mit den Jaridians möglich ist? Und außerdem, wer sind Sie überhaupt?”
„Gestatten, mein Name ist Christopher Dennisson. Ich bin... nein, ich war einer der Freiwilligen, die auf dem Mutterschiff Dienst taten. Vor einiger Zeit habe ich eine sonderbare Entdeckung gemacht.”
„Und was für eine?” fragte Zo'or, langsam ungeduldig werdend.
„Nun, immer wenn ich einen bestimmten Taelon gesehen hatte, fehlten danach Teile aus dem Tank-Labor. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen, denn dieser Taelon schien kein Mediziner zu sein. So entdeckte ich eine versteckte Kammer, weit hinten im Labor, der Eingang war kaum zu erkennen. Mit ein paar... ähm, Tricks gelang es mir, ungesehen die Kammer zu betreten. Und dort drin sah ich Commander William Boone! Und das, obwohl er doch schon lange tot sein sollte!”
Da'an drehte sich zu Zo'or um und sah ihn düster an. Doch dieser beachtete ihn gar nicht. Statt dessen stellte er die Glaubwürdigkeit des Mannes in Zweifel.
„Sind Sie sicher, dass es Commander Boone war? Die Flüssigkeit im Tank täuscht manchmal die Sicht der Menschen.”
„Nein, er war es ganz sicher!” erwiderte der Mann bestimmt.
„Dieser Taelon war nicht zufällig Zo'or?” fragte T'than süffisant.
„Nein, ich hatte diesen Taelon, bevor er im Labor auftauchte, noch nie zuvor gesehen. Aber das ist noch nicht alles. Denn als ich kurz darauf wieder nach Boone schauen wollte, war er nicht mehr da! Dummerweise hab ich daraufhin dann Nachforschungen angestellt.”
„Die was ergaben, Mister Dennisson?” fragte Da'an hoch interessiert.
„Na ja, zuerst hab ich mich nur auf dem Mutterschiff und auf der Mondbasis umgesehen und umgehört. Aber als das nichts brachte, hab ich einen alten Schulfreund angehauen, ein Computerfreak, der Kontakte zum Widerstand hat. Der hat mir zwar nichts gesagt, aber der wusste was, das hab ich an seiner Reaktion gemerkt.”
„Weiter!” bat T'than.
„Nun, ich forschte natürlich weiter und entdeckte erst vor kurzem, dass der besagte Taelon William Boone gerettet hatte, um Kontakte zum Widerstand zu knüpfen. Dieser sollte ihm helfen, seine Machtposition zu stärken, indem er Zo'or entführte, so dass Ro'an die Synode glauben lassen konnte, ihr Oberhaupt sei verloren, wodurch er dessen Platz hätte einnehmen können. Ich wollte Zo'or warnen, doch leider kam ich zu spät und wurde ebenfalls geschnappt. Kurz darauf konnte ich fliehen, doch wurde ich bis in die nordamerikanische Botschaft verfolgt, so dass zu meinem großen Bedauern auch Da'an in diese Sache mit hineingezogen wurde.”
„Ro'an und Synodenführer? Er hätte nicht den Hauch einer Chance gehabt!” meinte Zo'or verächtlich.
„Oh doch, Zo'or!” erwiderte Da'an, „Er hat in der letzten Zeit viele Sympathien gewonnen, und da meine ungewöhnliche Position gegenüber den Menschen die meisten abschreckt und T'thans sehr harte Stellung ebenfalls, wären wir schon einmal ausgeschieden. Und dann blieben nur noch wenige andere Kandidaten. Es wäre nicht abwegig gewesen,” überlegte der nordamerikanische Companion.
Zo'or schauderte bei dem Gedanken an Ro'an als ihr Führer. Er hatte ihn noch nie gemocht. Er war machthungig und arrogant. Zo'or musste sich eingestehen, dass er ihm nicht ganz unähnlich war, aber Ro'an war zudem noch der höchst gefährlichen Ansicht, dass die Taelons den Krieg mit den Jaridians offensiver führen sollten. Bei allem Dissens zwischen T'than, Da'an und ihm selbst in diesem Punkt waren sie sich in der Synode immer einig gewesen. Ro'an hatte gegen sie zusammen keine Chance gehabt, sich durchzusetzen. Nicht, dass er es nicht dennoch ständig versucht hätte und damit jede Synodensitzung unnötig in die Länge zog.
„Matyr,” wendete sich T'than an den Formwandler, „was haben die Geryn mit der Sache zu tun? Es ist schließlich nicht üblich, dass sich deine Rasse auf der Erde aufhält.”
Matyr legte, ganz ähnlich wie Da'an es immer tat, den Kopf schief und fragte mit einem Lächeln. „Wie kommst du auf die Idee, dass das nicht üblich ist?”
Er wollte spielen und T'than hätte Lust gehabt mitzuspielen, wenn das Thema nicht gerade ernst gewesen wäre und sie alle dabei waren, zu verstehen, was passierte.
„Na gut, dann frage ich anders: Wieso bist du hier, Matyr, und wieso hast du Ro'an gefangen genommen?”
Matyr lächelte immer noch. „Also, ein bisschen war es persönliche Rache, wir beide hatten noch eine alte Rechnung offen, aber hauptsächlich, weil wir Geryn ein paar Nachrichten von Ro'an abgefangen haben, die daraufhin deuten, dass er den Bereich der Galaxie, in dem wir leben, als das ideale Schlachtfeld für eine Offensive gegen die Jaridians angesehen hat.” Er sah, dass T'than anfing zu verstehen. „Ihr könnt euch vorstellen, dass wir davon nicht sonderlich begeistert waren, und deshalb sind wir hierher gekommen, um ihn zu stoppen. Und das haben wir ja auch geschafft!” meinte er stolz und sah einmal in die Runde der Taelons.
Da'an und T'than erwiderten anerkennend seinen Blick, aber Zo'or schien nach wie vor skeptisch zu sein. Zwar sah er die Vorteile einer Allianz mit den Geryn, doch er war der Führer der Taelonsynode und es würde ganz sicher Probleme mit der Akzeptanz dieses Bündnisses geben. Probleme, mit denen er sich würde herumschlagen dürfen.
Wieder räusperte sich der ehemalige Freiwillige, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Bevor Sie anfangen, diplomatische Verbindungen zu knüpfen, sollte ich Sie vielleicht darauf aufmerksam machen, dass Ro'an in der Anlage, die gerade gestürmt wird, wichtige Daten aufbewahrt.”
„Was für Daten?” fragte Zo'or schnell.
Christopher Dennisson zuckte mit den Schultern.
„Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass der Widerstand ganz scharf darauf war, sie in die Hände zu bekommen."

 
* * *
 

Unterdessen folgte Augur Renée durch die unterirdischen Gänge. Zu Anfang hatten sie noch Rufe und Schüsse gehört, doch nun war alles still. Außer ihren eigenen Schritten hörten sie nur noch hin und wieder das leise „Plitsch” eines fallenden Tropfens.
Die Flucht war gelungen, sie waren sicher im Hauptversteck der Widerstandsbewegung angelangt. Es war ein Wunder, dass sie es geschafft hatten, und Augur schauderte es noch immer, wenn er an die unterirdischen Tunnel dachte. So wie er sich derzeit fühlte, wäre er am liebsten gleich zu seinem Schneider gefahren, um sich ein neues Outfit verpassen zu lassen. Doch da waren die Daten, die es zu entschlüsseln galt, und das war wichtiger als alles andere. Wo zum Teufel waren Liam und Boone? Boone war doch der einzige, der mit den Daten etwas anfangen konnte...

Sie hatten den Großteil der Daten nun entschlüsselt, doch was bedeuteten sie? Boone und Liam hatten immer noch nichts von sich hören lassen. Was war bloß mit ihnen?

 
* * *
 

„Wir haben hier keine Daten gefunden, die von Ro'an stammen könnten,” meldete T'than Da'an und Zo'or.
„Habt ihr Renée Palmer gefunden? Ich habe sie auf dem Gelände gesehen, während ich mit Commander Boone sprach.”
Zo'or sah sie erstaunt an und murmelte: „Wußte ich es doch, natürlich, wer für Doors arbeitet...”
„Nein, keine Spur von ihr,” antwortete T'than Da'an.
„Ihr müsst sie finden! Ich bin mir sicher, dass sie weiß, wo sich die Daten befinden.” Und das Problem war, dass sie wusste, wo sich Ms. Palmer aller Wahrscheinlichkeit nach aufhielt. Sollte sie ihr Wissen nutzen? Sie würde dann Liam noch einmal verraten. Aber es war vorbei, es durfte sie nicht mehr beeinflussen, nach dem, was er zu ihr dort unten auf dem Gelände gesagt hatte. Aber auch wenn er Liam verraten wollte, wie sollte er erklären, dass er wusste, wo sich das Hauptquartier des Widerstandes. Da'an seufzte. Es half alles nichts. Er musste die Daten selbst holen. Gleich heute Nacht, wenn er wieder in der Botschaft war, fand er sicher einen Weg, wie er sich ungesehen davon schleichen konnte. Sowohl T'than als auch Zo'or waren ja durch Matyr abgelenkt, wenn auch auf ziemlich unterschiedliche Weise, wie Da'an belustigt feststellte. T'than schien Gefallen an dem Geryn zu finden, was wohl auch erklärte, wie überhaupt das Angebot einer Allianz entstehen konnte. Und Zo'or starrte den Formwandler feindlich an. Er musste ja mit der Synode fertig werden. Im Moment verlangte Matyr, vor die Synode gelassen zu werden, um seine Botschaft loszuwerden. Sie selbst stimmte dem Geryn zu, und sei es auch nur, um Zo'or ein wenig zu ärgern und abzulenken.
Zo'or drehte sich um und tat so, als sei er verärgert, obwohl er eigentlich bloß Zeit brauchte, um zu überlegen. Diese Gelegenheit nutzte T'than, um Matyr etwas zu fragen.
„Was war das für eine offene Rechnung zwischen dir und Ro'an?”
„T'than,” mischte sich Da'an ein, „Wäre es nicht besser, wenn du dich um Renée Palmer und die Daten kümmerst. Da Matyr nun Botschafter der Geryn ist, wird er sicherlich noch länger bleiben, so dass ihr derartige Fragen klären könnt.”
„Ja, du hast Recht, Da'an. Ich werde noch einmal nach Kanada fliegen und mich dort umsehen.”
„Und ich werde in meine Botschaft zurückkehren und veranlassen, dass Ro'an aufs Mutterschiff gebracht wird.”
Da'an ging gedankenverloren zum ID-Portal und überlegte, welche Vorbereitungen er für seinen nächtlichen Ausflug würde treffen müssen. Jetzt, nachdem Zo'or mit Matyr alleine war, würde er ihm nicht in die Quere kommen. Und T'than, nun, mit T'than war er bislang immer irgendwie fertig geworden. Wenn auch manchmal mit Methoden, die die Menschen den Taelons nicht zutrauten. Sie lächelte leicht. Außerdem würde sich T'than eh noch die Zeit nehmen, mit ihr zu diskutieren, schon allein, weil sie wieder ins Lager gerannt war.
Sie dachte an Liam und langsam wurde sie sauer. *... nett, uns zu warnen, aber jetzt werden wir dich wohl kaum gehen lassen können. Und keine Mätzchen!* Wie hatte er nur so mit ihr sprechen können! *...Boone wird dir vielleicht mit seinem Skrill nichts tun, aber bei mir und meinem Shaqarava solltest du dir da nicht so sicher sein.* Da'an schloss vor Schmerz die Augen. Er hatte sie bedroht. Und dann auch noch mit seinem Shaqarava. Den letzten Funken Vertrauen hatte er zerstört, da brauchte sie sich ihm gegenüber nicht mehr verpflichtet zu fühlen. Sie zog sich in ihre privaten Räume zurück und beschloss, ein wenig Energie zu tanken, bevor sie sich auf den Weg machte.

Spät in der Nacht, ungefähr zur gleichen Zeit, als Augur sich die zehnte Tasse Cappuccino machte, tauchte eben außerhalb der Sichtweite der Überwachungsanlagen eine schwarz verhüllte Gestalt auf. Im Schatten eines Busches schlüpfte Da'an aus dem Umhang. Sorgsam suchte er die Straße ab, um sicher zu sein, dass niemand in der Nähe war. Dann ließ er die menschliche Erscheinung fallen. So war er zwar für menschliche Augen leichter zu sehen, aber wenn er seine Energiesignaturen an die richtige Frequenz anpasste, konnten die Überwachungsgeräte ihn nicht mehr orten.
Die Frage war bloß, wie sie ungesehen aus dem Fahrstuhl kommen sollte. Vielleicht...
Sie war angekommen, ohne gesehen zu werden. Da'an betrat den Fahrstuhl und löste ihre Gestalt auf. Wenn sich jetzt der Fahrstuhl öffnete, konnte man sie nicht erkennen, nur eine bläuliche Wolke. Und kein Mensch wusste von dieser Fähigkeit der Taelons.
Der Fahrstuhl öffnete sich. Sie hatte sich an die Decke gepresst und flog hinaus. Augur drehte sich um, aber viel zu spät, um sie noch zu sehen.
Überrascht registrierte Da'an, dass Augur ganz alleine war. Entweder das Hauptquartier des Widerstandes war verlegt worden, oder Zo'or und Sandoval verschwendeten viel Zeit damit, Phantome zu jagen. Der Computerspezialist schien nicht sehr glücklich zu sein. Er hippelte nervös vor seinen Bildschirmen herum und stieß ab und zu einen Fluch aus. Da'an aktivierte ein kleines Gerät, dass alle Transmissionen in und aus diesem Raum verhinderte und bildete wieder seine menschliche Gestalt. Leise trat er hinter den Menschen und fragte dann mit sanfter Stimme: „Sie sind Augur, nicht wahr?”
Der Mann starrte sie entsetzt an. „Was machen Sie hier? Und... und wie sind Sie hier reingekommen?”
Da'an lächelte ihm beruhigend zu. „Ich bin nur hier, um etwas abzuholen, und dann verschwinde ich sofort wieder.” Sie sah auf den Bildschirm. „Und wie ich sehe, muss ich nicht lange danach suchen.” Augur versuchte den Bildschirm mit seinen Händen zu bedecken. „Was bringt es Ihnen, den Monitor zu bedecken?” fragte Da'an, während sie... sich vorbeugte und dem Mann tief in die Augen schaute. Augur merkte, wie ihm schummrig wurde. Er wollte wegschauen und aufspringen, aber er war mit einem Mal sehr müde. Er merkte nicht mehr, wie er wegsackte. Da'an fing ihn auf und legte ihn behutsam auf den Boden.
Danach löschte Da'an sämtliche Daten im Computer, nahm außerdem die Disketten an sich und verließ schnell und unerkannt das Gebäude. Zufriedenheit durchströmte ihn, er konnte gar nicht glauben, dass alles so reibungslos verlaufen war, wenn man bedenkt, dass dies sein erster Einbruch war. Er hatte der Widerstandsbewegung wieder einen Schlag versetzt und damit nicht nur wieder Liam, sondern jetzt auch Boone hintergegangen. Doch darüber nachzudenken war sinnlos, und er machte sich so schnell wie möglich auf den Weg in die Botschaft.

Vollkommen unerkannt? Das dachte Da'an nur. In Wirklichkeit wurde er schon seit einiger Zeit überwacht. Doch von wem? Da'an konnte ihren Beobachter plötzlich spüren und damit wusste sie auch, wer es war. T'than! Er war ihr gefolgt! Sie würde eine ganze Menge ihrer Methoden nutzen müssen, damit er sie nicht verriet. Aber würde ihr Geliebter das wirklich tun? Sie tat weiterhin so, als bemerke sie ihn nicht. Sie wollte erst einmal zurück in die Botschaft. Bis dahin hatte sie auch Zeit, sich schon mal etwas zu überlegen.

Da'an war kaum in sein Büro getreten und hatte sich auf seinen Thron gesetzt, da stürmte auch schon T'than herein.
„Wo warst du?”
Da'an lächelte unschuldig. „Ich habe uns die Daten besorgt.” Mit einer eleganten Handbewegung öffnete er den Datenstrom und die Daten erschienen.
„Woher wusstest DU, wo sie waren?”
„Es gehört zu meiner Position als Botschafter, über den Widerstand Bescheid zu wissen.” Hatte er diese Worte nicht schon einmal in einer ähnlichen Situation verwendet?
T'than sah sie skeptisch an. Ihre Worte klangen gut, aber... „Du hast dich aber verändert. Und du hast auch Commander Boone und Major Kincaid vor meinen Leuten gewarnt, obwohl sie eindeutig im Widerstand sind. Du hast sie also nicht schonungslos beseitigen lassen! Vielleicht gibt es ja Widerständler, bei denen dir deine Gefühle mehr bedeuten, als der Schutz unserer Rasse?” meinte T'than bedrohlich. Dass er Liam von seinem Shaqarava hatte sprechen hören, würde später auch noch kommen. Dieses Gespräch war der richtige Zeitpunkt dafür.
Da'an sah ihn an, als würde er sich von seiner Behauptung angegriffen fühlen. „Wie kommst du dazu, zu behaupten, dass ich die beiden gewarnt hätte?”
T'than grinste. Seine Geliebte wusste ja nicht, dass er sie gesehen hatte.
„Ich könnte jetzt sagen, das du noch einmal zurück auf das Gelände bist.”
Da'an sah ihn an wie „Also?”
„Aber ich habe dich auch gesehen,” ergänzte der Kriegsminister. „Zo'or hatte doch recht, du weißt mehr über den Widerstand, als du zugibst!”
Da'an schauten ihren Gefährten vorwurfsvoll an: „Du glaubst unserem missratenen Kind mehr als mir? Als würde ich den Widerstand schützen! Du weißt genau, dass ich alle, die unsere Rasse bedrohen, schonungslos beseitigen lasse.” Da'an hätte beinahe einen Energiezusammenbruch erlitten, aber T'than konnte ihn gerade noch auffangen.
„Da'an, ich will doch nicht, dass dir etwas passiert, du magst zwar eine Verräterin sein, aber im Kampf gegen Zo'or wirst du mir noch gute Dienste leisten.”
„Ach, das ist dein einziger Grund?” fuhr Da'an ihn an. „Politik?” Sie waren schließlich liiert!!
„Und mich dazu noch eine Verräterin zu schimpfen ist eine Frechheit! Ich habe die Taelon-Rasse NICHT verraten. Zumindest nicht nach meiner Definition. Also, wie definierst DU denn Verrat?” Sie sah ihn wütend an.
Gelassen sah T'than in Da'ans Augen, die ihn weit anstarrten. Zuerst lächelte er mit einer hinterhältigen Arroganz, doch dann geschah eine merkwürdige Verwandlung in seinem Gesicht und er wandte sich ab.
Da'an neigte seinen Kopf beiseite. Er sah traurig aus, enttäuscht, aber in seinem Inneren wusste er, dass er den richtigen Punkt bei T'than getroffen hatte. Sie wusste genau, dass er sich seines Verrates ihr gegenüber bewusst war. Er hatte dafür gesorgt, dass Zo'or so egoistisch geworden war.

 
* * *
 

Währenddessen betrat auf dem Mutterschiff Sandoval die Zelle von Ro'an.
„Wurde aber auch Zeit, dass Sie sich mal hier blicken lassen, Sandoval! Lassen Sie mich hier raus!” schnauzte der Taelon ihn, kaum dass er ihn sah, an.
„Warum sollte ich, Ro'an? Sie haben auf ganzer Linie versagt!”
„Seien Sie lieber vorsichtig. Sie haben bestimmt kein Interesse daran, dass ich von Ihrer Verwicklung in diese Sache der Synode berichte.”
Sandoval zuckte nur mit den Schultern und antwortete mit unbewegtem Gesicht, „Und wem, Ro'an, wird die Synode wohl mehr glauben? Ihnen, in dem sie einen Verräter sieht oder mir, dem Beschützer von Zo'or? Die ganze Sache war von Anfang an Ihr eigenes Risiko. Und jetzt haben Sie verloren!” Er grinste den Taelon verächtlich an.
Ro'an kam ganz dicht an das Energiefeld. „Glauben Sie mir, Agent Sandoval, dafür werden Sie büßen. Auch wenn ich jetzt noch hier eingesperrt bin. Aber Sie werden es bereuen.”
Doch Sandoval drehte sich nur unbewegt um und ging.

 
* * *
 

„T'than?” Da'an trat hinter ihn. „Laß uns einfach vergessen, ja?”
T'than schwieg, aber Da'an konnte an seiner energetischen Ausstrahlung spüren, wie aufgewühlt er war.
„T'than, mein Geliebter.”
„Erkläre es mir!” forderte T'than.
„Was?”
„Liam, Liam und sein Shaqarava und dass du kein einziges Zeichen der Verwunderung oder Überraschung über diese Offenbarung gezeigt hast. Hast du es gewusst?”
Da'an verlor bei diesen Worten die Kontrolle über seine Fassade, wandte sich nun selbst von T'than ab und starrte aus dem Fenster.
„Antworte mir!” befahl T'than, doch seine Stimme klang eher traurig als wütend.
Mit kaum wahrnehmbarer Stimme antwortete Da'an: „Als Liam mir damals das Leben rettete, hat er dadurch sein Geheimnis offenbart. Er hat mir vertraut und ich fühlte mich für den Jungen verantwortlich. Die Synode hätte ihn nur für ihre Experimente missbraucht, das wollte ich verhindern. Verstehst du das, T'than?”
„Es wäre deine Pflicht gewesen, es unverzüglich der Synode zu melden!” antwortete T'than mit harter Stimme. Doch dann wandte er sich Da'an zu, ergriff seine Schultern und drehte ihn zu sich herum. „Aber... ich kenne dich zu gut, Da'an. Allein aus diesem Grund hast du es nicht gemacht! Das kannst du mir nicht vormachen!”
Da'an neigte den Kopf zur Seite und sah T'than durchdringend an. „Damit hast du natürlich recht...” gab er zögernd zu.
Da'an wusste nicht genau, wie er es T'than erklären sollte. Ihm war unwohl und eigentlich hätte er lieber das Thema gewechselt, doch ihm fiel keine passende Ablenkung ein. So nahm er liebevoll T'thans Hand und schmiegte sich an den Oberkörper seines Geliebten.
„Da'an, lenk nicht ab! Ich will es wissen. Was hat dich dazu geführt, dass du die Identität eines Kimera geheimgehalten hast?”
Da'an wusste nicht, wie sie es sagen sollte. Doch T'than war hartnäckig, das wusste sie nur zu gut. „Weißt du, ich hatte das Gefühl, dass ich in seiner Schuld stehe. Er hat mich nicht nur vor dem Replikanten gerettet, und ich hätte ohne ihn hundertprozentig diese Ebene verlassen, kurz darauf hat er mir auch meine Verbindung zum Gemeinwesen zurückgegeben, als ich ein Atavus war. Er war derjenige, der an mich geglaubt hat. Zo'or hatte schon den Befehl gegeben, mich zu töten. Ich hatte noch überlegt, was ich tue. Aber er war so ein guter Beschützer und nun stand ich auch noch mehrfach in seiner Schuld. Ich konnte ihn einfach nicht verraten.” Da'an sah ihren Partner flehentlich an. Sie hoffte, dass er sie verstehen könnte.
Minute um Minute verging, ohne dass T'than irgend eine Regung zeigte. Entmutigt und traurig wollte Da'an das Zimmer verlassen, da hielt sie T'thans Stimme zurück: „Ich habe gerade versucht, dies alles nachzuvollziehen, und ich muss sagen, ich weiß nicht, wie ich an deiner Stelle gehandelt hätte. Da nur du und ich davon Kenntnis haben, wollen wir es dabei belassen. Es könnte für uns später von Nutzen sein.”
„Eben das hoffe ich auch!”
„Ich nehme an, dass dir auch die Gefahren bewusst sind?” fragte T'than, während er den Arm um Da'an legte und ihn zu sich zog.
„Gefahren, mein Liebster, sind etwas, das wir zwei noch nie gescheut haben,” erwiderte Da'an ernst.
„Vor allen du nicht, wie ich heute wieder sehr eindrücklich erleben durfte.”
Da'an lächelte über T'thans neckische Bemerkung und gab ihm anstatt einer Antwort einen langen Kuss.
Eigentlich sollten sie ja Zo'or davon Mitteilung machen, dass die Daten wieder in ihren Besitz waren. Doch keiner der beiden konnte sich dazu entschließen, dies zu tun; sie waren zu glücklich und wollten heute nicht mehr gestört werden.

 
* * *
 

Währenddessen rannte Renée wütend durch das Hauptquartier des Widerstandes und schimpfte.
„Ich kann es gar nicht glauben. Du willst mir wirklich weiß machen, dass Da'an einfach so hereinspaziert kam, sich die Daten geschnappt hat und wieder abmarschiert ist?”
„Nicht einfach so. Er hat mir in die Augen geschaut und dann...” Augur seufzte verträumt.
„Was dann?” Renée gab dem Drehstuhl, auf dem Augur saß, eine, heftigen Stoß, so dass sich der arme Augur an den Lehnen festklammern musste, um nicht runterzufallen.
„Meinst du, du kriegst eher eine Antwort, wenn du mit mir Karussell spielst?” fragte er die sichtlich wütende Renée.
„Also, was dann?” ignorierte sie seinen Kommentar. Augur fing wieder an, verträumt zu lächeln. Renée konnte es nicht mit ansehen und sah rechts von ihm auf den Bildschirm eines Computers.
„Und dann wurde mir irgendwie ganz warm und ich hatte das Gefühl, in ein Bett aus weichen Kissen zu fallen.” Er starrte kurz verträumt in die Gegend. „Und dann bin ich aufgewacht und die Daten waren weg.”
„Ich wusste gar nicht, dass Taelons sich so gut mit Computern auskennen,” bemerkte die blonde Frau. Renée konnte es noch immer nicht fassen. Erst fehlten Boone und Liam, und jetzt auch noch die Daten. „Was machen wir jetzt?” fragte sie den Computerprofi. „Wir müssen die Daten irgendwie zurückbekommen.”
„Hier ist nichts mehr zu machen. Da'an hat ganze Arbeit geleistet - wie ein echter Profi!” In Augurs Stimme klang deutlich die Bewunderung. Er wusste gute Arbeit zu schätzen, auch wenn er - wie in diesem Fall - der Leidtragende war.
„Na, toll! Soll das heißen, das war's?”
„Nein, denn eine Möglichkeit bleibt uns ja noch.”
„Und zwar?” fragte Renée missmutig.
„Wir gehen in die Botschaft und holen sie uns zurück!”
Augur schnappte sich seine Jacke und war schon fast bei der Tür, als Renée den Mund wieder zu bekam.

 
* * *
 

Da'an fühlte sich wohl in T'thans Umarmung. Sie genoss diese Stunde so sehr! Wie lange war es her? T'than wirkte auf einmal abgelenkt. „Was ist los?” fragte sie ihn.
*Wo hast du die Daten?*
„In...”
*Nicht reden! Also?*
*Sie sind in meinem Overall, ich hatte die Diskette dorthin getan, damit du sie nicht findest.*
*Gut. Ich fürchte, wir werden gleich unangenehmen Besuch kriegen.*
*Wie kommst du darauf?*, fragte Da'an, doch dann hörte auch sie die schleichenden Schritte.
*Bleib bei mir. Zusammen werden wir uns schon zu schützen wissen.*
*Zustimmung*
Sie warteten.

 
* * *
 

„Bist du sicher, dass das der Weg in Da'ans Büro ist?” fragte Renée irritiert.
„Sicher. Liam hat mir diesen Zugang genau beschrieben. Für einen Notfall wie diesen hier. - Was machst du da?” Augurs Augen wurden groß, als er Renée eine Waffe ziehen sah.
„Pst, ich glaube, ich habe was gehört.” Renée bedeutete Augur zurück zu bleiben, während sie selbst an die Wand gedrückt auf den Eingang zu Da'ans Raum zu schlich.

 
* * *
 

*Sie kommen durch den Hintereingang. Das kann nur eins bedeuten: Widerstand. Nur meine Beschützer und wenige Freiwillige kennen den Weg.*
Die beiden Taelons drehten sich dem Hintereingang zu. T'than hatte eine kleine Energiewaffe am Arm, fast so wie die Taelon-Beschützer Skrills hatten. Sein anderer Arm lag um Da'an, so dass er sie jeden Moment aus einer möglichen Schussweite schieben und sie so decken könnte.
*Egal, was passiert, sie dürfen die Daten nicht bekommen! Ich konnte einen kurzen Blick hinein werfen. Sie würden dem Widerstand Fakten und Beweise gegen uns in die Hände geben.*
Der Eingang öffnete sich...

 
* * *
 

Renée schob sich vorsichtig, Schritt für Schritt weiter. Was sollte schon passieren? Mit diesem Taelon würde sie ohne weiteres fertig werden. Er durfte nur keine Freiwilligen rufen. Als sie den Eingang hinter sich gelassen hatte, sah sie im Halbdunkeln zwei Gestalten. Mit einem Schock erkannte sie das Aufflackern einer Energiewaffe. Reiner Reflex ließ sie blitzartig einen Sprung machen, so dass sie hinter Da'ans Stuhl in Deckung rollte. Sie war kaum gelandet, da begann sie ihrerseits zu feuern.
Danach herrschte Stille. Beide Gruppen verhielten sich abwartend. Keiner wollte seine sichere Deckung verlassen. Renée konnte jetzt nur hoffen, dass Augur keinen Fehler beging und dort blieb, wo er war. Er war jetzt ihre einzige Hoffnung, doch noch heil aus dieser brenzligen Situation heraus zu kommen. Sie lugte etwas hinter dem Stuhl hervor in die Richtung der Angreifer und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Das waren Taelons!! Zwei Stück, und einer davon war offensichtlich bewaffnet. Von ihnen beiden hatte nur sie eine Waffe. Augur nicht. Und dann spürte sie eine Waffe an ihrem Genick. Sie traute sich nicht umzudrehen.
„Kommen Sie langsam hoch und lassen Sie ihre Waffe fallen!”
Jetzt erkannte sie T'thans Stimme. Wie war er unbemerkt hinter sie gekommen?
Als würde er ihre Gedanken lesen, meinte der Taelon: „Taelons können sich, wenn sie es wollen, viel schneller bewegen, als es Menschen überhaupt ahnen. Und jetzt die Waffe fallen lassen. Schleudern Sie sie in die Richtung, aus der das Feuer vorhin kam.”
Renée überlegte, was sie tun könnte. Aber der Abschuss an ihrem Hals war zu überzeugend. Und so warf sie die Waffe zu dem anderen Taelon.
„Renée Palmer! Was für eine Überraschung, Sie hier begrüßen zu dürfen.” Da'an machte eine Handbewegung und mit einem Mal war der Raum hell erleuchtet.
„Ich würde sagen, damit ist Ihre Karriere beendet.” T'than stand nach wie vor hinter ihr, so dass sie nur seine schneidende Stimme hören konnte. Eine Tatsache, die sie mindestens ebenso nervös machte, wie seine Äußerung und sein feindseliger Tonfall.
„Sie wollten sich sicher die Daten wiederholen, die ich ihrem Freund vorhin abgenommen habe.” Im Gegensatz zu T'than blieb Da'an bei einem scheinbar freundlichen Konversationston. „Sagen Sie, ihr Freund - er nennt sich Augur, nicht wahr - ist er auch in meiner Botschaft?”
Das würde sie ihm hundertprozentig nicht sagen.
„Wie kommen Sie darauf?” fragte Renée.
Da'an legte seinen Kopf schief und lächelte leicht ironisch. „Ach, es war nur so eine Idee.”
Mit einer Bewegung versperrte er das Gebäude. Niemand würde vorerst hinaus kommen.

 
* * *
 

Augur hörte die Stimme eines Taelons. Renée wurde bedroht. Was jetzt? Es war schließlich seine Idee gewesen, hierher zu kommen. Und jetzt war sie gefangen. Er musste etwas tun. Was nur? Augur zerrte nervös sein Global hervor und tippte einige Zahlen ein. Jetzt konnte er nur mehr warten und hoffen, dass Liam sich bei der Überspielung der Sicherheitscodes nicht geirrt hatte. Vielleicht konnte er so für eine Überraschung sorgen und die beiden Taelons damit ablenken.

Es funktionierte. Augur - der sich in einen Seitenraum geschlichen hatte - erhielt über einen Monitor Zugang zu einigen Systemen der Botschaft. Schnell erkannte er, dass er eingeschlossen war. Fieberhaft suchte er nach etwas, was ihm weiterhelfen konnte, doch sehr bald war er nur noch fasziniert von der Struktur dieses Gebildes. Er war ja schon oft von seinen eigenen Computern aus in Taelonnetze eingedrungen, aber von hier aus hatte er weit größeren Einblick. Leider brachte ihm das nur sehr wenig in bezug auf sein aktuelles Problem.

Angestrengt überlegte er, was er tun konnte. Dass er eingeschlossen war, interessierte ihn im Moment nicht. Er konnte Renée hier nicht alleine lassen. Oder doch? Schnell drängte Augur diesen einfachen und angenehmen Gedanken beiseite. Er konnte hier rauskommen, das war in seiner derzeitigen Position kein Problem, aber wenn er jetzt schon für offene Gänge sorgte, dann würden die Taelons darauf aufmerksam werden und der Überraschungsmoment wäre dahin. Wie sollte er Renée da nur rausbekommen? Ablenkung, er musste die Taelons ablenken. Die Daten! Die hatte er ganz vergessen. Wo waren die Daten? Sie mussten hier in der Botschaft sein. Ob sie im Hauptcomputer gespeichert waren? Ja, tatsächlich, die Daten schienen eingelesen worden zu sein, doch so einfach kam er da nicht ran. Das erforderte etwas Zeit und Fingerspitzengefühl. Augur beschloss, erst einmal den Standort zu wechseln. Er gab ein paar Befehle ein, so dass es aussah, als würde von diesem Zugang aus jemand versuchen, die Blockade der Ausgänge zu überwinden. Dann begab er sich auf den Weg in ein anderes Büro.

 
* * *
 

Da'an spürte erstaunt, dass jemand versuchte, die Eingänge zu öffnen. Augur.
„Schön, dass uns ihr Freund selbst die Antwort gegeben hat, Miss Palmer.”
Diese war mittlerweile in eine Zelle gebracht worden und wurde von den beiden Taelons persönlich bewacht. Schließlich sollte Augur nicht einfach so vorbei spaziert kommen und sie retten. Da'an ging zu einer Stelle der Wand, die für einen Menschen keine Besonderheit aufwies. Die Botschaft war ein Lebewesen und sie würde mit ihr jetzt Kontakt aufnehmen.
Sanft berührten sich die Geister der beiden. Sie mochte Da'an.
*Was ist, mein Taelon?* fragte sie ihn freundlich.
*Masi'tur'a, ich brauche Deine Hilfe.*
*Was kann ich für dich tun, Da'an?* Sie streichelte den Taelon sanft. Da'an hätte sich am liebsten mehr um sie gekümmert, das musste sie unbedingt mal wieder nachholen
*Bitte scanne nach der DNA eines Menschen, der in der Datenbank mit dem Namen Augur gekennzeichnet ist.*
Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis die Antwort kam.
*Es tut mir leid, aber der Mensch mit diesem Namen ist nicht da.*

 
* * *
 

Augur hatte mittlerweile ein anderes Büro erreicht und sich an die Arbeit gemacht. Er wusste, dass er nicht viel Zeit hatte und dass die Taelons ihn suchen würden. Glücklicherweise hatte er mit Liams Hilfe dafür gesorgt, dass die Datenbank der Botschaft ein falsches DNA-Muster von ihm hatte. Das würde ihm etwas Zeit verschaffen.

 
* * *
 

Da'an wunderte sich. *Dann erfasse alle Menschen, die sich derzeitig in der Botschaft befinden und sondere die Freiwilligen aus.* Masi'tur'a scannte ihr Inneres durch.
*Drei Menschen außer den Freiwilligen. Dr. Bratchek in der medizinischen Abteilung für Freiwillige, Renée Palmer in der Zelle bei dir und ein männlicher Mensch in dem Büro von Mr. Parker.*
*Dieser Mensch ist Augur.* Die Botschaft speicherte die Information. *Errichte ein für ihn unsichtbares Material um ihn und lass ihn nicht von seinem Standpunkt weg.*
*Erledigt.*
*Danke (Wärme). Was macht er gerade?*
*Er versucht, in eine Datenbank zu gelangen.*
*In welche?* Da'an ahnte es.
*Primärkontollen,* lautete überraschenderweise die Antwort.
Verwirrt öffnete Da'an den Datenstrom. T'than stellte sich neben ihn, so dass sie gemeinsam die Aktivitäten des Menschen analysieren konnten. Es dauerte eine Weile, bis sie feststellten, dass er offensichtlich über aktuelle Sicherheitsprotokolle verfügte, die es ihm ermöglichten, Informationen über die Blockade der Ausgänge zu erhalten. Sie tauschten einen alarmierten Blick und leiteten eine Änderung derselben ein.

 
* * *
 

Zeitgleich lehnte sich Augur in Parkers Büro zufrieden zurück. Sein Ablenkungsmanöver war erfolgreich gewesen. Jetzt konnte er sich daran machen, Renée zu befreien.
Er besah die Computerdaten. Ja, genau so würde es möglich sein.

 
* * *
 

Liam, dachte Da'an. Er hat die Codes von Liam! Dass er das auch noch gemacht hatte. Was er wohl noch alles für den Widerstand ausspioniert hatte? Sie mussten die Codes schnell verändern, bevor... warum eigentlich? Sollte dieser Augur doch entkommen. Sie wusste, wo sie ihn finden würde. Wichtiger war, dass Renée Palmer ihnen nicht entkam. Sie sollten sich nicht ablenken lassen, sonst könnte sie fliehen. Nein, sie musste hier bleiben. Die Daten waren sicher bei ihr selbst und T'than war ein guter Schutz, und solange sie diesen Widerständler hatten... Sie mussten sie schleunigst auf das Mutterschiff bringen und dort bewachen lassen.

 
* * *
 

T'than unterdessen kämpfte mit seinem Inneren: Er liebte Da'an und wollte ihr auf keinen Fall weh tun. Sollte er ihr wirklich die Wahrheit sagen? Es war einfach alles zu gut gelaufen. Und nun? Würde alles wieder zusammenbrechen zu einem großen Scherbenhaufen? Da'an erwartete stets, dass andere die Wahrheit sagten und sie vergaß es nie, wenn man sie belog. Das letzte Mal hatte es über fünfhundertdreißig Jahre gedauert, bevor Da'an überhaupt wieder mit T'than sprach. Sollte er wirklich das Risiko eingehen, den gewonnenen Frieden wieder zu verlieren? Aber diese Frage über Zo'or ließ ihn nicht los! Bei seiner monatlichen Kontrolle von Da'ans persönlichen Aufzeichnungen las er etwas sehr Interessantes... „Da'an”, setzte T'than an, doch Da'an unterbrach ihn.
„Wir müssen sie zum Mutterschiff bringen,” sagte sie auf Eunoia. „Dieser Augur hat die Codes der Botschaft, auf dem Mutterschiff können wir sie besser gefangen halten und auch die Daten in Sicherheit bringen.”

 
* * *
 

Was Da'an jedoch nicht wissen konnte, war, dass es für Augur kein Problem darstellte, auch in den Datenspeicher des Mutterschiffes einzudringen. Er hatte dies ja schon des öfteren von seiner Unterkunft aus getan. Somit saß er nun wieder unten in seinem „Versteck” und freute sich über die Unwissenheit der Taelons. Er hatte durch seine Zugriffe ohne Probleme die Botschaft verlassen können und schmiedete nun Pläne, was die Rettung von Renée betraf. Julia war schon da, um ihm zu helfen. Was er bei der ganzen Sache allerdings vergessen hatte, waren die Daten.

 
* * *
 

Diese Daten sahen sich zum gleichen Zeitpunkt die Taelons Da'an, T'than und Zo'or auf der Brücke des Mutterschiffes an. Matyr war wieder an T'thans Seite, was beiden Individuen angenehm zu sein schien.
„Es ist unglaublich, dass Ro'an ihnen diese Informationen gegeben hat!” regte sich Zo'or auf.
„Er wollte deinen Platz um jeden Preis.” erinnerte Da'an ihn.
„Aber damit wäre er doch nie durchgekommen. Was hilft es, wenn er Führer unseres Volkes ist, wenn er den Menschen die Möglichkeit zu unserer Vernichtung gibt?”
Da'an schüttelte den Kopf. Diese Frage kann nicht beantwortet werden. Man könnte nur Vermutungen anstellen. Zum Beispiel die, dass er die Erde verlassen wollte und so die Widerstandsbewegung letztendlich ja eh erreicht hätte, was sie wollten. Taelons runter von der Erde! Aber diese Informationen! Da'an schloss fassungslos seine Augen.
„Auf jeden Fall haben sie die Informationen nicht mehr, und indem wir diese Diskette nun zerstören, kann der Widerstand sie auch nicht zurück erlangen. Kopien gibt es, soweit wir wissen, nicht.” Der rationale T'than.

 
* * *
 

Zeitgleich saß Augur in einem seiner vielfältigen Verstecke und hackte sich in den Mutterschiffcomputer ein.
„Weißt du schon, wo Renée gefangengehalten wird?” fragte Julia ungeduldig.
„Ja, das war kein Problem. Ich schaue nur gerade, wo sie Boone und Liam festhalten. Sonderbarerweise finde ich sie einfach nicht. - Warte, ich probier mal was anders.” Flink loggte er sich in die Shuttlekontrollen ein. Kurze Zeit später starrte er erstaunt auf den Bildschirm. Julia trat hinter ihn, doch die Anzeigen sagten ihr überhaupt nichts.
„Unglaublich,” begann Augur, „nach diesen Anzeigen befindet sich das Shuttle nicht auf der Erde, ja, es ist nicht einmal in diesem Sonnensystem.”

 

Ende von Kapitel 2

 

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