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  „Eine unendliche Geschichte von Liebe und Krieg” von   Hydra
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autoren.
 
Handlung:  Da'an und Zo'or werden entführt
Zeitpunkt:  dritte Staffel
Charaktere:  Da'an, Zo'or, T'than, Boone, Sandoval, Liam, Renee, Augur, Matyr, Ro'an, Christoph Dennisson
 

 

EINE UNENDLICHE GESCHICHTE VON LIEBE UND KRIEG

Kapitel 1

 

Erschrocken stand der riesenhaft wirkende Taelon von seinen Stuhl auf, als er den schwarz gekleideten Fremden rein stürmen sah. Das Gesicht des Mannes war ein Abbild seiner Angst. Ohne ein weiteres Wort kam er auf den Companion zugerannt. Dieser öffnete den Mund, um zu fragen, was dies zu bedeuten habe, aber bevor er dazu kam, erschienen weitere Männer, die den ersten sofort zu umzingeln begannen. Sie waren weiß gekleidet, wie, um ihre Gegensätzlichkeit zu betonen.

„Bitte, helfen Sie mir!” flehte der schwarz gekleidete Mann den Taelon an. „Sie wollen mich zurückbringen!” Der Taelon starrte die Runde nur an und wusste nicht, wie ihm geschah. Als einer der Männer auch ihn sah.
„Ein Taelon!” rief er, „Den können wir auch gebrauchen!”
Der Taelon erschrak zutiefst, als die Gruppe sich teilte und einige der weiß gekleideten Männer auf ihn zu kamen. Entsetzt starrte er die Hand, die nun seinen Arm ergriffen hatte, an. Panisch sah er sich nach Hilfe um, doch dort war niemand.

Da'an stolperte, als er versuchte, vor den Fremden zurückzuweichen, doch schon hatten sie ihn an den Armen gepackt und zwangen ihn mitzukommen. Doch sie kamen nicht weit, denn plötzlich versperrte ihnen ein einzelner Mann den Weg. Da'an wusste sofort, wer es war... Liam. Hilfesuchend sah sie ihn an. Doch er lächelte nur kalt auf ihn herab und sagte zu den anderen: „Seid vorsichtig mit ihm! Er könnte uns noch sehr nützlich werden.” Da'ans Augen weiteten sich vor Entsetzten. „Aber Liam!” stammelte er, doch Liam hatte sich zum Fenster gedreht und ignorierte das Flehen.

Die Männer in Weiß nickten nur. Da'an wurde von groben Händen gepackt und gemeinsam mit dem schwarzgewandeten, leise vor sich hin jammernden Mann in ein Shuttle gestoßen. Das Shuttle war nicht leer. Da'an blickten zwei blaue Augen entgegen, die mehr Wut als Verzweiflung widerspiegelten. Dann starrte der Andere auf die Entführer und schnaubte: „Was soll das? Was wollt ihr von uns? Wie könnt ihr es wagen!!!! Ich bin der Führer der Synode!”
Die Entführer sahen einander an und nickten sich dann gegenseitig zu. Man konnte ihre Gedanken direkt spüren: *Zwei Taelons sind besser als einer.* Und ignorierten den Führer der Synode vollkommen.
Fest verschnürt saßen sich nun Da'an und der vermeintlich hilfesuchende Mann gegenüber. Er murmelte immer noch vor sich hin „Sie waren mir ja eine GROSSE Hilfe!"

Einer der Männer nahm auf dem Pilotensitz Platz und begann, die Checkliste durchzugehen. Kurz darauf hob das Shuttle ab.

Zo'ors Augen blitzten die Entführer weiterhin an und er sah sich nach einem Fluchtweg um. Per Gemeinwesen versuchte er die anderen Taelons zu kontaktieren. Aber er spürte die anderen nicht, er konnte nur Da'an wahrnehmen, wie grausam.
Schließlich drehte sich Da'an zu seinem Kind. „Es wird dir nicht gelingen, also verschwende deine Kräfte nicht auf eine so nutzlose Weise.” Seine Stimme war nicht länger aufgeregt, sondern nur noch gelangweilt. Es war ja nicht das erste Mal, dass er entführt wurde. Zo'or warf ihm einen wütenden Blick zu, bevor er anfing, den Männern Geld für seine Freilassung zu bieten. Diese sahen ihn nur genervt an und knebelten ihn dann.
Da'an sendete über das Gemeinwesen: *Na, siehst du, das hast du jetzt davon!*
Zo'or sendete zurück: *grrrrrrr*

Da sprang das Shuttle aus der Interdimension und setzte zur Landung an. Es landete weit oben im Norden von Kanada. Keine Siedlung war in der Nähe, nur endloser Wald. Es war ein großer Bereich mit flachen Häusern. Und Da'an traute seinen Augen kaum, als er Renée Palmer sah, die am Rand der Landefläche stand und auf sie wartete. Als die Taelons und der Mann unsanft aus dem Fluggerät bugsiert wurden, sah Da'an sich um. Weder die Gebäude noch der scheinbar endlose Wald sagten ihm etwas. Er wusste nicht, wo genau er war oder was diese Leute nun mit ihm, Zo'or und diesem merkwürdigen Mann vor hatten. Aber einer Sache war er sich sicher: Der Widerstand musste dahinter stecken! Er sah zu Renée hinüber, die gerade von Zo'or mit Blicken getötet wurde. Was hatte das alles zu bedeuten? Erst Liam, dann Renée. Was würde als Nächstes kommen? Mit einem Schock sah er am Ende der Landefläche eine vertraute, große, rothaarige Gestalt stehen. Was ging hier vor? Das konnte doch unmöglich Boone sein!

 
* * *
 

Während die Entführten irgendwo in Kanada gestrandet waren, lächelte Liam in der Botschaft bösartig, bevor er sich in eine zähe Flüssigkeit verwandelte und wieder die Gestalt von Aldrin annahm. Der Kater strich langsam um den thronartigen Stuhl herum, bevor er mit einem Satz hoch sprang und es sich gemütlich machte.

Sich nähernde Schritte erklangen. Der Kater hob den Kopf und richtete die Ohren auf. Sandoval betrat das Audienzzimmer. Der Agent sah sich um, konnte aber niemanden ausmachen. „Da'an?” fragte er noch einmal vorsichtig, bevor er einem anderen Taelon ein Handzeichen gab einzutreten. Dieser schritt elegant auf den Stuhl zu, und ließ sich darauf nieder. Dann grinste er Sandoval an: „Das wollte ich immer schon tun.” Elektroschocks schossen auf dem Stuhl hervor, jemand hatte wohl vergessen, die Alarmanlage zu deaktivieren, da der Stuhl nur für Da'an und seine Katze freigeschalten war. Er sprang auf. *Was soll's?* dachte er, *Da Zo'or und Da'an jetzt aus dem Weg geschafft wurden, gehören ihre Positionen sowieso mir!*

 
* * *
 

Richten wir unser Augenmerk wieder nach Kanada, wo die Entführer mit Da'an und Zo'or gelandet sind. Der rothaarige Mann kam immer näher und näher. Zo'or konnte jetzt erkennen, dass dies wirklich Boone war, und hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen. Wie konnte Boone leben, sie selbst hatte ihn ja getötet. Der Mann grinste.
„Willkommen, Zo'or! Sie wissen gar nicht, wie sehr ich mir schon immer gewünscht habe, Sie in dieser Situation zu sehen: gefangen und hilflos.” Er lachte leicht und wendete sich dann zu Liam und den weiß gekleideten Männern. „Aber warum habt ihr sie mitgebracht?” Er zeigte verärgert auf Da'an. Die Männer stotterten verlegen. „Na ja, wir dachten, Sie freuen sich über einen weiteren Taelon.” - „Dann habt ihr falsch gedacht! Nun gut, geschehen ist nun mal geschehen. Sperrt sie ein!” Sein Blick ruhte noch einige Momente auf Da'an, dann wandte er sich ab.

 
* * *
 

Da'an und Zo'or wurden gemeinsam in einen alten verfallenen Bunker gebracht, aber wenigstens hatten sie jetzt wieder Kontakt zum Gemeinwesen, allerdings nicht lang, denn im Bunker selbst schien es wieder eine Art Abschirmung zu geben. Wieder mit Zo'or allein, der plötzlich einen Ausruf des Entsetzens ausstieß: „Du wusstest es die ganze Zeit!” Da'an sah ihn mit schief gelegtem Kopf erstaunt an. „Was meinst du?”
Zo'or bedauerte in diesem Moment, dass sämtliche Versuche, Da'an los zu werden, fehlgeschlagen sind. „Was wohl!” giftete sie ihre Mitgefangene an. „Dass sie im Widerstand sind!” Da'an kontrollierte sofort seine mentalen Barrieren und festigte sie. Wie hatte er sich nur gehen lassen können? Unbarmherzig fuhr Zo'or fort: „Du hast deine eigene Spezies verraten!”
Bei diesen Worten verlor Da'an die Kontrolle über seine Fassade. Wie konnte er Zo'or nur begreiflich machen, dass sein einziges Ziel von je her... Aber Zo'or wollte nicht verstehen und so blieb Da'an nichts anderes übrig, als zu schweigen. Sie wusste nur, dass sie sich noch nie so elend gefühlt hatte, wie in diesem Moment, als ihr Kind sie des Verrats beschuldigte.

 
* * *
 

Derweil stand in der Botschaft Agent Sandoval vor dem hohen Stuhl, dessen Alarmanlage inzwischen abgeschaltet worden war, und erhielt Befehle von dem stellvertretenden Companion.
„Das Kraftfeld muss unbedingt bestehen bleiben. Wenn die beiden erst mal keinen Kontakt mehr zum Gemeinwesen haben, werden sie schon bald für tot erklärt werden. Und da sie zusammen sind, können sie sich gleichzeitig nicht in Atavi zurückverwandeln. Ich werde Sie benachrichtigen, wenn die beiden endgültig zu beseitigen sind, Agent Sandoval. Seien Sie so lange vor der Synode noch der sorgende Beschützer.”
„Sehr wohl, Ro'an!” Damit verließ der FBI-Agent den Audienzraum.

Mit einem überaus zufriedenen Lächeln auf den Lippen lehnte sich der Taelon zurück und aktivierte mit einer grazilen Armbewegung den Energiestrom. Dabei bemerkte er nicht den Kater, der vor dem Fenster saß und ihn aus großen, grünen Augen aufmerksam ansah.

 
* * *
 

Da'an sah traurig zu Zo'or herüber, der trotzig an die Wand starrte und jegliche Versuche Da'ans, mit ihm zu kommunizieren, ignorierte. In diesem Moment fiel ein Lichtstrahl in den dunklen Raum, in dem sie sich befanden, und eine Person trat ein.
„Lassen Sie uns frei! SOFORT!” fauchte Zo'or augenblicklich.
„Nennen Sie mir einen guten Grund, wieso ich das tun sollte!” gab Boone aufgebracht zurück. Er hatte nun keine Angst mehr vor Zo'or, aber was ihn störte, war der traurige Blick Da'ans...
Zo'or schnaubte ärgerlich, weil ihm darauf keine Antwort einfiel.
Da'ans Blick haftete auf Boone. Mit sanfter Stimme fragte er leise: „Weshalb halten Sie uns hier fest?” Sein früherer Beschützer erwiderte seinen Blick. „Ich führe nur Befehle aus!”
„Dachte ich es mir doch!” rief Zo'or dazwischen. „Sie arbeiten für Doors!”
Boone ignorierte Zo'or und wandte sich wieder an Da'an. „Wenn alles noch Plan verläuft, wird Ihr Aufenthalt hier nicht sehr lange dauern. Das verspreche ich Ihnen.” Da'an und Boone tauschten einen langen Blick aus, bevor der Mensch den Raum wieder verließ.

 
* * *
 

Der Energiestrom war aktiviert. Ro'an wollte sich gerade entspannt zurücklehnen, als etwas diese Harmonie störte. Er blickte sich um und schaute genau in Aldrins grüne Augen. Wie sehr er doch dieses Untier hasste! Er war regelrecht allergisch dagegen. Wie nur brachte er dieses fauchende, behaarte Tier aus diesem Raum, ohne die Hilfe von Sandoval oder eines Freiwilligen in Anspruch zu nehmen? Zuerst fiel sein Blick auf einen seltsamen Dosenstapel in einer Ecke des Raumes. Ah, auf ihnen stand groß was von Katzenfutter. Damit könnte er das Viech bestimmt in eine Falle locken. Er hatte schon lange die Erfahrung gemacht, dass so ziemlich alle Spezies dieses Planeten total verfressen waren. Er nahm eine der Dosen in die Hand und betrachtete sie nachdenklich. Wie sollte er sie nur öffnen? Von einem Dosenöffner war weit und breit nichts zu sehen. Und in was sollte er das Biest einsperren, damit er es irgendwo entsorgen konnte? Es musste einfach aus der Botschaft raus! Nach einiger Überlegung versuchte er es mit einer weniger subtilen Technik. Er baute sich groß vor dem Kater auf und wedelte mit den Armen. Fast hätte er schwören können, dass der Kater lachte!

Innerlich lachte er auch, allerdings sprang er lieber flink auf seinen angestammten Stuhl. Dieser Taelon hatte hier nichts zu melden. Der war ja selbst zu blöd die Dose aufzubekommen. Während das Wesen mit der Fähigkeit zum Formwandeln dies dachte, griff Ro'an wieder zur Dose und entdeckte auf ihr eine Anleitung, wie man sie unter Zuhilfenahme der kleinen Metallöse auf dem Deckel öffnen konnte. Allerdings war diese Möglichkeit eher für Menschen geschaffen. Trotzdem versuchte er seinen Finger in die metallene Öse zu kriegen, was ihm sogar nach zahlreichen Versuchen gelang, allerdings blieb sein Finger darin stecken.

Nach einer laaangen Zeit hatte der Taelon die Dose endlich geöffnet und hielt sie der Katze entgegen. Und schon wieder dieses Lachen. Plötzlich schien die Katze zu zerfließen und beinahe gleichzeitig eine neue Form anzunehmen. Nun stand ihm Zo'or gegenüber. Vor lauter Schreck ließ er die Dose fallen und starrte nun die vor ihm stehende Zo'or zu ähnlich sehende Kreatur an. Aber, wie konnte er nur geflohen sein, von diesem abgelegenen Ort? Das war doch unmöglich, oder etwa nicht?
Zu allem Überfluss lächelte es auch noch. „Ro'an”, sprach das Wesen mit tonloser Stimme. „Welche Freude, dich wiederzusehen. Wir haben eine alte Rechnung zu begleichen.”
Ro'an schüttelte sich vor Entsetzen und verlor erst mal seine Fassade. „Du... du kannst gar nicht hier sein! Du bist gar nicht hier und du bist auch nicht Zo'or. Wer bist du?” - „Erinnerst du dich wirklich nicht an mich? Seltsam. Es gab eine Zeit, da standen wir uns nahe.” - *So nahe kann es aber nicht gewesen sein, denn sonst würde ich mich daran erinnern!* - „Ach, das ist wieder mal typisch für deine Rasse! Ihr seit so ignorant, dass ihr nie auf die kleinen Details achtet.” Ro'an erschrak, hatte das fremde Wesen etwa seine Gedanken gelesen? Welche kleinen Details? Ro'an überlegte fieberhaft. Da fiel ihr ein Gespräch ein, das sie zwischen Liam und Da'an belauscht hatte. Könnte es sich hier um jene übernatürliche Macht handeln, von der Da'an zu Liam sprach?
Das Wesen in Gestalt von Zo'or lachte. „Wie armselig ihr Taelons doch seid. Eure so hoch entwickelte Rasse, die sich selbst dem Untergang geweiht hat! Auch du hast deinen Teil beigetragen.” Auch er, Ro'an, sollte seinen Teil dazu beigetragen haben? Er schüttelte den Kopf, er konnte sich einfach nicht daran erinnern.

 
* * *
 

Nach Verlassen des Raumes ging Boone in Gedanken versunken zu Liam, Renée und den anderen zurück. Er sah Da'ans trauriges Gesicht vor sich und fragte sich, wie es so weit hatte kommen konnte? Renée bemerkte seine düstere Miene und sah ihn fragend an. Er schüttelte jedoch nur den Kopf. Um ungestört zu sein, zog er sich in sein Büro zurück, das man ihm provisorisch eingerichtet hatte. Müde ließ er sich in den Stuhl fallen und schloss einen Moment die Augen. Was war nur los mit ihm? Zu Beginn der Aktion war er seiner Sache noch sicher gewesen, doch jetzt... Er hätte nie gedacht, dass Da'an so zu sehen ihn derartig emotional angreifen würde. Er warf einen Blick auf seinen Skrill. „Was denkst du, was wir tun sollen, Condor?” Das außerirdische Wesen zischelte sanft und sandte beruhigende Gefühle an seinen Träger. Boone sah seinen Skrill eine Weile an, bevor er zielbewusst aufstand und in Richtung des Kerkers ging.

Es war niemand zu sehen, als er die Tür zu Da'ans und Zo'ors Verließ öffnete. Er sah hinein. Zo'or warf ihm einen angreifenden Blick zu, während Da'an ihn erneut mit Verwunderung und Unglauben ansah. Er fühlte ein Stechen in seinem Herzen. Was hatte er nur getan?
„Da'an, ich muss dich zu einer Befragung führen.”
„Jetzt werden wir auch noch gefoltert?” giftete Zo'or.
Boone sah Da'an an. „Da'an?” und er streckte seine Hand nach ihm aus. Zögernd kam Da'an der Aufforderung seines ehemaligen Beschützers nach.
Während er hinausging, konnte er wieder eine Verbindung zum Gemeinwesen herstellen, allerdings war Zo'or im Inneren des Bunkers nun mit seinen Gedanken allein. Langsam folgte er seinem früheren Beschützer einen langen Korridor entlang. Was hatte er nur mit ihm vor?

 
* * *
 

Zo'or versuchte verzweifelt, sich zu beruhigen. Er war allein, das erste Mal in seinem Leben. Er hatte noch eine Verbindung zum Gemeinwesen, so dass er sich nicht zurückentwickeln würde, aber es fühlte sich seltsam an, plötzlich nur noch seine eigenen Gedanken zu hören. Es war wie in einer Horrorgeschichte, die er als Kind gehört hatte. Er hatte sich nicht vorgestellt können, wie die absolute Einsamkeit der Gedanken war. Nun wusste er es. Er hörte zwar die Stimmen des Gemeinwesens, doch schienen sie zu weit entfernt und zu undeutlich, als dass er sie verstehen konnte. So laut er auch nach ihnen rief, sie hörten ihn nicht. Allein!

 
* * *
 

Währenddessen brachte Boone Da'an zum Zaun des Geländes, so dass sie niemand sehen konnte.
„Auch wenn ich Sie nicht befreien kann, möchte ich, dass Sie wenigstens wissen, was hier gespielt wird.”
„Für eine Erklärung wäre ich sehr dankbar”, sagte Da'an sanft und legte den Kopf schief.
Boone seufzte. „Nun gut, als erstes müssen Sie wissen, dass Liam nicht der Liam ist, den Sie kennen und der Ihr Beschützer ist. Er ist ein Außerirdischer, eine Art Formwandler.”
Es machte 'Klick' in Da'ans Kopf. Natürlich, die Geryn! Doch was hatte die Geryn dazu bewegt, gerade jetzt aufzutauchen? Seit wann mischten sie sich so aktiv in die Angelegenheiten der Taelons ein?
Boone unterbrach Da'ans Gedanken: „Der echte Liam ist hier in Kanada und der falsche in Ihrer Botschaft, um unseren ärgsten Widersacher im Zaum zu halten! Und bevor Sie etwas Verkehrtes denken: Ich bin es tatsächlich und nicht etwa auch ein Formwandler!”
Da'an sah ihn kritisch an. „Das wird sicherlich auch der Formwandler sagen. Wer ist Ihr ärgster Feind? In meiner Botschaft?”
Ein bitterer Zug huschte über sein Gesicht. „Können Sie es sich nicht denken? Es ist Lola, diese kleine Slut, die sich Freiwillige nennt.”
Da'an sah ihn wegen seiner Wortwahl schief an, bevor er bemerkte, dass hinter ihnen Renée stand und Boone misstrauisch musterte.
„Lola?” Ihm fiel auf, dass Boone eine besondere Betonung auf das 'o' gelegt hatte und er verstand. Stumm formte er mit seine Lippen einen anderen Namen: 'Ro'an'. Boone nickte vielsagend, da ertönte ein unglaublich schmerzerfüllter Schrei. Der Schrei kam eindeutig aus der Wand hinter Boone, aber wie sollte das möglich sein?

Alles ist möglich, es war Augur, der so schrie, einige seiner Computer hatten den Geist aufgegeben und das war das ärgste, was einem Mann wie Augur passieren konnte. Sein Kreischen erreichte langsam grausame Höhen, bis er die Eigenfrequenz der Wand erreichte. Dummerweise hatte er in seiner Panik aus Versehen die in der Wand installierten Lautsprecher aktiviert. Für Boone und Da'an hatte das trotz des ersten Schreckens auch etwas Gutes: Renée war entsetzt davon gerannt, um nachzusehen, was da los war.

Da'an sah Boone mit schief gelegtem Kopf an. „Mir war nichts bekannt von einem Konflikt zwischen den Geryn und Ro'an.” Da'an legte seine Hand an Boones Wange. „Danke,” flüsterte sie. „Jetzt verstehe ich endlich.”
Sie sahen sich in die Augen und plötzlich musste Boone an seine verstorbene Frau denken. Hatte Da'an ihren Tod wirklich nicht gewollt? Da'an hatte so strahlend blaue Augen, wie Kate sie gehabt hatte. *In diesen Augen könnte man ertrinken,* dachte Boone, während er wie eingefroren da stand. Er fühlte noch immer die Hand des Taelons auf seiner Wange, obwohl dieser sie längst zurückgezogen hatte und seinen früheren Beschützer verwundert ansah.
„Boone?” fragte Da'an besorgt und sanft. Während sie ihn äußerlich immer noch fragend ansah, beherrschte sie sich innerlich. Sie musste etwas tun, solange sie noch Kontakt zum Gemeinwesen hatte. Ro'an musste gestoppt werden. Da'an durchsuchte blitzschnell und dennoch so unauffällig wie möglich das Gemeinwesen nach dem Einzigen, der in dieser Situation mächtig genug war, um zu helfen. Dann hatte er ihn endlich gefunden. *T'than! Stoppe Ro'an! Zo'or und ich sind gefangen, du musst handeln, my love!*
„Ach nichts,” meinte Boone und sah durch den Zaun in den Wald.
*Zum Glück sind Taelons nicht monogam, aber ob Boone den Tod seiner Frau schon überwunden hat? Ich wüsste zu gern, wie es ist, ihn zu küssen.* - *Mehr Informationen, Da'an!* - *Habe keine weiteren.* - *Ich kümmere mich um unseren alten Freund, mon amour.* - Da'an musste lächeln. Wie üblich versuchte T'than seine Gefühle zu verbergen, dabei war seine Sorge um ihn offensichtlich. Doch Da'an hatte keine Zeit, den Kontakt fortzusetzen. Er musste die geringe Zeit nutzen und herausfinden, ob Boone wirklich Boone war und ob er ihm vertrauen konnte. Dazu gab es nur eine Möglichkeit.
„William?” fragte Da'an den abwesend wirkenden Menschen. Dieser schreckte hoch. „Ja, Da'an?” Da'an lächelte. Wieder legte er seine Hand an Boones Wange und als sie keine ablehnende Geste bemerkte, auch seine zweite. Der Mann sah sie leicht erstaunt aber auch abwartend und gespannt an. Da'ans Lächeln verstärkte sich. William Boone war völlig unvorbereitet, als die Lippen des Taelon seine berührten. Die Welt um ihn herum verschwand und das Einzige, was er noch wahrnehmen konnte, war Da'ans Anwesenheit, die er weniger körperlich als mental spürte. Da'an genoss die Nähe zu Boone, was er auch deutlich durch ihre geistige Verbindung spüren konnte. Sie dachte daran weiterzugehen, ihn tiefer zu erforschen und ihm Freude zu bereiten. Sie seufzte leicht. Dazu war aber keine Zeit, sie musste handeln. Aber jetzt konnte sie sicher sein, dass dieser Mann wirklich ihr früherer Beschützer William Boone war. Die Verlockung war wirklich zu groß, doch Da'an ging nur so weit, wie er sicher sein konnte, mitzubekommen, was um sie herum geschah. Ohne, dass es der Mensch bemerkte, rief sie aus dessen Erinnerungen ab, was mit ihm geschehen war. Doch der Schmerz über diese Erkenntnis war größer, als dass sie ihn in dieser engen Verbindung vor Boone verbergen konnte.
*Ah, das hatte Da'an also bezweckt! Sie wollte ihn aushorchen!* Da'an konnte die plötzliche Ablehnung spüren und fuhr zurück, was hatte Will nur.

 
* * *
 

Währenddessen stürmten Freiwillige die Botschaft im Auftrag von T'than, um Ro'an zu verhaften, aber er war nirgends zu sehen. Statt dessen lag nur ein Kater ausgestreckt auf dem thronartigen Stuhl und funkelte sie aus grünen Augen seltsam an. Und er sah sehr satt und zufrieden aus. Für die Freiwilligen sah er allerdings nur wie ein ganz normaler Kater aus.
T'than war nun selbst in die Botschaft gekommen, Ro'an war eine Bedrohung für das gesamte Gemeinwesen, also musste seine Geliebte zurückstehen. Er sah den Kater misstrauisch an. Er schien zu grinsen, merkwürdig, aber er hatte nie zuvor ein Mitglied dieser Spezies in dieser Form gesehen. Würde er mit ihm kommunizieren können? Er sprach den Kater an, allerdings per „Sharing”, so legte er dem Kater eine Hand auf den Kopf und initiierte die Gedankenverbindung. Einige Augenblicke später befahl er den Freiwilligen barsch, den Raum zu verlassen.

Als alle fort waren, verwandelte sich der Formwandler in einen Taelon. „Hallo T'than!” Er grinste breit. Plötzlich stach etwas aus seinem Inneren heraus. Es sah aus wie eine Hand unter einer elastischen Schicht. T'than sah gleichzeitig besorgt und zufrieden aus.
„Ich sehe, Ro'an ist bereits in Gefangenschaft. Sehr gut! Doch ich muss darauf bestehen, dass er uns Taelons ausgeliefert wird.”
Der Formwandler grinste. „Aber selbstverständlich... unter einer Bedingung:”
T'than stöhnte innerlich auf. Er wusste, was kommen würde, dazu kannte er diesen Geryn zu gut.
„Du weißt es bereits, T'than?” Er grinste noch mehr. „Sehr gut. Dieses Opfer wirst du doch wohl für diesen Preis bringen können, oder?”
T'than verzog sein Gesicht. „Welches wäre das?”
Der Formwandler grinste über beide Ohren. Dem Taelon wurde schon jetzt unwohl, das konnte nichts Gutes bedeuten. Der Geryn beugte sich vor und sprach mit plötzlich intensiver Stimme „Ich will das Gemeinwesen erleben! Ich will wissen, was es bedeutet, ein Taelon zu sein! Ich kann mich äußerlich in jedes Lebewesen verwandeln, ohne dass ich erkannt werde. So kann ich erleben, was es bedeutet, sie zu sein. Aber bei den Taelons... ich kann nur euer Äußeres nachahmen, aber ich habe keine geistige Verbindung zu euch. Doch gerade das ist es, was Euch Taelons ausmacht!”
T'thans starrte ihn nur an. Eine fremde Spezies den Zugang zu dem Gemeinwesen erlauben? Die Konsequenzen waren nicht absehbar und ohnehin: eine solche Handlung widerte ihn an. Der Geryn schien T'thans Abneigung zu spüren und sah ihn durchdringlich an. „Entweder du erfüllst mir meinen 'Wunsch', oder ich werde dir auch deinen verweigern.”
T'than überlegte. Er müsste ihm ja nicht wirklichen Zugang erlauben. Der Geryn wollte ja nur einmal erfahren, was es hieß, Taelon zu sein. „Wir könnten uns für einige Zeit geistig verbinden, so dass du durch mich spürst, was es heißt, Verbindung zum Gemeinwesen zu haben.” Der Gedanke widerte ihn zwar an, aber er hatte schon Schlimmeres ertragen.
Der Formwandler fing an zu strahlen. Erwartungsvoll hob der Geryn eine Hand. Nach kurzem Zögern legte T'than die seine mit der Handfläche dagegen und öffnete widerwillig seinen Geist und die Verbindung zum Gemeinwesen für sein Gegenüber.
Der Geryn hieß Matyr und war ein angesehenes Mitglied seines Volkes. T'than erlebte seine Erinnerungen, bis er bemerkte, dass Matyr zitterte. Die Masse an Eindrücken war zu viel für ihn. T'than filterte die eintreffenden Informationen und tröstete den Geryn mental und fand, dass dieser Austausch für beide Seiten etwas Positives hatte. Ihre Hände trennten sich wieder und die beiden sahen sich eindringlich an. T'than war angenehm überrascht von diesem Erlebnis. Diese Rasse schien beinahe genauso weit entwickelt zu sein wie die Taelons. Sie könnten sich als gleichwertige Partner erweisen.
„Danke,” flüsterte Matyr. „Ich wünschte, diese Erfahrung hätte länger angedauert.” T'than lächelte ihn an. „Wenn du noch länger hier auf der Erde bist, melde dich bei mir. Aber jetzt muss ich los. Zwei Taelons wurden entführt und ich muss sie da rausholen.”
„T'than, vielleicht kann ich dir dabei behilflich sein...”
T'than sah den Geryn an. Er hatte recht. Er nickte kurz und Matyr folgte ihm zu seinem Shuttle. Zuvor machten sie allerdings einen Abstecher zu den Gefängniszellen und brachten Ro'an in einer davon unter.

Als sie das Shuttle bestiegen, sah Matyr sich im Innenraum des Vehikels aufmerksam um. „Mhm, ich muss sagen, sehr hübsch! Aber für meinen Geschmack etwas einseitig in der Farbgebung. Wir Geryn bevorzugen es etwas bunter. Hier fehlt Gelb und Grün und Silber und...”
Weiter kam der Matyr nicht, denn ein ziemlich wütend dreinblickender T'than beschleunigte das Shuttle derart schnell, dass der Geryn quer durchs Shuttle flog. „Auuu!” schrie er auf. T'than schaltete auf Automatik und kümmerte sich um den angeschlagenen Geryn. „Matyr, ich habe gesagt, du sollst dich anschnallen.” Er strich über den grünen Fleck auf seiner Haut. T'than spürte das Sprudeln unter der Oberfläche, die der Geryn gerade präsentierte. Matyr sah ihn halb schmollend, halb lockend an. Dann lächelte er. „Schon gut, mir ist ja nichts passiert.”
T'than seufzte. Hatte ihn Da'an nicht mal vor Geryn gewarnt? 'Geryn scheinen einfach nichts ernst nehmen zu können,' hatte Da'an gesagt. 'Alles scheint bei ihnen Spiel und Spaß zu sein, aber dass täuscht nur über ihre unglaublichen Fähigkeiten hinweg. Unterschätze sie nicht!'
Kritisch musterte er Matyr, der ihn immer noch angrinste. „Hör endlich auf zu grinsen!” fuhr T'than ihn irritiert an. „Und hör auf, wie Zo'or auszusehen!” - „Wie hättest du mich denn lieber, T'than?” Als T'than nicht antwortete, verwandelte sich Matyr in einen Jaridian. „Ist das besser?” Der Taelon sah ihn entsetzt an. „Nein? Wie wäre das?” Nun sah sich T'than seinem Ebenbild gegenüber. „Hör auf zu spielen, Matyr!” forderte der Taelon und wandte sich wieder den Kontrollen des Schiffs zu. „Na gut,” meinte der Geryn und setzte sich immer noch in T'thans Gestalt auf seinen Platz.

 
* * *
 

Derweil stürzte Renée in Kanada in den Computerraum. Augur lief hektisch von einem Gerät zum anderen. „Was zum Teufel ist passiert, Augur?” Wütend drehte sich Augur zu Renée um und schrie: „Wie soll ich mit diesen Computern arbeiten? Ich bin zwar ein Genie, aber kein Zauberkünstler!”
Sie musste grinsen. „Ach, nicht?”
„Nein, du verstehst diesen feinen Unterschied zwar wahrscheinlich eh nicht, aber er existiert nun mal.” Mit einem teuflischen Grinsen fügte er hinzu: „Hier schau mal auf diese Liste. Das brauche ich alles, um mein Genie spielen zu lassen.”
Renée sah sich die Liste an, alles irgendwelche Computerteile. „Gib mir zwei Stunden Zeit und ich habe, was du brauchst.”
„Ja? Und dies alles in zwei Stunden?” Augur sah Renée zweifelnd an. „Na, dann beeil' dich mal, denn zwei Stunden sind eine kurze Zeit!” Und während er dies sagte, blickte er Renée mit seinem etwas ironischen Lächeln an.

Auf dem Weg zum Shuttle sah Renée Da'an und Boone immer noch dort am Zaun stehen. Was die wohl hatten? Sie würden Boone unter Beobachtung halten müssen. Und jetzt flog sie mit einem Shuttle um die Welt. Auch wenn sie die Taelons bekämpfte, aber DAS war ein angenehmer Teil ihrer Ankunft auf der Erde.

 
* * *
 

„Boone?” fragte Da'an noch einmal, doch der Mensch schwieg nur. Was sollte sie nur tun? Bald würde T'than hier eintreffen, sie wollte nicht, dass dem Mann etwas zustieß. „Sie waren doch schon einmal im Untergrund, wieso wollen Sie nicht wieder dorthin zurückkehren? Wenn Sie nicht verschwinden, wird Zo'or oder T'than Sie ganz sicher töten! Sie haben nur diese eine Chance.”
Boone sah sie mit ernstem Gesicht an. „Sie wissen ja nicht, wie es ist, immer auf der Flucht zu leben, es ist kein Leben mehr, es ist eine einzige Tortur. Immer die Gefahr, geschnappt zu werden, nie kann man nur mal an die Sonne, nein, das ist wirklich kein Leben. Ich hätte gute Lust hier zubleiben, dann wäre wenigstens alles vorbei, allerdings könnte ich dann nicht mehr Ihre geschätzte Rasse verfolgen, und das lasse ich mir nicht entgehen. Ich brauche meine Rache!” Mit diesen Worten drehte er sich um und eilte weg.

Da'an sah sich irritiert um. Boone war offensichtlich mehr als verwirrt, wenn er seine Gefangene einfach so stehen ließ. Da'an beschloss, sich darum momentan keine Sorgen zu machen, sondern diese Chance zu nutzen. Er versteckte sich im Schatten und begann vorsichtig das Gelände zu erkunden, während sie Kontakt mit T'than aufnahm und ihm alles mitteilte, was er sah.

T'than landete weit genug vom Lager entfernt, so dass ihre Ankunft nicht bemerkt werden würde. Erst wenn Da'an und Zo'or sicher geflohen waren, konnte er die Truppen, die schon bereit standen, auf das Lager loslassen. Matyr wanderte neben ihm her, als sie sich einen Weg durch den Wald bahnten. Er war ganz begeistert von diesem Abenteuer. Von Da'an, der mittlerweile einen Platz gefunden hatte, von dem aus er das ganze Gelände überblicken konnte, wusste T'than, dass ein Seiteneingang momentan unbewacht war. Er legte seine Finger auf das elektronische Schloss und sendete die entsprechenden Impulse hinein. Mit einem leisen Summen öffnete sich die Tür. Matyr wanderte als Katze hinter ihm her, das war eine sehr gute Form zum unauffälligen Beobachten!

 
* * *
 

Derweil litt Zo'or noch immer in seiner Zelle. Er fühlte sich einsam. Warum kam Da'an nicht zurück? Lieber diese Verräterin bei sich haben als das! Aber vielleicht arbeitete sie mit denen zusammen. Er hatte keinen anderen Grund für Da'ans Verschwinden finden können als den ihres Verrates.

Doch Da'an hatte T'than mittlerweile schon über das Gemeinwesen den Weg zu Zo'ors Zelle erklärt und ihn zudem gebeten, den Mann, der heute morgen so plötzlich in seiner Botschaft aufgetaucht war, wenn möglich ebenfalls zu befreien. Vielleicht konnte dieser etwas Licht in diese verworrene Angelegenheit bringen. Da'an selbst blieb in seinem Versteck und beobachtete, was sich auf dem Gelände tat. T'than öffnete die Tür zu dem Raum, in dem Zo'or gefangen war, sowohl physisch als auch mental. Jener saß am Boden, an die Wand gelehnt und sah ihn misstrauisch an. „Komm, wir haben nicht viel Zeit!” forderte ihn T'than ruppig auf. Zo'or zögerte kurz und kam dann schnell auf seine Beine.

Unterdessen hatte Matyr - wieder in Zo'ors Gestalt - die Nachbarzelle geöffnet und den verängstigten Mann befreit. Dieser zögerte erst, aber entschied sich dann doch dafür, dem vermeintlichen Taelon zu folgen. Sowohl er wie auch Zo'or machten ein ziemlich erstauntes, um nicht zu sagen blödes Gesicht, als sich alle vier auf dem Gang trafen, während T'than dem falschen Zo'or nur einen genervten Blick zu warf.
„Wir müssen uns trennen, um hier ungesehen rauszukommen. Matyr, du gehst mit diesem Mann zu der Stelle, an der wir auf das Gelände gekommen sind. Wir treffen uns dann dort. Und nimm am besten die Gestalt eines hier Arbeitenden an!” Matyr grinste abenteuerlustig. „Wie Sie wünschen, mon capitain!” Schnell drehte sich T'than weg, um dem Geryn nicht an den Kragen zu springen.

 
* * *
 

Da'an sah von ihrem Versteck aus, dass keiner Zo'ors Befreiung bemerkt hatte. Nun musste sie noch überlegen, wie sie es anstellen sollte, Boone, Liam und Augur zu warnen. Sie hatte Liam schon einmal verraten und diesen Fehler wollte sie kein zweites Mal begehen. Und da war ja jetzt auch noch Boone...
Sie veränderte ihre Fassade so, dass sie grau wie der Beton des Lagers wirkte und schlich sich dann, an die Wand drückend, in das Gebäude. Sie hörte Liams und Boones Stimmen. Sie stritten sich. Da'an folgte ihren Stimmen.
„Bist du völlig verrückt, Boone? Da'an ist ein Verräter, ganz wie es Bel'lei gesagt hat! Davon abgesehen, hast du denn vergessen, was die Taelons dir angetan haben?” Liams Stimme klang schrill. „Ro'an, nicht 'die Taelons',” erwiderte Boone matt.

*T'than, wo seid ihr?*
*Alle am Tor. Wo bleibst du?*
*Muss noch was erledigen. Geht, wenn euch Gefahr droht.*
*Da'an?* T'than war sauer, aber Da'an brach den Kontakt ab. Auch wenn sie sich gefährdete, sie musste Liam und Boone zumindest warnen. Jetzt stand sie in der Tür. Die beiden Männer bemerkten sie in ihrem Streit noch nicht einmal. Plötzlich sah Boone auf.
„Da'an, was tun Sie hier?” fragte Boone. Da'an sah Boone und Liam an und sagte: „Ich möchte Sie nur warnen, T'than ist hier.”
Nach diesen Worten drehte sich Da'an um und ging. Boone und Liam starrten Da'an nach, doch plötzlich kam Leben in die beiden und sie fingen an zu laufen. Da'an versteckte sich in einer kleinen Nische, als er die beiden Männer laufen hörte.

 
* * *
 

*T'than, ihr müsst sofort gehen. Mach dir keine Sorgen um mich, ich komme später nach.*
T'than war sauer. Er war hier, um sie zu retten und jetzt musste sie mal wieder ihren Sturkopf durchsetzen!
„Matyr, du bringst die beiden zum Shuttle. Ich warte hier noch auf Da'an.”
*Zo'or, vernehme den Menschen, damit wir wissen, was hier gespielt wird. Pass auf Matyr auf, er scheint loyal zu sein, aber er nervt.*
T'than schlich - im übrigen weit geschickter und unauffälliger als Da'an - über das Gelände und suchte seinen Liebsten. *Wenn wir hier heil herauskommen, kann sie was erleben!* Er war wirklich sehr wütend, so wütend, wie es ein Taelon eben sein konnte.
Er spürte sie, sie war ganz in seiner Nähe. Aber er konnte sie nicht fragen. Wenn sie in dieser Ich-muß-noch-was-erledigen-Stimmung war, ließ sie sich nie helfen, eher rannte sie davon. Zwei Menschen liefen an ihm vorbei.

„Wo ist er nur hingelaufen? Das ist alles deine Schuld, Boone!”
Sie trennten sich und rannten jeder in eine andere Richtung um die Ecke. Und dann sah er sie, wie sie ihren Kopf vorsichtig um die Ecke streckte. *Ich hab dich!* sendete er ihr triumphierend zu. Als plötzlich Liam zurück kam.
„Wusste ich doch, dass du nicht so weit warst, wie wir erst dachten, Da'an!”
T'than zog sich noch tiefer in den Schatten zurück und ließ den jungen Mann passieren. Da'an war nicht so schnell, so dass Liam im Nu bei ihm war und ihn am Arm packte.
„Tut mir leid, Da'an. Nett, uns zu warnen, aber jetzt werden wir dich wohl kaum gehen lassen können. Und keine Mätzchen! Boone wird dir vielleicht mit seinem Skrill nichts tun, aber bei mir und meinem Shaqarava solltest du dir da nicht so sicher sein."

Da'an senkte traurig den Kopf; war dies alles umsonst gewesen, hatte sie so versagt? Es sah so aus, als hätte er nun endgültig das Vertrauen seiner beiden Beschützer verloren.
Doch da traf Liam von hinten ein Schuss aus Boones Skrill und er sank bewusstlos in sich zusammen.
„Schnell, Da'an, verschwinde von hier!”
„Komm mit, Will!”
„Nein, ich muss Liam in Sicherheit bringen. Geh!”
Erst zögernd, dann schneller lief Da'an zum Tor.

T'than blieb noch im Schatten und sah zu, wie Da'ans ehemaliger Beschützer seinen derzeitigen davontrug. *Shaqarava?* dachte er, *Wie interessant!* Unbemerkt gelangte er zum Tor, von dem aus er Da'an schon draußen im Wald sehen konnte. Er alarmierte die Truppen, die sich nun in Bewegung setzten und auf das Lager zuflogen.

*Da'an! Warte auf mich!!* Da'an drehte sich verwundert um. T'than erreichte ihn.
„Du solltest doch schon gehen!”
„Und du wusstest ganz genau, dass ich das nicht tun werde, solange du in Gefahr bist. Schließlich kennen wir uns schon ein paar Jahrhunderte.”
Schweigen.
„Wie wolltest du eigentlich den Weg zum Shuttle finden?”
Schweigen.
„Hier lang. Meine Abrechnung kommt später.”

 
* * *
 

Unterdessen hatte Boone mit Liam das zweite Shuttle, das ihnen zur Verfügung stand, erreicht. Vorsichtig, ja sanft, legte er den Bewusstlosen auf dem Boden ab und alarmierte über die Kommunikationseinrichtung des Shuttles Augur. Doch da tauchten schon Dutzende anderer Shuttles aus dem Interdimensionsraum auf und Freiwillige stürmten über das Rollfeld.

 
* * *
 

Augur war gerade dabei, in einen der vielen Bunker zu flüchten, als er eine Waffe im Rücken spürte, und eine nicht gerade freundliche Stimme hinter ihm ertönte: „Keinen Schritt weiter, sonst muss ich von meiner Waffe Gebrauch machen. Nicht, dass ich das nicht gerne machen würde.”
„Tja, das beruhigt mich zumindest ein wenig,” meinte Augur lakonisch, während er die Arme hob.

 

Ende von Kapitel 1

 

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