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  „Weihnachten” von Hagazussa   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Februar 2005
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Ein Weihnachtsfest, das einen Vereinigten mit schönen und traurigen Erinnerungen konfrontiert.
Zeitpunkt:  lange nach der Serie, Fortsetzung von „Der Botschafter und die Priesterin”
Charaktere:  Da'rack, Tho'rha, Lili, Tiara
 
Vorbemerkung der Autorin: Hierbei handelt es sich um einen Plot, der in meiner Geschichte ‚Der Botschafter und die Priesterin’ weit in die Zukunft greift. Ich hoffe nur ich hab damit nicht zu viel verraten und die Spannung aus der Geschichte genommen.
 
Anmerkung:  Dieser Text wurde als Teil des Adventskalenders 2004 geschrieben.
 

 

WEIHNACHTEN

 

Die Familie saß rund um den reich gedeckten Tisch. In der Ecke des großen Raumes, an einem der Fenster stand ein wunderschöner Baum mit herrlich glitzerndem Schmuck. Vier Kinder, der Mann und seine über alles geliebte Frau. Zärtlich schaute er zu ihr herüber und dachte dabei auch an die Gefährtin die seine andere Hälfte verloren hatte, zwei der Kinder waren die ihren gewesen bevor auch sie sich vereinigt hatten und alle hier ein neues Zuhause fanden.
Lili blickte zu ihrem Mann und nickte kaum merklich.
„Sprich das Gebet, Tiara”, forderte er das Mädchen, das einen der Namen trug die die andere auf der Erde getragen hatte, mit feierlicher Stimme auf.
Die Kleine neigte anmutig den Kopf. „Wie viel sie doch von ihrer Mutter hat”, dachte der Mann wehmütig und Tränen stiegen in seine Augen, doch er zwang sie zurück, wie schon so oft in den letzten Jahren. Hatte sie ihm nicht gesagt er solle nicht um sie weinen, sie würden sich wiedersehen?
Morgen würde ihr zehnter Todestag sein und wieder würde er im Garten eine Rose setzen. Jede dieser Pflanzen war schöner als die vorhergehende gewesen und nicht einmal in den ganzen Jahren war auch nur eine einzige von einer Krankheit befallen worden. Sie blühten und gediehen, obwohl die anderen nicht so viel Glück hatten mit den Pflanzen die sie von der Erde mitbrachten. Nur die Dschungelpflanzen die sie von Bord des Mutterschiffes geholt hatten gediehen hier in diesem feuchtheißen Klima. Doch wie durch Magie blühten ihre Rosen Jahr für Jahr in den schönsten Farben. Er betrachtete sie als ihre Rosen, obwohl sie sie nie zu Gesicht bekommen hatte. Es war das Einzige was ihm von ihr geblieben war, bis auf den winzigen Anhänger den er stets an einer hauchdünnen Kette dicht über seinem Herzen trug, denn nach ihrem Tod war ihr Körper, wie bei Taelons und Kimera üblich, einfach zerfallen. Er hatte nicht einmal die Möglichkeit gehabt sie zu begraben.
Er hatte versucht nicht zu trauern und sich in die Arbeit gestürzt. Die Führung der Kolonie erforderte seine ganze Zeit und auch ein Großteil seiner Kraft und was übrig blieb verbrachte er mit seiner Familie. Nur an Tagen wie diesem, wenn in der Kolonie Feiertag war, dann kam er für einen kurzen Moment zur Ruhe und dann kamen die Erinnerungen und der Schmerz.
Die Kleine hatte ihr Gebet beendet und alle schauten erwartungsvoll zum Vater hin. Erst nach einigen Sekunden wurde er sich ihrer Blicke bewusst und erkannte, dass sie von ihm erwarteten er möge das Mahl eröffnen.
Mit einem leisen „Danke, Tiara!” und einer einladenden Geste tat er das denn auch und die Kinder begannen munter zu plaudern und zu essen. Die größeren halfen ihren jüngeren Geschwistern und wenn auch der eine oder andere Klecks daneben ging so waren sie doch alle glücklich und zufrieden und der Mann verlor nach und nach seine schweren Gedanken und freute sich mit ihnen.

* * *

Später als die Kinder im Bett waren und die Eltern die Geschenke für sie unter dem Baum verteilt hatten saßen sie noch etwas im Zimmer und hingen ihren Gedanken nach.
Unbemerkt von ihm stahl sich nun eine Träne aus seinem Auge und rollte die Wange hinunter.
Lili blickte zu ihm auf und bemerkte sie. Zärtlich strich sie sie fort. „Nicht doch, Da'rak”, raunte sie. „Komm lieber ins Bett, dort können wir... reden.” In ihrer Stimme klang etwas anderes mit als sie gesagt hatte und der Gedanke zauberte für eine Sekunde ein Lächeln auf sein Gesicht. Doch dann wurde er wieder ernst und blickte sie aus traurigen Augen in deren Dunkelheit ein Hauch blau schimmerte an. Er spürte, dass er noch nicht ins Bett konnte. Etwas kam noch auf ihn zu, noch heute Nacht würde etwas geschehen.
„Nein, ich mag nicht. Geh nur ich komme dann nach”, erwiderte er mit trauriger Stimme.
„Gut, aber bleib nicht mehr zu lange auf. Morgen wird's auch noch mal recht hoch hergehen.”
„Ja. Ja”, murmelte er, doch sie merkte, dass er schon wieder in Gedanken war. Sie kannte das, es war immer so in diesen Tagen und sie verstand warum und ließ ihn allein.

* * *

Er wusste nicht wie lange er so gesessen hatte, als plötzlich ein warmes Licht auf ihn fiel und ihn aus seinen Grübeleien riss. Er blickte auf und erstarrte.
Vor ihm stand eine Gestalt. Ihr helles Gewand schmiegte sich in weichen Falten um ihren atmberaubend schönen eindeutig weiblichen Körper und ihr leuchtendes Haar fiel in lockeren Wellen zwischen ihren halb entfalteten Schwingen herab und berührte fast den Boden. Sie stand leicht gebeugt mit dem Rücken zu ihm und legte etwas unter den Baum und ihre ganze Erscheinung wurde von einem warmen überirdisch schönen Licht umrahmt.
Plötzlich drehte sie sich um und erschrak scheinbar. „Uups, da ist ja noch jemand!”, hauchte sie mit einer tiefen und doch sehr weiblichen Stimme. Doch dann winkte sie ab und lächelte. „Hab's nicht so gemeint, natürlich wusste ich, dass ich dich hier antreffen würde”, erklärte sie mit schelmischem Glitzern in den indigofarbenen Augen. „Wie ist es dir in den letzten zehn Jahren ergangen? Bist du zufrieden mit dem was du erreicht hast?”, fragte sie nach einigen Sekunden des Schweigens in denen er sie nur ungläubig angestarrt hatte.
Er schwieg weiterhin, war einfach nicht fähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn etwas zu sagen. Die Gestalt vor ihm trat näher an ihn heran.
„Hallo, ist da jemand?”, rief sie leise und tippte mit dem Finger an seine Stirn.
Die Berührung riss ihn zurück in die Gegenwart und er wurde sich der Situation bewusst. Er blickte zu ihr auf, sah das Dunkelblau ihrer Augen und brachte es mit den Erinnerungen seiner einen Hälfte zusammen, doch das Ergebnis war schier unglaublich für ihn. Konnte das wirklich sein, war sie es? Oder war alles nur wieder ein Traum?
„Tho...Tho'rha? Bist du es wirklich, oder träume ich?”
Die Frau blickte auf ihn herunter und lächelte. „Du träumst nicht, Da'rak. Ich bin gekommen, so wie ich es dir versprochen habe.”
„Aber wie bist du...?” Er brach mitten im Satz ab, als er fürchtete keine Antwort von ihr zu erlangen, doch sie lächelte nur.
„Keine Angst, in dieser besonderen Nacht bin ich fähig auch in dieser Dimension mein volles Potential zu entfalten. Mauern sind dann für mich kein Hindernis. Ich kam von dort.” Damit wies sie in den Garten in Richtung des Rosenbeetes. „Sie sind wunderschön, danke!”, raunte sie als er ihrem Blick gefolgt war.
„Ich konnte dich nicht vergessen und so habe ich immer das Gefühl, dass du in meiner Nähe bist”, erwiderte er mit leiser, sanfter Stimme.
„Das bin ich doch auch so, mein geliebter Freund! Ich bin immer in deiner Nähe, bis es Zeit für dich wird zu gehen und du mit mir kommen kannst, um den Preis für all deine Qual und dein Leid das du ertragen musstest zu bekommen.”
„Und .....?”, setzte er an, doch sie legte ihm die Hand auf den Mund und schüttelte den Kopf.
„Stell diese Frage nicht, denn du wirst keine Antwort bekommen. Den ersten Teil darf ich dir noch nicht enthüllen und den zweiten kann ich nicht beantworten, selbst wenn ich es wollte, denn ich weiß es auch nicht.”
„Aber bist du nicht...” Er brach wieder ab.
Sie lächelte wieder ihr warmes herzliches Lächeln und senkte den Kopf. „Unsterblich, ja, aber nicht allwissend. Ich bin nicht der Schöpfer, nur einer seiner Helfer”, erklärte sie.
Dann hob sie die Hand und hielt ihm etwas hin. Eine kleine Schatulle von blau-violetter Farbe und samtigem Äußeren.
Vorsichtig nahm er den Gegenstand in die Hand und betrachtete ihn von allen Seiten. „Was ist das?”
„Ein Geschenk, für Da'an.” Als er die Lippen kurz zusammenpresste schüttelte sie wieder den Kopf. „Da'rak, du bist dir doch schon lange dessen bewusst, dass eure Verschmelzung nicht so vollständig ist wie bei den anderen. Denkst du nicht das hätte einen Grund?”
„Ja, manchmal schon. Aber noch nie hat mich jemand so deutlich darauf hingewiesen, dass...”
„Dass was? Dass etwas nicht stimmt? Das ist auch nicht so. Es ist alles so wie es sein sollte, nur heute Nacht ist da eben etwas anders, weil ich diese Botschaft für Da'an habe. Auch Vorjak hat etwas bekommen, es liegt dort.” Sie wies auf eine längliche Schatulle oben auf den Geschenken. Dann legte sie den Kopf schief und sah ihm in die schwarz-blauen Augen. „Willst du es nicht aufmachen?”
„Aber die Geschenke werden doch erst morgen....” Sie unterbrach ihn mit einer grazilen Geste.
„Die anderen schon, aber dieses besondere darfst du schon jetzt aufmachen. Dafür hab ich es dir ja persönlich gegeben, sonst hätt' ich's gleich mit dazulegen können.”
Er blickte den Gegenstand noch einen Moment an, hob dann langsam den Deckel und erstarrte. Aus dem Innern strahlte helles Licht und umgab sein Gesicht mit einem grünen Schimmer.
„Was...was ist das?”, hauchte er erstaunt.
„Erkennst du es nicht?”, fragte sie verwundert.
„Doch schon, aber ......warum?”, gelang es ihm endlich seine Gedanken in Worte zu fassen.
„Dies wurde mir gegeben mit der Botschaft, dass es sich hier nicht um eine Kapsel in der üblichen Form handelt. Sie ist gewissermaßen eine Uhr. Nach und nach wird ihr Licht immer weniger werden und wenn sie ganz erlischt, dann komme ich wieder, doch bis dahin kann noch viel Zeit vergehen. Heb sie gut auf, genauso gut wie meine Träne”, erklärte sie leise und schaute auf seine Brust wo der Kristall in einer durchsichtigen Kapsel an einer hauchdünnen silbern glitzernden Kette hing. „Und lass niemanden heran. Sie darf auf keinen Fall beschädigt werden, noch darf sie ein anderes lebendes Wesen sehen, sonst war all das Leid und die Qual deines Lebens umsonst.”
„Ich werde mich daran halten, erwiderte er, stand auf und ließ die Schatulle in einem geheimen Fach über dem Kamin verschwinden.
„Dann leb wohl, bis irgendwann”, hauchte sie, berührte seine Wange und wandte sich ab.
„Tho'rha.”
„Ja?”
Er trat dicht an sie heran. „Ich würde dich noch einmal gern....”
„Tu dir keinen Zwang an, ich würde mich freuen.”
Er trat noch einen Schritt näher und nahm sie in die Arme. „Du bist so wunderbar!”, hauchte er und schloss selig die Augen. Er nahm die weichen Rundungen ihres Körpers wahr und sog tief den Geruch ihres Haares ein, das nach Sonne, Wind und wilden Blumen duftete.
Nach einigen Sekunden spürte er wie sich ihre Arme um ihn schlangen und dann wurde er von einem warmen Licht eingehüllt. Neugierig öffnete er die Augen und konnte kaum glauben was er sah. Sie hatte ihre Flügel zu ihrer vollen, beachtlichen Größe entfaltet und sich und ihn damit eingehüllt, wie in einen Mantel.
Dann war der Augenblick vorbei und sie zog die Schwingen wieder in ihre ursprüngliche Form zusammen. „Es tat gut, dich noch einmal zu berühren”, raunte sie, wandte sich ab und ging, einfach durch die Wand.
Draußen im Garten entfaltete sie ihre Schwingen erneut und ein helles, warmes Licht fiel auf die Blumen, die ihr augenblicklich die Köpfe zuwandten.
Wie segnend hob sie die Hände und strich über die Blüten und Blätter um sich, dann hob sie die Arme schlug mit den Flügeln und erhob sich in die Luft. Immer höher und höher stieg sie auf und war nach einigen Minuten im dunklen Nachthimmel verschwunden.
„Leb wohl, bis dann!”, hauchte er, wandte sich vom Fenster ab und ging zu Bett. In seinem Innern hörte er eine leise Melodie und er wusste, in dieser Nacht würde er viel besser schlafen als in den Jahren davor.

 

ENDE

 

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