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  „Der Botschafter und die Priesterin” von Hagazussa   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juli 2004
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Ein Treffen an einem ungewöhnlichen Ort und ein Gespräch eröffnet ungeahnte Perspektiven und bringt Überraschungen.
Zeitpunkt:  gegen Ende der vierten Staffel
Charaktere:  Da'an, Liam, Frank, Jeanne D'Arc/Tho'rha, Sandoval
 

 

DER BOTSCHAFTER UND DIE PRIESTERIN

Kapitel 2: Eröffnungen

 

Der Abend war schon weit fortgeschritten, als Da'an und sein menschlicher Beschützer einige Tage später an einem der kleinen und exklusiven Clubs im Vergnügungsviertel der Stadt auftauchten.
Liam war in einen Abendanzug geschlüpft und machte einen geschäftsmäßigen Eindruck, während sein Begleiter einen langen Umhang mit einer tief in das Gesicht hängenden Kapuze trug.
„Hier herrscht eine Kleiderordnung!”, hielt sie ein Riese von Mann zurück, als sie das Lokal betreten wollten.
„Ist schon gut, Frank”, ertönte eine Stimme und eine mit dem Wort >Privat< gekennzeichnete Tür im Gang öffnete sich. „Sie sind meine Gäste.”
„OK, Boss”, murmelte der Riese. „Na, dann - willkommen im Club!”, wandte er sich an die Männer und trat zur Seite.
Liam keuchte und Da'an, der sich soeben die Kapuze vom Kopf streichen wollte, hielt wie erstarrt mitten in der Bewegung inne.
Vor ihnen stand eine Frau in einem blutrot glänzenden, weit dekolletierten Abendkleid, das ihre atemberaubende Figur noch betonte und nur den rechten Arm mit einem weiten Ärmel bedeckte, dessen Ende ein Ring bildete, der auf ihrem Mittelfinger steckte. Ihr platinblondes Haar war aufgesteckt und aus dieser Frisur schauten wie zufällig kleine Locken heraus. Der obere Teil ihres Gesichtes wurde von einem frechen Pony verdeckt . An den Füßen hatte sie hochhackige rote, glänzende Schuhe, die ihr in dem hohen Gehschlitz sichtbares Bein noch schlanker erscheinen ließen, als es ohnehin war.
„Jeanne... D'Arc?”, hauchte der Mensch entgeistert.
„Ja.” Ihre vollen kirschrot geschminkten Lippen zeigten ein schelmisches Lächeln.
„Aber...”, setzte der Taelon an.
„Sie erwarteten, hier jemand anderen zu treffen”, meinte sie, noch immer lächelnd.
„Ja, das ist wahr”, bestätigte der Alte.
„Sie werden sie noch treffen.”, beschwichtigte sie ihn. „Doch jetzt sollten wir erst einmal den Gang räumen. Der Club ist bei den höheren Dienstgraden der Freiwilligen recht beliebt und es wäre nicht gut, wenn Sie hier gesehen würden, Da'an”, erklärte sie mit einem Blick auf den Türsteher. Der Mann verstand und senkte andeutungsweise den Kopf.
Zustimmend nickten ihre Gäste, und die Frau wies mit der Hand in Richtung der Tür, aus der sie gekommen war. An ihr vorbei betraten ihre Begleiter ein geräumiges Büro, von dem mehrere Türen abzweigten.
Die Gastgeberin wandte sich nach rechts, trat an einen Schreibtisch mit einem mit Leder bezogenen Sessel und gab einen Code in einen Computer ein. Ihre Begleiter spürten ein leichtes Prickeln und einen Wimpernschlag später standen sie in einem fast identischen Raum ohne Tür. Sie trat an eine holzgetäfelte Wand und schob ein Segment zur Seite. Dahinter kam ein hypermoderner DNA-Scanner zum Vorschein, und die Frau legte die Hand darauf. Einen Moment später öffnete sich die Wand und die Männer blickten in einen Aufzug.
„Kommen Sie!”, forderte sie und trat in die Kabine. Ihre Begleiter beeilten sich, ihr zu folgen, bevor sich die Wand hinter ihnen schloss.
Nach einigen Sekunden betraten sie eine mit erlesenem Geschmack eingerichtete Diele.
„Willkommen in meinem Reich!”, wandte sich die Frau um und sah den beiden nacheinander in die Augen. Dann trat sie ohne Zögern durch eine zweite Tür und die Männer folgten ihr nach einigen Augenblicken.
Einladende Sitzgelegenheiten für fast jeden Geschmack verteilten sich in lockeren Gruppen in dem großen Raum, dessen Mitte eine runde Bar bildete, in deren Zentrum ein Tisch stand. Drei Wände des Raumes bestanden aus riesigen schimmernden Glasflächen, die auf eine mit grünen und blühenden Pflanzen überwucherte Dachterrasse blicken ließen. Tiere huschten hier und da durch das Halbdunkel und aus einem Busch blickten glühende Augen. In der vierten Wand waren mehrere Türen und dazwischen standen Grünpflanzen in großen fröhlich gemusterten Kübeln.
Mit einem neckischen Blick blieb sie stehen, sah ihre Gäste an und legte den Kopf etwas schräg. Ihre leicht mit Rouge bestäubten Wangen und ihr dunkler Lidschatten betonten ein fein geschnittenes Gesicht mit einer kleinen Stupsnase und auf ihrem Dekolleté glitzerte silbriger Staub. Abgerundet wurde das Bild noch von langen pechschwarzen Wimpern und dunklen geraden Brauen die jetzt erwartungsvoll gehoben waren.

„Einen Drink, Major?”, fragte sie nach einigen Minuten, an den Menschen gewandt.
„Ja, gern”, erwiderte dieser. „Ein Bier, wenn's möglich ist.”
„Aber natürlich, Major”, gab sie zurück. Dann wandte sie sich der Bar zu und verschwand dahinter. Sie griff unter den Tisch und stellte ein Tablett auf dem Tresen ab.
„Setzen Sie sich doch!”, forderte sie ihre Gäste nochmals auf, bevor sie einen Kontakt am Mitteltisch der Bar berührte und in ein verborgenes Mikrofon sprach. „Jean, bitte ein Bier und einen Martini zu mir.”
Einige Augenblicke später öffnete sich die Tischplatte und das Gewünschte erschien.
Die Frau nahm die Gläser und noch zwei kleine Ampullen mit leuchtendem Inhalt auf das Tablett und trat zu den Männern, die sich inzwischen in einer der Sitzecken niedergelassen hatten. Ihre Augen glitzerten schalkhaft, als sie ihre Last auf dem kleinen Tischchen abstellte und das Bier dem Menschen reichte. „Zum Wohl, Mister Kincaid.”
Dann nahm sie eine der Ampullen und reichte sie Da'an. Zögernd nahm er den Gegenstand und drehte ihn vorsichtig in seinen schlanken Fingern.
„Was ist das?”, fragte er leise.
„Grundenergie”, erklärte sie und machte ein Gesicht, als hätte er sie beleidigt. „Glauben Sie, man bringt Sie und Ihren Beschützer hierher, um Ihnen zu schaden?”
„Nein, aber...”, versuchte er sich zu verteidigen und schwieg verwirrt.
„Woher ich sie habe?”, half sie ihm aus seiner Misere.
Er neigte bestätigend den Kopf.
„Nun”, begann sie zu erklären, „sie stammt aus dem persönlichen Vorrat der Frau, die Sie Tho'rha nennen...”
Im selben Moment störte ein Piepen das Gespräch.
„Sie entschuldigen mich”, murmelte die Frau und stand auf.
An der Zimmertür berührte sie einen Knopf, und eine Videosprechanlage schob sich aus einem Fach in der Wand. „Ja, Frank, was gibt's?”
Noch ehe der Türsteher etwas sagen konnte wurde er zur Seite geschoben.
„Oh, Mister Sandoval. Was führt Sie denn hierher?”, fragte sie lauter als nötig, um ihre Gäste zu warnen.
„Ich habe Befehl, nach Da'an zu suchen. Er ist nicht in der Botschaft”, erklärte der Mann.
„Nun, Agent, ich glaube nicht, dass er hier ist. Dies ist ein Etablissement, das von Menschen aufgesucht wird. Aber Sie können gern hereinkommen und sich selbst davon überzeugen.”
„Das werde ich auch!”, fauchte er.
Die Frau berührte einen Knopf und nickte. Sofort trat Liam zu ihr. „Major”, erklärte sie „dieser Knopf ermöglicht Ihnen den Wechsel von einer Kamera zur anderen. Sie können mithören, und solange Sie diesen Kontakt nicht berühren, wird niemand bemerken, dass die Überwachung geschaltet ist. Ich werde mich darum kümmern, dass uns der geehrte Agent bald wieder verlässt”, verkündete sie mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme.
Der Mann lächelte und nickte
Noch einmal nickte sie Da'an, der inzwischen auch zu ihnen getreten war, zu, bevor sie in der Diele verschwand.
Noch ehe sich die Tür ganz geschlossen hatte, sahen die Männer den grellen Lichtblitz eines interdimensionalen Tores [1] aufleuchten, und einen Wimpernschlag später stand sie im Büro in der unteren Etage.
Die Frau strich kurz über ihr Kleid, setzte ein verführerisches Lächeln auf und trat in den Gang.

 
* * *
 

„Wer ist sie?”, fragte Da'an leise seinen Begleiter.
„Jeanne D'Arc?”, setzte der Mensch fragend an und fuhr fort, ohne auf die Bestätigung des Taelon zu warten. „Sie war die Anführerin des Widerstandes drüben in San Francisco. Als die Generalamnestie verkündet wurde, ist sie nach Washington gekommen.”
Nachdenklich nickte Da'an und wandte sich dann vom Bildschirm ab. Langsam durchquerte er den Raum und blieb vor dem großen Fenster in der Giebelwand stehen.
Er betrachtete das Treiben auf der Terrasse und gleichzeitig schweifte sein Blick über die Gegenstände, die sich im Glas spiegelten.
Plötzlich wandte er sich um und ging in eine Ecke des Raumes, die fast gänzlich in Dunkelheit lag. Als er sich näherte, schloss ein verborgener Bewegungsmelder einen Kontakt und eine Lampe erstrahlte und beleuchtete einen riesigen gläsernen Flügel mit zarten Goldverzierungen.
Der Deckel des Instrumentes war geöffnet und auf der Notenablage lagen einige Blätter. Unterhalb der Noten waren verschiedene Kringel, Punkte und Striche eingezeichnet, die für einen Menschen keinen Sinn ergeben hätten, jedoch von dem Taelon als handschriftliche Notizen in seiner Muttersprache erkannt wurden.
Seit Jahrhunderten hatte er niemanden mehr singen gehört oder gesehen, wie ein Instrument gespielt wurde, doch ein Teil tief in seinem Innern erinnerte sich an einige grundlegende Lektionen, die Tho'rha ihm einmal beigebracht hatte.
Vorsichtig berührte er einige Tasten und es erklangen Töne in verschiedener Höhe. Dann schaute er auf die Noten und versuchte, die erste Zeile zu spielen. Er kannte nicht ihre Bedeutung und doch entstanden unter seinen Händen die ersten Takte einer melancholischen Melodie.

 
* * *
 

„Nun, Mister Sandoval, Sie suchen also Da'an”, wandte sich die Frau beim Betreten des Ganges an den Agenten. „Was bringt Sie auf die Idee, er könnte hier sein?”
Sandoval, von der selbstbewussten Art und der Schönheit seines Gegenübers überrascht, sah für eine Sekunde zu Boden. Doch schnell hatte er sich gefasst und schaute in ihre nachtblauen Augen.
„Wir haben Taelon-Energie [2] hier angemessen.”, erklärte er.
„Ja, natürlich! Ich verwende im Sicherheitssystem des Hauses Taelon-Komponenten, und die werden nun mal mit Taelon-Energie betrieben”, gab sie brüsk zurück.
„Das wäre eine Erklärung. Trotzdem muss ich Sie bitten, mir Zugang zu gewähren, um mich selbst zu überzeugen”, forderte er nun schon etwas freundlicher.
„Aber gern, Agent. Doch lassen Sie bitte zumindest einen Teil Ihrer Leute draußen, sonst wird's in der Bar zu eng.”
Bestätigend neigte er den Kopf und wandte sich an die Freiwilligen hinter ihm.
„Leutnant, Sie kommen mit mir, der Rest verteilt sich um das Gebäude und bei den umliegenden Toren, und achten Sie darauf, dass keiner heimlich verschwindet.”
Die Männer nickten und machten sich auf den Weg, während Sandoval und sein Leutnant der Frau ins Innere folgten.

 
* * *
 

„Was ist hier?”, fragte der Agent nach einigen Schritten und wies auf eine Tür, die ein Codeschloss hatte.
„Die Vorratsräume”, erklärte die Frau. „Wollen Sie sie sich ansehen?”
Der Mann nickte.
Jeanne trat an die Tür, zog eine Codekarte aus einer verborgenen Tasche ihres Kleides und bewegte sie durch den Schlitz. Ein leises Klicken erklang und die Tür sprang auf. Die Frau führte ihre Begleiter hinein.
„Warum ein Codeschloss?”, wunderte sich der Leutnant.
„Ein Teil der hier gelagerten Waren ist recht selten und entsprechend teuer”, gab die Frau zurück. „Außerdem gehört's zum Sicherheitssystem.” Sie lächelte. „So war's billiger.”
Die Männer lächelten ebenfalls und nickten und die Frau war zufrieden - es fiel ihr immer noch schwer, den menschlichen Humor zu kopieren.
Heimlich warf sie einen Blick in Richtung der verborgenen Kamera, schloss die Hand zur Faust und streckte den Daumen hinter ihrem Rücken.

 
* * *
 

„Noch geht alles glatt”, berichtete Liam und wandte sich vom Bildschirm ab. Doch der Taelon reagierte nicht. Reglos saß er am Flügel und studierte den Text des Liedes.
Verwundert trat der Mensch näher. „Was haben Sie da?”
„Sehen Sie selbst.”, forderte der Taelon und wies auf die Blätter.
Der Mann nahm sie und schaute darauf. „Mm, sicher eine hübsche Melodie. Aber was ist das darunter? Es kommt mir bekannt vor...”, begann er nach einiger Zeit schweigenden Studiums.
„Es sind geschriebene Worte”, half der Alte erklärend nach.
„Jetzt sagen Sie nicht, das ist...”, begann der Mensch verwundert.
„Doch Major, es ist Eunoia. Ich habe es schon so lange nicht mehr handgeschrieben gesehen, dass ich es fast selbst nicht erkannt hätte.” Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Alien.
„Und was ist es?”, fragte der Mann weiter.
„Ein Lied, eine Ballade, glaube ich”, erklärte der Alte.
„Wovon handelt sie?”, wollte Liam interessiert wissen.
„Von einem uralten Hüter-Ritual und einer Reise und von schönen und schlimmen Erlebnissen am Ziel und dem Warten auf etwas, was das Ritual beendet”, erläuterte er und fuhr nachdenklich fort: „Es hat kein richtiges Ende, als ob es noch nicht fertig wäre...”
„Aber das würde ja bedeuten...”, begann der Mensch entgeistert.

 
* * *
 

„Nun Agent, sind Sie zufrieden?”, fragte die Frau nach dem Blick in mehrere Räume.
„Hier scheint alles in Ordnung zu sein”, bestätigte der Mann.
„Gut, dann darf ich Ihnen doch noch einen Drink spendieren, während der Leutnant Ihre Leute zusammenholt. Oder ist etwas dagegen einzuwenden?”
„Aber nein, Miss....”
„D'Arc, Mister Sandoval. Jeanne D'Arc.”
„Nein, es spricht nichts dagegen, Miss D'Arc.”, bestätigte er und befahl: „Leutnant, rufen Sie alle wieder zusammen und warten Sie draußen auf mich!”
Der Freiwillige salutierte zackig und verschwand, während die Frau den Agenten in die Bar führte. Seite an Seite betraten sie den Raum und gingen zielstrebig zum Tresen.
„Ein Glas Champagner, Agent?”, wandte sich die Frau an ihren Gast.
„Ja, danke”, erwiderte er.
„Jean, bitte ein Glas von dem Don Perinion für den Agent.”, rief sie dem Barkeeper zu.
Der Angesprochene nickte nur und nach einigen Sekunden stand das Glas vor dem Agenten.
Vorsichtig nippte er an dem Getränk und nickte einen Augenblick später anerkennend. „Ein guter Jahrgang”, lobte er.
„Natürlich, für besondere Gäste nur vom Besten”, gab die Frau lächelnd zurück. „Und nun entschuldigen Sie mich bitte. Es wartet noch Arbeit auf mich.”
„Bitte, Miss D'Arc, gehen Sie nur”, entließ der Mann sie.
„Wenn Sie noch Fragen oder Probleme haben, können Sie mich in meinem Büro erreichen, den Weg kennen Sie ja”, bot sie an und verschwand.

 
* * *
 

Im Büro der Bar ließ sich Jeanne auf den Sessel hinter dem Schreibtisch sinken und gab einen Code in den Computer ein.
Sofort öffnete sich ihr gegenüber eine Wand und ein Bildschirm erschien. Nach einigen weiteren Eingaben hatte sie sich in die Überwachung des Barraumes eingeklinkt. Noch einmal berührte die Frau einige Tasten, und der Bildschirm teilte sich und zeigte ihr gleichzeitig die Freiwilligen vor dem Haus und den Agenten in der Bar.
Sandoval nippte an seinem Glas, und als er es geleert hatte stand er auf und verließ den Raum.
Mit Hilfe des eingebauten Sicherheitssystems folgte die Frau ihm in den Gang und nach draußen, wo sie beobachtete, wie er seine Leute antreten ließ und mit ihnen in Richtung auf eines der nahegelegenen Tore verschwand.
Erleichtert atmete sie auf, schloss die Wand, gab einen Code in den Rechner und trat in das Tor inmitten des Zimmers.

Helles Licht gleißte, und einen Augenblick später stand sie in der Diele ihrer Wohnung, wo sie gerade noch die letzten Worte des Menschen hörte.
„Es würde bedeuten, dass Tho'rha und Jeanne D'Arc sich kennen?”, beendete sie beim Betreten des Raumes die Vermutung des Mannes mit fragender Stimme.
„Ja... So ähnlich.”, murmelte der Mensch.
„Glauben Sie mir, Major, Sie wären erstaunt, wie recht Sie haben. Doch jetzt sollten wir uns erst einmal wieder setzen. Sie haben Ihr Bier noch gar nicht angerührt!”, sagte die Frau mit leicht beleidigter Stimme, trat in die Sitzecke, ließ sich in einen Sessel sinken und schlug ihre langen Beine kokett übereinander.
Ihre Gäste, die erkannten, dass sie vorerst nichts mehr erfahren würden gesellten sich zu ihr und setzten sich ebenfalls.
„Zum Wohl, Mister Kincaid”, prostete sie dem Menschen nochmals zu, hob ihr Glas und nippte daran.
„Zum Wohl”, erwiderte der Mann, hob ebenfalls sein Glas und trank einen Schluck.
Da'an saß zu ihrer Rechten und hatte nun wieder die Kapsel in der Hand. Vorsichtig drehte er sie hin und her und versuchte herauszufinden, wie sie funktionierte.
Plötzlich schaute er auf und sein Blick traf sich mit ihrem.
„Wie funktioniert diese Kapsel?”
„Ganz einfach”, begann sie zu erklären und nahm sich die andere vom Tablett. „Sie setzen sie so auf Ihr Shaqarava...” Sie setzte die Kapsel mit dem stumpfen Ende in ihre Handfläche. „...und lösen sie so...”
„Halt!”, fuhr Liam dazwischen und riss die Hand der Frau fort. „Diese Energien können einen Menschen töten!”
Jeanne zog ihre Hand mühelos aus dem Griff des Mannes und funkelte ihn an, doch schon nach einer Sekunde verlosch ihr Zorn. Sie lächelte wieder und setzte die Kapsel erneut auf ihre Hand.
„Und lösen sie so aus”, beendete sie den Satz und berührte die Spitze.
Im selben Moment gleißte das stumpfe Ende in strahlendem Licht und die Männer starrten die Frau an.
Liam fürchtete, jetzt den Schrei eines Menschen zu hören, der bei lebendigem Leib verbrannte, und der Alien war bass erstaunt , dass es ein Mensch überhaupt wagte, sich in Kontakt mit diesen Energiemengen zu bringen, doch dann geschah etwas, das beiden fast das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Die Hand der Frau löste sich vor den Augen der Beobachter auf und ihr blutroter Nagellack fiel mit leisem Rascheln auf die Tischplatte. Wie ein wandernder Blitz bewegte sich die Energie durch ihren Körper und die Frau streckte sich wohlig. Für Sekundenbruchteile löste sich die menschliche Gestalt auf und die eines Taelon erschien, nur die Augen blieben dunkelblau.
Als sich die Frau wieder in ihrer menschlichen Erscheinungsform stabilisiert hatte, sah sie amüsiert von einem zum anderen.
„Tja, das war also eines meiner kleinen Geheimnisse”, verkündete sie lächelnd und legte den Kopf etwas schräg.
„Moment mal, was hat das alles zu bedeuten?”, wunderte sich Liam. „Sie sind doch Jeanne D'Arc... Oder nicht?”
„Ja und nein, Mister Kincaid...”, begann die Frau.
„Sagen Sie doch Liam zu mir.”, unterbrach er sie.
„Nun gut... Liam. Wie schon gesagt, haben Sie Recht und doch nicht. Ich bin sowohl Jeanne D'Arc, die Widerstandskämpferin, als auch „ und jetzt drehte sie sich zu dem noch immer sprachlosen Da'an - „Tho'rha, der letzte und damit höchste hier lebende Hüter des Lebens.”
„Aber...” Wieder war es Liam, der sprach. Doch er wusste nicht so recht, wie er den Satz beenden sollte, und fasste sich statt dessen ratlos an den Hinterkopf.
„Die Haare?”, half sie fragend nach. Der Mann nickte.
„Die sind Teil meines Körpers. Irgendwann habe ich festgestellt, dass Perücken nicht sehr praktisch sind”, erklärte sie amüsiert.
„Und das Apartment?”, fragte Liam weiter.
„Ist Jeanne D'Arcs!”, bestätigte die Frau. „Glauben Sie wirklich, ich könnte ohne festen Wohnsitz unerkannt unter den Menschen leben und irgend etwas bewirken?”
Der Mensch nickte und machte ein nachdenkliches Gesicht. „Mm, ich verstehe”, murmelte er.
„Aber warum...?”, setzte nun der Taelon an und schwieg sichtlich verwirrt.
„Warum ich nicht auf dem Schiff lebe?”, beendete sie die Frage für ihn.
Er nickte nur.
„Nun”, erklärte sie, „erstens seid Ihr erst seit ein paar Jahren hier und ich schon fast ein Jahrtausend, und zweitens - sieh dir doch nur an was aus euch geworden ist. Wenn du die Wahl hättest, wo würdest du lieber leben? Auf der Erde oder auf dem Mutterschiff?”
Der Alien sah zu Boden und schwieg.
„Nun, Da'an? Wie würdest du entscheiden?”, forderte sie nach einigen Sekunden Antwort.
„Du hast Recht. Auch ich ziehe das Leben auf der Erde dem auf dem Schiff vor.”, gab er leise zu.
Sie senkte die Lider und ein schwermütiger Ausdruck zeigte sich auf ihrem zarten Gesicht. „Doch leider hast du diese Wahl nicht.”, murmelte sie fast unhörbar und tieftraurig. „Du bist der Einzige, dem zugetraut wird, ihn aufzuhalten bevor er sowohl euch als auch die Erde zerstört.”
„Nein!”, fuhr der Alte auf. „Das kannst du nicht von mir verlangen!”
Seine Augen waren in panischer Angst aufgerissen und er war fast aus dem Sessel aufgesprungen.
„Wenn du es nicht willst, dann werde ich es tun! Doch ich kann nicht so subtil vorgehen. Ich habe nur eine Möglichkeit und einen Versuch - schlägt der fehl, kostet es mich mein Leben. Du hast die Wahl, Da'an - entweder, du versuchst ihn aufzuhalten und rettest damit vielleicht unser beider Leben, oder ich stelle mich ihm und nur einer von uns überlebt”, erklärte sie mit ruhigem Nachdruck, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
Wortlos starrten sich die beiden an. In den Wangen der Frau zuckte nervös ein Muskel.
Liam, der immer noch nicht so recht wusste, um was es eigentlich ging, schaute ratlos von einem zum andern.
„Kann mich mal jemand...”, fing er an zu sprechen.
„Schweigen Sie!”, fauchten gleichzeitig beide Taelon und funkelten den Menschen an.
Erschrocken fuhr er zurück, hob die Hände und murmelte eine Entschuldigung.
Die Hände der Frau schlossen und öffneten sich krampfhaft und als Liam hinsah erblickte er ein Leuchten das ihm sehr bekannt vorkam.
'Ein aktives Shaqarava? Dann hat sie wohl noch ein paar andere Geheimnisse...' dachte der Mann und malte sich in Gedanken einen Taelon mit voll funktionstüchtigem Handfeuer aus und was dieser anrichten konnte.
Nach einigen Minuten senkte Da'an den Blick. „Du hast Recht.”, murmelte er. „Aber ich kann es nicht!”
„Da'an, ich habe nicht vor, dich heute und hier zu einer endgültigen Entscheidung zu zwingen. Denke noch einmal über alles nach”, beschwichtigte sie ihn mit leiser Stimme und fuhr sanft mit dem Finger über seine Hand.
Er nickte und starrte weiterhin zu Boden.
Plötzlich hob sie den Blick und sah dem Menschen in die Augen.
„Sie wollten eben eine Erklärung, wenn ich Sie richtig verstanden habe?”
Der Mann nickte und machte sich bereit, unangenehme Neuigkeiten zu erfahren.
„Nun, zuerst eine Frage. Wie viel wissen Sie über das Missionsprotokoll des Mutterschiffes?”, begann sie.
Der Mann konzentrierte sich auf die Informationen, die Da'an ihm gegeben hatte.
„Nur das Nötigste, denke ich. Sie sind auf der Suche nach einer Rasse, die in der Lage ist, ihre Energiekrise zu lösen. Und sie sind der Meinung, dass die Menschen dies unter Umständen schaffen könnten. Mehr nicht”, erklärte er.
Sie hielt seinen Blick fest und erkannte, dass er noch einiges mehr wusste, aber es nicht vor Da'an zugeben konnte.
„Das ist sehr wenig, Da'an. Vertraust du ihm nicht?”, wandte sie sich tadelnd an den Taelon.
Der Alte hielt weiterhin den Blick gesenkt und schwieg.
Tho'rha wartete einen Augenblick und schaute ihm ins Gesicht.
„Es tut mir leid, Da'an, aber ich muss dich bitten, ihm die vollständige Fassung des Missionsprotokolls zugänglich zu machen”, verkündete sie mit unbewegter Miene.
Der Taelon sah verdutzt auf. „Das ist nicht dein Ernst!”
„Warum nicht? Er ist ein Verbündeter!”, erwiderte sie im Brustton der Überzeugung. „Ich werde nicht dulden, dass du ihm wichtige Informationen vorenthältst. Da'an”, beschwor sie ihn. „Nur wenn wir den Menschen, die bereit sind, uns zu unterstützen, voll vertrauen, können wir hoffen, dass auch sie uns ihr Vertrauen schenken. Versteh das doch endlich! Ich hätte all die Jahrhunderte nicht hier überlebt, wenn ich nicht immer wieder auf die Diskretion von Menschen gesetzt hätte. Es gibt einige, die wissen, was ich bin und die es schon länger wissen als ihr hier seid. Glaube mir, sie verdienen es!”
„Du denkst also, wir können auf sie bauen?”, erwiderte er mit leisem Spott in der Stimme.
„Auf Liam und seine Freunde schon, ja”, gab sie ausweichend zurück.
„Und was ist mit Sandoval und seinen Leuten? Wenn er erfährt, was hier geschieht, oder Beweise für meine Kontakte zum Widerstand findet...” Er beendete den Satz nicht und sah sie nur mit seinen großen fliederfarbenen Augen an.
„Darum kümmere ich mich, wenn es soweit ist”, erklärte sie. „Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er es nie erfährt.”
„Moment mal!”, mischte sich nun auch Liam ein. „Besteht denn die Möglichkeit...?”
„Die besteht immer, Major”, erwiderte die Frau. „Genau wie die Möglichkeit, dass Mister Sandoval oder Zo'or einen Zusammenhang zwischen Tho'rha und Jeanne D'Arc herstellen und eins und eins zusammenzählen, wie man auf diesem Planeten so schön sagt, was für mich fatale Folgen haben könnte. Es genügt nur eine unbedachte Bemerkung im falschen Moment...”
„Aber dann...”, setzte der Mensch entsetzt und gleichzeitig fasziniert an.
„Riskiere ich mein Leben, wenn ich Sie unterstütze und mich gegen Zo'or stelle.”, beendete sie lächelnd. „Ja, Mister Kincaid, so ist es. Ich würde von niemandem mehr verlangen als ich selbst zu geben bereit bin”, erklärte sie und setzte murmelnd hinzu: „Es wäre nicht das erste Mal.”
„Du hast schon einmal...?”, wandte sich nun Da'an überrascht an sie und stockte mitten im Satz.
„Ja, Da'an, ich habe schon mein Leben für Freunde riskiert. Kennst du etwa nicht die Geschichte Jeanne D'Arcs?” Sie schaute mit großen Augen zu ihm auf. „Es ist nicht schön, in einem lodernden Feuer zu stehen, auch nicht für unsereinen.”
„Was soll das heißen, Tho'rha?”, fragte nun Liam verwundert. „Waren Sie die Jungfrau von Orleans?”
Lächelnd wandte sie ihm den Kopf zu und nickte zustimmend.
„Damals”, fügte sie erklärend hinzu, „benutzte ich eine ähnliche Methode wie die, durch die Sie entstanden, Liam. Ich lieh mir den Körper eines sterbenden Mädchens und schlüpfte in ihre Rolle, um die Geschichte ein wenig zu verändern.
Die echte Jeanne D'Arc ist wenige Sekunden danach an einem Fieber gestorben. Ich versprach ihr schon einige Zeit vorher, in der Gestalt einer Heiligen, zumindest hielt sie mich dafür, sie unsterblich zu machen und ihr Land durch sie von der Fremdherrschaft zu befreien.”
„Aber ich hielt sie für einen Mythos!”, sagte Liam mit tiefer Verwunderung in der Stimme.
„Nein, Liam”, gab sie noch immer lächelnd zu. „die Geschichte ist im Großen und Ganzen wahr, sie wurde nur im Laufe der Jahrhunderte etwas ausgeschmückt, wohl um die Gestalt der Jungfrau noch mehr zu glorifizieren.
Es hat mir nie behagt, als Heilige dazustehen! Doch es war der einzige Weg, die Menschheit schnell genug auf den richtigen Weg zu bringen. Ohne Jeanne D'Arc und andere von ihrem Kaliber hätten die Menschen die Freiheit des Individuums nie genügend zu schätzen gelernt, um sich gegen die Fremdbestimmung durch die Taelons aufzulehnen, und dann wäre es ihnen ergangen wie vielen anderen Rassen, die durch die Taelons entwickelt wurden.”
„Du hast uns also Steine in den Weg gelegt”, schlussfolgerte Da'an nun leise und leicht verärgert.
„Nein, das siehst du falsch”, erklärte sie nachdrücklich. „Nur der Wille zur Selbstbestimmung macht die Menschen fähig, euch zu helfen. Nur ihr freier Geist ist zu den Leistungen imstande, die benötigt werden, um die immense Aufgabe zu lösen, die eure Krise ihnen stellt. Ihr eigener Wille, euch zu helfen, setzt Kräfte frei, die anderenfalls für immer verborgen bleiben würden! Ich habe euch nicht behindert, sondern die Grundlage geschaffen, die als einzige Erfolg verspricht. Verstehst du?”
Da'an schlug die Augen nieder und schwieg minutenlang. Seine Hände, sonst fast ständig in Bewegung, lagen still in seinem Schoß.
Die ganze Zeit sah sie in sein Gesicht und wartete, ohne einen Ton von sich zu geben.
Dann, als er den Kopf hob, hatte sich in seinem Blick etwas verändert. Er schaute der Frau in die dunkelblauen Augen und nickte langsam. Sein Rücken, den er fast immer gerade hielt war nun gekrümmt und in seinem Gesicht erschienen hellblaue Linien.
„Ich glaube, ich verstehe dich. Dir blieb keine Wahl, genauso wie mir in absehbarer Zeit keine Wahl bleiben wird. Die Umstände werden mich irgendwann zwingen, zu handeln, so oder so.”
Mit einem traurigen Lächeln im schönen Gesicht neigte sie den Kopf. Tho'rha wusste nun, dass ihr Gefährte begriffen hatte, wie wichtig seine Rolle in diesem Spiel war, dass sein Verhalten über Leben oder Tod seiner ganzen Rasse entschied.
„Ich werde”, erklärte Da'an weiter, „Major Kincaid die Missionsprotokolle zugänglich machen. Doch es könnte einige Zeit in Anspruch nehmen - wie du weißt, sind sie nur an Bord des Mutterschiffes abrufbar.”
Die Hüterin nickte zustimmend. „Ich werde euch nach Möglichkeit die Zeit verschaffen, die ihr braucht.”
„Das Missionsprotokoll ist nicht kopierbar”, gab Da'an noch zu bedenken.
„Ich weiß”, erwiderte Tho'rha. „Ich habe diese Option selbst programmiert. Zo'or wird lange genug abgelenkt sein”, betonte sie.
Der Taelon nickte und Liam konnte sich ein Lächeln nur mühsam verkneifen. Er kannte längst die Einzelheiten der Dateien, über die hier gesprochen wurde. Sein Freund Augur hatte die Codes des Schiffes, dank eines kleinen Programms, das auf unerklärliche Weise plötzlich in seinem Computer aufgetaucht war, schon vor Monaten geknackt.
Langsam begann er zu begreifen, woher diese Codes stammten.
„Ich denke”, wechselte die Frau das Thema „wir sollten für heute erst einmal Schluss machen. Der Tag war lang und wir bedürfen alle einer Ruhephase.”
„Ich werde Da'an zur Botschaft bringen”, bot Liam an, und als der Alte nichts sagte, neigte Jeanne zustimmend den Kopf.
Die Frau begleitete ihre Gäste noch in die unterste Etage und zum Ausgang der Bar und schaute ihnen nach, bis sie in der Dunkelheit verschwunden waren. Dann trat sie zurück ins Haus und begab sich wieder in ihr Appartement.
Sie ging in ihr Schlafzimmer, ließ das lange rote Kleid von ihren Schultern gleiten, duschte, schlüpfte in bequeme Pantoletten und einen fließenden weißen Seidenkimono und kehrte dann zurück in den Hauptraum.
Am großen Fenster blieb sie stehen und beschrieb mit dem Arm einen Bogen. Sofort verschwand die massiv erscheinende virtuelle Glaswand [3] und ließ frische, duftende Nachtluft ins Zimmer strömen. Jeanne ließ die Schuhe am Fenster stehen und trat barfuss hinaus auf die nächtliche Wiese. Nach einigen Schritten ließ sie sich ins taufeuchte Gras sinken, atmete tief die Luft ein und wartete.
Es dauerte nicht lange und ein Kitzeln an ihrem Arm verriet ihr den Besucher. Sie schaute hinab und erblickte ein kleines marderartiges Tier, das sie mit großen glänzenden Augen anschaute und an der Seite ihres Umhanges schnüffelte.
„Du kleines Leckermäulchen!”, schimpfte sie gutmütig. „Hast es schon entdeckt! Na gut, hier hast du etwas.” Sie griff in die Tasche und holte einen Leckerbissen hervor.
Das Tier griff mit zierlichen Pfötchen danach und begann zu knabbern. Als es das Maul öffnete, blitzten spitze und scharfe Reißzähne im hellen Mondlicht auf.
Wenige Augenblicke später erschien ein weiteres Raubtier auf ihrer anderen Seite und bettelte schnurrend um einen Bissen, auch dieses bekam seinen Anteil. Mit gespitzten Ohren und noch immer schnurrend leckte die große schwarze Katze ihr den Bissen aus der Hand und ließ sich dann, eng an ihr Bein geschmiegt, bei der Frau nieder. Vorsichtig, fast zärtlich strich sie dem Tier über den Kopf und das Fell, was das Schnurrkonzert fast augenblicklich noch lauter werden ließ.
Weiter vorn raschelte es in einem der Büsche und in einem der größeren Sträucher zwitscherte ein Vogel leise im Schlaf.
Jeanne streckte die Beine und ließ sich auf den Rücken sinken. Die Feuchtigkeit des Grases drang durch ihren Umhang und der Nachtwind umspielte ihren schlanken Körper. Durch ihre außerirdische Herkunft machte ihr die Kühle nichts aus, und hier war sie allein und brauchte nicht so zu tun als friere sie. Sie genoss nur die Stille und Ruhe auf dem Dach des Hochhauses und schaute in das helle Licht des silbrigen Vollmondes.
Nach einiger Zeit forderten die Aufregung und Spannung der letzten Tage auch von ihr ihren Tribut und sie schlief im hellen Mondlicht ein.

 
* * *
 

Mehrere Stunden später weckten sie die Geräusche des beginnenden Tages. In ihren Armbeugen lagen ihre nächtlichen Besucher und schlummerten selig. Vorsichtig nahm sie die Arme weg und stand auf. Sie begab sich in die Wohnung und schloss das Fenster bis auf eine kleine Öffnung im unteren Bereich. Einige der auf der Terrasse lebenden Tiere kamen an heißen Tagen gern in die klimatisierte Wohnung um zu ruhen und sich etwas abzukühlen oder sich an kalten Wintertagen aufzuwärmen.
Eine Energiekapsel stellte die volle Leistungsfähigkeit der Frau wieder her und eine Stunde später war sie in ihrem Büro im Erdgeschoss und widmete sich dem Tagesgeschäft.

 

[1] Interdimensionstor, Interdimensionsantrieb, interdimensionales Tor:
Transportmöglichkeit der Taelon-Technologie, die durch die Faltung des neundimensionalen Raumes funktioniert. Während die Tore mehr oder weniger stationär sind ist der Antrieb in Schiffen, wie dem Mutterschiff und Shuttles untergebracht.

[2] Taelon-Energie, Taelon-Lebensenergie, Taelon-Grundenergie:
besondere Energieform die es den Talonsmöglich macht zu leben (etwa so wie unsere Nahrung) Sie wird von ihnen auch in vielen Systemen ihrer Technik verwendet, da diese fast ausschließlich auf halborganischer Basis arbeitet.

[3] Virtuelles Glas:
computergesteuerte holografieartige Fläche die widerstandsfähiger ist als das festeste Panzerglas. Es hat in den Shuttles neben der Schutzfunktion für die Insassen auch noch die Funktion einer Instrumententafel im Flugzeug. Auf seiner Oberfläche erscheinen beim Flug die benötigten Instrumente und können durch Berührung aktiviert und bedient werden.

 

Ende von Kapitel 2

 

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