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  „Der Botschafter und die Priesterin” von Hagazussa   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juli 2004
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Seit Jahren versucht Botschafter Da'an seine Rasse vor der drohenden Katastrophe zu bewahren, die von seinen Führern verursacht und von seinem Kind, Zo'or, verstärkt wurde. Plötzlich erhält er Hilfe von unerwarteter Seite.
Zeitpunkt:  gegen Ende der vierten Staffel
Charaktere:  Da'an, Liam und Tho'rha/die Hüterin
 

 

DER BOTSCHAFTER UND DIE PRIESTERIN

Kapitel 1: Begegnungen

 

Da'an, ich warne Sie!
Treffen Sie diese Entscheidung
mit Ihrem Verstand und
nicht mit dem Herzen!
                              Ein Freund

 

Diesen Zettel, in geschwungener Handschrift geschrieben, fand Da'an auf dem Sessel in seinem Quartier, als er von der Besprechung mit Zo'or von der Brücke des Mutterschiffes zurückkehrte.
„Wer war hier?”, fragte der Taelon seinen menschlichen Beschützer, der gerade den Raum betrat.
„Das kann ich leider nicht sagen - ich war im Hangar, beim Shuttle”, erklärte dieser.
„Und warum wurde kein Alarm ausgelöst?”
Der Alte sah fragend zu dem Menschen herüber. In den fliederfarbenen Augen seiner menschlichen Fassade glomm Besorgnis.
„Eine Fehlfunktion?”, schlug der Mann vor. „Ich werde es sofort überprüfen.” Er machte sich an der Konsole im Raum zu schaffen.
Unschlüssig drehte Da'an das Blatt in seinen langen, schlanken Fingern. „Von wem könnte eine Nachricht in dieser Form stammen?”, murmelte er.
„Ich weiß nicht. Was für eine Nachricht ist es denn?”, erkundigte sich der Mensch.
„Eine Warnung”, erklärte Da'an.
„Und Sie haben keine Ahnung, von wem sie stammt oder was gemeint ist?”, fragte der Mann.
„Nicht die geringste”, gab der Alte leise zu.
„Nun, vielleicht hat er oder sie einen genetischen Fingerabdruck hinterlassen”, überlegte der Mensch und sah auf den Zettel.
„Darf ich...?” Er streckte die Hand nach dem Schriftstück aus.
„Ich bitte darum, Major.” Der Taelon reichte ihm das Blatt.
Als der Mensch es berührte, blickte er überrascht auf.
„Ja ...?” Der Alien schaute erwartungsvoll zu dem Menschen hinüber.
„Es ist kein Papier”, verkündete dieser. „Jedenfalls keines, das ich kenne.”
„Was ist es dann?” Da'ans Überraschung zeigte sich in einer Erweiterung seiner Pupillen. Er legte den Kopf etwas schräg und presste seine vollen Lippen um eine Winzigkeit zusammen.
In den Mundwinkeln des Menschen zuckte ein Lächeln.
„Es scheint eine Art Folie zu sein. Ich habe so etwas noch nie gesehen”, meinte er. Das Rätsel reizte ihn und in seiner Stimme klang Vorfreude.
Plötzlich erstrahlte die Wand hinter der Konsole und ein Taelon betrat den Raum durch die Öffnung, die sich darin gebildet hatte. Die hoch aufgerichtete Gestalt trug einen lichtblauen Anzug, um die sinnlich geschwungenen Lippen spielte ein angedeutetes Lächeln und in den indigofarbenen Augen glitzerte es amüsiert.
„Wie...?”, setzte Da'an an, die Augen fast ängstlich geweitet.
„Woher...? Wer...?”, kam es gleichzeitig von dem Menschen und seine Hand wanderte zu der Waffe an seinem Gürtel.
Die Frau hob kapitulierend die Hände. Jetzt zeigte sich ein deutliches Lächeln auf ihrem Gesicht.
„Immer langsam, meine Herrschaften. Ich werde Ihre Fragen, soweit es mir möglich ist, nach bestem Wissen und Gewissen beantworten, aber nehmen Sie bitte die Waffe herunter, Major. Sie könnten sonst noch etwas beschädigen.”
„Höchstens Sie!”, fuhr dieser auf und krümmte den Finger um den Abzug.
Das Gesicht der Frau wurde schlagartig ernst und in ihren Augen zeigte sich ein eigenartiger Schimmer.
„Glauben Sie tatsächlich, ich wäre so leichtsinnig, mich ohne Schutz in eine potentiell gefährliche Lage zu begeben?! Nun, dann müssen Sie noch viel lernen. Mein Erg-Schild hält fast allen uns bekannten Waffen stand.”
„Aber”, setzte der andere Taelon an und schwieg einige Sekunden. Dann senkte er den Blick und murmelte etwas in seiner Muttersprache.
Die Frau sah ihn verwundert an.
„Aber Da'an, Hüter sterben nicht so einfach. Das ist dir doch hoffentlich noch geläufig, oder? Außerdem ist es sehr unhöflich, in Gegenwart eines Menschen Eunoia zu sprechen.”
„Das macht nichts”, erklärte der Mann. „Ich habe verstanden.”
„Ich wusste nicht, dass Sie in der Lage sind, diese Sprache zu entschlüsseln”, wunderte sie sich.
„Nun, das zu erklären, würde sicher zu lange dauern”, gab der Mensch lächelnd zurück.
„Gut, dann verschieben wir es eben auf einen günstigeren Zeitpunkt.”, beendete die Frau das Thema. Sie hatte verstanden, dass es ein Geheimnis gab, das die Männer auf keinen Fall im Schiff erörtern wollten. Ähnlich erging es ihr mit den offenen Räumen, deren Überwachung jederzeit und unbemerkt von der Brücke aus geschaltet werden konnte.
Sie sah die beiden kurz an, dann hielt sie dem Taelon eine Disk hin mit den Worten: „Lies es in der Botschaft!”
Als er diese genommen hatte, nickte sie nur und trat wieder hinter die Konsole. Dort angekommen, berührte sie die Begrenzung mit einer Hand. Begleitet von gleißendem Licht öffnete sich die bis dahin massiv erscheinende Wand und die Frau trat durch die Öffnung in einen dahinter befindlichen Gang.
Plötzlich erwachte Da'an aus seiner Starre und hob den Kopf.
„Tho'rha!”, flüsterte er.
„Ja?” Sie wandte den Kopf und sah zu ihm herüber. Einmal mehr spielte ein Lächeln um ihren Mund. Doch dann wandte sie sich ab und die Männer waren wieder allein.

 
* * *
 

„Wer ist sie?” wandte sich Liam an den Taelon.
Da'an sah zu Boden.
„Sie war zwei Jahrtausende lang meine Gefährtin.”, murmelte er.
„Dann ist sie also die Mutter Ihrer Kinder?”, vermutete der Mensch.
„Ja, zum Teil.”
„Zu welchem Teil?”, fragte Kincaid neugierig.
„Sie ist die Mutter der Kinder, die lebensfähig geboren wurden und nun als Erwachsene im Stasisdeck liegen.”
„Also ist sie auch Zo'ors Mutter?”
„Nein.” Der Taelon wandte sich ab und machte damit klar, dass er nicht gewillt war, weiter darüber zu sprechen.
Der Major verstand und wechselte das Thema.
„Und was ist sie noch?”, hakte er nach.
„Sie gehört zu einer kleinen Gruppe von Taelons, die einen ähnlichen gesellschaftlichen Status hatten wie die Priester in Ihren alten Kulturen. Sie nannten sich ‚Die Hüter des Lebens’ und lebten meist in einem nur schwer zugänglichen Bergmassiv auf unserem Heimatplaneten.”
„Aber wie ...?”, setzte der Mann an, doch Da'an hob die Hand und unterbrach ihn.
„Ich werde es Ihnen erklären - wenn wir auf der Erde sind.”
Liam verstand und nickte nur.
„Das Shuttle ist startklar”, verkündete er.
Die Männer verließen den Raum, ohne zu bemerken, dass sie durch die nur einseitig undurchsichtige Wand beobachtet wurden.

 
* * *
 

Tho'rha hob die Hand und berührte die nach innen gewölbte Wand. Sofort öffnete sich ein Datenstrom, und nach einigen weiteren Bewegungen hatte sie gefunden, was sie suchte.
Gerade verließ eines der kleinen Beiboote das Mutterschiff und stürzte sich in die Interdimension, um Sekunden später in der Nähe der Taelon-Botschaft in Washington D.C. wieder aufzutauchen.
„Glaubst du, dass es die richtige Entscheidung ist?”, erklang eine Stimme hinter ihr.
Die Frau schaltete die Überwachung ab, bevor sie sich zu ihrem Begleiter umdrehte.
„Es ist die einzige Chance für sie und damit auch für alles, was von euch übriggeblieben ist, Ha'gel”, erklärte sie mit Nachdruck. „Ich bin allein nicht in der Lage, Zo'or aufzuhalten. Ich brauche Da'ans Hilfe - seine Weisheit.”
Die Gestalt vor ihr hob den Arm und legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter. „Ich weiß, Kind, ich weiß. Doch lass dich nicht von deinen Gefühlen für ihn blenden.”
Sie senkte den Blick.
„Ich werde mir Mühe geben”, versprach sie. Dann streckte sie sich und nahm für einen Moment ihre natürliche Gestalt an, bevor sie sich in eine der zahlreichen Freiwilligen an Bord verwandelte und die Räume verließ.
Die blendend helle Gestalt blieb zurück und sah wehmütig, wie sie ging.
„Das wird schwerer als die schwerste Prüfung, die du je erlebt hast, Hüterin”, murmelte sie und verschwand mit einem gleißenden Lichtblitz.

 

Ende von Kapitel 1

 

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