Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Unterm Sternenhimmel” von Ghani   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Eine Unterhaltung unterm Sternenhimmel
Zeitpunkt:  nach der Folge „Illegale Geschäfte”
Charaktere:  Liam, Da'an [Ni'lag, Sandoval]
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2001 geschrieben. Hier finden Sie eine Beschreibung der Aufgabe und eine Vorbemerkung der Autorin.
 

 

UNTERM STERNENHIMMEL

 

Die Nacht war angenehm kühl im Garten der Botschaft von Nepal. Liam dachte über die Ereignisse der letzten Tage nach. Eswar viel passiert, selbst für seinen Geschmack zu viel und jetzt saßen sie irgendwo im Nirgendwo fest. Der Taelon Ni'lag war zwar in Ordnung, aber Liam war sich bewusst wie einsam sich der Taelon als einziger seiner Art in Nepal fühlen musste. Zwar gab er es nicht zu, doch es musste gar nicht ausgesprochen werden, was für jeden offensichtlich lag: Ni'Lag, ein genialer Wissenschaftler mit einem für einen Taelon viel zu großen Ego, war bei der Synode in Ungnade gefallen, weil er immer seine Meinung sagen mußte. Während eine andere Ausprägung dieser Eigenschaft Zo'or zum Synodenführer gemacht hatte, brachte sie Ni'lag nach Nepal, weil er doch immer erreichbar sein musste, denn zu sehr schätze man trotz allem seine Arbeit.
Ein leichter Windhauch ließ Liam zusammen fahren. Er saß schon eine ganze Weile im Garten und wollte einfach nicht in das große Gebäude gehen.
Vor einigen Stunden hatte sie eine Meldung vom Mutterschiff erreicht. Was auch immer geschehen war, irgendwie hatten sie da oben furchtbare Probleme mit dem Mutterschiff. Es war nun mal ein Lebewesen und jene neigten auch dazu krank zu werden und genau dies schien geschehen zu sein. Im Gegensatz zu anderen Lebewesen brachte dies jedoch erhebliche Probleme mit sich: Jedes mit ihm in Verbindung stehende Shuttle (glücklicherweise verfügten die Botschaften seit der letzten Virusattacke des Widerstandes über einen Abwehrmechanismus) musste landen. Da sich Da'an und sein Beschützer gerade über Nepal befanden landeten sie hier, „am Arsch der Welt”! (Ein von Augur geprägter Ausdruck, der nur zu treffend die jetzige Situation beschrieb).
Es war für Ni'lag der erste Besuch eines Taelons seit langem und die zwei unterhielten sich nun schon seit Stunden in seinem privaten Quartier.
Der Aufenthalt in Nepal wäre nicht einmal so schlimm gewesen, wenn nicht auch noch jemand anderes Ni'lag beehrt hätte: SANDOVAL!
Bei dem Gedanken an „seinen Vater” fror es den Kimera nur noch mehr. Seitdem er wusste, dass er es gewesen war, der Da'an in die Kryss-Sucht geführt oder ihn wenigstens tatkräftig dabei unterstützt hatte, konnte er es sich nicht mehr verzeihen, dass er ihm vor geraumer Zeit sogar sein Blut gespendet hatte!
Die letzten Tage konnte sich der Beschützer noch beherrschen. Jedesmal, wenn sie sich begegneten, war mindestens eine weitere Person anwesend und der Trieb ihn mit den eigenen Händen in der Luft zu zerreißen wurde dadurch gebändigt. Doch heute war das nicht der Fall. Da'an und Ni'lag hatten sich zurück gezogen, ansonsten war am Abend kaum noch jemand in der Botschaft und so führte eines zum anderen.
Da sich die Gespräche mit Da'an seit der Unterhaltung im „Audienzsaal” des Companions, nur noch auf das Nötigste beschränkt hatten, wusste er nichts um den derzeitigen gesundheitlichen Zustand seines ‚Freundes’. Er konnte von Sandoval erneut zum Kryss-Konsum verführt worden sein. Selbst Da'an war vor den Auswirkungen der Sucht nicht gewappnet. Sandoval konnte ihn auch bedrängen es wieder zu nehmen. Wie auch immer, Sandoval war für ihn schuld und als sie allen im Gebäude saßen und er sich gezwungener maßen genauer mit dem Attaché des Synodenführers befassen musste, war ihm der Kragen geplatzt.
Von einem Moment auf dem anderen hatte er Sandoval alles, was er von ihm in Bezug auf seine Beteiligung an der Kryss-Affäre wusste, an den Kopf geworfen und noch ein paar unschöne Worte hinzu gefügt. Sandoval blieb nicht unbedingt ruhig, aber seine Reaktion hielt sich in Grenzen, als nehme er Liam nicht ernst. Er erinnerte sich noch genau an die letzten Worte, die er dem angeblich einwandfrei funktionierendem Implantanten an den Kopf geworfen hatte.
„Glauben Sie nicht, dass Sie ihre Dealer-Karriere vor anderen Verbrechern schützt!” Eine Morddrohung! Er hätte nie geglaubt, dass einmal etwas derartiges über seine Lippen kommt, aber es war geschehen und irgendwie war es befreiend gewesen. Seitdem saß er hier allein im Park und dachte über Gott und die Welt nach. Bloß allein sein, genau das brauchte er jetzt.

„Sie sehen entspannt aus, Major.”, sprach ihn plötzlich ein ihm sehr gut bekannter Companion an.
„Ja, Da'an, kaum zu glauben, aber ich bin es.”, erwiderte der Beschützer und rückte etwas an die Seite der Bank, um dem Taelon Platz zu machen.
„Angesichts ihres Missverständnisses mit Agent Sandoval unverständlich.”, er nahm setzte sich.
„Er hat ihnen davon erzählt?”
Da'an nickte in seiner betont sanften Art.
„Nun, dann hat er sich auch über das Thema unseres Streites informiert. Ich denke, das, was ich gesagt habe, musste gesagt werden.”, Liam interessierte sich plötzlich brennend für den Sternenhimmel. Die Nacht war klar und so konnte man alle Sternbilder genau erkennen.
„Ja, das hat er. Ich war überrascht, dass sie sich so brennend für meine Belange interessieren.” Der Taelon unterstrich seine Aussagen mit den für ihn so typisch sanften Geste.
Liam lächelte. Ja, seit wann interessierte er sich wieder für Da'ans Geschäfte? In den letzten Monaten hatten sie sich immer mehr auseinander gelebt, ihre zuvor so intensiven und lehrreichen Gespräche waren immer weniger geworden, sie hatten sich nur noch gestritten!
Wie unglücklich er in seinem tiefsten Inneren über den Verlust diese Freundes war, ja, das war ihm schon lange bewußt. Da'an hatte ihre Freundschaft zerstört, er hatte ihm nicht mehr die Wahrheit gesagt, er ... war seiner Rasse treu geblieben. So sehr ein Teil von ihm darüber wütend war, so sehr war in einem anderen Teil von ihm das Verständnis dafür immer mehr gewachsen.
Wieso hatte denn Da'an alles getan?
Bin ich nicht auch daran schuld? Habe ich jemals versucht ihn zu verstehen? Habe ich mir jemals die Mühe gemacht, mich in seine Lage zu versetzten?
Sie hatten eine ganze Weile die Sterne betrachtet. Schweigend beobachte der Taelon den Nachthimmel. Wie konnte man nur die Schönheit des Alls übersehen? Es ging meistens viel zu schnell, wenn man hindurch flog.
„Da'an?”, brach Liam das Schweigen.
„Ja, Major?” Der Companion wendete seinen Blick nicht von den Sternen.
„Was ist passiert?” Auch Liam bewunderte die Schönheit des Nachthimmels. Dieser Ort (das Ende der Welt) schien etwas magisch Beruhigendes an sich zu haben.
„Bitte erklären sie das näher?”
„Ich dachte nur gerade an die letzten Monate, wie wir uns immer gestritten haben.”
„Ich verstehe.” Nach einer Weile des erneuten Schweigens setzte Da'an ein „Fahren sie bitte fort.”, hinzu.
„Ich verstehe es plötzlich nicht mehr, warum wir uns gestritten haben. Wir vertraten doch vorher auch verschiedene Standpunkte und waren trotzdem immer Freunde.”
„Ich weiß es nicht. Vielleicht haben wir uns weiterentwickelt.”
„Vielleicht haben wir nur noch unsere Seite gesehen.” Jetzt sah Liam seinen Companion an. „Es hat angefangen, als ich den Widerstand übernahm. Ich hatte meine Loyalitäten und...”
„... ich hatte meine.”
Wieder schwiegen sie eine Weile und betrachten einander. Da'an fiel plötzlich etwas ein: In den ersten Wochen seines Lebens, hätte Liam unter den solchen Umständen einfach „Warum?” gefragt und jede Antwort seines Mentors wäre für ihn annehmbar gewesen. Er hatte es mit den Augen eine Kindes gesehen und jetzt sah er es mit den Augen eines Erwachsenen.
„Alles hat sich geändert, als sie noch jünger waren, waren sie etwas unschuldiger.....”
„..... wir waren unschuldiger.”, unterbrach ihn Liam.
„Wir waren unschuldiger, bereit eine Freundschaft einzugehen, ohne auf den Hintergrund zu achten.”, erklärte Da'an ruhig weiter Dies war die erste Unterhaltung seit langem, die so philosophisch war, doch plötzlich schien Liam dies mit einem einzigen Statement zu zerstören.
„Ich war nicht Boone - ich bin nicht Boone”, stellte er fest. Da'an sah bereits einen erneuten Streit kommen.
„Vielleicht habe ich mir dies gewünscht, doch später habe ich mir ‚Liam’ gewünscht.”
„Ja, und ich konnte mir nicht mehr gerecht werden.” Ein merkwürdiges Lachen stieg die Kehle des Kimeras herauf.
Wieder schwiegen sie eine Weile, musterten traurig die Umgebung.
„Ich denke, ich habe auch Fehler gemacht, viele sogar.”, gestand Liam plötzlich ein.
„Wie meinen sie das?”
„Irgendwie hat mich ihre Kryss-Sucht zum nachdenken gebracht, wie ich mich verhalten habe. Was habe ich denn getan? Vorwürfe habe ich gemacht, Anschuldigungen, aber .... sie hätten die plausibelsten Rechtfertigungen überhaupt bringen können.... ich hätte sie als Lüge verworfen und weiter geschimpft..... Das habe ich getan.”
Dem Taelon kam dieses Gespräch immer unwirklicher vor, sein Beschützer schien sich drastisch geändert zu haben. Er ließ jenes Eingeständnis ungeändert stehen.
„Ich habe sie auch immer mehr ausgeschlossen, Liam. Wir haben uns wohl nicht mehr vertraut.”
„Wir haben das Vertrauen des anderen missbraucht.”
Eine Sternschnuppe zog vorüber. Wieder richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf den Himmel, man konnte den großen Wagen erkennen, den Löwen, die Fische, den Stier und viele mehr. Und jeder dieser Punkte war eine Sonne, um viele von ihnen kreisten Planeten und um viele jener Planeten Monde. Wenn auch nur auf einigen dieser vielen Milliarden Planeten Leben existierte und auf nur einem jener vielen intelligentes Leben, dann waren Taelons, Jaridians, Kimera und Menschen für das Universum im Gesamten nicht mal mehr einen Gedanken wert. Wie klein erschienen ihre Probleme im großen Ganzen, wie lächerlich mussten ihre für das Universum erscheinen? Wieso konnten sie ihnen dann nicht auch so lächerlich erscheinen?
„Wieso hat sie das Kryss zum nachdenken angeregt?”, frage Da'an neugierig.
„Ich weiß nicht. Es ging ihnen schlecht und sie haben sich einer Droge zugewandt. Ich habe mich nach dem Grund gefragt.” Wieder zog eine Sternschnuppe durch den Himmel.
„Sind sie zu einer Lösung gekommen?”
„Mir ist klar geworden, dass sie ziemlich einsam sein müssen. Zo'or hasst sie, T'than scheint mir auch nicht gerade ihr bester Freund zu sein, Sandoval geht seinen eigenen Plänen nach, ich habe mich immer mit ihnen gestritten und....”
„..... Lili hat uns verlassen.”, vollendete Da'an.
„Ja.”
Eine dritte Sternschnuppe, beide wünschten sich etwas und ließen sie mit ihren Hoffnungen vorüber ziehen.
Nach eine paar Sekunden begann der Taelon zu sprechen. Sie hatten gerade wieder angefangen ehrlich zueinander zu sein, wenigstens hier unterm Sternenhimmel konnten sie es so halten.
„Ich habe mich einsam gefühlt. Das Kryss hat eine erleichternde Wirkung. Das, was das synthetische Kryss bewirkt, ist nur eine Nebenwirkung des reinen Stoffes. Es macht hauptsächlich glücklich, sorgenfrei, lässt einen all das Schlechte für einen kurzen Augenblick vergessen und nimmt einem so viele Probleme ab.” Da'an leuchtete sanft, das Verlangen kam wieder auf.
„Hat Sandoval es ihnen wieder angeboten?”, fragte Liam bedrückt, er fühlte sich schuldig.
„Ja, aber ich habe es nicht genommen. Trotzdem...”, Da'an verstummte, beide wussten, was er sagen wollte.
Sie schwiegen wieder eine Weile, bevor Da'an den Blick von den Sternen abwendete.
„Helfen sie mir?”
Liam sah seinen Freund an. Ja, sie waren Freunde, sie schienen es nur vergessen zu haben. Er nickte und nahm die Hand seines Freundes.
Und der Streit blieb aus.

 

ENDE

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang