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  „Shuttleabstürze und ihre Folgen...” von Ghani   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Lili und Da'an stürzen erneut mit dem Shuttle ab
Zeitpunkt:  zweite Staffel
Charaktere:  Lili , Da'an
 
Widmung:  Nelli, allen Feedbackschreibern vom Baum und diesmal dem kleinen und absolut hinreißenden Ergebnis einer Freundin. J
 

 

SHUTTLEABSTÜRZE UND IHRE FOLGEN

 

Wieso muss so etwas eigentlich immer mir passieren? Was habe ich verbrochen? Ich bin Mitglied des Widerstandes, aber abgesehen davon habe ich meine Passagiere, Mensch oder Taelon, immer gut ans Ziel gebracht. Abgesehen von einem kleinen Zwischenfall mit einem Virus, ansonsten hat mich und mein kleines Shuttlelein noch nie etwas aus der Bahn geworfen. Bis vor ein paar Tagen!
Ich weiß nicht, was es war, und ich weiß nicht, wer es war, aber ich weiß, dass dieser Absturz alles verändert hat!
Es scheint Tradition zu sein, dass ich, wenn ich abstürze, Da'an transportiere, das hat mir auch schon Zu'or vorgeworfen, aber das ist nicht der Punkt. Wir sind also nun abgestürzt, wir konnten gerade noch so unsere Airbags, falls man diese Dinger so nennen kann, aktivieren. Ich bin als erstes aufgewacht, wir waren mitten im Niemandsland runtergekommen.
Ist das nicht immer so? Wenn man mal abstürzt, landet man hundertprozentig da, wo man am wenigsten Hilfe erwarten kann!
Gut, ich war wach und abgesehen von einem schmerzenden Bein, hatte ich mich eigentlich nicht verletzt!
Unter Schmerzen quälte ich mich also auf die Beine, nachdem ich diesen Airbag deaktiviert hatte, und humpelte durch die Gegend auf der Suche nach Da'an. Ich rief nach ihm und fluchte zwischendurch über die unwichtigsten Dinge. Zum Beispiel, warum immer uns so etwas passieren muss, ob wir diesmal nicht wenigstens in einer belebten Gegend hätten landen können (gut, das ist nicht ganz unwichtig) oder darüber, dass Zu'or mir den Kopf abreißt, weil das schon mein zweites geschrottetes Shuttle ist. Abgesehen davon wurde mir auch noch eines quasi unter dem Hintern weggeklaut, jeder wäre da misstrauisch geworden!
Irgendwann fand ich dann schließlich meinen Lieblings-Companion. Diesmal war er wohl an der Reihe verletzt da zu liegen. Leider stand es um ihn etwas schlechter als um mich, als wir das letzte Mal abstürzten. Er verlor stark Energie. So löste ich zuerst diesen verdammten, wahrscheinlich defekten, Airbag und überprüfte seine vitalen Funktionen, falls das bei einem Taelon in irgend einer Weise möglich ist.
Er war ansprechbar, litt jedoch offenbar unter großen Schmerzen. Schnell humpelte ich über das kleine Trümmerfeld, vom Shuttle war wirklich nicht viel übrig geblieben, und suchte etwas, womit ich ihn verarzten konnte.
Bei so einem Schlachtfeld ist das leichter gesagt als getan, aber irgendwie bekam ich das hin und schaffte es auch Da'an zu verbinden.
Nun eröffnete sich uns Invaliden aber das nächste Problem: Von der Kommunikation des Shuttles war nicht mal mehr ein Stück, so groß wie mein Fingernagel, übriggeblieben und mein Global war nur noch ein Haufen unbrauchbarer Schrott, das hatte der Airbag für mich erledigt. Soviel zum Thema, der Taelonairbag kann nur nützlich sein!
Wir waren also wieder mal auf uns allein gestellt, aber man würde schon nach uns suchen. Zu'or konnte uns ja nicht einfach vergessen, T'than würde schon dafür sorgen, und Liam würde ganz sicher schon Panik machen.
Wir mussten uns also nur irgendwie über Wasser halten.
Wie auf Kommando überlud sich auch noch der Interdimensionsantrieb, wir mussten also wohl oder übel verschwinden!
Zusammen humpelten Da'an und ich von dannen. Er war kaum in der Lage zu sprechen, geschweige denn zu laufen und mein rechtes Bein fühlte sich an, als würde ein Lastwagen daran ziehen. Besser konnte es doch nun wirklich nicht kommen! Aber es kam noch besser!
Wir standen nun allein und verlassen im Wald, überall Bäume und der Himmel verdunkelte sich verdächtig.
Gerade war das Raumschiff in die Luft geflogen und ich überlegte mir schon eine nette kleine Ausrede für Zu'or, als alle Rauchmelder des Himmels Alarm schlugen.
Es begann zu regnen, aber nicht nur einfach so, wie es eben mal im Sommer regnet. All das, was in den nächsten Tagen vom Himmel kommen wollte, hatte sich entschieden genau dann runter zu kommen, wenn wir im Wald stehen. Es regnete in dicken Tropfen, Blitzte zuckten und es donnerte.
Da'an bekam von alle dem schon gar nichts mehr mit. Er hing auf meiner Schulter und schien einer Art Delirium verfallen zu sein. Er hatte wirklich viel Energie verloren und um ihn machte ich mir am meisten Sorgen.
Irgendwie habe ich es dann geschafft, uns in eine Höhle zu retten, in der es auch noch etwas trockenes Holz gab.
Wir waren vollkommen durchweicht.
Ich versuchte also ein Feuer anzuzünden, was mir auch nach wenigen Minuten gelang. Ich platzierte mich so nah wie irgend möglich dran, um mich zu wärmen.
Eine Stunde später erlangte Da'an dann auch sein Bewusstsein wieder zurück, er war aber immer noch sehr schwach und fantasierte. Er sprach Dinge auf Eunoia, sie schienen jedoch an mich gerichtet zu sein. Letztendlich konnte ich ihn dazu bringen, mir auf Englisch zu sagen, was ihn so sehr bedrückte. Jede Nacht höre ich seine Worte erneut:
„Ich werde sterben, nicht wahr?”, es war keine Frage, eher eine Feststellung.
Natürlich bestritt ich das, aber er lächelte nur müde darüber.
„Lili, du musst mir nichts vormachen. Ich spüre selbst, wie wenig Kraft ich noch besitze...”, es wurde eine sehr lange Unterhaltung, ich suchte verzweifelt nach irgendwelchen Methoden, wie ich sein Leben retten konnte.
Nun, letztendlich habe ich auch eine gefunden, die gefiel ihm aber nicht sonderlich. Ich hätte ihm nur etwas von meiner Energie, Menschen besitzen so etwas ja in gewisser Weise auch, abgeben müssen. Dazu war jedoch ein Sharing notwendig. Nicht, dass es mich gestört hätte, nein, mir hat das eine Sharing, das wir teilten, mehr als gut gefallen, jedoch schien Da'an etwas dagegen zu haben. Diesmal würde es sich nicht um ein einfaches (was war an unserem schon einfach?) Teilen von Gefühlen und Gedanken handeln, diesmal würde auch ein vollkommener Austausch von Wissen und Erfahrung dazukommen, da er ja...wie hat er es ausgedrückt?
„...direkt in deinen Körper eindringen muss, um von deiner Lebensenergie zu zehren, außerdem könnte es erhebliche gesundheitliche Schäden für dich haben...”
Nun, ich muss zugeben, das war schon ein Risiko, aber die Vorstellung, dass wir wirklich alles teilen würden und ich nichts vor ihm verbergen könnte war wirklich etwas beängstigend, wenn auch reizvoll, immerhin würde ich auch alles über ihn erfahren, was sehr verlockend war. Gut, ich gebe zu, dass mir der Gedanke gefiel!
Es gab eben keine andere Möglichkeit, darüber waren wir uns vollkommen im klaren.
Schließlich stimmte Da'an zu, offensichtlich machte ihm der Gedanke, auf die nächste Ebene zu wechseln, doch Angst.
So trafen sich erneut unsere Hände und so war ich erneut vollkommen überwältigt von dieser Erfahrung. Was hatte ich schon zu verlieren? Da'an wusste von meiner Mitgliedschaft im Widerstand, außerdem würde ich danach auch über all das Bescheid wissen, was er in seinem nun schon über 2000 Jahre währenden Leben alles angestellt hatte. Ja, er hat viel angestellt, verdammt viel und nur wenig davon war gut, wahrscheinlich hatte er einfach nur Angst davor, dass ich ihn, für das, was er tat und wie er es tat, hassen würde. Ich habe schon oft mit dem Gedanken gespielt dies zu tun, aber dann... ich sehe einfach nur die Umstände und kann ihn nicht mehr hassen, sondern eher dafür lieben, was er alles auf sich nahm, auf was er alles verzichtete, um sein Volk zu retten. Seitdem sehe ich auch Zu'or in einem anderen Licht, seitdem weiß ich nicht mehr, ob der Widerstand wirklich so gut ist, seitdem weiß ich, dass wir alle gut und böse sind.
Dieses Sharing war wirklich anders, es beschränkte sich nicht nur auf den Geist, auf ein Übertragen von Gefühlen, es war vielmehr körperlich. Ich spürte Da'an in jeder Faser meines Körpers, ich spürte alles, wie er mir sein Wissen überließ und wie ich ihm meines gab, wie er die Energie aus meinem Körper sog, wie nötig er diese brauchte, um wenigstens für einen kurzen Zeitraum zu überleben. Es war ein einmaliges Gefühl, auch wenn ich währenddessen immer schwächer wurde, ich glaube auf dieses Sharing würde die Beschreibung passen, die ich Augur einst im Flat Planet gab.
Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, ich verlor irgendwann das Bewusstsein. Als ich wieder aufwachte, blickte ich in Da'ans mehr als besorgte Augen. Er muss sich unheimlich große Sorgen um mich gemacht haben, wahrscheinlich hatte er auch noch Angst, dass ich ihn sofort für seine früheren Taten zur Rede stellen würde. Dazu gab es und gibt es aber keinen Grund. Ich weiß, wie er auf diesen Plan gekommen ist und warum ihm solche schrecklichen Dinge in den Sinn kamen. Ehrlich gesagt bin ich immer noch dabei die ganzen Informationen, die ich in dieser Zeit erhielt, zu erarbeiten.
Ich weiß eigentlich nicht mehr genau, was danach passierte, ich weiß nur, dass ich verdammt schwach war und unter Da'an liegend aufwachte. Er sah mich so merkwürdig an, dieser Blick war mir vollkommen neu bei ihm, überhaupt erinnere ich mich nicht, dass er irgendwann einmal irgendjemanden so angesehen hat.
Eines weiß ich noch ganz genau, mir war danach verdammt kalt! Deshalb nahm mich Da'an dann auch in seine Arme, um mich zu wärmen, wie er sagte. Ich habe noch nie erlebt, dass er so berührungsfreudig war, wie in dieser Nacht.
Gut, berührungsfreudig ist nicht ganz richtig, er scheute sich nicht mich in irgendeiner Weise anzufassen, er schien es sich sogar zu wünschen.
Während er mich nun so fest in seinen Armen hielt, begann er Dinge auf Eunoia zu flüstern, die mich beruhigten, eigentlich sollte ich diese Sachen verstanden haben, immerhin hatte ich ja sein ganzes Wissen, aber ich war zu schwach, um nur ansatzweise über die Bedeutung der Worte nachzudenken.
Ich muss dann wohl eingeschlafen sein, denn das nächste, an das ich mich erinnere, ist das absolut freudige Grinsen Mit'gais. Mein erster Gedanke galt Da'an, mein zweiter war, wie ich auf den Tisch dieses merkwürdigen Taelons gekommen bin und mein dritter war, warum er mich so dumm angrinste. Für gewöhnlich ist er ja immer viel zu beschäftigt, um mich auch nur eines Blickes zu würden, von daher ist ganz sicher auch verständlich, warum ich mich sofort noch schlechter fühlte, als ich es so und so tat.
Überhaupt interessiert sich fast jeder Taelon, der mir in den letzten drei Tagen, also seit unserer Rettung, begegnet ist, für mich und mein Wohlbefinden.
Sie wollen mich nicht einmal mehr vom Mutterschiff lassen, geschweige denn mich meinen Tätigkeiten nachgehen lassen. Wie soll ich das auch mit einer Grippe wie aus dem Bilderbuch und einem Riss der Achhillessehne. Was mich am meisten dabei nervt ist aber, dass ich mich noch nicht einmal mit einem Computer beschäftigen darf, bewegen kann ich mich ja so und so nicht, weil irgendjemand, irgendwie habe ich das Gefühl, dass es Da'an war, veranlasst hat, dass ich ein Gipsbein bekomme und dank dem Computerentzug liege ich im Prinzip nur nutzlos rum und werde von jedem Taelon, der grad' nichts besseres zu tun hat, zu Tode genervt. Bestimmt kenne ich jetzt jeden Taelon dieser Galaxis und jeder benimmt sich so, als würde ich zur Familie gehören. Der einzige, der mich noch nicht besucht hat, ist Da'an, aber mir sagt auch niemand, was mit ihm los ist, oder warum Mit'gai mich ständig untersucht und jedes Mal breiter grinst als zuvor.
Zu guter Letzt habe ich auch noch das Gefühl, dass man mich mästet, die achten akribisch genau darauf, dass ich genügend Nahrung zu mir nehme und zwischendurch will mir jeder Besucher etwas Süßes zustecken.
Was auch immer hier vorgeht, ich werde es herausfinden!

Wenigstens war das Zimmer schön. Irgendwann am vierten Tag ihres unfreiwilligen Urlaubes kam dann auch endlich einmal Da'an vorbei. Er sah irgendwie merkwürdig aus, er hatte mehr Flecken als sonst und wirkte glücklicher denn je, aber trotzdem besorgt um Lili.
Diese begrüßte ihn allerdings freudig und...
„Gut, Da'an, ich weiß ja, dass dieser Shuttleabsturz einige Folgen für mich hatte, aber einen Achillessehnenriss kann man doch heute mit sehr viel besseren Methoden als einem Gipsbein behandeln!”
„Ja, Li'li, das kann man”, er setzte sich bedächtig und leicht schuldbewusst auf den Stuhl, der für Besucher neben dem Bett stand.
„Ja, und wieso hindert mich dann so ein Klumpen am Flüchten vor Mit'gai? Dieser... Taelon nervt mich zu Tode, er piekst mich ständig, aber er will mir einfach nicht sagen, was los ist.”
„Das wollte ich so und das Gipsbein war auch meine Idee”, gestand er den Kopf leicht gesenkt.
„Wieso?”
„Nun, du solltest dich schonen und da du ganz sicher nicht freiwillig liegen geblieben wärst...”, er deutete auf das Bein.
„Da'an, ich bin wirklich gerührt, was für Sorgen du dir machst, aber die Grippe ist wirklich nicht so schlimm”
„Nun, ähm... die Grippe ist auch nicht die einzige Folge unseres kleinen Ausfluges und deiner... hervorragenden... Versorgung.”
„Was geht hier vor?”
„Du bist...”, er deutete auf ihren Bauch.
„SCHWANGER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!”
„Ja.”
Jetzt war das Gipsbein angebracht, sonst wäre sie aufgesprungen und wild gestikulierend durch den Raum gelaufen.
„Aber... wie?”
„Nun, daran rätselt Mit'gai auch noch, eigentlich galten unsere Rassen als inkompatibel.”
„Inkompatibel, du willst mir sagen, wir haben's da unten im Wald getrieben?”, jetzt saß sie einfach nur in ihrem Bett und starrte gerade aus.
„Nun... es war sozusagen... wir wussten ja nicht was... wie... man sich mit euch paart. Ich hatte wirklich keine Ahnung davon, wie...”
„Da'an, halte endlich die Klappe und sorge dafür, dass ich erstens von diesem Gipsbein befreit werde und danach sag' mir, wann Zu'or mich in der Luft zerreißt!”
„Er will was mit dir machen?”
„Zu'or ist dein Kind, er wird ganz sicher nicht erbaut über die neue Verwandtschaft sein!”
„Ich glaube, du verstehst da was falsch.”
„Was? Ich bin von dir schwanger, das heißt es wird ein Hybrid und das heißt... ja, was heißt es denn?”
„Jeder Taelon ist erfreut über diese Wendung, ich glaube das hat der Besuch dir gezeigt. Bedauerst du es denn?” Wieder diese Schlechtes-Gewissen-Nummer.
„Oh, natürlich freue ich mich Da'an, sehr sogar, nur ich hätte mir das ganze doch etwas anders vorgestellt.”
Sie versuchte zu lächeln, was sie glücklicherweise auch irgendwie hinbekam. Da'an jetzt noch deprimierter zu sehen würde dem Kind und ihr nicht viel nützen.
Nach zwei Stunden Überredungskunst war sie dann auch endlich wieder ihr Gipsbein los und sie konnte sogar frei auf dem Mutterschiff umher laufen, natürlich nur in Begleitung ihres Gatten. Bei den Taelons galten sie bereits als verheiratet. Die Pilotin konnte die meisten, sogar Zu'or, davon überzeugen, dass man dies doch lieber zu einem späteren Zeitpunkt standesamtlich klären würde.

Abgesehen davon, dass der Widerstand wahrscheinlich alles tun würde, um sie in die Hände zu bekommen, und dann ganz unromantische Dinge mit ihr tun würde, ging es ihr eigentlich recht gut. So bleib nur noch eines zu klären:
„Mit'gai, wie lange wird die Schwangerschaft dauern?”, sie schlich ganz vorsichtig in seinem Labor herum. Er war nicht gerade erfreut gewesen, als sie diesen Ort fluchtartig verlassen hatte. Er war ja so glücklich gewesen der behandelnde „Heiler” zu sein und sie hatte ihn so enttäuscht. Ganz sicher würde er ihr noch lange Vorwürfe machen.
„Sie wird ungefähr fünf Monate andauern, Captain.”, knurrte es aus einer Ecke des leicht ovalen Raumes. Kaum zu glauben, dass es auf dem Mutterschiff Ecken gab, aber wenn man genau suchte, fand man auch hier welche.
Jetzt kam der Taelon aus dieser bestimmten Ecke gelaufen, beachtete die Schwangere gar nicht und begann mit irgendwelchen Reagenzgläsern im ganzen Labor umherzulaufen und irgendwelche Experimente vorzubereiten, von denen eine Pilotin ganz sicher nichts verstand oder verstehen wollte.
Sie beachtete sein Verhalten nicht im Geringsten, er würde sich auch wieder beruhigen und wenn nicht? Spätestens nach einem Monat würde er seine Scanner nicht mehr ruhig halten können und dann würde ihm diese kleine Auseinandersetzung vollkommen egal sein.
„Aha! Und muss ich die ganze Zeit auf dem Mutterschiff bleiben, oder darf ich auch nach Hause gehen oder vielleicht mal Freunde besuchen?”, fragte sie trotzdem etwas vorsichtig.
„Natürlich dürfen Sie das Mutterschiff verlassen, aber wir sind mit der Art dieser Schwangerschaft nicht vertraut, es wäre also ratsam, wenn Sie... sich in der Botschaft aufhalten, aber ich denke damit haben Sie keine Probleme... dort ist ja auch Da'an.”
Er hatte sich nun umgedreht, musterte sie von oben bis unten und lächelte vielsagend.
Ich wusste gar nicht, dass Taelons so versaut sind!
Lili lächelte das gleiche vielsagende Lächeln zurück. „Gut, dann wissen Sie ja, wo Sie mich... und meinen Geliebten... finden werden.”
Sie drehte sich um und schlenderte so elegant, wie es ihr möglich war, davon. In ein paar Wochen würde dies ganz sicher nicht mehr elegant, eher speckig, aussehen, leider.

Liam hat es gut aufgefasst, er verträgt sich seitdem sogar mit Da'an. Nein, ich werde jetzt nicht meinen kleinen, ganz privaten Spitznamen für ihn nennen. Das hat Zu'or und Mit'gai, sogar Ma'hal, zum Lachen gebracht. Nun, wer konnte auch ahnen, dass... Da'an diesen kleinen Namen über die Synode verbreiten würde, natürlich unabsichtlich.
Zum Glück haben es nur die drei mitbekommen. Wenn davon die ganze Synode erfahren hätte.. schon allein die Vorstellung ist unerträglich. Es ist ja nicht so, dass ich ihn Bärchen oder Schatzi oder Mausi oder so etwas Alltägliches nenne, nein es ist etwas Spezifisches, das gerade deshalb so viel Amüsement bei den Hörern auslöst. Nun wichtig ist allerdings nur, dass ich das Gefühl nicht los werde Mit'gai hat sich etwas vertan, als es um die Bestimmung der Schwangerschaftsdauer ging. Es ist inzwischen einen Monat her und ich rolle fast durch dich Botschaft. Dieser Taelon kann mir nicht einmal mehr sagen, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird, er weiß überhaupt nicht einmal mehr, was da aus mir rauskriechen wird! Lieber kämpfe ich gegen zehn Jaridians, aber das hier macht mir wirklich Angst. Wenn ich mir vorstelle wie Siobhan geschrieen hat, was für Schmerzen sie bei Liams Geburt ertrug, irgendwie beneide ich sie jetzt um ihre Amnesie. Wenn die Dauer der Schwangerschaft proportional zu den Schmerzen, die man bei der Geburt empfindet, ansteigen würde, dann wäre meine Mutter die tapferste Frau der Welt und jede Mutter hätte den Tapferkeitsorden verliehen bekommen müssen. Zum Glück bin ich nicht die Einzige, die mit Schrecken an die Geburt denkt:
Da'an versucht krampfhaft seinen Pflichten nachzukommen, obwohl er meinen Bauch am liebsten unter die Überwachung von zwei Freiwilligeneinheiten stellen würde, aber er will es nicht zugeben.
Liam fühlt sich, als würde er ein paar Geschwisterchen bekommen und ist sogar mit Zu'or, der war natürlich in einem Biosurrogat, im Spielzeugland gewesen, um ein paar Kuscheltiere für den baldigen Nachwuchs auszusuchen. Genaueres weiß ich nicht über diesen Ausflug, aber irgendwie hab' ich das Gefühl, dass ich es nicht wissen will. Die zwei verstehen sich viel besser seit dieser Sache, überhaupt ist Zu'or Liam viel mehr zugetan, vielleicht weil er merkt, was für ein guter Beschützer er sein kann, wenn er will. Sandoval hat sich in letzter Zeit ja wirklich viel geleistet, er hat mir Vorwürfe gemacht, ich hätte meine Pflicht vernachlässigt, als ich mich Da'an „an den Hals geworfen habe.” Problem bei der ganzen Sache: Gerade weil ich es mit ihm „wie eine Hure” getrieben habe, habe ich ihm das Leben gerettet. Wegen seiner ausfallenden Worte hat ihn Zu'or dann T'than als Beschützer zugeteilt, sich selbst Liam geschnappt, die zwei stellen ganz sicher nur Blödsinn miteinander an, und Da'an hat er vorerst einen anderen Beschützer zugeteilt, der Kinder zu lieben scheint. Eigentlich ist es eine Sie, ihr Name ist Finola Deiseroth und sie ist mir eigentlich sehr sympathisch, nur manchmal könnte ich durchdrehen, weil sie fliegen darf, aber andererseits passe ich ja nicht mehr in den Pilotensitz.
OK, ich gebe zu, ich mag sie, aber in letzter Zeit zeige ich das eigentlich niemanden, es sei denn ich hasse ihn, dann bekommt er es doppelt und dreifach zu spüren. In letzter Zeit muss ich mich morgens nicht mehr übergeben, aber ich bin absolut launisch und das Schlimmste, ich lasse es an jedem aus. Deswegen ist Mit'gai auch schon wieder beleidigt und Sandoval und T'than überlegen, ob ich die Jaridians mit meiner Laune nicht ausrotten könnte. Alles in allem hasse ich meine Figur, mein Benehmen und habe eine Scheiß Angst, wenn sich mein Zustand ändern sollte und etwas aus mir raus möchte.
Da gibt es zwar noch Da'an, der versucht, mich immer wieder aufzuheitern, und alles tut, damit es mir gut geht, aber trotzdem fühle ich mich richtig mies, zum Glück habe ich meine Wut bis jetzt nicht an ihm ausgelassen.

„Oh, mein Rücken!” Sie hielt sich mit ihrer rechten Hand das schmerzende Körperteil und schleppte ihren Nachwuchs und sich selbst durch die Botschaft in Richtung ihres... gemeinsamen Quartiers. Jetzt fingen ihre kleinen Kinder auch noch an mit ihr zu reden, zwar nur über Bilder und Sinneseindrücke, aber ihre Anweisungen waren immer eindeutig: Hunger! Durst! Schlafen! Zur Zeit war ihnen nach letzterem und ihre Mutter hatte zu gehorchen, allerdings beschwerten sich ihre Kleinen im gleichen Zuge über die Rückenschmerzen, die sie indirekt auch spürten.
Unterwegs begegnete ihr auch noch Da'an, der sie besorgt musterte, sie musste schrecklich aussehen.
„Li'li, geht es dir gut?', fragte er auch noch so unschuldig wie möglich über ihre mentale Verbindung, eindeutig ein Nebeneffekt ihrer kleinen Nachtbeschäftigungen.
Sie zwang sich ein Lächeln ab. „Nein, aber sobald ich liege, geht das wieder!’
Immer noch besorgt nahm sie der Taelon in den Arm, küsste sie auf die Stirn (das tat er immer, wenn sie Schmerzen hatte) und geleitete sie in ihr gemeinsames Quartier

Ihr entrückte ein Stöhnen. Da'an hatte sie in ihr Schlafzimmer gebracht, war dann aber in sein Büro zurückgegangen, weil er noch viel zu tun hatte, bevor er sich heute Nachmittag mit der Synode treffen konnte. Sie wollten über die Zukunft der Kleinen beraten, ja, inzwischen wussten sie schon, dass es mehrere werden würden, ein weiterer Grund, welcher der Mutter zunehmend mehr Angst bereitete.
Ihr Nachwuchs hatte nun die mentale Verbindung zu ihr abgebrochen, offensichtlich waren sie zufrieden, zumindest waren sie dies sonst immer gewesen, wenn sie endlich aufhörten ihr die Ohren voll zu sülzen. Diesmal jedoch war es anders, sie sprachen nicht mehr, aber sie traten, der ganze Bauch fühlte sich an, als würden sie Taekwondo erlernen, aber sie wollten doch schlafen?
Nach acht Minuten erneut: „Ouh!” Sie machten anscheinend in immer kürzeren Abständen Trainingspausen, die Schmerzen nahmen im Gegenteil dazu jedoch bei jeder Trainingseinheit mehr und mehr zu.
„Ein Bad wird die Schmerzen schon lindern.”, sprach sie zu sich selbst und quälte sich ins Bad, wo sie sich aus ihrer gut gefüllten, jedoch fünf Nummern größer als normalen Latzhose heraus schälte. Während sich die Badewanne mit dem warmen Wasser füllte, erlitt die Pilotin a. D. einen erneuten Schmerzensanfall.
Gerade als sie in die schaumige, Schmerzlinderung versprechende Flüssigkeit steigen wollte, vernahm sie einen mentalen Schrei: WIR WOLLEN HIER RAUS!!!!!!!!
Wir wollen hier raus? Scheiße! Die wollen doch nicht etwa... Ouh!

„Da'an, ich glaube die Sitzung fällt aus! MIT'GAI!!!!!!!!!!', suggerierte sie ihrem Ehemann, welcher augenblicklich in Aufregung geriet.

 

Zwei Stunden später!

„Ah, ich hasse es!”, presste sie zwischen zwei Atempausen heraus. Sie lag mit angewinkelten, verbreiterten Beinen auf Mit'gais Tisch, der so aufgeregt wie noch nie war. Gespannt, als wurde er vor einem Horrorfilm sitzen, starrte er zwischen ihre nackten Beine und gab immer wieder Anweisung zum pressen.
Neben ihr stand Da'an, noch aufgeregter und nervöser als sein Artgenosse, aber ganz sicher nicht in der Lage zwischen ihre Beine zu sehen und das zu erwarten, was da raus kommen würde.
„Pressen! Ich sehe schon etwas!”, befahl, nein, schrie der Heiler erneut.
„Was! Es kommt!?”, spätestens jetzt war es Zeit für Da'an sich neben seine Frau zu legen, er schaffte es nicht seine Fassade länger aufrecht zu erhalten und gab der leidenden Mutter somit Beistand auf Eunoia.
„Huh!huh. huh!”, hechelte sich Lili derweil zu Tode und spürte langsam, wie das erste ihrer Kinder seinen Kopf aus der schützenden Hülle ihres Leibes steckte.
Mit'gai schien es ebenfalls bemerkt zu haben und schrie etwas von „Es kommt!”, aber dies bekam der Captain der US Airforce nicht mehr mit, viel zu sehr war sie auf das Pressen und ihre Atmung konzentriert...
Sie spürte, wie sich ein Kopf langsam zwischen ihren Beinen platzierte und von zwei Händen ergriffen wurde, die ihr nun die Arbeit des Pressens größtenteils abnahmen und den kleinen Abkömmling endgültig aus ihrem Leib nahmen. Diesem gefiel dies aber ganz sicher nicht so sehr, wie Mit'gai, denn das kleine Wesen schrie lauthals, offensichtlich wollte es zurück in den Bauch seiner Mutter.
Glücklich übergab der Taelon das Kind einem menschlichen Arzt und konzentrierte sich wieder auf Lili, welche gerade zum erneuten Schreianfall angesetzt hatte. Jemand wollte seinem Geschwisterlein folgen...

„Li'li, geht es dir gut?', fragte sie jemand über die neurale Verbindung. Sie war zu erschöpft, um zu antworten. Die Geburt hatte drei Stunden gedauert und davor lag sie ja auch noch ein paar Stunden in den Wehen. Letztendlich waren noch mehr als zwei Kinder aus ihr herausgekommen, wie viele konnte sie nicht sagen, nach dem zweiten Kind hatte sie nur noch im Affekt gehandelt und nichts mehr mitbekommen.
Diese Stimme nervte sie erneut: „Wach auf, Li'li!’
Wie aufgefordert öffnete sie langsam ihre Augen und blickte in das liebevolle Gesicht Da'ans, dessen Gesicht eindeutiges Überglücksgefühl widerspiegelte.
Sie lächelte zaghaft zurück.
„Ich muss schrecklich aussehen.”
„In Anbetracht Ihrer Umstände sehen Sie fabelhaft aus, Lili.”, erklang die Stimme ihres... Stiefsohnes, sie würde sich nie daran gewöhnen, dass Zu'or jetzt ihr Stiefsohn war, aus einem anderen Teil des Zimmers, welches ihr nur allzu sehr bekannt vorkam. Hier hatte sie Mit'gai drei Tage lang gefangen gehalten.
Wieder umspielte ein zaghaftes Lächeln die Mundwinkel der frischgebackenen Mutter.
Gerade wollte sie nach ihrem Nachwuchs fragen, als Liam und Mit'gai mit den Drillingen herein spaziert kamen.
Breit grinsend übergab Liam ihr zwei wunderschöne Mädchen, die sie verschlafen anlugten und über eine mentale Verbindung mit „Ma'puti' anredeten und verschlafen ein „Ich hab' nicht gedacht, dass du so aussiehst' hinzufügten, bevor sie in das Land der Träume zurück driftete, was ihr Bruder, welcher nun in Da'ans Armen lag, ebenfalls bevorzugt hatte. Die Kinder störte der Rummel um sie überhaupt nicht und auch die Eltern schienen ihn gar nicht zu bemerken.

„Li'li, wach auf! Ich hoffe, ich habe dir nicht zu viel Energie... Li'li?”, jemand schüttelte sie. Er schien sich Sorgen zu machen. Wo waren die Kinder? Wo war das Mutterschiff.
Wie vor ein paar Minuten öffnete sie erneut erschöpft die Augen. Ihre Lider schienen noch schwerer als vorher zu sein. Als sie die Augen endlich vollkommen geöffnet hatte, erblickte sie eine Steindecke.
„Wie geht es dir?”, fragte sie nun ihr Erwecker, der Vater ihrer Kinder.
„Mir geht es gut.”, antwortete sie verstört und leicht zitternd.
„Gut, ich dachte schon, du wärest...”, weiter kam der Taelon nicht, als er ihr Zittern bemerkte. Vorsichtig und zärtlich nahm er die Pilotin in seine Arme und wärmte sie, während er ihr Worte auf Eunoia ins Ohr flüsterte, die sie beruhigen sollten.

 

ENDE

 

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