Da'an betrat sein Büro, zum vierten Mal an diesem Tag wütend über Zo'ors Verhalten. Jetzt war er auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen um sich wieder zu beruhigen. Der Blick aus dem Fenster über die Stadt half normalerweise, aber nicht heute. Es regnete und dunkle Wolken zogen über den Himmel.‚Dieses Wetter passt wirklich perfekt zu meiner Stimmung,’ dachte Da'an. In dem Moment bemerkte er eine kleine Bewegung hinter sich. Als er sich herumdrehte, sah er ein kleines, pelziges...Etwas auf seinem Stuhl. Neugierig ging er zu dem kissenförmigen Ding hinüber als es sich wieder bewegte, es streckte sich aus zu einem Tier das Da'an vorwurfsvoll ansah, als wollte es sagen: ‚Musstest du mich beim Schlafen stören?’
Jetzt erkannte er das Ding als ein Haustier, dass die Menschen „Katze” nannten. Eine braune Katze mit gelben Augen, die nun auf Da'ans Stuhl saß als sei es ihr Thron.
‚Wie kommt eine Katze in die Botschaft?’ grübelte Da'an. Die Katze beobachtete ihn genauso, wie er sie beobachtete. Dann erinnerte er sich daran wie Lili ihm Geschichten über ihre Kindheit erzählt hatte, über ihren besten Freund Armstrong, eine Katze, die sie getröstet hatte, wenn sie wütend oder traurig gewesen war. Langsam näherte er sich der Katze, hob sie hoch, setzte sich und zu seinem Erstaunen rollte sich die Katze bequem auf seinem Schoß zusammen. Er wagte nicht, sich zu bewegen, streichelte das weiche Fell und die Katze begann zu schnurren.
Als Liam und Lili eine Stunde später in der Botschaft ankamen um Bericht zu erstatten, fanden sie einen sehr entspannten Taelon und eine mit voller Kraft schnurrende Katze.
„Da'an! Das ist eine.” begann Liam.
„Eine Katze!” Lili war nicht mehr zu bremsen. „Ich liebe Katzen! Wie ist er hier rein gekommen?”
„Ich weiß es nicht. Er hatte meinen Stuhl besetzt als ich vom Mutterschiff zurückkam,” antwortete Da'an. „Er?”
„Ja, es ist ein ‚er’. Sehen Sie sich seinen Kopf an. Der eines Weibchens ist dreieckiger.”
Gemeinter ‚er’ genoss die ganze Aufregung um sich herum sichtlich und zeigte sich von seiner besten Seite. Lili hatte sich nun neben Da'an gehockt und zauste das Fell der Katze, was letzterer nur noch lauteres Schnurren entlockte. „Kein Name, keine Tätowierung, kein Halsband,” murmelte sie. „Er sieht genauso aus wie Armstrong.”
„Armstrong?” Liam betrachtete die Szene vor sich verständnislos: Eine Taelon und ein Marine, die ein Heidenaufhebens um eine Katze veranstalteten.
„Nennen wir ihn doch Aldrin,” schlug Da'an vor.
„Aldrin! Einverstanden!” Lili strahlte.

 
* * *
 

In den nächsten Tagen tauchte Aldrin an den seltsamsten Orten auf. Es schien fast, als ob das virtuelle Glas für ihn nicht existierte. Da'an genoss die Anwesenheit der Katze in ganzen Zügen. Aldrin war bei allen Meetings und Berichterstattungen dabei, selbst in den Shuttles, wo Lili ihn aber rauswarf, ehe er auf dem Mutterschiff verloren gehen konnte. Er schien Da'ans Gesellschaft zu genießen, selbst die Energieduschen konnten ihn nicht vertreiben. Er lag dann zusammengerollt auf Da'ans Schoß, schnurrte selig während sein Fell vor statischer Elektrizität Funken schlug.
Dann kam der Tag, an dem Aldrin zum ersten Mal Zo'or begegnete.
Während eines Meetings mit Zo'or, Sandoval, Liam und Lili stolzierte er in Da'ans Büro. Keiner bemerkte ihn zuerst, als Zo'or plötzlich die Farbe wechselte. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck verlor er seine Fassade und sein normales Purpur-Blau wurde langsam zu einem wütenden Rot. Mit einem lauten Knall und ein paar Funken wurde er wieder normal. Ein paar Sekunden später wiederholte sich das Ganze.
Sandoval schaute sich panisch um, er suchte nach einer neuen Geheimwaffe des Widerstandes, Liam stand sprachlos neben Da'an, der zunächst ungläubig auf Zo'or starrte, dann aber eher amüsiert aussah.
„Gesundheit!”
„Häh?”
„Bleiben Sie ruhig, Sandoval. Zo'or hat nur geniest.” - POP - „Nochmal Gesundheit!”
„Geniest?!”
Dann entdeckte Liam Aldrin, der mit einem sehr selbstzufriedenen Geschichtsausdruck neben Zo'ors linkem Fuß hockte.
„Kann es sein, Zo'or, dass sie, nun, allergisch gegen, naja, Katzen sind?”
„Kat - POP - zen?! Wie kommen Sie - POP - darauf?”
„Nun ja, da sitzt eine direkt neben Ihnen. Einige Menschen reagieren allergisch auf Katzen, warum nicht auch Taelons?”
„Sando - POP! - Sandoval, wir gehen. Sofort!”
„Jawohl, Zo'or.”
War das ein Grinsen auf Sandovals Gesicht? Nachdem Zo'or und Sandoval das Büro verlassen hatten, verlor sich das knallende Geräusch in der Ferne.
Lili, die versucht hatte, das Ganze ohne Lachanfall zu überstehen, platze nun laut heraus. „Allergisch gegen Katzen! Aldrin, du wusstest das, nicht wahr? Allergisch! Da'an, entschuldigen Sie, das ist nicht komisch, aber ich habe noch nie einen Taelon so knallen, äh, niesen sehen! Entschuldigung...”
Lili lachte nun so sehr, dass ihr die Tränen die Wagen hinunter liefen. Inzwischen hatte ihr Lachanfall auch Liam angesteckt und selbst Da'an grinste breit.
„Also, ich denke, dieser Ort wird für lange Zeit eine Zo'or-freie Zone bleiben!”