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  „Untitled” von Fidelio   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Ein Skrillschock geht fehl und beschert Sandoval eine interessante Beschäftigung.
Zeitpunkt:  erste Staffel
Charaktere:  Zo'or, Sandoval, Da'an, Boone, Cherie (Skrill), Simon (Skrill)
 

 

UNTITLED

 

„@#%$, warum sind Skrills bloß so verdammt eifersüchtig? Muss Cherie immer gleich so aus der Haut fahren, bloß weil ich mal mit Boones Skrill geflirtet habe? Ich dachte, die Taelons hätten diese äußerst liebenswürdigen Tierchen genmanipuliert. Da hätten sie doch gleich alle unliebsamen Gefühle wegmanipulieren können. Blöde Eifersucht...”

Solche Gedanken gingen Sandy schon seit Tagen durch den Kopf. Besonders schlimm war es, wenn sie zu Hause waren, und Cherie ihrer Wut freien Lauf ließ - diverse Mingvasen waren schon zu Bruch gegangen, geschweige denn die Brandflecken im Perserteppich seiner Mutter. Er konnte sich den Ärger schon ausmalen, sobald seine Mutter aus dem Urlaub zurückkam.... Jetzt war er gerade auf den Weg zur Brücke und Cherie schickte bei jedem Schritt einen Stromschlag durch seinen Körper. In einem Anfall von Zynismus fragte er sich, ob seine Haare schon qualmten. Er wusste genau, sobald ein anderes Lebewesen in der Nähe war, wurde Cherie zuckersüß, wie ein liebes Schoßhündchen- als das sie eigentlich auch gedacht war.

Innerlich kochend betrat er die Brücke. Zo'or saß auf seinem Stuhl, die Nase großkotzig in die Luft gestreckt- wie immer. Zu seinem Erschrecken stellte er fest, dass auch Da'an und demzufolge Boone da waren. @#%$! Jetzt würde Cherie völlig durchdrehen! Er spürte schon, wie ihr Adrenalinspiegel stieg. Ein falscher Blick seinerseits und das Wochenende war gegessen.

„Ah, Agent Sandoval, schön Sie wieder zu sehen. Wie geht es Ihnen?”

Da'an kam auf ihn zu und begrüßte ihn warmherzig- oder was für eine Taelon als warmherzig durchgehen würde. Warum nur beschlich Sandy plötzlich das dumme Gefühl, Da'an wüsste etwas...

„Danke, gut, Da'an.”

Mehr wurde als Antwort nicht verlangt.

„Agent Sandoval, Da'an und Mr Boone sind zu uns heraufgekommen, um unsere Hilfe bei einem Sicherheitsproblem in der Botschaft in Anspruch zu nehmen. Wir werden sofort aufbrechen.”

Ganz der Boss - wie immer. Sein selbstgefälliges Getue ging Sandy langsam tüchtig auf den Kranz. Und jetzt fand sein Ego, das eindeutig zu groß war für dieses Universum, auch noch Bestätigung durch die Bettelei von Da'an- ausgerechnet Da'an, der es doch eigentlich besser wissen müsste. Oder führte der amerikanische Companion irgendwas im Schilde?

Kaum in der Botschaft, kam Sandy nicht mehr groß zum Grübeln. Der Fehler im Sicherheitssystem war nicht einfach zu finden. Nach einem Vormittag voll Haare raufen und innerlichem Gefluche war der Fehler dann endlich behoben. Mittagessen und dann ab zum Schiff!! Gerade als er sich aus dem Staub machen wollte, kam Boone ganz leger angeschlendert und fragte, ob sie zusammen Mittag essen sollten. Dabei gab Simon, Boones Skrill, eindeutige Signale von sich, wer diesen Wunsch geäußert hatte. Offensichtlich stand Boone ganz schön unter dem Pantoffel..... Aber bevor Sandy irgendetwas dazu sagen konnte, zischte Cherie wütend auf und feuerte einmal Richtung Boone! Glücklicherweise waren ihre Sinne durch ihre Eifersucht so umnebelt, dass sie vorbei zielte. Der kleine Energieball schoss an Boone vorbei und schlug unmittelbar von Zo'ors Füßen in den Boden ein.

„Himmel, ich bin ein toter Mann!”

Ein paar Sekunden lang herrschte Totenstille im Raum. Zo'or hätte ihn jetzt mit erhobener Augenbraue gemustert, wenn er Spock gewesen wäre... Statt dessen warf er ihm einen Blick zu, der eine ganze Armee von Jaridians zu Asche hätte verwandeln können. Doch je länger Zo'or starrte, desto unkonzentrierter wurde sein Blick. Er sah zu Da'an, zu Boone und wieder zu Sandy. Es sah fast so aus, als wüsste er nicht, was er mit der Situationen anfangen sollte.

Dann, zur großen Überraschung aller - gluckste Zo'or plötzlich vor sich hin! Dann begann er herzlichst zu lachen. Wenn Taelons dazu fähig gewesen wären, hätte er Tränen gelacht.

„Hu, hu, hu! Ha, ha! Ihr solltet mal eure belämmerten Gesichter sehen. Hi, hi ,hi! Ihr guckt, als würdet ihr 'nen Geist sehen. Ha, ha, ha! Daddy, siehst du das? Huuaa, ha, ha, ha!”

Lachend und sich den Bauch haltend setzte sich Zo'or langsam auf den Boden. Je mehr er lachte, um so weniger Kontrolle hatte er über seine Maske. Schließlich saß ein von drei dumm glotzenden Wesen umringter, keuchender und äußerst nackter Taelon da und versuchte verzweifelt, nicht erneut einen Lachkrampf zu bekommen.

„Was um Himmels Willen war das denn?”

Sandy war so perplex, dass er erst mal nichts sagen konnte. Was sich da vor seine Augen abspielte war einfach unmöglich. Taelons können keinen Lachanfall haben! Sie wissen ja nicht mal wie man lacht.

Auch die anderen sahen ratlos drein. Keiner wusste so recht, wie er reagieren sollte.
Schließlich wanden sich vier Augen und zwei telepathische Antennen zu Da'an. Wie sollte es weitergehen? War Zo'or ernsthaft krank? Obwohl - selbst wenn...

„Ich glaube zu wissen, was meinem Sohn fehlt.”

Oh oh - mein Sohn - es musste wirklich etwas sehr Ernsthaftes sein.

„Er befindet sich derzeit offensichtlich im Zustand des Tschal'pai.”

War da etwa so was wie ein Schmunzeln in Da'ans Stimme zu vernehmen? Und überhaupt: Tschal'pai???? Häääää?????

Plötzlich bemerkte Sandy eine eindeutige Reaktion von Cherie. Sie war eindeutig amüsiert- höchst amüsiert!

„Da'an! Was ist mit Zo'or los? Er benimmt sich, als hätte er einen zu viel gehoben!”, bemerkte Boone.

„Nun, William, das hat er in gewissen Sinne auch. Wenn Taelons einer überhöhten Dosis Energie ausgesetzt sind, können wir diese nicht mehr absorbieren. Das Ergebnis ist der Zustand, in dem sich Zo'or gerade befindet. Er ist ziemlich betrunken- wie es doch hier so schön heißt.”

Tödliche Stille.

„A- aber was sollen wir jetzt mit ihm machen? Wir können ihn doch unmöglich wieder zurück aufs Mutterschiff bringen- oder?”

„Ja, Sie haben recht, Mr. Sandoval. Das Mutterschiff ist im Moment der ungünstigste Platz. Aber ich denke, Sie werden sich angemessen um ihn kümmern. Ich vertraue Ihnen da vollkommen. William, machen Sie bitte ein Shuttle startklar. Wir müssen zurück. Jemand muss Zo'ors Platz einnehmen, solange er - indisponiert ist.”

„K- k- k- Kümmern???!!! Ich soll mich um Zo'or kümmern? Aber----- Da'an! Das könne sie mir nicht antun! Ich-„

„Ich kann sehr wohl, Mr. Sandoval. Schließlich sind Sie für diese Sache der Auslöser gewesen.”

Sprachs und war verschwunden. Selbst fünf Korridore weiter konnte er die beiden noch Grinsen hören.

Oh Gott, was soll ich jetzt machen? Ich hoffe mal, dieser „Zustand” dauert nicht ewig an. Mit zu mir nach Hause?! Wie soll das gehen, da könnte er gleich seinen Mietvertrag kündigen! Außerdem- wo sollte Zo'or schlafen? Auf dem Sofa?! Cherie!!!! Hör auf dich über mich lustig zu machen! Sag mir lieber, was ich machen soll! Schließlich warst du es ja, die sich nicht beherrschen konnte! Himmel- ich brauch nen Drink!

So sehr in seine Grübelei und Schimpferei versunken, bemerkte Sandy nicht einmal, dass sich Zo'or langsam Richtung Ausgang bewegte, alles genauestens in Augenschein nehmend. Ab und zu kicherte er noch in sich rein, so als fände er das alles höchst amüsant. Na ja, wenn man die Sache genau betrachtet, fand er es im höchsten Maße unterhaltend. Die ganze Welt schien aus schillernden und leuchtenden Farben zu bestehen. Er fühlte sich wie neu geboren. Alles schien so einfach. Die Korridore zeigten einem schon den Weg. Man musste ihnen nur folgen. Was sich wohl hinter der nächsten Biegung verbarg? Irgendwo musste doch ein Ausgang sein. Dunkel erinnerte er sich daran, die Botschaft einmal durch den Vordereingang betreten zu haben. Draußen würde alles noch besser und interessanter werden. Vielleicht konnte er jemanden finden, der seine unbändige Freude und überschäumende Energie teilt.

So schlenderte ein nackter Taelon ganz langsam über 1000 Umwege Richtung Ausgang. Hätte er sich nicht so viel Zeit gelassen und hätte nicht überall Halt gemacht, um ein Stück lebende Botschaft-Wand zu inspizieren und sich mit ihr zu unterhalten, hätte Sandy ihn nie und nimmer noch vor der Tür abfangen können.

„Zo'or, warten Sie! Sie dürfen die Botschaft nicht verlassen! Halt, bleiben Sie stehen!”

„Oh, Sandoval. Warum soll ich nicht raus dürfen? Draußen ist es so schön. Die Sonne scheint und ich habe Lust, mir die Stadt anzusehen. Wusstest du nicht, dass ich noch nie eine irdische Stadt besucht habe? Ich möchte meine Freiheit genießen. Ich bin heilfroh, dass ich mal nicht die Brücke hüten und mich um das Schicksal der Welt kümmern muss.”

Muss!! Sandy hätte sich fast verschluckt. Wer war denn auf der Erde eingefallen wie eine Heuschreckenplage und muss den großen Max markieren! Aber ganz geduldig oder eher schicksalsergeben sagte er:

„Sie dürfen so nicht die Botschaft verlassen. Es könnte Sie jemand erkennen. Es ist einfach zu gefährlich.”

„Oh, na gut, dann zieh ich mir schnell was über.”

Und weg war er. 1, 2, 3.... ganz ruhig, Sandy. Wir finden ihn.

Nach fünf Minuten hatte er Zo'or immer noch nicht gefunden. Fast wäre er in Panik geraten - fast. Als er gerade zum x-ten Mal im Korridor 1/y nachsah, kam sein „Schützling” um die Ecke geschlendert. Zo'or hatte irgendwo eine dunkelblaue Robe aufgestöbert und war dabei, die Ärmel hoch zu krempeln, die etwas zu lang geraten waren. Ziemlich ratlos stierte Sandy seinen Chef an. Irgendwie- stand ihm das Kleidungsstück. Jetzt wirkte er wenigstens nicht mehr gar so hochherrschaftlich. Gerade als Sandy dabei war, seine Kinnlade wieder hoch zu klappen, blickte Zo'or auf.

„Oh, Sandoval, ich hab dich schon gesucht. Kann ich so raus gehen? Ich habe auf die Schnelle nichts Besseres gefunden.”

„Ähm, na ja. Eigentlich...”

„Ach was, das geht schon mal. Ich setz einfach die Kapuze auf. Außerdem hab ich noch das.”

Daraufhin berührte Zo'or einen Ring an seinem Finger und -

plötzlich stand eine Frau vor Sandy. Eine äußerst menschliche und äußerst attraktive Frau. Für etliche Sekunden kam jegliches Räderwerk in Sandys Denkzentrum zum Stillstand. Dann schüttelte er seinen Kopf und ging wortlos zum Ausgang, die Zo'or-Frau im Schlepptau.

Doch seine Führungsposition hielt nicht lange. Keine Minute draußen, verließ Zo'or die Formation und marschierte ohne jeglichen Kommentar in den kleinen Park, der sich gleich neben der Botschaft befand. Innerlich aufstöhnend folgte Sandy. Er hatte den Taelon eigentlich zu sich nach Hause bringen wollen, um ihn besser unter Kontrolle halten zu können. Das konnte er sich jetzt offensichtlich abschminken. Das zur Zeit wohl mächtigste Wesen im ganzen Universum war augenscheinlich erpicht darauf, DC. kennen zu lernen.

Grün, hier ist alles so grün. Nicht immer dieses ewig langweilige kalte Blau. Und so schön warm. Ich habe nie gewusst, dass die Sonne hier so viel Wärme macht. Ob die Blume dort wohl so riecht wie eine Hal'kiol? Aussehen wie eine tut sie ja. Und die hier könnte fast eine Pox'da'lö sein. Und die hier...?

Ungläubig beobachtete Sandy, wie eine menschliche Frau, von der er genau wusste, dass es keine war, erst recht keine menschliche, auf allen Vieren durch eine Blumenrabatte kroch und an jeder Blume roch, der sie ansichtig wurde. Wo war das nächst beste schwarze Loch!?!?!?!?!? Was machte er denn jetzt schon wieder?!

Die Zo'or-Frau hatte sich wieder aufgerappelt und hielt zielstrebig auf einen Eiswagen zu. Die standen um diese Jahreszeit überall in den Parks rum. Als Sandy sie erreichte, hatte sie schon eine Riesentüte Eis in der Hand und eine zweite wurde gerade für ihn fertig gemacht.

„Hast du etwas Geld dabei, Schatzi?”

Schatzi?! Schatzi?! Fast wären Sandy die Augen aus dem Kopf gefallen. Er wollte gerade zu einer giftigen Bemerkung ansetzen, als der Eisverkäufer dazwischen funkte.

„Na komm schon, Mann, hab dich nicht so! Du wirst deiner hübschen Frau doch mal ein Eis spendieren können?!”

Daraufhin murmelte Sandy was in seinen imaginären Bart und rückte die zwei Dollar raus. Als Belohnung erhielt er einen dicken Schmatz auf seine Wange. Das konnte ja noch heiter werden!

Seine „Frau” war derweil weitergeschlendert und leckte gedankenverloren an ihrem Eis. Überall wo sie - oder er? - vorbei kam, ließen die Leute alles stehen und liegen und starten ihr nach. Lag es an der Robe oder an dem Aussehen? Wohl eher am Aussehen, den wütenden Blicken diverser Ehefrauen nach zu urteilen. Schnellstens schloss Sandy zu Zo'or auf und fasste sie ziemlich fest am Oberarm.

„Zo'or, können Sie mir mal verraten, was das werden soll!”

„Ach komm schon, Sandoval, Liebling. Genieß doch auch mal den freien Tag. So oft hast du ja nicht das Vergnügen - und ich auch nicht. Also lass uns einfach Spaß haben, ok? Ich hab Lust, shoppen zu gehen. Also los, carpe diem!
Ah, was ist das denn dort? Das ist doch ein Hund, oder? Ich hab noch nie einen gesehen!”

Tatsächlich kam ihnen grad ein Kind mit einem Labrador entgegen. Der Hund kam neugierig näher und beschnüffelte Zo'ors Bein. Der lässt sich nicht so leicht täuschen, dachte sich Sandy. Aber offensichtlich hatte das Tier kein Problem damit, einem Alien die Hand zu lecken. Zo'or war in die Knie gegangen und kraulte den Hund hingebungsvoll hinter den Ohren. Dabei sprach er leise auf Taelonisch mit ihm. Der Labrador legte den Kopf schief und fiepte leise, so als ob er Taelonisch verstünde.

„Das ist Zo'ori. Er hat fremde Leute eigentlich nicht so lieb”, sagte das kleine Mädchen.

Zo'ori? Die Kleine hatte ihren Hund nach dem Taelonführer benannt und ihn auch noch verniedlicht - oh oh.

„Du hast deinen Hund nach einem Taelon benannt?”

„Ja. Vielleicht ist Gott nicht ganz so böse auf den richtigen Zo'or, wenn es noch einen lieben gibt. Und Zo'ori ist ein ganz lieber Hund. Er holt immer die Zeitung rein und lässt Nachbars Katze in Ruhe.....”

Die Kleine plapperte munter weiter, aber Zo'or hörte gar nicht mehr zu. Mit glasigen Blick stierte er vor sich hin. Dann stand er auf und ging langsam weg. Das Mädchen unterbrach ihren Redefluss und sah Zo'or mit großen Augen nach.

„Hab ich was falsches gesagt? Die Tante sieht so traurig aus.”

„Nein, nein, mach dir keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung.”

Schnell rannte er Zo'or hinterher.

„Zo'or, warten Sie. Was ist denn auf einmal los?”

„Böse. Sie sagte, ich bin böse. Dabei ist sie doch noch ein Kind.”

„Sie - sie hat es bestimmt nicht so gemeint.”

„Doch, das hat sie. Und sie hat recht: Ich bin böse.”

Darauf wusste Sandy nichts zu sagen. Einen Moment dachte er, Zo'or würde anfangen zu weinen. Aber da lachte er schon wieder und war verschwunden und steuerte einen Baum an - einen ziemlich hohen Baum.

Ob ich's da rauf schaffe? Mal sehen. Müsste doch eigentlich ganz einfach sein.

„Oh nein, mein Schatzi! Auf Bäume klettern Sie mir nicht, Mr. Unverwundbar. Ich hab keine Lust, die Verantwortung für Ihren hübschen Hals zu übernehmen. Erst recht nicht, wenn Ihr zartes Genick gebrochen ist!”

Es war schon ein köstlicher Anblick: ein Companionbeschützer, der eine Frau fest um die Taille gefasst hielt, die zappelte wie ein Fisch und dabei quiekte wie ein kleines Kind.

„Sandy, lass mich sofort runter! Ich kann mir gar nicht mein Genick brechen - ich hab ja gar keins! Lass mich los!”

„Oh ja, ich würd' noch lauter rumschrein', dass auch jeder alles mitkriegt. Haben Sie Lust, auf dem nächst besten Polizeirevier zu landen oder schlimmer noch - in der Irrenanstalt?! Na bitte, es geht doch. Und jetzt essen Sie schön Ihr Eis. Bloß gut, dass Sie es nicht über meinen Anzug verteilt hab-„

Platsch!

...

Ich sollte lernen, meinen Mund zu halten...

Ein paar lachende, strahlend blaue Augen tanzten vor ihm auf und ab. Doch bevor der Alien im Schafspelz noch mehr Schabernack treiben konnte, fasst ihn Sandy fest am Oberarm und sagte lächelnd durch zusammengebissene Zähne:

„Das Eis bezahlen Sie mir. Und jetzt gehen wir zu mir - wir gehen dabei nicht über Los und ziehen keine 400 Dollar ein, ist das bei Ihnen angekommen.”

„Och manne, Sandy, musst du immer der Spielverderber sein? Hat doch grad so nen Spaß gemacht.”

„Ja, für Sie vielleicht... Und jetzt Abmarsch - ohne Widerrede!”

 
* * *
 

Eine halbe Stunde später kamen sie in Sandys Wohnung an. Zo'or zog einen Flunsch, den die Welt noch nicht gesehen hatte und Sandy schaute einigermaßen zufrieden drein. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, da ließ Zo'or seine Maske und den Mantel fallen und sah sich mit großen Augen um. Er war ja noch nie in einer menschlichen Wohnung gewesen. Er hatte es sich ganz anders vorgestellt - nicht ganz so vollgestellt...

„Du hast ziemlich viel- Zeug- hier rumstehen. Ist das normal für Menschen?”

„Meine Wohnung fällt sogar noch unter das Wort spartanisch. Aber ja, es ist normal für Menschen. Wir fühlen uns unwohl in leeren Räumen, oder die meisten zumindest. Und wehe, Sie schmeißen irgendwas runter.”

„Ich hab ja gar nichts angefasst!”

„Aber Sie wollten...”

„...”

„Ich geh jetzt duschen und Sie setzen sich derweil auf die Couch und halten die Füße still!”

„Kann ich nicht mitkommen?”

„NEIN!!!!!!!!!!!!!”

Als er das Wohnzimmer wieder betrat, saß Zo'or auf der Couch, den Rücken gerade, die Hände auf den Knien. Alles schien ruhig- fast zu ruhig für Sandys Geschmack.

„Was haben Sie angestellt, Zo'or?”

„Angestellt?! Ich habe nichts angestellt! Ich habe hier auf der Couch gesessen und habe meine Füße ruhig gehalten, wie du es mir gesagt hast.”

„Dafür, dass Sie nichts gemacht haben wollen, sehen Sie mir zu brav aus. Außerdem, wie heißt es doch so schön: Getroffene Hunde bellen. Also?”

„Ich bin aber kein Hund. Ich-”

Ring. Ring. ...... RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRing!!!!!!!!!!!!!!!

„WAS HABEN SIE ANGESTELLT??!!!”

„Nichts. Ich- ich - ich hab uns bloß was zu essen bestellt.”

Wieso glaub ich ihm das nicht?

Misstrauisch schlich Sandy zur Tür und machte sie einen Spalt breit auf.

„Guten Tag, Mistel Sandoval. Hiel ist ihl Essen. Das macht dann 23 Dollar 80 (gesprochen: dleiundzwanzig Dollal axzig).”

Ungläubig starrte Sandy den kleinen Mann vor sich an. Dann drehte er sich um und holte sein Geld- die brünette Schönheit auf seinem Sofa strickte ignorierend.

„Uhm, wie kommen Sie dazu, etwas zu essen zu bestellen? Taelons essen nicht.”

„Ich dacht, du hast Hunger. Schließlich hast du kein Mittag gehabt. Ähm, ich sollte dir vielleicht noch sagen-”

Ring. ... RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRing!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Italienisch.
Afrikanisch.
Französisch.
Arabisch..........

Nach einer halben Stunde hatte Sandy alle Köstlichkeiten der Welt auf seinem Küchentisch versammelt und war fast 200 Dollar ärmer.

Mit einem Plauz flog die Tür zu und ein äußerst wütender Sandoval stand mit qualmenden Kopf im Türrahmen. Die Brünette auf der Couch war wieder blau und versuchte erfolglos, ein Lachen zu unterdrücken.

„Sie haben nicht zufällig ein paar Mitesser eingeladen? Vielleicht T'than??

„Hä, nein wieso?”

Daraufhin hielt Sandy Zo'or seine Faust unter die kleine hochnäsige Nase. Der Bläuling machte große Augen und vorsichtshalber kroch er noch ein paar Meter weiter in die Sofaecke.

„Wissen Sie, was das ist, Zo'or?”

„I-Ihre Faust?”

„Genau! Und in etwa so groß ist auch mein Magen! Wie also bitte schön soll dieser Berg Essen da rein passen?!”

‚Mund auf, Essen rein, kauen und Peristaltik in Gang.’ dachte Zo'or bissig, hielt aber wohlweislich den Rand. Er hatte keine Lust, die Faust, die noch vor seiner Nase schwebte, in der selbigen zu haben. Langsam schien Sandy der Geduldsfaden zu reißen. ‚Vielleicht sollte ich ihn in Ruhe lassen, warten bis er abgelenkt ist, und dann abhauen.’

Als Zo'or ihn nur mit großen, unschuldigen, himmelblauen, feuchten *klimper, klimper* Taelonaugen ansah, brummte Sandy frustriert und stakste in die Küche. ‚Vielleicht sollte ich erst was essen, bevor ich meinen Chef skrille. Macht sich mit vollem Magen bekanntlich besser. Obwohl- skrillen.... mph.....’

So sehr in Rachepläne und Lammkeule in Spinat versunken, bekam Sandy fast nicht mit, wie sich ein blaues Etwas zur Tür schlich.

„Denken Sie nicht mal dran, Zo'or. Sie bleiben hier, bis Sie ausgenüchtert sind.”

‚Hat der Mann Augen im Hinterkopf??’

Also stromerte Zo'or los und sah sich die Wohnung an. Langsam gefiel ihm sogar, was er sah. Helle Räume, klare Linien und kein Stück Blau weit und breit.... Wahrscheinlich konnte der Bewohner nach einem Tag in sämtlichen Blauschattierungen die Farbe nicht mehr sehen. Irgendwie verständlich. Aber Sandy schien allgemein buntere Farben als beige und helles braun abzulehnen. ‚Vielleicht sollte ich das Raumschiff auf rosa modifizieren, nur um ihn zu ärgern. Obwohl- lieber nicht. Ein rosa Raumschiff- da würde uns ja keiner mehr ernst nehmen.’ In Gedanken versunken landete Zo'or schließlich im Schlafzimmer des Hausherren. ‚Ein ziemlich großes Bett.... Ob sich das an seinem Ego misst...?’ Also nächstes zog der Wandschrank seine Aufmerksamkeit auf sich. Vorsichtig steckte Zo'or seine Nase durch den Türspalt und sah--- mindestens 30 Anzüge (‚Wäscht Sandy bloß 1 mal im Monat seine Sachen, oder warum hat er so viele Anzüge?’ ), fein säuberlich auf Kleiderbügel gehängt- und sogar nach Farben sortiert! Innerlich aufstöhnend betrat Zo'or den Schrank und sah sich genauer um. Vielleicht waren ja die Schubfächer interessanter? Mph- graue Socken, graue Krawatten- was haben wir denn hier? Ts ts ts, wer hätte denn das gedacht? Ob die mir stehen?

 

„Boone, bitte!”

„Tut mir leid, Ron, ich bin die ganze Nacht ausgebucht. Aber es ist sicher bald vorbei. Schlafen Sie gut.”

Eine Weile stand Sandy einfach da und sagte nichts, bewegte sich nicht und dachte nichts. ‚Ich muss die ganze Nacht mit ihm verbringen. Er bleibt hier. Niemand hilft mir! Niemand hat mich lieb... *heul, schluchz*’ Gerade als er sich überlegte, ob er in Tränen ausbrechen sollte, hörte Sandy ein leises Räuspern hinter sich. Langsam drehte er sich um und--- hörte seinen Unterkiefer irgendwo im Untergeschoss zu Halten kommen.

Vor ihm stand Zo'or- in Boxershorts--- in karierten- Boxershorts--- in hellblau-neongrün-schweinchenrosa-karierten- Boxershorts----- in seinen-- Boxershorts. ‚Das Hellblau harmoniert wirklich gut mit seiner „Haut”farbe’ Das war der einzige- einigermaßen vernünftige- Gedanke, der ihm für die nächsten 2 Stunden kam.

„Hu hu, Sandy, die Luft hat jetzt genug Löcher. Halloohoo.” ‚Mh, vielleicht sollte ich ihn einfach auf den Balkon stellen. Der Regen müsste kalt genug sein...’

Gerade, als der Taelon ihn berührte, ging ein Ruck durch Sandoval und er starrte Zo'or mit großen Augen an. Schließlich schüttelte er den Kopf, sah von Zo'or zum Schlafzimmer und wieder zurück.

„Ich geh jetzt ins Bett. Sie schlafen auf der Couch.”

„Aber-”

„Und alles, was Sie kaputt machen, bezahlen Sie- ohne Verfallsdatum, ist das klar?”

‚Warum ist er nur so gemein zu mir? Hab ich ihm denn irgendwas getan?’

Ohne sich noch einmal umzusehen ging Sandy ins Schlafzimmer und machte die Tür betont leise hinter sich zu, einen ziemlich einsamen Taelon im dunkler werdenden Wohnzimmer zurück lassend. ‚Bloß gut, dass ich vorhin den Teddy gefunden habe.’

Tap.

Tap.

Tap.

Da schlich sich jemand auf leisen Sohlen ans Bett heran. Dieser jemand hielt krampfhaft einen alten, braunen Teddybären vor die Brust geklammert und schielte halb ängstlich, halb fasziniert auf den schlafenden Menschen dort im Bett. Wer hätte gedacht, dass der menschliche Nasen- und Rachenraum so viele äußerst interessante und unterhaltsame Geräusche erzeugen kann. ‚Klingt fast wie ein Prop'Krang. Schön mal wieder so etwas zu hören. Obwohl er ein bisschen zu laut ist.’ Eine Weile stand Zo'or so da und lauschte dem Konzert. Dann fasste er einen Entschluss. ‚Die Couch ist mir eindeutig zu unbequem.’ Vorsichtig krabbelte er ins Bett neben Sandoval und legte sich gut einen halben Meter von dem schlafenden Beschützer hin. Er hatte sich kaum an das neue Gefühl gewöhnt, als plötzlich ein Arm über seine Taille drapiert wurde. Dann kam ein Bein weiter unten dazu und schließlich setzte Sandy sein Konzert direkt neben Zo'ors Ohren fort- dass ihm auch ja nichts entging...

‚Das wird eine interessante Nacht.’

‚Und erst der Morgen...’

 
* * *
 

„Guten Morgen Zo'or. Wie ich sehe geht es dir wieder gut. Hattest du eine erholsame Nacht?”

„Es war recht unterhaltsam.” Innerlich grinste Zo'or von einem Ohr zum anderen, als er an Sandovals morgendliches Erwachen dachte. „Wir sehen uns morgen bei der Versammlung. Ich wünsche dir einen schönen Tag.”

Damit kappte er die Verbindung, um Sandy aus seinem Loch heraus zu holen, in dem er sich verkrochen hatte.

„Mr. Sandoval!”

„Ja, Zo'or?” Konnte ein Mensch noch roter werden?

„Ich hoffe, die letzten vierundzwanzig Stunden werden Ihre Meinung von mir nicht beeinflussen. Und zu niemanden ein Wort. Ich kann es mir nicht leisten, dass irgend jemand von dieser- Schwachstelle weiß. Das könnte sehr unangenehm werden. Habe ich mich klar ausgedrückt.”

„Ja, Zo'or. Uhm, gestatten Sie mir ein persönliches Wort?” ‚Haben Taelons keinen Kater?! Argh- KLAPPE!!’

„Aber sicher.” ‚Schatzi’

„Ich wollte nur sagen, dass- nun ja- Menschen sich- unkontrollierter verhalten, wenn sie- betrunken sind. Ich-”

„Mr. Sandoval, ich glaube nicht, dass Sie mich mit einem Menschen vergleichen können.”

„Ähm, natürlich nicht. Entschuldigen Sie.”

‚Sollte ich ihm sagen, dass das Tschal'pai eigentlich schon nach der ersten Stunde seine Wirkung verloren hatte? Nein, besser nicht. Sonst würde mir Sandy glatt den Hals umdrehen. Und niemand lässt sich so schön ärgern.......Aber den Spaß war mir dieses kleine Versteckspiel wert. Der Blick heute morgen.... *lol*

 

ENDE

 

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