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  „Eine Nacht in der Botschaft” von Emma   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Frühjahr 2001
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Emma ist zu Besuch in Ma'ris Botschaft und kommt einer schrecklichen Bedrohung auf die Spur
Zeitpunkt:  nach „Ein ganz besonderer Tag” von Ma'hal
Charaktere:  Emma, Liam, Ma'hal [Ma'ri, Kelara, Admara, Tori]
 

 

EINE NACHT IN DER BOTSCHAFT

 

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------ Recipients: Ma'ri, Kelara, Admara, Tori, Mothership ------
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Bericht der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober in der Botschaft von Ma'ri;
Emma, Tank-Mensch, 24.10. - 3 Uhr 45
 

Es war ruhig geworden in der Botschaft. Das letzte rote und gelbe Laub auf den Bäumen der Botschaft wisperte leise und beruhigend im Wind. Ich versuchte zu arbeiten, denn ich hatte noch einige Seiten zu schreiben, bevor ich endlich auch würde schlafen können. Doch meine Gedanke gingen ihre eigenen Wege und trieben in Richtungen, die absolut nichts mit meiner Arbeit zu tun hatten. Ich war müde und hatte schlecht geträumt in der letzen Nacht und darauf schob ich meine Unkonzentriertheit. Die immer wiederkehrenden Träume zeigte dunkle Schatten, die durch den Wald schlichen und mit dem Wind wehten. Unangenehme Träume. Alpträume, um genau zu sein. Und plötzlich, als ich nach dem zehnten Satz schon wieder abgeschweift war, wusste ich es mit Bestimmtheit: Etwas war nicht in Ordnung. Ganz und gar nicht in Ordnung.
Hastig stand ich auf und lief zu Kelaras Lager zwischen den Bäumen, von den anderen abgetrennt durch virtuelles Glas, das die ganze Botschaft umgrenzte und untergliederte. Sie schlief ruhig für jemanden, der krank war. Admara hatte sich auch schon schlafen gelegt. Auch sie war krank gewesen und ich vermutete, dass sie es noch immer oder schon wieder war, dies aber nicht zugeben wollte. Tori war in ihrem Tank und sah blass aus. Auch sie schlief.
Ich lief weiter durch die Botschaft.
Ma'ri hatte sich zurückgezogen. Der Taelon war heute ungewöhnlich schweigsam gewesen. Fehlte auch ihm etwas? Können Taelons krank werden? Sonderbar, wie wenig ich über diese Wesen weiß, auch wenn ich so viel mit ihnen zu tun habe. Zerstreut holte ich eine Packung Bonbons aus meiner Tasche und holte mühsam eines heraus. Ich habe die Angewohnheit, immer ein viel zu kleines Loch in die Tüte zu reißen, so dass ich ewig brauche, um eine der kleinen Pastillen heraus zu bringen. Eukalyptus. Ich bevorzuge Eukalyptus. Vielen ist das ja zu stark, aber ich habe nun mal eine Neigung dafür. Weiß auch nicht, woher das kommt.
Gedankenverloren schenkte ich mir noch ein Glas Wein ein und setzte mit ihm in der Hand meine Odyssee durch die schlafende Botschaft fort. Das Arbeiten hatte ich längst aufgegeben, denn die Frage, warum alle außer mir krank zu sein schienen, ließ, mich einfach nicht los. Auch von den Freiwilligen waren sehr viele heute nicht zur Arbeit erschienen und die, die da gewesen waren, hatten auch nicht gesund ausgesehen. Ein Zufall? Sicher nicht!
Mit einer gezielten Bewegung (ich hab lange geübt!) öffnete ich einen Datenstrom, um die Sensorenwerte der Botschaft zu überprüfen. Zuerst starrte ich etwas hilflos auf die Zahlen, aber mit der Zeit (und mit etwas Hilfe durch mein CVI) konnte ich erkennen, dass es keinerlei Unregelmäßigkeit gab. Keiner der Werte wich von der Norm ab. Resigniert schloss ich den Datenstrom. Was konnte ich noch tun? Während ich so überlegt, bemerkte ich, wie Admaras Monitor den Eingang einer Meldung anzeigte. Schnell, damit der Signalton keinen der Kranken in ihrem dringend benötigten Schlaf störte, nahm ich die Nachricht über den eben erst geschlossenen Datenstrom entgegen. Kaum erschien das Bild, stieß ich einen Aufschrei des Entsetzens aus und wich zurück.
„Oh, das ist aber schön, dass du dich so freust, mich zu sehen, Emma!”
Liam verstand mal wieder alles falsch. Und während er nun begann, davon zu schwärmen, wie schön doch unsere letzte Begegnung gewesen war, lauschte ich in die Botschaft. Nichts, alles blieb ruhig! Dabei hätte mein Schrei Tote aufwecken müssen. Meine Sorge wuchs.
„... war also doch mal wieder prima, wie ich deinen Geburtstag gerettet habe, nicht?”
Bei dem Gedanken an meinen Geburtstag musste ich ungeachtet der derzeitigen Situation lächeln. Wie nett es von Ma'hal gewesen war, eine Überraschungsparty zu arrangieren!
Liam bezog das Lächeln natürlich auf sich.
„Du brauchst dich wirklich nicht zu bedanken. Ich hab das gerne gemacht!”
Unbemerkt zog ich einen der Eimer, die hier immer griffbereit herum stehen, näher heran. Ich musste dieses Gespräch schnell beenden.
„Warum rufst du nun eigentlich an, Liam?”
„Ach ja, das hätte ich jetzt beinahe vergessen. Gestern ist wohl ein Transport mit irgendeiner Medizin vom Mutterschiff in Ma'ris Botschaft geliefert worden.”
*Kryss!* dachte ich bei mir, *Was sonst...?* Doch ich behielt es für mich, da Liam diesbezüglich überaus humorlos war.
„Irgendwas ist wohl bei dem Transport schief gelaufen. - Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte. Er lief doch, da Sandoval anderweitige Verpflichtungen hatte, ausnahmsweise mal unter meiner Aufsicht. - Naja, auf jeden Fall wurde da was vertauscht und euch wurde jetzt ein Päckchen mit einem Virus geliefert. Also, ich weiß wirklich nicht, wie das pass...”
„Virus? Was für ein Virus? Wie ansteckend ist er? Wie schnell verläuft die Krankheit? Welche Symptome gibt es? Welche Folgen hat die Krankheit? Was kann man dagegen tun?”
„Äh?” Liam lächelte etwas dümmlich (will meinen, er veränderte seinen Gesichtsausdruck in keiner Weise). „Könntest du das noch mal langsam wiederholen. Ich bin nicht ganz mitgekommen...”
Ich schloss kurz die Augen, holte tief Luft und hielt mich an der Tischkante fest.
„Was - für - eine - Krankheit?”
„Ach das... Naja, eine absolut tödliche mit einer sehr kurzen Inkubationszeit. Man sollte wohl besser schnell reagieren, da jeder Minute zählt. Ein Wunder, dass von bei euch überhaupt noch jemand lebt”
„Wie reagieren?”
Ich versuchte ruhig zu bleiben, während vor meinem inneren Auge die schrecklichsten Bilder abliefen, die jedoch bald von Szenen, in denen ich Liam langsam zu Tode quälte, überlagert wurden. Irgendwie hatte Ma'hal vielleicht doch recht, wenn er meinte, Menschen wären gewalttätige Wesen...
„Nun, man muss schnellstens die gesamte Luft in der Botschaft filtern und der neuen Luft ein Gegenmittel beigeben. Ich werde dieses sofort vorbeibringen. Ich hab nur vorher noch ein wichtiges Treffen mit der Widerst... äh ... mit der widerlichen Renee Palmer. Ich kann erst so gegen drei Uhr kommen.”
„Liam, was ist das für ein Gegenmittel?”
„Moment ... Ja, da steht es. Es heißt Cim ... nein, Cineol.”
„Cineol?” Das hatte ich doch schon einmal gehört. Mein CVI klickte sich ein. „Eukalyptus! Das ist der Wirkstoff, der in Eukalyptusblättern enthalten ist!”
„Oh? Tatsächlich? Ja, es ist schon erstaunlich, was gegen solche außerirdischen Viren hilft. Aber hab keine Angst, ich werde euch ret...”
Ich kappte die Verbindung und sprang auf. Mein Blick fiel auf den Eimer zu meinen Füßen. Nein, dafür hatte ich jetzt wirklich keine Zeit. Blitzartig rannte ich zu meiner Tasche und schüttete den Inhalt auf den Boden. Hastig fische ich meinen Vorrat an Bonbonpackungen aus dem ehemaligen Inhalt heraus. Dann rannte ich weiter zum Eukalyptusbaum und pflückte so viele Blätter in die Tasche, wie sie fassen konnte. Wie der Wind war ich im Labor. Mein CVI half mir herauszufinden, wie ich das Cineol aus meinen Rohstoffen lösen musste. Bald darauf hielt ich ein Fläschchen mit einem duftenden Auszug in der Hand.

Nun musste ich nur noch in der Botschaft die Luft austauschen. Leider hatte ich keinen Zugang zu diesen Kontrollsystemen. Ich lief in Ma'ris privaten Bereich und fand den Taelon auf seinem Platz unter der Energiedusche. Er hatte seine menschliche Fassade verloren und auch mein menschlicher Blick erkannte, dass seine Energiemuster sehr schwach waren.
„Ma'ri! Wach auf! Bitte! Es ist dringend!”
Doch der Taelon reagierte nicht, nicht einmal, als ich versuchte, ihn zu schütteln. Doch ich griff nur durch ihn durch und verbrannte mir an der Energiedusche die Flossen. Ma'hal, dachte ich, Ma'hal muß uns helfen! Ich öffnete Ma'ris Datenstrom und kontaktierte Ma'hal. Der Taelon erschien auch prompt, doch sein Gesicht zeigte einen verärgerten Ausdruck.
„Was gibt es? Warum störst du mich? Langweilst du dich bei deinem Besuch bei Ma'ri?”
Ma'hal war immer noch beleidigt. Okay, meine letzte Bemerkung war wirklich nicht besonders geschickt gewesen. Ich hätte es wissen müssen, Taelons sind sehr sensible und empfindsame Wesen.
„Ma'hal, dies ist ein Notfall! Alle hier sind krank! Ich muss die Luft in der Botschaft austauschen und der neuen einen Wirkstoff zusetzen, aber ich bekomme keinen Zugang zu den Kontrollen?”
„Krank? Was ist das für eine Krankheit? Kann denn nicht Ma'ri...”
Schnell machte ich einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf seinen Artgenossen frei.
Ma'hal erbläute vor Schreck. Doch er fing sich schnell wieder.
„Also, du machst jetzt folgendes:...”

Nur fünf Minuten später wehte ein angenehmer Hauch von Eukalyptus durch die Botschaft. Nachdem ich mich auf einem Rundgang davon überzeugt hatte, dass alle Kranken wieder deutlich besser aussahen und ich den letzen Rest des Cineols in Toris Tankwasser gegeben hatte, begann ich mich ein wenig zu entspannen. Ich lehnte in meinem Stuhl zurück, legte die Beine auf den umgedrehten Eimer und kaute auf einem kleinen Blättchen, dass ich vom Eukalyptusbaum gezupft hatte.
Lange Zeit saß ich so. Eigentlich hätte ich einen Bericht über die Ereignisse verfassen müssen, aber ich war immer noch ein wenig unruhig. Der Zeiger meiner (wasserfesten) Uhr wanderte auf die Drei zu. Ich beschloss, dass mein Besuch in dieser schönen Botschaft doch eigentlich schon recht lange gedauert hatte und dass ich den Bericht von zuhause aus viel besser schreiben konnte. Es war schon fünf vor drei, doch ich nahm mir - bevor ich durch das Interdimensionsportal verschwand - die Zeit und schickte allen in der Botschaft eine kurze Nachricht: „Gute Besserung!”

 

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