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  „Hinter den Masken” von Emma   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Herbst 2001
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Während die Rettungsmaßnahmen für die Opfer des Unfalls anlaufen, werden im Hintergrund von drei verschiedenen Parteien Intrigen geschmiedet.
Zeitpunkt:  einige Monate nach der Ankunft der Taelons auf der Erde auf der Erde
Charaktere:  Sa'el, Da'an, Stella Morel, Elaine Lorber (Margret Attwood, Innenminister Bannen, Präsident Thompson, Lili Marquette, Jonathan Doors)
 

 

HINTER DEN MASKEN

Kapitel 2

 

Durch den Datenstrom hindurch beobachtete Sa'el seinen menschlichen Assistenten, der auf der anderen Seite des Raumes die Ergebnisse eines Experiments überprüfte. Er wusste nicht, was er von ihm halten sollte. Noch bis vor wenigen Tagen hatte er sich äußerst widerspenstig verhalten und jetzt plötzlich war er überaus freundlich. Sa'el irritierte dieser Wechsel.
Natürlich freute es ihn, dass Dr. Stratton mittlerweile nicht mehr jede Anweisung von ihm hinterfragte und dadurch ihre Zusammenarbeit verkomplizierte. Das war äußerst lästig gewesen und hatte ihr Fortkommen außerordentlich behindert. Doch warum der Mensch sich jetzt nicht nur kooperativ verhielt, sondern auch noch freundlich war, das verstand er nicht.
Er war davon ausgegangen, dass Dr. Stratton ihn trotz seiner Bemühungen um ein zuvorkommendes Verhalten ganz einfach nicht mochte. Menschen neigten zu solch pauschalisierten Ab- und Zuneigungen. Zumindest zeigten dies die meisten menschlichen Filme, die er kannte. Wenn Dr. Stratton ihn also nicht mochte, so musste er doch auch nicht freundlich sein, solange nur sein Verhalten ihre Zusammenarbeit im professionellen Sinne nicht beeinträchtigte. Aber Stratton war im Gegenteil nicht nur nicht unfreundlich zu ihm, sondern grüßte ihn zuvorkommend, erzählte von nicht zur Arbeit gehörenden Dingen und fragte ihn sogar nach seinem Befinden!
Sa'el verstand wirklich nicht, warum es zu diesem radikalen Umschwung gekommen war - und im Grunde wollte er es auch gar nicht verstehen.
Der Grübelei überdrüssig, wendete er seine Aufmerksamkeit wieder seiner Arbeit zu. Sich mit den Motiven von Menschen auseinander zu setzen, war die Aufgabe von anderen und nach den Ereignissen der letzten Tage, hatte er keine andere Wahl mehr als Dr. Stratton zu vertrauen.
Sa'el schloss seine Analyse ab und betrachtete ein weiteres Mal die Daten. Es nützte nichts. Der Vergleich der Werte führten immer zu demselben Ergebnis: Die Möglichkeiten der Theorie und der Laborversuche waren ausgeschöpft! Er musste nun mit richtigen Experimenten beginnen. Die wissenschaftlichen Voraussetzungen dazu waren alle gegeben.
Die Frage war nur, ob er Da'an dazu brachte, dieses Ansinnen vor der Synode zu vertreten. Er zweifelte ernsthaft daran, hatte Da'an die Synode doch bislang noch nicht einmal über seine Forschung informiert.
Diese Weigerung hielt er für höchst unproduktiv, schließlich war das, was er vorhatte, nichts Ungewöhnliches - wenn man einmal davon absah, dass es sich um eine diesbezüglich noch unerprobte Spezies handelte. Natürlich wusste auch er, dass die Missionsprotokolle derartiges explizit ausschlossen. Aber diese wurden von vielen Taelons - wenn nicht sogar von den meisten - für unzweckmäßig gehalten. Also musste es doch wohl möglich sein, in diesem einen, relativ unbedeutenden Punkt von den Vorgaben abzuweichen.
Da'an sah dies offensichtlich anders und es stand zu befürchten, dass er sich von Quo'ons mantraförmiger Wiederholung, dass nichts, aber auch gar nichts, an ihrem Plan geändert werden durfte, beeindrucken ließ. Sa'el hingegen fand, dass Da'an dem Treiben bereits lange genug zugesehen hatte. Diesbezügliche Überzeugungsarbeit am Datenstrom zu leisten, würde allerdings schwierig sein.

 
* * *
 

Als er sich in der Botschaft von dem Piloten verabschieden konnte, war er heil froh aus dem Shuttle steigen zu können. Man hätte die menschlichen Piloten lieber noch eine Weile üben lassen sollen, bevor man ihnen erlaubte Passagiere zu transportierten. Er war sich zwar sicher, rechtzeitig eingreifen zu können, falls es wirklich gefährlich würde, aber den ganzen Flug über in Alarmbereitschaft zu sein, war alles andere als angenehm. Da war es ihm schon lieber mit Captain Marquette zu fliegen, die ein hoffnungsvolles Beispiel dafür war, das Menschen den Shuttleflug prinzipiell erlernen konnten. Dafür aber verbreitete diese Frau eine derart eisige Stimmung, dass er - wäre es denn möglich - während des Fluges am liebsten die Flucht ergreifen würde. Schade, dass Stella Morel keine Pilotin war, dieser Mensch war weit liebenswürdiger und unterhaltsamer!

Kurz darauf betrat er Da'ans Arbeitsraum.
„Warum bist du in die Botschaft gekommen, Sa'el? Ein Kontakt via Datenstrom hätte doch auch ausgereicht”, wurde er nicht sehr erfreut begrüßt.
„Wäre dir das lieber gewesen?”, antwortete Sa'el mit einer Gegenfrage, doch Da'an ging nicht darauf ein.
„Die Berichte, die ich von deinen Forschungsgruppen in New York und Boston erhalten haben, versprechen, dass wir in wenigen Tagen mit der humanitären Hilfsaktion in Silent Falls beginnen können. Kannst du mir mittlerweile einen genauen Termin nennen?”
Sa'el sah resigniert ein, dass ihm vorerst nichts anders übrig blieb, als auf dieses unwichtige Thema einzugehen.
„Übermorgen werden wir alle notwendigen Tests durchgeführt haben und dann in der Lage sein, Menschen effektiv auch von größeren Strahlenschäden zu heilen. Auch die menschlichen Ärzte sind dann hoffentlich soweit ausgebildet, dass sie die Behandlung durchführen können.”
„Gut, denn auch La'ron wird in einigen Tagen bereit sein, mit der ökologischen Rettungsaktion zu beginnen. Wir werden also die Öffentlichkeit demnächst informieren können, um...”
„Und warum hast du das noch nicht längst getan?”, unterbrach Sa'el den anderen Taelon. „Soweit ich das sehe, sind die Menschen in ziemlicher Unruhe wegen dieses Vorfalls. Du solltest... ”
Da'ans Blick brachte ihn zum Schweigen. Bei aller Sanftmut, die er derzeit zur Schau stellte, war es doch keine kluge Idee, ihm zu sagen, was er tun sollte. Ein Streitpunkt war schon bei weitem genug. Sa'el sammelte sich. Wenn er nicht sehr aufpasste, dann hatte er die Botschaft wieder verlassen, bevor er den Grund seines Kommens auch nur nennen konnte. Um dem vorzubeugen wechselte er übergangslos das Thema.
„Ich bin jetzt soweit, mit Experimenten zu einem Taelon-Mensch-Hybriden zu beginnen!”
Da'ans Fassade flackerte, bevor sein Blick noch strenger wurde. Die Energiewellen, die von ihm abstrahlten waren hart und unangenehm. Sa'el beeilte sich weiter zu sprechen, bevor ihn der Mut verließ.
„Da'an, alle Pretests sind abgeschlossen und sehr vielversprechend. Ich kann, - ich muss jetzt mit praktischen Versuchen weitermachen. Wer weiß, was mir die Synode noch an Aufgaben zuteilen wird, um meine Zeit einzuschränken. Die Arbeit wird immer mehr und...”
„Vielleicht liegt das daran, dass du dich zu sehr dieser Forschung widmest. Ich dachte, ich hätte deutlich gemacht, das dies keine Priorität hat.” Da'ans ganze Person drückte Ablehnung aus und Sa'el merkte, wie er am liebsten aus dem Raum fliehen würde. Doch dies hier war zu wichtig. Er verlegte sich vom Drängen aufs Bitten und ließ seine Stimme, seinen Blick und die Energie, die er abstrahlte, sanft werden.
„Da'an, dies hier ist wichtig. Wie sollen wir unsere Position in der Synode durchsetzen, wenn wir nicht wissen, inwiefern Menschen und Taelons kompatibel sind?”
„Es bin ich, der unsere Position in der Synode vertreten muss und daher wirst du mir unsere Strategie diesbezüglich überlassen müssen”, antwortet Da'an im Ton immer noch so abweisend wie zuvor. Doch ansonsten wurde er, vermutlich gegen seinen Willen, zugänglicher.
„Aber es muss doch möglich sein, die Synode in diesem einen Punkt zum Einlenken zu bewegen...”
„Das denke ich kaum.” Der harte Ton in Da'ans Stimme hatte sich verloren. Nachdenklich ging er zum Fenster hinüber. „Du musst verstehen, Sa'el, dass Quo'on hier absolut unnachgiebig ist. Eine Verunreinigung unsere Rasse durch die Menschen will er unbedingt vermeiden.”
„Aber wir können doch nicht zulassen, dass er damit unsere Forschungsmöglichkeiten so sehr beschränkt. Denk doch einmal, wie viel besser dein Stand in der Argumentation sein wird, wenn klar ist, dass es prinzipiell geht!”
Da'an antwortete nicht darauf. Unruhig betrachtete Sa'el den mit dem Rücken zu ihm stehenden Diplomaten und traute sich nicht, neben diesen zu treten und ihn weiter zu einer Entscheidung zu drängen. So hoffte er einfach, dass die Stille für ihn arbeiten würde.
Nach einiger Zeit dreht sich Da'an wieder zu ihm um.
„Also gut,” begann er, „führe deine Experimente durch.” Sa'el wolle erfreut etwas einwerfen, doch Da'an unterband das mit einer Handbewegung. „Die Rettungsaktion in Silent Falls wird dir gute Möglichkeiten bieten, die Versuche so zu tarnen, dass niemand etwas davon mitbekommt - auch die Synode nicht!”
Überrascht, um nicht zu sagen erschrocken, sah Sa'el den anderen Taelon an. Ein solches Vorhaben ohne das Wissen der Synode auszuführen, war gelinde gesagt ungewöhnlich. Sa'el hätte nicht damit gerechnet, dass Da'an dies vorschlagen würde und er war sich nicht sicher, ob er selbst dazu bereit war. Doch hatte er eine Wahl? Da'ans Blick machte deutlich, dass dies seine einzige Chance sein würde, das Experiment in absehbarer Zeit durchzuführen. Und war es nicht Da'an, der die Entscheidung getroffen und somit zu verteidigen hatte? Nach einiger Zeit gestikulierte Sa'el - immer noch zögernd - seine Zustimmung.
„Wenn du das für eine gut Idee hältst, Da'an, dann bin ich bereit, die Experimente auch heimlich durchzuführen.”
Sa'el erhielt dafür einen weiteren durchdringenden Blick, bevor sich Da'an wieder zum Fenster umwendete.
„Ich bin gespannt, ob du Erfolg haben wirst.”
Der Ton, in dem Da'an dies sagte, zeigte ihm, dass die Unterredung nun beendet war. Sa'el war darüber nicht unglücklich. Er formte eine Abschiedsgeste und verließ dann mehr oder weniger erschöpft den Raum.

 
* * *
 

Da'an registrierte, wie Sa'el den Raum verließ. Er wusste, dass es dem Wissenschaftler nicht leicht gefallen war, dieses Gespräch zu führen und es wunderte ihn, dass Sa'el so hartnäckig gewesen war. Noch mehr wunderte ihn allerdings, dass er nachgegeben hatte, wenn auch nicht ganz so, wie Sa'el es sich erhofft hatte. Sa'el konnte nicht abschätzen, dass ein Versuch die Synode von seinem Vorhaben zu überzeugen, nicht nur fehlgeschlagen wäre, sondern zudem seiner Position geschadet hätte. Die Missionsvorgaben derart grundlegend in Frage zu stellen, war derzeit absolut nicht ratsam.
Resigniert verließ Da'an seinen Platz am Fenster und kehrte zu seinem Stuhl zurück. Auf was hatte er sich da eingelassen? Seine Situation war schon prekär. Wenn herauskam, dass er Sa'el angewiesen hatte, ohne Wissen der Synode weiterzuforschen, würde sich das noch verschlimmern. Was sollte er tun, falls das Experiment ein Erfolg sein würde? Wie sollte er die Ergebnisse bekannt geben, ohne die Verschleierung offen zu legen?
Da'an spielte mit dem Gedanken, Sa'el im Shuttle zu kontaktieren und sein Angebot zurück zu ziehen. Doch stattdessen öffnete er den Datenstrom und rief Agent Sandoval zu sich, der bereits darauf wartete, ihm Bericht über seinen gestrigen Einsatz in Boston zu erstatten.

 
* * *
 

Stella war selbst überrascht, dass sie an diesem Tag die Zeit fand, ihre Verabredung mit ihrer ehemaligen Chefin einzuhalten. Nur drei Minuten nach der vereinbarten Zeit stürmte sie in schnellem Schritt durch die Eingangstür des großzügig gestalteten französischen Restaurants der gehobenen Klasse und drosselte gerade noch rechtzeitig das Tempo, um nicht mit der Platzanweiserin zusammenzustoßen.
„Dr. Morel? Es freut mich, Sie wieder einmal bei uns begrüßen zu dürfen. Prof. Attwood wartet bereits auf Sie. Wenn Sie mir bitte folgen würden.”
Stella tat wie ihr geheißen und nützte die Gelegenheit, um wieder etwas zu Atem zu kommen. Margret hielt viel von Pünktlichkeit und selbst jetzt, wo sie nicht mehr ihre Arbeitgeberin war, wollte Stella es nicht riskieren zu spät zu kommen. Verstohlen schaute sie auf die Uhr. Vier Minuten, das sollte noch nicht zu kritischen Blicken führen. Tatsächlich sah Margret erfreut auf, als sie an den Tisch kam und schlug umgehend ihren Terminkalender, den sie studiert hatte, zu.
„Stella, meine Liebe, wie schön Sie zu sehen. - Vielen Dank, Christine.”
Die Platzanweiserin nickte freundlich und entschwand, während Stella sich setzte.
„Ja, ich freue mich auch Sie zu sehen, Margret, vor allem weil es momentan wirklich schlimm zugeht. Ich komme kaum noch zum Luftholen.”
„Ja, das Leben hier in Washington ist noch mal eine Spur hektischer geworden, seit unser außerirdischer Besuch eingetroffen ist und ich glaube gerne, dass Sie das noch weit mehr zu spüren bekommen, als wir anderen.”
Zufrieden sah Margret sie an, so als wäre es ganz allein ihr Verdienst, dass Stella dort war, wo sie war. Und ganz Unrecht hatte sie damit auch nicht. Sie war nicht nur ihre Doktormutter gewesen, sondern hatte sie auch aus einer reinen wissenschaftlichen Laufbahn herausgeholt und in ihrem Washingtoner Institut of Intercultural Contacts als Beraterin auf politischer Ebene ausgebildet. Stella wusste, dass der Grund dafür, dass sie von dieser alles andere als anspruchslosen Dame so energisch gefördert wurde, in genau jenen von ihren Eigenschaften lag, die die meisten anderen an ihr eher störend fanden: in ihrer Distanziertheit und Kontrolliertheit, worin sich ihre Fähigkeit begründete, auch in kritischen Situationen überlegt und strategisch vorzugehen und nie etwas persönlich allzu nah an sich herankommen zu lassen. Margret war diesbezüglich - allerdings wirklich nur diesbezüglich - wie ein älteres und erfahreneres Ebenbild und für Stella durchaus so etwas wie ein Vorbild. Sie störte auch nicht, dass Margret nicht gerade zimperlich mit Zurechtweisungen war, wenn man etwas nicht zu ihrer nur schwer zu erreichenden Zufriedenheit erledigte. Sie wusste jedoch, dass die meisten anderen von Margrets Untergebenen darunter litten und in ihrer Anwesenheit mit mehr oder weniger eingezogenem Kopf umherliefen.
„Sie haben mit Sicherheit auch mehr als genug zu tun”, erwiderte Stella höflich. „Hat sich die Auftragslage des Instituts weiterhin so gut entwickelt?”
„Mittlerweile frage ich mich, ob es nicht ein wenig zu gut ist.” Margret lachte eines ihrer vornehmen Lachen.
Für einen Moment unterbrachen sie ihre Unterhaltung, als das Essen, dass sie bereits telefonisch bestellt hatten, kam. Stella fragte sich, was dies hier noch mit einer französischen Mahlzeit zu tun haben sollte, doch sie wäre nie auf den Gedanken verfallen Margrets Lieblingsrestaurant in deren Anwesenheit zu kritisieren. Jetzt mit ihrem neuen Job konnte sie es sich leisten, derartige Macken zu akzeptieren, auch wenn ihr selbst für ihre spärliche Mittagspause ein weniger steife Rahmen lieber gewesen wäre.
Bevor sie sich jedoch näher mit ihrem Saumon au Champagne beschäftigte, zog sie ein Buch aus ihrer Tasche und reichte es ihrer Ex-Chefin.
„Vielen Dank für die Leihgabe. Es war eine sehr interessante Lektüre.”
Margret nahm das Buch und gab sorgsam darauf acht, dass die darin versteckte Diskette nicht heraus fiel.
„Nichts zu danken. Leider habe ich nichts, was ich Ihnen als Nachschub geben könnte, doch ich treffe morgen Prof. Samuel Rosenberg auf einer Tagung und hoffe, dass er mir weitere Literatur zu unserem Thema empfehlen kann.”
„Das hoffe ich auch”, gab Stella mit einem Augenzwinkern zurück, das Margret mit einem verschwörerischen Lächeln beantwortete.
Sie kamen sich beide etwas albern vor bei ihrer Heimlichtuerei. Es war in ihrem Job normalerweise nicht üblich, Forschungsdaten und -ergebnisse im Verborgenen auszutauschen, doch nach langen Diskussionen waren sie zu dem Schluss gekommen, dass die Methode der verdeckten teilnehmenden Beobachtung die erfolgversprechendere, ja vermutlich die einzig mögliche war. Und wenn man ein Spiel schon spielt, dann sollte man es richtig spielen.

 
* * *
 

Nach dem Mittagessen machte sich Stella auf den Weg zum Innenministerium. Der Hausherr wartete bereits voller Ungeduld auf sie. Vor drei Tagen hatte sie bei einem Telefongespräch angedeutet, dass die Taelons vielleicht helfen konnten und das war das Einzige, was Innenminister Bannen noch retten konnte. Ihm stand das Wasser bis zum Hals. Es war herausgekommen, wie unverantwortlich die Behörden reagiert hatten. Es waren Informationen zurückgehalten, Messergebnisse gefälscht, kurz die ganze Situation war verharmlost worden, was die Bevölkerung wie die Rettungskräfte in zusätzliche Gefahr gebracht hatte. Mittlerweile waren die Krankenhäuser voll mit Strahlenopfern, denen scheinbar niemand helfen konnte. Die Öffentlichkeit forderte den Kopf eines Verantwortlichen und in dem Versuch seinen eigenen zu retten, war Thompson allem Anschein nach bereit, den seines treuen Gefolgsmanns Bannen zu opfern. Der brauchte nun ein Wunder und Stella hatte eines anzubieten.
Sie war gestern Nacht auf diese Idee gekommen, als sie sich ein Gespräch mit Da'an noch einmal durch den Kopf gehen ließ, das sich am Tag zuvor ereignet hatte. Da'an hatte die schlechte Zusammenarbeit mit dem Innenministerium und dessen schlechte Informationspolitik beklagt. Es schien den Alien zu irritieren, dass Schwierigkeiten nicht mit vereinten Kräften angegangen wurden, sondern die beteiligten Organisationen immer nur in so viel sachlichem Kontakt standen, wie unbedingt notwendig war und ansonsten getrennt operierten. Stella hatte Da'an beigepflichtet, dass dies wenig hilfreich war und erklärt, dass es die Sorge um die eigenen Interessen war, die zu diesem unproduktiven Verhalten führte. Da'ans Verständnis dafür war durch diese Erklärung nicht gewachsen, aber ihr Terminplan hatte eine weitere Diskussion verhindert.
Als sie dann abends im Bett lag, war ihr eine Idee gekommen, wie man dem Missstand zumindest in einem Punkt etwas abhelfen konnte, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob die dazu notwendige Vorgangsweise, Da'ans Billigung erhalten würde. Zu einem Gespräch mit Da'an war es jedoch nicht gekommen, denn Sandoval hatte - arrogant wie immer - die einzige Möglichkeit, Da'an an diesem Morgen zu sprechen, für sich in Anspruch genommen.
Er hatte sie abgekanzelt mit einem: „Sie werden bis heute nachmittag warten müssen, Dr. Morel. Glauben Sie mir, meine Angelegenheiten sind wichtiger als die Ihren. Im Gegensatz zu Ihnen, kann ich das beurteilen.”
Was sie in Erinnerung daran auch jetzt noch vor Ärger mit den Zähnen knirschen ließ, war nicht nur sein unverschämter Ton, sondern vor allem, dass er recht hatte. Er wusste in allen Einzelheiten, womit sie befasst war, während sie im Gegenzug keine Ahnung hatte, was er tat. Wütend hatte sie daraufhin entschieden, ihren Plan auch ohne Da'ans Wissen in die Tat umzusetzen.
 
Als sie in das Ministerbüro trat, war ihre Wut jedoch kühler Entschlossenheit gewichen.
„Dr. Morel, wie schön, Sie zu sehen!”, grüßte sie Bannen mit einem Zahnpastalächeln, wie es neben Werbespotdarstellern nur Politiker beherrschen. „Darf ich Ihnen etwas anbieten?”
„Danke, nein.”
Stella setzte sich und überließ es Bannen das Gespräch zu führen, was diesen auch prompt in Verwirrung stürzte, schließlich war sie sonst die Zuvorkommenheit in Person.
„Dr. Morel,” begann er schließlich, nachdem er sich ebenfalls gesetzt und eine Weile seine Hände geknetet hatte, „nun, die Situation ist ernst. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zu weiteren Todesfällen kommt. Können unserer außerirdischen Gäste uns nicht helfen? Ich dachte, Sie hätten etwas in dieser Richtung angedeutet...”
„Habe ich das?”
„Nun, Da'an hält sich ungewöhnlich bedeckt.” Bannen beschloss augenscheinlich, in die Offensive zu gehen. „Er hat sein Bedauern über das Unglück ausgesprochen, aber er war noch nicht an der Unglücksstelle. Auch die Companions haben Kritiker und da ist es nur eine Frage der Zeit, bis ihm das negativ ausgelegt wird.”
 „Oh, es kann sich nur noch um wenige Tage handeln, bis Da'an eine umfassende Hilfe anbieten kann.”
„Tatsächlich? Wie schön. Wann will er das ankündigen?”
„Sie meine, vor oder nachdem Sie Ihren Ministerposten verloren haben?
Bannen sah reichlich erschrocken darüber aus, dass sie so offen aussprach, was er nur dachte. Er schaffte es jedoch zu protestieren.
„Ich bitte Sie! Es geht mir um die Leute. Sie sollte wissen, das es Hoffnung gibt.”
„Richtig. Der Zeitpunkt muss nur gut gewählt sein, damit sich niemand Hoffnungen macht, dem aus Zeitmangel dann doch nicht mehr geholfen werden kann.”
„Verstehe. Und wann hält Da'an diesen Zeitpunkt für gekommen?”
„Oh, er verlässt sich dabei auf meinen Rat. - Und ich würde mich unter Umständen auf den Ihren verlassen.”
Stella beobachtete, wie sich auf Bannens Gesicht Erleichterung, darüber dass er Einfluss nehmen konnte, abwechselten mit Besorgnis, darüber was sie wohl fordern würde. Nach einer Weile überwog ersteres.
„OK, was wollen Sie?”
„Ich will, dass Sie die Botschaft in den internen Verteiler Ihres Ministeriums aufnehmen und dass ein Vertreter des Companions zu allen Dienstbesprechungen Ihres Ministeriums eingeladen wird.”
Bannen sah bestürzt auf. Er hatte mit persönlichen Forderungen gerechnet.
„Das ist unmöglich! Wir können doch keinen Fremden Zugang zu unseren geheimen Unterlagen und Besprechungen machen. Das lässt die Verfassung nicht zu!”
„Wer redet denn von Fremden? Meines Wissens ist Agent Sandoval nach wie vor ein leitender Mitarbeiter des FBI und das ist, wenn ich mich nicht irre, immer noch eine Bundesbehörde der Vereinigten Staaten von Amerika.”
Bannen starrte eine Weile vor sich hin. Schließlich zuckte er mit den Achseln.
„Wenn man es so betrachtet... Warum nicht? Solange die Öffentlichkeit nichts davon erfährt. Sachverständige kann ich schließlich einladen, soviel ich will. - Ich wundere mich nur über Ihre Selbstlosigkeit.”
„Wie kommen Sie auf die Idee, ich wäre selbstlos und wie kommen Sie auf die Idee, ich wäre schon fertig?”
„Oh!”, war alles was Bannen dazu herausbrachte.
Stella beschloss ein Risiko einzugehen. Die Gelegenheit war einfach zu günstig.
„Minister Bannen, ich will einen persönlichen Zugang zu den Datenbanken des FBI. Erzählen Sie mir nicht, dass es solche nicht gäbe und speisen Sie mich nicht mit Wetterberichten ab. Ich weiß, dass diese geheimen Zugänge SIA heißen, für Secret Investigation Accounts und in Kategorien von 10 bis 1 vergeben werden. SIA 4 sollte es schon sein.”
Stella hatte diese Informationen von Elaine, deren Vater einen solchen SIA - vermutlich aufgrund eines ähnlichen Vorgehens - gehabt hatte. Bedauerlicherweise war dieser mit dessen Tod erloschen.
Banner sah sie interessiert an. Seine Welt war wieder in Ordnung. Sie wollte doch etwas für sich selbst und damit hatte er sie ebenso in der Hand wie sie ihn. Das war ja das Nette an der Korruption: Sich bestechen zu lassen war genauso riskant, wie bestochen zu werden.
„Kein Problem, Dr. Morel. Sie werden schon heute abend darüber verfügen können. Den zweiten Teil unserer Abmachung erfülle ich, wenn Sie Erfolg hatten. Vergessen Sie aber nicht, vorsichtig zu sein und sich bei der Benutzung der Datenbanken nicht erwischen zu lassen.”
„Und Sie, Minister Bannen, sollten nicht vergessen, dass die Taelons Daten erhoben haben, die den tatsächlichen Hergang des Unglücks und der fast noch unglücklicheren Rettungsaktion belegen.”
Es war ein Schuss ins Blaue, aber Bannens Gesichtsausdruck verriet, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Da lag noch mehr im argen als bereits bekannt war und ihr Gegenüber glaubte nun, sie könne das belegen.
Mit einem Lächeln stand Stella auf.
„Es ist mir ein Vergnügen mit Ihnen zusammen zu arbeiten, Minister Bannen. Ich rate Ihnen, sobald die Nachricht draußen ist, zu behaupten, Sie hätten von Anfang an von einer möglichen Hilfe der Taelons gewusst.”
„Das werde ich machen. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Dr. Morel.”

Nach dem Austausch weiterer Höflichkeiten verließ Stella das Ministerium und machte sich auf dem Weg zu der auf sie wartenden Limousine. Beschwingt ging sie durch die Gänge und spürte förmlich das Adrenalin durch ihre Adern rauschten. Dieses Spiel machte ihr Spaß. So war das also, wenn man Macht hatte und nicht nur auf Bitten und Betteln und mühsame, wohldurchdachte, aber letztlich so gut wie wirkungslose Strategien angewiesen war. So spielten also die ‚Großen’.
Als sie im Aufzug auf den Knopf für die Tiefgarage drückte, fiel ihr Blick auf den Spiegel, der an der Breitseite des Fahrstuhls angebracht war. Der Anblick ihres wohlvertrauten Gesichtes ließ ihren Enthusiasmus in sich zusammenfallen. Verdammt! Was hatte sie sich nur dabei gedacht!? Wenn das herauskam... Sie war keine von den ‚Großen’ und sie hatte keine Freunde mit wirklichem Einfluss. Sie war nur ein kleines Ding, dass es durch glückliche Zufälle geschafft hatte, einen kleinen Blick in die Etage der Macht zu erschummeln und da war niemand in ihrem Rücken, der sie auffangen und stützen konnte, wenn etwas schief gehen sollte.
Und sie merkte deutlich, wie schwer es ihren Kontrahenten fiel, sie zu akzeptieren. Thompson war tief beleidigt, niemals würde er ihr verzeihen, dass sie ihn in eine Situation gebracht hatte, die ihm höchst peinlich war. Vor den Taelons, mehr noch aber vor seinen politischen Freunden. Der durch sie verursachte plötzliche Kurswechsel, den außerirdischen Besucher für ihre Botschaften Flächen zur Verfügung zu stellen, die nicht nur die Stadtbilder veränderten, sondern auch die Monumente ihrer Macht in den Schatten stellten, war für viele seiner Gefolgsleute hart gewesen. Zwar fand dieser Konflikt hinter den Kulissen statt, da die Bevölkerung begeistert war und kritische Stimmen - die es durchaus gab - keine größere öffentliche Beachtung fanden, doch Stella bekam es trotzdem mit. Und der Grund, warum ihr von den wenigen, die davon wussten, ihre Mittäterschaft übel genommen wurde, lag eben darin, dass der Vorfall ein deutliches Fanal war an alle, die klug genug waren, es zu hören: Es war eine neue Macht auf der Spielfläche erschienen, die der alten zur Gefahr werden konnte. Zwar war Stella ein Emporkömmling der neuen, doch die Statthalter der alten Macht saßen noch fest genug in den Satteln, um sie beim kleinsten Fehler unter die Hufe nehmen zu können.
Auch die Reaktion von Thompsons Stabschef, Hubble Urrick, war dementsprechend gewesen, wenn auch - seinem Charakter entsprechend - weniger plump als die von Thompson selbst. Urrick dachte nach, bevor er handelte und war wohl zu dem Schluss gekommen, dass er es sich nicht ganz mit ihr vorerst verscherzen wollte. Er hatte ihr zu verstehen gegeben, dass er ihre Position verstand, ja, respektierte, dass sie mit allen Mitteln dafür gesorgt hatte, dass sie die ihr so unverhofft in den Schoß gefallene Position nicht ebenso schnell wieder verlor. Doch er hatte auch versucht, an ihr Gewissen zu appellieren, an ihren Patriotismus und ihr damit durch die Blume zu verstehen gegeben, dass er von ihr erwartete, dass ihre Loyalität weiterhin ihrem Staat galt - am besten repräsentiert durch seine Person. Stella war nicht darauf eingegangen. Ihr Stolz hatte das nicht zugelassen und so hatte sie eine Chance auf einen mächtigen Verbündeten in den Wind geschlagen.
Der Aufzug stoppte. Ihr war schwindelig und ihr Herz klopfte wie verrückt, doch sie setzte ein neutrales Gesicht auf und ging festen Schrittes zu dem auf sie wartenden Wagen. Nach einem kurzen Gruß an den Fahrer und der Anweisung, sie zurück in die Botschaft zu bringen, setzte sie sich so, dass dieser sie nicht durch den Rückspiegel sehen konnte und schloss für einen Moment die Augen. Worauf hatte sie sich bloß eingelassen? Und warum? Nur weil sie auf Sandovals ständigen Informationsvorsprung neidisch war? Der kam aber nun leider nicht daher, dass er FBI-Informationen hatte, sondern weil Da'an ihm aufgrund des CVIs mehr vertraute als ihr. Eigentlich hatte sie doch nur ihre erste Forderung stellen wollen. Sie hoffte, dass es Da'an gefallen, vor allem aber Sandoval ärgern würde. Oh, Sandoval würde sich höllisch ärgern, nicht nur wenn er erfuhr, dass sie ihn vor Da'an ausgestochen hatte, sondern wann immer er aufgrund ihrer Gnade zu einer solchen Sitzung würde gehen müssen! Aber die Sache mit dem Zugang war ein unüberlegter Schnellschuss gewesen. Ein Fehler, der ihr nur schaden, aber kaum nutzen konnte. Doch jetzt hatte sie keine Wahl mehr, sie musste es durchziehen und konnte nur hoffen, dass Da'an nicht merken würde, dass sie etwas vor ihm verbarg. Noch etwas vor ihm verbarg.
Resolut rief sie sich zur Ordnung und zog ihr Global aus der Tasche. Wenn sie sich hängen ließ, würde alles noch schlimmer werden.

 
* * *
 

Als die Botschaft etwas später in Sicht kam, hatte Stella nicht nur etliche Globalnachrichten beantwortete, sondern auch einen vagen Plan gefasst, wie sie Da'ans durchdringendem Blick zum Trotz, heil aus der Situation herauskommen konnte, in die sie sich so fahrlässig gebracht hatte.
Nachdem sie sah, dass Da'an in der Botschaft war, ging sie direkt in das Büro des Companions. Da'an war via Datenstrom in einer Unterredung mit Präsident Thompson. Da Da'an ihr kurz zu nickte, ging sie nicht wieder, sondern wartete beim Fenster auf das Ende des Gesprächs.
„...aber ich kann es gar nicht glauben, dass die Taelons als eine so hochentwickelte Rasse, keine Methode haben, um uns gegen die Verstrahlung zu helfen. Da'an, ich habe Ihnen wirklich alle Daten und Berichte zur Verfügung gestellt, über die ich verfüge. Die Lage ist absolut ernst.”
Thompsons Stimme klang so drängend und hektisch, dass Stella sich wunderte, wie Da'an die seine so ruhig halten konnte. Als der Companion sprach, schien es, als fühlte er sich nicht im mindesten von der aufgeregten Grundstimmung seines Gesprächspartners beeinflusst.
„Ich danke Ihnen sehr für Ihre Offenheit, Präsident Thompson, und wie ich Ihnen sagte laufen unsere Untersuchungen bereits mit höchster Dringlichkeit. Doch bis jetzt sind die Tests noch nicht abgeschlossen.”
Es war nichts in Da'ans Stimme, das darauf hinwies, aber dennoch konnte Stella sich des Gefühls nicht erwehren, dass ihr Arbeitgeber bald nicht mehr weiter wusste. Einem spontanen Einfall folgend, verließ Stella ihren Platz am Fenster und trat ruhig neben Da'an
„Aber zeichnet sich nicht bereits ab, dass sie helfen können?”, fragte Thompson. Sein Blick fiel auf sie und wurde deutlich missmutig. Stella konnte förmlich hören, was er dachte: *Diese Hexe! Sie steckt also dahinter!* Aber immerhin brachte sie ihn soweit aus dem Konzept, dass er keinen weiteren Wortschwall von sich gab, sondern nach einem Satz abbrach. Da'an nützte umgehend die Chance.
„Bis jetzt lässt sich noch nicht sagen, ob wir ein zuverlässiges Verfahren in absehbarer Zeit entwickeln können. Allerdings liegen mir die aktuellsten Berichte unserer Wissenschaftler noch nicht vor. Ich melde mich umgehend bei Ihnen, sobald ich mehr weiß.”
Eigentlich blieb Thompson nach allen Regeln der Höflichkeit nun nicht mehr viel übrig, als sich zu verabschieden, doch er zögerte und schien schon wieder zum Widerspruch anzusetzen. Stella schickte ihm einen warnenden Blick. Tatsächlich war sie bereit, dem Mann eine heftige Abfuhr zu erteilen und Thompson wusste das.
Wohl in der Erwartung, dass sie, die normalerweise so zurückhaltend und freundlich war, kein Kontra zu geben wusste, hatte er sie kurz nach ihrem Jobwechsel reichlich unverschämt abkanzeln wollen. Er hatte schnell gemerkt, dass er sich geirrt hatte und seit dem tunlichst darauf geachtet, die Form zu wahren. Interessanterweise hatte ihr der Vorfall mehr genutzt als geschadet, die anwesenden Personen hatten wohl getratscht und ihr war zugetragen worden, dass ihr für ihre Reaktion Respekt zollte. Dies zeigte, dass man sich einiges erlauben konnte, ja sogar musste, wenn man in der entsprechenden Position war.
Auch jetzt zog es Thompson vor, eine Konfrontation zu vermeiden, denn er war - Stella war sich sicher - im Grunde ein fürchterlicher Feigling.
„Gut,... äh, vielen Dank, Da'an. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.”
„Das wünsche ich Ihnen auch, Präsident Thompson.”

Da'an ließ das Hologramm mit einer Handbewegung verschwinden. Interessiert musterte er sie.
„Herzlichen Dank für Ihre Hilfe. Sie haben Thompson effektiv vertrieben. Eine Konfrontation mit Ihnen scheint er zu fürchten.”
„Nun ja, sieht so aus...”, antwortete Stella ausweichend. Sie verkniff es sich zu sagen, dass er sich vor einer Konfrontation mit Da'an noch weit mehr fürchten würde, wenn er wüsste, was dies bedeutete. Denn wenn Da'an es vor zog, nach außen hin möglichst freundlich und zuvorkommend zu wirken, so wollte sie das nicht kritisieren. Immerhin verstand er es, auch mit diesem Verhalten mehr als genug Autorität auszustrahlen. Nur Aufdringlichkeit konnte er so nicht immer abwehren.
„Wie dem auch sei, ich fürchte, wir sollten bald eine Pressekonferenz abhalten und von unseren Hilfsmöglichkeiten berichten”, gab Da'an mit einer grazilen Handbewegung und zur Seite gelegtem Kopf zu bedenken.
„Ja, das denke ich mittlerweile auch”, stimmte Stella zu. „Zumal wir den gewünschten Effekt längst erreicht haben.” Tatsächlich hatten sich die Behörden sich mehr als dequalifiziert und durch den zögerlichen Einsatz ihrer Rettungskräfte reichlich unbeliebt gemacht. Während die Freiwilligen als Helden gefeiert wurden, die nicht zögerten auch in die verstrahltesten Bereiche des zerstörten Reaktors vorzudringen. Die Information, dass ihnen im Gegensatz zu den anderen auch wirklich strahlungssichere Anzüge zur Verfügung standen, wurde dabei geflissentlich von den Medien ignoriert. Sie berichteten eben, was ihnen in den Kram passte und schufen Helden und Opfer und Täter ganz nach eigenem Belieben. Stella hätte nie gedacht, dass sie sich über diese bewusste, selektive Blindheit einmal freuen würde!
„Von Sa'el und La'ron habe ich heute morgen die Nachricht erhalten, dass sie voraussichtlich in wenigen Tagen einsatzfähig sind. Mit den nötigen Vorbereitungen können wir also beginnen.”
„Heute morgen?”, Stella musste lächeln verschmitzt. „Hatten Sie Thompson nicht eben noch gesagt, das Ihnen die aktuellsten Berichte noch nicht vor lägen?”
Sie erhielt ein ebensolches Lächeln zurück. „Die aktuellsten Berichte liegen nie vor!”
„Sie sind wirklich ein guter Diplomat!”, gab Stella anerkennend zurück.
„Wollen Sie mir schmeicheln?”
Stella stockte überrascht. Das war nicht ganz die Antwort, die sie erwartet hatte. In Da'ans Augen meinte sie ein amüsiertes Blitzen zu bemerken. Im Bruchteil einer Sekunde beschloss sie die Flucht nach vorne. „Ja, das ist vermutlich richtig. Ich muss Ihnen nämlich etwas beichten.”
„Und vorher wollten Sie mich milde stimmen?”
Stella nickte nur und sie erschlich ein sonderbares Fremdheitsgefühl. Die Konversation lief nicht ganz so, wie sie es erwartet hatte und auch Da'an verhielt sich nicht ganz so, wie sie es erwartete und erinnerte sie wieder einmal daran, dass ihr kein Mensch gegenüberstand. Allerdings überraschte sie Da'an des öfteren und bisweilen zeigte er eine Neigung dazu, Gespräche nicht nach gewöhnlichem Muster ablaufen zu lassen, sondern Sachen zu sagen, die man gemeinhin nur dachte. Stella wusste nicht recht, ob er es nicht besser wusste oder es mit Absicht tat. Doch da er dies, soweit sie es beurteilen konnte, nie bei offiziellen Kontakten tat, nahm sie letzteres an. Wollte er sie verunsichern? Oder war es für ihn nur ein Spiel und er wollte wissen, wie sie reagierte? Da Stella nicht leicht zu verunsichern war, genoss sie dies meistens, jetzt bei diesem Thema fiel ihr das schwerer.
Da'an hingegen vollführte nur eine seiner grazilen Gesten.
„Es ist Ihnen gelungen. Bitte, was wollten Sie mir mitteilen?”
Stella holte tief Luft.
„Ich hatte vorhin ein Gespräch mit Innenminister Bannen und ihn dazu gebracht, den Taelons über Agent Sandoval Zugang zu Dokumenten und internen Sitzungen des Innenministeriums zu gewähren. Ich weiß, dass war unvorsichtig und nicht abgesprochen, aber die Situation war so günstig. Ich konnte in Erinnerung unseres Gesprächs von gestern nicht widerstehen.”
Stella riskierte einen kurzen Blick auf Da'an, in der Hoffnung abschätzen zu können, wie ihre Aussage ankam. Leider ließ sich dieser nicht in die Karten schauen. Sein Gesichtsausdruck war völlig neutral.
„Ich nehme an, dieses Zugeständnis erhielten Sie nicht ohne Gegenleistung. Was haben Sie Mr. Bannen angeboten?”
„Dass die bevorstehende Rettungsaktion umgehend bekannt gegeben wird. Bannen denkt jedoch nicht, dass Sie etwas davon wissen.”
Da'an sah ihr direkt in die Augen und hielt ihren Blick fest. Stella begann sich deutlich unwohl zu fühlten, doch sie bemühte sich, sich das nicht anmerken zu lassen. Auch nicht, als Da'an aufstand und einige Schritte auf sie zu kam und bis er direkt vor ihr stand, so dass sie, um seinen Blick weiterhin erwidern zu können, den Kopf heben musste.
„Es ist mir nicht entgangen, dass Ihr Verhältnis mit Agent Sandoval nicht das Beste ist.”
Stella blinzelte überrascht und ihr schwante, dass gerade etwas im Begriff war, schief zu laufen.
„Wenn ich mich nicht sehr täusche, dann wird Agent Sandoval alles andere als erfreut über diesen ‚Gefallen’ sein. Könnte es sein, dass dies der Hauptgrund für Ihre Aktion war?”
Stella fühlte sich ertappt, ja, sie war wirklich verwundert, dass Da'an ihre Motive so genau und korrekt analysiert hatte. Dieses Gespräch lief wirklich nicht so, wie sie es geplant hatte. Ihre Rechtfertigung für ihr Vorgehen, sie als selbstlose Aktion zugunsten der Taelons auszugeben, war eben in sich zusammengebrochen.
Stella wusste, wann sie sich geschlagen geben sollte. Zustimmend nickte sie also mit dem Kopf und war nicht wenig beunruhigt, als sich Da'an von ihr wegdrehte und zum Fenster ging. Sie merkte, wie ihre Hände vor Aufregung feucht wurden und ihr Mund trocken. Wenn Da'an mit dieser Pause bezweckte, sie zu demoralisieren, so war er auf dem besten Weg dorthin. Sie hatte fast das Gefühl, als würde eine eisige Ablehnung von ihm abstrahlen und am liebsten hätte Sie ihm umgehend bis ins kleinste Detail gestanden, nur damit wieder Frieden herrschte. Gerade noch rechtzeitig rief sie sich zur Ordnung. So würde sie ja alles noch schlimmer machen. Sie konzentrierte sich auf ihren Atem und versuchte sich zu beruhigen.
Schließlich - Stella hatte das Gefühl, es war eine Ewigkeit vergangen, aber vermutlich waren es nur ein paar Sekunden - drehte sich Da'an wieder zu ihr um. Sie hatte sich geirrt, die Situation war nicht so ernst und Da'ans Blick freundlich.
„Ich muss zugeben, dass ich Ihre Kreativität bewundernswert finde”, meinte er mit sanfter Stimme, wenn auch mit leicht tadelndem Unterton. „Verstehen Sie mich nicht falsch, Stella. Ich bin Ihnen dankbar, sowohl für Ihren Einsatz und vor allem für Ihre Loyalität, schließlich haben Sie ein Mittel gewählt, Agent Sandoval zu verärgern, das den Taelons nicht schadet, sondern nützt. Dennoch bitte ich Sie, derartige Aktivitäten in Zukunft mit mir abzusprechen.”
„Selbstverständlich, Da'an”, versprach Stella und schwor sich selbst, nie, aber auch wirklich nie wieder, so etwas zu tun.
„Sie sollten wissen, dass ich keine Schwierigkeiten damit habe, dass Sie und Agent Sandoval gewisse Probleme miteinander haben, dies ist jedoch nur solange so, wie dadurch ihre Arbeit nicht beschädigt wird. Bis jetzt war das nicht der Fall, doch Sie sollten gut darauf achten, dass sich dies nicht ändert.”
„Das werde ich sicher.”
„Das freut mich zu hören”, gab Da'an mit einem Lächeln zu und kehrte zu seinem Stuhl zurück. „Sie sollten noch für heute abend eine Pressekonferenz anberaumen.”
„Ich mache mich sofort an die Arbeit!”

 
* * *
 

Es war schon beinahe Mitternacht, als Stella auf der Geburtstagsfeier einer alten Freundin ankam. Trotz des langen Tages und obwohl sie morgen völlig erschöpft sein würde, hatte sie sich entschlossen doch noch hinzugehen.
Sie fühlte sich in vergangene Tage zurückversetzt, als sie sich durch die Gänge drückte und ständig von alten Bekannten angesprochen wurde. Dies hier war endlich wieder einmal ein richtiges Fest. Kein steifer Empfang oder nicht weniger steifes privates Beisammensein, bei dem man nach zwei Stunden bitte schön wieder verschwunden sein musste. Es wirkte fast ein wenig altmodisch, so dass sie sich in ihren Business-Klamotten reichlich deplaziert fühlte.
Die meisten der Anwesenden waren weit davon entfernt so etwas wie Karriere zu machen. Manche kamen mehr schlecht als recht über die Runden und viele pflegten einen alternativen Lebensstil, weniger weil sie es so wollten, sondern weil es die einzige Möglichkeit war, in der Not noch etwas Würde zu bewahren. Zumindest war das Stellas Interpretation, man hätte sie jedoch wohl in Schimpf und Schande davongejagt, hätte sie das laut ausgesprochen.
Nachdem sie einmal die Runde gemacht hatte und dabei die Gastgeberin begrüßt und etwa gegessen hatte, entdeckte sie endlich Elaine, die in ihrer noblen Jeans und ihrem Kaschmir-Pullover auch nicht weniger aus dem Rahmen fiel als sie selbst, auch wenn es ihr gar nicht auffiel. Mit jeweils einem Glas Wein verzogen sie sich in eine Ecke und betrachteten das Geschehen. Im Gegensatz zu den anderen Anwesenden, waren sie vom langen Arbeitstag viel zu müde zum Rumgehen oder gar Tanzen.
„Die haben sich wirklich gar nicht verändert!”, meinte Elaine nach kurzer Zeit. Typisch, sie konnte nicht einmal wenige Minuten am Stück schweigen.
„Das sagst du jedes Mal und es stimmt nicht. Sie haben sich verändert. Erst waren sie naiv, dann waren sie frustriert und jetzt sind sie wieder enthusiastisch.”
„Egal wie, mich werden sie nie akzeptieren.”
„Nein, sicher nicht. Nicht einmal, wenn du dein ganzes Vermögen verlierst. Ich frage mich, warum du dann immer wieder her kommst, wenn du dich nicht wohl fühlst.”
„Ich hab nicht gesagt, dass ich mich nicht wohl fühle und außerdem könnest du etwas taktvoller sein.”
„Sorry, ich bin müde und wenn ich müde bin, werde ich ehrlich.”
„Ich hab dich heute in den Nachrichten gesehen”, wechselte Elaine das Thema, wie üblich ohne beleidigt zu sein. „Ist ja eine tolle Sache, dass sich herausgestellt hat, dass sie nun doch helfen können.”
Erstaunt musterte Stella Elaine von der Seite. Manchmal war sie verblüffend leichtgläubig und es schien fast so, als würde sie ihr ganzes Misstrauen für ihren Beruf aufbrauchen. Sie war im Grunde kein Mensch, der zum Grübeln neigte. Sie nahm die Dinge, wie sie kamen und das machte sie so liebenswürdig. Stella war sich wohl bewusst, dass sie im Gegensatz zu ihrer Freundin eine Zynikerin war. Normalerweise hätte sie jetzt etwas Bissiges erwidert, doch dieses Mal hielt sie den Mund. Sie wollte ihrer Freundin nicht auf die Nase binden, das dies von vornherein klar gewesen war.
Doch der Blick, den sie für die ausbleibende Spitze von Elaine erhielt, zeigte, dass ihr Schweigen genau das verraten hatte, was sie hatte verschweigen wollen. Sie war in Elaines Falle getappt, die zwar manchmal naiver war, als es den Anschein hatte, aber eben manchmal auch naiver tat, als sie war.
Elaine grinste sie schelmisch an, wurde jedoch ernst, als Stella sie wütend ansah.
„Ach komm, sei nicht bös”, meinte sie und legte ihr den Arm um die Schultern. „Ich werd es niemandem verraten.”
„Wer's glaubt, wird selig...”, murmelte Stella, lehnte sich jedoch bereitwillig an die größere Frau. Wenigsten war mit Elaine noch jemand übrig, der sie gern hatte. Da war es doch egal, ob sie sie aushorchte oder nicht. Zumindest für heute abend.
„Dein Tag war wohl nicht so toll?”, fragte Elaine nach einiger Zeit vorsichtig.
„Nein, das kann man nicht gerade behaupten.” Stella löste sich aus der Umarmung und rieb sich mit den Händen über das Gesicht. „Sieht man mir das so sehr an?”
„Nein, das nicht gerade, aber normalerweise erzählst du mehr. Mir fehlen die begeisterten Berichte über deinen außerirdischen Chef.”
„Wieso?”, wollte Stella scherzhaft erwidern, doch es klang so matt wie sie sich fühlte. „Willst du mich noch mehr ausspionieren?”
„Sicher, Berufskrankheit, das weißt du doch.”
Stella ging nicht darauf ein, sondern lehnte sich, an ihrem Weinglas nippend, zurück. Sie überlegte, ob sie Elaine etwas von der Erpressung erzählen sollte. Elaine hatte in solchen Fällen immer gute Ratschläge. Sie gehörte zu den wenigen, die ihr im Notfall beistehen würden und das war bei Elaines Kontakten mehr, als nur ein Rückenstärken unter Freundinnen. Ja, sie sollte ihr wirklich erzählen, was vorgefallen war, doch Stella zögerte. Wenn Elaine wusste, dass sie einen SIA hatte, dann würde sie diesen nützen wollen und je mehr sie ihn benutzte, desto größer war die Gefahr, dass Sandoval etwas mitbekam. Stella war sich sicher, dass er sie abhören ließ und hatte mit Elaines Hilfe Gegenmaßnahmen getroffen. Doch deswegen wäre nur fair, Elaine einzuweihen. Zumal sie mit dem Projekt schon mehr vor ihr geheim hielt, als es mit ihrem Gewissen vereinbar war. Doch was sollte sie tun? Frank hatte darauf bestanden und es zur Bedingung für seine Mitarbeit gemacht. Und die Informationen, die er beisteuern konnte, waren von großem Wert.
Nein, Elaine hatte wirklich eine Entschädigung verdient. Sie würde ihr den SIA unbegrenzt zur Verfügung stellen und ihr alles erzählen. Jedoch nicht heute und nicht hier. Sie musste die ganze Sache erst mal verdauen...

 
* * *
 

Am nächsten Tag empfing Elaine um die Mittagszeit hohen Besuch. Gleich nach der Pressekonferenz des Nordamerikanischen Companions von gestern Abend hatte sie einen Anruf von ihrem besten Kunden erhalten und für diesen ließ sie selbstverständlich ihre Mittagspause ausfallen.
Überrascht stellte sie fest, dass Jonathan Doors dieses Mal nicht wie üblich alleine gekommen war. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken.
„Freut mich, Sie zu sehen, Mr. Doors, und selbstverständlich auch Ihre Mitarbeiterin...”
Elaine reichte Ihren Gästen die Hand und schaute Doors Begleiterin fragend an.
„Lili Marquette.”
„Elaine Lorber. Schön, Sie kennen zu lernen.”
Elaine ließ sich ihr Erstaunen nicht anmerken. Sie wusste von Stella, wer Captain Lili Marquette war und es war eine interessante Frage, was die Chefpilotin des Nordamerikanischen Companion gemeinsam mit Jonathan Doors im Büro ihrer Investigationsagentur machte. Elaine setzte sich mit ihrem ungewöhnlichen Besuch an eine kleine Sitzgruppe und wartete auf eine Erklärung.
„Silent Falls!”, begann Doors in der ihm eigenen knappen Art. „Ich will, dass Sie hinfliegen und herausfinden, was die Taelons dort treiben!”
„Sie meinen die Rettungsaktion, die gerade anläuft? Was genau möchten Sie wissen?” fragte Elaine, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
„Alles!” Doors erhob sich und wandte sich schon wieder zum Gehen. „Marquette und Sie werden zusammenarbeiten.” Der Milliardär rang sich noch ein Nicken ab, bevor er verschwand.
Elaine nahm es gelassen zur Kenntnis. Sie kannte dieses Verhalten zur Genüge und störte sich nicht daran. Wenn Marquette dadurch irritiert war, so ließ sie sich zumindest nichts anmerken.
Für einen Moment saßen sie sich schweigend gegenüber und sahen sich prüfend an.
„Ich bin...”, unterbrach Lili schließlich das Schweigen.
„Ich weiß, wer Sie sind.” Elaine registrierte anerkennend, dass ihr Gegenüber ihre Überraschung darüber wieder nicht zeigte. „Ich nehme an, Sie arbeiten für Doors. Sie müssen gut sein, andernfalls hätte Doors Sie nicht ausgewählt.”
Die Pilotin quittierte dies mit einem Lächeln.
„Wie genau wird nun unsere Zusammenarbeit aussehen?”
„Nun, ich bin nicht sehr flexibel in meiner Zeiteinteilung. Meine Beobachtungen können immer nur parallel zu meiner sonstigen Arbeit laufen. Sie können richtige Ermittlungen anstellen.”
„Gut. Was genau wissen Sie bereits über die Aktion?”
„Leider nicht sehr viel. Involviert sind zwei Taelon-Mensch-Kooperationen: Erstens ein medizinisches Forschungslabor aus New York und zweitens - und das ist interessant - die Forschungsabteilung der Shuttle-Piloten-Schule in Austin.”
„Shuttles? Wie sonderbar! - Was wissen Sie über diese Einrichtungen?”
„Der Leiter der letzteren ist ein Taelon namens La'ron. Die Forschungsabteilung seiner Schule passt die Shuttles für die Bedienung durch Menschen an. - Das medizinische Labor wird von einem Taelon namens Sa'el geleitet. Der menschliche Co-Leiter ist ein Wissenschaftler namens Frank Stratton. Ich weiß nicht, was dort genau gemacht wird, aber ich hörte kürzlich, wie sich Stratton und Sa'el über ein Experiment stritten, bei dem es um Gentechnik ging.”
„Mhm, interessant.” Elaine malte mit einem Stift Kreise auf ein Blatt Papier. Sie beschloss, zumindest vorerst ihre Beziehung zu Frank Stratton für sich zu behalten, ebenso wie ihre Bekanntschaft mit Stella. Apropos Stella...
„Wer von den Botschaftsangehörigen wird in Silent Falls sein?”
„Der Nordamerikanische Companion selbst, sein Attaché Ronald Sandoval sowie eine Mitarbeiterin namens Stella Morel - und ich selbst natürlich. Ansonsten ein Haufen Freiwilliger.”
„Aha. Gut, dann werde ich umgehend nach Silent Falls fliegen und dort schon mal mit meinen Ermittlungen beginnen. Ich werde Kontakt zu Ihnen aufnehmen, sobald Sie dort eingetroffen sind.”
„Wie wollen Sie in den Ort kommen? Er ist vollständig abgesperrt und es kommen nur... Nein, vergessen Sie die Frage. Ich nehme an, in Ihrer Position hat man für solche Fälle die geeigneten Methoden”, meinte die Pilotin mit einem verschmitzten Lächeln, das von der Detektivin in gleicher Weise erwidert wurde.

 

Ende von Kapitel 2

 

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