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  „Hinter den Masken” von Emma   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Frühjahr 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Elaine hat über ihre Zukunft zu entscheiden. Da'an muss sich vor der Synode rechtfertigen.
Zeitpunkt:  einige Monate nach der Ankunft der Taelons auf der Erde
Charaktere:  Elaine Lorber, Da'an, [Lili Marquette, Jonathan Doors, Juliana Belman, Ku'don, Quo'on, Zi'ran, Yo'lin, T'than, Zo'or, Ri'lar, R'am, Ti'pra, Cir'dan, Ba'nor, Je'tar, No'ree, A'lur]
 

 

HINTER DEN MASKEN

Kapitel 12

 

Elaine merkte es sofort, als Lili leise hereinkam, um sie zu wecken. Tatsächlich hatte sie wohl überhaupt noch nicht geschlafen. Sicher war sie sich nicht, denn was in den letzten Stunden in ihrem Kopf vor sich gegangen war, war wirr wie Traumfetzen, doch andererseits konnte sie sich zu gut daran erinnern.
Steif und benommen und folglich reichlich ungelenk befreite sie sich von der Decke, rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Dann folgte sie Lili, die ihr, um Carol nicht zu wecken, wortlos bedeutete, mit ihr zu kommen.
„Doors ist zur Lagebesprechung gekommen”, erklärte ihr die Pilotin, nachdem sie die Türe hinter sich geschlossen hatte.
Doors. Das war zu erwarten gewesen. Trotzdem wünschte Elaine, dass ihr Auftraggeber ihr etwas mehr Zeit gelassen hätte. Immerhin hatte sie ihm bereits in aller Frühe einen Bericht ihrer Erlebnisse geschrieben. Zugegeben, sie hatte dies nicht Doors zuliebe getan. Nach einer Stunde des Umherwälzens war sie aufgestanden und hatte einen der Computer angeworfen, die zuhauf im unterirdischen Teil dieser Lagerhalle, in die Lili sie gebracht hatte, standen. Die Arbeit hatte geholfen, ihre Gedanken zu ordnen und sicher wäre sie danach eingeschlafen, hätte sie nicht noch die aktuellsten Nachrichten abgerufen... Wenigstens lebte Stella! Doch musste sich Elaine schuldbewusst eingestehen, dass diese positive Nachricht den Schock über das Gesehene nur wenig milderte.

Als sie in die größere Halle eintraten, die trotz ihrer modernen Ausstattung an die Kommandozentrale in einem alten Agentenfilm erinnerte, machte sich Doors keine Mühe von den Berichten in seinen Händen aufzusehen. Doch Belman lächelte sie an und schob ihr eine Tasse Kaffee zu. Sie wirkte alles andere als ausgeschlafen. Lili hingegen sah man keine Müdigkeit an und nur die Art, wie sie sich auf den Stuhl fallen ließ, zeigte, dass auch sie erschöpft sein musste.
Elaine setzte sich zu den beiden anderen Frauen und zuckerte ihren Kaffee. Sie fragte sich, wie lange Doors sie wohl warten lassen würde, bis er ihnen seine wertvolle Aufmerksamkeit schenkte. Normalerweise ertrug sie dieses Verhalten mit Gelassenheit, doch jetzt ärgerte sie sich darüber. Vermutlich würde sie sich in dieser Situation über alles ärgern. Der Schlafmangel ließ sie langsam gereizt werden, auch wenn sich das momentan nur darin äußerte, dass sie heftig in ihrer Tasse herumrührte.
Sie wurde darin unterbrochen, als Doors lautstark den Stapel Papier auf den Tisch warf.
„Das ist alles nicht sehr befriedigend!”, begann er, ohne Anstalten zu machen, sich zu ihnen zu setzen. Statt dessen ging er zu einem einige Schritte entfernt stehenden Monitor und betrachtete irgend etwas, was sie von ihrem Blickwinkel aus nicht erkennen konnten.
„Die Berichte über die medizinische und die ökologische Rettungsaktion geben nicht viel her. Wir wissen jetzt nur, das alles irgend etwas mit Interdimensionstechnologie und mit einer besonderen Form von Energie zu tun hat. Solange wir nicht mehr über diese Energie und diese Interdimension wissen, können wir damit gar nichts anfangen!” Mit ärgerlichem Gesichtsausdruck kam er wieder zu ihnen an den Tisch. „Das Gleiche gilt für die Experimente: Jetzt wissen wir zwar mit Sicherheit, dass sie Versuche an Menschen durchführen, aber wozu, ist völlig unklar. Außer, dass es wieder etwas mit dieser Energie...”
„Haben Sie die Obduktion mittlerweile durchgeführt, Dr. Belman?”, unterbrach Elaine Doors Litarnei.
„Ja”, wandte sich die Ärztin ihr zu, „aber leider hab ich nicht viel herausgefunden. Nach wie vor gibt es keinerlei Verwesungsprozesse, doch ansonsten ist an dem Körper nichts Ungewöhnliches zu finden. Außer einem: Seine Zellen weisen einen erheblichen Zellschaden auf, der nicht nur stärker ist als es der Grad seiner Verstrahlung durch den Unfall erwarten lässt, sondern auch erstaunlich gleichförmig.”
„Und was kann das heißen?”
„Keine Ahnung. Für mich ergibt das keinen Sinn.”
„Haben Sie vielleicht versucht, den Jungen zu irgendeiner Art von Mutanten zu machen?”, fragte Lili.
„Indem man ihm einen Strahlungsschaden zufügt, der absolut tödlich ist?”
„Vielleicht haben sie ja auch nur Versuche gemacht, um herauszufinden, wie viel und welche Art von Strahlung Menschen aushalten”, versuchte es Elaine mit einer Erklärung.
Wieder schüttelte Belman den Kopf. „Da hatten sie schon genug Untersuchungsmaterial durch den Unfall. Es könnte höchstens sein, dass sie es unter Laborbedingungen testen wollten. Aber ist das so ein Risiko wert?”
„Taelonenergie!” Doors energischer Tonfall sicherte ihm umgehend alle Aufmerksamkeit. Er hob seine Hand und zählte an seinen Fingern ab. „Diese uns unbekannte Energieform treibt ihre Shuttles an, versorgt ihre Gebäude, kommt bei der Entseuchung der Umwelt zur Anwendung und wird bei Strahlenschäden von Menschen eingesetzt. Wo immer die Taelons etwas tun, da taucht auch diese Energie auf. Eine Energie, über die wir nicht das Geringste wissen. Ich sage Ihnen, die Taelons haben versucht herauszufinden, wie viel ein Mensch davon verkraften kann!”
Elaine gefiel diese vorschnelle Erklärung nicht. „Pure Vermutung. Und außerdem unlogisch, wenn die Energie einerseits zur Heilung eingesetzt wird, andererseits aber tödlich sein soll.”
„Sie sollten die Berichte, die Sie verschicken, auch lesen!” Doors klopfte auf den Stapel Papier vor ihm. „Die Energie wird nur zur Herstellung eines Plasmas verwendet, nicht aber bei der Heilung selbst.”
„Möglich wäre es schon”, schaltete sich Belman in bedächtigem Tonfall ein, „bei der Obduktion wäre die Energie nicht mehr wahrzunehmen, weil sie sich im Körper ja nicht hält und ich könnte mir vorstellen, dass eine derart gleichmäßige Veränderung der Zellen mit einer bestimmten Art von Strahlungstechnik zu erreichen ist. Medizinisch wäre das zwar abenteuerlich, aber dass ist die Vorstellung der Interdimension für einen Physiker auch...”
Während Doors nickte und Elaine sich geschlagen gab, lehnte sich die Soldatin vor. „Wenn wir davon ausgehen, dass diese Taelonenergie für Menschen schädlich ist, was heißt das dann für all die, die tagtäglich damit in Berührung kommen? Vielleicht werden sie langsam dadurch vergiftet? Wir dürfen nicht vergessen, dass die Taelons selbst aus Energie bestehen. Ihnen wird sie also nichts ausmachen. Was, wenn sie austesten, wie viel sie benötigen, um uns zu töten? Und was, wenn ihnen diese Energie in unbegrenztem Maße zur Verfügung steht?”
„Dann haben sie die perfekte Massenvernichtungswaffe”, vollendete Doors ihren Gedankengang, „und können diese Waffe als harmlose Gebäude getarnt ohne Probleme überall hin platzieren. In so gut wie jeder Hauptstadt dieser Welt steht bereits so ein Ding.”
Ärgerlich schüttelte Elaine den Kopf. „Wenn die Taelons die Städte entvölkern wollten, dann wäre es eine reichlich umständliche Methode, überall erst Gebäude hinzustellen. Eine Bombe wäre da effektiver.”
„Nicht, wenn das Ziel nicht die Vernichtung, sondern etwas anderes ist”, gab Belman zu bedenken. „Immerhin kann man mit dieser Energie vielleicht gezielt menschliche Zellen verändern!”
„Wie auch immer”, brach Doors die Diskussion ab, „wir müssen etwas mehr über diese Taelonenergie erfahren. Wir brauchen unbedingt eine Probe, die wir analysieren können! Belman, Marquette konzentrieren Sie sich in Zukunft darauf! - Und nun zu etwas Anderem”, Doors nahm Elaine scharf in den Blick. „Ich muss Sie allein sprechen!”
Belman und Marquette sahen sich vielsagend an, standen jedoch widerspruchslos auf. Nachdem sie sich mit einem knappen Kopfnicken von Elaine verabschiedet hatten, verließen sie den Raum.

Elaine nahm einen Schluck von ihrem mittlerweile nur noch lauwarmen Kaffee und sah Doors abwartend an. Schweigend schenkte er ihr und sich Kaffee nach und bequemte sich dann endlich, sich zu ihr zu setzen. Dass sein Blick freundlich war, beunruhigte Elaine und sie ahnte, dass sie das, was Doors ihr zu sagen hatte, nicht hören wollte.
„Sie werden von der Polizei gesucht, Elaine!”
„Ja, ich weiß”, antwortete sie und registrierte mit einer gewissen Befriedigung, dass Doors das etwas aus dem Konzept warf.
„Sie haben bereits die Nachrichten gesehen?”
„Ja.”
Eine Weile herrschte wieder Schweigen.
„Was werden Sie tun?”
Elaine betrachtete eingehend die Kaffeetasse in ihren Händen.
„Ich weiß es nicht...”
Sie merkte, dass ihre Stimme rau klang. Überrascht sah sie auf, als Jonathan Doors eine Hand auf ihren Arm legte und ihn etwas drückte. Er beendete diese Geste sofort, aber es hatte dennoch etwas Tröstliches. Elaine senkte schnell wieder den Blick, als sie merkte, dass ihr die Tränen in die Augen zu steigen drohten. Sie war erleichtert, dass Doors Stimme - im Ton so schroff wie gewöhnlich - das Schweigen beendete.
„Einer Haftstrafe werden Sie vermutlich entgehen, aber Ihre Lizenz sind Sie zumindest für eine Weile los. Da helfen alle guten Kontakte nicht.”
„Ja, das denke ich auch...”
Elaine wollte nicht darüber nachdenken, was das bedeutete. Sie wollte überhaupt nicht mehr nachdenken. Am ehesten konnte sie sich noch vorstellen, auf einen Flughafen zu fahren und weit, weit weg zu fliegen. Doch mit einer Anklage gegen sie war das unmöglich.
„Hören Sie, Elaine, ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.”
Etwas irritiert musterte sie Doors. Das war ungewöhnlich. Nicht dass Doors etwas wollte, sondern dass er es ankündigte, anstatt mit der Tür ins Haus zu fallen.
„Ich möchte, dass Sie für mich weiterarbeiten.”
Elaine hob fragend eine Augenbraue.
„Und zwar - wenn man so sagen will - im Untergrund. Sie haben erlebt, zu was die Taelons fähig sind und ich denke, dass wir uns dagegen wappnen müssen. Unsere Beweise reichen noch nicht aus, um die Stimmung gegenüber den Taelons ernsthaft zu ändern. Wir brauchen eine Struktur, die es uns ermöglicht noch mehr darüber zu erfahren, was hinter ihren Kulissen passiert. Und wir müssen die Menschen in diesem Land langsam darauf vorbereiten, dass die Taelons Teufel und keine Engel sind. Aber das ist kein Job neben anderen. Niemand weiß besser als Sie, dass man zum Aufbau der dazu notwendigen Struktur nicht nur Geld und Wissen braucht, sondern vor allem auch Zeit. Es braucht jemanden, bei dem alles zusammenläuft und der muss rund um die Uhr verfügbar sein. Ich weiß, dass das ein wenig attraktives Angebot ist und es gibt nicht viel, mit dem ich Ihnen das schmackhaft machen kann. Aber dass die Notwendigkeit besteht, ist wohl nun deutlich geworden und es wäre höchst gefährlich, die Organisation der vorhandenen Kritiker radikalen Spinnern zu überlassen. Daher lautet mein Vorschlag: Ich biete Ihnen die Infrastruktur, Geld und meine Beziehungen und Sie stellen sich nicht der Polizei, sondern übernehmen als Profi die Aufgabe, die Spionage gegen die Taelons zu organisieren.”
Elaine merkte erst nach einiger Zeit, dass Doors gespannt auf ihre Reaktion wartete. Tatsächlich hatte sie ihm jedoch schon nach den ersten Worten nicht mehr richtig zugehört. Sich nicht stellen? Nicht zurück müssen? Eine Aufgabe haben, die sie voll beschäftigen würde? Es erschien ihr wie ein Geschenk des Himmels!
Der Grund war nicht so sehr die Vorstellung, einen Prozess gegen sich ertragen zu müssen. Sie wusste, dass man an ihr kein gutes Haar lassen würde und sie so unglaubwürdig wie nur irgend möglich machen würde. Es würde eine Tortur werden, die sie beruflich, wie persönlich nicht unbeschadet überstehen würde. Doch was sie momentan viel mehr schreckte, war die Vorstellung, zuhause zu sitzen, allein, ohne Frank und ohne Stella, ständig an sie zu denken, aber sie nicht sprechen zu können. Welche Freunde oder Verwandte hatte sie sonst, die ihr bei dem, was ihr bevorstand, die Treue halten würden? Allein der Gedanke an ihre leere Wohnung...
„Ich mache es!”
„Hervorragend!” Doors legte seine Hand auf ihre und drückte sie. „Ich wusste, Sie würden diese Herausforderung annehmen!” Er zog eine kleine Disk aus der Tasche seines Jacketts und schob sie ihr hin. „Hier sind die Zugangscodes zu allen wichtigen Daten auf den Rechnern in diesem Raum. Am besten Sie fangen damit an, sie zu studieren. Nachdem Sie sich ausgeschlafen haben natürlich.” Doors stand auf und gab ihr zum Abschied einen - sicherlich aufmunternd gemeinten - Klaps auf die Schulter. An der Tür drehte er sich noch einmal um. „Ach, ja, wie Sie die Kleine, die Sie aus Silent Falls mitgebracht haben, dazu bringen, dass sie nichts verrät, das überlasse ich Ihnen. Und versuchen Sie herauszufinden, was es mit diesem Projekt, das Morel initiiert hat, auf sich hat. Vielleicht sind dort noch ein paar interessante Informationen zu bekommen.”
Gedankenverloren sah Elaine Doors an und ließ die glitzernde Disk in ihren Fingern kreisen. Als sie weiter nichts sagte, nickte er ihr noch einmal zu und ging.

 
* * *
 

Die runden Kronen der Bäume formten gemeinsam mit den sanften Hügeln, auf denen sie standen, eine überaus friedvolle Landschaft. Trotz dieser Schönheit besänftigte der Ausblick Da'ans Unruhe nicht. Den Befehl, erst am Rand des Wandgebietes in die Interdimension zu springen, hob er dennoch nicht auf. Zumindest gewann er so etwas Zeit zum Nachdenken.
Bell und Steve hatten ihre Aufgabe vorzüglich erledigt und James Brown und seine Frau waren allem Anschein nach zufrieden gewesen. Wohl weniger über die Freundlichkeit der Kinder, als über die Bilder, die schon jetzt in den Nachrichten zu sehen waren. Aber dies war nur eine Vermutung. Wie sollte er wissen, was diese Menschen wirklich fühlten? Und es war ihm auch gleichgültig.
Was ihn beschäftigte, war der Nachklang von Steves und Bells Gefühlen in ihm. Ihre Energiefelder hatten ihm deutlich vermittelt, was sie empfanden. Und dass, obwohl sie keine aktive Verbindung zum Gemeinwesen hatten! Warum wussten sie, wie sie über die Veränderung ihrer Energiefelder Gefühle ausdrücken konnten? Nach der Implantierung sollte der dazu notwendige Austausch von Wissen nicht mehr möglich sein.
Zumindest besagte das die Theorie. Doch warum überrascht sein? Die Wirkung des Implantats war unvorhersehbar. Denn auch wenn die Theorie eine bestimmte Wirkung vorhersagte, so musste Da'an doch kein Wissenschaftler sein, um zu erkennen, dass sich die Welt nicht an Theorien hielt. Egal, wie gut sie auch immer sein mochten. Und die Theorie der CVIs war nicht gut.
Dennoch... War die Schaffung der Hybriden trotz aller Komplikationen nicht überraschend leicht gewesen?
Da'an brach den Gedankengang ab. In dieser Situation, so kurz vor der Sitzung der Synode, durfte er seine Kraft nicht mit Zweifeln schwächen. Er würde die Zwillinge genau beobachten und es war gut, dass er dies völlig ungestört tun konnte. Dieser Gedanke milderte zwar nicht die Schuldgefühle, die er ihnen gegenüber hatte, doch er erkannte in ihrem Leid nun zumindest einen gewissen Sinn.

Die Landung des Shuttles im Hangar der Washingtoner Botschaft unterbrach seine Gedanken. Er verabschiedete sich von dem Piloten und ging dann direkt zum Interdimensionsportal im oberen, für Menschen gesperrten Bereich des Gebäudes. Da'an nützte diese Unterbrechung, um seine Aufmerksamkeit auf die Rettung des anderen Hybriden zu fokussieren.
Er hatte Stella nicht mehr gesehen. Nach ein paar Stunden Ruhe hatten ihn seine Verpflichtungen als Nordamerikanischer Companion voll mit Beschlag gelegt. Eine Pressekonferenz war angesetzt worden und darüber hinaus hatten zahlreiche Politiker, namentlich Thompson und Bannen, direkt von ihm - und nur von ihm - über die Vorkommnisse der letzten Nacht informiert werden wollen. Sie hatten ihm ihre Empörung über die Tat, die in den menschlichen Medien so gut wie alle anderen Meldungen in den Hintergrund gedrängt hatten, ausgesprochen. Doch auch hier wusste er nicht, ob es ehrlich gemeint war.
Stella hätte es ihm vielleicht sagen können, wäre sie nicht in ihrem gegenwärtigen Zustand gewesen, von dem Sa'el zwar entzückt sein mochte, der aber für seine Arbeit nicht gerade hilfreich war. Der kurze Bericht des Wissenschaftlers besagte, dass sie verwirrt war und ihre Erinnerung ihr noch nicht wieder zugänglich waren. Das war nach seinen Begegnungen mit den Zwillingen eine beruhigende Nachricht, entsprach es doch den Erfahrungen bisheriger Hybridisierungsprozesse. Es würde sich geben und dann würde man sehen, wie stark die Veränderungen waren und was von der ursprünglichen Persönlichkeit noch übrig war.
Wenn es überhaupt so weit kommen würde! Da'an beruhigte sich mit dem Gedanken, dass gestern alle Anzeichen dafür gesprochen hatten, dass das Gemeinwesen einen lebenden Hybriden wollte. Wenn dem so war, dann würde sich die Synode dem fügen müssen, gleich wie gut Quo'on und Zo'or argumentierten. Mit diesem Gedanken gewappnet, aktivierte er das Portal.

Auf dem Mutterschiff angekommen, stellte er fest, dass er erwartet wurde.
*Ku'don!*
Da'an versuchte nicht, seine Überraschung zu verbergen. Er löste seine menschliche Maske auf und trat zu dem anderen Synodenmitglied.
*Sinaui Euhura, Da'an*, grüßte Ku'don in neutralem Tonfall und bedeutete ihm, ihm zu folgen. Schweigend tat Da'an wie ihm geheißen. Seine Irritation wuchs, denn Ku'don nahm nicht den üblichen Weg zu dem Raum, in dem sie sich mit Quo'on, R'am, Cir'dan und Ba'nor zur Sitzung der Synode treffen würden. Diese Gänge waren ihm nicht bekannt und er zweifelte, dass sie länger als für die Dauer ihrer Benutzung Bestand hatten.
*Es ist immer erfreulich, neue Mitglieder im Gemeinwesen zu empfangen*, begann Ku'don nach einer Weile die Unterhaltung.
*Ja*, antwortete Da'an vorsichtig. *Ich fürchte jedoch, dass wir nicht lange Freude daran haben werden.*
*Tust du das? Ich hätte dich für einsichtiger gehalten.*
Erstaunt über diese Bemerkung hob Da'an den Blick. *Ich bin kein Philosoph...”, rechtfertigte er sich.
*Nein, sicher nicht. Deine Handlungen sprechen eine andere Sprache. Die Synode wäre über deinen Ungehorsam nicht erfreut!*
Da'an blieb jäh stehen und musterte den anderen Taelon eingehend. Was wusste Ku'don? Der Philosoph hielt seinem Blick mühelos stand und es war ihm nicht anzusehen, was er mit diesem Gespräch bezweckte. Doch es war unsinnig, ihm etwas vorzumachen...
*Ku'don, es ist und bleibt meine Überzeugung, dass unser Vorgehen auf der Erde falsch ist!*
*Es war die Entscheidung der Synode, Quo'on zu unterstützen. Da'an, du kannst dich nicht gegen das Gemeinwesen stellen.*
*Aber ist es nicht die Natur des Gemeinwesens, Einheit zu schaffen?*, fragte Da'an aufgebracht. *Wenn wir mit den Menschen nur oberflächlich kollaborieren, so stellen Hybride die notwendige Hinzufügung dar, die wir brauchen. Die Isolierung führt schon jetzt zu unnötigem Leid...*
*Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Mitgefühl dich ehrt*, unterbrach ihn Ku'don scharf. *Ist es nicht gerechtfertigt, dass von dir nun die gleiche Anpassung verlangt wird, die du bisher immer gefordert hast?*
Betroffen schwieg Da'an.
*Du kannst die Vergangenheit nicht zurückholen*, wies ihn Ku'don nun etwas freundlicher zurecht. Es klang beinahe wie ein wohlgemeinter Rat. *Du wirst dich anpassen müssen.*
Da'an senkte mutlos den Blick. Welchen Sinn machte es, weiter gegen die Veränderungen zu rebellieren, wenn Ku'don, der es wissen musste, ihm davon abriet? Wenn seine Bemühungen, wie geschickt er sich auch anstellen mochte, fruchtlos waren, sollte er seine Anstrengungen dann nicht lieber, zum Wohle aller, auf ein schnelles Fortkommen des eingeschlagenen Kurses konzentrieren? Doch es fühlte sich so falsch an... Hilfesuchend richte Da'an seinen Blick wieder auf Ku'don. *Soll ich denn einfach aufgeben?*
Der Blick des Philosophen blitzte listig auf, als er sich ein wenig zu ihm vor beugte.
*Dass, mein lieber Da'an, habe ich nicht gesagt.*

Perplex sah Da'an Ku'don nach, der sich umgedreht hatte und aus dem Gang getreten war. Es dauerte einen Moment, bis er feststellte, dass er nur wenige Meter vom Eingang des Raumes entfernt stand, in dem die Synode tagen würde.
Was war das Ziel dieses Gespräches gewesen? Wollte Ku'don ihn verwirren und so für die Sitzung schwächen? Aber er war Philosoph und ein solches Verhalten passte nicht zu den Mitgliedern dieser Kaste. Da'an würde darüber nachdenken müssen. Doch nicht jetzt.
Um sich wieder vollständig zu beruhigen, konzentrierte Da'an sich und ließ sein Selbst für einen Moment im Gemeinwesen versinken.

Sein Auftritt war effektvoll, denn ihm wurde umgehend die Aufmerksamkeit der meisten Synodenmitglieder zuteil. Der Rest folgte den anderen, als sie dies bemerkten.
*Wie schön, dass du es einrichten konntest, zu der von dir selbst einberufenen Sitzung zu kommen*, meinte Quo'on sarkastisch. Ja, der Synodenführer hatte die Kränkung von gestern noch nicht überwunden. Da'an ignorierte es und nahm den einzigen noch freien Platz in dem Kreis ein.
*Geduld ist eine Tugend, deren Bedeutung heutzutage vielfach unterschätzt wird!*, spöttelte Zi'ran, neben Ku'don der zweite Philosoph in der Synode.
*Dabei ist es eine Tugend, die besonders Synodenführer schmückt!*
*Gewisse Kriegsminister sollten sich beim Thema Geduld lieber zurückhaltend äußern,* kam es amüsiert von Yo'lin, einem der Künstler.
*Da T'than nie Synodenführer werden wird, kann er ruhig reden.* Alle Blicke richteten sich auf Zo'or, doch bevor jemand ein Wort über dessen eigene Fähigkeit, geduldig zu sein, verlieren konnte, kam er übergangslos auf das Thema der Zusammenkunft zu sprechen.
*Der angebliche Unfall kann nicht akzeptiert werden! Der Hybrid muss sich auflösen und Da'an und Sa'el müssen von ihren Aufgaben auf der Erde enthoben werden. Alles andere ist indiskutabel!*
Zo'ors Energie flutete den Raum und war derart dominant, dass sich kaum einer seiner Wirkung entziehen konnte. Da'an gab nach und ließ den Eindruck ausklingen. Nur Ku'don und Zi'ran blieben unberührt wie immer.
Ri'lar hingegen beugte sich verärgert vor. *Indiskutabel finde ich, dass wir uns überhaupt mit so einer lächerlich unwichtigen Frage beschäftigen müssen!*
*Ganz richtig!*, unterstützte T'than den zweiten Kriegsminister. *Obwohl der Vorfall immerhin die leidige Diskussion beendet, ob Mensch-Taelon-Hybriden überhaupt möglich sind. Sollen sich die Wissenschaftler mit ihm beschäftigen. Wir haben uns um Wichtigeres zu kümmern!*
*Ganz im Gegenteil!* R'am ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen und seine Härte war nicht weniger unangenehm als Zo'ors. *Nach dem Vorfall steht in Frage, ob wir überhaupt mit der eingeschlagenen Strategie fortfahren können. Mit einem Hybriden im Gemeinwesen - gleich in welchem Zustand - ist bereits der erste Schritt zur Integration der menschlichen Spezies gemacht. Wir müssen prüfen, ob nach dieser Kontamination eine Fortsetzung der bisherigen Strategie überhaupt noch möglich ist.*
Quo'on ließ seine Energie mäßigend, seine Autorität als Synodenführer zeigend, ausstrahlen. *Ein einziger Hybrid ist weder ein Hindernis, wie bisher fortzufahren, noch ein Grund, schon wieder mit der Strategiediskussion zu beginnen. Er ist jedoch ein Störfaktor oder könnte zu einem solchen werden. Deswegen mag es die beste Lösung sein, seine Existenz zu beenden.*
*Ich stimme Quo'on zu*, meldete sich mit Ti'pra ein Wissenschaftler zu Wort. *Ein einziger Hybrid hat wohl kaum genug Einfluss, um die ganze Operation zu stören. Er könnte jedoch die an der Mission Beteiligten von ihren Aufgaben ablenken. Sie beschäftigen sich bereits jetzt viel zu sehr mit ihren Implantanten und den gewohnten Standardaufgaben.*
*So gesehen ist es alarmierend, dass gerade eines der wenigen Individuen, das ohne ein CVI in unseren Diensten war, nun ein Hybrid ist. Ich habe von Anfang an daran gezweifelt, dass Da'an hier ernsthaft mit gutem Beispiel vorangeht!* Zo'or nahm Da'an scharf in den Blick, doch dieser ließ sich nicht provozieren.
*Es ist nicht so unkompliziert, wie du es dir vorstellst!*, kam Cir'dan, der vierte Diplomat in der Runde und ebenfalls auf der Erde stationiert, Da'an zu Hilfe. *Wir können nicht so einfach mit den Menschen in Kontakt treten, ohne eine gefährliche Kontaminierung zu riskieren. Wir müssen vorsichtig vorgehen.*
*Ihr seid ängstlich, nicht vorsichtig!*, griff Zo'or ihn an. *Ist es so schwierig zu begreifen, dass ihr auch einmal etwas riskieren müsst? Der Hybrid stellt eine gefährliche Kontaminierung dar und nicht etwa der...*
*Diese Diskussion offenbart mal wieder, wie schwachsinnig das ganze Unternehmen ist!*, fuhr T'than dazwischen. *Es ist nach wie vor nicht praktikabel und ihr verstrickt euch wie gewohnt in Haarspaltereien! *
*Es wundert mich nicht, dass du unfähig bist, die feinen Unterschiede zu erkennen.*
*Und du bist unfähig, zu begreifen, dass wir an der Front echte Probleme haben. Was wir brauchen sind Krieger und dieser Hybrid wäre doch zumindest eine Gelegenheit, auszutesten, wie man Menschen ein relevantes Maß an Energie injizieren kann. Wenn der Hybrid so eine Gefahr darstellt, dann kann man ihm doch einfach ein CVI implantieren.*
*Die CVIs sind viel zu unsicher, als dass wir uns darauf verlassen könnten. Es gäbe jedoch Möglichkeiten, effektive Krieger zu erschaffen, wenn wir auf Substanzenergie verzichten und nur mit Supplementenergie arbeiten...*
*Viel zu gefährlich!*, entfuhr es Ba'nor spontan und sein Kollege Je'tar stimmte ihm zu. *Das ist mindestens genauso abenteuerlich wie das Shaqarava-Vorhaben!*
*Wann werdet ihr verstehen, dass wir uns verändern müssen? Ich fordere, dass ich endlich von meinen Aufgaben hier entbunden werde, die wirklich auch ein Bürokrat machen könnte, um euch auf der Erde zu zeigen, wie wir vorgehen müssen!*
*Ausnahmsweise muss ich dir mal zustimmen, Zo'or*, meinte Je'tar trocken. *Meine Arbeit hier wäre ohne dich bedeutend einfacher.*
Zo'or ignorierte ihn und sah statt dessen in die Runde, doch niemand antwortete ihm auf sein wiederholt vorgebrachtes Ansinnen. Frustriert wendete er sich an Da'an.
*Hast du vergessen, dass du kein Philosoph bist, Da'an? Könntest du dich vielleicht auch einmal äußern?*
Da'an bot der Attacke keinen Widerstand und sendete statt dessen besänftigend seine Energie durch den Raum. *Ich unterstützte gestern die Rettung des Hybriden, da ich es für einen wichtigen Schritt halte, um unsere Mission im Sinne der eingeschlagenen Strategie voranzutreiben. Die Erfahrungen mit einem Hybriden könnten die meisten unserer Vorhaben enorm beschleunigen.*
*Und deswegen missachtest du die Entscheidungen der Synode?*, entgegnete Zo'or misstrauisch.
Wieder vollführte Da'an eine Geste der Beschwichtigung. *Die Entscheidung der Synode bezog sich darauf, kein Projekt zu starten, das der Erschaffung von Mensch-Taelon-Hybriden dient, weil eine größere Anzahl von Hybriden das Gemeinwesen beeinflussen würde. Dies wäre ein Schritt in die falsche Richtung, der als solcher Symbolkraft hätte. Ein zufällig entstandener Hybrid ist hingegen etwas Anderes. Er könnte uns nützliche Erkenntnisse liefern.*
Eine Weile herrschte Schweigen.
*Da'an hat nicht unrecht*, meinte Ti'pra nachdenklich. *Die fehlenden Hybridversuche waren von Anfang an ein Problem für die Forschung. Wenn wir den Hybriden untersuchen, so erhalten wir endlich zuverlässige Anhaltspunkte über die Möglichkeiten eines Zusammenspiels menschlichen Erbgutes und unserer Substanzenergie. Denn außer kryptischen Warnungen hat uns Ma'el ja keine Informationen zukommen lassen.*
*Und*, pflichtete No'ree dem anderen Wissenschaftler bei, *wir könnten die Risiken besser abschätzen. Da'an, gab es bei der Hybridisierung denn irgendwelche Anhaltspunkte für atavistische Energiezustände?*
*Nein*, entgegnete Da'an ruhig.
*Es ist auch nicht zu erwarten, dass dies so offensichtlich zu beobachten ist*, schaltete sich Quo'on ein. *Es bedarf dazu einer genaueren Analyse und ich bin nach wie vor skeptisch, ob es eine gute Idee ist, den Hybriden weiterexistieren zu lassen. Allerdings muss ich zugeben, dass Da'ans Argumentation stichhaltig ist, zumal ein einzelner Hybrid noch keinen Kurswechsel bedeutet. Ich schlage daher vor, dass wir nun eine Entscheidung fällen.*
Testweise expandierte Quo'on seine Aura in den Kreis. Die anderen Mitglieder warteten auf Da'ans Reaktion. Da er nicht glaubte, dass er die Stimmung durch eine weitere Diskussion zu seinen Gunsten verbessern konnte, tat er es Quo'on nach. Die anderen folgten, teils bereitwillig, teils zögernd. Nach einem kurzen Moment der Konzentration war der Kreis geschlossen.
Da'an überließ sich wie gewohnt der Führung von Ku'don und Zi'ran, die unterstützt von den beiden Künstlern Yo'lin und A'lur dem Kontakt eine stabile Basis gaben. Er merkte wie der Kontakt stärker wurde, sein Selbst expandierte, verschmolz und Teil wurde...

... einer Einheit, die aus der Zeit erwachte. Das Gemeinwesen gab die Orientierung: Es war eine Entscheidung zu treffen.
Die Synode wog ab.
Ein lebender Hybrid stillte das Bedürfnis des Gemeinwesens nach Integration für eine Weile. Doch war er notwendig, wenn es zwei andere gab? Diese waren zwar nicht unmittelbar erreichbar, würden jedoch zusammen mit den bei dem Experiment Gestorbenen für ausreichende Impulse sorgen.
Andererseits, war der Hybrid nicht ein Ansporn für jene, die das Vorhaben voranbringen und sich verändern wollten? Und erhöhte ein Hybrid nicht die Bereitschaft zu Zugeständnissen bei den anderen? Klar war, dass die Befürworter gestärkt werden mussten. Die Zeit drängte! Allzu lange durften sie nicht auf der Erde verweilen. Die diesbezüglichen Signale aus dem Gemeinwesen waren eindeutig, auch wenn die Gründe nach wie vor nicht erkennbar waren.
Ja, der Hybrid sollte fürs Erste als solcher fortbestehen und auf die eine oder andere Weise den Akteuren als Ansporn dienen. Die Tendenz zur Beharrung war bei allen an der Mission Beteiligten nach wie vor zu groß - sogar bei denen, die ihr positiv gegenüberstanden!
Zufrieden eine Entscheidung getroffen zu haben, lockerte die Synode behutsam die Verbindung, aus der sie bestand. Langsam und vorsichtig trennte sie ihre Glieder bis sie sich mehr und mehr in dieser Vielfalt verlor und...

... Da'an sich seiner selbst wieder bewusst wurde. Er brauchte eine Weile, um sich zu orientieren und die getroffene Entscheidung zu realisieren. Erleichtert über das Ergebnis richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die anderen Mitglieder der Synode, die ebenfalls nach und nach aus der Trance aufwachten.
Zo'or ließ Quo'on keine Zeit das Ergebnis in Worte zu fassen.
*Ich beantrage, dass die Analyse des Hybriden nicht von Sa'el und auch nicht unter Da'ans Leitung durchgeführt wird. Ich sollte zur Erde kommen und Fa'om mitnehmen.*
*Also, so langsam bin ich es leid, jede Synodensitzung darüber abstimmen zu müssen, ob du zur Erde kommen solltest oder nicht, Zo'or. Es wird so langsam lächerlich!*, meinte T'than genervt.
*Ro'ha und Ne'eg haben bereits Vorarbeiten geleistet, weswegen ihnen die Leitung des Shaqarava-Projekts nicht entzogen werden sollte*, widersprach auch Ti'pra und blieb im Gegensatz zum Kriegsminister sachlich.
*Ich gebe Ti'pra recht*, mischte sich Da'an ein. *Doch ich beantrage, dass Sa'el und ich weiterhin im Allgemeinen für den Hybriden zuständig bleiben, da dieser bereits an uns gewöhnt ist. Allerdings sollte Sa'el von seiner Arbeit auf der Erde abgelöst werden. Er hat sich dort nicht als zuverlässig erwiesen. Dafür könnte Ne'eg seine Position übernehmen.*
*Ein vernünftiger Vorschlag*, stimmte Quo'on zu, bevor Zo'or protestieren konnte. *Ne'eg wird die Aufgaben von Sa'el unter Da'ans Leitung übernehmen und Sa'el wird ihm zukünftig zuarbeiten. Was jedoch ihre Tätigkeit im Rahmen des Shaqarava-Projekts betrifft, so bleibt dieses nach wie vor unter meiner Aufsicht. Und zu meiner Unterstützung bei dieser Aufgabe beantrage ich, dass Zo'or zur Erde kommt.*
*Ich bin dagegen!*, meinte R'am prompt.
*Und ich dafür!*, antworte Je'tar, quittiert von der für alle deutlich spürbaren Belustigung T'thans.
*Solange garantiert ist, dass T'than nicht auch noch zur Erde kommt, kann ich damit leben*, ließ Cir'dan verlautbaren.
*Ich wäre dankbar für ernstzunehmende Aussagen*, wies Quo'on sie zurecht. *Wird meinem Wunsch entsprochen oder brauchen wir eine richtige Abstimmung?*
*Zeitverschwendung!*, stellte Ri'lar brüsk fest. *Wenn du als Synodenführer die Unterstützung von Zo'or willst, dann sollst du sie haben! Wir haben Wichtigeres zu tun als darüber zu streiten!* Die Energie des Kriegers tat ihre einschüchternde Wirkung und niemand konnte sich entschließen, dem zu widersprechen.
*Gut, dann ist dies beschlossen*, bestätigte Quo'on, bevor doch noch jemand protestierte. *Die Sitzung ist beendet.*
Zo'or schloss umgehend seinen Datenstrom und löste damit den Kreis auf.
Nach und nach taten es ihm die anderen gleich. Und auch Da'an verließ seinen Platz.

Nachdenklich ging er zur Wand und ließ sie mit einem Signal durchsichtig werden, so dass sie den Blick in den Weltraum freigab.
*Warum hast du nicht widersprochen?*, stellte ihm Cir'dan die gleiche Frage, die er sich selbst stellte.
Da'an sah kurz zu dem anderen Diplomaten, der neben ihn ans Fenster getreten war.
*Sogar Ri'lar kann zuzeiten sehr überzeugend sein*, log er.
Cir'dan ließ sich nicht täuschen. *Freu dich nicht auf Zo'or!*
*Er ist mein Kind, warum sollte ich mich nicht freuen?*
*Er ist eine Zumutung! Er wird uns triezen und treiben und uns keine Ruhe lassen. Sein Eifer kennt keine Grenzen!*
*Er erfüllt nur seine Aufgabe.*
*Das ist es, was mir Sorgen bereitet...*
Da'an sah auf und ihre Blicke trafen sich. In Cir'dans Augen begegnete er dem Spiegelbild seiner eigenen Befürchtungen. Ihre Energien traten in Übereinstimmung und Cir'dan legte eine Hand auf seine Schulter, um den Kontakt noch zu intensivieren. Es war tröstend und als Da'an wieder ins All hinausschaute, wirkte es etwas freundlicher.
Vielleicht würde die Zukunft ja nicht so düster sein, wie sie befürchteten. Vielleicht würden sie nach der heutigen Entscheidung durch geschicktes Taktieren ein Hybridprogramm durchsetzen können. Vielleicht ließ sich dadurch langfristig ein Kurswechsel bewirken. Und vielleicht hatte er No'ree nicht angelogen...

 

ENDE

 

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