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  „Die Sammler” von Foxfeather und Kelara/Anastasia   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Autorin dieses Teils:  Kelara/Anastasia
Alle hier erwähnten Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorinnen.
 
Englischer Text ist in der Geschichte zelassisch.
 

 

DIE SAMMLER

Kapitel 6

 

Die Sonne ging auf. Quazil legte den königlichen Mantel um. Ihre Mutter hatte ihn getragen und vor ihr, ihre Großmutter, Urgroßmutter, ... Es war der Mantel der geeinigten Völker von Zelar. Jeder zelassische Volksstamm hatte sein Emblem auf dem gelb-orangen Umhang, als Symbol für die Einheit ihrer Rasse.
Quazil legte die Falten so, daß das große Loch im unteren Bereich nicht zu sehen war. Das Taelon-Symbol war nach deren Verrat herausgebrannt worden. Heute erinnerte es an das beschämende, leichtgläubige Vertrauen, daß ihr Volk den Taelons bei ihrer Ankunft entgegengebracht hatte.
Quazil schritt den Berg hinauf. Ihr Bruder Vanon empfing sie auf der Hälfte und geleitete sie bis zum Tor zu den Gräbern.
Männliche und weibliche Zelassen waren gleichberechtigt und doch hatte sich das zelassische Volk immer für eine Königin entschieden, wenn eine Wahl nötig war. Durch den Schmerz, den eine Frau bei der Geburt eines Kindes überstand, glaubten sie, daß diese auch seelische Schmerzen leichter verkraften und größere psychische Kraft besitzen würden. Vanon hatte die Entscheidung zu ihren Gunsten ohne Gram aufgenommen. Er wußte wie schwer es war, die Zelassen unter ihren Lebensbedingungen zu führen und immer ein tröstendes, aufmunterndes Wort zu haben. Er besaß das Vertrauen seiner Schwester und würde ihr immer mit Rat beiseite stehen. Er verlor nichts dadurch, daß er nicht König wurde. Es tat Quazil gut, seinen Rückhalt zu haben. Sie wußte, sie würde Kraft brauchen.
Sie kniete sich vor die halbkreisförmig angelegten Gräber, berührte mit ihren Tentakeln den Boden und sog Kraft aus der sie umgebenden Ruhe.
„Bitte, Ahnen! Gebt mir die Kraft, die ihr besessen habt und die euch zu guten Führern gemacht hat. Steht mir bei in der kommenden Zeit, bei meinen Bemühungen, unseren Planeten wieder lebenswert zu machen und unserem Volk Hoffnung auf die Zukunft zu geben. Laßt mich die richtigen Entscheidungen fällen und Gutes vollbringen. Ich danke euch, Ahnen. Ich danke euch für euer Vertrauen in mich, das mir meine Gaben und Eigenschaften geschenkt hat und mich nun vor meine Aufgabe stellt.”
Sie schwieg einen Moment und stand dann langsam auf. Ihr Blick fiel auf die Stelle neben dem Grab ihrer Mutter. Dort würde sie begraben werden, es war nur noch nicht klar, wann das sein würde.
Sie drehte sich zur Ebene und bestieg einen Vorsprung. Dort unten war ihr Volk, nahezu alle versammelt auf der Großen Ebene, und sah sie an. Die warmen Strahlen der Sonne leuchteten sie an und mit dem gelb-orangen Umhang war sie wie ein flammender Punkt. Ein Summen begann, das zu einer Melodie wurde. Stolz, vertrauensvoll und feierlich klang sie.
Die Frauen begannen zu singen.

„Der Krieg war vorbei
unsere Völker geeint,
in Dir, unsere Königin.

Wir blühten auf,
Nahrung, Platz, Glück
Im Überfluß, unsere Königin.

Wälder mit blauen Kronen,
sanft gewelltes Wasser, kräuselnd an der Oberfläche.
Vögel zwitscherten die Melodie des Lebens, unsere Königin.”

Die Männer:

„Die Taelons kamen,
nahmen unsere Eltern,
machten sie zu Soldaten,
sie verrieten uns.

Die Jaridians kamen,
wollten eine Rache ohne unsere Schuld.
Ihre Waffen zerstörten die Häuser, die Wälder, die Vögel
Sie zerstörten uns und unser Leben.”

Die Frauen:

„Wir kennen die Wüste nur,
Dürre und Hunger.
Gib uns Kraft, unsere Königin.

Unsere Kinder sterben,
unsere Eltern starben,
wir werden ihnen folgen, unsere Königin.

Das Leben ist hart,
wir leiden und überleben
nur durch Willen und Verzweiflung, unsere Königin.”

Alle:

Unsere Königin!
Gib uns die Kraft, die Du besitzt,
wir geben Dir unsere
und einen sie in Dir.
Wir werden leben und sterben,
hungern und lächeln,
weinen und schreien
für Dich und unser Volk
und Du wirst für uns da sein, Königin.
Unsere Königin!”

Quazil:

„Ich werde für Euch leben
und für Euch sterben,
werde Euch meine Kraft geben
und für Euch da sein.
Ich werde die sein,
die Euch Trost und Hoffnung gibt,
wenn ihr untröstbar seid
und nicht mehr hoffen könnt.
Ich werde die sein,
die Eure Königin ist, mein Volk,
denn ich liebe Euch
wie ein Mutter ihr Kind,
wie Kinder ihre Eltern
und wie meinen Partner,
ohne den ich nicht mehr sein möchte
und den ich brauche.
Ihr seid mein Partner, meine Liebe, mein Volk!”

Alle:

„Und Du bist unsere Königin!”

Alles schwieg. Quazil hatte das Gefühl vor Glück zerspringen zu müssen. Die Stimme ihres Volkes war kräftig gewesen, es stand hinter ihr. Was sollte sie jetzt noch sagen? Ihre Stimme zitterte: „Ich danke euch für euer Vertrauen und eure Unterstützung.”
Sie ließ ihren Blick über die Ebene schweifen. Sie war bedeckt von einem sanft schimmernden Gelb, die Farbe der Ruhe und Ausgeglichenheit ihres Volkes.
Es fiel ihr schwer, jetzt zu reden, aber sie mußte es ihnen sagen. Mußte ihnen sagen, daß die verhaßten Taelons wieder da waren. Sie schloß ihre Augen. Sie wußte, welchen Zorn und Schmerz sie auslösen würde. Ein leichtes Raunen ging durch die Menge als Quazils Körperfarbe einen grünlichen Ton des Unbehagens erhielt.
Sie sprach laut „Es tut mir leid, euch diese Nachricht überbringen zu müssen, aber die Taelons sind wieder da.”
Die emotionale Reaktion der Zelassen war gewaltig. Ihre Wut und ihr Hass flammten rot über die Ebene. Quazil hörte aggressive Schreie und verzweifeltes Weinen, gemeinschaftlichen und individuellen Schmerz ausdrückend. Sie drehte sich um. Sie mußte Ruhe bewahren, durfte sich nicht von ihren eigenen Affekten leiten lassen. Und laut rief sie hinunter ins Tal, so daß alle sie hörten „Es wird nicht nochmal passieren! Wir sind bereit und diesmal stark und erfahren genug, um uns zu verteidigen! Nie wieder wird unserem Volk ein Taelon, ein Jaridian oder irgendjemand anders Leid zufügen!”
Eine Welle des Jubels ging durch die Zelassen, hoch zu ihrer Anführerin, die stolz und voller Kraft dort oben stand. Sie wußten, daß sie ihrer Königin diese Kraft gaben. Und ihr Jubeln wurde noch stärker.

 
* * *
 

Quazil genoß die Kühle in ihrem Raum. Einen kurzen Augenblick nur noch ...
Vanon's Gong ertönte und auf ihren Wink hin, schob sich die Zimmertür zur Seite. Ihr Bruder lächelte sie an. „Die Pflicht ruft, Schwesterlein!” Sie seufzte auf. „Ich weiß! Aber warum bist du so vergnügt? Der Gedanke, die Botschaft der Taelons anzusehen, löst bei mir das Gegenteil aus.” Vanon lachte. „Laß mich doch!” Quazil sah ihn prüfend an. Seine Augen blitzten und das Gelb seiner Haut leuchtete unglaublich stark. Bestimmt hatte es mit Milari zu tun. Vanon bemühte sich schon seit langer Zeit um sie. Langsam schien sie sich ihm zuzuwenden. Sollte er es endlich geschafft haben? Egal! In einem passenden Moment würde er es ihr noch genau erzählen. Die Botschaft war jetzt wichtiger.
Sie betraten den Konferenzraum, in dem ihr Beraterstab schon versammelt war. Auf einem großen Bildschirm erschien ein Taelon in seiner Naturform. Er begann auf zelassisch: „Ich grüße den Führer der geeinten Völker von Zelar. Ich bin Zo'or, Führer der Taelon-Synode. Unser Krieg mit den Jaridians ist beendet. Nun sind wir hier, um unser Verhalten gegenüber den Zelassen zu entschuldigen. Unser Schiff beherbergt Taelons und Jaridians sowie eine weitere Rasse, die diesen Frieden erst ermöglicht hat, die Menschen. Wir hoffen, daß Sie den Botschaftern der Taelons, Jaridians und der Menschen die Möglichkeit eröffnen werden, ihr Bedauern über die vergangenen Ereignisse auszudrücken.” Der Taelon nickte und sein Bild verschwand.
Taelons und Jaridians, deshalb wirkte das Schiff so merkwürdig jaridianisch. Sie hatten ihren Frieden gleich in einem gemeinsamen Schiff symbolisiert. Die Stimme des Ältesten riß sie aus ihren Überlegungen.
„Zo'or, er war der Schüler Da'ans.” Er sinnte etwas. „Wir dürfen ihm nicht vertrauen.”
„Wir dürfen keinem Taelons jemals wieder vertrauen!” meldete sich ein Anderer „Genausowenig wie einem Jaridian.” - „Und diese Menschen?” - „Sie sind mit ihnen im Bund! Also auch ihnen nicht!”
Quazil trat vor die Kamera. Alle verstummten, keiner wollte sich ihre Antwort entgehen lassen.
„Ich grüße Sie, Zo'or. Ich bin Quazil, Führerin der geeinten Völker von Zelar. Es ist nicht nur naiv sondern schon bösartig zynisch von Ihnen, wenn Ihr Volk und die Jaridians denken, es gäbe eine Entschuldigung für das, was sie uns angetan haben. Glauben sie wirklich, sie könnten die Schuld an Milliarden von Toten und Leidenden wieder gutmachen? Selbst wenn ich und die heute lebenden Zelassen Ihnen verzeihen könnten, können es doch ihre rachedurstigen Seelen nicht. Ich denke, Sie sehen ein, wie sinnlos Ihr Vorhaben ist und lassen mein Volk so schnell wie möglich wieder in Ruhe.”
Die Aufnahme stoppte und die Botschaft wurde zum Schiff geschickt.

 
* * *
 

Vanon lachte schadenfroh. Sein Freund Tozar grinste breit und schob die Diskette in das Laufwerk des Computers. Noch einige Einstellungen und das Virus war auf dem Weg zur „Unity".

 
* * *
 

Da'an blickte hinab auf Zelar. Ihre Botschaft war beantwortet worden. Es war abzusehen, wie die Antwort der Zelassen lautete, aber es würde ihn trotzdem treffen. Seit der Krieg vorbei war, seit er wieder an etwas anderes als ihr Überlegen denken konnte, wuchs das Gefühl der Schuld in ihm. Er hatte damals keinen anderen Weg gesehen als diesen. Er wußte, er würde wieder so handeln, wenn die Zeit zurückgedreht und er erneut vor die Wahl gestellt würde. Er hatte nur noch keinen Weg gefunden, seine so entstandene Schuld zu tilgen. Er hatte verzweifelt danach gesucht, aber alles was er tun konnte, war Entschuldigung und Reparation. Ja, er konnte nur noch reparieren, nicht wiedergutmachen. Und das war sein Problem, deshalb dieses starke Schuldgefühl. Was würde mit ihm auf der nächsten Ebene geschehen? Wenn er diese verließ und die Leere umarmte?
Die zukünftigen Jahrhunderte seines Lebens würden aus Reparieren bestehen, wenn es nicht die nächsten Jahrtausende würden. Da hatten die Menschen und andere kurzlebige Rassen einen Vorteil: Sie hatten nicht so viel Zeit, sich in einem derartigen Maße schuldig zu machen. Wenigstens den Menschen hatte er ein Schicksal wie das der Zelassen erspart. Oder waren es nicht die Menschen selbst gewesen, die dafür gesorgt hatten?
„Da'an?” hörte er Lilis Stimme fragen. „Kommst du?” Die anderen warten schon.” Noch bei diesen Worten schmiegte sie sich zärtlich an Da'an. Dieser schloß genießend seine Augen, als er Lili hinter sich und ihre Arme um ihn spürte.
Lili, seine Geliebte. Sie hatten nicht viel Zeit zusammen, nur ein paar Jahrzehnte noch. Er durfte diese Zeit nicht vergeuden, sie war zu wertvoll.
„Ja, Liebste. Ich bin bereit.”

 
* * *
 

Ter'kozz trat von einem Bein auf's andere. Wann kam Da'an endlich? Er wollte endlich die Botschaft sehen. Er fragte sich, wie Zo'or und Qa'vra so ruhig auf ihren Stühlen sitzen konnten. Taelons! U'math ging es jedenfalls wie ihm. Er war an die Wand gelehnt, hatte aber seine Position exakt dreiunddreißig mal in den letzten fünf Minuten verändert, seit sie beide im Konferenzraum eingetroffen waren. Aber noch mehr gingen ihm die Techniker auf die Nerven, auch Do'pac. Selbst jetzt konnten sie es nicht lassen herumzublödeln.
„Ihr müßt euch dieses Wahnsinnsweib vorstellen, wie sie reinkam und ...” Augur prahlte mal wieder. Dru verdrehte ihre Augen. Männer! Obwohl sie zugeben mußte, daß Freundinnen untereinander auch so klingen konnten. Zo'or, war er ein Mann, ein Junge? Er schien männlich zu sein, aber Taelons besaßen kein Geschlecht. Sie hatte ihn auf jeden Fall noch nie mit Liebesabenteuern angeben hören. Einen kurzen Augenblick versuchte sie sich Zo'or als Frau vorzustellen. Die hellblauen Augen, seine vollen Lippen, sein Profil, die feingliedrigen Hände. Dru guckte schnell in eine andere Richtung. Besser nicht zu genau vorstellen. Sie spürte Zo'ors Blick. Sie hatte sich zu schnell weggedreht und nun wollte er wissen, was los war. Dru blickte zu Zo'or, seine klaren Augen sahen sie auffordernd an. Beschämt sah sie auf den Tisch, an dem sie saß. Sie konnte ihm doch nicht sagen, daß sie sich gerade vorgestellt hatte, er wäre weiblich.
„Dru?” Zo'or beugte sich mit zuckersüßer Stimme etwas zu ihr herüber. „Du weißt, daß ich nicht locker lassen werde,” er grinste „schließlich möchte ich euch Menschen verstehen und ganz besonders dich.”
Bei seinem letzten Satz schoß der derzeitigen Beschützerin des Taelons die Hitze durch den Körper. Sie schluckte. „Mmh, naja, ...”
Da'an und Lili betraten den Raum, die Vorführung der Botschaft sollte beginnen. Dru atmete auf und warf Lili einen dankbaren Blick zu. Sie war aus dieser peinlichen Situation gerettet!
„Glaub nicht, daß du so davon kommst!” flüsterte Zo'or ihr zu, doch Drus Blick besagt bloß „Das werden wir ja sehen!”

 
* * *
 

„...I am sure you see how senseless your intentions are and leave my race alone, as fast as possible.”
Das Bild der zelassischen Königin verschwand und die Crew der „Unity” fing wieder an zu atmen. Dru und Lili lächelten sich begeistert an. „Ihre Tentakel! Wahnsinn!” - „Und die gelbe Haut!”
„Ja, aber ihre Augen, riesengroß und smaragdgrün.” mischte sich Augur ein. „Das ist ja wieder typisch Augur! Hauptsache weiblich!” - „Das stimme doch gar nicht, immer versteht ihr mich falsch!” - „Ja, ja.” Lili und Dru lachten.
Agent Sandoval schüttelte leicht den Kopf. Klar, daß alle Menschen ihrer Crew aufgeregt waren, einen neue Rasse kennenzulernen, und weder sie noch die Jaridians verstanden die Sprache der Zelassen. Aber die Taelons schienen ganz und gar nicht so sorglos zu sein. Was dieser Zelasse wohl gesagt hatte? Wenn sich die Aufregung gelegt hatte, würden die Taelons es ihnen sicher mitteilen. Er räusperte sich. „Würden Sie sich bitte wieder beruhigen und Zo'or und Da'an die Möglichkeit geben ...”

 
* * *
 

Qa'vra und Zo'or waren bei Da'an.
*Da'an! Laß dich davon nicht so fertigmachen!*
*Warum nimmst du es dir so zu Herzen? Soetwas war doch klar.*
*Ich weiß, ich weiß.*
Aber Quazils Worte geisterten in seinem Kopf. Er hörte sie immer und immer wieder. „if you ... think there is an excuse for what you have done ... do you really think you could repair your guilt on milliards of dead and suffering ... milliards of dead ... the vindictive souls of them ... for what you have done ... your guilt ...”
Qa'vra und Zo'or fühlten sich hilflos. Da'an war so traurig, so unglücklich. Aber mehr als ihre Liebe und ihre Anteilnahme konnten sie ihm nicht geben.

 

Fortsetzung folgt

 

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