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  „Energieverwandlung” von Ceng   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juli 2005
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Liam und Ben beenden ihre Berichterstattung vor der Synode. Derweil beschließt Zo'or sich heimlich auf das Mutterschiff zu schleichen, um sich verteidigen zu können.
Zeitpunkt:  vierte Staffel
Charaktere:  Zo'or, Liam, Da'an, T'than, Augur, Mit'gai, Ben Bring, Vi'ec, In'um, K'ket, Vu'oto, weitere Synodenmitglieder, ein Freiwilliger
 

 

ENERGIEVERWANDLUNG

Kapitel 8

 

Nachdem Zo'or etwas Wasser getrunken hatte, fiel ihm wieder ein, warum er eigentlich in den Küchenbereich gegangen war. Er wollte Nahrung finden, die Major Kincaid ja irgendwo haben musste. Schließlich war dieser ja auch nur ein Mensch.
Der junge Taelon begann also die Schränke nach dem Gesuchten zu durchwühlen. Er entschied sich schließlich für etwas, das als 'Graubrot' bezeichnet war. Da er nicht wusste, was die Menschen normalerweise damit taten, nahm er einfach eine Scheibe davon und aß sie.
Wie lange würde die Synode Kincaid und den Jungen wohl noch befragen? Offensichtlich schien die Befragung schon Stunden zu dauern.
Da es jedoch nichts half sich weiter zu fragen, wann diese wohl enden würde, wandte Zo'or sich erneut der Wohnung von Da'ans Beschützer zu. Das Badezimmer hatte er noch nicht genauer betrachtet. Er hatte dieses bisher gemieden, da er es, seitdem er ein Mensch war, mit einer unweigerlichen Peinlichkeit verband. Über das Abgeben von Abfallstoffen, was die Menschen mehrmals am Tag vollziehen mussten, war er glücklicherweise vorher informiert gewesen. Als er den Entschluss gefasst hatte sich diesem Experiment zu unterziehen, hatte er sich die Grundbedürfnisse der Menschen aufzeigen lassen. Die anderen Bedürfnisse waren ihm nicht wichtig genug erschienen, um sich damit zu beschäftigen, denn sie schienen keine besonderen Vorkenntnisse zu erfordern. Doch wenn dieses eine schon den Menschen peinlich war und diese ungern darüber sprachen, wollte er sich vorher darüber informieren. Nachdem er es dann selbst erlebt hatte, konnte er die Menschen zumindest in diesem Punkt nachvollziehen. Er empfand es als außerordentlich demütigend.
Aber nun stand er wieder im Badezimmer und betrachtete schließlich sein Spiegelbild im Spiegel über dem Waschbecken. Jedoch wandte er daraufhin schnell den Blick wieder ab. Er sah so... menschlich aus. Nicht nur der Körper, auch seine Mimik und Gestik wirkte immer menschlicher. Er musste unbedingt bald wieder in das Gemeinwesen zurückkehren, um endlich diesem ganzen Wahnsinn zu entfliehen. Doch zuvor galt es noch die Zeit hier und jetzt zu nutzen, besann er sich wieder auf seine ursprüngliche Absicht. Er ließ seinen Blick über den Raum schweifen.

 
* * *
 

„Ich gebe dir Recht, In'um” stimmte Vi'ec zu. „Dennoch ist zu bedenken, dass Zo'or nicht bewusst sein konnte, wie sich der Alkohol genau auf seinen Körper auswirken würde.”
„Das ist Unsinn, Vi'ec.” schaltete sich wieder T'than ein. „Zo'or wusste, wie sich dieses Gift auf Menschen auswirkt. Er war sich dessen nicht weniger bewusst, als jeder andere Mensch.”
„Ich stimme In'um und T'than zu. Diese Fahrlässigkeit Zo'ors ist zu verurteilen.” meldete sich ein Taelon zu Wort, der bis dahin geschwiegen hatte.
Da'an senkte langsam, aber zustimmend den Kopf. „Ja K'ket, dennoch musst du zugestehen, dass er als Taelon ohne menschlichen Körper nie so gehandelt hätte.”
Die anderen Taelons stimmten ebenfalls zu.
„Gut. Major Kincaid, fahren Sie fort.” forderte Vi'ec Liam mit einer grazilen Handbewegung auf.
„Nun ja, wir brachten Zo'or zu Dr. Curzon. Sie untersuchte ihn, fand aber nichts Lebensbedrohliches.” berichtete Liam.
„Haben Sie da nicht etwas ausgelassen, Major Kincaid?” fragte T'than, wobei er Liam hämisch ansah.
Dieser ließ seinen Blick weiter auf Vi'ec gerichtet. „Zo'or weigerte sich, sich auf den Untersuchungstisch zu legen und ließ sich weder von Ben noch von Da'an beruhigen. Schließlich sprang er Ben entgegen und küsste ihn.” endete Liam. Nun wandte er sich zu T'than, der ihn mit triumphierendem Blick ansah. Ben wirkte nervös, blickte zu Boden und schien nicht recht zu wissen, wie er sich verhalten sollte. Liam konnte das gut nachvollziehen und wünschte er könnte Ben beruhigen.
K'ket legte den Kopf schief. „Was meinen Sie damit, Major? Dieser Begriff ist mir nicht vertraut.”
Liam bemerkte besorgt wie Ben hochrot anlief.

 
* * *
 

Zo'or sah sich im Badezimmer um. Hier gab es eigentlich nichts Interessantes. Vor ihm befand sich lediglich ein Reinigungsmodul der Menschen. Nach diesem war der menschliche Begriff 'Energiedusche' für ihre Energiezuführungseinrichtung entstanden. Aber Zo'or wollte sich jetzt nicht näher damit befassen. Er drehte sich also wieder um und ging ins Wohnzimmer zurück. Doch kam es ihm so vor, als gebe es hier überhaupt nichts besonders Wichtiges. Und überhaupt verschwendete er hier nur seine Zeit.
Warum sollte er hier bleiben? Er war der Führer der Synode! Und er musste etwas unternehmen, dass er ebenfalls bei der Befragung von Major Kincaid und diesem Ben dabei war. Er musste hören, was diese beiden zu sagen hatten. Solange er nicht dort war, konnte er sich unmöglich verteidigen.
Zo'or lief also zur Tür hinaus ins 'Flat Planet'. Dort entdeckte er jemanden, der ihm nicht ganz fremd war.
Er eilte zum Tresen hin, wohinter sich dieser befand und wartete bis der Mann nahe genug bei ihm war, dass er ihn ansprechen konnte. „Mr. Devereaux, ich hatte nicht erwartet Sie hier zu treffen.” bemerkte der Synodenführer. Der Angesprochene zuckte zusammen. „Zo'or, was tun Sie denn hier?”
„Sie wissen also, wer ich bin. Vielleicht sollte ich Sie fragen woher?” bemerkte Zo'or triumphierend.
„Verdammt!” sein Gegenüber schien seinen Fehler bemerkt zu haben. „Ich habe meine Quellen.”
„Dürfte ich dann vielleicht erfahren, wer diese Quellen sind?” fragte Zo'or mit einem herausfordernden Grinsen.
„Nein, das dürfen Sie nicht.” erhielt er die zögerliche, aber auch bestimmte Antwort.
Zo'or sah seine einmalige Chance für sein momentanes Unterfangen. „Nun ja, aber vielleicht können Sie mir ja behilflich sein, auf das Mutterschiff zu gelangen. Dafür verrate ich nicht Ihren Aufenthaltsort. Ich denke Agent Sandoval würde Sie nur zu gerne wieder in einer seiner Verhörzellen wissen.”
„Schon gut, schon gut, ich habe verstanden.” sagte Augur ärgerlich. „Warten Sie hier, ich werde Ihnen eine Identität als Freiwillige besorgen.”
„Warten Sie!” befahl Zo'or. „Ich werde mitkommen.”
„Ich nehme Sie nicht mit in meine Wohnung!” sträubte sich der Hacker.
„Doch, das werden Sie! Los jetzt!”
Mit missbilligendem Blick schnappte sich Augur seine Jacke und verließ mit Zo'or im Schlepptau das Café.

 
* * *
 

„Das ist eine menschliche Geste, die eine Absicht zur Paarung signalisiert.” sagte T'than erklärend, wobei er den beiden Menschen einen abschätzigen Blick zuwarf.
Ben hätte sich am liebsten mit der Hand vor die Stirn geschlagen. Was wollte dieser überhebliche Kriegsminister denn erreichen? In den Augen der Synodenmitglieder mussten die Menschen ja immer primitiver erscheinen. Er, als der einzige hundertprozentige Mensch in diesem Raum kam sich zumindest ziemlich dumm vor.
Doch Liam griff schließlich wieder ein. „Ich denke nicht, dass man das einfach so sagen kann. Es ist eher eine Geste, die Zuneigung ausdrückt.”
Ben bemerkte wie T'than den Major verärgert ansah.
K'ket neigte skeptisch den Kopf und sah seine Mittaelons an. Einer der Taelons begann nun zu sprechen. „Wie würden Sie denn diese Situation konkret beurteilen, Major?”
Liam sah kurz zu Ben, der ihn immer noch hilflos ansah und wandte sich dann wieder der Synode zu. „Ich glaube nicht, dass ich die Situation besonders gut einschätzen kann. Vielleicht sollten Sie lieber Zo'or direkt fragen.”
„Beantworten Sie einfach Vu'otos Frage, Major.” wies T'than ihn an.
Liam nickte widerwillig. „Ich denke Zo'or war einfach so verwirrt, dass er gar nichts mehr gedacht hat. Warum auch immer er das getan hat, er schien einen Fixpunkt zu suchen, den er offensichtlich in Ben sah.”
„Danke, Major. Wir sollten uns jetzt beraten” sagte Vi'ec mit einem Blick zu Da'an. Dieser neigte zustimmend den Kopf. „In Ordnung. Major Kincaid, Mr. Bring, Sie dürfen jetzt gehen.” sagte er an die Menschen gewandt.
Liam verabschiedete sich mit einem angedeuteten Nicken. Ben sah zu ihm hinüber und folgte dem Major schließlich aus dem Raum.
„Meinst du sie werden Zo'or noch irgendwie bestrafen?” fragte Ben, als sie außer Hörweite der Taelons waren.
„Ich weiß es nicht, aber bis jetzt haben sie auch sein öfters aggressives Verhalten toleriert. Wenn sie überzeugt sind, dass er wieder so wird, wie er vorher als Taelon war, werden sie ihn vermutlich weiter akzeptieren.” gab Liam zur Antwort.

 
* * *
 

Zo'or stellte sich in eines der öffentlichen Portale, in dessen Kontrollen er gerade die Koordinaten eines Portals auf dem Mutterschiff eingegeben hatte. Sekunden später erfasste ihn die Interdimension und er stand auf dem Mutterschiff. Der wachhabende Freiwillige sah ihn kurz an. „Ihre Identität!” forderte er.
Zo'or sah an seiner Freiwilligenuniform hinunter. „Freiwillige Hellmann.” antwortete er knapp und beobachtete wie der ebenso wie er Gekleidete seine Identität an einer Konsole überprüfte. Zo'or konnte für diesen Augur nur hoffen, dass er nicht versucht hatte ihn zu hintergehen. Doch seine Angst erwies sich als unbegründet, denn der Freiwillige ließ ihn mit einem knappen Nicken passieren.
Zo'or setzte seinen Weg also fort, darauf bedacht einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck zu wahren und sein nicht vorhandenes Implantat zu verbergen. Ruhigen Schrittes ging er um die nächste Ecke. Als er schließlich außer Sichtweite war und keine anderen Freiwilligen erkennen konnte, wandte er sich einem der Terminals zu, um den Ort der Synodenversammlung in Erfahrung zu bringen. Er fand ihn schließlich und machte sich auf den Weg dahin. Die Synode musste ihm Gehör schenken, er war schließlich ihr Führer. Auf halbem Wege bemerkte er, dass ihm jemand entgegenkam. Doch das war unwichtig, er musste nur einfach weitermarschieren, von ihm würde schon niemand Notiz nehmen. Er bog um die Ecke und erschrak, als er sah, wer ihm da entgegenkam. Leider war es zu spät sich zu verstecken, er war bereits erkannt worden.
„Zo'or? Was tun Sie denn hier?” rief ihm Major Kincaid entgegen. Ben, der danebenstand, sah ihn ebenfalls fast geschockt an.
„Ich muss mit der Synode sprechen, Major.” sagte er mit fester Stimme.
Kincaid machte einen Schritt auf ihn zu, packte ihn am Arm und zerrte ihn in einen Seitengang. „Sie müssen sofort hier weg, bevor Sie jemand sieht.” sagte der Major.
„Sie können nicht zur Synode. Die halten Sie doch für nicht zurechnungsfähig und Ihr Auftauchen würde diese Meinung sicher nicht ändern.” fügte Ben hinzu.
Zo'or sah diesen nun wütend an. Was erlaubte sich dieser Mensch eigentlich?
Kincaid sah offensichtlich an seinem Gesicht, dass er das nicht einfach akzeptieren würde, denn er sagte: „Er hat Recht, Sie müssen sofort vom Mutterschiff.”
Zo'or sah, dass Kincaid sich nicht umstimmen lassen würde. Kurz entschlossen entriss er sich dem Griff des überraschten Majors und lief los. Er musste hier sofort weg.

Ben verfolgte mit Erschrecken wie Zo'or sich losriss und in einen der Gänge lief.
„Verdammt! Kommen Sie zurück!” rief er und lief ebenfalls los. Doch als er um die Ecke bog, konnte er Zo'or nirgendwo finden.
Wusste dieser dämliche Taelon überhaupt, was er da tat? Allmählich fing er auch an zu glauben, dass der Synodenführer dieser Situation nicht gewachsen war. Aber wie hatte er es eigentlich bis aufs Mutterschiff geschafft? Liam kam um die Ecke gelaufen und blieb neben ihm stehen.
„Wir müssen ihn finden.” ließ er Ben wissen. „Wir teilen uns auf. Du gehst nach rechts und ich nach links.”
Ben nickte und lief los. Er durchquerte den kompletten Gang, fand aber nichts. Er begegnete einigen Freiwilligen, doch der Gesuchte war nicht darunter. Gerade passierte er einen kleinen Trupp, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Boden an der Wand in einer Nische wahrnahm. Er wartete kurz bis die Freiwilligen weit genug weg waren und stürzte sich dann auf den, der sich als der Gesuchte herausstellte. Er packte Zo'or am Arm und zerrte ihn hervor. „Wie können Sie es wagen? Lassen Sie mich sofort los!” wehrte sich dieser.
„Zo'or, hören Sie endlich auf mit diesem Unsinn und kommen Sie mit!” fuhr Ben ihn an. Er hörte wie Schritte sich näherten. Geistesgegenwärtig zog er Zo'or mit sich in den nächstbesten Raum, der sich als Mit'gais Labor herausstellte. Schnell gingen er und der widerwillig mitgeschleifte Synodenführer in Deckung.
„Wie sind Sie eigentlich hier rauf gekommen?” fragte Ben mit gedämpfter Stimme.
Zo'or lächelte säuerlich. „Ein gewisser Augur war in dieser Hinsicht sehr hilfreich.” ließ er den Jungen wissen.
Zo'or hatte also Augur mit in diese Sache hineingezogen! Doch Ben konnte sich darüber nicht aufregen, denn angeblich kannte er Augur ja gar nicht.
„Sie haben sich also eine falsche Identität besorgt.” bemerkte er stattdessen. Dann holte er sein Global hervor und wählte Liams Nummer.
Der Angewählte erschien kurz darauf auf dem Bildschirm.
„Liam, ich habe ihn gefunden.” sagte er knapp.
Der Major sah daraufhin ihn zumindest etwas erleichterter an. „Wo seid ihr?” wollte er wissen.
„In Mit'gais Labor.” antwortete Ben.
„Ich bin sofort da.” Mit diesem Satz beendete Liam die Global-Verbindung. Wenige Augenblicke später kam er auch schon angelaufen.
„Verdammt, ich denke, dass Vu'oto mitbekommen hat, dass Sie auf dem Schiff sind, Zo'or.” bemerkte der Major. „Er stand plötzlich hinter mir.”
In diesem Moment meldete sich sein Global. Er griff es und hielt es so, dass die beiden anderen nicht zu sehen waren. „Da'an.” begrüßte er den Anrufer.
„Major, ich hörte, dass Sie Zo'or bereits hergebracht haben. Bringen Sie ihn in Mit'gais Labor. Der Heiler und ich werden auch gleich dort sein.” tönte die Stimme des Nordamerikanischen Companions aus dem Global.
„Natürlich, Da'an.” antwortete Liam, bevor das Gespräch unterbrochen wurde.
„Zo'or, ziehen Sie die Freiwilligen-Uniform aus.” sagte der Major. Doch dieser sah ihn empört an. „Was soll dieser Unsinn, Major? Außerdem muss ich mit der Synode sprechen.”
„Die Sitzung ist längst vorbei und wenn Da'an und Mit'gai hier sind, wird ihnen klar sein, dass Sie sich hier eingeschlichen haben.” erklärte Liam. Doch Zo'or wandte sich wutschnaubend ab und lief auf den Eingang zu. Ben jedoch spürte, wie ihm das langsam zu viel wurde. Geistesgegenwärtig sprang er ein Stück nach vorne und packte Zo'or wieder am Arm, was von diesem mit einem Tritt vor sein Schienbein quittiert wurde. Ben schrie kurz auf, hielt Zo'or jedoch energisch fest. Noch einmal würde er ihnen nicht entkommen.
„Ziehen Sie endlich die Uniform aus!” befahl er, was Zo'or dieses Mal tatsächlich zu beeindrucken schien. Er schien zu begreifen, dass er sich den Forderungen der beiden Menschen fügen musste. Er zog die silbrig-schwarze Uniform aus und gab sie Liam. Nun trug er nur noch Unterwäsche. Während Liam sich daran machte die Freiwilligen-Uniform zu verstecken, zog Ben kurz entschlossen seinen Pullover aus und gab ihn dem Leichtbekleideten. Verwirrt starrte dieser auf das Kleidungsstück, beeilte sich jedoch dann es anzuziehen. Gerade rechtzeitig, wie sich herausstellte, als die beiden angekündigten Taelons hereinkamen.
„Leg dich dort hin.” wies Mit'gai ihn mit einer beiläufigen Handbewegung in Richtung Liege an. Zo'or nickte und tat, was der Heiler von ihm verlangt hatte. Mit'gai wandte sich nun seinen Anzeigen zu. Dann wandte er sich an Da'an. „Die Zeit der Verwandlung ist fast abgelaufen. Er müsste sich gleich zurückentwickeln.”
Da'an neigte leicht den Kopf und wandte seinen Blick wieder Zo'or zu. In diesem Moment begann ein helles Leuchten von der Liege auszugehen, das einige Minuten anhielt. Da'an sah die beiden Menschen kurz an. Er hatte offensichtlich bemerkt, dass Zo'or den Pullover von Ben trug, sagte dazu jedoch nichts.
Als das Leuchten verschwunden war, ließ sich dort ein Taelon mit menschlicher Fassade erkennen, der sich langsam erhob. „Zo'or?” wandte sich Da'an an ihn.
Die Fassade des Synodenführers flackerte leicht. „Ich werde mich in mein Quartier begeben und wünsche nicht gestört zu werden.” sagte er, bevor er sich abwandte und verschwand.

 
* * *
 

Zwei Tage später befand sich Ben wieder auf dem Mutterschiff. Zo'or hatte ihn zu sich rufen lassen. Dies würde der erste Kontakt zu dem Taelons sein, seitdem dieser seine wahre Gestalt zurückhatte. Was würde Ben jetzt nur bloß erwarten? Nach allem, was passiert war, rechnete er mit dem Schlimmsten. Und noch nicht einmal Liam hatte ihn begleiten dürfen, denn Zo'or hatte darauf bestanden, dass nur er zu ihm gebracht werden sollte.
Ben schluckte schließlich noch einmal und betrat dann die Brücke. Zo'or bemerkte sein Eintreffen und schickte sofort alle Freiwilligen weg. Dann richtete er seinen Blick auf den Ankömmling.
„Ben, schön, dass Sie kommen konnten.” begrüßte der Synodenführer ihn freundlich.
Ben nickte und formte den Taelongruß.
Zo'or fuhr fort. „Mit meiner Rückverwandlung in einen Taelon erhielt ich auch meine Erinnerungen vollständig zurück. Ich weiß jetzt wieder, was geschah, als ich nicht mehr klar denken konnte. Ich kann weder Major Kincaid noch Ihnen einen Vorwurf für Ihr Verhalten machen. Sie taten das einzig Richtige. Im Gegenteil bin ich Ihnen dankbar, dass Sie mich nicht einfach dem überließen. Ich habe auch bemerkt, was Sie der Synode sonst noch verschwiegen haben. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht vertraut habe.”
Ben sah ihn mit geschocktem Gesichtsausdruck an und es hatte den Anschein, als würden ihm gleich die Augen aus dem Kopf fallen. Was erzählte Zo'or ihm da? Er war ihm dankbar und...entschuldigte sich bei ihm? Das war einfach zu viel. Ben brachte kein Wort heraus.
Zo'or sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. „Sie können jetzt gehen, aber kommen Sie her, wann immer Sie wollen.”
„Ja...Zo'or...” brachte Ben heraus, bevor er sich wie betäubt abwandte und zum Portal begab.

Zufrieden mit sich erhob sich der Synodenführer. Soeben kam Da'an mit einem überraschten Gesichtsausdruck herein.
„Zo'or, du hast dich äußerst großmütig diesem Menschen gegenüber verhalten. Darf ich den Grund dafür erfahren?”
Der Angesprochene wandte seinen Blick seinem Elternteil zu. „Es gab einige Momente in meiner Zeit als Mensch, die du noch nicht kennst, Da'an. Diesen Menschen zu bestrafen, wäre töricht. Er würde sofort alles verraten, was er sonst noch weiß.”
Da'an trat einige Schritte näher an ihn heran und hielt ihm die offene Handfläche entgegen.
„Zeig es mir, Zo'or.” verlangte er. Doch dieser wandte den Blick ab. „Nein, Da'an.” sagte er und wandte sich ohne ein weiteres Wort ab, um sich wieder auf seinen Stuhl zu setzen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Da'an der stummen Aufforderung folgte und ging.
Ein Sharing wäre zu riskant gewesen. Es stimmte zwar, dass er Angst hatte Ben könnte seine Geheimnisse verraten, aber das war nicht die ganze Wahrheit. Widerwillig musste er zugeben, dass er tatsächlich begonnen hatte diesem Menschen zu vertrauen. Er hatte nie versucht ihn der Synode auszuliefern, sondern ihn sogar davor geschützt, so dass diese nichts erfuhren, was sie nicht ohnehin schon gewusst hatten. Dieser kleine Mensch hatte ihn mehrfach versucht zu retten und offensichtlich erfolgreich vor einer Verurteilung durch die Synode bewahrt. Auch wenn er jetzt unter stärkerer Bewachung durch seine Mittaelons stand, war er doch immer noch Synodenführer.
Die Menschen waren hilfsbereiter, als er gedacht hatte und langsam begann er zu begreifen, warum Da'an immer versucht hatte diese primitive Spezies zu schützen. Primitiv waren sie, doch vielleicht mussten die Taelons doch andere Methoden finden mit diesen zu arbeiten.
Fest entschlossen diesen Gedanken festzuhalten und auch ebenfalls das Geheimnis des Menschen Augur, der sehr viel Potenzial hatte, zu bewahren, wandte er sich wieder dem Fenster zu und sah herab auf den Blauen Planeten, der vor ihm lag.

 
* * *
 

„Und du hast ihn tatsächlich mit hierher gebracht?” fragte Liam. Augur nickte. „Ich weiß wie seltsam das alles klingt, Liam, aber ich hatte das Gefühl, dass Zo'or es ernst meinte, dass er mein Versteck nicht verraten würde. Und bis jetzt sind zumindest noch keine Freiwilligen hier aufgetaucht.”
„Mir gegenüber hat er sich auch mehr als merkwürdig verhalten.” merkte Ben an.
Die drei standen wieder einmal in Augurs unterirdischer Wohnung, dem ehemaligen Hauptquartier des Widerstands.
„Du sagtest er hat sich bei dir entschuldigt?” fragte Liam nach.
„Ja.” erhielt er die Antwort. „Ich konnte es auch kaum glauben, doch macht das keinen Sinn. Wenn er nur seine Geheimnisse bewahrt haben wollte, hätte er mir einfach ein CVI implantieren lassen können. Das wäre viel sicherer gewesen und wenn es irgendwann versagt hätte, wäre es ein Leichtes gewesen mich verschwinden zu lassen. An Versagen des CVI sind ja schon viele gestorben.”
Liam nickte nachdenklich. „Da muss ich dir wirklich Recht geben. Zo'or versucht vermutlich tatsächlich in dir einen Verbündeten zu sehen.”
„Ihr wollt mir doch nicht wirklich erzählen, dass ihr glaubt, dass Zo'or sich plötzlich geändert hat und den Frieden mit den Menschen will!” fuhr Augur dazwischen.
Ben grinste leicht. „Nein, so weit würde ich nicht gehen. Zo'or hat immer noch seine Experimente mit Menschen, die er wahrscheinlich nicht einstellen wird. Doch denke ich tatsächlich, dass er sich zumindest etwas geändert hat.”
„Ich hoffe, dass du dich da nicht irrst.” sagte Augur langsam.
Liam nickte. „Du hast Recht, wir sollten trotzdem wachsam sein. Aber ich denke, dass Ben versuchen sollte Zo'or noch gegen das ein oder andere Experiment stimmen zu lassen. Das könnte nützlicher sein, als jede Form von Widerstand.”
Die beiden anderen nickten stumm, aber zustimmend.
Ben wusste, dass Liam Recht hatte. Er musste weiteres Vertrauen zu Zo'or aufbauen. Er hatte nicht vor ihn zu verraten, viel mehr wollte er versuchen, Zo'or davon zu überzeugen, dass er die Menschen nicht unterwerfen musste und ein friedliches Zusammenleben viel wirkungsvoller und effektiver war. Doch das würde vermutlich ein komplexes und zeitaufwändiges Unterfangen werden. Aber Ben war bereit das in Kauf zu nehmen.

 

ENDE

 

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