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  „Energieverwandlung” von Ceng   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juni 2005
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Ein neuer Tag beginnt. Die Synode beordert Liam und Ben auf das Mutterschiff, um sich von ihnen das Geschehen des vorigen Tages berichten zu lassen. Währenddessen inspiziert Zo'or neugierig Liams Wohnung.
Zeitpunkt:  vierte Staffel
Charaktere:  Zo'or, Liam, Da'an, T'than, Ben Bring, Vi'ec, In'um, weitere Synodenmitglieder
 

 

ENERGIEVERWANDLUNG

Kapitel 7

 

Am nächsten Morgen wachte Zo'or auf und stellte fest, dass diesmal etwas ganz und gar nicht stimmen konnte. Er erinnerte sich, dass er jetzt ein Mensch war, aber er fühlte sich so komisch. Dann bemerkte er, dass er nicht alleine im Bett lag. Neben ihm lag eindeutig ein Mensch. Aber wieso das? Er musste doch von den Menschen erwarten können, dass sie nicht in sein privates Quartier eindrangen, auch wenn das hier eigentlich nicht sein Quartier war. Er wollte sich also verärgert aufsetzen, schrie jedoch plötzlich auf und hielt mitten in der Bewegung inne. Er konnte sich nicht erklären, was gerade passiert war, aber er hatte unglaubliche Kopfschmerzen. Der Mensch neben ihm begann nun auch langsam sich durch den Schrei geweckt zu bewegen. Zo'or erkannte diesen nun auch; es war dieser Junge. Aber wie konnte der es wagen in seinem Bett zu schlafen?
Dieser Ben schlug nun auch die Augen auf und blinzelte verschlafen. Als sein Blick auf Zo'or fiel, erschrak er.
Zo'or funkelte wütend mit den Augen. „Weshalb sind Sie hier?”
„Das sollten Sie doch besser wissen!” entgegnete der Mensch aufbrausend, stand dann abrupt auf und verließ den Raum.
Wieso sollte Zo'or das wissen? Die Worte des Menschen schienen überhaupt keinen Sinn zu haben. Aber was war eigentlich gestern passiert? Er hatte versucht im 'Flat Planet' etwas über die Menschen zu erfahren. Das Letzte, woran er sich noch klar erinnerte, war, dass er bei den anderen vier Menschen gesessen und diese Getränke getrunken hatte. Danach waren alle Erinnerungen nur noch verschwommen vorhanden. Er erinnerte sich nur noch dunkel an Da'an, die Botschaft und Ben. Wieso Ben? Dieser Junge schien in seiner sehr vagen Erinnerung der zentrale Punkt zu sein.
Dann wischte er seine Bedenken zur Seite, denn er musste sich zunächst um seine aktuellen Probleme kümmern. Soweit er wusste, waren plötzlich auftretende Kopfschmerzen in diesem Maße bei Menschen keineswegs normal und außerdem war er nicht gewillt das noch länger zu ertragen.
Er verließ also das Schlafzimmer und betrat den Wohnbereich. Obwohl Ben sich im Küchenbereich befand, ignorierte der Taelon diesen und ging direkt auf Liam zu, der immer noch auf dem Sofa lag und schlief. „Major, wachen Sie auf!” befahl er, wodurch der Schmerz in seinem Kopf sich nur weiter zu verschlimmern schien. Kincaid regte sich zwar leicht, öffnete jedoch nicht die Augen. Erst als Zo'or ihn an der Schulter packte und schüttelte, wachte Liam auf und sah Zo'or erschreckt an.
„Schön, dass Sie endlich wach sind. Vielleicht könnten Sie mir jetzt sagen, was passiert ist. Ich finde es äußerst sonderbar, dass ich mich an fast nichts erinnern kann und dieser Mensch in meinem Bett geschlafen hat.” sagte Zo'or deutlich verärgert.
Liam setzte sich nun auch auf. „Nun ja, Sie waren betrunken und als wir Sie ins Bett legen wollten, haben Sie sich strikt geweigert Ben wieder los zu lassen.” gab er zur Antwort.
Doch Zo'or sah ihn nur wütend an. Was redete Kincaid da nur? Warum sollte er sich weigern diesen Ben loszulassen; das war völlig absurd und betrunken wurden Menschen doch nur von irgendwelchen vergorenen Getränken. Getränke? Langsam dämmerte Zo'or der Zusammenhang zwischen diesen Getränken der letzten Nacht und seinem jetzigen Zustand. Aber das war völlig unmöglich; er konnte sich doch nicht dazu herabgelassen haben sich in solch einen Zustand der Stumpfsinnigkeit zu versetzen. Doch er musste einsehen, dass die Symptome eindeutig dafür sprachen. Soweit er wusste, konnten sich betrunkene Menschen hinterher kaum daran erinnern, was während ihrer Betrunkenheit passiert war und bekamen ebenfalls starke Kopfschmerzen. Außerdem sollten Betrunkene merkwürdige Dinge tun und der Major hatte schließlich gesagt, dass er etwas wirklich sehr Merkwürdiges getan haben sollte. Er entschloss sich jedoch, sich zunächst seinem momentan größten Problem zuzuwenden.
„Major Kincaid, hat Ihre Spezies irgendeine Möglichkeit Schmerzen abzuschwächen?” fragte Zo'or seinen momentanen Beschützer. Liam grinste und stand auf. „Warten Sie einen Moment.” sagte er und begann offensichtlich etwas zu suchen.

Ben grinste in sich hinein, als er Liam dabei zusah, wie er nach Schmerzmitteln suchte. Hoffentlich würde er sie nicht finden. Vielleicht würden sie dann erst mal Ruhe vor Zo'or haben. Doch dann seufzte Ben. Viel wahrscheinlicher war es natürlich, dass der junge Synodenführer sie dann erst recht nicht mehr in Ruhe lassen würde.
Ben wandte sich wieder dem Kaffee zu, den er gerade kochte. Liam hatte schließlich offensichtlich das Gesuchte gefunden und wandte sich wieder Zo'or zu. Dieser sah den Major ziemlich hilflos an. Er schien sich zu fragen, was er damit machen sollte. Ben konnte nicht verhindern, dass er wieder grinsen musste. Er hatte aber auch allen Grund schadenfroh zu sein. Um aber Liam zur Hilfe zu kommen, reichte er diesem ein Glas Wasser. Liam lächelte ihm dankbar zu, aber Zo'or sah die beiden immer noch verständnislos an.
Plötzlich piepte Liams Global. Der Major nahm es und zog es auseinander. „Oh, guten Morgen, Da'an!” hörte Ben ihn sagen. Dann fiel sein Blick wieder auf Zo'or, der ihn ziemlich wütend ansah. „Sie sollten mir nun endlich Ihre volle Aufmerksamkeit zuwenden!” forderte er.

Liam drehte sich sofort um, als er Zo'ors Forderung hörte, allerdings schien auch Da'an bemerkt zu haben, wer da gesprochen hatte. „Zo'or?” fragte er.
„Ähm ja, der ist auch hier.” antwortete Liam seinem Companion. Dann ging er zu Zo'or hinüber und drückte ihm wortlos das Global in die Hand. Vielleicht war es ganz gut, wenn Da'an sich jetzt mal mit Zo'or unterhielt. T'than hatte der Synode sicherlich schon alles genau berichtet, was er in der letzten Nacht beobachtet hatte und eigentlich war er froh, wenn nicht er Zo'or erklären musste, was eigentlich vorgefallen war.
„Zo'or, geht es dir gut?” hörte er nun Da'an fragen.
„Natürlich, es ist alles in Ordnung, Da'an.” log der jüngere Taelon. „Wieso fragst du?”
„Ich frage, weil die gestrigen Ereignisse wirklich nicht dafür sprachen, Zo'or. Dein Verhalten war sehr sonderbar.”
„Mein Verhalten geht dich gar nichts an. Außerdem ist das ganz allein die Schuld der Menschen.” ereiferte sich Zo'or.
„Das mag sein. T'than hat jedoch alles bereits der Synode berichtet. Wenn ich sie nicht überzeugt hätte, dass du in einem menschlichen Körper nicht zurechnungsfähig bist, hätten sie dich verbannt.” erklärte Da'an.
Zo'or sah nun verärgert, aber auch etwas erschreckt auf den Bildschirm des Globals. „Woher weiß T'than davon? Und wie kommst du dazu zu behaupten ich wäre nicht zurechnungsfähig!?” rief er wütend.
„Zo'or?” Da'an klang besorgt. Vermutlich wunderte er sich darüber, dass der Angesprochene sich nicht mehr an die Vorfälle erinnern konnte.

 
* * *
 

Liam und Zo'or betraten langsam Da'ans Büro. Kincaid hatte schließlich dem jungen Taelon doch noch erklärt wie dieser die Schmerztabletten zu sich nehmen sollte. Zo'or schien ihm zwar dafür dankbar zu sein, dass er sich nicht über ihn lustig machte, verhielt sich jedoch erst einmal distanziert, nachdem er von Da'an eine kurze Zusammenfassung des vorigen Abends erhalten hatte. Da'an saß nach einem weiteren Gespräch mit der Synode auf seinem Stuhl und sah den beiden Ankommenden entgegen.
„Zo'or, wie ich sehe, geht es dir wieder etwas besser.” merkte der nordamerikanische Companion an. Zo'or reagierte jedoch nicht, sondern wandte nur verärgert den Blick ab. Da Liam nicht erwartete, dass von Seiten des Synodenführers eine Reaktion kommen würde, ergriff er selbst das Wort. „Warum haben Sie uns herbestellt, Da'an?”
Sein Companion wandte ihm darauf seinen Blick zu. „Die Synode wünscht eine genauere Analyse des vergangenen Abends. Sie ist offensichtlich jetzt der Meinung, dass Zo'ors Verhalten durch den menschlichen Körper ausgelöst wurde. Dazu werden Sie und Ben auf dem Mutterschiff vor die Synode treten.”
Liam sah ihn verwirrt an. „Wozu braucht die Synode denn Ben? Zo'or und ich können doch alleine über alles berichten.”
„Ich denke Sie verstehen nicht ganz, Liam. Das Verbot für Zo'or das Mutterschiff zu betreten, bleibt weiterhin gültig. Sie und Ben werden nötig sein, um Ihre Berichte gegenseitig zu ergänzen.” erwiderte Da'an.
„Wie kann die Synode über mein Verhalten unterrichtet werden wollen ohne dabei meine Meinung zu hören?” schaltete sich Zo'or nun doch ziemlich entrüstet ein. Offensichtlich gefiel ihm der Gedanke nicht, vom Forschenden zum Forschungsobjekt herabgestuft worden zu sein.
„Die Synode duldet keinen Widerspruch!” gab ihm Da'an zu verstehen. „Holen Sie Ben und kommen Sie mit ihm unverzüglich zum Mutterschiff!” wandte er sich dann an seinen Beschützer.

 
* * *
 

Kurze Zeit später saß Ben zusammen mit Da'an und Liam im Shuttle. Der Major hatte ihm bereits erklärt, warum er zum Mutterschiff beordert wurde. Ihm war bei der ganzen Sache jedoch deutlich unwohl. Nicht nur, dass er sich die ganze Zeit mit Zo'or hatte herumschlagen müssen, jetzt musste er auch noch der Synode der Taelons Zo'ors Verhalten erklären. Es würde doch nur darauf hinauslaufen, dass er damit darstellte, was die Menschen doch für eine minderbemittelte Spezies waren. Doch er hatte ja wohl kaum eine Wahl.
Ben seufzte. Wenigstens musste er sich nicht irgendwelche Lügen ausdenken, um seine Herkunft oder den Widerstand zu schützen, da sie darauf ja gar nicht aus waren. Das Schlimmste an dieser ganzen Sache mit Zo'or wusste die Synode ohnehin schon - dank T'than.
Trotzdem wurde er deutlich unruhiger, je näher sie dem Mutterschiff kamen. Als sie schließlich in der Shuttlebucht des Mutterschiffs ankamen, löste Ben zögerlich seinen Gurt und stand auf. Da'an und Liam erhoben sich ebenfalls und schritten auf den Korridor hinaus. Ben folgte ihnen. Sie liefen quer durch das Mutterschiff und kamen schließlich am Durchgang zu einem Raum an. „Warten Sie hier! Ich werde Sie hineinbitten, wenn die Synode bereit ist Sie zu empfangen.” ließ Da'an seine zwei Begleiter wissen.
Liam wandte sich an Ben. „Ist alles in Ordnung?” fragte er besorgt. „Ich denke es wird schon gehen.” gab Ben langsam zurück.
„Erzähl ihnen einfach, was du weißt und lass dich nicht provozieren, wenn sie die Menschheit als unterentwickelt bezeichnen. Das könnte sonst Ärger geben.” versuchte der Major Ben zu beruhigen, aber auch vor unüberlegten Äußerungen zu warnen.
„Schon klar. Das hatte ich nicht vor.” beruhigte Ben seinerseits den Major.

 
* * *
 

Zo'or war äußerst verärgert darüber, dass die Synode offensichtlich beschlossen hatte ihn komplett zu übergehen. Außerdem musste er nun auch noch allein in Kincaids Wohnung bleiben. Obwohl er doch zugeben musste, dass es interessant werden könnte, die persönliche Behausung eines Menschen erforschen zu können. Dass dieser Mensch einer seiner Untergebenen war, machte es sogar noch interessanter. Vielleicht könnte er Kincaid ja mal zu einigen Dingen befragen.
Zo'or wusste jedoch nicht, wo er anfangen sollte. Im Großen und Ganzen hatte er ja eigentlich die komplette Wohnung schon gesehen. Schließlich hatte er in Kincaids persönlichem Schlafzimmer übernachtet. Letztendlich beschloss er jedoch genau dort zu beginnen. Er begab sich also in das Zimmer, in dem er das Bett immer noch genauso unordentlich vorfand, wie er es verlassen hatte. Daneben stand ein kleiner Schrank. Der Taelon trat einen Schritt darauf zu und öffnete die sich daran befindende Schublade. Darin befanden sich einige längliche Behältnisse, in denen sich offensichtlich so etwas wie eine Flüssigkeit befand. Zo'or nahm eines heraus und entfernte den Deckel. Darunter befand sich offensichtlich eine Art Kappe. Als er sich diese genauer ansehen wollte, bemerkte er, dass die Kappe sich herunterdrücken ließ und dabei so etwas wie ein Gas in die Luft entweichen ließ. Zu Zo'ors Verwunderung empfand er dieses als ausgesprochen wohlriechend. Er drehte das Gefäß in der Hand und las die Aufschrift 'Deo-Spray'. Daneben war noch quer 'for men' gedruckt. Der Synodenführer zuckte mit den Achseln, wobei ihm nicht bewusst wurde, dass er dies auch bereits von den Menschen übernommen hatte. Er konnte sich nicht erklären, wozu Menschen so etwas brauchten. Aber das konnte er ja schließlich später den Major fragen.

 
* * *
 

Nach kurzer Zeit kam Da'an wieder zu Liam und Ben zurück. „Die Synode ist jetzt bereit Sie zu empfangen.” verkündete er. Der Major und der Junge nickten wortlos und betraten hinter Da'an den relativ großen Raum. Außer Da'an befanden sich noch zwölf weitere Taelons im Raum. Bis auf Da'an und T'than zeigten sich die Mitglieder der Synode alle in ihrer natürlichen Erscheinungsform. Ben sah sich nervös um. Selbst wenn ihm einer dieser Taelons bekannt wäre, hätte er keinen erkennen können.
„Ich denke wir können jetzt beginnen.” eröffnete Da'an die Befragung.
„In der Tat.” mischte sich T'than ein. „Wir wissen alle welche Art von Experiment Zo'or durchgeführt hat und sollten uns nun vorrangig auf sein Verhalten währenddessen konzentrieren.”
„Ich gebe dir Recht.” ergriff nun ein Ben unbekannter Taelon das Wort. „Wir sollten jedoch zunächst uns von Anfang an berichten lassen, damit eine korrekte Beurteilung überhaupt möglich ist.”
Als die anderen Taelons nur bestätigend nickten, fuhr er fort. „Major Liam Kincaid.” wandte er sich an den Angesprochenen. „Nachdem Zo'or transformiert wurde, nahmen Sie ihn bei sich auf. Können Sie uns kurz den Ablauf des restlichen Tages schildern, nachdem Sie Zo'or mit zur Erde genommen hatten?”
„Diese Informationen sind völlig irrelevant.” unterbrach wieder T'than.
„Ich stimme dir zu.” gab ein weiterer Taelon bekannt. „An diesem Abend geschah offensichtlich nichts, was wichtig genug wäre, um jetzt Zeit damit zu verschwenden.”
„Das werden wir beurteilen, wenn wir es gehört haben.” entgegnete wieder der andere Taelon. „Mein Name ist übrigens Vi'ec.” stellte er sich den beiden Menschen vor.
Liam wollte gerade beginnen zu sprechen, als der andere Taelon wieder zu sprechen anfing. „Warum hältst du es für notwendig deinen Namen zu nennen?”
„Es ist viel einfacher das Vertrauen der Menschen zu erlagen, wenn sie uns mit einem Namen ansprechen können.” verteidigte sich Vi'ec.
Liam und Ben konnten währenddessen nur dastehen und den Taelons zuhören, die offensichtlich über jeden einzelnen Satz erst debattieren mussten. Was glaubten die eigentlich, was sie beide von ihnen hielten? Ben war irgendwie nicht ganz klar, ob der Synode der Taelons überhaupt bewusst war, dass sie beide noch immer da waren.

 
* * *
 

Zo'or hatte sich schließlich einem anderen Zimmer zugewandt, dem Wohnzimmer. Eigentlich konnte er ja vom Mutterschiff aus jederzeit das komplette Fernsehprogramm der Menschen abrufen, trotzdem schaltete er den Fernseher des Majors ein. Es hieß schließlich, dass die Menschen sich davon beeinflussen lassen würden. Als Taelon hatte er das natürlich nie erfahren können, da er kein so einfaches Gehirn besaß. Er sah sich also einige Programme an, es schien jedoch keine besondere Wirkung zu haben. Sämtliche Nachrichten oder Filme waren genauso wie immer. Schließlich ließ er einen Kanal eingestellt und stand auf, um nach den Kopfschmerztabletten zu suchen. Die Wirkung ließ offensichtlich nach und das konnte er momentan gar nicht gebrauchen.
Als er zurückkam, war der Kanal immer noch eingeschaltet und er setzte sich und sah weiter zu. So etwas hatte er noch nicht gesehen. Da zeigten Menschen Dinge, die man offensichtlich kaufen sollte. Diese Menschen schienen von allem, was sie zeigten wirklich begeistert zu sein. Aber wozu wollten sie es verkaufen? Sonst kauften sie doch in ihren Geschäften ein. Zo'or legte den Kopf schief. Gerade führte eine Frau ein weißes Tuch vor, dass als Selbstbräunungstuch bezeichnet wurde. Offensichtlich sollte es den Effekt haben, dass die Haut der Menschen dunkler wurde, wenn sie sich damit abrieben. Aber wozu brauchten die Menschen das?
Kopfschüttelnd wechselte er den Kanal. Dort schienen ebenfalls Sachen verkauft zu werden. Ein junger Mann präsentierte begeistert einen mit Edelsteinen besetzten Ring und betonte mehrfach wie günstig dieser sei, wenn man die Qualität beachte. Zo'or war es völlig schleierhaft, weshalb ein Mensch Geld für so etwas Nutzloses ausgeben sollte. Es überraschte ihn, dass offenbar viele Exemplare des Ringes verkauft wurden.
Verwirrt und entnervt schaltete Zo'or das Gerät ab.
Was wohl die Synode gerade besprach? An die gestrigen Ereignisse konnte er sich nach wie vor nicht erinnern. Da'an hatte gesagt er sei betrunken gewesen und T'than habe ihn so gesehen, als er bei Dr. Curzon gewesen war. Typisch für T'than, dass dieser die Gelegenheit direkt ausgenutzt hatte. Er hätte sicher jedoch nicht anders gehandelt. Es schien wirklich Zeit zu werden, dass er den Kriegsminister aus dem Weg räumte - auf welche Weise auch immer.
Nach kurzem Überlegen schaltete der junge Synodenführer den Fernseher wieder ein.

 
* * *
 

„Und dann gingen wir zu Bett, um zu schlafen.” beendete Liam seinen Bericht des ersten Abends.
Die Taelons sahen die beiden Menschen an. „Wie ich bereits erklärte, gab es keine nennenswerten Ereignisse an diesem Tag.” ergriff schließlich wieder T'than das Wort. Vi'ec neigte zustimmend den Kopf. „Du hast Recht, jedoch war es wichtig uns davon zu überzeugen.”
„Wie du meinst.” entgegnete T'than. „Wir sollten uns jedoch nun endlich dem darauffolgenden Tag zuwenden, an dem Zo'or in Da'ans Botschaft bleiben sollte.”
Mit diesen Worten ließ er seinen Blick zu Da'an schweifen, der bisher schweigend daneben gestanden hatte.
„Ich beorderte meinen Beschützer, Zo'or und Mr. Bring in die Botschaft.” erklärte der nordamerikanische Companion. „Major Kincaid begleitete mich auf eine Pressekonferenz, wobei Zo'or und Mr. Bring in der Botschaft zurückgelassen wurden.”
„Wo sie jedoch offensichtlich nicht blieben.” schaltete sich ein Synodenmitglied ein.
„Richtig, In'um.” bestätigte T'than. „Das ist ein sehr wichtiger Punkt.”
„Nun, Mr. Bring, weshalb verließ Zo'or die Botschaft?” richtete In'um sich an Ben. Dieser schluckte. Bisher hatte er alles bloß schweigend mitangehört. Doch nun sollte er sich selbst dazu äußern. „Er sagte er wolle mehr über die Menschen herausfinden.” brachte er schließlich zögerlich hervor.
„Dies war sein eigentliches Vorhaben.” warf Vi'ec ein. „Er musste die Zeit nutzen, die ihm als Mensch blieb.”
T'than warf ihm einen kalten Blick zu. „Meinetwegen kannst du das so sehen, doch sein späteres Verhalten zeigt eindeutiger, dass Zo'or eine Gefahr für die Taelons ist.”
„Ich denke Sie sollten fortfahren, Mr. Bring.” nahm Da'an den Faden wieder auf. Ben atmete tief durch und versuchte sich dann auf den vergangenen Tag zu konzentrieren. „Zo'or und ich gingen in eine Pizzeria, wo wir etwas aßen.” begann Ben. Als keine Einwürfe folgten, fuhr er fort. „Als ich noch zum Bezahlen in der Pizzeria blieb, ging Zo'or hinaus, um dort zu warten. Als ich aber draußen ankam, fand ich ihn nicht mehr dort vor. Ich rief Liam... ähm Major Kincaid auf seinem Global an und unterrichtete ihn von der Situation.” Ben überlegte kurz und beschloss dann zu verschweigen, dass Liam zuerst mit Da'an eingetroffen war. „Ich hörte schließlich zufällig ein Gespräch über eine Frau, die eine Gruppe Jugendlicher offensichtlich verschleppt hatte. Sie erzählten irgendetwas über eine Lagerhalle und so beschloss ich mich dorthin zu begeben.”
„Wieso waren Sie so sicher, dass es sich bei der Frau um Zo'or handelte?” fragte Vi'ec.
„Nun ja, sie sagten sie würde sich wie ein Taelon bewegen.” antwortete Ben.

 
* * *
 

Was sollte denn das schon wieder? Zo'or sah noch immer gebannt auf den Fernsehschirm. Er musste zugeben, dass er sich bis jetzt noch nicht besonders genau mit dem menschlichen Fernsehprogramm beschäftigt hatte. Weshalb wurden Menschen eingesperrt und dann gefilmt? Und was ihn nur noch mehr wunderte - diese Menschen taten das offenbar freiwillig. Nicht dass es Zo'or interessierte, was mit irgendwelchen völlig unwichtigen Menschen geschah, aber dennoch erweckte es sein Interesse. Diese Gruppe Menschen unterwarf sich offenbar voll und ganz denjenigen, die das Ganze überwachten. Einige der Eingesperrten mussten sogar draußen schlafen und bekamen nur wenig zu essen. Zwischendurch bekamen sie Aufgaben, die sie bewältigen mussten, wenn sie nicht bestraft werden wollten. Aber obwohl die Sendung Zo'or sehr irritierte, fand er die zwischenmenschlichen Konflikte und Gespräche äußerst aufschlussreich. Die Menschen schienen es offenbar als schwer zu empfinden auf engstem Raum lange Zeit zusammen zu leben.
Schließlich schaltete Zo'or das Gerät ab. Er wollte sich nun lieber wieder der Wohnung des Majors zuwenden. Das Fernsehprogramm begutachten konnte er schließlich auch genauso gut auf dem Mutterschiff.
Er beschloss schließlich als nächstes die Küche zu inspizieren. Vielleicht würde er dort auch etwas Nahrung finden. Der Synodenführer bewegte sich also auf den Küchenbereich zu. Dort hatte Ben offensichtlich den Kaffee einfach offen in der Kanne herumstehen lassen. Zo'or betrachtete die dunkle Flüssigkeit eingehend. Er erinnerte sich, dass die meisten seiner menschlichen Angestellten diese morgens gerne zu sich nahmen. Etwas, das er sich nie hatte erklären können. Diese Flüssigkeit enthielt eine Substanz, die für Menschen giftig war. Warum also tranken sie es dann? Vor allem, da jeder Mensch zu wissen schien, dass es schädlich war. Trotz allem beschloss der Taelon etwas davon zu probieren. Er setzte die Kanne an die Lippen und nahm einen Schluck. Erschrocken zuckte er jedoch daraufhin zurück, setzte das Gefäß ab und spuckte die Flüssigkeit wieder aus. Wie konnten Menschen so etwas nur trinken? Der Geschmack war in keinster Weise angenehm.
Schließlich begnügte sich Zo'or damit Wasser aus der Leitung zu trinken.

 
* * *
 

„Sie gingen also zu dieser Lagerhalle.” merkte T'than an.
„Ja.” antwortete Ben. „Ich wollte sehen, ob sich Zo'or tatsächlich dort aufhielt.”
„Weshalb erzählten Sie niemandem davon?” wollte nun In'um wissen.
Ben schluckte. Dann antwortete er „Ich versuchte Major Kincaid zu kontaktieren, kam aber nicht durch.”
„Major?” wandte sich Da'an fragend an seinen Beschützer. „Können Sie uns das erklären?”
„Mein Global war beschädigt, nachdem ich es versehentlich fallen gelassen hatte.” erläuterte Liam kurz.
Ben fuhr fort. „Ich kam an der Halle an und stieg auf einen Container um durchs Fenster hineinzusehen. Ich sah Zo'or, der an einen Stuhl gefesselt war. Danach rutschte ich ab und fiel in den Container, wodurch mein Global ebenfalls beschädigt wurde. Die Leute in der Halle hatten mich wohl auch gehört. Sie kamen und nahmen mich ebenfalls gefangen. Dann wurde ich mit Zo'or in einen kleinen Raum gesperrt.” Ben hielt in seinem Vortrag inne. Sollte er erwähnen, dass er und Zo'or sich gestritten und geprügelt hatten? Er wusste zwar nicht, warum er Zo'or schützen sollte, doch erschien es ihm als hätte Zo'or es in diesem Fall nicht verdient. Doch Zo'or hatte Menschen gequält und mit ihnen herumexperimentiert; das wusste Ben.
„Als ich mit Miss Palmer eintraf, befanden die beiden sich immer noch in dem Raum und die Kidnapper waren verschwunden.” hörte Ben schließlich Liam sagen.
„In welchem Zustand befand sich Zo'or?” erkundigte sich Vi'ec.
„Er war sehr verärgert.” antwortete Liam wahrheitsgemäß.
„Das ist in dieser Situation nichts Außergewöhnliches. Fahren Sie fort, Major.” sagte Vi'ec.
„Letztendlich brachten wir ihn wieder in meine Wohnung.” berichtete der Angesprochene. „Wie Sie vermutlich wissen, wohne ich im 'Flat Planet Café'. Zo'or sagte, dass er an der Bar bleiben wollte und so ließ ich ihn dort.”
In'um legte den Kopf schief. „Das war offensichtlich keine gute Entscheidung.” merkte er an. „Doch erzählen Sie nun, was weiter mit Zo'or dort geschah.”
Ben sah Liam an. Er wusste, dass von dem Überwachungsschirm in dessen Wohnung besser nichts bekannt wurde. „Das wissen wir nicht so genau.” log er also. „Major Kincaid schickte mich jedoch nach einiger Zeit hinaus, um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Ich sah Zo'or, der mit einigen anderen Menschen an einem Tisch saß und Cocktails trank. Da er bereits sehr angetrunken wirkte, sagte ich dem Major Bescheid, der daraufhin Da'an informierte. Ich ging zu Zo'or hinüber und schaffte es schließlich ihn aus dem Gebäude zu bringen, wo Major Kincaid mit dem Shuttle wartete.”
„Nun, ein Fehlverhalten von Seiten Zo'ors ist hier wohl nicht zu leugnen.” bemerkte In'um.

 

Ende von Kapitel 7

 

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