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  „Energieverwandlung” von Ceng   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Mai 2005
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Zo'or beschließt einen Abend im ‚Flat Planet Café’ zu verbringen. Dieser entwickelt sich jedoch vor allem für Ben zu einem chaotischen Abenteuer.
Zeitpunkt:  vierte Staffel
Charaktere:  Zo'or, Liam, Da'an, T'than, Dr. Curzon, Ben Bring, Michelle, Celine, Frank, Daniel, vier weitere Frauen
 

 

ENERGIEVERWANDLUNG

Kapitel 6

 

Liam begleitete Zo'or durch die Portale zum ‚Flat Planet’. Warum wollte Zo'or bloß jetzt direkt wieder in die Wohnung? Wollte er sich wieder prügeln? Liam hoffte, dass er es irgendwie schaffen konnte weitere Streitereien zu verhindern, wobei er ja noch nicht einmal wusste, worum es überhaupt gegangen war. Er hatte jedoch überhaupt keine Lust Zo'or darauf anzusprechen, also würde er Ben bei Gelegenheit danach fragen müssen.
Als sie das Café betraten, hielten sich schon relativ viele Menschen dort auf. Zo'or stoppte plötzlich. Was war denn nun schon wieder los? Das Café sah doch genauso aus wie immer. Liam verdrehte die Augen, achtete jedoch darauf, dass Zo'or dies nicht mitbekam. Der Taelon drehte sich schließlich zu ihm um. „Dieser Ort hier ist bei den Menschen wohl sehr beliebt.” bemerkte er. „Kann schon sein.” antwortete Liam mit einem schon leicht genervten Unterton. Er hatte heute wirklich schon genug Ärger gehabt. Doch Zo'ors Augen funkelten freudig. „Gehen Sie ruhig in die Wohnung! Ich werde hier bleiben.” sagte er zu Da'ans Beschützer. „Hier?!” fragte Liam entgeistert. Was hatte dieser Taelon nur vor? „Ja, Major. Ich werde mich hier unter die Menschen mischen. Und machen Sie sich keine Sorgen! Ich werde das Gebäude nicht verlassen.” versicherte Zo'or. „In Ordnung.” antwortete Liam, wobei er an das Überwachungssystem dachte, das Augur eingebaut hatte, um vom Apartment aus das Café immer im Auge behalten zu können. Wenn Zo'or verschwand, würde er es zumindest sofort wissen. „Brauchen Sie noch irgendetwas?” fragte er abschließend. „Nun ja, vielleicht könnten Sie mir etwas Geld geben. Ich habe ja schließlich keines dabei.”
Liam seufzte. Warum hatte er auch gefragt? Er gab dem Taelon also etwas Geld und machte sich dann auf den Weg zu seinem Apartment.
Das erste was er tat, als er zur Tür hereinkam, war das Aktivieren der Videoüberwachung. Ben, der ebenfalls im Raum saß, sah ihn verwirrt an. Liam lächelte entschuldigend. „Dieses System hat Augur installiert, bevor er mir das Apartment geschenkt hat.” erklärte er. Ben schien das jedoch nicht zu beeindrucken. „Ja, das weiß ich. Ich frage mich eher, warum du es jetzt einschaltest.”
Liam rollte mit den Augen. Was wusste dieser Junge eigentlich noch alles aus seiner Welt? „Zo'or befindet sich im Café.” beantwortete er dann Bens Frage.
Dieser riss erschreckt die Augen auf. „Was?!” rief er entsetzt. „Sei lieber froh, dass er nicht wieder mit hier rein kommt.” gab Liam zu bedenken. „Was ist eigentlich da in der Lagerhalle passiert?”
Ein leichtes Lächeln umspielte Bens Lippen. „Ich denke er hatte etwas dagegen, dass ich ihn darauf hingewiesen habe, dass er auch keine Lösungsvorschläge hatte, wie wir da wieder rauskommen sollten.” gab er zur Antwort.
Liam nickte ernst. „Vielleicht solltest du trotzdem aufpassen, was du sagst. Ich denke du weißt wahrscheinlich genauso gut wie ich, wie Zo'or ist.”
„Natürlich! Ich liebe Zo'or!” rief Ben.
Liam sah ihn verständnislos an. „Wie bitte?” fragte er verwirrt.
„Ach na ja, Zo'or war immer mein Lieblingscharakter.” sagte Ben grinsend. Liam schüttelte verzweifelt den Kopf. Diesem Jungen war eindeutig nicht mehr zu helfen. Gerade er musste doch noch viel besser als er gesehen haben, wie die Taelons waren und trotzdem schwärmte er ihm regelmäßig von ihnen vor. Das hatte Liam bis jetzt ja noch irgendwie hingenommen, aber dass er jetzt auch noch Zo'or verehrte...

 
* * *
 

Zo'or saß am Tresen und beobachtete die anderen Menschen. Neben ihm saß eine junge Frau von etwa 20 Jahren, die irgendein Getränk zu sich nahm. Zo'or tippte ihr auf die Schulter, woraufhin sie sich ihm zuwandte. „Ja, was?” fragte sie freundlich. Zo'or sah sie skeptisch an. „Was trinken Sie denn da? Können Sie mir vielleicht irgendwas empfehlen?” fragte er neugierig. Er musste auch irgendetwas trinken wie die anderen Menschen hier, sonst fiel er sicher zu sehr auf. Die Frau verzog das Gesicht. „Das ist nur Cola.” sagte sie offensichtlich nicht sehr erfreut. „Ich muss noch fahren.” Zo'or verstand zwar den Zusammenhang nicht ganz, beschloss jedoch das Thema nicht weiter zu vertiefen. „Könnten Sie mir vielleicht ein Getränk bestellen? Ich kenne mich hier nicht so aus.” „Klar.” sagte sie und rief die Bedienung, bei der sie irgendetwas bestellte. In diesem Moment kamen drei andere Frauen zum Tresen und wollten sie an einen anderen Tisch mit hinüber ziehen. „Du kannst doch da nicht so alleine rumsitzen! Das geht doch nicht!” sagte eine der drei. Die Frau, die mit Zo'or gesprochen hatte, rief ihm nur ein kurzes „Tschüß!” zu und ging dann mit den anderen weg.
Kurz darauf kam auch schon die Bedienung, die ein Glas mit irgendeiner seltsamen Flüssigkeit vor ihm abstellte.
Zo'or beäugte diese missbilligend und fragte sich, ob diese bunte Farbe irgendetwas Natürlichem auf diesem Planeten entsprach. Obwohl das offensichtlich nicht der Fall war, entschloss er sich das Getränk trotzdem zu trinken. Er setzte das Glas an die Lippen und trank einen Schluck. Zunächst war der Geschmack angenehm - süß, nannten die Menschen das - doch dann nahm er noch einen weiteren wahr, der ihm deutlich missfiel. Wie konnten diese Menschen so was nur trinken? Er wollte sich gerade umdrehen, um den Rest des Raums besser im Blick zu haben, als eine blonde Frau von etwa 25 Jahren ihn streifte. Durch seine plötzliche Bewegung stolperte sie leicht und verschüttete etwas von ihrem Getränk. Zo'or bekam zwar nur einige Spritzer auf die Schuhe, richtete sich jedoch sofort ganz auf und musterte die Frau mit missbilligendem Blick. „Was tun Sie denn da?” fuhr er sie an. Die Frau betrachtete ihn schuldbewusst. „Hey, tut mir wirklich leid.” sagte sie und nahm die ihr vom Barkeeper gereichten Papiertücher, um das Verschüttete aufzuwischen.
Zo'or sah sie an. Diese Frau war wirklich unverschämt so mit ihm umzugehen, aber offensichtlich wusste sie wenigstens, dass es ihre Schuld war. Eigentlich sollte er sie bestrafen, aber das war vielleicht die einmalige Chance Kontakt mit den Menschen aufzunehmen, wenn sie nicht wussten, wer er war. „Schon gut, es war ja nicht allein Ihre Schuld.” sagte er zu seiner eigenen Überraschung. „Danke.” sagte die Frau. „Wollen Sie vielleicht mit an unseren Tisch kommen?” Dabei deutete sie auf einen Tisch rechts neben der Bar, an dem eine weitere Frau und zwei Männer saßen. „Natürlich, gerne.” antwortete Zo'or. Wenn sie ihn in ihren Kreis aufnahmen, würde er vermutlich einiges über die Menschen herausfinden können. Als sie sich aufmachten zu dem Tisch hinüber zu gehen, drehte sich die Blonde noch einmal zu ihm um. „Ach ja, ich heiße Michelle und wie ist Ihr Name?”
„Zo...ey.” sagte Zo'or stockend, als ihm einfiel, dass er ihr seinen Namen ja nicht sagen durfte. „Mein Name ist Zoey.” wiederholte er. Die Frau nickte nur, dann kamen sie an dem Tisch an, an dem ihre Freunde saßen. „Hey, wen bringst du denn da mit?” rief einer der beiden Männer freundlich grinsend. Er war braungebrannt und hatte kurze blonde Haare, die offensichtlich unter Zuhilfenahme von einigen Mengen Gel nach oben abstanden. Der andere Mann grinste ebenfalls. Er war etwas blasser und hatte kurzes braunes Haar.
„Ich habe ihr was von meinem Cocktail über die Schuhe gekippt.” sagte Michelle achselzuckend. „Naja, das war bei dir ja auch nicht anders zu erwarten.” meldete sich nun die andere Frau. Sie war schlank und hatte langes braunes Haar, das sie mit einer Spange hochgesteckt hatte. „Hey, so schlimm ist es auch noch nicht.” protestierte Michelle. Dann sah sie wieder zu Zo'or hinüber. „Ach ja, das ist Zoey.” stellte sie ihn vor. „Ich bin Celine.” sagte die Frau. „Ich heiße Frank.” verkündete der Blonde. „Und ich Daniel.” sagte der andere.

 
* * *
 

Ben und Liam beobachteten den Bildschirm. Er zeigte einen Ausschnitt des Cafés, auf dem der Tresen zu sehen war, an den sich Zo'or gesetzt hatte. Erst hatte er sich kurz mit einer jungen Frau unterhalten, die ihm offensichtlich einen Cocktail bestellt hatte und dann war er gegen eine andere gestoßen, die wohl etwas von ihrem Getränk verschüttet hatte. Zo'ors Reaktion nach zu urteilen hatte sie dabei nicht nur den Fußboden getroffen. Ben grinste schadenfroh. Liam wirkte jedoch eher besorgt. Offensichtlich hatte er Angst, dass die Situation wieder eskalieren konnte. Ben konnte ihm das nicht verübeln, da er selbst ja, obwohl er gewusste hatte, wer Zo'or war, sich mit diesem geprügelt hatte. Um so mehr wunderte er sich, dass Zo'or offensichtlich keine Anstalten machte sich weiter über die Frau aufzuregen, sondern sogar noch mit dieser zu einem Tisch ging, an dem noch eine Frau und zwei Männer saßen. Hatte Zo'or es tatsächlich geschafft sich unauffällig unter die Menschen zu mischen? Ben fiel nun auch auf, dass der Taelon sich schon viel menschlicher bewegte.
„Vielleicht sollte ich eingreifen.” unterbrach Liam seine Gedanken. Ben wandte sich ihm zu. „Ich denke nicht, dass das eine gute Idee wäre.” sagte er nachdenklich. „Ich glaube darauf war Zo'or von Anfang an aus. Er wollte aus erster Hand erfahren, was an den Menschen so toll ist. Wenn du ihn jetzt da wegholst, wird er wahrscheinlich ziemlich sauer sein.”
Liam nickte seufzend. „Da hast du wohl Recht. Ich hoffe nur Zo'or macht keinen weiteren Ärger.”
„Da wir gerade von Ärger sprechen.” wechselte Ben das Thema. „Was ist eigentlich mit den Typen passiert, die Zo'or und mich in diesen Raum eingesperrt haben?”
„Tja, ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht. Ich vermute mal, dass die abgehauen sind, als sie das Shuttle hörten. Du hast doch gesagt, dass sie nach draußen gingen, weil sie Angst hatten es könnte noch jemand kommen. Dann haben sie vermutlich ganz schnell Reißaus genommen.” antwortete Liam.
„Naja, hoffentlich hören sie auf irgendwelche Leute zu entführen.” bemerkte Ben. Dann wandte er sich wieder dem Bildschirm zu. Zo'or schien sich mit den anderen Menschen angeregt zu unterhalten und es schien nicht den Anschein zu haben, als wäre irgend jemand in Gefahr.

 
* * *
 

Zo'or unterhielt sich immer noch mit den Menschen, die sich hier gut zu amüsieren schienen. „Hey, wollen Sie nicht austrinken?” rief Daniel, der Mensch, der ihm gegenüber saß. Zo'or sah diesen verständnislos an. „Na, Ihren Drink natürlich.” erklärte der Mensch. Zo'or sah ihn an. Er hatte lange nichts mehr davon getrunken, aber hier schien es normal zu sein, dass man ständig weitertrank. Da er diese Menschen, von denen er vielleicht noch irgendetwas Nützliches erfahren konnte, nicht misstrauisch machen wollte, beschloss er das Getränk zu trinken, obwohl er dessen Geschmack nicht als besonders positiv empfunden hatte. Er nahm also das noch mehr als halbvolle Glas und leerte es in einem Zug, worauf die drei Menschen mit lautem Johlen und Klatschen reagierten. Zo'or verstand zwar nicht, was das zu bedeuten hatte, aber die Menschen schienen sich ja zu freuen; es gab also keinen Grund zur Beunruhigung. „Hey, ich hätte das nicht auf Ex getrunken.” sagte Celine anerkennend. „Soll ich noch eine Runde ausgeben?” Die anderen Menschen grölten zustimmend und Zo'or nickte auch lächelnd. Merkwürdigerweise fühlte er sich plötzlich sehr gut.
Celine stand auf, ging zur Bar hinüber und bestellte noch etwas zu trinken. Michelle stand auch auf, um ihr mit den Getränken zu helfen. Die Menschen nahmen jeweils eins von den gebrachten Getränken und auch Zo'or nahm sich eines. Er probierte es, aber es schmeckte noch scheußlicher als das, was er vorher getrunken hatte. Um jedoch nicht wieder aufzufallen, trank er einige Schlucke und stellte schließlich fest, dass es ihm immer besser schmeckte. Zwischendurch stellte er auch fest, dass er sich leicht schwindelig fühlte. Er versuchte es jedoch zu ignorieren; das würde schon kein Problem werden.

 
* * *
 

Liam kam gerade aus der Dusche, als er Ben rufen hörte. „Liam? Ich denke das solltest du dir lieber mal ansehen.”
Da er schon befürchtete Zo'or gleich wieder hinterherlaufen zu müssen, zog Liam sich so schnell wie möglich an und lief zu Ben ins Wohnzimmer, wo dieser den Bildschirm beobachtete. „Was ist los?” fragte er atemlos.
„Naja, ich denke Zo'or hat die Wirkung von Alkohol bei seinem Vorgehen nicht so ganz berücksichtigt. Das könnte ein Problem werden.” bemerkte Ben.
Liam warf einen Blick auf den Bildschirm und riss die Augen weit auf. „Das könnte nicht ein Problem werden - das ist ein Problem.”
„Und jetzt?” fragte Ben verzweifelt.
Liam sah wieder zum Bildschirm, wodurch er einen Zo'or sehen konnte, der nicht nur sein komplettes taelonisches Auftreten verloren zu haben schien. Offensichtlich unterhielt er sich fröhlich lachend mit den Menschen, so dass Liam daran zweifelte, dass dieser überhaupt noch irgendetwas davon mitbekam, was er gerade tat.
„Ben, bitte geh zu den Leuten runter und sieh zu, dass Zo'or nichts passiert. Ich denke ich sollte jetzt Da'an informieren.” wies Liam den Jungen an.
„Aber, das kann ich doch nicht, Liam. Du weißt doch, was das letzte Mal passiert ist, als du mich mit ihm alleine gelassen hast.” warf Ben entsetzt ein.
„Ich denke nicht, dass er dich momentan überhaupt erkennen wird, außerdem seid ihr ja nicht allein.”
„Okay, du hast ja Recht.” antwortete Ben und verschwand durch die Tür.
Als der Junge gegangen war, holte Liam sein Global und wählte die Nummer, mit der er Da'an direkt erreichte. „Hallo Liam, ist etwas nicht in Ordnung?” begrüßte ihn sein Companion.
„Nun ja, ich denke wir haben ein Problem. Zo'or hat wohl etwas zu viel getrunken.” antwortete der Beschützer.
„Wie meinen Sie das?”
„Zo'or wollte sich aus irgendeinem Grund im ‚Flat Planet Café’ aufhalten und dabei hat er wohl vergessen, welche Wirkung alkoholische Getränke auf Menschen haben.” erklärte Liam.
„Dann sagen Sie ihm, dass er in die Botschaft kommen soll.” erwiderte Da'an.
Liam sah ihn nervös an. Wie sollte er Da'an das bloß erklären? Er konnte doch nun wirklich Zo'or nicht in diesem Zustand in die Botschaft bringen.
„Ich denke nicht, dass Zo'or das verstehen würde, wenn ich ihm das sage. Ich bezweifle, dass er momentan überhaupt irgendwas versteht.” sagte er schließlich.
Da'an sah ihn eindringlich ein. „Dann bringen Sie ihn einfach hierher!”
„Aber Da'an...” wollte Liam sagen, doch die Verbindung war unterbrochen. Seufzend schaltete er also den Monitor ab und begab sich zum Ausgang.

 
* * *
 

Widerwillig betrat Ben den Hauptraum des ‚Flat Planet’. Wieso musste immer er sich um Zo'or kümmern? Außerdem wusste er gar nicht, was er jetzt machen sollte. Zo'or schien ja völlig betrunken zu sein. Also, wie sollte er diesen zu irgendwas bringen?
Er erreichte schließlich den Tisch, an dem Zo'or mit den anderen vier Menschen saß. Plötzlich fiel ihm ein, dass er sich ja irgendwas ausdenken musste, um sich zu den Menschen dazuzusetzen. Er konnte ihnen schließlich nicht die Wahrheit erzählen. Also ging er auf den Tisch zu, sah Zo'or genauer an, wobei er sofort feststellte, dass Liam offensichtlich Recht hatte, dass sie ein Problem hatten und sprach ihn an. „Ähm, kennen wir uns nicht?” fragte er Zo'or zögerlich, obwohl er sich kaum vorstellen konnte, dass er darauf eine sinnvolle Antwort erhalten würde. Die Zo'or gegenübersitzende Frau fing jedoch sofort an sich einzumischen. „Hey, was ist denn das für'n billiger Spruch? Fällt dir nichts Besseres ein?” rief sie Ben etwas unfreundlich zu. Dieser lief augenblicklich hochrot an. Dass man diese Frage so auffassen konnte, hatte er völlig vergessen zu bedenken. „Nein, ich meinte das ernst. Ich glaube wir kennen uns.” beteuerte er, fasste Zo'or an den Schultern und drehte ihn zu sich um. Die junge Frau wirkte allerdings immer noch skeptisch. „Zoey, hast du diesen Typen schon mal gesehen?” fragte sie den zur Zeit verhinderten und nun ziemlich betrunkenen Synodenführer.
Ben atmete erleichtert auf. Zumindest wusste er jetzt den Namen, den sich Zo'or bei diesen Menschen gegeben hatten. Obwohl er den Namen wohl eher nicht sehr kreativ gewählt haben musste. Ben beschloss jedoch seine Gedanken diesbezüglich erst mal zurück zu stellen. Es galt jetzt zunächst Zo'or irgendwie aus dem Café und besonders vom Alkohol zu entfernen.
„Ja richtig, Zoey war der Name, jetzt erinnere ich mich!” sagte Ben also, als hätte er sich wieder daran erinnert. Zo'or jedoch machte noch immer keine Anstalten zu antworten, sondern grinste nur fröhlich vor sich hin. „Hey, Zoey!” mischte sich die Frau jetzt wieder ein. „Kennst du ihn?”
„Oh, 'allo Ben, Schie schindss.” lallte Zo'or unfähig einen normalen Satz zu sagen.
„Äh, okay. Sie sollten jetzt vielleicht mitkommen an die frische Luft, Sie sehen nicht gut aus.” bemerkte Ben. „Ich denke da hat er nicht ganz Unrecht.” pflichtete ihm einer der beiden jungen Männer bei. Ben nickte ihm dankbar zu. Dann versuchte er Zo'or von seinem Stuhl zu helfen. Als dieser endlich auf den Beinen stand, schien ihm schwindelig zu werden. Da er keine Möglichkeit mehr hatte sich festzuhalten, warf er sich einfach Ben in die Arme. Ben taumelte einen Schritt zurück, hielt Zo'or jedoch fest. Trotzdem riss er die Augen weit auf vor Schreck. Jetzt konnte er sich allerdings völlig sicher sein, dass Zo'or völlig weggetreten war. „Will schu Daan.” lallte der Taelon dem jungen Menschen plötzlich ins Ohr. Dieser erschrak nur noch mehr. Er wusste nun wirklich nicht mehr, wie er sich verhalten sollte. Das alles passte überhaupt nicht zu Zo'or und machte ihm langsam Angst. Er begann zu hoffen, dass Zo'or sich morgen an nichts mehr erinnern würde, während er verzweifelt versuchte ihn zu stützen und nach draußen zu zerren.

 
* * *
 

Liam verließ seine Wohnung nach seinem Gespräch mit Da'an. Er trat in den Hauptraum des ‚Flat Planet’, wobei er kurz stehen blieb, um Ben mit den Augen zu suchen. Dieser stand an dem Tisch mit Zo'or und den anderen Menschen. Liam beschloss sich nicht lange damit aufzuhalten, ob Ben Zo'or davon überzeugen konnte mitzukommen, sondern lief eilig auf den Ausgang zu. Je eher er das Shuttle holte, desto besser. Das Portal konnten sie nicht nehmen, denn dazu war Zo'or vermutlich nicht mehr fähig.
Schließlich kam er in der Botschaft an, wo das Shuttle geparkt stand. Da'an war nirgendwo in Sichtweite, also stieg er ins Shuttle und startete es. Obwohl der Weg nicht sehr weit war, ließ er das Shuttle in den Interdimensionsraum springen. Dann kontaktierte er Dr. Curzon.
„Dr. Curzon, bitte kommen Sie in die Botschaft. Ich denke es gibt ein kleines Problem mit Zo'or.” bat er die Ärztin. Offiziell wusste sie nichts von dem Experiment, hatte jedoch über ihre Verbindung zum Widerstand bereits davon erfahren. Sie hielt sich jedenfalls nicht lange mit Fragen auf, sondern stimmte nur kurz zu. „In Ordnung, Liam. Ich komme zur Botschaft.”
Liam unterbrach die Verbindung und verließ den Interdimensionsraum. Dann landete er das Shuttle in der Nähe des ‚Flat Planet’. Kaum hatte er das Shuttle verlassen, sah er schon Ben, der mit Zo'or das Café verließ. Liam lief auf die beiden zu und versuchte Ben zu helfen Zo'or zu stützen, der sich etwas hilflos und verwirrt an Ben klammerte. Ben sah ebenfalls etwas verwirrt aus, was Liam gut nachvollziehen konnte. Man schleifte schließlich nicht jeden Tag einen betrunkenen Taelon mit sich herum.

Ben schleifte unter inzwischen schon großer Anstrengung den Taelon ins Shuttle, da dieser mehr in seinen Armen hing, als irgendetwas anderes. Glücklicherweise half ihm Liam dabei, was ihm das Ganze schon um Einiges erleichterte.
Als er Zo'or im Shuttle festgeschnallt hatte, setzte er sich auf den zweiten Sitz und Liam startete das kleine Fluggerät. Sie kamen schließlich in der Botschaft an, wo sie von Da'an und Dr. Curzon bereits erwartet wurden. „In Ordnung, bringen Sie ihn in mein Labor.” sagte Dr. Curzon mit einem skeptischen Blick auf Zo'or. „Vielleicht sollten Sie mir sagen, was eigentlich passiert ist.” sagte sie dann bestimmt.
Liam nickte. „Naja, ich denke das ist eine lange Geschichte. Zo'or war im ‚Flat Planet’ und...”
„Ich denke er ist einfach betrunken.” unterbrach ihn Ben. „Könnte ich Zo'or jetzt vielleicht irgendwo absetzen?” So langsam wurde ihm der Taelon nämlich zu schwer. Da'an sah ihn kurz an und ging dann voraus ins Labor. Ben folgte mit Zo'or und die beiden anderen kamen ebenfalls hinterher. Im Labor befand sich eine Liege, auf die Ben nun umständlich versuchte Zo'or zu setzen. Dieser schien sich jedenfalls irgendwie davor zu fürchten. Vermutlich wusste er einfach so viel über Taelon-Labore, dass er sich sogar im halbbewussten Zustand daran erinnerte. „Setzen Sie sich, es ist alles in Ordnung.” versuchte Ben ihn zu beruhigen. „Meinen Schie?” fragte Zo'or immer noch unfähig normal zu sprechen.
Plötzlich hörten sie leise Schritte. Einige Momente später betrat T'than den Raum. Dieser Taelon schien ja wahrhaft ein Gespür dafür zu haben, wann er vorbei kommen musste, um Zo'or am meisten zu demütigen. Er warf einen kühlen Blick auf die Szene, die sich ihm bot. „Wie ich sehe gibt es wohl ein Problem.” bemerkte er überflüssigerweise.
Zo'or wirkte immer noch verwirrt und T'thans Auftreten schien wohl keine positive Wirkung auf ihn zu haben.
„Es wird dir nichts geschehen, Zo'or.” hörte Ben nun Da'ans Stimme aus dem Hintergrund.
„Da'an?” fragte Zo'or nun verwirrt, als er nun den Blick auf den anderen Taelon richtete. Dann wanderte sein Blick wieder zu Ben, der gerade einen Schritt von ihm weg gemacht hatte. „Bleim Schie hier!” rief der junge Taelon, sprang auf, fiel Ben um den Hals und küsste diesen auf den Mund.
Ben riss erschreckt die Augen auf, bevor er knallrot anlief. Dann schob er Zo'or leicht von sich weg, setzte ihn wieder zurück auf die Liege und verließ wortlos und mit geschocktem Gesichtsausdruck den Raum.

Liam grinste leicht. Er konnte gut nachvollziehen, dass Ben so verwirrt war.
„Eine interessante Vorstellung, Zo'or. Ich denke jedoch nicht, dass die Synode diese Art von Verhalten für einen Synodenführer als angemessen befindet.” bemerkte T'than in arrogantem Tonfall. Dr. Curzon räusperte sich. „Ich denke ich sollte jetzt die Untersuchung durchführen.”
Da'an neigte zustimmend den Kopf und sah dann zu T'than hinüber, der offensichtlich verwirrt darüber war, dass Zo'or keine Anstalten machte sich zu verteidigen. Dann drehte sich der Kriegsminister abrupt um und verließ das Labor. Da'an folgte ihm.
Liam sah sich kurz um. „Kann ich auch gehen? Ich sollte mich mal um Ben kümmern.” bat er die Ärztin.
„Natürlich. Gehen Sie ruhig.” sagte sie seufzend, aber freundlich. Sie schien wohl auch nicht jeden Tag so ein Spektakel zu sehen zu bekommen.
Auf Dr. Curzons Worte hin wandte sich Liam dankbar ab und machte sich auf die Suche nach Ben. Er fand ihn schließlich bei Da'an auf Liams Stuhl an dessen Schreibtisch sitzend. Da'an führte irgendein Gespräch über den Datenstrom. Liam ignorierte den Taelon also zunächst und schritt auf Ben zu, der sich schon wieder gefasst zu haben schien und nun mehr auf ihn wartete. Als Liam den Jungen gerade ansprechen wollte, drehte sich Da'an um, nachdem er das Gespräch beendet hatte. „Ich denke ich konnte die Bedenken der Synode, die T'thans Bericht ausgelöst hat, vorläufig zurückstellen.” gab er bekannt. „Gut, aber was machen wir jetzt mit Zo'or?” fragte Liam. Da'an sah ihn erstaunt an. „Sie werden ihn wieder bei sich aufnehmen. Morgen Nachmittag wird er dann wieder Synodenführer sein.”
Liam schluckte. „Da'an, ich denke wir haben alle gesehen, dass das bis jetzt keine so gute Idee war.” sagte er mit einem kurzen Seitenblick auf Ben.
„Im Gegenteil. Da er sich ja jetzt mit Mr. Bring besser zu verstehen scheint, sollte es wohl keine weiteren Komplikationen geben.” antwortete der Companion.
Liam wollte noch etwas erwidern, als ihn Ben unterbrach. „Ist schon in Ordnung, Liam. Da'an hat ja Recht. Zo'or wird wohl nicht noch mal anfangen sich mit mir zu prügeln.”
Liam sah den Jungen völlig sprachlos an. Was war denn jetzt mit dem los?
Bevor er jedoch etwas dazu sagen konnte, meldete sich wieder sein Global. Es war Dr. Curzon. „Kommen Sie rüber ins Labor, Major. Ich denke Sie können Ihren Taelon wieder mitnehmen.”
Sie unterbrach die Verbindung, bevor Liam irgendetwas erwidern konnte.

Ben ging mit Liam zusammen zurück zum Labor, wo Dr. Curzon sie erwartete. „Sie haben Recht - er ist betrunken. Da kann ich auch nicht viel machen, aber soweit ich das erkennen kann, ist es nicht gefährlich.”
„Okay, dann nehmen wir ihn wohl wieder mit.” sagte Liam und schritt auf den Taelon in Menschengestalt zu. Dieser versuchte nicht sich zu wehren, da er vermutlich zu erschöpft war.
Kurze Zeit später waren sie wieder in Liams Wohnung. Die beiden Menschen brachten den kaum noch ansprechbaren Zo'or ins Schlafzimmer. Sie wollten ihn eigentlich ins Bett legen, damit sie endlich Ruhe vor ihm hatten. Zo'or jedoch klammerte sich an Ben fest und schien diesen nicht gehen lassen zu wollen. „Was soll denn das?” fragte Ben nun schon etwas verärgert. Vorhin in der Botschaft hatte er vermutlich einfach überreagiert, denn Zo'or wusste ja wohl kaum, was er eigentlich tat, aber das hier führte langsam zu weit. „Vielleicht solltest du die Nacht bei ihm bleiben.” schlug Liam grinsend vor.
„Was?!” schrie Ben entsetzt auf. Das führte nun wirklich entschieden zu weit. Er wollte jetzt einfach nur noch schlafen - auf der Couch.
„Tja, ich wüsste echt mal gerne was du mit Zo'or noch alles gemacht hast den ganzen Tag.” merkte Liam belustigt an.
„Hey! Ich musste mich mit diesem Taelon rumärgern, der wirklich auf gar nichts hört und dann musste ich ihn auch noch suchen und wurde dann auch noch geschnappt.” ereiferte sich Ben. Er hatte wirklich genug Ärger gehabt für einen Tag.
„Ja ja, ist ja gut.” beschwichtigte ihn Liam. „Wir müssen jetzt nur noch eine Möglichkeit finden Zo'or von dir zu trennen.”
Das würde allerdings wirklich noch problematisch werden, denn Zo'or hatte sich fest an Bens Arm geklammert und fing an panisch zu fiepen, sobald man versuchte seinen Griff zu lösen.
„Was soll ich denn jetzt machen?” jammerte Ben. Doch Liam sah ihn nur hilflos an. „Also ich sehe momentan keine Möglichkeit. Bleib doch einfach hier, dann mache ich das Licht aus und du kannst gehen, wenn Zo'or eingeschlafen ist, denn dann muss er dich ja loslassen.”
„Äh, bist du dir da sicher?” fragte Ben skeptisch. Es sah tatsächlich so aus, als hätte er keine andere Wahl. Warum nur konnten sie Zo'or nicht einfach betäuben, damit er endlich Ruhe gab? Da'an würde aber vermutlich nicht so begeistert davon sein, also willigte Ben ein.
Er brachte also den Taelon dazu sich auf das Bett zu legen und legte sich selbst in dem größtmöglichsten Abstand daneben, bei dem der junge Taelon seinen Arm noch umklammert halten konnte.
Zo'or schlief auch tatsächlich fast sofort ein, ließ jedoch Bens Arm nicht los und bot diesem so keine Möglichkeit den Raum wieder zu verlassen. Nach einer Weile des Wachliegens fielen auch Ben die Augen zu.

 

Ende von Kapitel 6

 

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