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  „Augur” von Anneliese   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Dezember 2002
Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Augurs Weihnachten nach Lilis Verschwinden.
Zeitpunkt:  dritte Staffel
Charaktere:  Augur, Liam, Renee, Doors, Dr. Parks
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2002 geschrieben.
 

 

AUGUR

 

Es war eine kalte, mondlose Nacht, Schnee fiel...es würde ein weißes Weihnachten werden. Aber Augurs Freude darüber war verflogen.

Verdammt, was war nur los mit ihm? Dies war doch nicht sein erstes Weihnachtsfest, das er alleine verbrachte. Bis heute hatte ihm das auch nie etwas ausgemacht, doch diesmal war es irgendwie anders. Ein Schatten huschte über sein Gesicht und seine Stimmung sank auf den Nullpunkt. Er hatte schon alles mögliche versucht um sich abzulenken, aber nichts half. Nach einigen Minuten hörte er auf mit dem Aufundabgehen und wandte sich dem Bildschirm zu. Er setzte sich in seinem bequemen Sessel und schaute dem Treiben im Flat-Planet von hier aus lustlos zu. Langsam füllte sich das Lokal mit Gästen, die den Abend nicht alleine in den eigenen vier Wänden verbringen wollten. Sein stiller Teilhaber hatte das Lokal umdekoriert in der Hoffnung, dass mehr Leute dieses Lokal aufsuchen würden. Augur schüttelte den Kopf, reine Geldverschwendung. Er hätte dies nicht gemacht. Aber es war nicht mehr seine Entscheidung und den Leuten schien es zu gefallen. Heute stand sogar ein geschmückter Christbaum in einer der Ecken. Er sollte eigentlich auch dort sein und sich um das Geschäft kümmern, nur momentan hatte er keine Lust dazu. Verdammt, die Freundschaft mit Lili und Liam hatte ihn mehr verändert, als er zugeben wollte. Früher war es ihm egal, ob er Weihnachten alleine verbringen musste oder nicht. Doch jetzt...! Er lehnte sich zurück und schloss die Augen.

Letztes Jahr war Lili hier gewesen und Liam war später dazugekommen. Liams erste Weihnachten und es war ein herrliches Fest, voll Fröhlichkeit und Liebe. Sie hatten Geschenke ausgetauscht und bis kurz nach Mitternacht gefeiert. Danach hatten sie noch einen kurzen Spaziergang im Park unternommen. Sie waren übermütig wie kleine Kinder gewesen und sind im Schnee herum getollt, so lange bis sie müde und völlig durchgefroren waren. Danach zogen sie trockene Sachen an und tranken Glühwein, um sich wieder aufzuwärmen. Na ja, wohl etwas zuviel Glühwein, denn Liam war so beschwipst, dass sie ihn zu Bett bringen mussten. Dann saßen Lili und er noch zusammen und unterhielten sich über ihre Pläne, erzählten von ihren Träumen und Hoffnungen. Es war schön gewesen.

Augur seufzte. So würde es nie wieder sein. Lili war nicht mehr da und gerade heute musste Liam Da'an auf so eine Wohltätigkeitsveranstaltung der Kirche der Companions begleiten. Reneé war angeblich auch irgendwo unterwegs und nicht in der Stadt. Reneé hatte Liam und ihm damals das Leben gerettet, aber ihr Verhältnis war anfangs von Misstrauen geprägt gewesen. Doch irgendwie hatte es Liam geschafft, dass sie so etwas wie Freunde wurden. Mit Lili hatte ihn mehr als Freundschaft verbunden, sie wäre jetzt sicher hier und ...

Seine Gedanken wurden durch das Piepsen seines Globals unterbrochen. „Doors, was wollen Sie denn?”
„Augur, die neue Anlage funktioniert nicht so, wie sie sollte. Ich möchte, dass Sie sofort herkommen.
Es ist ein Fehler im System und Fehler kann ich mir nicht leisten”.
„Vergessen Sie's Jonathan, heute nicht, so dringend wird es schon nicht sein. Es ist heilig Abend. Ich schaue dann morgen vorbei.” Augurs Stimme klang leicht gereizt.
Doors Stimme war leise, fast nur ein Zischen, als er sagte:” Ich gebe Ihnen zwanzig Minuten Augur, nicht eine Sekunde länger, dann...
Er schaute Jonathan mit schmalen Augen und hochgezogenen Augenbrauen an. Er ließ sich nicht gerne herum kommandieren, aber vielleicht würde er dadurch auf andere Gedanken kommen. „Na, schön ich komme, denn wer kann diesem Ton schon widerstehen.” Nach diesen Worten deaktivierte er sein Global.

Jonathan neue Büros lagen über sechs Stockwerke verteilt in einem modernen Bürohaus in der New Jersey Ave, zwei Blocks vom Capitol entfernt. Doors International war eine gewaltige Organisation, die ihre Zweige über die ganze Welt ausgestreckt hatte. Als er dort ankam, war Doors schon gegangen und die anwesenden Techniker erklärten ihm, dass sie den Fehler bereits selbst gefunden hätten und seine Hilfe nicht mehr benötigt wurde. Er war wütend und am liebsten hätte er Doors erwürgt.
Er trat in die kalte Abendluft hinaus und zog seinen Mantelkragen hoch. Schöne Sch ****. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, heute noch seine Wohnung zu verlassen, aber das hatte man davon, wenn man sich überreden ließ. Das würde Jonathan ihm noch büßen!

Nun da er schon unterwegs war, schaute er doch noch kurz im Flat-Planet vorbei. Hier lief alles wie am Schnürchen. Er war sonst gerne hier, aber heute hielt er diesen Lärm und dieses fröhlich feierliche Getue einfach nicht aus. Er sprach noch kurz mit seiner Vertretung, dann verabschiedete er sich still und leise.

Er hatte es nicht eilig und ging das erste Mal nach langer Zeit wieder durch den Park nach Hause. Die Sonne war untergegangen, kein Blatt bewegte sich, und die Vögel schwiegen. Als er bei einer alten Parkbank vorbei kam, blieb er kurz stehen. Es war ihre Bank gewesen. Hier hatten sich Lili und er des öfteren getroffen, wenn sie etwas Zeit erübrigen konnte. Augur fröstelte, vorbei war vorbei, und mit energischen Schritten eilte er heimwärts.

Er bewohnte jetzt die Räume, in der früher die Widerstandsbewegung untergebracht war und die einst Doors gehört hatten. Wer würde denn schon vermuten, dass sich so eine Anlage unterhalb einer Kirche befand. Augur tippte den Öffnungscode ein. Verflixt, was war denn nur heute los. Dreimal musste er den Code eingeben, bevor die Tür aufsprang. „Licht an”, befahl er, doch nichts geschah. Mit einiger Verspätung und nochmaligen Licht an, klappte es dann doch noch. Dieses verdammte neue Hologramm, es funktionierte noch nicht so wie es sollte. Er musste wohl noch einige Änderungen vornehmen. Dieses war noch eigensinniger als Holo-Lili. Er musste..., doch sein Gedankengang wurde durch ein lautes mehrstimmiges „Fröhliche Weihnachten Augur” unterbrochen.

Augur war unfähig zu sprechen, sich zu bewegen, so erschrocken war er. Wie waren die bloß alle hier herein gekommen? Da standen nun Reneé, Dr. Park, und Jonathan Doors mitten in Augurs Quartier und freuten sich, dass ihnen die Überraschung gelungen war. Reneé hatte das unwiderstehliche Bedürfnis, laut loszulachen, zu dämlich war Augurs Gesichtsausdruck. Und dazu noch Augurs unmögliche Kleidung. Wie ein Buntspecht sah er aus. Sie konnte sich gerade noch beherrschen.

„Verdammt, wer hat euch meinen Zugangscode verraten? Ich habe ihn doch erst gestern geändert” war alles, was er hervorbrachte. Um sich gleich darauf selbst die Antwort zu geben. „Natürlich Liam. Mit dem werde ich noch ein Wörtchen reden müssen. Ich lasse doch nicht jeden hier herein.”

„Wir fanden unsere Idee eigentlich prima und wie man sieht, hat es ja auch geklappt, Ihr Blick, der war einfach”... , jetzt konnte es Reneé nicht mehr verhindern und lachte laut los.

Vorwurfsvoll sah er sie an. „Hören Sie sofort mit dem Lachen auf. Ich war nur ein wenig überrascht, denn ich habe mit so einem Überfall nicht gerechnet. Aber es ist schön euch zu sehen.” Jetzt grinste auch Augur übers ganze Gesicht.

Dann wandte er sich an Reneé. „He, ich dachte, Sie sind heute nicht in der Stadt.”
„War ich auch nicht,” sagte Reneé „ich bin erst wieder seit kurzem hier. Ich habe die Angelegenheit schnell erledigt, was Sie hoffentlich zu schätzen wissen.”
„Das tu ich doch immer,” meinte er etwas ironisch.

In diesem Augenblick kam Liam ganz außer Atem herein gestolpert und alle Blicke wandten sich ihm zu.
„Ist alles in Ordnung?”, fragte Augur. Der Major nickte langsam, aber er hatte nicht den üblich gelassenen Gesichtsausdruck, was alle sofort bemerkten.
„Nun, was ist denn los”?, dabei schaute er neugierig zu Liam.
„Ich kann es nicht erklären, aber irgendetwas ist mit Da`an. Wenn ich nur wüsste was. Er hatte wieder eine Auseinandersetzung mit Zo'or. Es ging wieder einmal um den Widerstand. Danach war er sehr seltsam und hat es vermieden mir in die Augen zu schauen. Er war sonderbar und dann hat er gemeint, er brauche mich diese Woche nicht mehr, ich könnte mir frei nehmen. Er plant etwas, wenn ich nur wüsste was?”
„Bilden Sie sich das nicht ein Liam?” meinte Reneé.
„Möglich, aber wenn man bedenkt, was Da`an alles über mich weiß und über den Widerstand, dann kann man schon auf komische Gedanken kommen. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.”
„Liam, Da`an würde Ihnen doch nie etwas antun oder Sie gar verraten, denn dann müsste er doch Zo'or und der Synode erklären, warum er die ganze Zeit geschwiegen hat.”
„Genau, Reneé hat sicher recht. Vergiss es für heute. Morgen kannst du dir auch noch Gedanken darüber machen,” meinte Augur.
Kincaid drehte sich zu Doors um. „Und was ist Ihre Meinung dazu?”
„Meine Meinung, die kennen Sie ja. Sie sollten auf jeden Fall vorsichtig sein und den Taelons nicht zu sehr vertrauen.”
„Nein, das tue ich auch nicht. Aber Da'an ist nicht Zo'or.” Irgendwie fühlte er sich verpflichtet Da'an zu verteidigen.
„Für mich macht das keinen Unterschied,” erwiderte Doors kühl.

Augur schüttelte den Kopf. „Jetzt ist aber Schluss damit. Schließlich ist heute Weihnachten und deswegen seit ihr doch hier. Oder???

„OK, Augur, du hast ja recht, tut mir leid.” Als Liam sich jetzt zu den anderen setzte, musste er sich selbst zugestehen, dass es nichts brachte, weiter darüber nachzudenken. Das beste im Augenblick war abzuwarten.
Dank Dr. Park wurde die Stimmung bald besser. Sie konnte wunderbar erzählen, und sie lachten die ganze Zeit über ihre lustigen Geschichten und Witzeleien. So hatten sie Dr. Park bisher noch nie erlebt und es gelang ihr völlig, den Major seine trüben Gedanken vergessen zu lassen. Er lachte ebenso wie die anderen, was Augur sehr zufrieden stimmte. Seiner Meinung nach nahm Liam immer alles viel zu ernst.
Es herrschte eine heitere Atmosphäre und sogar Doors war locker und gelöst. Nichts erinnerte an den kalten Geschäftsmann und Widerstandskämpfer.
Es war spät nach Mitternacht, als sich alle von Augur verabschiedeten. Sie wären ja gerne länger geblieben, aber jeder von ihnen hatte morgen einen vollen Terminkalender.
Außer Liam.
Aber wie Augur in kannte, würde ihn Da'ans Befehl nicht abhalten, in der Botschaft aufzutauchen. Irgendeine Ausrede würde ihm schon einfallen.

Als alle gegangen waren, auch Liam, gab er dem Computer den Befehl, die Türen zu verschließen und wollte sich schon zurückziehen, als er einen Gegenstand bemerkte, den er vorher nicht gesehen hatte. Jemand hatte es still und leise hingelegt. Er nahm das Paket, das die Größe eines A3 Formates hatte, in die Hand um heraus zu finden, von wem es war. Eine kleine Karte mit den Worten: *Für Augur, für seine treue Freundschaft. Liam*, befand sich darauf. Augur musste erst mal tief durchatmen. So etwas hatte er noch nie von Liam erhalten. Ein Geschenk, das in buntes Papier eingewickelt war, das durch ein rotes Band gehalten wurde. Liam hatte sich große Mühe beim Verpacken gemacht und er hatte fast Angst es zu öffnen. Wer weiß was sich Liam da ausgedacht hatte. Schließlich siegte aber Augurs Neugier.

Vorsichtig begann er es auszupacken. Zum Vorschein kam eine schwarze Schachtel. Augur hielt den Atem an. Langsam öffnete er den Deckel. Vor ihm lag ein Porträt und man konnte erkennen, dass es von keinem professionellen Künstler gemalt worden war. Es stellte eine Frau in Uniform dar. Die Augen waren blau, das Haar tiefschwarz, das Gesicht wirkte ernst, obwohl sie lächelte. Kein Zweifel. Es war Lili. Wie um alles in der Welt war Liam zu diesem Bild gekommen. Mit zitternden Händen nahm er das Bild heraus und betrachtete es genau. Der Maler hatte es verstanden, Lilis Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen. Liam hätte ihm keine größere Freude machen können, aber verdammt er war auf so etwas nicht gefasst gewesen und es brachte alte Erinnerungen zurück.

Boone war Captain bei der hiesigen Polizei gewesen und hatte schon öfters seine Dienste in Anspruch genommen. Nach dem Tode seiner Frau, hatte Doors ihn überredet der Beschützer Da'ans zu werden und damit dem Widerstand zu helfen. Als er dann herausfand, wie seine Frau gestorben war, wollte er den Mörder unbedingt finden. Deshalb kam er mit Lili zu ihm. Zuerst war er ärgerlich gewesen und hatte Boone vorgeworfen die Regeln verletzt zu haben. Und dass er ihn vorher hätte fragen sollen. „Sie sollten sie kennen lernen, da sie mit mir zusammen arbeitet,” gab ihm Boone trocken zur Antwort. „Dies ist Captain Lili Marquette!”

Augur lächelte, sie hatte ihn von Anfang an in ihren Bann gezogen und er hatte sich mit den Worten „Oh ich mag sie, sie kann wieder kommen”, von Lili verabschiedet. Das tat sie dann auch. Es entstand eine tiefe Freundschaft, von seiner Seite war es schon mehr, man könnte es als Liebe bezeichnen. Doch Lili hat davon nie etwas erfahren.

Momentan gab es nicht viel in seinem Leben, was für ihn von Wert war. Der einzig wahre Wert war seine Freundschaft zu Liam. Seit Lilis Tod, hatten sich seine Prioritäten geändert. Seine Mitarbeit im Widerstand hatte ihm fast alles gekostet, was er besessen hatte. Dies war nicht sein Kampf. Wäre da nicht Liam gewesen, hätte er sich schon längst ganz vom Widerstand distanziert. Aber er fühlte sich für Liam verantwortlich, jetzt da Lili ihr Versprechen, das sie Beckett gegeben hatte, nicht mehr halten konnte.

Er schob den Sessel zurück und stand auf. Es war nur Zeitverschwendung über die Vergangenheit nachzudenken. Nichts und Niemand konnte sie mehr ändern. Es wird nie wieder so sein, wie es einmal war. Jetzt zählte nur mehr die Zukunft, egal wie sie auch sein würde.

Eines hätte er nur zu gerne gewusst, wie Liam zu diesem Bild gekommen ist. Ihn selbst fragen konnte er sich sparen, denn der würde es nicht sagen.
„Kannst du es mir vielleicht verraten,” dabei sah er Lilis Bild an, als erwarte er von dort seine Antwort. „Nein, das habe ich mir fast gedacht. Du und Liam ihr habt schon immer zusammen gehalten. Dann blinzelte er Lili zu und murmelte leise „Schön, dass du doch noch zum Weihnachtsfest gekommen bist.”

 

ENDE

 

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