„Ich danke dir, Le'tar,” lächelte Da'an den anderen Taelon an.
„Kein Problem, Da'an,” erwiderte Le'tar, „und nebenbei, die Kleinigkeit obendrauf ist von mir.”
Dann verabschiedete er sich mit dem Taelongruß und verschwand aus Da'ans Räumen auf dem Mutterschiff.
Da'an schien zu leuchten. Schon lange hatte er sich nicht mehr so wohl und entspannt gefühlt, frei von taktischen und politischen Überlegungen und frei von Streitereien mit Liam und Zo'or. Heute zählte etwas anderes. Er spürte die Aufmerksamkeit seiner Freunde und wollte sich später eine lange Ruheperiode gönnen, um intensiver mit ihnen zu kommunizieren.
Und hier hielt er eine kleine Schachtel in den Händen. Le'tar hatte es ihm gerade vorbeigebracht, es war frisch von der Heimatwelt gekommen. Von Zu'rii, einem alten Freund von ihm. Er wusste, welcher Tag heute war. Der Tag, an dem er vor vielen, vielen Zirkeln nach einer langen Vorbereitungszeit das Pa'ra'sh'ta'lar bestanden hatte. Sie hatten sich gemeinsam darauf vorbereitet, Zu'rii und er und seine alten Freunde, die momentan gespannt darauf lauerten, dass er endlich das Kästchen öffnete.
Jetzt tat er es. Darin war ein langes, weichfließendes Kleid. Die Farben des Kleides flossen ineinander und bildeten wunderschöne Muster. Zu'rii hatte es gemalt. Da'an erkannte seine „Handschrift”. Mit einem Gedanken löste Da'an seine menschliche Fassade und den blau-lilanen Overall auf und zog das Kleid über. Es passte wunderbar zu seiner Form und seinen blauen Energielinien. Natürlich, nach vielen Zirkeln erreichte man die nächste Stufe. Durch die langen Wirren des Krieges hatte er solche Dinge fast vergessen. Was zählte das schon, wenn man ums Überleben kämpfte? Für seine alten Freunde zählte es. Er ließ sie seine Dankbarkeit und Freude spüren und bemerkte lächelnd ihre Zufriedenheit darüber.
Gespannt stürzte er sich auf eine kleine, ovale Form, die von Le'tar. Woher wusste er eigentlich davon? Er war doch viel jünger. Lächelnd fiel es Da'an jedoch ein. Le'tar ... er war so süß gewesen.
Da'an öffnete die Form und darin leuchtete ein Stern, ein Wegweiser im Dunkeln des Pa'ra'sh'ta'lar. Vorsichtig heftete er die geöffnete Form an seine Brust, dort wo sie hingehörte.
Da'an war entspannt und so glücklich, und er hatte Zeit. Langsam ging er zu einer Seite des Raumes und öffnete eine Nische mit seiner Hand, indem ein System sein individuelles Energiemuster scannte und überprüfte. Seine Nische. Der Platz mit seinen persönlichen Sachen. Wie lange hatte er nicht mehr hineingesehen?
Er lachte leicht auf, als er seine alte Uniform sah. Die, die er als General getragen hatte, während er niederentwickelte Rassen erobert hatte. So lange hatte sie ihn begleitet und so kurz lag sie erst dort.
Auf der Uniform lag ein zarter Stirnreif, der nach seinen Energielinien geformt war und sie betonte. Er schimmerte in sanftem Orange und in der Mitte tiefrot. Vorsichtig hob Da'an ihn zu sich und erinnerte sich wohlig erschaudernd an den Moment, als T'than ihn auf seinen Kopf gesetzt hatte. T'thans Blick, das Flackern seiner Energie ... und seine Stimme ...
Bald würde T'than zur Erde kommen. Es würde nicht gut für die Menschheit sein. Ob sich ihr unvermeidbarer politischer Disput auch auf ihre Freundschaft auswirken würde? Und ob T'than sich noch an sein Geschenk erinnerte?
Nachdenklich legte Da'an den Reif zurück und ließ seine Finger über die Uniform zu seiner Relikt-Ecke gleiten. Alte Taelon-jaridianische Stücke und Schriften, Taelon-Symbole. Dinge, die ihm viel bedeuteten, die wertvoll waren. Ehrfürchtig strich er über eine alte Schrift, „Die Anfänge der Taelon-Gemeinschaft”. Schon in ihr war der Konflikt zwischen den beiden ehemals gleichartigen Rassen begründet. Er hatte Zo'or gezwungen, es zu lesen, obwohl der es als alte Schwarte abgetan hatte.
Da'an unterdrückte ein schmerzendes Gefühl, als er an sein Kind dachte und versuchte, nicht zu der Kiste neben der Uniform zu sehen. Dort waren Zo'ors erste Überlegungen und Übungen drin, die, die er gemacht hatte, bevor er sich für eine Kaste entschieden hatte. Künstlerische Werke mit guten Ansätzen. Warum hatte er diesen Teil von Zo'or nicht mehr gefördert?
Da'ans Stimmung trübte sich, aber dann sah er das Bild. Zo'ors Bild. Er hatte es ihm geschenkt, freiwillig, bevor Da'an zur Erde geflogen war, als noch nicht klar war, dass Zo'or auch dorthin kommen würde.
Zärtlich strich Da'an über das Gesicht seines Kindes und lächelte, erinnerte sich, vergaß die restlichen Gegenstände in der Nische. Gegenstände und Geschenke aus seiner Kindheit und die Bilder, von Zu'rii, von Partnern, die er gehabt hatte, von seinen Eltern, vom Heimatplaneten, von Freunden, Ritualen, ... die wenigen Bilder in seiner Nische wurden aufgefüllt von den Bildern in seinem Kopf. Und lächelnd saß das Mitglied der Synode Da'an auf dem Boden seines Raumes, umgeben von einem wunderschönen Kleid und beschützt durch einen Stern, den Stirnreif auf seinem Kopf fühlend.