Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Da'ans Schuld” von Kelara/Anastasia   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Personen außer Velaz gehören den Eigentümern von Mission Erde/Earth: Final Conflict. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Da'an denkt über seine Vergangenheit und die seiner Rasse nach
Zeitpunkt:  zweite Staffel
Charaktere:  Da'an, [Zo'or, das Gemeinwesen]
 
Texte in ** sind Erinnerungen und Sätze in * ist gedankliche Kommunikation.
 

 

DA'ANS SCHULD

 

Da'an hörte wie sich die Tür zu seinen Räumen schloß. Er trat weiter ins Innere und genoß die beruhigende, liebkosende Strahlung der violetten Strukturen. Seine Hände strichen über sein Gesicht, und er spürte ihre sanfte Berührung. Er mochte seinen menschlichen Körper. Er fühlte sich wohl in ihm. Wenn er die Finger seiner menschlichen Hände im Zeitlupentempo bewegte, erschienen sie ihm seltsam und unheimlich faszinierend. Ähnlich war es, wenn er manchmal Liams Bewegungen folgte. Sie erweckten ein tiefes Staunen in ihm.
Jetzt legte er seine menschliche Fassade ab. Da'an betrachtete die leuchtenden Energielinien seines Körpers und verspürte eine tiefe Zufriedenheit. Sie verliefen in weichen Kurven und bildeten ein interessantes Muster. Ma'ru hatte sie schön gefunden und geliebt. Das Gemeinwesen hatte ihn, Da'an, schön gefunden - vor dem Krieg. Seit dem Krieg gegen die Jaridians waren Schönheit und Kunst nichts mehr wert. Sie erleichterten manchmal das Leben, indem sie einen kurzen Moment der Freude schenkten, aber wichtiger war ihr Überleben. Nur durch die Leistungen und Opfer jedes Mitgliedes der Taelon-Gemeinde war dieses Überleben möglich geworden. Opfer. Ja, sie hatten viel geopfert. Jeder hatte Geliebte verloren und vermißte ihre Präsenz. Jeder hatte Unterhaltung und Freude aufgegeben, um Waffen und Taktiken zu entwickeln, die ihren Philosophien nur deshalb nicht widersprachen, weil sie dem Überleben der Rasse dienten, die sie erdacht hatte.
Da'an spürte die fließenden und anmutigen Bewegungen seines Körpers. Was war aus ihnen geworden? Sie hatten sich von den Jaridians abgespalten, um Haß und Mord aufzugeben und zu diesen grausamen Empfindungen nicht mehr fähig sein zu können. Sie hatten die spirituelle Vollkommenheit erreichen wollen, hatten in einer Gruppe leben wollen, die all ihre Gedanken, Erinnerungen und Gefühle miteinander teilte, in der die Mitglieder sich nah waren und einander liebten.
Was war aus ihren Philosophien geworden? Da'an sah sich vor die Synode treten. Er hatte ein neues Konzept entwickelt. Überzeugend legte er seine Vision dar. Die Taelon-Rasse, geistig hochentwickelt aber körperlich schwach, könnte andere, niedriger entwickelte Rassen nutzen, ihren schwachen Intellekt ausnutzen und ihre physische Stärke benutzen, um ihre Feinde zu bekämpfen und letztendlich zu besiegen. „Eine geniale Idee”, hatte die Synode anerkannt. Die Philosophenkaste hatte geschwiegen. Und sie schwieg noch immer.
Was hatten sie getan? Da'an krümmte sich. Wieder kam ihm ein Bild in den Sinn, aus der Zeit als die Taelon bei Zelar waren. Sie waren dort freundlich aufgenommen worden. Königin Valaz, die Führerin der geeinten Völker von Zelar, hatte sie als hochgeachtete Gäste empfangen.

**Jetzt stand sie vor ihm. „Da'an, ich bitte Sie! Ihnen muß doch bewußt sein, was Sie meiner Rasse antun! Die meisten Versuche sind fehlgeschlagen. Die Kämpfer werden den Energiewaffen Ihrer Feinde nicht standhalten können. Das wissen Sie doch, Da'an!” Da'an sah sie an. Ihre fünf Tentakel zuckten nervös und leuchteten grün, ein Zeichen ihrer Angst und Verzweiflung. Auch der Rest ihres Körpers begann sich langsam zu verfärben. Das sanfte cremefarbene Gelb wurde erst zu einem warmen Moosgrün und verdunkelte sich dann ins Tannengrüne. Er bemerkte, daß Zo'or neugierig ins All auf Zelar blickte. Die Atmosphäre des Planeten veränderte sich rasch und bildete immer wieder neue Strukturen. Da'an suchte Zo'or im Gemeinwesen. Er fand ihn staunend und fasziniert vor. *Zo'or! Du mußt lernen, daß genaue Beobachtungen bei derartigen Treffen äußerst wichtig sind. Beobachte Valaz' farbliche Veränderungen! Jede Rasse hat ihre eigene Körpersprache, die ihre Gedanken und Empfindungen verrät. Es ist nötig, daß Du sie in der Phase des Kennenlernens und Einflußgewinnens entschlüsselst.* Sein Schüler wandte sich der Königin zu. „Königin Valaz”, begann Da'an, „wenn Ihre Soldaten jetzt nicht zum Einsatz kommen, werden die Jaridians in drei Tileps Zelar erreichen.” Seine Stimme wurde härter. „Wir haben schon zu lange gewartet. Ich habe Ihren Bitten immer wieder nachgegeben. Dafür ist jetzt keine Zeit mehr!” Er klang jetzt eiskalt, und er sah, daß sie aufgegeben hatte, denn vier ihrer Tentakeln hatten sich auf ihrem Rücken verknotet und die fünfte auf ihrem runden Kopf hing kraftlos herab. Sie waren jetzt fast schwarz gefärbt. „Da'an, bitte ... es ... es muß einen anderen Weg ...” Ihre Stimme wurde zu schwach, um gehört zu werden, obwohl sie weiterhin die Lippen bewegte. „In fünfzehn Karzats werden die Truppen starten.” Königin Valaz fiel in sich zusammen. Ihre Begleiter begannen sie zu umsorgen. Da'an wandte sich ab. Zo'or stand neben ihm, so dicht, daß er seine Wärme spürte. Sie sahen sich lange in die Augen. „Ich habe noch viel zu lernen, Da'an.” Da'an lächelte Zo'or beruhigend zu.**

Da'an stöhnte auf und sank zu Boden, als er daran dachte, was danach passiert war.
Natürlich hatten die zelassischen Soldaten keine Chance gehabt. Sie sollten die Jaridians auch nicht schlagen. Das war nie beabsichtigt gewesen. Dazu waren sie zu schwach. Sie sollten ihre Feinde nur aufhalten bis stärkere Truppen antransportiert werden konnten.

**Da'an, die Jaridians werden in 500 Karzats Zelar erreichen.” - „Dann bereite das Schiff auf den Interdimensionsraum vor, Zo'or.” Zo'or zögerte. Er trat vor Da'an. „Sollten wir die Zelassen nicht evakuieren? Wir könnten sie nach dem Angriff der Jaridians wieder auf Zelar aussetzen.” Da'an verneinte. „Es ist zu riskant. Die Jaridian-Schiffe haben ihre Höchstgeschwindigkeit noch nicht erreicht. Sie könnten früher als erwartet hier eintreffen.” - „Es befinden sich noch Millionen von Zelassen auf dem Planeten.” Bedauernd sinnte Da'an: „Ja, wir hätten die Auswahl der Soldaten nicht so stark einschränken sollen. Dann wäre mehr Zeit gewesen, stärkere Kampftruppen in diesen Sektor zu holen. Ein taktischer Fehler meinerseits.”
Als Zo'or nichts mehr erwiderte, ließ Da'an seinen kritischen Blick über ihn gleiten. „Zo'or, dieser Planet und seine Bewohner müssen geopfert werden.”
Kurz darauf glitten Zo'ors Hände über die Kontrollen des Schiffes. Er erlaubte sich einen letzten Blick durch das virtuelle Glas auf Zelar, bevor sie zum Interdimensionsflug übergingen.
„Ein guter Führer muß das tun können, was notwendig ist Zo'or!” Tief brannte sich diese Lehre seines Mentors in Zo'ors Wesen.**

Etwas schien in Da'an zu explodieren. Schuld. Er spürte, wie sich Schuld über ihn legte, tonnenschwer, belastend. Er konnte kaum atmen. Er schnappte nach Luft, versuchte sich aufzurichten und fiel wieder. Er fühlte sich so schwer wie seine Schuld und schien am Boden zu kleben. Er schrie und schrie und wurde immer lauter. Er hörte seine Klage durch das Gemeinwesen hallen. Was hatten sie getan?! Wie hatte er das tun können?!
Ein Schluchzen rann durch seinen Körper und weiter in seine Gedanken. Tersolle, Sh'zasz, Lar, Silun, Paim, Lamak, Boloz, Kren, Dabole, Miman. Einige wenige der Planeten, die sie ausgebeutet und zerstört hatten. Zerstörte Planeten, die nun kalt durch's All schwebten. Vernichtetes, verändertes Leben seinem Lebenswerten beraubt. Bestohlen von ihnen, der spirituellen Rasse. Sie hatten anderen das angetan ... Da'an fing heftig und unkontrolliert an zu zittern ... was ihnen selbst passiert war.
Ihnen wurde die geistige Einheit genommen und die Freude und die Ideale ihrer Gemeinschaft, ihr Sinn für das Schöne, und die Philosophenkaste wußte nichts mehr zu sagen. Da'an spürte die Besorgnis und das Mitleid anderer Taelons. Sie berührten ihn und trösteten ihn mit ihren Liebkosungen. Bald umgab ihn ein sanftes Stimmgewirr. „Es war nötig.” „Wir mußten überleben.” „Du hast uns gerettet, Da'an.” „Du hast deine Rasse gerettet.” „Da'an, es war richtig.” „Gräme dich nicht!” Und sie nahmen seine Schuld und verteilten sie auf sich, auf die Synode. Zärtlich flüsterten sie seinen Namen „Da'an!” „Da'an!”, und sie hüllten ihn ein in das Meer ihrer Empfindungen und verschmolzen miteinander.
„Da'an!” Selbst Zo'ors Stimme klang weicher als sonst. „Wenn du nocheinmal die Wahl hättest, würdest du etwas anders machen?”
Da'an ließ sich von dieser Frage treiben. Als er bei Zo'or ankam, gab es nur eine Antwort. „Nein”, flüsterte er ihm zu, „nein”.
Da'an hatte aufgehört zu zittern. Er fand sich lächelnd auf dem Boden seiner privaten Räume wieder. Und eine Woge der Liebe durchströmte ihn, als er an die Mitglieder des Gemeinwesens, an seine Rasse dachte. „Sie waren es wert!”, flüsterte er auf Eunoia. „Ihr Überleben rechtfertigt mein Handeln.”
Noch immer lächelnd nahm er seine menschliche Fassade an und betrat die offiziellen Botschaftsräume. In kurzer Zeit würde Liam hier eintreffen und ihn zu einem Empfang begleiten.

 

ENDE

 

Zurück zu Kelaras Seite / Back to Kelara´s page

 

Zum Seitenanfang