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  „Veränderung” von Alraune   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Die Taelons befällt ein geheimnisvolles Leiden
Charaktere:  Liam, Da'an [Mit'gai, Zo'or]
 

 

VERÄNDERUNG

 

Das Büro ist leer. In jeder Hinsicht. Nichts ist mehr von der Gegenwart dessen, der hier so viele Stunden verbrachte zu spüren. Langsam geht der Mann in die Mitte des Raumes. Seine Schritte klingen hohl, erzeugen hallende Echo's. Er sieht sich um. Auch er hat viele Stunden hier verbracht, hat als Beschützer von jenem gearbeitet, der nun fort ist, für immer. Seine ganze Art ist fort. Sie haben alles zurückgelassen, als sie gingen. Es war für sie nicht mehr von Bedeutung. Selbst der Krieg mit den Jaridians interessierte sie nicht mehr. Wozu auch, für sie gibt es keinen Krieg mehr. Ob die Jaridians es schon wissen? Der Mann kann diese Frage nicht beantworten. Aber wenn sie es wissen, sind sie gewiss ebenso überrascht wie die Menschen. Niemand hat damit gerechnet, dass es so endet.

 
* * *
 

Ein halbes Jahr früher
Mutterschiff, Erdorbit

°... nicht aufhalten. Es greift immer weiter um sich. Täglich gibt es Dutzende neuer Fälle.°
Interessiert lauschte Liam der Synodensitzung. Er wusste nicht worum es ging, doch er vermutete um eine neue Taelon-Krankheit. Vielleicht eine Epidemie. Wenn ja, sollte er in Erfahrung bringen, ob sie für die Menschen ansteckend war, die letzten Vorfälle dieser Art hatten einige Leben gekostet und sehr viele Menschen in Gefahr gebracht. Aufmerksam lauschte er weiter.
°Ihr müsst uns irgendwie Aufschub verschaffen. Wir brauchen noch etwas Zeit.° Zo'ors Stimme, er klang drängend, aber nicht besorgt. Es schien, als fürchte er das Kommende nicht.
°Aufschub ist möglich, aber nicht lange. Ich bin inzwischen ebenfalls betroffen, bald wird es mir nicht mehr möglich sein etwas zu tun. Ihr wisst, was mit uns geschieht.° Mit'gai. Er klang nicht ängstlich, traf nur eine Feststellung.
°Wie lange könnt ihr es hinauszögern?° Da'ans ruhige Stimme erklang und zog die Aufmerksamkeit auf sich.
°Bei allen noch nicht Betroffenen vielleicht noch drei bis vier Monate, bei den anderen ein paar Tage.°
°Das dürfte ausreichend sein.° Der Nordamerikanische Companion klang zufrieden.
Ausreichend wofür? Liam war verwirrt. Und was war nun eigentlich los? Mit'gai war schon betroffen, aber es schien keinem Sorge zu bereiten, niemand versuchte ernsthaft, das was auch immer geschehen sollte aufzuhalten, sie wollten es nur verzögern. Warum? Was kam da auf die Taelons und damit wohl auch auf die Menschen zu? Er konnte Da'an nicht fragen, der würde ihm wahrscheinlich keine oder nur ausweichende Antworten geben. Der Beschützer beschloss, eigene Nachforschungen anzustellen. Liam ging ohne sich den Rest des Gespräches anzuhören, was er im Nachhinein sehr bedauerte.

 
* * *
 

Einige Tage später
Nordamerikanische Botschaft, Washington

Er hatte keinen Erfolg gehabt. Alle Versuche, etwas herauszufinden, waren fehlgeschlagen. Dieses Geheimnis hüteten die Taelons zu gut. Es waren keinerlei Aufzeichnungen zu finden gewesen. Am Ende hatte er sogar Mit'gai aufgesucht, in der Hoffnung von diesem irgend etwas zu erfahren.

Der Heiler lächelte amüsiert. Seine übliche steife, arrogante Art war völlig von ihm abgefallen. Er sah ruhig und zufrieden aus. Nicht wie jemand, der bald sterben würde. Die Fragen des Majors schienen ihm nicht unangenehm zu sein, er würde sie nur nicht beantworten. Das wusste Liam schon, bevor Mit'gai zum Sprechen ansetzte. „Es steht mir nicht zu, Ihnen diese Information zu geben. Da'an wird Sie über alles in Kenntnis setzen, wenn er dies für angebracht hält.” Damit wandte er sich wieder seiner Arbeit zu, ohne den Menschen weiter zu beachten.

Verärgert hatte er das Labor verlassen und vorerst die Ermittlungen eingestellt.


Einige Tage später

Da'an hatte ihn zu sich gerufen. Er sollte ihn zu einem Meeting mit Zo'or auf's Mutterschiff fliegen. Vielleicht konnte er jetzt etwas in Erfahrung bringen. Was auch immer die Taelons verheimlichten, es konnte nichts Gutes sein, und er würde alles tun, um zu verhindern, dass die Menschen wieder einmal Opfer der Willkür der Taelons wurden.

Als er den Raum betrat, erschrak er zu Tode. Da'an kniete auf dem Boden, die Arme um seinen Leib geschlungen und stöhnte leise. Die Fassade des Taelons flackerte unstet, verschwand schließlich vollends.

„Da'an, was ist los?” Angstvoll kniete sich Liam neben den Companion, berührte ihn sanft an der Schulter, fühlte ihn am ganzen Körper beben.
Was fehlte ihm?
Einige Minuten später hörte das Zittern auf, und Da'an entspannte sich leicht.
„Da'an, sind Sie in Ordnung?” Ein besorgter Ton lag in Liams Stimme. Trotz allem war Da'an ihm doch sehr wichtig.
„Es geht ... mir gut, Major.” Da'an klang schwach und alles andere als überzeugend. Mit einer langsamen Bewegung entzog der Taelons sich der Berührung seines Beschützers und kam schwankend auf die Füße. „Machen Sie sich bitte keine Sorgen um mich.” Die Verletzlichkeit, die Da'an eben noch ausgestrahlt hatte, wich der Maske des Diplomaten.
Rätselhaft, nichtssagend, undeutbar.
„Lassen Sie uns aufbrechen, sonst kommen wir zu spät.” Mit diesen Worten wandte er sich dem Ausgang zu.
Liam, der immer noch auf dem Boden kniete, sah ihm einen Augenblick lang nur nach und beeilte sich dann aufzustehen und ihm zu folgen.


Das Meeting dauerte schon eine halbe Stunde, ohne dass etwas Wichtiges oder Interessantes zur Sprache kam.
Plötzlich begann Da'an heftig zu zittern, sank schließlich auf die Knie, als der Schmerz unerträglich wurde. Die Anfälle häuften sich, wurden stärker. Es würde nicht mehr lange dauern, das spürte er.
Eine leichte Berührung an der Schulter ließ ihn aufblicken. Zo'or stand vor ihm.
„Du solltest zu Mit'gai gehen. Keine Widerrede.”
„Ich wollte gar nicht ... widersprechen, ich stimme ... dir sogar ... zu. Ruf bitte ... Major Kincaid, ohne Hilfe werde ich es kaum ... schaffen”, gelang es Da'an keuchend hervorzubringen.
„Ja, natürlich.” Mit einer anmutigen Geste beendete Zo'or die Zusammenkunft und rief anschließend den Beschützer herein.


Liam war mehr als geschockt, als er seinen Companion erneut auf dem Boden vorfand. Was war nur los mit ihm? Es ging ihm anscheinend gar nicht gut. Das Überraschendste war allerdings, dass der Synodenführer besorgt zu sein schien. Fast beschützend stand er vor dem älteren Taelon, schien ihm Trost spenden zu wollen.
„Major, begleiten Sie Da'an zur Krankenstation.” Widerrede und Fragen würden nicht geduldet werden, das machte Zo'ors Haltung überdeutlich.
„Ja, Zo'or.” Vorsichtig näherte Liam sich seinem Companion. Er schob ihm beide Hände unter die Achseln und hob Da'an sanft auf die Füße. Der Taelon stützte sich schwer auf ihn, atmete ungleichmäßig und abgehackt. Liam beeilte sich ihn von der Brücke zu schaffen.


Der Weg zur Krankenstation war lang und mühsam. Da'an verlor wiederholt das Bewusstsein, und im wachen Zustand war er kaum fähig zu laufen. Schließlich gab Liam jeden Versuch, ihn dazu zwingen zu wollen, auf und hob den Taelon hoch, der schlang ihm einfach nur die Arme um den Hals und lehnte den Kopf gegen die Schulter des Mannes, die Augen geschlossen. Sorge wallte in ihm auf, als der Kimera-Mischling dieses Verhalten registrierte. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Nur was?
Er beschleunigte unwillkürlich sein Tempo, die letzten Meter legte er fast rennend zurück.


Der Anblick, der sich ihm beim Eintritt bot, brachte den jungen Mann allerdings zu einem sehr plötzlichen Halt. Im Raum standen Mit'gai und noch ein weiterer Taelon, dieser andere Taelon hielt ein Taelon-Kind auf dem Arm. Ein lachendes, sich lebhaft windendes Kleinkind, das seine Welt aus großen leuchtend blauen Augen ansah. Ein leichtes Keuchen entrang sich der Kehle des Majors. Er hatte geglaubt, die Taelons hätten keine lebensfähigen Kinder mehr, doch dort war der lebende Gegenbeweis. Da'an hob, anscheinend durch den plötzlichen Laut aufgestört, den Kopf. Als er die Szene vor sich sah, erschien ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht.
„Es funktioniert also, Mit'gai?” Da'ans leise Stimme weckte die Aufmerksamkeit der beiden. Sie hoben die Köpfe und sahen nun mit milder Faszination zu den beiden Neuankömmlingen.
„Major, eventuell wäre es besser, wenn Sie Da'an auf den Untersuchungstisch legen.” Mit diesen sanften Worten brachte der Heiler dem jungen Mann die Situation peinlich zu Bewusstsein, er hielt noch immer Da'an auf dem Arm. Errötend folgte er der Anweisung.
Allerdings nahm der Heiler nicht, wie er erwartet hatte, eine Untersuchung vor, sondern stellte Da'an lediglich ein paar Fragen in Eunoia, zu schnell als dass der Mischling hätte folgen können.
Offensichtlich zufriedengestellt, ließ Mit'gai ein paar Minuten später von seinem Mittaelon ab und widmete sich wieder seinem anderen Gast.
„Da'an, was ist hier los? Sie brechen zusammen und er hält es nicht einmal für nötig, Sie zu untersuchen.”
„Er weiß über meinen Zustand Bescheid, eine Untersuchung ist nicht nötig. Seien Sie unbesorgt.”
„Ich soll unbesorgt sein? Wie? Wenn ich nicht weiß, was die Taelons jetzt schon wieder vor den Menschen verbergen. Werden Sie das ebenfalls zum Anlass nehmen, irgendwelche Experimente durchzuführen, nur um sich selbst zu helfen?” Liam hatte die ganze Zeit nur flüsternd gesprochen, die letzten Worte hatte er jedoch gezischt. Da'ans Züge verschlossen sich zusehends. Ärger glomm in den blauen Augen auf.
„Es ist offensichtlich, dass Sie sich Ihre Meinung bereits gebildet haben. Es wäre nutzlos, Ihnen irgend etwas erklären zu wollen. Gehen Sie jetzt. Ich werde Ihre Dienste für den Rest der Woche nicht benötigen.” Es geschah selten, dass Da'an so verärgert reagierte, daher war sein Beschützer auch völlig überrumpelt. Normalerweise schickte der Taelon ihn nicht für mehrere Tage weg, es sei denn ...
Es sei, er wollte ihn aus dem Weg haben, um seine eigenen Pläne zu verfolgen. Eisige Wut kochte in ihm hoch. Da'an würde ihn einmal mehr hintergehen. Mit einer heftigen Bewegung drehte er sich um und ging, warf keinen Blick zurück.


Ende der Woche
Kurz nach Sonnenuntergang
Nordamerikanische Botschaft, Washington

Liams kurzfristige Verbannung war beendet. Da'an hatte ihn zu sich gebeten, um ihm etwas mitzuteilen. Der junge Mann hatte sich absichtlich Zeit gelassen, wollte den Zorn des Taelons herausfordern. Es war jedoch nichts geschehen, weder hatte Da'an ihn erneut kontaktiert, noch waren Volunteers aufgetaucht, um ihn zur Eile zu gemahnen. Immer noch betont langsam schritt er in das Büro. Der Raum lag im Halbdunkel, offensichtlich wollte Da'an es so. Es dauerte einen Moment ehe er den Taelon bemerkte. Er saß auf seinem Thron und starrte voller Faszination hinaus in das Dunkel der Nacht, als sähe er sie zum ersten Mal, oder vielmehr als nähme er sie zum ersten Mal wirklich wahr.

“Come with me now
as daylight ends;
the sun sinks low,
black night descends,
into a world of sleep and dream,
moon and starshine
and lamplight gleam,
Enter now and join the dance
of creeping shadow
and midnight trance,
This is the dark kingdom
where colors change,
Streets grow longer
and mystery reigns,
Enter now and join the dance.”


”Da'an, ich verstehe nicht ganz ...” Die Begrüßung war ein wenig ungewöhnlich ausgefallen. Normalerweise pflegte Da'an keine Gedichte zu rezitieren und noch dazu solche.

„Verzeihen Sie Liam, es war nicht meine Absicht, Sie in Verwirrung zu stürzen, doch mir ist zum ersten Mal die Bedeutung, die hinter diesen Worten steht, klargeworden. In gewisser Weise muss man die irdische Poesie ebenso fühlen können wie unsere Sprache, kann man das nicht, bleibt beides unverständlich. Dieses Gedicht war lange unverständlich für mich. So viel Bewunderung, so viel Ehrfurcht für etwas, das die meisten Menschen als beängstigend empfinden. Aber der Dichter hatte recht, die Nacht hat einen Zauber, dem man sich nur schwer entziehen kann. Ich spüre es.”

Der junge Kimera-Mischling verstand nicht, was der Taelon da von ihm wollte.
„Sie haben mich doch sicher nicht hergerufen, um zu philosophieren.” Ein harter Unterton lag in seiner Stimme, er war fest entschlossen, sich nicht besänftigen zu lassen.
„Ja. Ich wollte Ihnen mitteilen, dass Ihre Dienste nicht länger benötigt werden. Die Taelons werden die Erde bald verlassen. Es gibt für uns keinen Grund mehr zu bleiben.”
„Sie wollen gehen? Einfach so? Können Sie mir das erklären oder steckt wieder eines Ihrer Geheimnisse dahinter? Haben Sie vielleicht eine andere Spezies gefunden, die Ihren Zwecken dienlicher sein kann?”
Da'an schien innerlich bis Tausend zu zählen oder die Taelon-Variante dieser Beruhigungsübung durchzuführen, jedenfalls dauerte es eine Weile, ehe er antwortete.
„Nein Liam, nichts davon. Für uns ist der Krieg beendet.”
„Ach, auf einmal? Wie kommt das? Haben Sie einfach beschlossen, nicht mehr mitspielen zu wollen oder gibt es einen triftigeren Grund?” Liams Stimme troff vor Sarkasmus. Er glaubte kein Wort des Taelons.
Da'an seufzte leise und ließ seine Fassade fallen. Von einem Moment zum anderen war der Raum hell erleuchtet durch Da'ans Energie. Liam konnte es nicht fassen, wie sehr sein ehemaliger Mentor sich verändert hatte. Der Taelon schien nun eine Art kompakter Energiemasse zu bilden, von seinem Inneren war nichts zu sehen. Dafür war das Äußere um so klarer erkennbar, Da'ans Gesicht so wie es mit der Fassade aussah, nur dass die ‚Haut’ aus bläulichweiß glühender Energie gebildet wurde, mit dem Körper mochte es das Gleiche sein, doch durch den Overall war nichts zu erkennen, einzig jenes fortgesetzte Glühen. Es schien, dass sich die Probleme der Taelons von selbst gelöst hatten.
„Sie haben sich weiterentwickelt”, brachte Liam nach atemlosen Sekunden des Staunens hervor. Was für ein Unterschied. Da'an strahlte solche Stärke aus, er wirkte nicht mehr müde sondern ... lebendig. Das war das einzige Wort, das jene Kreatur dort vor ihm treffend beschrieb. Das Leben selbst schien ihn dort sanft anzulächeln. Jenes Wesen kannte keinen Zorn und Hass mehr. Dafür schien Da'an um so neugieriger auf das Kommende zu sein, auf all die Erfahrungen, die ihm und seinem Volk noch bevorstanden, er konnte es augenscheinlich kaum erwarten, wirkte unglaublich ungeduldig. Zu lange hatte er darauf warten müssen.
„Wir hatten nicht damit gerechnet. Wir glaubten, unsere Entwicklung sei vorerst abgeschlossen, doch wir haben uns geirrt, sie hat nur geruht. Inzwischen verändert sich einer nach dem anderen. Unsere schlafenden Brüder erwachen, ebenso unsere Kinder. Sie leben, Liam.” Schiere Freunde bei diesen Worten. „Ich habe Freunde und Verwandte zurückerhalten, die ich niemals wiederzusehen glaubte. Ich weiß nicht, warum das ausgerechnet jetzt geschieht, keiner von uns weiß es. Vielleicht werden wir die Antwort darauf finden, doch ich glaube es nicht.”
„Was ist mit den Jaridians? Geschieht mit ihnen das Gleiche?” Dieser Punkt interessierte Liam nun doch. Die Taelons würden gehen, das war offensichtlich, doch ihre Feinde ebenfalls?
„Ich fürchte nein, Liam. So weit wir es feststellen konnten, geschieht bei ihnen nichts dergleichen.” Leises Bedauern schwang in diesen Worten mit, die leuchtenden Augen schlossen sich einen Moment.
„Sie müssen jetzt gehen Liam. Was die Jaridians angeht, sie werden noch einige Zeit nichts von unserem Verschwinden bemerken, unsere automatischen Verteidigungssysteme werden sie ein paar Monate hinhalten. Zeit genug für die Menschen, sich vorzubereiten. Unsere Technik und unsere Daten dürften dabei hilfreich sein. Wir haben dafür keine Verwendung mehr.” Hier sprach deutlich Stolz aus dem Taelon.
Der junge Mann entschied, dass es besser wäre zu gehorchen und später in Ruhe über das Neue nachzudenken. Erst da wurde ihm bewusst, das dieser Abschied ein endgültiger war. Er wurde Da'an nicht wiedersehen. Niemals. Der Schock traf ihn hart. Bis eben hatte er nur ruhig zugehört und hingenommen, was ihm da gesagt wurde, doch jetzt begehrte ein Teil von ihm auf. Er wollte nicht, dass Da'an ging, trotz all ihrer Streitigkeiten war der Taelon für ihn doch das gewesen, was einem Elternteil am nächsten kam. Doch ihm blieb nichts anderes übrig. Da'an würde gehen, ob nun mit der Einwilligung seines Beschützers oder ohne sie, schon jetzt wirkte er, als sei er in Gedanken in anderen Welten.
„Leben Sie wohl, Da'an”, murmelte er leise und führte den Taelongruß aus, welchen sein Gegenüber anmutig erwiderte.
„Leben Sie wohl, Liam und viel Glück.”
Das waren die letzten Worte, die Da'an jemals an ihn richtete. Die schimmernde Gestalt lächelte ihm noch ein letztes Mal zu und verschwand dann.
Einen Augenblick stand der ehemalige Beschützer wie versteinert da, dann ging er ebenfalls, es hielt ihn nichts mehr, außer der Erinnerung.


Gegenwart
Nordamerikanische Botschaft

Einige Wochen später verschwanden sie völlig. Er ist der einzige Mensch, der wirklich weiß, was geschehen ist, doch er wird es niemandem sagen. Ein paar Mischlinge sind ebenfalls noch da, mehr als der Mann erwartet hat, fast hundert. Er hat nicht gewusst, dass Da'ans Projekt solche Ausmaße angenommen hat. Nun ist er für sie verantwortlich, er führt sie. Sie müssen nun ihren Platz in dieser Welt finden, sie sind noch so jung, und die Taelons können ihnen nicht mehr helfen.
Die Menschen nutzen jetzt die Technik der Taelons, um sich auf die Ankunft der Jaridians vorzubereiten, denn diese werden herkommen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ob es ein friedliches Miteinander geben wird, bleibt abzuwarten.
Der Mann wirft noch einen letzten Blick durch den Raum. Nimmt in Gedanken erneut Abschied. Dann geht Liam Beckett. Er muss sich nun nicht mehr verbergen. Er hat seine Maske abgelegt. Vielleicht ist er bald gezwungen, eine neue zu tragen. Er hofft, dass das nicht der Fall ist, doch er ist bereit. Er wird seine Heimat stets verteidigen, auch wenn er nie ganz Teil davon sein wird. Etwas von ihm ist dort draußen unter den Sternen, bei den Taelons, die nun frei sind, ihre eigenen Gedanken, die letzte Grenze ihrer Wünsche. Liam lächelt leicht bei diesem Gedanken, vielleicht hatte Da'an mehr Einfluss auf ihn, als sie beide dachten. Er wünscht sich bei ihm zu sein, doch seine Pflicht liegt hier, er kann sie nicht verleugnen. Es gibt viele, die ihn brauchen. Vielleicht, eines Tages ...

 

ENDE

 

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