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  „Sturm” von Alraune   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Da'an legt sein Amt als nordamerikanischer Companion nieder und kehrt zur Taelon-Heimatwelt zurück. Zo'or und Liam wollen ihn zurückholen, aber es ergeben sich Probleme
Charaktere:  Da'an, Zo'or, Liam [Si'va, T'than]
 

 

STURM

 

Taelonbotschaft, Washington

Er war des Ganzen so überdrüssig. Eine Mischung aus Wut und Frustration bildete einen harten Knoten in seiner Brust. Die ständigen Streitigkeiten mit Zo'or und Liam, die Machtkämpfe in der Synode, T'than, der ihn abwechselnd umschmeichelte und bedrohte.
Da'an wollte einfach nicht mehr. Alles, was er sich noch wünschte, waren Frieden und Zeit genug, dass sein aufgewühlter Geist zur Ruhe kommen konnte. Abstand vom Krieg und dem Geschehen auf der Erde.


Brücke des Mutterschiffes, Erdumlaufbahn

„Du willst WAS?”, schrie Zo'or mit aufgerissenen Augen. T'than neben ihm wirkte, als habe er einen Schlag ins Gesicht erhalten.
„Ich will von meinem Auftrag auf der Erde entbunden werden und nach Hause zurückkehren”, wiederholte Da'an mit unbewegter Miene. Sein Entschluss stand fest, er würde sich nicht davon abbringen lassen.
Ruhig stand er vor Zo'ors Thron. „Ich wäre dir verbunden, wenn du meine unverzügliche Abreise genehmigen würdest, da ich nicht den Wunsch hege, noch länger zu bleiben.”

Die Hände des Synodenführers umklammerten krampfhaft die Lehnen seines Stuhls. Alles hatte er erwartet, als Da'an T'than und ihn um ein Treffen gebeten hatte, aber nicht das. Da'an würde gehen, er hatte den Kampf gegen ihn aufgegeben, hatte ihn aufgegeben. Ein unkontrollierbares Zittern durchlief Zo'ors Körper. Er spürte, es war kein Bluff. Da'an würde ihn im Stich lassen, endgültig. Die Kämpfe, die auch ihn belastet hatten, würden enden.
Zo'or versuchte, zu antworten, doch wollte ihm seine Stimme nicht gehorchen. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihm krächzend, „Wenn du es so wünschst, kannst du gehen”, hervorzubringen.

„Gut.” Da'an nickte zufrieden. Er hatte seine beiden Kontrahenten im Auge behalten, hatte mit stiller Zufriedenheit das Erschrecken in ihren Gesichtern gesehen. Vermutlich wurden durch seine Abreise alle ihre Pläne zunichte gemacht und sie fragten sich, was er jetzt vorhatte. Sie wären sicher erstaunt, wenn sie es wüssten. Der ehemalige nordamerikanische Companion sah sich beim Verlassen der Bücke noch einmal genau um. Es würde wohl eine lange Zeit vergehen, ehe er hierher oder auf die Erde zurückkehrte, wenn überhaupt. Er bedauerte es nicht. Alles, was er fühlte, war Erleichterung, das alles hinter sich lassen zu können. Er schritt in Richtung Portalraum, in Gedanken bereits am Ziel.


Ehemaliges Hauptquartier des Widerstandes, Erde

„Da'an hat gekündigt?” Augur klang verwirrt.
„Und ist abgereist”, fügte Liam hinzu. Er konnte es noch immer nicht fassen. Da'an war gegangen, er hatte sich nicht einmal von ihm verabschiedet.
Es war Agent Sandoval, der ihn über die Abreise des Taelons informiert hatte. Er hatte ihm auch mitgeteilt, dass er, Liam, von nun an der Beschützer des neuen nordamerikanischen Companions, Si'va, sein würde.
Der Kimera-Mischling fühlte sich enttäuscht. Ja, Da'an und er hatten Differenzen gehabt, aber mit einem solchen Ende ihrer Beziehung hatte er nicht gerechnet. Er verspürte einen kurzen scharfen Schmerz in der Brust, er konnte sich nicht einmal bei seinem ehemaligen Mentor entschuldigen, ihm sagen, wie leid ihm alles tat. Er wusste nicht, wo Da'an sich jetzt aufhielt, geschweige denn, wie er zu ihm kommen konnte.
Der Mann verspürte den Wunsch, sich in eine Ecke zu verkriechen und zu weinen, wie das Kind, dass er eigentlich noch sein sollte.
„Was wird nun mit dir?” Diese Frage riss Liam aus seinen trübsinnigen Gedankengängen.
„Ich werde der Beschützer von Da'ans Nachfolger”, murmelte er.
„Na, das klingt ja nicht sehr enthusiastisch. Eigentlich solltest du doch froh sein, Da'an und du, ihr seid doch in letzter Zeit ständig aneinandergeraten.”
„Ja schon...” Liam seufzte.
„Trotzdem wirst du ihn vermissen”, eine erstaunlich sensible Feststellung, für Augur jedenfalls.


Einige Wochen später
Taelonbotschaft, Washington

Der Medienrummel um Da'ans Ablösung hatte sich gelegt und sein Nachfolger war problemlos akzeptiert worden.

Si'va, der neue nordamerikanische Companion, war ein wenig größer als Da'an und sehr feingliedrig, seine Bewegungen waren grazil, schienen jedoch stets zweckgebunden, als wolle er keine Energie verschwenden. Das einzig Auffällige an ihm waren seine Augen, groß und ausdrucksvoll und bisweilen von starken Emotionen erfüllt. Doch meist war seine Mimik undeutbar, als trüge er ständig eine Maske.

Liam mochte ihn nicht. Der Taelon verhielt sich ihm gegenüber sehr förmlich, ließ keinerlei Nähe aufkommen. Allgemein schien er für die Menschen nichts übrig zu haben. Mehr als einmal hatte Liam Verachtung und Abscheu in den blauen Augen blitzen sehen. Offensichtlich wollte Si'va genauso wenig hier sein, wie Liam ihn hier haben wollte. Bevor er sich noch weiter in diesen Gedanken vertiefen konnte, piepte sein Global. Mit einem verärgerten Knurren nahm er das Gespräch entgegen und fror förmlich in der Bewegung ein, als er den Störenfried erkannte.
„Zo- Zo'or, was kann ich für Sie tun?” Zu seiner großen Verlegenheit geriet er ins Stottern.
„Kommen Sie unverzüglich zu mir auf's Mutterschiff”, er ließ Liam keine Zeit zu antworten und unterbrach die Verbindung. Liam blickte zu Si'va, der nur bestätigend nickte.

Auf dem Mutterschiff angekommen, wurde er von einer Freiwilligen zu einem ihm unbekannten Raum eskortiert, wo Zo'or bereits auf ihn wartete.
„Danke Freiwillige, Sie können sich jetzt entfernen”, verabschiedete Zo'or die Frau ungewohnt freundlich und wandte sich dann dem Major zu.

Der hochgewachsene Alien kam ohne Umschweife zum Thema.
„Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie eine baldige Rückkehr Da'ans wünschen?”
Was sollte das nun wieder? Liam brach der kalte Schweiß aus. Welche Antwort erwartete Zo'or von ihm?

Der Taelon bemerkte das Zögern des Menschen und beschloss, sich etwas näher zu erklären. „Si'va ist mit seinem Posten unzufrieden, er wünscht die Rückkehr Da'ans und ich ebenfalls.”

Liam glaubte, nicht recht gehört zu haben. Er war auf vieles gefasst gewesen, nur nicht darauf. Er entschied, ehrlich zu antworten. „Ich ziehe Da'an als Companion vor und es ist offensichtlich, dass Si'va das Hier sein verabscheut.”

Der Synodenführer lächelte leicht bei diesen Worten, er wirkte zufrieden. „Dann werden Sie mich begleiten.”

Völlig überrumpelt, fragte Liam Zo'or nach dem Grund. Und wohin sollte er Zo'or begleiten?

„Wir müssen nach Taelon, Da'an aufsuchen und ihn dazu bringen, dass er wieder auf die Erde zurückkehrt. Keine weiteren Fragen jetzt, wir müssen uns beeilen.” Er schien sich bei diesen Fragen etwas unwohl zu fühlen.

Liam nickte bestätigend, äußerlich ruhig, doch innerlich jubelte er förmlich vor Freude. Flüchtig fragte er sich, warum ausgerechnet Zo'or Da'an zurückhaben wollte, aber im Moment erschien ihm das nicht weiter wichtig.

Zo'or fühlte sich erleichtert. Da'ans Beschützer würde ihn begleiten. Gemeinsam konnten sie seinen Elter vielleicht überzeugen, trotz dessen Sturheit.
Die letzten Wochen waren für ihn sehr unangenehm gewesen. Er hatte den Rückhalt vermisst, den ihm Da'ans Gegenwart stets geboten hatte. Seit dessen Fortgang war Zo'or allein und den ständigen Anfeindungen T'thans und seiner Verbündeten ausgesetzt. Er brauchte Da'an, ohne ihn konnte er nicht bestehen.
Er hatte schon mehrmals versucht, Da'an im Gemeinwesen zu kontaktieren, doch sein Elter hatte abgeblockt, hatte sich geweigert, mit seinem Kind zu sprechen. Entsprechende Versuche über den Datenstrom waren ebenso erfolglos gewesen, Da'an hatte sich verleugnen lassen.


Kista'li-Raumstation, Taelon-Orbit

Fasziniert betrachtete Da'an die astrometrischen Aufzeichnungen. So etwas bekam man nicht oft zu sehen. „Ich danke dir, dass du mir das gezeigt hast, Ki'na. Diese Vorgänge sind äußerst interessant, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen, dass sich eine große Anzahl von Taelon-Schiffen im Othala-Sektor sammelt.”
„Ja, durch die zunehmende Schwerkraft innerhalb dieses Sternenhaufens werden schwere interdimensionale Verzerrungen erzeugt. Ein äußerst seltenes Phänomen. Es ist sehr bedauerlich, dass wir es nicht näher erforschen können.”
Da'an lächelte leicht und sandte Ki'na durch das Gemeinwesen eine mentale Aufmunterung.
Für den Wissenschaftler war das nicht leicht, aber die Othala mochten keinen Besuch.

Als die Taelons damals in den Raumbereich jener Wesen eindrangen, rettete ihnen nur die Tatsache, dass sie es aus Unwissenheit taten, das Leben. Ihr Raumschiff war sofort und vollständig zerstört worden, doch die Besatzung war einige Tage später unversehrt auf Taelon aufgetaucht. Mit der Besatzung war jedoch auch eine unmissverständliche Warnung eingetroffen. Eine Stunde lang wurde sie auf allen Frequenzen gesendet.
*HALTET EUCH FERN VON UNS. JEDES SCHIFF, DAS IN ZUKUNFT UNSEREN RAUM VERLETZT, WIRD SOFORT VERNICHTET.*
Die Taelons nahmen dies sehr ernst und mieden seitdem jenen Raumsektor und jenes Volk, welches sie Othala nannten.

Doch für Ki'na, den Wissenschaftler, zählte im Moment nur, dass er dieses Ereignis nicht erforschen konnte, und das dämpfte seine Stimmung erheblich.

Da'an wollte gerade einen weiteren Aufmunterungsversuch starten, als er eine vertraute Präsenz im Gemeinwesen wahrnahm. Oh nein, was wollte er hier? Innerlich aufstöhnend begab sich Da'an in Richtung jener Anwesenheit und bereitete sich seelisch und moralisch darauf vor, seinem Kind gegenüberzutreten.


Major Liam Kincaid, ehemaliger Beschützer Da'ans und derzeitiger Beschützer Si'vas, fühlte sich sehr unwohl. Seit sie mit dem ID-Portal eingetroffen waren, war er Gegenstand der Aufmerksamkeit sämtlicher Taelons, denen sie begegneten. Obwohl keiner von ihnen eine Fassade trug, konnte er ihre Körpersprache problemlos lesen, wohl ein Teil seines Kimera-Erbes. Sie waren neugierig auf ihn, hatten noch nie einen Menschen gesehen und wollten mehr über ihn erfahren. Glücklicherweise hielt die Gegenwart Zo'ors sie von Nachforschungen ab.

Der Synodenführer fühlte sich ebenso unwohl wie der Major, wenn auch aus anderen Gründen. Er spürte, dass er nicht sehr willkommen war, die Taelons hier begegneten ihm zwar mit Respekt, aber mehr auch nicht. Auch waren sie nicht sehr hilfsbereit, als er sie nach dem Aufenthaltsort Da'ans befragte. Zo'or seufzte leise und machte sich auf eine längere Suche gefasst.

Das wurde jedoch nicht nötig, der Gesuchte kam nämlich auf sie zu, bedeutete ihnen, ihm zu folgen und führte sie dann in ein leeres Labor. Dort angekommen, drehte er sich um und blickte Zo'or abwartend an, den Mann beachtete er gar nicht erst.

Zo'or wusste nicht recht, wie er beginnen sollte. Major Kincaid rettete die Situation für ihn.

„Da'an, wir wollten Sie bitten, dass sie als nordamerikanischer Companion auf die Erde zurückkehren. Si'va ist nicht sehr glücklich mit dem Posten.” Zu Liams Überraschung brachte seine letzte Äußerung Da'an zum Lächeln. Seine Energielinien leuchteten auf, unterstrichen damit den Gesichtsausdruck.

„Es hat mich gewundert, dass er der Ernennung zum Botschafter zugestimmt hat, er steht nicht gern im Licht der Aufmerksamkeit. Allerdings habe ich nicht den Wunsch, auf die Erde zurückzukehren. Ich bin hier zufrieden und will den gegenwärtigen Zustand beibehalten.” Bei diesen Worten hatte Da'an sich seinem früheren Beschützer zugewandt und drehte sich nun wieder zu Zo'or. „Richte Si'va bitte mein Bedauern über seine misslichen Umstände aus.” Damit verließ er den Raum.

Der Major sah dem zarten Energiewesen fasziniert hinterher. Zum ersten Mal hatte er Da'an in seinem natürlichen Zustand gesehen. Erstaunt stellte er fest, dass er ihn ... schön fand. Er bewunderte die filigranen, wundervoll geschwungenen Energielinien, spürte die Stärke, gemischt mit Verletzlichkeit, die Da'an ausstrahlte. Er hatte in dem Taelon stets nur seinen Mentor und Verbündeten gesehen, später auch den Gegner und Feind, doch jetzt ... gänzlich ungewohnte Gefühle regten sich in ihm.

Zo'or war enttäuscht, so hatte er sich das Wiedersehen nicht vorgestellt. Es würde ein hartes Stück Arbeit werden, seinen Elter umzustimmen. Diese Herausforderung wollte er meistern und der Mensch würde ihm dabei eine größere Hilfe als erwartet sein. Deutlich hatte er den Blick gesehen, den dieser Da'an nachgeworfen hatte. Später mochte das zu einem Problem werden, doch im Augenblick war es sicher nur von Nutzen.

Plötzlich ging ein Alarm los. Laut und durchdringend wiederholte er ohne Unterlass immer und immer wieder das Gleiche:

FEINDLICHE ANNÄHERUNG

Geschockt blickten beide sich um und begaben sich dann zeitgleich in Richtung Ausgang. Einige Meter weiter fanden sie Da'an und einen weiteren Taelon, die sich schnell und aufgeregt miteinander unterhielten.

Noch ehe einer von ihnen dazu kam, Fragen zu stellen, wandte Da'an sich an Liam.
„Liam, bitte helfen Sie Ki'na, seine Aufzeichnungen zusammenzusuchen, und bringen Sie ihn dann zum ID-Portal. Zo'or, begleite den Major und bring dich ebenfalls in Sicherheit.”
Der Befehlston Da'ans reizte Zo'or zum Widerstand. „Major, tun Sie, was Da'an Ihnen sagt. Da'an, ich begleite dich.” Einen Augenblick schien es, als wolle sein Elter widersprechen, dann aber nickte er. „Gut, beeilen wir uns.” Da'an lief in Richtung der Steuerzentrale und Zo'or folgte ihm, so schnell er konnte.

Major Kincaid blickte den beiden beunruhigt nach. Wer oder was auch immer die Station angriff, er würde ein leichtes Spiel haben. Alle Kriegsschiffe der Taelons befanden sich außer Reichweite und würden nicht schnell genug hierher kommen können. Zumindest nicht ehe die Angreifer ein paar schwere Treffer gelandet oder, im schlimmsten Fall, alles zerstört hatten. Irgendjemand schien, diese Aktion gut geplant zu haben.

Noch während die beiden Taelons durch die Gänge eilten, erschütterten die ersten Treffer die Forschungsstation. Augenblicke später fiel die Energiezufuhr aus, das Licht flackerte und erlosch. Der Alarm verklang. Der Synodenführer blickte sein Elternteil verunsichert an. Der schien jedoch, genau zu wissen, was zu tun war, und so folgte er ihm weiterhin, Furcht machte sich in ihm breit. Ihr Weg führte sie vorbei an zum Teil schon vollständig zerstörten Räumen. Als sie die Zentrale erreichten, bot sich ihnen auch hier ein Bild der Vernichtung. Zo'or wusste, dass die Taelons, die hier gearbeitet hatten, tot waren, spürte ihren Verlust im Gemeinwesen . Diese abrupte Trennung, dann Leere, die folgte und fortan dort brannte, wo vorher das Selbst eines Taelons gewesen war.

Da'an machte sich an einer der Armaturen zu schaffen, versuchte die Selbstzerstörung der Station auszulösen, damit die Technik der Taelons nicht in die Hände der Angreifer, Jaridians, wie er aus den Sensoraufzeichnungen erfahren hatte, fiel. Die meisten Besatzungsmitglieder und Wissenschaftler waren bereits geflohen. Die Wenigen, die noch da waren, hatten bereits das Portal erreicht und auch er und Zo'or würden sich beeilen müssen, um noch rechtzeitig hinzukommen, sonst starben sie hier. In diesem Moment ertönte eine weitere Explosion, der Raum erzitterte, eine der Wände, hinter seinem Kind!, würde nicht mehr lange standhalten, zitterte schon bedenklich. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, warf Da'an sich über Zo'or, riss ihn im Fall aus der Gefahrenzone. Keinen Moment zu früh. Die Wand brach zusammen, begrub einen Teil der Zentrale unter sich. Da'an fluchte innerlich, er würde die Selbstzerstörung nicht mehr aktivieren können, der Schaltmechanismus war soeben zerstört worden. Sekunden später war das jedoch nicht mehr von Bedeutung für ihn, seine schlimmsten Alpträume wurden Realität, als mehrere schwer bewaffnete Jaridians hereinkamen. Zu seiner Überraschung wurden sie jedoch nicht getötet, sondern von den Jaridians auf ihr Schiff, einen Sokara-Kreuzer, gebracht. Man würde sie verhören! In diesem Moment dachte Da'an zum ersten Mal an Selbstmord.


Gefängniszellen, Jaridia

Gleich nach ihrer Ankunft auf dem Sokarakreuzer hatte man ihnen eine Art Energiestabilisator implantiert, um zu verhindern, dass sie sich in den Tod flüchteten.

Die Jaridians hatten schon mehrmals Taelon-Gefangene gehabt, die bei erster Gelegenheit Selbstmord begingen. Das wollten sie dieses Mal verhindern, ihre Beute war zu wertvoll.

Dann hatte man sie nach Jaridia gebracht und nun waren sie hier. Vor ihnen stand der Führer des jaridianischen Militärs und damit das Oberhaupt seines Volkes. Sein ganzes Gebaren drückte Stolz und Hochmut aus. Sein Gesichtsausdruck war höhnisch und amüsiert. „Ich hatte angenommen, es wäre weitaus schwieriger, mitten im Taelon-Territorium anzugreifen, aber das war bemerkenswert einfach und die ‚Beute’ hat diesen Ausflug mehr als lohnend gemacht.” Gemächlich ging er vor der Zelle auf und ab, starrte dabei die Taelons hinter dem Energieschild an, welche seinen Blick unerschütterlich erwiderten. „Ich weiß zwar nicht, wer du bist”, er wandte sich zu Zo'or, „aber da du noch ein halbes Kind bist, kannst du nicht sehr wichtig sein.”

Zo'or wollte ihn zornig zurechtweisen, aber die mentale Version eines in seine Seite gerammten Ellbogens hielt ihn davon ab. *Willst du unbedingt verhört werden? Du bist noch nicht so lange Synodenführer, dass sie davon wissen könnten,* kam es von Da'an, er hatte sich halb zwischen ihn und den Jaridian geschoben.

Dem war diese Handlung nicht entgangen, ein berechnendes Glitzern erschien in seinen Augen. „Aber wer du bist, weiß ich dafür um so besser.” Er blickte Da'an an. „Du hast uns in der Vergangenheit viel Ärger gemacht. Da du dich erwartungsgemäß nicht bereit erklärt hast, uns freiwillig zu unterstützen, werden wir dich überreden müssen.” Er winkte zwei Wachen herbei, die Da'an aus der Zelle zerrten.

Es dauerte mehrere Stunden, ehe Da'an zurückkehrte. Zo'or hatte die ganze Zeit auf seinen Geist gelauscht, aber sein Elter war abgeschirmt gegen ihn. Als die Wachen den älteren Taelon zurückbrachten, verstand er allerdings den Grund für die geistige Blockade. Da'an hatte seine Fassade verloren, so waren die ihm zugefügten Verletzungen deutlich zu erkennen. Ohne ein Wort oder auch nur eine mentale Note rollte sein Elter sich in einer Ecke zusammen.

Er wahrte dieses eiserne Schweigen auch in den folgenden Tagen, als die Wachen ihn wieder und wieder holten und zum Verhör führten. Zo'or fürchtete jedes mal um ihn, ohne Da'an wäre er völlig allein. Aufgrund der großen Entfernung konnte er das Gemeinwesen kaum noch fühlen. Es war ihm auch unmöglich, seinen Tod herbeizuführen. Und ständig fragte er sich, was man mit ihm anzufangen gedachte. Er war bislang kaum beachtet worden.


„Gib uns die Antworten, die wir haben wollen, und das hier hat ein Ende.”
Da'an spürte grauenvollen Schmerz, doch sein Wille wankte nicht. Er würde sein Volk nicht verraten.
Sein Foltermeister lächelte bösartig. „Wenn du es so willst. Dann wenden wir eben andere Methoden an.”
Der Taelon machte sich auf eine Fortsetzung seiner Qualen gefasst, doch statt dessen sah er, wie zwei Wachen den verängstigten Zo'or in den Raum zerrten. Was hatten sie vor? Eisiges Entsetzen hüllte seinen Geist ein.
„Da du nicht bereit bist zu kooperieren, werden wir es so versuchen müssen, vielleicht bist du um seinetwillen gesprächiger.” Dabei deutete er auf Zo'or.


Der Jaridian wandte sich dem Synodenführer zu, dessen Furcht inzwischen nackter Panik gewichen war. Er wehrte sich verzweifelt gegen den festen Griff, der sich um seine Arme schloss.

Die nächsten Stunden nahm er nur noch verschwommen durch einen Schleier aus alles verschlingender Pein wahr. Er wusste, man zwang Da'an, der Folter zuzusehen, er spürte dessen Entsetzten, als sei es sein eigenes, und er betete um ein baldiges Ende seines Leids, während der Raum von seinen Schreien widerhallte. Dankbar fühlte er schließlich die nahende Ohnmacht und ließ sich in ihre Arme sinken.


Als er erwachte, waren sie beide wieder in ihrer Gefängniszelle. Sein Kopf lag auf Da'ans Schoß und er blickte in seine liebevollen Augen. Seltsam, sein Elter war durch die Folter weitaus schlimmer als er zugerichtet worden, doch konnte er in dessen Geist nichts davon spüren. Da'an war völlig ruhig und ohne Angst. Es schien, als habe er eine schwere Last abgelegt und sei nun so völlig mit sich im Reinen, dass er den Schmerz seines Körpers nicht mehr fühlte. Dann brach sein Elter das tagelange Schweigen.
„Wie geht es dir?” Da'an lächelte sanft auf sein Kind hinab, Zo'or blickte in die Augen des über ihn gebeugten Taelons, sah sein Gesicht, das sich in ihnen spiegelte. Erst jetzt nahm er seinen eigenen Zustand wahr. Jede noch so kleine Bewegung tat ihm weh.
„Schlecht.” Müde schloss er die Augen.
„Mhm.” Die Hand seines Elternteils strich leicht über seine Wange und legte sich dann auf seine Schulter, die andere stützte seinen Kopf. Wärme flutete durch Zo'ors Körper, linderte die Qual, heilte seine Wunden. Gleichzeitig nahm Da'an einen sanften Rapport auf.

*Es ist besser, wenn wir nicht laut sprechen, der Raum wird überwacht.*
*Was ist passiert? Warum haben die Jaridians das Verhör abgebrochen?*
*Ich habe ihnen gesagt, was sie wissen wollten. Das glauben sie jedenfalls,* in den letzten Worten schwang deutliche Belustigung mit.
*Was genau hast du getan?* Zo'or war leicht beunruhigt durch Da'ans Erheiterung.
*Ich sagte ihnen, unsere Flotte würde sich im Sektor 482Beta sammeln. Wir nennen ihn auch Othala-Sektor.*
*Die Othala werden die Jaridian-Schiffe zerstören, wenn die in ihr Raumgebiet eindringen.*
*Ganz recht. Leider werde ich noch hier sein, wenn sie es herausfinden.*
*Wieso nur du? Ich glaube kaum, dass man mich freilässt.*
Da'an lächelte, *Was auch geschieht Zo'or, ich liebe dich. Vergiss das nicht,* seine ganze Zuneigung für Zo'or flutete in dessen Geist, bevor Da'an sein Vorhaben vollendete.
*Da'an, was hast du v...,* erneut versank der Geist des jungen Taelons in Dunkelheit.


Ehemaliges Hauptquartier des Widerstands, Erde

Liam war verzweifelt, er erinnerte sich an die Ereignisse, die zu Da'ans und Zo'ors Entführung geführt hatten. Wenn ich nur mit ihnen gegangen wäre. Diese Worte hämmerten ständig in seinem Kopf. Vielleicht hätte ich sie beschützen können. Schuldgefühl und Sorgen fraßen sich durch sein Inneres. Er hatte sich eingestehen müssen, dass er sich inzwischen weit mehr aus Da'an machte als früher, und die Unfähigkeit, ihm zu helfen, brachte den Kimera-Mischling fast um den Verstand. Er wusste, die beiden waren auf Jaridia, so viel hatte auch das Gemeinwesen in Erfahrung bringen können, und dass sie noch lebten. Doch Leben bedeutete in diesem Fall Verhör und Folter.
Das Piepen des Globals lenkte ihn von diesem Gedanken ab. Es war Sandoval und seine Nachricht ließ ihn vom Sofa rutschen. „Kommen Sie sofort aufs Mutterschiff. Zo'or wurde zurückgeschickt.”
Warum hatte man ausgerechnet den Synodenführer zurück geschickt? Das Verhalten, welches die Jaridians kurze Zeit später an den Tag legten, gab allen noch viel größere Rätsel auf. Wohingegen die weiteren Ereignisse eigentlich niemanden erstaunten.


Mutterschiff, irgendwo zwischen Erde und Jaridia in der Interdimension

Als er dieses Mal zu sich kam, blickte Mit'gai auf ihn herab. Der Heiler wirkte erleichtert.
Zo'or versuchte zu sprechen, doch es gelang ihm nicht, er griff nach Mit'gais Arm.
„Bitte lieg still Zo'or, du bist noch lange nicht gesund und versuch, nicht zu sprechen.”
Zo'or konnte diesem Rat jetzt nicht folgen, erst musste er wissen, was mit Da'an war. Über das Gemeinwesen machte er Mit'gai sein Anliegen deutlich.
„Wir wissen nicht, was mit Da'an ist. Er wurde vor ein paar Tagen vom Gemeinwesen abgeschnitten.”
TAGE??? Wie lange war er schon hier???
„Seit einer Woche. Die Jaridians glaubten, du seiest tot und schickten uns deine ‚Überreste’ als Warnung. Ich vermute, Da'an war für deinen Zustand verantwortlich?”
Zo'or nickte.
Der Heiler nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. „Ruh dich jetzt aus. Ich gebe T'than bescheid.”
Zo'or war zu erschöpft, um zu widersprechen. Augenblicke später war er wieder eingeschlafen.
Mit'gai blickte einen Moment auf den Schlafenden, dann kontaktierte er den Kriegsminister.


Einige Stunden später erwachte er und verließ trotz der heftigen Proteste Mit'gais die Krankenstation, um sich zur Brücke zu begeben. Dort traf er auf T'than, der auf seinem Stuhl saß, Agent Sandoval und Major Kincaid. Letzterer wirkte äußerst unruhig. Flüchtig regte sich Neugier nach dem Grund in ihm, doch erst musste er T'than und die Synode über die Ereignisse auf Jaridia in Kenntnis setzen.

Alle Anwesenden wirkten schockiert, als sein Bericht endete. T'than war der erste, der sich wieder fasste.
„Nun, das erklärt immerhin, warum die Jaridians fast ihre gesamte Flotte in diesen Sektor entsandten.” Dieser Umstand schien eine nicht geringe Verwirrung bei den Taelons und ihren Verbündeten ausgelöst zu haben, da sie sich ein so selbstmörderisches Verhalten nicht erklären konnten. Andererseits hatten ihre Feinde nichts von den speziellen ‚Eigenschaften’ dieses Teils des Weltalls gewusst. „Ich muss zugeben, dass ich nicht auf eine solche Idee gekommen wäre, und es hat funktioniert. Sämtliche Schiffe wurden zerstört, nicht eines ist entkommen.” T'than wirkte, als würde er sich bei dieser Vorstellung nicht sehr wohlfühlen. Dieses Schicksal hätte auch ihnen geblüht, hätten sie die Warnung ignoriert. „Der Rest der jaridianischen Streitmacht hat vor einigen Stunden bedingungslos kapituliert.”

Zo'or nahm dies zur Kenntnis, ohne sich wirklich dafür zu interessieren. Für ihn zählten im Moment ganz andere Dinge. „Wohin fliegen wir im Moment?” Er fragte eher, um die Stille zu durchbrechen, wollte es nicht wirklich wissen. Angestrengt überlegte er, wie er die Synode überzeugen sollte, nach Da'an zu suchen. Sein Elter war nur einer und vielleicht schon tot und auch nach der Kapitulation der Jaridians war ein solches Unterfangen sicher gefährlich.
Deshalb überraschte die Antwort des Kriegsministers ihn sehr.

„Wir halten Kurs auf Jaridia. Die Synode wünscht, dass wir Da'an suchen.”


Einige Stunden später
Jaridia

Zo'or spürte, dass Eile geboten war, wenn sie Da'an retten wollten. Er stellte ein Einsatzteam, bestehend aus ihm selbst, Sandoval, Kincaid, sowie einigen fähigen Freiwilligen, zusammen. Der Major hätte sich wohl nicht daran hindern lassen, mitzukommen, anscheinend fühlte er sich mitschuldig an den Ereignissen.

Mit einem Shuttle erreichten sie die Oberfläche und landeten in unmittelbarer Nähe jener Basis, in der sich Da'an noch immer befand.

Agent Sandoval blieb beim Shuttle, falls ein rascher Rückzug erforderlich sein sollte. Vorsichtig bewegten sie sich durch die nur spärlich beleuchteten Gänge, geführt von Zo'or, ständig auf unangenehme Begegnungen oder einen Hinterhalt gefasst, aber nichts geschah. Die Station war vollständig geräumt.

Sie fanden Da'an auf dem Boden seiner Zelle liegend. Die Jaridians hatten ihren ganzen Zorn an ihm ausgetobt. Seine Energielinien glühten nur noch matt, die zarten Strukturen schwer beschädigt oder zerstört. Sein Körper war bedeckt von Wunden, welche ihn noch mehr schwächten.

Tränen stiegen Liam in die Augen, er schluchzte in hilflosem Zorn, während er sich zu Da'an hinunterbeugte und den schwer Verletzten behutsam aufhob. Er wog kaum etwas. Schweigend eilten sie zum Shuttle zurück. Einzig das Geräusch ihrer Schritte war zu hören.
Doch bevor sie das Ziel erreichten, fühlte Liam, wie der Taelon in seinen Armen sich aufbäumte und verkrampfte, dann erschlaffte er. Der Kimera-Mischling verzweifelte, er spürte, wie Da'an ihm entglitt, wenn er nicht schnell etwas tat, würde er sterben.
Vorsichtig kniete er nieder, den Taelon auf seinem Schoß haltend, nahm dessen Hand und presste sie auf seine. Vorsichtig leitete er ein Sharing ein.

Liam bemerkte nicht, wie die anderen ihn umringten, fassungslos sein Tun beobachtend.

Er teilte seine Energie mit Da'an, während er auf der Suche nach dem Selbst des Taelon dessen Geist durchstreifte.

Flüchtige Erinnerungen, die nicht seine waren, erfüllten seinen Geist. Die meisten waren so schrecklich, dass er erschauerte. Er sah, wer Da'an gewesen war und zu was er wurde. Der Taelon hatte viel Unheil zu verantworten. Er spürte die Finsternis, die Da'an lange Zeit umgab, sah Entscheidungen, die der Taelon getroffen und Opfer, die er gebracht hatte; ebenso aber die Gründe für sein Handeln, teilte einen Augenblick Da'ans verzweifelten Wunsch, sein Volk zu retten. Und erfuhr dabei doch so wenig über ihn.

Auf der Erde hatte er sich verändert, einen anderen Weg gesehen. Boone hatte Da'an aus der Dunkelheit geführt, hatte ihm gezeigt, dass es noch Hoffnung gab, und ihn Schritt für Schritt auf dem Pfad begleitet, hatte ihm gegeben, was er sich ersehnte, Freundschaft und Akzeptanz.

Doch er, Liam, stieß Da'an zurück, als dieser ihn gebraucht hätte. Mit dem Starrsinn eines Kindes hatte er auf seinem Standpunkt beharrt, ohne zu wissen, wie weh er dem Taelon damit tat. Er hatte ihm Vorhaltungen gemacht, ihn bedroht, obwohl der Taelon versucht hatte, sich ihm verständlich zu machen.
Jetzt verstand er und der Schmerz, der diese Erkenntnis begleitete, war nur zum Teil sein eigener.

Endlich fand er Da'an. Sein Geist trieb in einem Meer aus Schwärze, abgeschottet gegen jeden Sinneseindruck und jede mentale Berührung. Eine kleine Flamme, die zu verlöschen drohte. Liam streckte seine Hände aus, berührte die Barrieren, versuchte, sie zu durchdringen. Erst nach mehreren Versuchen gelang es ihm.
*Da'an?*
Der Taelon wandte sich ihm zu, undeutbare Emotionen flackerten durch seinen Geist. Schließlich lächelte er leicht. *Was ist, Liam?* Die Umgebung veränderte sich, sie befanden sich nun auf Taelon, so wie es einmal gewesen war. Der Mann erkannte es durch Da'ans Erinnerungen wieder.
*Da'an, bitte kommen Sie mit mir, Sie können hier nicht bleiben.*
*Warum nicht?* Wieder dieses Lächeln.
*Weil Sie noch gebraucht werden,* flehentlich streckte Liam dem Taelon die Hand entgegen.
*Wer sollte mich noch brauchen?* Bitterkeit erfüllte diese Worte.

*Ich zum Beispiel.*
Liam fuhr erschrocken herum, als er Zo'ors Stimme erkannte. Auch Da'an wirkte überrascht. Der Synodenführer war sicher der letzte, den er hier erwartet hatte.

*Ich brauche dich, Da'an.* Zo'or war neben Liam getreten.
*Wozu, Zo'or? Wozu solltest du mich brauchen? Du hast mir in den letzten Jahren oft genug gezeigt, dass dem nicht so ist.* Da'an wirkte ruhig, doch waren seine Emotionen deutlich fühlbar. Zo'ors Antwort war ihm wichtig. Liam war verblüfft, er hätte nie angenommen, dass zwischen den beiden noch etwas anderes als Feindschaft bestand.

*Du bist ein wertvoller Verbündeter, außerdem hast du die Sympathien der Menschen und bist ein fähiger Botschafter.*

*Wenn das der einzige Grund ist ...* Da'an wandte sich ab, um zu gehen. Es hatte sich nichts geändert. Für Zo'or würde er nie mehr sein, dafür lohnte es nicht zu kämpfen, zu leben.

*Chi'ma'hé, bitte ... Du weißt, dass ich nie sehr gut darin war, meine Gefühle auszudrücken, aber ... * Sein Kind klang so hilflos. Als er sich umdrehte, sah er, dass Zo'or ihm ebenso wie der Major die Hand entgegenstreckte, mit dieser stummen Geste alles ausdrückte, was er empfand. Langsam trat Da'an näher an die beiden heran, zögernd, noch nicht wirklich überzeugt.

Chi'ma'he! Liam war erschüttert. Zo'or war Da'ans Kind. Das hatte er nicht erwartet. Diese beiden, die so verschieden, die Feinde waren, sollten verwandt sein? Er konnte es nicht glauben.
Das erklärte eine Menge.
*Da'an, Zo'or ist nicht der einzige, der auf Sie angewiesen ist.* Liam übermittelte dem Taelon seine Empfindungen, versuchte, ihm sein Bedauern über das Geschehene deutlich zu machen. *Bitte, geben Sie mir eine Chance, es wieder gut zu machen.*
Zu seiner unsagbaren Erleichterung ergriff Da'an endlich ihre Hände. Er hatte sich dazu entschlossen, ihnen zu glauben.
Schlagartig fand er sich in der Realität wieder. Da'ans Hand noch immer in seiner, spürte er den festen Griff des Taelons, sah in seinen Augen das neuerwachte Vertrauen.

Zo'or hatte beobachtet, was geschah und mit erschreckender Klarheit begriffen, dass sein Elter starb. Der Major würde allein nichts ausrichten können. Und er wollte etwas tun, nicht nur hilflos dastehen und zusehen. Hastig hatte er sich neben Da'an niedergelassen und dessen andere Hand ergriffen.
Noch nie hatte er sich seinem Elternteil so nah gefühlt, ihn nie so gut verstanden wie in diesem Moment. Er wusste jetzt eine Menge mehr, auch über die Identität des Mannes vor ihm. Der ältere Taelon hatte vieles vor ihm verborgen, aus gutem Grund, wie er sich eingestand.

Zögernd blickte Liam zu Zo'or, unsicher, was nun geschehen würde. Doch der Synodenführer nickte ihm anerkennend zu, lächelte dabei leicht und wissend. Liam schoss die Röte ins Gesicht, als ihm einfiel, was geschehen war. Er hatte alle seine Gefühle offenbart und nicht nur vor Da'an, Zo'or hatte sie ebenfalls gespürt. Verlegen wandte er sich wieder der Gestalt in seinen Armen zu. Da'an hatte seinen Kopf an die Schulter des Kimera-Mischlings gelehnt und die Augen geschlossen. Noch immer hielt er die Hände seines Kindes und seines Beschützers fest, als seien sie seine einzige Verbindung zum Leben.


Eine Woche später
Mutterschiff, Erdorbit

Trotz Liams beherztem Eingreifen war Da'an noch sehr geschwächt und daher nicht in der Lage, Widerstand zu leisten, als er zur Erde zurück gebracht wurde. Dort erholte er sich langsam von der Folter. An die Ereignisse auf Jaridia konnte er sich nur noch bruchstückhaft erinnern. Was in Anbetracht seines Zustandes, als sie ihn fanden, nur ein Segen sein konnte. So konnte er aber leider auch nicht erklären, was mit ihm auf Jaridia geschehen war, was ihn zu einer solchen Tat befähigt hatte. Das würde wohl immer ein Geheimnis bleiben, obwohl Da'an über dieses Thema mehr zu wissen schien, als er zugab.


Zo'or grübelte wieder einmal über den Kimera nach. Er verstand durchaus, dass Da'an das vor ihm geheim gehalten hatte, sein erster Impuls war gewesen, den Mischling hinrichten oder zumindest gefangen setzten zu lassen. Aber je mehr er darüber nachdachte ...
Er wusste, er könnte Da'an niemals so sehr lieben, wie dieser es sich wünschte, doch vielleicht konnte dieser ‚Mann’ ihm geben, was er sich so ersehnte. Er erinnerte sich noch deutlich an die Gefühle des jungen Mannes für seinen Elter. Das waren ungewohnte Gedankengänge für ihn und er würde sich noch eine Weile damit befassen, ehe er eine Entscheidung traf. Bis dahin vergnügte er sich damit, dem Major bei jeder Begegnung wissende Blicke zuzuwerfen und zuzusehen, wie er sich vor Verlegenheit wand.


Einige Zeit später
Mutterschiff, Erdorbit

Sie hatten gerade Si'va verabschiedet, welcher unverzüglich nach Da'ans Wiedereinsetzung als nordamerikanischer Companion hatte abreisen wollen. Liam versuchte schon seit längerem, mit Da'an zu sprechen, es hatte sich bisher aber keine Gelegenheit ergeben. Jetzt nutzte er die Gunst des Augenblicks. Nur was sollte er sagen?
„Warum ist Si'va eigentlich Companion geworden? Er mochte diese Arbeit doch überhaupt nicht.”

Da'an wandte sich ihm mit einem amüsierten Lächeln zu und sah ihm in die Augen, das heißt, er versuchte es, der Beschützer starrte derweil die Wand hinter ihm an.
„Si'va war schon immer ein sehr rätselhafter Charakter. Ich kenne ihn schon lange und er überrascht mich immer noch.” - kurze Pause - „Er hatte um diese Position gebeten, als er von meinem Rücktritt erfuhr, und da seine Qualifikation in dieser Hinsicht ausgezeichnet ist, bekam er sie auch. Aber wenn Sie mich nach seinen Beweggründen fragen, kann ich nur eine Vermutung anstellen. Si'va war immer ein guter Freund und ich denke, er hat einfach versucht, mir auf diese Weise zu helfen, in dem er den Posten bis zu meiner Rückkehr freihielt.”
„Si'va ist also tatsächlich ein Diplomat?” Liam mied eisern Da'ans Blick, schien inzwischen den Fußboden sehr interessant zu finden.
„Sogar ein sehr guter, nur schätzt er keinen übermäßigen Kontakt mit anderen Personen, so dass er in dieser Funktion schon länger nicht mehr tätig war.” Da'an beobachtete während dieser Worte die Mimik seines Beschützers, der sich in letzter Zeit in seiner Nähe ständig unwohl zu fühlen schien. Das hing wohl mit ihrer Verbindung auf Jaridia zusammen, was der Beschützer ihm offenbart hatte, schien ihm peinlich zu sein, vermutlich weil er nicht wusste, wie er, Da'an, zu der Sache stand. Ehrlich gesagt wusste er das selber nicht so genau, wie sollte er darauf nur reagieren? So zu tun, als sei es nie geschehen, war auch keine Lösung.

Da'an schwieg jetzt schon einige Minuten, ließ seinen Blick ruhelos schweifen. Liam konnte sich schon denken, bei welchem Thema seine Gedanken weilten. Die Sache schien ihm nicht angenehmer zu sein als Liam. Zögernd setze er sich in Bewegung, um weiterzugehen, als sich eine Hand um seinen Arm schloss. Er wandte sich um und fand sich Auge in Auge mit Da'an. Das Lächeln, das dieser ihm schenkte, war anders als sonst, es war mehr darin als Freundschaft. Dann entließ der Taelon seinen Arm aus seinem Griff und ging zum Shuttle. Liam beeilte sich zu folgen und lief schließlich an seiner Seite.

Da'an fühlte Liam zufrieden an seiner Seite und erinnerte sich dabei an Quo'ons Worte:
*Wir werden auf dieser Welt unser Schicksal suchen müssen ...*
Vielleicht hatte sein Schicksal ihn bereits gefunden. Die Zeit würde es zeigen.

 

Epilog
 

Si'va war endlich nach Hause zurückgekehrt und er wusste, ein Freund war es ebenfalls. Die Erde war zu Da'ans Heimat geworden, und auch wenn dieser das nicht erkannte, sah er, Si'va, es doch sehr deutlich. Ihm zuliebe war Si'va auf die Erde gegangen, obwohl er gewusst hatte, dass es Da'ans Platz war, den er okkupierte, und dass der Major Da'ans Beschützer war, nicht seiner. Alles andere wäre Selbstbetrug gewesen und so hatte er sich geweigert, diesen Planeten oder seine Bewohner zu mögen, obwohl es ihm sicher leicht gefallen wäre. Er lächelte, als er an das Abschiedsgeschenk dachte, welches er Da'an hinterlassen hatte.

Andernorts

Da'an öffnete den Datenstrom, um seine Arbeit aufzunehmen, und fand ein heilloses Chaos vor. Erst nach mehreren verwirrten Sekunden erkannte er, dass dieses Chaos Worte bildete:
EIN WEITER WEG NUR UM HIERHER ZURÜCKZUKEHREN daneben stand ein lachender Smiley. Da'an erkannte in dieser Arbeit die Handschrift eines alten Freundes. „Si'va!”, rief er halb empört, halb lachend.

Der Genannte empfing den Ausruf über das Gemeinwesen und lachte ebenfalls.

 

ENDE

 

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