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  „Besiege das Schicksal” von Alraune   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Boones Auftrag
Zeitpunkt:  zweite Staffel
Charaktere:  William Boone, Bel'lie [Da'an]
 

 

BESIEGE DAS SCHICKSAL

 
Kapitel 9:
Mission 2

 

Boone war nicht sehr angetan von der Aussicht einer außerordentlich weiten Reise. Auf Da'ans Anraten hatte er einige Sachen eingepackt, da er wohl mehrere Tage brauchen würde um zum Erfolg zu gelangen. Tage, in denen Da'an mit Sandoval allein war. Nun er zweifelte nicht daran, dass der Kimera Da'an nichts Böses wollte, doch trotzdem widerstrebte es ihm die beiden allein zu lassen. Boone war sich nicht sicher, ob der Taelon und der Kimera den unsicheren Frieden würden halten können, den sie bislang aufgebaut hatten. Die beiden verhielten sich zwar wie Freunde, doch stets war eine gewisse Vorsicht, gegenüber dem anderen, in ihrem Verhalten zu bemerken.
Auch machte er sich Sorgen, dass seine Abwesenheit auffallen könnte. Zo'or war ein aufmerksamer Beobachter, dass Boone ein paar Tage lang schlicht vom Angesicht der Erde verschwand, entging ihm gewiss nicht.
Was Jonathan Doors dazu sagen würde, mochte er sich gar nicht erst vorstellen. Und die Vorstellung eines Taelon-Widerstandes war selbst für ihn kaum denkbar. Doch Da'an hatte ihm genau dorthin geschickt. Der Taelon hatte ihm geraten nicht zu erwähnen wer ihn geschickt hatte, da sein Bekannter alles andere als gut auf ihn zu sprechen wäre. Er sollte den anderem Taelon erst einmal das Angebot an sich unterbreiten und erst sehr viel später sagen, von wem es kam. Das war sicherer. Der andere hatte, laut Da'ans eigener Aussage, allen Grund ihm nicht zu vertrauen. Doch jetzt brauchten sie seine Hilfe. Ohne Bel'lie, so der Name des Anführers des Taelon-Widerstandes, war ihr ganzes Vorhaben zum scheitern verdammt. Da'an konnte nur ein begrenztes Maß an den benötigten Materialien aufbringen. Zwar mochten sich viele Menschen bereit finden ihnen zu helfen, doch für einen Teil des Projektes brauchten sie die Hilfe von Taelons. Und unter Da'ans engeren Kontakten waren kaum Taelons, die sich dazu bereitgefunden hätten. Da'an war in seiner Vorzeit sehr gründlich gewesen.
Ruhig schritt der Beschützer durch die Gänge der Botschaft. Da'an hatte aufgrund des Vorfalls mit dem Replikanten ein ID-Portal für sich gefordert und es bekommen. Durch dieses Tor würde er jetzt reisen und, mit ein wenig Glück, am Ziel ankommen. Er schob den Gurt seines Rucksackes ein wenig höher auf die Schulter, in dem Versuch die Last ein wenig besser zu lagern.
Es war zeitiger Morgen und noch war es sehr friedlich. Der Alarmzustand, der nach dem Auftauchen des Replikanten ausgerufen wurde, war vor einigen Tagen wieder aufgehoben worden und das Leben in der Botschaft war in die normalen Bahnen zurückgekehrt. Da'an erwartete ihn in seinem Büro, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. Sie wechselten nur einen Blick, kein Wort war mehr nötig. Boone trat in das Portal welches sich Augenblicke später aktivierte.

Die Reise durch die Interdimension dauerte sehr lange. Länger als jemals zuvor. Stunden vergingen, ehe er endlich am Ziel ankam.
Von einem Moment zum anderen wurde er freigegeben. Ruhigen Schrittes verließ er das Portal und begab sich zum einzigen Ausgang des Raumes. Er konnte nur hoffen, hier nicht der falschen Person zu begegnen. Obwohl die Leute hier eine eher pazifistische Einstellung hatten, wenn Da'an recht hatte. Der Taelon war sehr ausführlich gewesen in seinen Erklärungen, trotzdem war nicht feststellbar, ob sein Wissen noch up to date war. Es mochte durchaus sein, dass die hiesigen Taelons ihre Meinung geändert hatten. Ein paar Jahrhunderte Exil konnten erstaunliche Wandlungen bewirken.
Doch es blieb ihm keine andere Wahl, lautlos folgte er dem nur mäßig beleuchteten Gang. Die Taelons schienen allgemein nichts für allzu helles Licht übrig zu haben, das hatte er auch bei Da'an bemerkt.
Boone wusste nicht genau, wie lange er so unterwegs war. Mehrmals passierte er Kreuzungen und Abzweigungen, zwang sich jedoch immer weiter geradeaus zu gehen. Auf diese Art war die Chance sich zu verlaufen erheblich geringer. Schließlich kam er in einem großen Raum an, auch hier niemand. Eigentlich hätte seine Ankunft nicht unbemerkt bleiben dürfen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass er hier durch die Gänge lief. Das ließ den Schluss zu, dass er beobachtet wurde. Man wollte sichergehen, dass er keine Gefahr darstellte. Eine durchaus vernünftige Einstellung, Doors hätte an deren Stelle schon längst das Feuer eröffnet. Die Taelons hingegen bevorzugten offenbar die psychologische Kriegsführung, aber vielleicht wollten sie auch einfach warten, bis ihm die Geduld ausging und er von allein wieder verschwand. Wer wusste schon, was in ihren Köpfen vor sich ging. Er hatte schon bei Da'an große Schwierigkeiten dies zu erraten, geschweige denn bei Taelons, die er gar nicht kannte. Ihnen menschliche Denkweisen zu unterstellen, mochte ein Fehler sein, sie konnten auch ganz andere Gründe haben. Ein wenig frustriert ließ er einfach den Beutel fallen, hob die Hände auf Schulterhöhe und drehte sich langsam um sich selbst um zu zeigen, dass er in friedlicher Absicht hier war. „Ich werde Ihnen nichts tun. Bitte zeigen Sie sich.” Seine Stimme klang sonderbar hohl in dem großen Raum, warf sogar leichte Echos. Er hatte auf Eunoia gerufen, sicher dass hier keiner seine Sprache verstand. Umso erstaunter war er, als die Antwort auf Englisch erfolgte. „Warum sollten wir Ihnen glauben?” Eindeutig ein Taelon und offenbar war er ganz in der Nähe, doch Boone sah niemanden.

„Sie sind ein Implantant. Gewiss hat man Sie nicht ohne Grund hergeschickt.” Dieselbe Stimme, noch immer gesichtslos. Boone war unsicher, wie er darauf reagieren sollte. Wie viel konnte er diesem Unbekannten sagen, ohne andere in Gefahr zu bringen? Andererseits, konnte er es riskieren nicht die volle Wahrheit zu sagen? Das mochte sich als schwerer Fehler herausstellen und würde womöglich alle seine Bemühungen zunichte machen. Er brauchte das Vertrauen dieser Taelons. Also, die Wahrheit, zumindest den Teil davon, der ersten Verhandlungen nicht abträglich war.
„Sie haben recht, ich bin nicht grundlos hier. Ich wurde hergeschickt, um Ihnen eine Allianz vorzuschlagen.”
„Wer hat Sie geschickt?” Absolutes Misstrauen klang in diesen Worten mit.
„Es tut mir leid, das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Woher weiß ich, dass ich Ihnen trauen kann?” Boone bemühte sich überzeugend zu klingen. Aber es war auch für ihn offensichtlich, dass der Anfang kein besonders Guter war.
„Sie haben recht, das können Sie nicht wissen.”
Der Beschützer war etwas überrascht. Er hatte nicht erwartet, dass der Andere einlenken würde. Offenbar jemand mit gesundem Menschenverstand, soweit davon bei einem Taelon die Rede sein konnte. Eine recht angenehme Abwechslung, verglichen mit dem Anführer des menschlichen Widerstandes. Jonathan Doors hatte eine ziemlich große Paranoia und war gewiss nicht sehr diplomatisch, wenn es um den Kontakt mit Aliens, speziell den Taelons, ging.
Ein Taelon betrat den Raum. Er war in seinem natürlichen Zustand, schien jedoch den Taelon-typischen Overall zu tragen.
„Ich bin Bel'lie.” Die Vorstellung war in einem zurückhaltend/höflichen Tonfall erfolgt.
„Mein Name ist William Boone.” Er legte sanft eine Hand an seine Brust und streckte die andere dem Taelon entgegen. Bel'lie erwiderte die Geste.
„Ich bitte Sie unsere Gastfreundschaft für die nächsten Tage anzunehmen.”
Boone nickte, mehr war im Augenblick nicht zu erwarten, wenigstens hatten sie ihn nicht gleich wieder zurückgeschickt. Der Taelon bedeutete ihm zu folgen und führte ihn dann aus dem Raum.
Ihr Weg führte sie durch einen Großteil der Anlage, doch begegneten sie unterwegs keinem einzigen anderen Taelon, alles lag in da in unnatürlicher Stille. Einige Anzeichen deuteten darauf hin, dass in den Laboren, an denen er vorbeigeführt wurde, vor kurzem noch jemand gearbeitet hatte. Es schien, dass er einstweilen keinen Kontakt mit anderen haben würde, bis er ihnen seine Vertrauenswürdigkeit bewiesen hatte.
Schließlich kamen sie bei einem anderen Raum an. Er war fast ebenso groß wie der erste. Rund in der Form, mit einigen Wandnischen und der für Taelon-Quartiere wohl obligatorischen Energiedusche. Allerdings enthielt der Raum auch ein Bett und ein paar fast menschlich anmutende Möbelstücke. Hatte man ihn erwartet? Nein, wohl kaum. Aber warum war dieser Wohnbereich dann auf menschliche Bedürfnisse ausgerichtet? Noch eine Frage, die er bei nächster Gelegenheit klären würde. Als er sich umdrehte um sich an Bel'lie zu wenden, war dieser verschwunden, die Tür des Raumes geschlossen. Boone versuchte sie zu öffnen, ohne Erfolg. Vorerst war wohl gefangen. Er beschloss sich erst einmal auszuschlafen und die Frage, was er in dieser Situation tun sollte, vorerst aufzuschieben. Mit einem Gähnen entledigte er sich seines Mantels und der Schuhe und ließ sich auf das Bett fallen. Er registrierte noch, dass es sehr bequem war, ehe er einschlief.


Als Boone aufwachte, fand er auf dem nahen Tisch etwas zu Essen vor. Eine zwar angenehme, aber doch unerwartete Überraschung. Es schien, als habe man ihn erwartet. Aber wer sollte seinen Besuch angekündigt haben? Da'an gewiss nicht und sonst hatte niemand von seiner Reise gewusst.
Er schritt zu Tür in der Erwartung sie verschlossen zu finden, stattdessen öffnete sie sich, als er sich näherte. Noch so eine Sache, von der er nichts gewusst hatte. Behutsam trat er auf den Gang hinaus, nur um ihn ebenso leer vorzufinden wie vorher. Er wusste nicht genau, wie spät es gerade auf der Erde war, und einigte sich daher mit seiner inneren Uhr auf zeitigen Morgen. Zumindest bis er seine eigene aus der Tragetasche gefischt hatte. Die Stille in diesem Gebäude, wenn es eines war, begann ihm auf die Nerven zu gehen. Hatten sich denn alle versteckt? Vor ihm? Wo er doch so gefährlich war. Nun, so nett ein wenig Sarkasmus auch war, damit kam er nicht weiter. Er musste jemanden finden, vorzugsweise Bel'lie. Also ging er weiter. Mehrmals kam er durch andere Räume, die meisten wirkten, als seien sie nur Minuten oder sogar Sekunden vorher verlassen worden. Nirgends irgendwelche Anzeichen für eine Person. Nur gähnende Einsamkeit. Nach einer halben Stunde musste Da'ans Beschützer sich eingestehen, dass er sich verlaufen hatte. Er versuchte in seinen Raum zurückzukehren, und fand sich schließlich in einer Art Gewächshaus wieder. Hunderte von Pflanzen wucherten scheinbar wild durcheinander, bei näherem Hinsehen erkannte man jedoch, dass eine festgelegte Ordnung dahinter stand. Faszination ergriff den Menschen. Er hatte noch nie eine solche Vielzahl außerirdischer Pflanzen gesehen. Genaugenommen kannte er nur die in Da'ans Büro und die gehörten, soweit er das erkennen konnte, alle der selben Art an. Dutzende verschiedener Düfte streiften seinen Geruchssinn, manche waren einfach nur großartig und ließen ihn wünschen für immer bleiben zu können, während er vor anderen die Flucht ergriff kaum, dass er sie wahrnahm. Offenbar funktionierten die biologischen Prinzipien der Erde auch auf anderen Welten, das ließ sich zumindest aus den unzähligen Insekten schließen, die ihn umschwirrten. Sie sahen teilweise sehr fremdartig aus, doch war offensichtlich, um was es sich handelte. Mit einiger Neugier schlich sich der Mensch näher an eine Art großen Käfer heran, der gemächlich am Rand einer Blüte entlang kroch. Das Tier schimmerte wie ein Juwel, der Rückenpanzer war fast durchsichtig und in Facetten unterteilt, die das Licht brachen.
„Ich grüße Sie, William Boone.”
Der Angesprochene schoss schneller hoch, als er selbst es erwartet hatte, und stieß mit dem Kopf gegen einen tiefhängenden Zweig. Sich die wunde Stelle reibend und das Gesicht verziehend drehte er sich zu Bel'lie herum. Der Taelon schien mit einer solchen Schreckhaftigkeit nicht gerechnet zu haben und sah ihn aus großen Augen an.
„Es tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt haben sollte. Es lag nicht in meiner Absicht.”
„Schon gut. Es ist nicht so schlimm. Nur tun Sie das bitte nicht noch einmal.”
Der Taelon nickte nur, scheinbar perplex. Nach einigen Sekunden gelang es ihm aber seine Fassung zurückzugewinnen.
„Sie sagten gestern, Sie wären geschickt worden, uns eine Allianz vorzuschlagen.”
Boone nickte bestätigend.

„Das ist korrekt. Zuerst sollte ich Ihnen allerdings sagen, dass ich kein normaler Implantant bin.”
Jetzt war Bel'lie an der Reihe zu nicken. „Das wissen wir bereits. Sie haben keinen Motivationsimperativ.”
Mit einigem Interesse beobachtete er anschließend, wie der Mann erbleichte und verzweifelt nach Worten suchte. „W... wie?”
„Sie wurden untersucht, während Sie schliefen. Eine einfache und harmlose Prozedur. Sagen Sie mir,” Bel'lie legte mit einer scharfen Bewegung den Kopf schief, „weiß Ihr Companion davon?”
Die Antwort entkam Boones Mund, noch ehe er darüber nachdenken konnte. „Ja.”
Bel'lie's Verblüffung war trotz seiner Energieform gut zu erkennen. „Das ist erstaunlich. Er hat nichts dagegen?”
„Nein. Ich hatte nicht den Eindruck.” Boone hatte noch immer Mühe gedanklich zum gegenwärtigen Punkt der Konversation aufzuschließen. Unterhielt er sich tatsächlich gerade mit einem Taelon über seinen fehlenden Motivationsimperativ? Das war wirklich verdreht.
„Verraten Sie mir seinen Namen?” Die sanfte Stimme barg eine stählerne Entschlossenheit. Der Taelon wollte es wissen und würde den Mann ohne eine Antwort nicht gehen lassen.
„Es tut mir leid, aber das kann ich nicht. Ich habe meine Instruktionen.” Boone war nicht bereit irgendetwas preiszugeben. Es fragte sich nur, wie lange er dieses ‚Verhör im weitesten Sinne’ würde durchstehen können, ohne dass ihm versehentlich etwas entschlüpfte. Zwar konnte war er fähig seine Worte ebenso sorgfältig zu wählen wie jeder Companion, aber das bewahrte ihn nicht vor Fangfragen und einer unvorsichtigen Antwort.
„Sie sind sehr loyal ihm gegenüber? Hat er Ihr Vertrauen denn verdient?”
„Ja. Das hat er mehr als einmal bewiesen.”
„Dann werde ich es vorerst dabei belassen. Erklären Sie mir bitte welche Vorstellungen Sie von der Art einer möglichen Allianz zwischen uns haben? Und warum Ihr Companion eine solche wünscht?”
Boone seufzte innerlich erleichtert auf bei diesem Themenwechsel und begann zu erklären.
Stille fiel über sie beide, als er verstummte und Bel'lie Zeit zum nachdenken gab. Stille, die ihm seine Umgebung erneut zu Bewusstsein brachte. Wie hatten diese Leute einen solchen prachtvollen Garten anlegen können und warum? Er wusste, dass Da'an seinen Garten schätze und einen Gutteil seiner Freizeit dort verbrachte. Soviel Freizeit seine Pflichten ihm eben ließen. Aber warum sollte ein Gruppe von Widerständlern so etwas zeitaufwendiges anlegen? Die Antwort kam ihm Sekunden später. Ablenkung. Beschäftigung. Das Bemühen, ein wenig Frieden und Ruhe in ihr Leben zu bringen. Sie hatten sicher nicht die Möglichkeit einfach auf dem Planeten spazieren zu gehen.
„Das ist in der Tat ein interessantes Vorhaben. Ich gestehe, dass mir das Konzept der Hybridation ein wenig sonderbar erscheint, doch ich erkenne den Sinn dahinter. Kinder, lebende Kinder wären ein Segen, auch wenn es Mischlinge sind.” Der Taelon hatte taktvoll das ‚nur’ vermieden. Trotzdem machte sich leichtes Unbehagen in Boone breit. „Es sollte kein Problem sein, sowohl die Wissenschaftler als auch einen Grossteil des benötigten Materials bereitzustellen. Ich vermute Ihr Taelon hat bereits alles vorbereitet?” Auf das Nicken des Mannes hin fuhr er fort. „Der andere Teil ist sehr viel schwieriger und erheblich risikoreicher. Fluchthilfe für Versuchsobjekte, verzeihen Sie mir diesen Terminus, ist keine sehr beliebte Handlung. Jedoch hat ihr Companion auch hier recht, es muss etwas getan werden und das bald, ehe es zu schwerwiegenderen Schäden als bisher kommt.”
Es klang so, als würde Bel'lie zustimmen. Boone wartete auf das ‚aber’.
„Ich kann dies nicht allein entscheiden. Bitte begeben Sie sich zurück in Ihren Raum. Ich werde Sie aufsuchen, wenn eine Entscheidung getroffen wurde.”
Boone gehorchte automatisch, drehte sich um und wollte gehen, dann fiel es ihm wieder ein.
„Ähm, verzeihen Sie, aber könnten Sie mir den Weg zeigen? Ich fürchte ich habe mich verlaufen.”


Der Taelon hatte mit einem, sehr gut erkennbaren, amüsierten Lächeln Boones Bitte entsprochen und ihn zurückgebracht. Nun saß er schon seit Stunden in diesem Raum mit nichts zu tun, außer zu warten. Warten und hoffen, dass man zu seinen Gunsten entschied. Wenn nicht, musste ihr kleiner, noch sehr improvisierter, Widerstand zusehen, wie er auf andere Weise zurechtkam. Oder sie mussten zumindest einen Teil des Vorhabens aufgeben. Ohne einflussreiche Verbündete hatten sie kaum eine Chance. Zwar hatte Da'an außerordentliche Möglichkeiten, doch für sein Projekt brauchten sie mehr. Blieb noch zu überlegen wann er seinen Gastgebern den Namen seines Auftraggebers verraten sollte, so sie denn zustimmten und das war nicht so wahrscheinlich, wie er es sich wünschte. Schließlich hatten diese Widerständler auch ihre eigenen Umstände zu bedenken. Wohltätigkeit war ein Luxus, wenn man ständig in der Gefahr schwebte aufgedeckt zu werden. Nach dem wenigen, dass ihm Da'an mitteilen konnte, lebten die Taelons hier im Exil. Was sie sonst noch brauchten, ‚borgten’ sie sich wahrscheinlich einfach. Ein Gutteil der Diebstähle, die angeblich andere Aliens oder die Jaridians begangen hatten, ging vermutlich auf das Konto dieses Haufens. Wer hätte das gedacht, Renegaten-Taelons. Boone verbiss sich mühsam ein Grinsen, als ein wirklich unmögliches Bild in seinen Geist sprang: Bel'lie in Piratenkostüm, komplett mit Augenklappe, Säbel, Tätowierungen und einem Papagei auf der Schulter, wie er sich gerade über die Reling eines Schiffes schwang, um ein anderes zu entern. Es war ein hartes Stück Arbeit diese Vorstellung dahin zurückzudrängen, wo sie hergekommen war, es war nicht der passende Zeitpunkt für solche Albernheiten. Dann dachte er an Da'an und das Vergnügen war wie weggeblasen. Sein Vorgesetzter hatte vermutlich keine große Mühe sein Verschwinden einige Zeit zu verheimlichen und eine plausible Erklärung zu finden, doch wenn er nicht zurückkehrte ...
Da'an würde ihn wohl für tot erklären oder ähnliches. Ganz gewiss würde er sich hüten der Synode die Wahrheit zu erzählen. Ha'gel war sicher eine große Hilfe, seine Wortgewandtheit hatte selbst Da'an das eine Mal überrumpelt. Boone wusste noch immer nicht, was er von Ha'gels Gegenwart halten sollte. Der Kimera war eine ständige Erinnerung daran, dass Da'an sich in Gefahr begeben hatte um ihn zu retten und dafür die Gesellschaft seines Todfeindes auf sich nahm. Bonne fühlte sich leicht schuldig, sein männlicher Stolz allerdings, rebellierte, rebellierte dagegen, dass die Person, die er eigentlich beschützen sollte, ihn hatte retten müssen. Und es war nicht bei diesem einen Mal geblieben, Da'an hatte ihn auch vor der Sonde gerettet, hatte ihn ins Shuttle getragen, als er nicht mehr stehen konnte. Der Mann hoffte, sich irgendwann einmal dafür erkenntlich zeigen zu können. Der erfolgreiche Abschluss dieser Mission war sicher ein guter Anfang.
Die Gedanken des Beschützer blieben noch ein ganzes Weilchen ungestört, doch schließlich erschien Bel'lie erneut.
„Wir stimmen ihrem Vorschlag zu.” Er ließ Boone keine Zeit darauf zu reagieren, sondern fuhr fort. „Haben Sie die Berechtigung für Ihren Auftraggeber zu verhandeln? Wir müssen die Bedingungen unserer Abmachung festlegen.”
„Selbstverständlich habe ich die.”
Bel'lie nickte kurz. „Dann folgen Sie mir bitte. Ich bin nicht der einzige, mit dem Sie reden müssen.” Damit drehte er sich um und ging in raschem Tempo den Gang hinunter, steuerte einen Raum am Ende an.
Boone war zufrieden, obwohl das schwerste Stück Arbeit noch vor ihm lag. Möglichst günstige Ergebnisse zu erzielen.


Mehrere Tage später

Er hätte vor Erschöpfung umfallen mögen. Es war mehr als schwierig gewesen, die anderen Mitglieder des Führungsstabes zu überzeugen.

Der hiesige Widerstand war ebenso gut, wenn nicht sogar besser, organisiert als der menschliche. Und erheblich misstrauischer. Man hatte ihn und die Absichten, die er vertrat, ständig in Frage gestellt, vermutlich ein Versuch ihn in Widersprüche zu verwickeln. Boone verstand die dahinterstehende Taktik. Konstantes Misstrauen war vermutlich das einzige, dass sie bis jetzt vor der Entdeckung bewahrt hatte. Erstaunlicherweise hatte er es geschafft um jede dieser Klippen herumzuschiffen und keine schweren Fehler zu begehen. Nach langen Mühen hatte er es endlich geschafft einen neuen Bündnispartner zu gewinnen. Zu seinem Erstaunen hatten sie nicht sehr hartnäckig darauf bestanden zu erfahren, wer ihn geschickt hatte. Sie schienen sich mit diesem Nichtwissen zwar nicht sehr wohl zu fühlen, doch sie respektierten den Wunsch ihres neuen Bündnispartners.
Die Aussicht einen Posten auf der Erde zu haben, schien ihnen ebenfalls über diese Unannehmlichkeit hinwegzuhelfen. Die Möglichkeit tatsächlich zu handeln, eingreifen, das Geschehen mitbestimmen zu können. Gewiss eine Chance auf die sie gehofft, die sie aber nicht erwartet hatten.

Bel'lie hatte sich auch bereit gefunden einige seiner Fragen zu beantworten, sofern sie nicht die Angelegenheiten des Taelon-Widerstandes betrafen. Nach diesem Gespräch hatte Boone eine ganze Menge Stoff zum nachdenken.
Das war es, was ihn in seine momentane Situation gebracht hatte. Er war mehr als erschöpft und hätte etwas Schlaf durchaus brauchen können. Doch das Übermaß an neuen Informationen schwirrte in seinem Kopf herum. Er fühlte sich nervös, ruhelos. Wieder und wieder liefen Bruchstücke des Gespräches in seinem Kopf herum, wie in einer Endlosschleife. Er kam einfach nicht davon los.
Der Taelon hatte ihm die Sache mit dem Bett erklärt; unter anderem. Tatsächlich hatten sie in absehbarer Zeit von sich aus Kontakt mit dem menschlichen Widerstand aufnehmen wollen und daher einige vorbereitende Maßnahmen getroffen. Dazu gehörten allerdings nicht nur menschengerechte Quartiere, sondern auch eine Umgebung, in der sie überleben konnten. Selbst der Garten war in erster Linie für die Menschen angelegt worden. Sie konnten nicht einfach auf die Oberfläche gehen. Zum einen hätte die Atmosphäre sie sofort getötet und zum anderen wäre das Risiko einer Entdeckung zu groß gewesen. Menschlicher Besuch war daher auf diese Anlage beschränkt. Man hatte sich in der Tat große Mühe gegeben die Gäste zufrieden zu stellen.
Boone schmunzelte in sich hinein, während er an die Leute dachte, die diese geheiligten Hallen vermutlich stürmen würden, sobald sie davon erfuhren. Wissenschaftler, die an einem ernsthaften Austausch von Erfahrung interessiert waren. Etwas, das auf der Erde nur schwer zu bekommen war. Außerdem sicher einige Leute, die auf genanntem Planeten nicht bleiben konnten, weil die Gefahr ihrer Entdeckung einfach zu groß war. Und sicher eine Menge Leute, die sich einfach freuen würden die Taelon-Widerständler bei ihren Aktionen zu unterstützen. Noch hielt Doors sie auf der Erde zurück, vielen juckte der Tatendrang in den Fingern, oder die Abenteuerlust.
Nach dem zu urteilen, was Bel'lie ihm erzählt hatte, würden die Abenteuerlustigen gewiss auf ihre Kosten kommen. Die Synode ließ dieser Kolonie der Verbannten zwar alle überlebensnotwendigen Materialien und Güter zukommen, aber mehr auch nicht. Sie wusste ja auch nichts von dem Widerstand, der sich da, gewissermaßen unter ihrer Nase, ein Hauptquartier aufgebaut hatte. Sie hatten ein weitläufiges Netz an Informanten, durch welches sie gewöhnlich erfuhren, wann sie wo zuschlagen mussten um zu bekommen, was sie über die ihnen zugestandene Ration hinaus benötigten. Diese Aktionen waren alles andere als ungefährlich und gewiss nichts für jedermann oder jedertaelon. Was bedeutete, dass man die Hilfe von ein paar Menschen mehr als willkommen hieß. Zumal sie sich nicht damit begnügten ihr eigenes Volk zu erleichtern, sondern, sehr zu Boones Entsetzen, auch die Jaridians ausräuberten, wenn sich ihnen die Gelegenheit bot. Sie waren sogar fähig gewesen ihm ein Bild eines Jaridians zu zeigen. Er wirkte im wesentlichen wie eine größere, kräftigere und erheblich wildere Version eines Taelons, sah man einmal von den Flecken ab.
Sonderbarerweise fühlte er zu jenem Geschöpf eine größere Affinität als zu den Taelons. Der Jaridian war einem Menschen ähnlicher als dieser fragilen Energiegeschöpfe.

Boone riss sich von diesen Gedanken los und ermahnte sich mental, endlich ins Bett zu gehen und etwas zu schlafen. Er würde am nächsten Morgen die Heimreise antreten und wollte nicht einfach in der Interdimension einnicken. Sicher nicht der beste Platz für so etwas, wenn man wieder aufwachen wollte.

 

Ende von Kapitel 9

 

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