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  „Besiege das Schicksal” von Alraune   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Geheimnisse werden aufgedeckt
Zeitpunkt:  Anfang der zweiten Staffel
Charaktere:  Da'an, Zo'or, Ha'gel, William Boone, Lili Marquette, Liam Kincaid
 

 

BESIEGE DAS SCHICKSAL

 
Kapitel 4:
Wahrheiten
 

Suche nichts zu verbergen
denn die Zeit, die alles hört und sieht,
deckt es doch auf

 
Mutterschiff

Noch immer fühlte Zo'or tiefes Unbehagen, während er seinen Beschützer beobachtete. Nichts schien sich an ihm verändert zu haben, er war respektvoll wie immer, keinerlei Bedrohung lag in seiner Haltung, Gestik und Stimme. Trotzdem wünschte der junge Taelon sich einen guten Grund, ihn für ein Weilchen wegzuschicken. Den ganzen letzten Tag und die vorhergehende Nacht hatte er unfreiwillig in der Gesellschaft seines Beschützers verbracht, da Quo'on angeordnet hatte, dass kein Taelon das Mutterschiff verließ, ehe die Gefahr nicht beseitigt war. Der Replikant war allerdings nach einem unerfreulichen Zwischenfall in der Nordamerikanischen Botschaft, dem Da'an fast zum Opfer gefallen wäre, wieder verschwunden. So gab es eigentlich keinen Grund mehr, in dieser unangenehmen Enge zu verweilen, doch erhielt der Synodenführer den Alarmzustand auch weiterhin aufrecht. Frustration begann in Zo'or zu keimen und schlug schnell Wurzeln. Erneut warf er einen Seitenblick auf seinen Beschützer, der noch immer über die Computerkonsole gebeugt stand und den Planeten nach Zeichen des Replikanten absuchte.
„Du scheinst dich nicht wohl zu fühlen.” Unbemerkt hatte Da'an sich angenähert. Zo'or hatte nicht einmal bemerkt, wie sein Elter die Brücke betrat.
„Es geht mit gut.” Die Antwort kam harscher als gewollt. Im Grunde war der Jüngere dankbar, aus seinen Gedankengängen erlöst zu werden, doch sein Stolz ließ nicht zu, dass er es zeigte.
„Dann ist es ja gut. Ich bin eigentlich hergekommen, um dich etwas zu fragen.” Da'ans Stimme klang sanftmütig wie immer, doch war der Hauch von Belustigung nicht zu überhören.
„Und das wäre?” Plötzlich sah Zo'or eine willkommene Möglichkeit, seinen Ärger abzureagieren. Er war fest entschlossen, jede Bitte seines Gegenübers abzuschmettern.
„Ich werde Agent Sandoval für den heutigen Abend benötigen. Ich wollte mich erkundigen, ob du ihn so lange entbehren kannst.”
Hier prallten nun zwei Wünsche Zo'ors frontal aufeinander. Der Wunsch, Da'an zu demütigen und der Wunsch, Agent Sandoval schnellstmöglich loszuwerden. Die beiden konträren Punkte rangen eine Weile miteinander, dann trug einer von ihnen den Sieg davon.
„Nun gut, für den heutigen Abend werde ich sicher auch ohne ihn zurechtkommen”, stimmte der UN-Botschafter widerstrebend zu.
„Ich danke dir.” Da'an neigte leicht den Kopf und wandte sich dann zum Gehen. Er rief den Agent zu sich und gemeinsam verschwanden die beiden im Schatten des Durchganges.
Erleichterung durchströmte Zo'or, als er endlich von der Präsenz seines Beschützers befreit war. Mit einem leichten Aufstöhnen dachte er daran, dass der Mann später zurückkehren würde. Der Taelon beschloss, sich in sein Privatquartier zurückzuziehen und sich auszuruhen.


Nordamerikanische Taelonbotschaft, Washington

Der Abend hatte sich über die Botschaft gesenkt.
Mit zielbewussten Schritten liefen drei schattenhafte Gestalten durch die leeren Korridore. Die Botschaft war vollständig geräumt worden bis zur Klärung der Ereignisse. Kein Laut war zu hören, bis auf ihre gedämpften Schritte.
„Ich bezweifle, dass irgendjemand hier ist. Oder glaubt ihr, Da'an hat sich einfach so Quo'ons Befehlen widersetzt? Das sähe ihm nicht ähnlich.” Lili raunte dies ihren Begleitern zu, unwillkürlich die Lautstärke senkend.
„Wer weiß, er benimmt sich schon seit gestern so merkwürdig”, lautete Boones gleichfalls geflüsterte Antwort. Die Stille, die in der Botschaft herrschte, lag schwer auf ihnen, keiner wagte sie zu stören. Liam verfolgte den kurzen Austausch schweigend. Er schien alles einfach hinzunehmen. Er hatte auch den Befehl mitzukommen nicht in Frage gestellt. Es schien, als warte er auf einen Anreiz, um in Aktion zu verfallen.

Unter dem Türbogen stockten Boones und Lilis Schritte. Liam war weitergegangen und drehte sich zu ihnen um, als wolle er fragen ‚Was ist los?’. Offenbar war ihm das, für die Beschützer, unerwartete an dem Anblick vor ihnen nicht aufgefallen. Da'an und Ha'gel/Sandoval standen vor ihnen dicht beieinander im Raum und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen.
Der Taelon bemerkte die Neuankömmlinge im selben Moment.
„Ah, es freut mich, dass Sie meiner Einladung Folge leisten konnten. Bitte, kommen Sie näher.” Er klang wie immer, doch war die ganze Situation ungewöhnlich.
Zögernd traten die beiden Menschen heran. Sie waren unsicher, was sie hier erwartete und weshalb Ha'gel sich ebenfalls hier aufhielt.
Liam hingegen schien mehr als erfreut, Ha'gel zu sehen. Sein Vater schien dieses Empfinden zu teilen, die beiden sonderten sich ein wenig von der kleinen Gruppe ab und wechselten kurz ein paar Worte. Doch wichtiger war offensichtlich, was nicht gesagt wurde. Die beiden trennten sich im Einvernehmen und kehrten zurück. Da'an hatte das ganze mit einem leichten Lächeln beobachtet und die Skepsis der Menschen ignoriert.
„Sie haben sich sicher schon gefragt, weshalb ich Sie hergebeten habe?” Er schien mit dem Thema einiges Unbehagen zu verbinden, doch wirkte er entschlossen, es hinter sich zu bringen.
„Ja. Aber warum hier? Hier ist es nicht sicher.”
„Ich versichere Ihnen, in der Gesellschaft von Liam und Ha'gel haben wir nichts zu befürchten.” Da'an zögerte einen Moment und atmete tief durch. „Wir sollten beginnen.” Ehe ich es mir anders überlege, fügte er in Gedanken hinzu.

Erneut verfiel der Taelon in Schweigen, schien seine nächsten Worte genau zu überdenken.
Schließlich begann er zu sprechen.
„Sie versuchen sicher schon lange herauszufinden, aus welchem Grund die Taelons wirklich hier sind. Wir sind hier, weil wir die Hilfe der Menschen brauchen. Wir sterben, und bis jetzt haben wir keine Möglichkeit gefunden, es aufzuhalten.” Da'an hielt inne, anscheinend unsicher, ob er fortfahren sollte. Boone öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Da'an unterbrach ihn. „Lassen Sie mich erklären. Vor mehreren Millionen Jahren teilte sich unser Volk in zwei Gruppen, die Taelons und die Jaridians, diese Teilung erfolgte aufgrund eines Eingriffes der Kimera. Damals standen wir kurz davor, uns selbst auszulöschen, und sie halfen uns mit Hilfe ihrer Technologie, doch nur ein Teil unseres Volkes nahm diese Hilfe an. Sie wurden die Vorfahren der heutigen Taelons. Die andere Hälfte verließ unseren Heimatplaneten und ließ sich auf einer anderen Welt nieder, sie nannten sich Jaridians. Die Kimera haben uns damals aber nicht die ganze Wahrheit über ihre Gründe, uns zu helfen, gesagt. Sie wollten eine Spezies, die ihnen nachfolgen sollte, jemanden, der sich an sie erinnern sollte, wenn der Letzte von ihnen die nächste Stufe erreichte. Wir sollten ihnen ähnlich sein, doch waren wir in mancher Hinsicht schwächer als sie. Sie hatten die Veränderung unserer Körper entsprechend konzipiert, um zu vermeiden, dass wir ihnen zu früh folgten. Als unsere Vorfahren es herausfanden, wurden sie außerordentlich zornig, so zornig, dass sie die gesamte Spezies der Kimera vernichteten.” An dieser Stelle unterbrach Da'an sich, ein blaues Flackern huschte über sein Gesicht. „Dies war für lange Zeit der letzte Krieg in unserer Geschichte. Die Taelons widmeten sich der Ausbildung ihrer Fähigkeiten und wurden zu einem Volk von Forschern und Wissenschaftlern. Wir entwickelten uns weiter, wurden zu dem, was wir heute sind. Doch nach unserer letzten Weiterentwicklung stellten sich Probleme ein. Immer weniger lebensfähige Kinder wurden geboren. Das letzte vor eintausend Jahren. Wir wandten uns damals um Hilfe an unsere Verwandten, die Jaridians. Dabei kam es jedoch zu einigen Missverständnissen, die in einem Krieg mündeten. Ein Krieg, der noch immer andauert.”
Die beiden Menschen und der Mischling standen wie erschlagen vor dem Taelon. Sie konnten die Bedeutung jener Erklärung kaum fassen. Zu schrecklich war sie. Einzig Ha'gel wirkte ruhig, doch alte Trauer war in ihm erwacht.
„Aber was wollen die Taelons von uns? Wir haben doch damit nichts zu tun” brachte Lili schließlich hervor.
Da'an holte erneut tief Luft. „Ich fürchte, diese Erklärung wird Ihnen gar nicht gefallen. Gestatten Sie, dass ich mit meiner Erklärung fortfahre.” Da'an wirkte noch unbehaglicher als bisher. „Aufgrund unserer langen Friedenszeit waren wir nicht in der Lage, uns gegen die Jaridians zu behaupten, sie drängten uns weiter und weiter zurück. Damals hatte ich eine Idee, die das Blatt anfangs zu unseren Gunsten wendete. Ich schlug damals der Synode vor, andere Völker als Soldaten für uns kämpfen zu lassen, da wir dazu nicht fähig waren. Die Synode akzeptierte meinen Vorschlag. Man übergab mir die Aufgabe, die neue Strategie auszuführen, was ich auch mit Erfolg tat. Viele Völker wurden im Laufe der Zeit von uns unterworfen und in den Krieg gezwungen, die meisten existieren inzwischen kaum mehr. Hunderte von Welten sind inzwischen vernichtet worden, wenn nicht von uns, dann von den Jaridians, um uns potentieller Verbündeter und Ressourcen zu berauben. Daher kamen wir hierher. Der einzige Grund, aus dem wir uns Ihnen als Friedensbringer genähert haben, waren Ma'els Warnungen, sonst wären wir mit Ihnen genau so verfahren, wie mit allen anderen.”
Da'an schien am Ende mit seiner Erzählung. Minutenlang herrschte Schweigen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
Boone war der Erste, dem auffiel, dass Da'an sich nicht wohl zu fühlen schien, seine Fassade war fast völlig verschwunden, seine Finger bewegten sich rasend schnell.
„Da'an, wie geht es ihnen?” Seine Stimme war sanft und leise. Er würde eine Weile brauchen, um die Geschichte zu verarbeiten, doch vertraute er dem Taelon noch immer. Da'an hatte ihnen die Wahrheit gesagt, ohne Vorbehalte und ohne zu zögern.
„Nicht besonders gut. Ich habe gerade mein Volk verraten, und wenn sie es jemals herausfinden sollten ...” Ein Schauer durchlief die schlanke Gestalt.
„Aber warum haben Sie es überhaupt gesagt? Sie haben keinen Grund dazu.” Lili klang mehr als aufgebracht. Sie war zornig. Diese Geschichte war weitaus schlimmer, als sie alle erwartet hatten, und sie fragte sich, was Da'an noch vor ihnen verbergen mochte. War er überhaupt vertrauenswürdig? Nun, vielleicht, Ha'gel schien jedenfalls keine Probleme damit zu haben.
„Doch, Captain, ich habe einen sehr guten Grund. Ich möchte nicht, dass Ihre Spezies das selbe Schicksal erleidet. Ich möchte nicht noch ein Volk vernichtet, nicht noch einen Planeten zerstört sehen. Ich bin es leid, zu kämpfen für eine hoffnungslose Zukunft. Mein Volk ist verloren, so oder so. Die Jaridians sterben ebenso wie wir, ihre Kinder werden leblos geboren wie unsere, und wenn sie gewinnen, werden sie sich unserer Energie bedienen, um ihr Volk zu retten, was unseren Tod bedeutet. Wenn wir gewinnen, bedeutet es die Auslöschung der Jaridians. Sterben werden unsere Völker am Ende beide. Unsere Energie nutzt den Jaridians nichts, sie verschafft ihnen nur ein wenig Zeit, aber nicht viel.” Die ungewohnte Leidenschaft in Da'ans Worten überraschte offenbar selbst ihn. Er schüttelte seufzend den Kopf. „Captain Marquette, ich meine es wie ich es sage. Ich brauche die Hilfe aller hier Anwesenden. Sie müssen über alles informiert sein, um entscheiden zu können, ob Sie mir helfen wollen.”
„Was ist, wenn wir ablehnen?” Überraschend hatte Liam sich eingeschaltet.
„Dann werde ich mich bemühen müssen, ohne sie zurechtzukommen.” Es lag leichte Resignation in diesen Worten. „Nur fürchte ich, dass ich ohne Ihre Hilfe nichts tun kann, um etwas gegen die Zukunft, welche die Synode für die Erde geplant hat, zu tun.” Er dachte anscheinend kurz nach. „Ich möchte Sie bitten, jetzt zu gehen und über das, was sie heute hier gehört haben, nachzudenken. Wenn Sie gewillt sind, mir trotzdem zu vertrauen, würde ich mich freuen, Sie alle morgen hier begrüßen zu dürfen.” Diese Worte wurden von einer sanften Entlassungsgeste begleitet. Lili und Liam leisteten dem umgehend Folge und gingen, Ha'gel blieb einen Moment länger, lächelte Da'an leicht zu und verschwand dann ebenfalls. So blieb Boone mit dem Taelon allein.
„Commander, kann ich noch etwas für Sie tun?”
„Ja, ich wollte fragen, ob das hier etwas mit Ihrem Verhalten in letzter Zeit zu tun hat. Und was ist der Grund dafür? Warum sind Sie so verändert?”
Ein seltsam bitteres Lächeln erschien auf Da'ans Gesicht. „Ich wünschte, ich könnte es Ihnen sagen.” Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Doch ich weiß nicht, ob Sie es verstehen oder mir glauben würden. Und wenn Sie es glauben, würden Sie mich dann hassen? Ich weiß es nicht, und ich möchte es auch nicht herausfinden. Alles, was ich Ihnen sagen kann ist, dass es gerade erst begonnen hat, obwohl ich glaubte, es sei bereits zu Ende; und ich bin so müde. Ich weiß nicht, ob ich diese Last allein tragen kann. Wenn Sie mir Ihr Vertrauen verwehren, dann fürchte ich zu versagen und dieses mal ist das Ergebnis ein endgültiges. Ich wage nicht, an die Konsequenzen für uns alle zu denken.” Da'an hatte unwillkürlich die Arme um seinen Körper geschlungen, sein Blick war abwesend und reichte weit in die Ferne. Er schien etwas anzublicken, das nur er sehen konnte und es erschreckte ihn zutiefst.
Plötzlich kehrte er in die Realität zurück.
„Sie sollten jetzt wirklich gehen. Ich werde auf dem Mutterschiff erwartet, und die Botschaft sollte leer sein, wenn ich gehe.”
Boone nickte und ging. Er wollte nicht gehen, aber er wusste, dieses Mal würde Da'an nicht helfen können. Sie beide hatten Pflichten, denen sie nicht fernbleiben konnten. Vielleicht später, wenn die Gelegenheit günstiger war. Eines war sicher, er würde alles tun, was in seiner Macht lag, um den Taelon vor seinen Dämonen zu retten, wie auch immer sie aussehen mochten. Da'an hatte sich sein Vertrauen und seinen Respekt verdient, auch nach dem heutigen Tage würden diese weiter bestehen bleiben, sie waren sogar noch größer geworden. Nicht jeder fand den Mut, eine solche Schuld einzugestehen und sich dem Urteil anderer zu überlassen. Er konnte Da'an nicht einfach zurückschieben, egal wie die anderen das sahen. Er würde am Morgen gewiss hier sein. Die abschließenden Worte hatten ihn mehr als alles andere überzeugt, dass er den Taelon sonst seinem sicheren Ende preisgab.


Ha'gel ging langsam durch den Gang. Er hatte sich mit Liam für später verabredet, sie würden sich unterhalten. Der Kimera war Da'an dankbar für diese Möglichkeit. Er hatte gewusste, was Da'an den anderen erzählen würde, als er herkam, nichts davon war neu für ihn gewesen. Er respektierte Da'an; das hatte er von dem Moment an getan, in dem dieser Taelon sich ihm gestellt hatte, waffenlos und ohne Furcht, einfach um Schlimmeres zu verhindern. Irgendwie bezweifelte er, dass ein anderer Taelon ebenso gehandelt hätte, die wenigsten Menschen hätten es getan. Lautlos schritt er weiter zum Ausgang. Liam wartete auf ihn. Er würde sich später weiter mit dem Thema Da'an befassen.


Lili lief mit weitausgreifenden, heftigen Schritten. Es war, als müsste sie vor einem unsichtbaren Feind fliehen. Dieser Feind war das Wissen, welches ihr heute zuteil geworden war. Wie sollte sie damit fertig werden. Da'an war ein Kriegsherr, er war an der Auslöschung ganzer Völker beteiligt gewesen. Zahllose Welten waren seinem Volk zu Opfer gefallen. Doch nicht nur ihnen, sondern auch ihren Feinden. Beide Völker kämpften um ihr Überleben, ohne Hoffnung auf Erfolg. Sie hatten keine Chance und doch zogen sie andere mit in diesen Abgrund, in dem verzweifelten Versuch sich zu retten. Mit welchem Recht?
Und doch, Da'an hatte sein Leben riskiert, um ihnen dies mitzuteilen. Er riskierte es noch immer. Und er hatte um ihre Hilfe gebeten, um ihrem Volk zu helfen. Was hatte ihn bloß dazu gebracht? Sie konnte es nicht sagen, aber sie erinnerte sich daran, wie der Taelon ihr seine Seele gezeigt hatte und das veranlasste sie zu ihrem Entschluss. Sie würde am Morgen dort sein.


Liam wartete im nächtlichen Schatten einiger Bäume. Der Abend war interessant gewesen, um das Mindeste zu sagen. Er war schon neugierig, warum der Taelon seine Hilfe brauchte. Nun, er würde es wohl am Morgen erfahren, jetzt wollte er seinen Vater näher kennenlernen. Zumindest einen davon. Seine Mutter war inzwischen wieder in Irland, und es würde wohl einige Zeit dauern, bis er sie wiedersah. Und dann würde sie ihn nicht erkennen. Ihr neues CVI verhinderte dies, der Widerstand hatte das getan, um sich selbst zu schützen. Er verstand es, doch es gefiel ihm nicht. Der junge Mischling seufzte leicht. Sein Vater näherte sich ihm, ein leichtes Lächeln auf den geliehenen asiatischen Zügen. Gemeinsam verschwanden sie in der Nacht.


Der Taelon stand am Fenster in seinem Quartier. Er blickte wehmütig hinaus. Vielleicht hatte er zuviel riskiert, doch eine andere Möglichkeit sah er nicht. Drei Jahre waren nicht viel Zeit, und es gab so viel zu tun bis dahin. Da'an fühlte erneut jene Müdigkeit, die er schon so lange mit sich trug. Der Wunsch nach Kryss wuchs wieder in ihm. Es war kein körperliches Verlagen, mehr ein seelisches. Er wünschte sich den Frieden, den es ihm stets gebracht hatte. Aber er durfte dies nicht noch einmal riskieren. Dieses Mal durfte er dem nicht erliegen. Doch es war schwer. So schwer ...
Mit einem leisen Seufzer wandte er sich seinem Stuhl zu, er würde die Nacht unter der Energiedusche verbringen, es mochte ihm ein wenig Erleichterung bringen.

 

Ende von Kapitel 4

 

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