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  „Gleichklang” von Alraune   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Dealing mit dem Verlust
Zeitpunkt:  Sequel zu „Ein Versprechen vom Paradies”
Charaktere:  Zo'or, Liam [Sandoval]
 

 

GLEICHKLANG

 

Fast ein Jahr war seit Da'ans plötzlichem und unerklärlichen Verschwinden vergangen. Keine einzige Spur war gefunden worden, kein noch so kleiner Hinweis auf seinen Verbleib. Es gab einfach keine Erklärung dafür.
Zo'or blickte melancholisch hinaus auf die Sterne.
Wann hatte er diese Angewohnheit des älteren Taelons übernommen? Irgendwann im letzten Jahr oder doch schon lange davor? Er hatte Ähnlichkeiten mit seinem Elter stets ignoriert. Das einzige Wesen in dieser Welt, das ihn aufrichtig und bedingungslos geliebt hatte. Nichts war Zo'or davon geblieben, nur Bedauern und Reue. Tiefe Reue. Dies und die Sterne.
Er hatte nie versucht mit Da'an in Frieden auszukommen, oder zu verstehen was in ihm vorging. Der junge Synodenführer hatte in seinem Elter stets zuerst den Rivalen gesehen, alles andere war unbedeutend gewesen.
Keine Möglichkeit es zu ändern, Da'an war fort, war eines Tages einfach nicht mehr da gewesen.
Am Anfang war Zo'or hoch erfreut gewesen über diesen Verlauf der Ereignisse. Sein ärgster Gegner war fort und würde ihn nicht mehr behelligen. Doch dann geschah etwas Unvorhergesehenes, Einsamkeit ergriff von ihm Besitz. Zuerst hatte er sie ignoriert, sich geweigert das leere Gefühl in sich zur Kenntnis zu nehmen. Doch so einfach hatte er sich dessen nicht entledigen können. Die Einsamkeit war eine Konstante seiner so kalten Welt geworden. Zo'or konnte fast fühlen wie er von innen her gefror, niemand da der die Kälte fort nahm und sei es nur für einen Moment. Niemand der ihn anblickte und etwas anderes sah als ein grausames herzloses Monster. Er hatte dieses Geschenk weggeworfen und zahlte nun den Preis.
Er war nicht allein mit seinen Empfindungen, das wusste er.
Major Kincaid fühlte ähnlich
Der junge Mann hatte sich seit dem Verschwinden des Nordamerikanischen Companions sehr verändert. Verschwunden war das arrogante Verhalten, die jugendliche Unbesonnenheit. Geblieben war ein ernster, in sich gekehrter Mann, der nur selten einmal lächelte. Seine Haut war bleich, er hatte abgenommen, tiefe Ringe unter seinen Augen zeugten von nächtlicher Schlaflosigkeit.
Der Major suchte noch immer mit erschreckender Verbissenheit nach Da'an. Alles was er jedoch gefunden hatte, waren Gründe sich selbst zu hassen. Zo'or hatte ihm Zugriff auf die Lebensdaten Da'ans gegeben, da sich in ihnen vielleicht nützliche Informationen verbargen. Diese Daten jedoch vermittelten einen gänzlich anderen Eindruck von der Person, die der Mensch wohl zu kennen geglaubt hatte. Der Synodenführer selbst musste sich eingestehen, dass er nichts vom Leben seines Elters gewusst hatte, vielleicht hatte Da'an ihm nicht genug vertraut um es mit ihm zu teilen. Der Gedanke schmerzte, es lag zu viel Wahrheit darin.
Der Blick des jungen Taelons fiel auf seinen Adjutanten. Sandoval. Wer wusste was er schon wieder vorhatte. Plante er einen neuen Verrat? Beabsichtigte er erneut ihn zu hintergehen? Der Asiate hatte sich Zugriff auf geheime Daten verschafft und lud sie in sein Global. Zo'or sah keinen Grund ihn aufzuhalten, es würde bald keine Rolle mehr spielen.


Agent Sandoval beendete das Herunterladen der Daten und schloss zufrieden das Global. Niemand hatte bemerkt wie er Daten stahl, für deren Besitz man ihn hinrichten würde. Er wandte sich ab um den Raum zu verlassen und gefror in der Bewegung. Gefangen im stahlblauen Blick des Synodenführers fühlte er sich unfähig auch nur einen Muskel zu rühren. Zo'or wusste was sein Beschützer getan hatte, sein Gesichtsausdruck ließ keine Zweifel daran.
Dann jedoch geschah das Unfassbare.
Die Lippen des Synodenführers kräuselten sich zu einem halb verächtlichen, halb traurigen Lächeln und er wandte sich ab. Als sei der Verrat seines Beschützers für ihn ohne Bedeutung.
Sandoval beschloss sich später darüber Gedanken zu machen. Er floh praktisch von der Brücke in seinem Bestreben dem eben Geschehenen zu entkommen. Zahllose Fragen geisterten durch seinen Kopf, ohne dass es eine Antwort gab.


Liam Kincaid blickte auf die gegenüberliegende Wand. Er nahm sie nicht wirklich wahr. Jede Ader, jede Farbveränderung war ihm vertraut, zu oft war er hier gewesen und hatte sie angestarrt.
Er zwang sich zur Ruhe, jede Nacht, mit dem Ergebnis, dass er oft nicht schlafen konnte. Seine Suche nach Da'an war zu so etwas wie einer Lebensaufgabe geworden, er weigerte sich aufzugeben. Weigerte sich zu glauben sein ehemaliger Mentor und Freund könne tot sein. Weigerte sich zu trauern. Er weinte nicht, nicht ein einziges mal hatte er das getan. Er konnte nicht. Was ihn beschäftigte, was in seinem Kopf herumlief, ihn Tag und Nacht quälte war eine einzelne Frage.
Warum?
Warum war Da'an so einfach verschwunden? Hatte er wirklich Selbstmord begangen, wie so viele es behaupteten? Und wenn ja, warum? Warum hätte er so etwas tun sollen? War seine Existenz wirklich so unerträglich gewesen? Viel Schreckliches war in Da'ans Leben geschehen, er hatte mit angesehen wie Freunde, Familienmitglieder und Gefährten starben, seine Heimat war unwiederbringlich zerstört, doch Da'an hatte überlebt, hatte weitergemacht. Warum hätte er jetzt auf einmal so einfach aufgeben sollen? War das Leid am Ende unerträglich geworden? Auch der Stärkste bricht irgendwann zusammen, wenn seine Last zu schwer wird. War es das gewesen? War Da'ans Wille einfach zerbrochen?
Ein trockenes Schluchzen würgte Liam in der Kehle.
Er hätte alles darum gegeben die Uhr zurückdrehen, ihrer beider Leid verhindern zu können.
Es gab keine Entschuldigung, er hatte es nicht besser gewusst, nicht gewusst was er heute wusste.
Er würde nie erfahren was wirklich geschehen war, das war ihm im Laufe der Wochen und Monate immer klarer geworden. Das Rätsel ließ sich nicht lösen. Alles hatte er versucht, ohne Erfolg.
Liam gab auf.
Er hatte nicht mehr die Kraft weiterzumachen.
Ein Jahr lang hatte er sich geweigert zu trauern, zu akzeptieren, dass Da'an fort war, bis jetzt, und endlich, endlich begannen die Tränen zu fließen.


Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als Liam die Gegenwart einer anderen Person spürte. Kühle Finger strichen über seine Wangen, wischten behutsam die Tränen fort, erfrischten das überhitzte Fleisch. Langsam schlug der Mann die Augen auf. Zo'or kniete in Augenhöhe vor ihm, die Hand noch immer an der Wange des Menschen. Er wirkte ebenso verloren wie Liam sich fühlte. Beide waren sie allein. Beide Waisen. Wortlos hob Liam seine eigene Hand, erwiderte die Geste des Taelons.


Das Meer donnerte gegen kristallene Klippen, Gischt spritzte meterhoch. Der Taelon stand unter dem beständigen Regen der herabfallenden Tropfen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

 

ENDE

 

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