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  „Freie Träume” von Alraune   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Die Mission Erde-Variante der Voyager-Folge „Uni-Matrix Zero”. Liam erwacht an einem interessanten Ort.
Charaktere:  Da'an, Liam
 

 

FREIE TRÄUME

 

Unsere einzige Freiheit liegt in unseren Träumen,
nur dort sind uns keine Beschränkungen auferlegt.


Ein langer Tag lag hinter ihm. Da'an würde sich nun zur Ruhe begeben. Vielleicht konnte er in jenem bewusstlosen Zustand, den er dann stets erreichte, für den Moment seine Probleme vergessen. Er ließ sich auf seinem Stuhl nieder, lehnte sich langsam zurück, spürte, wie sich die Energiedusche aktivierte. Der beständige Fluss beruhigte seinen Geist, ließ ihn sanft im Dunkel versinken.
Augenblicke später tat er etwas, von dem jeder Taelon gesagt hätte, es sei für ihre Art nicht möglich, er träumte.

Liam Kincaid war ebenso müde wie sein Companion. Sein Doppelleben erschöpfte ihn zutiefst. Das Gefühl niemandem trauen zu können, immer auf der Hut sein zu müssen. Achtgeben müssen, was man wann zu wem sagen durfte. Er sehnte sich nach einem Ort des Friedens und der Ruhe. Einem Ort, an dem er sein konnte, wer er wollte. Ein Ort, an dem die Probleme des Alltags unwichtig waren. Doch so etwas gab es für ihn nicht. Seine Pflichten, sein Verantwortungsgefühl banden ihn. Mit einem Aufseufzen warf er sich auf sein Bett und war wenig später tief und fest eingeschlafen, bald begann auch er zu träumen.


Der junge Mann fand sich auf einem hohen Felsen unter einem weiten hellvioletten Himmel wieder. Sonnenlicht filterte durch die Äste der nahen Bäume, ließ Schattenmuster über den Boden tanzen. Ein leichter Wind wehte und leises Rauschen drang zu ihm. Ein Vogel sang. Ein einfaches Lied, welches sich mit den Geräuschen tausender Insekten vermischte. Liam starrte nur fasziniert. Er stand auf dem höchsten Punkt eines Berges, ein kleiner Berg zwar, doch die Aussicht war überwältigend. Das Land erstreckte sich so weit das Auge reichte vor ihm, unberührt von Menschenhand. Er sah Flüsse und Seen glitzern, Wälder und Grasebenen, auf denen riesige Herden von Tieren grasten, zu weit entfernt, als dass er genaueres hätte sehen können. Am Horizont erhob sich gewaltig und erhaben ein Gebirge, blau schimmernd in der klaren Luft, deutlich konnte er die Schneekappen auf den Gipfeln erkennen. Etwas Großes zog dort majestätisch seine Kreise. Atemlos starrte Liam auf dieses Wunder. Das war gewiss nicht die Erde oder irgendeine andere Welt, von der er schon gehört hatte. Die Farben waren anders, blau in allen Schattierungen schien bei den Pflanzen die dominante Färbung zu sein. Das Licht der Sonne schien ihm nicht gelb sondern weiß zu sein. Zudem schimmerten drei Monde am Firmament. Der größte von ihnen bedeckte fast ein Drittel davon, während der kleinste kaum zu sehen war.
„Gefällt es dir, Liam?”
Der Kimera-Mischling fuhr erschrocken herum, hatte er doch nicht damit gerechnet angesprochen zu werden. Auch erschien ihm die Stimme des Sprechers vertraut. Was er sah, war nicht ganz das, was er erwartet hatte. Im Schatten der Bäume stand eine zierliche junge Frau. Sie war nicht sehr groß, hatte langes, schwarzes Haar, welches ihr in schimmernden Wellen ungebändigt über den Rücken fiel. Klare, leicht schräg gestellte, grüne Augen musterten ihn vergnügt. Ein fast übermütiges Lächeln lag auf den fein geschwungenen Lippen. Ihr Gesicht hatte klare, fein geschnittene Züge, eine Narbe kreuzte die linke Augenbraue. Ihre Haut war hell und schimmerte perlmuttartig. Er war sich absolut sicher diese Frau noch nie zuvor gesehen zu haben und doch wusste er sofort, wer sie war.
„Da'an?”
Das vergnügte Lächeln vertiefte sich noch.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du hierher finden würdest, aber ich hätte damit rechnen müssen. Soll ich dir alles zeigen?”
„Erklären Sie mir erst, was hier vorgeht. Ist das schon wieder ein Experiment der Taelons?”
„Nein, die Taelons wissen nichts von diesem Ort. Jedenfalls nicht, wenn sie wach sind.”
„Ich verstehe nicht ganz.” Liam hatte sich ihr genähert und stand nun unmittelbar vor ‚Da'an’.
„An diesem Ort gibt es keine Taelons, Liam, nur Individuen. An diesem Ort verstummt das Gemeinwesen, die einzige Stimme, die hier erklingt, ist die Stimme unseres eigenen Selbst. Hier und nur hier können wir sein, wer wir sind. Das klingt vielleicht seltsam für dich, Liam, aber in der realen Welt werden durch das Gemeinwesen viele unserer tatsächlichen Eigenschaften unterdrückt. Wir müssen uns dem Zwang beugen oder die Auslöschung erfahren, darum kommen wir hierher. Was du jetzt in diesem Moment siehst, bin ich, nicht der eiskalte, berechnende Stratege, der Diplomat, der mit sanften Worten die Menschen belügt, sondern ich und niemand anders.”
„Hat die Synode nichts dagegen?”
„Sie wissen nichts davon, nicht einmal wir, die wir diesen Ort aufsuchen können, wissen davon. Wenn wir aufwachen, werden wir beide alles vergessen haben, was hier geschehen ist, bis wir zurückkehren. Alles, was hier geschieht, erinnern wir auch nur hier. Glaube mir, wenn die Synode davon wüsste, würden sie dem hier schnell ein Ende machen, mit welchen Mitteln auch immer.”
Liam hatte das Gefühl, als streifte ihn bei Da'ans Worten ein kalter Wind, ein Schatten verdunkelte einen Moment die Sonne.
„Komm jetzt, ich zeige dir so viel wie möglich.” Sie streckte Liam einladend eine Hand entgegen, der sie zögernd ergriff. Da'an zog ihn hinter sich her, einen kleinen Pfad entlang, den er erst in diesem Moment bemerkte.
„Eine Frage noch. Warum sind Sie hier weiblich?” Die Frau stoppte umgehend, sah ihn einen Moment lang verblüfft an und begann dann zu lachen.
„Das ist eine lange Geschichte, Liam, ich erzähle sie dir ein anderes Mal”, brachte sie schließlich unter Gekicher hervor.
Ein wenig erstaunt ließ sich der junge Mann von jenem zierlichen Geschöpf, das so ganz anders war als der Taelon, den er kannte, mitziehen. Er freute sich auf diese neue Welt und auf die Überraschungen, die sie bereithalten mochte.
„Diese Welt sieht ganz anders aus als Taelon oder die Erde, warum?”
„Sie wurde aus den Vorstellungen und Wünschen ihrer Schöpfer erschaffen, wer auch immer sie waren. Sie sind irgendwann verschwunden und andere begannen hierher zu kommen. Nicht nur Taelons, sondern Angehörige vieler Rassen. Sie kommen hierher, weil ihnen das Dasein in ihrer Welt unerträglich wird und sie sich nach Frieden sehnen. Allerdings würde ich in der realen Welt keinen von ihnen wiedererkennen, selbst wenn ich mich erinnern könnte, und sie ebenfalls nicht. Jeder hier erscheint als das, was er in sich selbst sieht.”

„Sie meinen also, wenn jemand, der in der Realität klein und dick ist, sich in Wirklichkeit als zwei Meter großen Helden sieht, dann ist er das hier auch?”

„Das ist sehr vereinfacht ausgedrückt, aber im wesentlichen richtig. Und hör auf mich zu siezen, das tut hier niemand.”

Sie waren am Fuß des Berges angekommen und gingen nun durch einen lichten Laubwald, steuerten auf ein kleines Zeltdorf zu. Liam sah noch andere Personen. Alle wirkten entspannt und zufrieden, gingen ihren Angelegenheiten nach. Musik erklang, Gespräche wogten auf und ab. Es war ein Ort des Friedens, es schien als könne einem hier nichts zustoßen. Da'an war irgendwohin verschwunden, vermutlich um ihren eigenen Wünschen nachzugehen.

Dann verstand er endlich die ganze Tragweite dessen, was Da'an ihm erklärt hatte. Das war es, was er sich gewünscht hatte. Hier konnte er alles vergessen und sich ausruhen. Er lächelte glücklich und suchte sich einen gemütlichen Platz unter einem der Bäume, ließ sich in das grünblaue Gras gleiten, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Sonnenstrahlen drangen durch die geschlossenen Lider, blinzelnd neigte er den Kopf zur Seite. Die Wärme und der sanfte Lautteppich von den Zelten lullten ihn ein. Er hoffte er würde noch oft her kommen können. An diesem Ort mochten er und Da'an sogar Freunde werden, etwas, das ihnen in der realen Welt verwehrt blieb, da sie dort auf verschiedenen Seiten kämpften und einander nicht vertrauen konnten. Doch hier war das anders, dies war eine andere Welt, mit anderen Regeln. Hier gab es den Krieg nicht. Keine minderwertigen oder überlegen Rassen, sondern in der Tat nur Personen die dasselbe wollten, ihrer unerträglichen Realität entrinnen und sie selbst sein.
Unmerklich dämmerte er in den Schlaf, seine Atemzüge wurden langsamer und tiefer.

Es war zeitiger Morgen, als Liam Kincaid erwachte, er fühlte sich ausgeruht und friedlich, hatte wunderbar geschlafen. Mit einem zufrieden Pfeifen machte er sich dienstfertig und begab sich zur Botschaft.

Da'an war bereits vor einer Stunde erwacht. Er fühlte sich gut. Das war in letzter Zeit oft der Fall, wenn er aufwachte. Er hatte den Sonnenaufgang beobachtet und die Stille genossen, die jetzt noch in den Räumen der Botschaft herrschte. Ein leichtes, vergnügtes Lächeln umspielte seine Lippen, er fühlte sich fröhlich, aus keinem bestimmten Grund heraus, es war einfach so. Er hatte das Gefühl, dass dieser Tag gut werden würde.

 

ENDE

 

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