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  „Gefallener Engel” von Alraune   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Mission Erde/Earth: Final Conflict gehören Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Da'an sieht sich einer Bedrohung gegenüber, welcher er sich nur durch den Tod entziehen kann. Anschließend erleben einige Leute eine Überraschung
Charaktere:  Da'an, Zo'or, Liam, [Augur, Miriam]
 

 

GEFALLENER ENGEL

 

God will save His fallen angels
And their broken wings He'll mend
When He draws their hearts together
And they learn to love again
All their sins will be forgiven
In the twinkle of an eye
All the saints rejoice in heaven
When the fallen angels fly

        “When the Fallen Angels Fly”
        Patty Loveless


Da'an war tot. Er hatte Selbstmord begangen. Aus welchem Grunde dies geschehen war, wussten allein die Mitglieder der Synode, die Stillschweigen wahrten.

Da'an hatte, aus der Sicht seines Volkes, eine Sünde begangen und würde die Konsequenzen zu tragen haben. Er war verbannt worden, für immer ausgestoßen aus dem Gemeinwesen. Niemandem der sein Leben willentlich beendete war eine Rückkehr gestattet. Da'an hatte dies, wie jeder Angehörige seines Volkes, gewusst und es in Kauf genommen.

Was hatte ihm so sehr zugesetzt, dass er selbst das Exil einer weiten Existenz vorzog? Liam wusste es nicht zu sagen. Da'an hatte sich nichts von seinem Vorhaben anmerken lassen. Er hatte sich verhalten wie immer, nichts hatte auf eine solche Tat hingedeutet. Vor einigen Tagen war der Taelon zum Mutterschiff gereist und nicht zurückgekehrt. Agent Sandoval hatte den Major schließlich über den Tod seines Companions in Kenntnis gesetzt, ein kurzer emotionsloser Anruf. Es hatte nicht den Anschein gehabt, als würde den Agent das Ableben Da'ans sonderlich betroffen machen.
Zuerst hatte Liam diese Information nicht einmal richtig verstanden. Er hatte es einfach für einen sehr schlechten Scherz gehalten. Es hatte keinen Grund gegeben. Doch es war Realität. Er hatte sich dem allzu schnell stellen müssen. Zo'or hatte ihn in seinen eigenen Dienst übernommen. Liam bekam den Unterschied zwischen diesem Taelon und seinem ehemaligen Arbeitgeber oft zu spüren. Zo'or war nicht besonders geduldig und alles andere als freundlich eingestellt, seine Verachtung für die Menschen war deutlich spürbar wenn er nicht gerade zur Diplomatie gezwungen war. Allerdings war Zo'or bei weitem kein so guter Schauspieler wie Da'an. Wenn der ältere Taelon verhandelt hatte, nahm er die Menschen durch seine Freundlichkeit für sich ein und bekam so was er wollte, unabhängig davon was er selbst dachte. Die Menschen sahen immer nur das sanfte Lächeln und hörten die gütigen Worte, die sie bezauberten. Zo'or hingegen war immer harsch, er versuchte sein Gegenüber einzuschüchtern, was ihm meist auch gelang, doch brachte ihm dies keine Sympathien oder gar aufrichtige Loyalität. Er wurde verabscheut, Da'an vermisst. Ein bedeutender Unterschied, so schien es Liam. Doch das Rätsel blieb ungeklärt. Was war auf dem Mutterschiff geschehen?


Einige Tage zuvor
Mutterschiff

Da'an war in keiner besonders guten Stimmung. Die Synode hatte ihn einberufen und es klang nicht so, als stünde ihm Angenehmes bevor. Im Gegenteil. Mit einem höchst unbehaglichen Gefühl näherte er sich der Brücke, er wusste, man erwartete ihn bereits.

„Da'an, es besteht der begründete Verdacht des Verrates gegen dich.” Zo'ors Stimme klang fest und klar über die Brücke, er schien eine gewisse Befriedigung aus den Geschehnissen zu ziehen. Die Synode war um Da'an und ihren Führer herum versammelt. Sie beobachteten aufmerksam und fällten bereits ein Urteil. Da'an wusste Verteidigung war sinnlos, doch mochte es ihm ein wenig Zeit bringen. Zeit genug einen Ausweg zu finden.
„Ich verstehe nicht. Wer hat diesen Verdacht geäußert? Und welche Beweise existieren gegen mich?”
„Das ist irrelevant. Die Beweise sind da und sie sind unmissverständlich. Um letzte Sicherheit zu gewinnen, hat die Synode beschlossen, deine Gedanken zu sondieren. Vielleicht wird dadurch ja deine Unschuld bewiesen, doch ehrlich gesagt, ich bezweifle es. Du hast eine Stunde Zeit dich vorzubereiten.” Zo'or's höhnischer Gesichtsausdruck begleitete seine Worte. Er war offensichtlich mehr als begeistert von der Aussicht sich seines langjährigen Rivalen endlich entledigen zu können. Die Tatsache, dass diese Sondierung einer mentalen Vergewaltigung gleichkam, schien ihn nicht sonderlich zu stören.
Die Gedanken des älteren Taelons rasten unter der ausdruckslosen Maske des Diplomaten. Er hatte seit längerem so etwas erwartet, doch ein Teil von ihm konnte einfach nicht fassen, dass dies nun eingetroffen war. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg aus dieser Situation, einem Weg zu entkommen.
Zo'or schien dies zu ahnen, ein leichtes spöttisches Lächeln legte sich auf seine Züge. „Falls du an Flucht denken solltest, Da'an, es wurden entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Du kannst das Mutterschiff nicht verlassen. Agent Sandoval wird dich bis zum Verhör in einer Zelle unterbringen.” Der Agent hatte außerhalb des Raumes gewartet und wurde nun hereingerufen, um diesen Befehl Zo'ors auszuführen.
Der ehemalige Companion begleitete ihn widerspruchslos, er hatte sich scheinbar in sein Schicksal ergeben. Innerlich erwog er jedoch noch immer seine Möglichkeiten. Viele gab es nicht, er bezweifelte, dass sein ehemaliger Beschützer ihm helfen würde. Schon lange gehörte die Loyalität des Mannes nicht mehr den Taelons. Es gab zwar Volunteers, die ihm treu ergeben waren, doch war es unwahrscheinlich, dass einer von ihnen schnell genug von seiner Lage erfahren und Hilfe herbeischaffen würde, wenn überhaupt. Wenn er jetzt versuchte zu fliehen, würde er sicher nicht weiter als einige Meter kommen, ehe man ihn wieder einfing. Blieb also nur noch ein Weg. Ein Schauer lief sein Rückgrat hinunter. Er fürchtete den Tod, doch war er dem Schicksal, das er andernfalls erleiden würde vorzuziehen. Die Sondierung seiner Gedanken würde nicht nur sein gesamtes Wissen enthüllen, sondern ihn auch den Verstand kosten. Er hatte dies einmal miterlebt. Der betroffene Taelon hatte Qualen durchlitten, die schrecklicher waren als alles, was ihnen die Jaridians antun konnten, die vergeblichen Versuche Widerstand zu leisten hatten die Pein nur noch erhöht. Als die Synode ihre Untersuchung beendet hatte, war vom Geist jenes Taelons nicht mehr viel übrig gewesen und er war wenig später eines gnädigen Todes gestorben. Nein, so wollte Da'an nicht enden.
Behutsam begann er die notwendigen Schritte vorzunehmen, er musste Acht geben, dass seine Mit-Taelons es nicht bemerkten, sie würden sonst versuchen ihn aufzuhalten. Als er in seiner Zelle ankam, war der Schaden bereits angerichtet, zwar konnte noch er zurück, doch der Punkt ohne Wiederkehr war bereits nahe. Dieses Mal gab es niemanden, der ihn aufhalten konnte, keine Hoffnung auf Rettung und so hatte Da'an den Prozess erheblich beschleunigt. Alles was er jetzt noch tun musste, war die Vorgänge bis zum letztmöglichen Augenblick vor der Synode zu verbergen.
Langsam ließ er sich zu Boden sinken.

Minuten später spürte er wie sein Körper sich auflöste, die Energiepartikel sich zerstreuten. Er fühlte den Zorn der Synode über sein Entkommen und er wusste, es gab für ihn keine Rückkehr mehr. Mit diesem letzten Schritt war er im Fegefeuer angelangt. Doch er hatte nicht erneut Verrat begehen können. Einmal war er dazu gezwungen gewesen, doch sollte es kein zweites Mal geschehen. Das Wissen, das er in sich trug, hätte zur Vernichtung Tausender geführt, eine Last, die sein Gewissen nicht ertragen hätte. Lautlos glitt sein Geist davon, nun unerreichbar für das Gemeinwesen. Er fragte sich, wie lange er die Einsamkeit würde ertragen können. Dann beschloss er an einen Ort zurückzukehren, der ihm vertraut gewesen war, an dem er sich zu Hause fühlte.
Die Botschaft.


Gegenwart
Botschaft

Seit jenem Entschluss hielt er sich hier auf. Zwischen den ihm so vertrauten Wänden. Jenes Lebewesen, welches die Botschaft eigentlich war, hatte ihn willkommen geheißen. Die vertraute Umgebung, die Anwesenheit vertrauter Gesichter brachte Da'an einen gewissen Frieden. Doch die ganze Zeit hatte er das Gefühl, etwas tun zu müssen. Er war noch nicht fertig mit der Welt, auch wenn diese den Fall vielleicht anders sah. Er hatte noch eine unerledigte Angelegenheit, etwas war noch zu tun. Nur was? Da'an rätselte schon die ganze Zeit daran herum, während er dem Kommen und Gehen der Menschen zusah. Schließlich traf auch sein Nachfolger ein, als Botschafter sehr fähig, doch hatten die Menschen in ihm gewiss keinen Freund gefunden. Mit einem mentalen Kopfschütteln hatte Da'an den anderen Taelon beobachtet, als dieser sich in der Botschaft einzurichten begann. Die Menschen wussten nur einen Bruchteil dessen, was auf sie zukam und hatten keine Möglichkeit sich effektiv zur Wehr zu setzten. Ihr einziger Führsprecher unter den Taelons war gleichfalls verloren, so wie es auch der ganze Planet zu sein schien. Ein trauriger Gedanke. Da'an beschloss sich für ein Weilchen in den Garten zurückzuziehen, auch im Tode war dies einer seiner Lieblingsaufenthalte.


Zo'or betrat leicht zögernd die Botschaft. Er wusste, dass Da'an sich noch immer hier aufhielt. Sein Elternteil hatte bislang keinerlei Schritte gegen die Taelons unternommen und es machte auch nicht den Eindruck, als wolle er dies in Zukunft noch tun, doch es war sicher besser vorsichtig zu sein. Da'an war schon immer zu überraschenden Aktionen fähig gewesen, mehr als einer seiner Gegner war bildlich gesprochen zu Boden gegangen, weil er den Schlag nicht hatte kommen sehen. Zo'or wollte nicht das selbe Schicksal erleiden. Dieses Mal schien er jedoch Glück zu haben, der Geist Da'ans schien im Moment nicht anwesend zu sein.
Im Weitergehen dachte er über Da'ans Ableben nach, selbst er hatte nicht damit gerechnet, dass Da'an sich durch eine solch drastische Maßnahme dem Zugriff der Synode entzog, doch er verstand es. Diese Art von mentalem Verhör hätte dem Geist Da'ans unwiderrufliche Schäden zugefügt. Er wäre für den Rest seiner Existenz vom Mitleid Anderer abhängig gewesen; und das Mitleid der Taelons reichte nicht sehr weit.


In diesem Moment kam Da'an buchstäblich die Erleuchtung. Bisher hatte er es bevorzug unbemerkt zu bleiben, doch in diesem Augenblick konnte er sich nicht zurückhalten. Ein unbeteiligter Zuschauer hätte beobachten können, wie aus dem Nichts eine Wesen von einer Aura aus Licht umgeben in jenem verborgenen Winkel des Gartens auftauchte und mit einem mutwilligen Lächeln auf den Lippen über den Rasen schritt, ehe sie erneut mit dem Sonnenlicht verschmolz und schließlich ganz verschwand.
Da'an wusste jetzt was er tun würde. Die Menschen hatten ein Sprichwort, das besagte, dass wenn man eine Regel brach, man sie besonders gründlich brechen solle. Genau das hatte er jetzt vor. Er machte sich auf den Weg zum Mutterschiff, von dort aus würde sein Vorhaben erheblich einfacher werden. Nicht zum ersten Mal war er dankbar dafür, dass die Macht der Taelons nach dem Ende ihres materiellen Daseins erheblich zunahm. Jedenfalls solange sie auf eine Rückkehr ins Gemeinwesen verzichteten, und die war für Da'an auf jeden Fall ausgeschlossen.


Sekunden später
Mutterschiff

Dem Computer die entsprechenden Spezifikationen einzugeben war einfach gewesen, der schwierige Teil würde sein, während des Datentransfers jegliche Einmischung seitens der Besatzung zu verhindern. Es begann. Interessiert sah Da'an zu wie die Aktivität auf der Brücke schlagartig zunahm. Es erinnerte ihn an einen Ameisenhaufen, der durch einen Eindringling aufgeschreckt worden war, ein wirres Durcheinander von Personen, die erfolglos versuchten die Kontrolle zurückzuerlangen. Es war eigentlich recht einfach entsprechende Versuche zu unterbinden. Da'an stellte überrascht fest, dass er Spaß an dem ganzen Durcheinander hatte. Vielleicht sollte er seine Poltergeistaktivitäten später noch etwas ausdehnen.


Zeitgleich
Augurs Wohnung

Liam war vor einiger Zeit aufgekreuzt, hatte sich auf das Sofa geworfen und seitdem nicht mehr gerührt. Augur beobachtete das mit Sorge, doch es gab absolut nichts, was er tun konnte. Liam trauerte um eine Person, die ihm viel bedeutet hatte, schon wieder. Sein Leben schien praktisch nur aus dem Verlust geliebter Personen zu bestehen. Zuerst Lili, ein leiser Seufzer Augurs begleitete den Gedanken an diese Frau, dann seine Mutter, Shiobhan und jetzt auch noch Da'an. Wen hatte der junge Mischling denn noch außer ihm? Und ihre Beziehung war längst nicht mehr, was sie zu Anfang gewesen war, er, Augur, hatte Liams Vertrauen zutiefst enttäuscht und er bezweifelte, es jemals vollständig zurückzugewinnen. Seltsame Vorgänge auf dem Bildschirm seines Computers erregten die Aufmerksamkeit des Hackers. Dieser Rechner hatte die Aktivitäten auf dem Mutterschiff überwacht und lief nun fast Amok in dem Bemühen alles aufzuzeichnen. „Guter Gott ...”, murmelte Augur leise, fast ehrfürchtig. Jemand lud die gesamten Datenbanken des Mutterschiffes in das Internet herunter. Dessen Computer waren völlig damit ausgelastet, weltweit allen verfügbaren Speicherplatz ausfindig zu machen. Es war ein beeindruckendes Schauspiel, da war ein Meister seines Faches am Werke gewesen. „Liam”, rief Augur über die Schulter gewandt nach hinten in den Raum „Liam, das musst du dir ansehen.”


Zeitgleich
Nordamerikanische Botschaft

Zo'or befand sich gerade im Gespräch mit A'ris dem neuen Companion für Nordamerika als ihn Agent Sandoval kontaktierte. Als er die Nachricht vernahm, konnte er es zuerst nicht glauben. Da'an hatte zugeschlagen, an einer Stelle, an der selbst er es nicht erwartet hatte und es gab keinen Zweifel, dass dies das Werk seines Rivalen war. Nur wenige hatten das nötige Wissen, doch Da'an hatte außerdem seine eigenen Zugriffscodes verwendet, aus welchem Grunde auch immer. „Halten Sie es auf mit allen Mitteln”, herrschte er seinen Beschützer an. Die Antwort war wenig erfreulich. „Das haben wir bereits versucht Zo'or, aber ohne Erfolg.” „Dann setzten Sie ihre Bemühungen fort.” Der Befehl hatte eher nach dem Fauchen einer zornigen Katze als nach dem Synodenführer geklungen. Zo'or war außer sich vor Wut.


Einige Stunden später
Garten der Botschaft

Da'an hatte sich, für niemanden wahrnehmbar, auf dem Brunnenrand niedergelassen, das eine Bein an die Brust gezogen, die Arme locker darum geschlungen, das Kinn auf das Knie gestützt. Sein anderer Fuß zeichnete müßig Muster in den Sand. Der Taelon-Geist war zufrieden mit sich. Sein Vorhaben war ein voller Erfolg gewesen. Die Menschen hatten nun jederzeit vollen Zugriff auf alle Daten der Taelons, es gab nichts mehr, das dies noch ändern konnte. Plötzlich spürte er einen deutlichen, einen unmissverständlichen Ruf. Jemand führte das He'jathra aus, er musste dem Folge leisten, er wollte es.
Ein einziger Gedanke führte ihn an den Ort, zu dem er gerufen wurde.

Liam stand hinter den beiden Taelons. Zo'or und A'ris die ein sonderbares und ihm doch vertraut erscheinendes Ritual ausführten, die Herbeirufung eines Toten. Sie riefen nach Da'an um ihn endgültig aus dem Gemeinwesen zu verbannen, doch zuvor wollten sie noch mit ihm sprechen. Bisher geschah allerdings nicht viel, Da'an ließ auf sich warten.

Plötzlich leuchtete etwas hinter ihm sanft, in jenem ihm schon vertrauten, weiß-grünlichen Licht auf. Alle drei drehten sich langsam um.

Der Taelon hatte sich auf einer Konsole niedergelassen, die Arme aufgestützt. die Beine baumelten entspannt herab. Ein kleines, spöttisches Lächeln lag auf seinem Gesicht. „Du wolltest mich sprechen, Zo'or?” Es klang recht vergnügt.
„Was hast du dir dabei gedacht, Da'an? Du hast unser gesamtes Volk verraten.” Die Stimme des jungen Synodenführers überschlug sich fast.
„Mag sein, dass du es so siehst, aber ich habe da einen etwas anderen Blickwinkel.” Da'an wirkte nicht sonderlich beunruhigt.
„Es ist mir egal, wie du das siehst, du hast unsere Daten den Menschen zugänglich gemacht. Du hast es ihnen ermöglicht, sich gegen uns zu stellen, nun da sie alles über uns wissen.” Zo'ors Zorn strahlte von ihm aus, heiß wie die Sonne. Liam bemühte sich auf Abstand zu gehen, er wollte nicht in der Nähe sein, wenn er explodierte.
„Ich habe ihnen ermöglicht eine Wahl zu treffen und den Taelons auf gleicher Ebene zu begegnen. Nun könnt ihr euch nicht mehr auf die technologische Überlegenheit herausreden. Die Menschen sind jung, aber sie lernen schnell und haben gewöhnlich keine Probleme sich neue Technologien zu eigen zu machen. Die Menschen wissen jetzt über euch bescheid, alles weitere liegt allein bei ihnen. Ihr könnt nichts mehr ausrichten.” Eine tiefe Zufriedenheit lag in Da'ans Stimme.
Zo'or war schlicht sprachlos. Da'an hatte recht. Die endgültige Entscheidung über ihr Schicksal lag nun tatsächlich in den Händen der Menschen. Selbst wenn die Taelons jetzt noch versuchten, sie zu unterwerfen, sie hätten gewiss keinen Erfolg damit. Ihre Pläne waren gründlich vereitelt worden. Voller Wut wandte er sich ab und verließ den Raum. A'ris folgte ihm auf den Fuße, nicht weniger wütend als er. Der Major blieb mit Da'an allein zurück.

„Nun Liam, wie gefällt Ihnen der Verlauf der Ereignisse?” Da'an legte den Kopf schräg, ein rätselhaftes Lächeln auf den Lippen.
„Ich ... Ich muss gestehen, ich bin sprachlos.”
„Offensichtlich.” Da'an wirkte amüsiert. „Ich muss jetzt gehen. Leben Sie wohl Liam. Es war mir trotz allem, eine Freude mit Ihnen zusammen zu arbeiten.” Da'ans Gesichtszüge begannen undeutlich zu werden, wurden durchsichtig. Der ganze Taelon schwand dahin, bis er schließlich vollends entwich. Liam sah dem mit bedauern zu. „Leben Sie wohl Da'an. Es hat mich ebenfalls gefreut.” Seine Stimme war nur ein sanftes Flüstern. Er wandte sich ebenfalls ab und verließ den Raum. Seine Pflichten erwarteten ihn.


Einige Tage später, Sonnenuntergang
Irgendwo

Da'an hatte sich auf der Spitze des Berges niedergelassen. Es war nicht der höchste dieser Welt, doch die Aussicht war trotzdem atemberaubend. Er fühlte sich glücklich und völlig im Reinen mit sich selbst. Es gab nichts Unerledigtes mehr in seinem Leben, er hatte seine Schuld beglichen. Die Menschen hatten sich entschieden den Taelons zu helfen, trotz ihrer Lügen, trotz des Grauens, welches sie auf der Erde verursacht hatten. Vielleicht hatten sie nur politische Gründe dafür, vielleicht wollten sie auch tatsächlich helfen. Wer wusste das schon. In einigen Jahren würde das wohl keine Rolle mehr spielen.
Ihn ging das alles jetzt auch nichts mehr an. Ein kleines Weilchen hatte er sich noch damit beschäftigt, ein Ärgernis zu sein, aber schnell das Interesse daran verloren. Im Moment wartete er einfach nur, worauf, das wusste er nicht, doch er hatte alle Zeit der Welt um es herauszufinden.

Eine Hand legte sich sanft auf seine Schulter. Da'an blickte ruhig auf, sah in Augen wie grüne Jade, in einem feingeschnittenen, zarten Gesicht, welches von kastanienfarbenen Locken eingerahmt wurde. Ein sanftes Leuchten ging von der Gestalt der zierlichen jungen Frau aus. Sie schien kaum mehr als ein Mädchen zu sein und doch hatte Da'an den Eindruck, dass sie erheblich älter war als er.
Sie lächelte freundlich. „Hallo. Es freut mich dich kennen zu lernen.”
„Es ist mir eine Ehre. Ich habe auf dich gewartet, glaube ich. Wer bist du?”
„Mein Name ist Miriam. Ich soll dich abholen.” Sie ließ sich neben ihm nieder, strich ihr langes hellgrünes Kleid in der Bewegung zurecht.
„Und wohin sollst du mich bringen?” Leichte Besorgnis klang in der Stimme des Taelons, er konnte sie nicht verbergen.
„Dahin.” Miriam hob ihren Arm und deutete darauf.
Da'an wandte sich in die angegebene Richtung. Verblüffung nahm ihn gefangen. So etwas hatte er nicht erwartet. „Was ist das?” Seine Angst war völlig verschwunden, hatte grenzenloser Neugier Platz gemacht.
„Das Tor. Alle Menschen gehen dorthin.”
„Ich bin kein Mensch.” Traurigkeit klang in der Stimme des Aliens an.
„Vielleicht. Aber vielleicht irrst du dich auch. Ich weiß nur, das ich dich dorthin bringen soll.” In ihrer Stimme lag ein Lächeln, welches ihr Gesicht nicht zeigte.
Da'an blickte in die strahlenden Augen und entschloss sich, ihr zu vertrauen. „Was wird mich dort erwarten?”
„Das liegt allein an dir. Ich denke du weißt es bereits.” Sie stand während dieser Worte auf und streckte Da'an die Hand entgegen, welche er sicher ergriff. „Ja, ich denke ich weiß es.”
Ohne zu zögern folgte der Taelon der jungen Frau, er sah eine vertraute Gestalt, die im Licht auf ihn warteten, die Gestalt eines Mannes, eines Freundes. Er hatte ihn so vermisst. Mit einem freudigen Auflachen warf Da'an sich in seine Arme, fühlte wie diese ihn fest umschlangen. Sie schienen eine Ewigkeit so zu verharren, dann lösten sie sich voneinander. Niemand hörte je die Worte, welche der Mann an den Taelon richtete, noch dessen Antwort. Die junge Frau griff schließlich die Hände der beiden und gemeinsam verschwanden die drei vom Angesicht der Erde.

 

ENDE

 

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