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  „Weihnachtsgeschenke” von AlienVibe   (Emailadresse siehe Autorenseite),   November 2005
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Scheinbar nur Kleinigkeiten ... (Sequel zu ‚Heiligabend’ und ‚Feste feiern?’)
Zeitpunkt:  vierte Staffel, nach ‚Forge of Creation’
Charaktere:  Vorjak, Lili, Ariel
 
Anmerkung:  Dieser Text wurde als Teil des Adventskalenders 2005 geschrieben.
 

 

WEIHNACHTSGESCHENKE

 

Er betrat die Wohnung geräuschlos.
Seinem Zeitmesser nach mußten Lili und Ariel tief schlafen, und er wollte beide auf keinen Fall wecken.
Tatsächlich war drinnen sämtliche künstliche Beleuchtung ausgeschaltet.
Das Licht der Sterne, das durch die Fenster des Hauptraums fiel, reichte dem Jaridian, um sich problemlos zu orientieren.

Er entledigte sich seiner Kampfstiefel und seiner Kleidung und gab Letztere in die Recycle-Einheit,
wobei er sich lächelnd an das erste Mal erinnerte, als er das im Beisein der Menschenfrau getan hatte, die ihm schließlich Gefährtin wurde.
Sie hatte ihn fragend angeschaut.
„Recycling”, hatte er erklärt.
„Recycling?”, hatte sie ungläubig erwidert. „Ich dachte, das ist eine Art Waschmaschine - Du willst mir allen Ernstes erzählen, Ihr - Ihr werft Eure Sachen weg, nachdem Ihr sie getragen habt?”
„Waschmaschine?” hatte er zurück gefragt. „Verletzlichen-Kleidung kann man ultraschall-säubern?”
„Nein, natürlich nicht”, hatte Lili, deutlich irritiert klingend, geantwortet. „Man reinigt sie mit Wasser und einem Waschmittel in einer Waschmaschine oder, wenn es sich um etwas Empfindliches handelt, per Hand in einer Schüssel, einem Eimer, in der Wanne oder im Waschbecken. Wie kann es sein, daß Du das nicht weißt, wo Ihr uns doch seit einer halben Ewigkeit mit Euren Sonden beobachtet?”

Er hatte sie fassungslos angestarrt.
„Willst Du mir allen Ernstes erzählen, die Menschen vergeuden ihre Zeit mit - mit dem Reinigen von Kleidung?”
„Vergeuden? Was, bitte schön, ist das, was Du machst? Der Kampfanzug, den Du da weggeworfen hast, war nicht einmal wirklich schmutzig!”
„Ich nehme mir, so bald ich mich wieder bekleiden muß, einen aus der selbsttätigen Ausgabe, und der getragene geht in die Neusynthese. Ich vergeude nichts, im Gegensatz zu Euch, weder natürliche Ressourcen noch wertvolle Kampfkraft und Zeit.”

Beinahe wäre aus diesem Austausch Streit geworden, aber das hatte er noch rechtzeitig zu verhindern gewußt, mit der Methode, die er gegenüber Lili sehr rasch als die erfolgreichste erkannt hatte.

Ein leises Geräusch holte ihn aus der Erinnerung, und er spannte sich unwillkürlich, mit glühenden Handflächen.
Wer immer es verursachte, war nicht seine Gefährtin.

Das Geräusch wiederholte sich - ein sich öffnender Durchgang.
Vorjak brachte sich in eine Position, die ihm den Vorteil sofort erreichbarer Deckung verschaffte, die einem potentiellen Gegner fehlen würde in dem Moment, in dem er sich zeigte.

Aus dem Dunklen löste sich - eine Gestalt.
Eine sehr kleine, dürre, aufrechte Gestalt.

Der Jaridian ließ, halb erleichtert, halb belustigt über sich selbst, die Hände sinken und deaktivierte sein Shaqarava.
„Ariel ...”

Die Kleine schaffte es, auf ihn zu zu laufen, ohne zu stolpern, und kam direkt vor seinen Füßen zum Stehen.
Sie strahlte ihn an und streckte die Hände nach ihm aus.
„Vorjak. Arm”, sagte sie.

Der Erste Jaridias schaute die winzige, ganz besondere Hoffnung für sein Volk an, als sähe er sie zum ersten Mal.

Dann bückte er sich, nahm sie hoch und barg sie an seinem Körper, unfähig, selbst zu sprechen.
Sie klammerte sich an ihn.
„Hier bleiben”, sagte sie. „Vorjak. Hier bleiben.”

Der Jaridian hatte seine Stimme wieder gefunden.
„Ja, jetzt bleibe ich hier. Bis zum Ende der nächsten Dunkelphase bin ich nur für Dich da, für Dich und Lili”, sagte er leise und voller Wärme.
Er strich Ariel über den Kopf, und das Fehlen jeglichen Haars ließ die tiefe Sorge wieder aufsteigen, die er um die Kleine hatte, und nicht nur um sie.
Augenblicklich war sie so sehr Jaridian, daß zu befürchten stand, daß ...
Nein, daran wollte er jetzt nicht denken.
Er wollte sich ungetrübt darüber freuen, daß sie plötzlich sprechen konnte - ob Lili das wohl schon wußte?

Behutsam lenkte er seine Schritte in den Schlafraum, den er und seine Gefährtin miteinander teilten.
Auch hier fiel Sternenlicht durch die Fenster.
Auf seiner Seite des großen Bettes, das er, wie alles hier, nach Lilis Wünschen hatte fertigen lassen, lag, wie viel zu oft, Ariels Kühlmatratze.
Wenn er nicht anwesend war, weigerte sich die Kleine, in ihrem Raum zu bleiben, und verkroch sich zum Schlafen in die Arme derer, die sie ins Leben gegeben hatte.
Drohte sie sich zu überhitzen, wurde sie wach, krabbelte auf ihre Spezialunterlage und schlief darauf wieder ein, vorausgesetzt, diese befand sich neben Lili.

Lili öffnete die Augen in dem Moment, als ihr Gefährte sich mit Ariel auf das Bett setzte, um diese auf ihre Matratze zu legen.
Sie strahlte ihn an, und er strahlte zurück.

„Stell' Dir vor, was vorhin passiert ist”, sagten beide gleichzeitig, um einander unmittelbar darauf verdutzt anzuschauen.

„Du zuerst.”
Auch das kam wieder zeitgleich.

Dann drückten Menschenfrau und Jaridian demonstrativ die Lippen zusammen, um zu signalisieren, daß der jeweils Andere mit Sprechen an der Reihe sei, und fingen schließlich beide an zu lachen.

„Lili. Vorjak. Hier bleiben”, meinte Ariel begeistert.

„Jetzt hörst Du es selbst”, sagte Vorjak im gleichen Tonfall. „Das wollte ich Dir gerade erzählen - sie spricht!”

„Ja, was für ein Geschenk”, freute sich seine Gefährtin mit ihm.
„Und jetzt habe ich noch eines für Dich.”
„Noch eines? Und das, wo ich Dich allein gelassen habe, trotz meines Versprechens?”
„Du konntest nicht anders - da war eine ganze Welt in Not ... Also stell' Dir vor, was unsere Tochter noch geschafft hat, außer ihre ersten Worte.”
„Was?”
„Sie hat zweieinhalb Einheiten ohne Unterbrechung in meinen Armen geschlafen.”

Vorjak war einmal mehr sprachlos.
Zweieinhalb Einheiten ohne Kühlung ...

„Sie wird es schaffen”, sagte Lili eindringlich.
„Sie wird es schaffen.”

„Hier bleiben”, erklang Ariels Stimmchen.
„Hier bleiben.”

 

ENDE

 

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