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  „Weite Wege” von AlienVibe   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Dezember 2003
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Einsatz mit Folgen / Lohn des Mutes
Zeitpunkt:  ab kurz vor dem Ende der dritten Staffel
Charaktere:  Da'an, Dunkar, Selkara, Shainshiyee, Sivora, Si'an, Tervora (andere Jaridian, Taelon, Gepanzerte)
 

 

WEITE WEGE

Kapitel 2

 

Der funkelnde Schauer aus Energie um ihn, in dem er aufgegangen war, um ihn zu absorbieren, ebbte ab, und Da'ans Gestalt fand sich in der gewohnten Form zusammen. Der Taelon bildete seine Fassade neu, samt der overallartigen ‚Bekleidung’ und den seltsam aussehenden Fußhülsen, das meiste davon Zugeständnisse an die merkwürdigen Gebräuche der Menschen ...
Sein Energiehaushalt war im Gleichgewicht, er selbst war es nicht. Die Erinnerung an sein Gegenüber in dem Zustand, in den er neuerdings immer wieder geriet, anstatt in das Gemeinwesen einzutauchen, erfüllte ihn mit Ekel und dessen Worte mit Verachtung. Nicht er war derjenige, der sich etwas vormachte ... Wer war denn, trotz Überzahl, zum Untergang verurteilt - bald zu Asche werdend, während die Seinen überdauern würden bis in alle Ewigkeit ... Die laufenden Experimente mit der Rasse, die die Welt bewohnte, um die sein Schiff kreiste, versprachen einiges an Hoffnung.

Seine, Da'ans Stimme, war damals ausschlaggebend gewesen, den Krieg gegen die Jaridian zu beginnen. Er hätte nicht mehr sagen können, wie lang das her war, wie viele Generationen von Feinden dieser Krieg seither ausgelöscht hatte - und es war richtig gewesen ...
Auch die Seinen waren in Gefahr, in Gefahr, auszusterben, weil sie sich nicht mehr vermehrten und ihre Grundenergie ...
Um so wichtiger war es, den Feind weiter zu dezimieren, während man nach Lösungen suchte, anstatt - anstatt einfach zu kapitulieren, gelockt mit billigen Versprechungen, hinter denen sich mit Sicherheit nichts anderes verbarg als eine sehr gut getarnte und garantiert tödliche Falle - der die Synode und alle, die zu ihr standen, entkommen waren, einmal mehr dank seiner Stimme, die den Ausschlag gegeben hatte, daß eine Mehrheit Zo'ors Abtrennungsplan zustimmte.
„Wer macht sich hier etwas vor?” fragte er in Gedanken die hochgewachsene Gestalt, die mit hängenden Armen da gestanden hatte. „Wer macht sich etwas vor?”
„Lügner”, schien es um ihn zu flüstern. „Lügner ...”

 
* * *
 

Die Hellphase neigte sich dem Ende zu, und die Farben der Dämmerung fielen durch die großen Fenster auf die Arbeitsfläche, an der Sivora und Shainshiyee in Kontakt saßen.
„Wir hören auf”, entschied die Vereinte. „Du beherrschst die Portalcodes absolut sicher, hast alles an Eunoia verstanden, was ich Dir beibringen konnte und über Bergende und Treibende habe ich von Dir mehr gelernt, als je ein Taelon in seinem Leben gewußt hat - und Du bist vollkommen am Ende, und das vor Deiner Abschiedsfeier ...”
Die geflügelte Halbjaridian konnte ihre Erleichterung nicht verbergen. „Ich kann wirklich nicht mehr ...”
Sie löste ihren Griff um die Hände der Vereinten, nahm diese zwischen die Flügel und zog sie an sich. „Danke ... ich danke Dir so sehr ... Ohne all das, was Du beisteuerst und mir beigebracht hast, hätte dieser Einsatz nicht einmal den Hauch einer Chance.”
„Das ist das Mindeste. Das Geschenk, das Du und die Deinen mir und allen, die sich zum gleichen Schritt entschließen, gemacht habt, wird dadurch nicht aufgewogen, aber so kann ich wenigstens zur Heilung des Ganzen beitragen, das ...”
Sonnenhell und Shaqarava umströmten die Vereinte, und ein Bild war im Kontakt: die schlanke, beinahe ätherische Gestalt eines Taelon und eine muskulöse, kompakte Jaridian, die einander gegenüber standen, die offenen Handflächen aneinander gelegt, umgeben von strahlend weißer, mit Goldfunken durchsetzter Energie - der gleichen Energie, die jetzt auch von Sivora ausging und Sha durchflutete. Für eine Weile durchwoben Sonnenhell, Weiß-Violett und Weiß/Gold einander, während die beiden - äußerlich so unterschiedlichen - Wesen sich gegenseitig hielten.
Schließlich war es die Vereinte, die den Kontakt behutsam löste. „Du solltest jetzt gehen”, ließ sie die Halbjaridian wissen. „Du wolltest Dich doch ins Wasser tauchen, bevor die Feier beginnt, und Du solltest Dein Gepäck vorbereitet haben für den Beginn der nächsten Hellphase.”
„Du hast Recht”, antwortete diese und konsultierte einmal mehr ihr aufklappbares Gerät, während sie sich von ihrem Sitz erhob. „Wir haben Einheit Achtzehn - wenn es Einheit Zwanzig ist, sehen wir uns
in unserer Unterkunft.”

Kurz vor Einheit Zwanzig hatte Sha die letzten Säcke mit Verpackungsflocken in ihrer, Dunkars, Selkaras und der Vereinten Unterkunft ausgeleert und damit das Mitte-Lager so vergrößert, daß mindestens zehn weitere Wesen Platz finden würden darauf - alles, was jetzt dienstfrei hatte oder die Erlaubnis, sich für ein oder zwei Einheiten von seinem Posten zu entfernen, hatte sie eingeladen, mit ihr zusammen zu sein, bevor sie alle, die sie hier kannte, auf unbestimmte Zeit verließ.
Und um Einheit zwanzig und eine halbe waren alle, die sie direkt angesprochen hatte, und etliche mehr anwesend und dicht an dicht in Kontakt miteinander.
Es gab reichlich zu essen und zu trinken, Sha hatte ihren gesamten Vorrat an getrockneten Ph'taalfrüchten zur Verfügung gestellt, Dunkar hatte in seiner letzten Freischicht die Erlaubnis erwirkt, ein Shuttle benutzen zu dürfen und hatte außerhalb der riesigen Siedlung um das Hauptgebäude Eßbares besorgt, das Jaridia selbst hervorbrachte, und da war ja auch noch die Nahrungsspendeeinheit ...
Die Beleuchtung lieferten befüllte und entzündete Feuerschalen, so daß beinahe eine Atmosphäre wie in einer Erdvolk-Höhle entstanden war.
Sha hockte in der Mitte und genoß jeden Bruchteil einer Untereinheit dieses Kontaktes. Ihre Energie strömte im Kreis und verband sich mit der aller, die sie spürte, mit der tiefroten, warmen Dunkars, der klaren, hellblauen Selkaras, auf der Weiß tanzte wie Schaum auf Meereswellen, dem strahlenden Weiß und Gold Sivoras, dem Grün und Weiß-Violett der anwesenden Jaridian ... Sie bedauerte, daß von denen ihrer Welt, die auf Jaridia untergebracht waren und hier oder von hier aus ihren Weg für das ganze zu gehen hatten, sonst niemand anwesend sein konnte - aber alle, die über die Fähigkeit zum Kontakt und/oder des Schauens in die Ordnung verfügten, bereiteten sich auf den Einsatz für die Zhawi vor.
Die geflügelte Halbjaridian wünschte sich für einen Augenblick, diese Feier, dieser Moment jetzt gerade möge niemals zu Ende gehen. Sie versuchte, die sich leise wieder anschleichende Angst, alle hier vielleicht nie mehr wieder zu sehen, hinter ihre Barriere zu nehmen, bevor sie in der Berührung bemerkt wurde, aber Selkara, die ihre Flossen um sie geschlungen hatte, spürte das natürlich, ebenso wie alle anderen im Kreis.
„Ich habe genau so viel Angst wie Du”, ließ sie die wissen, die sie hielt. „Ich kann Vorjaks Argumente nachvollziehen, aber ich wünschte, ich könnte mit Dir kommen ...”
Im Kontakt war der Eindruck zweier Jaridian mit konzentriertem Gesichtsausdruck, die ein geschlossenes Stasis-Behältnis manövrierten, durch dessen transparente Wände man vage die Umrisse einer reglosen geflügelten Gestalt ahnen konnte. „Zu zweit wären wir ...”
Shainshiyee hüllte die, die halb Feuer- und halb Wasservolk war, in Sonnenhell.
„Selkara, nein - das hätte niemand verhindern können damals, egal, wie viele wir gewesen wären - im Gegenteil, wären wir viele gewesen, hätte es viele getroffen, und das hätte wirklich Verluste gegeben.”
Und damit waren sämtliche Erinnerungen an das, dessen Wiederholung Selkara so sehr fürchtete, im Kreis, und die Aufmerksamkeit aller richtete sich darauf.

Unmittelbar hinter der Frontlinie gab es einen kleinen Planeten, der nichts weiter beherbergt hatte als insgesamt vier ausgedehnte Lager, in denen die Taelon Gepanzerte hielten, implantierten und zu Kämpfern ausbildeten.
Gepanzerte waren riesige, massige, vielbeinige Geschöpfe, denen im Kampf am Boden nichts und niemand gewachsen war, sie benötigten nicht einmal Waffen, da allein ihre Leiber bereits solche darstellten, die, wo immer sie eingesetzt wurden, nichts als Verwüstung hinterließen.
Geschützt war diese Welt allerdings mit einem PDS, das für eine derart dünne Besiedlung vollkommen überdimensioniert wirkte, was die Jaridian lange zu der Vermutung veranlaßt hatte, es müsse sich noch mehr dort verbergen als lediglich Rekrutierungslager, in denen die Taelon sich neue Kämpfer heranzüchteten.
Von den wenigen Gepanzerten, die jemals in jaridianische Gefangenschaft geraten waren, hatte man nicht mehr als den Eindruck bekommen können, es handele sich bei ihnen um empfindungsfähige, bewußte Geschöpfe - dann hatten die Cyber-Virus-Implantate, mit dem die Taelon sich alles und jedes gefügig machten, diese Wesen umgebracht.
Der ‚Angriff’ auf diesen Außenposten der Taelon sollte eigentlich vonstatten gehen wie jeder andere auch - Shuttles sollten aus allen Richtungen getarnt auf die Lager zu fliegen, darüber die Anti-CVI-Kristalle ausbringen und sieben Einheiten danach Jaridian und Angehörige des Wind- und Erdvolkes in der Nähe absetzen - Erstere würden die Taelon gefangen nehmen, letztere sich um alle kümmern, deren Implantate zu versagen begonnen hatten ...
Das waffenstarrende, flächendeckende Planetare Defensivsytem dieser Welt verhinderte diese Vorgehensweise - das Risiko, daß von den vielen Shuttles etliche trotz Tarnung, vielleicht durch Ausfall derselben, von den Sensoren erfaßt und zerstört würden, war viel zu groß.
Also entschloß sich die jaridianische Führung zu einem deutlich weniger riskanten Konzept.
Es bräuchte jemanden, der erfahren und geschickt im Manövrieren eines Shuttles war und sich mit dem Sabotieren von Taelon-Bewaffnung auskannte, und, wenn man denn schon diese Art Plan verfolgte, über genügend Kontaktfähigkeit verfügte, um neben der Lahmlegung des PDS noch so viel wie möglich an Informationen über die Interna dieses Außenpostens zu sammeln ...
Die Wahl der Führenden fiel auf Shainshiyee, die, allerdings nicht allein, bereits zwei ähnliche Aktionen erfolgreich durchgeführt hatte. Und diese nahm den Auftrag an.
Es war alles nach Plan verlaufen, zunächst ...

 
* * *
 

Auch bei den Taelon waren Planetare Defensivsysteme keinerlei Bedienung bedürftig - sie reagierten automatisch, ihrer vorgegebenen Programmierung folgend, und benötigten, da organischer Natur, auch keine ‚Wartung’ im üblichen Sinne.
Shainshiyee war unbemerkt von Lager zu Lager geflogen, sowohl ihr Shuttle als auch sie selbst holographisch und mit Signaturenverzerrern getarnt, und hatte in der Nähe ebenfalls getarnte Vorräte mit Anti-CVI-Staub verborgen, die später mittels gezielten Beschusses zur Explosion gebracht werden würden, um ihren Inhalt überall zu verteilen. Sie war in der holographisch generierten Gestalt eines Gepanzerten - ihre Schlankheit und geringe Größe ließen sie überall, da sie sehr darauf achtete, nichts und niemanden zu berühren, als noch sehr junges Exemplar dieser Spezies durchgehen - in die Lager selbst gegangen und hatte die Gepflogenheiten dort rasch genug durchschaut, um sich überall frei bewegen zu können, während das entsprechende Modul ihres aufklappbaren Gerätes, das auch den Holo-Generator enthielt, alles, was sie wahrnahm, aufzeichnete ...
Und um alle Lager herum und auf einer diese miteinander verbindenden Linie, breit genug für zwanzig in Formation fliegende Shuttles, hatte sie das PDS buchstäblich in tiefste Bewußtlosigkeit gesungen, aus der es erst erwachen würde, sänge ihm jemand eine genau definierte Abfolge von Akkorden vier mal hintereinander ...
Und sie hatte noch mehr getan - einer Idee von Tervora, der unbändig starken Vierten in der Gruppe, in der sie sonst immer arbeitete, folgend - Tervora, der Jaridian, die ...
Sie hatte sich in die Quartiere der Taelon begeben, die die jeweiligen Lager führten, und hatte dort - Kontaktnetze hinterlassen.
Die ph'taalblattleichten Werkzeuge, die die Jaridian zusammen mit den Ersten Vier, die von ihrer Welt aufgebrochen waren, um mit ihnen und für diese ihren Weg für das Ganze zu gehen, entwickelt hatten - mit deren Hilfe man das darin Gespeicherte erleben konnte, als geschähe es einem gerade selbst ...

Jetzt strömten zusätzliche Bilder in den Kreis - die Vereinte öffnete ihre Gedanken, ebenso rückhaltlos, wie Shainshiyee es tat.
Ein Taelon, der auf diesem Außenposten sein Quartier betrat, aus dem ihm im gleichen Moment ein sehr kleines, schlankes Gepanzertes auf seinen vielen Laufgliedern entgegen strebte ... Was hatte dieses Wesen in seinen Räumen zu suchen?
Er sprach es an, herrisch und ungeduldig, und es antwortete, mit der seltsamen knarrenden Stimme, die diesen Geschöpfen zu eigen war: „Ich habe nach dem Rechten gesehen, ob Reinigungsarbeit oder Wartung notwendig sei, und ich habe für Angenehmes gesorgt - mögest Du von Schönheit umgeben sein ...”
Dieses kleine Ding strahlte Schüchternheit und Gefallenwollen aus, deshalb hatte Si'an, der Taelon, der irgendwann Sivora, die Vereinte, werden würde - wovon er zu diesem Zeitpunkt nicht einmal etwas ahnte - von weiteren Maßnahmen abgesehen, die der Unverfrorenheit unautorisierten Betretens seiner Unterkunft eigentlich angemessen gewesen wären. Daß das Wesen ihm gefällig sein wollte, ohne überhaupt schon implantiert worden zu sein - dafür war es noch viel zu jung - hatte etwas seltsam Erfrischendes ...
Er vollführte die Geste, die bedeutete, das Geschöpf sei entlassen, und betrat sein Quartier.
Daß dessen Eingang sich nicht vollständig schloß, bemerkte er ebenso wenig wie die Tatsache, daß das kleine Gepanzerte ihn durch den Spalt hindurch beobachtete ...
Si'ans Blick wurde von der Arbeitsfläche angezogen, die seine Unterkunft zu seiner Bequemlichkeit irgendwann für ihn geformt hatte und die er normalerweise aufgeräumt, also leer, hinterließ, welcher Tätigkeit er sich auch immer daran hingegeben hatte.
Auf ihr ruhte etwas, das - das tatsächlich Schönheit war ... ein Objekt, das aussah wie eine große, absolut symmetrische Blüte einer ihm unbekannten Pflanze, geformt aus flachen Steinen, den Blättern eines lästigen hiesigen Unkrauts und etwas silbrig Schimmerndem im Innersten ...
Das hatte dieses häßliche kleine Geschöpf arrangiert? Waren Gepanzerte, ohne Implantat, zu solchen Dingen fähig?
Warum lief ein so junges Exemplar überhaupt herum, anstatt ...
Darüber konnte er später Nachforschungen anstellen.
Er ließ die Fingerspitzen über das Gebilde wandern. Das Innerste fühlte sich wie nichts an, das er kannte.
Er befahl dem Quartier hellere Beleuchtung und begann, das Blütenobjekt behutsam auseinander zu nehmen - er hatte sich die Form gemerkt und könnte es jederzeit wieder so gestalten, wie es da gelegen hatte. Er begrüßte die Abwechslung, die dieses Rätsel in den ewig gleichen Lauf der Dinge auf diesem abgelegenen Stützpunkt brachte, sehr - um so mehr, als es, in Gestalt des Silbernen, sofort ein weiteres Rätsel gebar.
Ein Rätsel, das - in rudimentärem Eunoia zu ihm sprach.
„Benutze es, um einzutauchen in das, was Dir Zukunft sein kann ... Du wirst nicht mehr ohne es sein wollen ...”
Darauf folgte die Erklärung, es handele sich hier um ein ‚Kontaktnetz’, durch das er, lege er sich das flache Gebilde aus dem fremden Material auf den Kopf und das damit Verbundene auf die Brust,
die darin aufgezeichnete Erinnerung erleben würde, als sei es etwas, das ihm selbst geschähe, daß dies sicher sei für ihn und er lediglich danach eine halbe Einheit lang ruhen solle.
Der Taelon legte das sonderbare Artefakt an, ließ sich damit auf die Vorrichtung sinken, die ihn normalerweise mit Energie versorgte, und aktivierte es.
Das Netz enthielt die Erinnerung eines unbekannten Artgenossen an - an seine Vereinigung mit einer - einer Jaridian, die Zweite des Imperiums war,
Es war tiefste Erschütterung und dann - unvorstellbar ekstatisch. Nie, niemals zuvor in seiner langen Existenz hatte er derart umfassend Erfüllendes erlebt.
Als dessen Wirkung abklang, hatte er sich nur noch entsetzlich gefühlt, leer, kalt und erbärmlich.
Er hatte einen Datenstrom geöffnet und eine Sternenkarte aufgerufen, die sein Imperium und das seiner Feinde zeigte, die Zentralwelt der Jaridian ein blinkender Punkt darin.
Er hatte nicht aufhören können, auf diesen Punkt zu starren ...

Si'ans Lager war das letzte, das Shainshiyee mit allem Notwendigen versorgt hatte. Sie war erleichtert und zufrieden, daß der Einsatz gelungen war, jetzt brauchte sie nur noch mit dem Shuttle wieder zurück zu fliegen zu den Ihren, die sich in angemessener Entfernung - außer Reichweite der PDS-Sensoren, bereit hielten, und eine Zeit später würde die Befreiung der Gepanzerten beginnen. Sie bestieg, inzwischen wieder unsichtbar, ihr ebenfalls derart getarntes Flugobjekt, stieg auf und durchbrach schließlich die Atmosphäre dieser kleinen Welt.
Dann geschah das Unglück.
Warum die holographische Tarnung versagte, konnte nie geklärt werden, da der Treffer, den das Shuttle abbekam, es zerstörte. Jedenfalls war es sichtbar geworden und hatte irgend eine der unzähligen noch intakten PDS-Waffen ausgelöst.

Die Geflügelte hatte im Halt der Ihren zu zittern begonnen, Selkara ebenfalls. Dunkar hatte die Arme um beide gelegt, und alle Jaridian bemühten sich, so viel Halt wie irgend möglich zu geben, etliche hatten ihre Energie im Heilmodus aktiviert und ließen sie beiden zuströmen.

Der heftige Aufschlag des durch die Hülle des Shuttles brechenden Projektils, eines kopfgroßen, unförmigen Klumpens, ließ Sha das Gleichgewicht verlieren - sie hatte sich losgurten müssen vom Sitz an der Steuerung, um einige Justierungen vornehmen zu können - und schleuderte sie an die gegenüberliegende Wand.
Der Notschild, den das Shuttle automatisch aktivierte, verhinderte das Entweichen seiner inneren Atmosphäre ins All.
Und der sonderbare Klumpen - explodierte, auf eine merkwürdige, beinahe - behutsame Weise ...
In tausende durchsichtige, goldene, im Licht der Notbeleuchtung schimmernde Tropfen, die überall, wo sie auftrafen, haften blieben.
Auch auf Shainshiyees Flughäuten, an ihren Beinen und auf Brust und Bauch ...
Sie hatte keinen Atem, keine Stimme mehr, aus purem Schrecken.
Aber sie war auf den Füßen und mit einem Satz bei der Luke zur Fluchtkapsel und öffnete sie.
In die Rettungseinheit springen, das Schott zuziehen, die Kapsel starten und die Taste betätigen, die darin ein Stasisfeld installierte, schien nur eine einzige Bewegung zu sein, die nicht den Bruchteil eines Augenblicks benötigte.
Bevor die Halbjaridian das Bewußtsein verlor, dankte sie innerlich ihren sämtlichen Ausbildern, die sie mit unnachgiebiger Härte auf etwas wie das hier vorbereitet hatten.
Haftbrand war eine Waffe, die binnen kürzester Zeit alles zersetzte, womit sie in Berührung kam. Die sich wie zähes Öl anfühlende Substanz ließ sich, einmal aufgebracht, durch nichts wieder entfernen ...

 
* * *
 

Selkara, die auf Jaridia dabei war, sich auf die Mitarbeit an einer anderen Aktion vorzubereiten, hatte am Shuttlehafen auf Shainshiyee gewartet. Sie wußte lediglich um den Zeitpunkt ihrer Ankunft und daß die Geflügelte auf ihrem Einsatz verletzt worden war. Gerechnet hatte sie mit ihr auf eine Antigrav-Trage gebettet, vielleicht verbunden oder bewußtlos, aber auf das, was dann folgte, war sie nicht gefaßt gewesen ... Auf das Stasisbehältnis ... Auf die skeptischen Kommentare der Heiler ... Auf die, mit der sie so viel verband, auf einem Mitte-Lager, kaum noch als sie selbst erkennbar - beinahe komplett unter Regenerationsfolie, sogar das linke Auge, und beide Beine und Flughäute - aus diesem besonderen Kristall - aus dieser unendlich flexiblen, autoreparativen Masse, die in der Lage war, sich mit lebendem Gewebe zu verbinden und damit zu interagieren und so vielen Jaridian ersetzte, was sie im Kampf verloren hatten.
Auch das linke Auge war Ersatz, stellte sich heraus.
Jetzt war Shainshiyee diejenige, die Selkara hielt und wiegte.
„Ich habe es doch geschafft, dank Euer aller Hilfe - weil Ihr für mich da wart, immer und mit so viel Geduld ...”
„Du hast es vor allem geschafft, weil Du zur Hälfte Jaridian bist”, meinte Dunkar trocken. „Du bist wirklich das sturste Geschöpf, das mir jemals untergekommen ist ...”
Sie hatte das Laufen und Fliegen wieder lernen müssen - lernen wie eine ganz Winzige. Und sie hatte geübt und geübt, manches Mal voller Zorn, dann wieder voller Hoffnung ... Zorn auf die Taelon hatte sie auch vor all dem immer wieder empfunden und jedes Mal den Mut aufbringen müssen, sich dem zu stellen, was jenseits dieses Gefühls lag, aber so schwer wie in der Zeit ihrer Genesung war ihr das nie gefallen ... Aber sie hatte es durchgestanden.
„Schließlich heißt es ‚den Weg für das Ganze gehen' und nicht ‚sich auf dem Weg für das Ganze tragen lassen’ „, hatte sie gesagt, wieder und immer wieder ...

 
* * *
 

Die Befreiung der Gepanzerten war gelungen, und die Jaridian hatten neue Verbündete gewonnen. Und nicht nur das ...
Jetzt waren es wieder Sivoras Erinnerungen, die aller Aufmerksamkeit auf sich zogen, allein schon deshalb, weil sie sich jedes Mal so ungewöhnlich anfühlten - niemand anderer im Kreis erinnerte sich, als einzelnes Geschöpf, an zwei gleichzeitig parallel erlebte Vergangenheiten, die sich so sehr voneinander unterschieden ...
Die Jaridian Tervora, die Sivora vor ihrer Vereinigung gewesen war, hatte die meisten ihrer Absätze für Jaridia gemeinsam mit Dunkar, Selkara und Shainshiyee absolviert. Die vier wurden seit vielen Umlaufzyklen gemeinsam eingesetzt, wann immer sich das einrichten ließ, da sie zusammen Leistungen erbrachten, die selbst der skeptische Vorjak schon hatte auszeichnen müssen.
Tervora war die stärkste Kämpferin ihrer Altersgruppe. Sie war mit Ramaz' Krankheit, einem sich ständig beschleunigenden Stoffwechsel, der derartige Kräfte überhaupt erst ermöglichte, inzwischen aber unbehandelt kaum einen Betroffenen noch älter als zwanzig Zyklen werden ließ, ins Leben gewoben worden. Es hatte den ersten Zusammenbruch, fast ausgebrannt vor Erschöpfung, während einer wirklich riskanten Aktion gebraucht, bis sie zugelassen hatte, daß die, die mit ihr nicht nur zusammengespannt, sondern ihr längst tief verbunden waren, für sie sangen - das schließlich als eine der unzähligen Herausforderungen betrachtend, denen sie nie aus dem Weg gehen konnte ...
Dunkar vom Erdvolk, Selkara, die halb Feuer und halb Wasser war, und Shainshiyee, die zur Hälfte selbst Jaridian war - als gerade flügge Gewordene vom gleichen Defekt geheilt - hatten ihr genommen, was dabei war, sie vorzeitig ausbrennen zu lassen ...
Tervora hatte schon früh vom Konzept der Vereinigung gehört, und was sich darin in ihrem Kopf festgesetzt hatte und sie nicht mehr in Ruhe ließ, war die Aussicht darauf, als eine Vereinte viel, viel mehr zu sein, als sie allein jemals würde werden können ... Ihre Neugier, so unbändig wie ihre Kraft, hatte dafür gesorgt, daß sie eines der Kontaktnetze in die Hände bekam, die die Erinnerung der längst verabschiedeten Zweiten des Imperiums bewahrten, die als Erste und bisher Einzige diesen Weg gegangen war - und danach wollte sie nichts anderes mehr - keinen Gefährten, keinen Nachwuchs - nur noch dies ...
Es fand sich womöglich kein Taelon mit dem gleichen Wunsch - unter diesen wurde das entsprechende Konzept mit noch größerem Abscheu gehandelt als unter den Jaridian.
Bis auf einem einsamen Außenposten ein Taelon namens Si'an in seinem Quartier ein rätselhaftes Objekt voller Schönheit bemerkte ...
Si'an war gefangen genommen worden, als die Gepanzerten befreit wurden. Er erinnerte sich mit Schrecken an eine heftige Explosion und daran, wie draußen auf den Übungsplätzen und drinnen in den Unterkünften all diese massigen Geschöpfe zusammenbrachen, bewußtlos oder völlig verwirrt, nicht mehr in der Lage, auf äußere Reize zu reagieren - und plötzlich war Lärm in der Luft, der zunahm, näher kam, ganz nahe war und verklang - verklang und durch etwas - Fremdartiges und Schönes ersetzt wurde, durch seltsamen, vielstimmigen Gesang, der stetig intensiver wurde und von überall her zu kommen schien ...
Aus irgendeinem Grund hatte sich das lebendige Gebäude, das ihn und die übrigen hier stationierten Taelon beherbergte, nicht in eine waffenstarrende Festung verwandelt. Draußen tauchten aus dem Nichts unzählige schlanke, sehr kleine Gepanzerte auf, die sich um ihre hilflosen Artgenossen bemühten, sie produzierten den sonderbaren Gesang, unter dem sich ein massiges Wesen nach dem anderen entspannte ...
Er dachte an das Erste dieser merkwürdigen Kleinen - und glaubte, verstanden zu haben, was da draußen geschah.
Das hier war eine Invasion.
Eine unglaublich gut geplante, von langer Hand vorbereitete Invasion - dieses kleine Ding, das sich in seinem Quartier zu schaffen gemacht hatte, war kein Junges - es mußte zur Vorhut gehört haben ...
Eine von Seinesgleichen verschont gebliebene - er bemerkte einmal mehr, wie sehr dieses - dieses Kontaktnetz seine Sicht auf die Dinge verändert hatte - Sorte dieser Geschöpfe war gekommen, um ihre Versklavten zu befreien - und vielleicht auch zu rächen.
Sonderbarerweise empfand er keine Angst mehr, nicht einmal, als die Jaridian auftauchten und ihm und den Seinen erklärten, sie nähmen sämtliche Gepanzerten mit, ebenso alle übrigen nicht-taelonischen Lebewesen wie Skrills und Shuttles sowie sämtliche nicht fest montierten Waffen, und das PDS würde gerade komplett unbrauchbar gemacht - und sie, die Taelon, könnten bleiben, wo sie wären, oder aber mit ihnen fliegen und unterwegs, wenn sie das wünschten, umsteigen in ein anderes Schiff, das sie auf ihre neue Heimatwelt brächte.
Sie hatten sich für das Verbleiben auf dem Außenposten entschieden, obwohl dieser nicht über ein Portal verfügte - alle, bis auf Si'an. Keiner außer ihm hatte eines der Kontaktnetze benutzt, die die kleinen Gepanzerten überall im Gebäude deponiert hatten.

 
* * *
 

Auf dem Kreuzer hatte er Tervora kennengelernt und einige Male mit ihr gesprochen - und als er in das Schiff umgestiegen war, das ihn auf die Welt brachte, auf der die Wege zusammenführten, bekam er sie nicht mehr aus dem Kopf. Sie war eine Jaridian, eine Todfeindin, aber abgesehen davon, daß sie sich nicht feindselig verhalten hatte, war sie - jemand Besonderes ...
Si'an fand unter den Seinen, auf dem riesigen fremden Planeten, keine Ruhe, nicht einmal im Gemeinwesen, das ihm, hier um so vieles präsenter war als fern davon, zusammen mit so wenigen der Seinen, hätte Ruhe und Geborgenheit sein können - es reagierte nämlich ablehnend auf ihn, wegen der Sache mit dem Kontaktnetz und der sonderbaren Sehnsucht, die ihn rastlos machte. Die Seinen begannen ihn zu meiden, er galt plötzlich als ‚kontaminiert’ - und als es kurz davor war, daß die Synode eingeschaltet werden sollte, faßte er einen Entschluß.
Er wandte sich über die damals auf Wunsch der Verzichtenden installierte Fernkommunikationseinrichtung, die diese Welt mit dem Imperium verband, an die Jaridian.
Mit der Bitte, ihn zu verständigen, gäbe es jemanden, der den gleichen Weg zu gehen bereit wäre wie die damalige Zweite.
Es war Vorjak sehr schwer gefallen, das den Seinen bekannt zu geben, aber er war gebunden. Niemand, der die Neuen Wege zu gehen wünschte, durfte daran gehindert werden.
Widerwillig hatte er Tervora von ihren Dienstpflichten befreit, damit sie Si'an nach Jaridia holen konnte. Und ebenso widerwillig hatte er auf ihren Wunsch hin die inzwischen wieder kampftaugliche Sha abgestellt, diesen Einsatz zu begleiten - einsehen müssend, daß, wenn ein Taelon und ein Jaridian, mochten beide noch so wohlwollend sein, zusammenkamen, jemand Vermittelndes unbedingt von Nöten war.

Tervora und Shainshiyee hatten das Shuttle abwechselnd geflogen. Der Weg führte durch mehrere Sprungpassagen, davon zwei mit Gezeiten, die man genau abpassen mußte, und waren schließlich zum vereinbarten Zeitpunkt auf der, auf der die Wege zusammenführten, gelandet, im Shuttlehafen der sich langsam ausbreitenden Taelon-Siedlung auf der Nordhalbkugel des Planeten.
Si'an wartete dort auf sie, voller Unruhe - nein, voller Angst ... die Seinen waren überzeugt davon, er gehöre aus dem Gemeinwesen ausgeschlossen, und hatten die Synode angerufen, genau das zu tun.
Und danach - wäre er Atavus, und zwar einer mit einer sehr geringen Lebenserwartung ... Taelon töteten Artgenossen niemals mit eigenen Händen, aber er wäre dann kein Taelon mehr, und um die Siedlung herum, die er dann natürlich würde verlassen müssen, gab es einen sehr wirksamen energetischen Schutz, der alles draußen hielt, das drinnen nicht erwünscht war ...
Das Auftauchen einer weiblichen Jaridian - der, die er von dem Flug hierher kannte - und des seltsamsten Wesens, das er je gesehen hatte - und des häßlichsten, dachte er schaudernd, noch unansehnlicher als die Gepanzerten - weckten ihn aus seinen Gedanken. Beide standen plötzlich vor ihm, und die Geflügelte streckte ihm eine krallenbewehrte Hand hin - an der anderen hielt sie die Jaridian - und sang: „Willkommen, Taelon Si'an - Du hattest nach jemandem gefragt, der den Weg der Vereinigung gehen will ...”
Er nahm die ihm hingehaltene Hand nicht - er war viel zu perplex.
Er wußte, daß er dieses Geschöpf nie zuvor gesehen hatte.
Und dennoch kam es ihm bekannt vor.
Wieso verstand er überhaupt etwas von dem, was es von sich gab?
Natürlich, Übersetzer ... Sie benutzte ein entsprechendes Gerät, so wie er auch - aber das war doch kein Jaridian, das sie sprach, oder doch? Wieso glaubte er, ihre Stimme zu kennen?
Er spürte, wie seine Aufmerksamkeit nach innen gezogen wurde, auch dort wurden Stimmen laut - das Gemeinwesen. Die Synode würde sich seines Falles annehmen, er möge sich bereithalten ...
Die Geflügelte und die Jaridian bemerkten seinen veränderten Gesichtsausdruck, und Erstere berührte ihn behutsam.
Und reagierte mit dem Schrecken, den er empfand ...
„Wir müssen sofort los, wir müssen uns beeilen”, sang sie in seinem Kopf, in dem er auch Tervora zu spüren glaubte. „Schnell, ins Shuttle ...”
Die beiden zogen ihn mit sich, und ehe er all dies wirklich verstanden hatte, waren sie im Orbit um die Welt, auf der er einmal mehr - Seinesgleichen zurück ließ.
Shainshiyee schaltete das Shuttle auf automatische Steuerung und wandte sich dem Taelon und der Jaridian zu, die in einiger Entfernung voneinander saßen und einander anschauten. In ihren Zügen drückten sich ihre widersprüchlichen Gefühle aus - Si'an war zwischendurch völlig abwesend.
„Wenn Ihr beide immer noch bereit seid, den Weg der Vereinigung zu gehen, solltet Ihr das jetzt tun”, ließ Sha beide wissen. „Die Taelon wollen Dich, Si'an, aus dem Gemeinwesen ausschließen - Du mußt Dich entscheiden, bevor das geschieht - bist Du Atavus, können Tervora und ich Dich nicht ausreichend mit Energie versorgen, bis wir wieder auf Jaridia sind ...”
Die Vorstellung, er würde sich in den zutiefst primitiven Vorfahren der Seinen und der Jaridian verwandeln, erfüllte ihn mit Abscheu ...
Aber ebenso groß wie die Abscheu - und die Sehnsucht, die er empfand und die beim Anblick Tervoras geradezu schmerzhaft geworden war - war mit einem Mal die Angst vor dem Schritt, den er da zu tun gedachte.
„Ich bin bereit.” Die ruhige, tiefe Stimme gehörte der weiblichen Jaridian.
„Ich auch”, sang die Geflügelte.
Die Jaridian war aufgestanden und hatte sich vor ihn hingestellt. In ihren Handflächen glomm es, und er spürte die Wärme, die von ihr ausging.
Sha stand so, daß sie beide berühren könnte, wäre es nötig.
Er erhob sich ebenfalls.
Was fürchtete er mehr?
Atavus - oder das Unbekannte?
So oder so - zu verlieren hatte er nur noch sein Leben.
Und das hätte er als Atavus sowieso verwirkt.
Er würde elend zugrunde gehen, gefangen in einem steuerlos treibenden Shuttle seiner - seiner Feinde?
Wäre die Vereinigung sein Ende, dann wäre dies ein schnelles - und das wahrscheinlich ekstatischste, das je einem der Seinen beschieden war ...
„Auch ich bin bereit”, ließ er die anderen wissen.
Die Jaridian hob die rechte Hand und hielt ihm die offene Handfläche entgegen.
Er tat es ihr gleich.
Sehr behutsam näherte sich ihre Hand der seinen.
Und plötzlich flammte die Energie darin auf ...
Und brach sich an der, die von den dazwischen gehaltenen Krallenhänden des geflügelten Geschöpfes ausging.
„Ich kann es nicht”, brachte Tervora mühsam heraus. „Ich kann es nicht ... Ich dachte, ich sei bereit, aber - aber er ist ein - ein Taelon ...”
Die geringe Distanz zwischen Si'an und ihr war zu einem Abgrund geworden - äonentief und nichts als Schmerz - aus dem Bilder empor zu wirbeln begannen, Bilder von Zerstörung und erzwungenem Abschied, von ...
Die Gesichtszüge der Geflügelten spiegelten absolute Konzentration, und statt einer Antwort auf Tervoras Worte legte sie dieser und deren Gegenüber je eine Flügelhand auf die Schulter.
Si'an sah für einen Augenblick etwas wie eine glatte steinerne Wand, in verschiedenen Grüntönen gemasert, und dann verlor er seine Fassade. Die Jaridian ...
Zorn, Hitze, brennender Wunsch ... Angst, das Große, das sie sich erhoffte, bliebe ihr verwehrt ... Neugier hinter Widerwillen, Hinfühlen zu ihm ...
Wäre diese Erzfeindin sein Ende, konnte er sich kein besseres wünschen.
Er näherte seine Handfläche der Tervoras, die nicht zurückwich.
Die Jaridian hatte noch nie, wirklich noch nie, in einem anderen Geschöpf eine solche Sehnsucht verspürt ... Einen derartigen Abgrund aus Leere unter all dem, was da war - in dem etwas Großes fehlte, etwas unendlich Großes ...
Sie.
Und sie legte ihre Shaqarava-glühende Hand in die des Taelon.
Sha ließ beide sofort los.
Strahlend weißes Licht umhüllte die beiden. Tervora trat auf Si'an zu und zog ihn an sich, und dann war nur noch blendende Helle und Weite und ein grenzenlos ekstatisches Gefühl ...
Shainshiyee fand sich am Boden wieder. Wie viel Zeit vergangen war, hätte sie nicht sagen können ...
Und neben ihr lag, ruhig atmend und sie aus leuchtend blauen Augen anschauend, Sivora - die erste Vereinte, das erste Wesen, das wirklich heil und ganz war, seitdem die Ersten, die waren, die ursprünglichen Atavi, zu Taelon und Jaridian geworden waren.

 

Ende von Kapitel 2

 

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