Startseite Aktuelles Update Geschichten Kategorien Bilder Forum - Der Baum Links Hilfe Kontakt
  „Entscheidung” von AlienVibe   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Dezember 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Earth: Final Conflict gehört Tribune Entertainment Co., Lost Script Prod. Inc., Atlantis Films und VOX. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Was ist ‚Weihnachten’? / Ungeborenes Leben
Zeitpunkt:  nach Ende der 5. Staffel
Charaktere:  Renée Palmer, Sinyia, eine Weibliche und ein Männlicher des Volkes im Dunklen, die Bergende, die Ungeborenen, Shainshiyee (andere Angehörige der vier Völker)
 
Anmerkung:  Diese Geschichte wurde als Teil des Adventskalenders 2002 geschrieben.
 

 

ENTSCHEIDUNG

Kapitel 3

 

Das Nichtflügge, das als erstes Kontakt mit Renée aufgenommen hatte, hatte es sich inzwischen längst in deren Halt bequem gemacht. Die Menschenfrau saß, entspannt und zufrieden, an eine muskulöse Weibliche derer im Dunklen gelehnt, auf ihren Füßen hockten zwei Winzige aus den Tiefen, und über all die sie direkt Berührenden fühlte sie jeden, der mit im Kontakt war, sobald sie sich in dessen Richtung konzentrierte ... Sie war erschöpft, von den vielen begeisterten Fragen der wirklich sehr freundlichen Eingeborenen ebenso wie von all dem, was sie in dieser kurzen Zeit über diese gelernt hatten ... Wie lange waren sie eigentlich schon hier auf dieser Welt? Sie verspürte nicht die mindeste Lust, auf die Uhr zu schauen - auf die Armbanduhr, die ihr Bruder ihr vor so langer Zeit geschenkt hatte, das einzige Erinnerungsstück, das sie von ihm besaß ...
Dafür interessierte sich das Nichtflügge, ein Weibliches seines Volkes namens Sinyia, um so mehr dafür, von ihren Gedanken daran animiert. Es fing in ihrem Griff an zu zappeln, bis es Bewegungsfreiheit genug hatte, sich darin umzudrehen und ein Flügelhändchen auf das Schutzglas der Uhr zu plazieren.
Vergnügt produzierte es mit den beiden obersten horizontalen Stimmbandpaaren die feine hohe Vibration, die das digitale Zeitmeßgerät, für menschliche Ohren unhörbar, von sich gab, und Renée zuckte zusammen - das war, als würde sie jemand im Innersten der Knochen kitzeln, die unter den Stellen lagen, an denen Sinyia sie berührte ...
Diese stellte ihren Gesang sofort ein. „Es tut mir leid ...”
Renée widerstand der Versuchung, sich dort zu kratzen, wo ein Mensch das sowieso nicht konnte.
„Es ist in Ordnung ...”
Die Nichtflügge hatte, sich mit den Fußkrallen in die Bekleidung der Verletzlichen hakend, die Uhr in beide Flügelhände genommen und starrte fasziniert darauf. Besonders gut gefielen ihr die Farben der Vibrationen dieser Zeichen, die sich nicht verwandelten, egal, wie lange man sie im Auge behielt ... mittelblau, gelb, weiß und wieder mittelblau, die so gut zusammen paßten ... Sie widerstand der Versuchung, das zu singen, wandte sich statt dessen über den Kontakt an die Verletzliche: „Was ist ...?”, und projizierte das Bild dieser Zeichen samt Farben und Klang in ihren Geist.
„Das ist das Tagesdatum, so nennt man - diese Hellphase hier, die gerade zu Ende geht, bei den Menschen ... der vierundzwanzigste Tag im zwölften Monat eines Menschenjahres ...”
Die irgendwo in ihr aufkeimende Traurigkeit unterdrückte sie, ohne sie überhaupt bewußt wahrgenommen zu haben.
„Das ist etwas Besonderes für Dich, nicht wahr? Ich kann es fühlen ...” Sinyia hatte die Uhr losgelassen und drückte sich an die Brust der Menschenfrau, alle Sinne, auch die tiefen, weit offen.
„Sinyia? Hast Du Renée um Erlaubnis gefragt, sie so anschauen zu dürfen?” Die volle, tiefe, freundliche Stimme gehörte der Erdvolk-Angehörigen, die die Menschenfrau an sich gelehnt hielt.
Die Nichtflügge zuckte zusammen. „Es tut mir leid ... Darf ich das? Dich mit den Tiefensinnen wahrnehmen?”
„Nur zu ...” Renée hatte keine Ahnung, was die Kleine von ihr wollte, und es war ihr auch gleich.
„Danke!” Sinyia strahlte und war ganz und gar Hinfühlen und Aufmerksamkeit. „Singst Du uns davon? Von der Sache mit dem vierundzwanzigsten Tag?”
Die Frau mit dem seltsamen hellen Fell auf dem Kopf seufzte. „Warum nicht - obwohl ich kaum glaube, daß Ihr damit etwas anfangen könnt ... Der vierundzwanzigste Tag im zwölften Monat eines Jahres ist der Tag, an dem die Menschen - fast planetenweit - ein großes Fest feiern - ein Fest namens Weihnachten.”

Die glitzernde Spur führte Sha schließlich in einen Anteil der Bergenden, die, so wie ihr Innerstes, etwas Höhlenartiges hatte, allerdings waren die Blauschattierungen ihres Gewebes hier dunkler und tiefer ... Die Geflügelte spürte sofort, daß sie mit der Schiffswesenheit nicht mehr allein war - der sanfte Luftzug, der sie umwehte und das Halbfeste, auf das sie die Krallenfüße setzte, vibrierte von der Aktivität all der winzigen Bewußtseine hier ...
Mit etwas wie Ehrfurcht näherte sie sich der hinteren, in viele Hohlräume, die durch Gewebsschichten voneinander getrennt und durch das Membranartige, das sie im Geist der Bergenden gesehen hatte, verschlossen waren, unterteilten ‚Höhlenwand’ und schaute ... hinter dem halb Transparenten regte sich ein Wesen, das nicht viel größer erschien als ein Nichtflügges, das gerade die Krone seines zukünftigen Wohnbaums erklettert hatte, bewegte unruhig seine unteren Gliedmaßen und wandte ihr schließlich das Gesicht zu, über das im gleichen Moment ein blaßvioletter Farbschauer lief, der sich von dort aus über seine Gestalt ausbreitete und dann verebbte.
Sehr behutsam legte Shainshiyee die rechte Flügelhand auf die Membran, die sich, wie vieles in der Bergenden, weich und stabil zugleich anfühlte, und richtete die weit offenen Tiefensinne, nachdem sie
das Winzige um Erlaubnis gefragt und keinerlei aversiven Antwortimpuls erhalten hatte, auf es.
Lebendige Energie, strömend, pulsierend in allen nur denkbaren Blau- und Violett-Tönen eine kleine, wie durchscheinende Gestalt formend ...
Sha konnte keine Schwäche, nichts Krankes, Mangel Leidendes oder Verbogenes daran finden ...
„Sie haben nichts zu spüren bekommen von der Energienot, darauf habe ich stets geachtet ... Sie waren versorgt, zu jeder Zeit ...” ließ die Bergende die Geflügelte wissen.
Diese antwortete mit einem bestätigenden hellgrünen Energiefunken über den Kontakt, während sie ihre Aufmerksamkeit jetzt auf das Bewußtsein richtete, das die Energie, auf die es geprägt war, zu seiner augenblicklichen Gestalt geformt hatte.
Ein Funken ...
Ein winziger, aktiver Funken, beschäftigt mit den Veränderungen, denen die letzte Phase seiner Entwicklung es und seine Energie unterzog, aber nicht nur damit ...
Sha spürte das winzige Komplexschwingungs-Selbst innerhalb des Ungeborenen, bereit, mit diesem zu wachsen.
Das Winzige hinter der Membran hielt seine fluktuierende Gestalt zusammen, und zwei Eindrücke waren in ihm. Der eine zeigte sanfte, warme, diffuse bläuliche Helle, verbunden mit ‚angenehm’ und ‚gehalten’ ...
Der andere bestand aus etwas Großem, Ungeformtem, Vielfarbigem von merkwürdig unterschiedlicher Konsistenz, je nachdem, wo Sha es in Gedanken behutsam berührte, war es hart, weich, flüssig, rauh, fest, glatt ... und es war in Bewegung, in ständiger Bewegung ... ‚Nicht hier’ wußte das winzige Wesen schon. ‚Außerhalb ... weg von hier ...’
Und verbunden war dies mit dem eindeutigen Gefühl von - Neugier.
Anders konnte sie das, was sie da spürte in dem Taelon-Nichtflüggen, nicht benennen.
Dieses Nichtflügge, das ihre Berührung auf allen Ebenen spürte und sich dem Fremden, das da in Kontakt war mit ihm, ganz zugewandt hatte ...
Ein noch unausgeformtes, einzelnes kleines Bewußtsein voller Neugier auf das Leben ...
Sehr bewegt löste sie behutsam den Kontakt, ging in die Hocke und berührte eine andere Membran, ein anderes Nichtflügges.
Eine ähnliche Neugier, eine ähnliche Energiegestalt, aber es fühlte sich dennoch ganz anders an ...
Sie berührte achtsam ein drittes ... ein viertes ...
So ähnlich all diese Bewußtseine einander waren in ihrer Noch-Unausgeformtheit, so ähnlich die kleinen Energiegestalten einander zu sein schienen, so - unterschiedlich waren sie auch ...
Jedes dieser längst noch nicht Flüggen war - ein Eigenes, ein Besonderes ...
Und dieses Eigene, Besondere war klar und deutlich ausgeprägt, nicht so, wie bei den erwachsenen Taelon, bei denen so vieles, was sie an Eigenem vielleicht gewesen waren, im Gemeinwesen aufgegangen war ... im Gemeinwesen, das sie hier nur sehr, sehr schwach spüren konnte und das sich anders anfühlte als Ra'jel mit dem, was er in sich trug ...
„Ich halte die Verbindung zum Gemeinwesen, seit ich mich erinnere”, ließ die Bergende Sha wissen. „Ohne ein Gemeinwesen würden sie zu Atavi ... Ich halte die Verbindung, aber sie ist dünn ... die neue Heimatwelt der Taelon ist weit fort, und sie sind nicht mehr so viele, wie sie einmal waren ... Ich habe ihre Hoffnung beschützt, aber jetzt muß ich sie entlassen, und das bald ...”
Die Geflügelte spürte in die Schiffswesenheit hinein, indem sie sich einmal mehr ganz ausstreckte, mit ausgebreiteten Flügeln.
Die Bergende hielt die Taelon-Winzigen, und sie hielt die für sie notwendige Verbindung zum Gemeinwesen - zu dem, was übrig geblieben war, nachdem sie Synode sich getrennt hatte davon ... Die Taelon, die diesen Rest-Verband formten, wären in der Lage, die Ungeborenen zu spüren am Rande davon, wie einen verwaschenen, blassen Lichtfleck. Kommunizieren konnten sie nicht mit ihnen, das verhinderte die Bergende, die sie, uraltem Auftrag folgend, geradezu isolierte, indem sie sie mit sich umfing ... Das Gemeinwesen würde erst Einfluß nehmen können, hätte sie sie ins Leben entlassen.
Winzige einzelne Bewußtseine, ein jedes etwas Eigenes, Neues, Besonderes ... voller Neugier auf das riesige, scheinbar formlose Vielfarbige - auf das Leben ...
Sha zog heftig die Luft ein, als Ra'jels Bitte - nein, Befehl - plötzlich wieder präsent war in ihrem Geist, und schlang die Flügel fest um sich.
‚Wir können es sofort tun, sobald wir in der Lage sind, die Bewußtseine der Synodenmitglieder in die Energiegestalten der Ungeborenen zu transferieren ...!’
Ra'jels Plan, den in ihm Geborgenen ‚ins Leben zurück zu verhelfen’, würde die Auslöschung jedes einzelnen dieser winzigen Bewußtseine bedeuten, deren sich noch formende Energie dafür herhalten mußte.
Der trainierte Geist eines erwachsenen Taelon würde nichts davon übrig lassen ...
Keines dieser Nichtflüggen würde das riesige Vielfarbige, das Leben, auf das sie so neugierig waren, jemals kennen lernen ...
Und kein lebendiger, neuer Geist würde das noch bestehende Gemeinwesen bereichern, vielleicht stark genug, sich von diesem nicht deformieren zu lassen, bis ...
Keines dieser Nichtflüggen hätte die Chance - vereint zu leben ...
Der Geflügelten war nicht bewußt, daß sie, zu einem zitternden Haufen zusammengekauert, da hockte und klagende Laute von sich gab, bis die Bergende das, worauf sie hockte, in heftige Bewegung versetzte, verbunden mit einem gleißenden, über die ‚Wände’ um sie herum zuckenden Energieausbruch.
„Du fühlst es auch ...erklang die ‚Stimme’ der Schiffswesenheit in Shas Geist. „Du fühlst es auch, er darf es nicht tun ... Es wäre nur Entsetzen ... ich darf es nicht zulassen, ich muß die Ungeborenen schützen ...”
„Du hast Recht.” Shainshiyee kann auf die Füße. „Er darf es nicht tun ...” Etwas formte sich in ihr, aus den Bildern, die in ihren Gedanken wirbelten, entwickelte sich eine erste Idee. „Ra'jel braucht Zeit ... er darf die Ungeborenen nicht benutzen und vernichten, aber er darf sich auch nicht opfern dafür ... in Stasis werden alle Prozesse angehalten, egal, welcher Natur ... in Stasis kann sich der Druck in seinem Inneren nicht verstärken ...”
Entschlossen wandte sie sich der Öffnung zu, durch die man diesen Abschnitt der Bergenden betreten oder verlassen konnte, und machte sich auf den Weg zurück zur Brücke.

„Weihnachten ...” wiederholte Sinyia, Renée mit blanker Neugier überflutend.
„Sha hat davon gesungen ...” Ein sehr junger Erdvolk-Angehöriger, gerade ausgewachsen, war dicht an die seines Volkes, die die Menschenfrau hielt, herangerückt und deutlich spürbar im Kontakt.
Er hob eine Hand und berührte den hellen Kopfpelz dieses unendlich interessanten Geschöpfes. „Verstanden haben wir das aber nicht ... es muß etwas sehr Ungewöhnliches daran sein ... weil ihre Barriere aktiv wurde, als sie darüber sang ...”
„Sing' Du uns davon, Renée, sing uns von diesem ‚Weihnachten’”, bat die Nichtflügge in den Armen der Frau. „Sha war so geheimnisvoll damit ...”
Die ehemalige Widerstandskämpferin seufzte einmal mehr. Weihnachten ... wie sollte sie diesen Wesen, die nicht einmal ... ‚Heidenkinder’ war der nächste Begriff, der ihr in den Sinn kam, woher auch immer ... dieses Wort hatte sie seit Jahrzehnten nicht mehr gehört ...
„Bitte sing' uns davon ...” Jetzt wurden viele Stimmen und Stimmchen laut.
„Du meinst, wir können es nicht verstehen, weil wir - einen Menschen? - namens ‚Gott’ nicht kennen?”
„Was ist denn eine ‚Krippe’?”
„Was für ein schönes leuchtendes Wesen ... wie ein Zhawi ... aber seine Federn sind weiß, und was hat es da auf dem Kopf?”
„Was ist ein Ochse?”
„Dieses ganz kleine Nichtflügge in all dem Bunten - warum bewegt es sich nicht? Ist es verletzt?”

Renée mußte lächeln - ausgerechnet die kleine Plastikfigur eines Flugsauriers, die sie vor Jahren dem kleinen Sohn einer Bekannten für seine Sammlung geschenkt hatte, mußte ihr einfallen angesichts dieses hartnäckigen geflügelten Geschöpfchens, das einmal mehr auf ihr herumzuturnen begonnen hatte, auf der Suche nach maximalem Kontakt mit ihr, der Erdvolk-Weiblichen und deren jungem Stammesangehörigen gleichzeitig ...
Gleichzeitig versuchte ihr Geist, alles das, was, ausgelöst durch das intensive Interesse daran, gleichzeitig darin hochgewirbelt war zum Thema ‚Weihnachten’, mühsam in Worte zu fassen ... um überhaupt irgendwo anfangen zu können mit Erklärungen dazu ...
Und auf einer anderen Ebene, irgendwo darunter, wehrte er sich gegen ... Trauer ...
Gegen eine Trauer, mit der Renée, die gestandene Kämpferin, längst abgeschlossen zu haben glaubte ... und dies erfolgreich.
Besorgnis berührte sie, winzig und warm - Sinyia. „Du warst auch bei den Elarian, so wie Sha und die anderen, die lange fort waren?” Die Nichtflügge kletterte ihr rasch und geschickt auf die angezogenen Knie, streckte sich und versuchte, ihr ins Gesicht zu schauen. „Du kannst einfach loslassen ... wir sind alle bei Dir ...”
Renée schüttelte den Kopf, als wolle sie die sie heimsuchende Bilderflut samt den neugierigen Fragen, die dafür verantwortlich waren, verscheuchen. „Wo soll ich gewesen sein? Was erzählst Du mir denn da - ich halte doch gar nichts fest ...”
Statt einer Antwort turnte das flinke kleine Wesen wieder über ihre Brust und ihre linke Schulter und plazierte sich so, daß sie wieder sie und die beiden aus dem Dunklen gleichzeitig berührte. „Sie hat auch eine Barriere”, erklärte sie der ausgewachsenen Erdvolk-Angehörigen. „Anders als die von Sha, aber ich habe sie genau gefühlt ...”
„Ich auch.” Die volle, warme Stimme der angehenden Gesangshüterin aus dem Volk, das die weit verzweigten unterirdischen Höhlensysteme seiner Heimatwelt bewohnte, erhob sich und gewann an Klangfülle, als sie alle im Kontakt auch damit zur Ordnung rief. „Erinnert Euch ... die Menschen kennen Berührung, wie sie uns selbstverständlich ist, nicht ... Wir müssen achtsam sein mit ihr, und im Moment bringen wir sie durcheinander ...”
Das muskulöse Geschöpf mit der tiefroten Haut hüllte Renée in seine warme, gleichfarbige Energie und begann, sie sanft zu wiegen. Sinyia drückte sich an die beiden Weiblichen, ein Flügelhändchen auf die Hand des jungen Männlichen gelegt, mit der dieser seine Stammesangehörige am Arm hielt, und freute sich über den direkten Kontakt zu allen dreien.
„Renée, das hier ist ganz leicht ... entspanne Dich und öffne einfach Deine Gedanken ... Du brauchst nichts zu tun, laß' die Eindrücke einfach aufsteigen, so, wie wir es auch tun - und dann schaust Du bei uns und wir bei Dir ... Du kannst allerdings nur das wahrnehmen, was von allein in die Berührung kommt, und das Gleiche gilt für uns - was nicht aufsteigt, kommt nirgends an ...”
Es gelang der Frau, sich tatsächlich wieder zu entspannen. Das Wesen, das sie hielt, strahlte nur Wohlwollen aus, Wärme, Freundlichkeit ... ja, auch Neugier auf sie, die so ganz Andere, aber diese verbunden mit Achtsamkeit und dem Wunsch, daß sie, Renée, sich unbedingt wohlfühlen solle, das vor allem ...
Sie fühlte um sich, zu all den anderen, so weit sie spüren konnte ... nicht ein einziges all dieser so unterschiedlichen Wesen käme jemals auf die Idee, ihr - oder Liam - Schaden zufügen zu wollen, warum auch immer ...
Weihnachten ... warum sollte sie ihnen nicht von Weihnachten singen?
Das erste deutliche Bild, das in ihr aufstieg, nachdem der Wirrwarr sich endlich gelegt hatte, war ausgerechnet das des letzten Weihnachtsfestes, an dem die Taelon die Erde noch im Griff hatten ... das des gigantischen Weihnachtsbaumes vor der nordamerikanischen Botschaft, behangen mit goldfolienumwickelten Paketen, elektrischen Kerzen, Lametta, goldenen Plastiksternen und all dem ... Sie war raschen Schrittes aus dem lebenden Gebäude gekommen, in unerfreuliche Gedanken versunken, und wäre beinahe in die große Schülergruppe hinein gelaufen, die sich, Gesichter zur Botschaft, vor der riesigen Edeltanne aufgestellt hatten und gerade anhob zu singen ...
Sie hatte sich bei den Jugendlichen entschuldigt, war ein paar Schritte zur Seite getreten und hatte das Schauspiel beobachtet.
„Jingle bell, jingle bell, jingle all the way ...”

 

Ende von Kapitel 3

 

Zurück / Back

 

Zum Seitenanfang