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  „Aveenas Lied” von AlienVibe   (Emailadresse siehe Autorenseite)
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Handlung:  Krieger auf einer gewaltlosen Welt
Zeitpunkt:  weit vor Beginn der ersten Staffel
Charaktere:  der Sprecher der Jaridians, Aveena, die Gesangshüterin des Erdvolks, (Besatzungsmitglieder eines jaridianischen Kreuzers, weitere Angehörige der drei Völker auf dem Planeten)
 

 

AVEENAS LIED

Kapitel 4

 

Irgendwann viel später war der Gewittersturm vorbei. Die meisten blieben in der Höhle, zu erschöpft, um irgend etwas anderes zu wollen als sich auszuruhen. Unser Stamm allerdings brach sofort auf zu den Wohnbäumen, um eventuelle Schäden so schnell wie möglich heilen zu können ... Der Sprecher der Jaridians, der offenbar über uns und unser Leben hier nicht genug erfahren konnte, bat darum, daß wir ihn mitnähmen, und bot an, er könne Werkzeug und Gerät aus seinem Shuttle zur Verfügung stellen und bei notwendigen Reparaturen helfen ... wir hatten im Kontakt genug über die Jaridians und ihre Denk- und Lebensweise erfahren, um sein Angebot schätzen zu können, aber mit Werkzeug würde in einem Ph'taalgehölz nichts auszurichten sein ... ich spürte, wie sehr er mitwollte, um zu helfen, vor allem aber, um zu lernen ... und schließlich konstruierten wir aus kräftigen Zweigen eine Art Behelfsgeschirr, ähnlich wie für unsere Nichtflüggen, nur um einiges größer, schnürten ihn sicher hinein und trugen ihn zu zweit im Flug durch den immer noch sanft fallenden Regen. Die Dunkelphase war angebrochen, als wir unsere Wohnbäume erreichten. Und es bot sich uns ein Bild der Verwüstung.

In drei der höchsten Ph'taal war der Blitz eingeschlagen, ein weiterer war vom Sturm erfaßt und umgebrochen worden. Einer der getroffenen Bäume war nur noch ein schwarz verbranntes Skelett aus Ästen, in denen Reste und Fetzen einer Behausung und von irgend etwas Großem hingen, die anderen beiden waren an der Krone geschwärzt, der umgebrochene war entwurzelt. Die übrigen Ph'taal waren vom Sturm größtenteils entlaubt, von den Behausungen, die wir hineingeflochten hatten, war fast nichts mehr übrig.
Wir landeten mit dem Jaridian auf dem völlig verbrannten Baum und halfen ihm aus dem Tragegeschirr, dann verteilten wir uns auf die verschiedenen Bäume, um zu sehen, was getan werden mußte ... der Jaridian und ich blieben, wo wir gelandet waren; ich spürte in den Ph'taal hinein und mir wurde eiskalt.
Der Baum war tot, der Stamm bis fast auf die Wurzeln gespalten. Die Krone war regelrecht explodiert ... das war nicht nur der Blitz gewesen ... Fetzen von etwas Großem ... ich kletterte so schnell es ging durch die nassen, schwarzen Äste, den Jaridian dicht hinter mir, der mir eine Hand auf die Schulter legte, als er spürte, daß ich offenbar Angst hatte.
Das Shuttle ... das hier war der Baum, in den das Shuttle gestürzt war ... ich stand jetzt fassungslos und völlig verzweifelt zwischen den zerfetzten und verkohlten Überresten dieses Wesens ... der Blitz mußte die Energiewaffe zur Explosion gebracht haben, die es in sich trug und nicht mehr hatte abwerfen können, weil es sich vorher im Geäst des Ph'taal verfangen hatte - durch einen glücklichen Zufall so weich gelandet, daß es unverletzt geblieben war...
Eine sengend heiße Welle von Wut brandete über mich hinweg und riß mich fast von den Füßen, und im selben Moment hatte der Jaridian mich zu sich herumgedreht, mir beide Hände um den Hals gelegt und nahm mir die Luft. „Was hast Du getan? Ihr hattet ein intaktes Taelon-Shuttle hier, und Du hast uns nichts davon gesagt?” Ich wand und krümmte mich und versuchte mich aus seinem unbarmherzigen Griff zu befreien, ich verstand überhaupt nichts und signalisierte ihm das, erreichte ihn aber nicht ... ich wurde überflutet von Bildern, von Kampf und Verfolgung im All, immer wieder sprangen Taelon-Schiffe und Shuttles aus dem Nichts, um Energiewaffen abzufeuern ... Interdimensionsantrieb ... was immer es mit diesen Sprüngen auf sich hatte, sie verdankten diese Fähigkeit dem Interdimensionsantrieb - über den die Jaridians nicht verfügten ...
Ich verbrannte und erstickte gleichzeitig ... das Shuttle-Wesen hatte, als es noch lebte, einen unverletzten Interdimensionsantrieb in sich gehabt - und hätten die Jaridians davon gewußt, hätten sie ihn anschauen, davon lernen und ihn vielleicht nachbauen können. Die Bilder, die unvermindert über mich hereinbrachen, waren immer wieder überlagert von dem mit der entsetzlich verrenkten toten Gestalt ...i ch schrie in Gedanken und Bildern meine Verzweiflung in diesen furchtbaren Kontakt, signalisierte, daß er loslassen mußte, bevor ich genau so tot war wie dieses Wesen ... diese weiß-violette flammende Wand aus Wut war nicht zu durchdringen ... irgendwann packte ich mit letzter Kraft seine Handgelenke, in der Hoffnung, seinen Griff auf diese Weise brechen zu können, und drückte zu, so fest ich konnte ... Der reißende Schmerz, der durch seine Arme und meine Flügel fuhr, ließ uns beide sofort loslassen.
Der Jaridian stieß mich von sich und wich ein paar Schritte zurück, ich verlor das Gleichgewicht und rang um Atem ... Wir starrten uns gegenseitig an, und ganz langsam wich die Wut in den Augen des Jaridian etwas anderem - blankem Entsetzen. Er stand ganz still da, plötzlich ganz in sich zusammengesunken, und blickte auf seine Hände, als könne er nicht glauben, was soeben geschehen war ... er schauderte und schloß die Augen, und als er sie wieder öffnete, waren sie klar und so voll Trauer, daß ich ihn fast nicht mehr ansehen konnte. „Was habe ich getan ...” Er kam ganz langsam und sehr vorsichtig zu mir herüber und hockte sich neben mich. „Ich habe Dich verletzt ...” Sprechen konnte ich nicht, also streckte ich die linke Flügelhand aus und berührte ihn vorsichtig. Ein Eindruck von mir, tot, überlagert von dem Bild der furchtbar zugerichteten Gestalt, das ihn verfolgte, wohin auch immer er ging und was immer er tat. „Sie war von Deinem Stamm ?” fragte ich ihn über die Berührung in Gedanken. Er nickte und schloß wieder die Augen, und diesmal wurde ich von Trauer und Einsamkeit überflutet ... ich wandte mich ihm zu und nahm seine Hände in die meinen. „Erzähl' mir von ihr ...”

” Sie war meine Gefährtin ” sagte er. Das Bild zu diesem Begriff war mir fremd, diese starke, ausfüllende Verbindung zu einem einzelnen Wesen statt unserer vielfältigen, vielfarbigen Verbindungen untereinander, aber ich verstand klar, wieviel sie ihm bedeutet hatte - so viel wie sein eigenes Sein, das er jederzeit bedenkenlos aufgegeben hätte, hätte das Wohl dieser Gefährtin es erfordert ... Der Jaridian war jetzt tief in der Erinnerung an längst Vergangenes, aber die Eindrücke, die er in den Kontakt gab, waren so intensiv, als geschehe alles in diesem Moment ... „Wir haben diesen Planeten an die Taelons verloren ... wir haben an der Seite der Bevölkerung gegen irgendwelche Wesen gekämpft, die die Taelons wohl dafür rekrutiert hatten und die wir nicht einmal identifizieren konnten ...” ich sah Bilder von sehr großen, in undurchsichtige Kampfanzüge gehüllten Gestalten mit fünf Gliedmaßen, die durch einen Straßenzug mit halb zerfallenen Behausungen eilten, in seinem Geist ...es wurde geschossen, eines der Gebäude fing an zu brennen ... ich sah ihn selbst zusammen mit seiner Gefährtin fliehen und sich zu Boden werfen ... und als sie wieder aufsprang, um weiter zu rennen, wurde sie von einer Energieentladung getroffen, die ihr an mehreren Stellen gleichzeitig das Rückgrat brach. Sie fiel, sofort tot, absurd verrenkt und halb verbrannt ... Er konnte nur noch zu ihr hin kriechen und feststellen, daß sie nicht mehr lebte. Um ihn herum ging der Kampf weiter, er wagte nicht, sich aufzurichten ... es blieb ihm schließlich nur, ihre Waffe an sich zu nehmen und, dicht am Boden bleibend, ein Versteck zwischen den zerstörten Häusern zu finden...
Er tauchte mühsam aus seinen Erinnerungen auf, wie unter Schock - er hatte das alles nie wirklich hinter sich gelassen, es begleitete ihn stets und bestimmte bis heute seine Gefühle und sein Handeln ... Schmerz, Kälte, Einsamkeit...und das daraus resultierende Bedürfnis, denen, die für den Tod seiner Gefährtin verantwortlich waren, Gleiches zuzufügen ... in der irrigen, unbewußten Hoffnung, daß dies ihm den Schmerz nehmen würde, weil es Gerechtigkeit und Ausgleich schaffe ... Ich hielt ihn bei den Händen und schaute ihm in die Augen, und irgendwann legte ich die Flügel um ihn und zog ihn an mich ... das alles tat so weh ...er hatte sie nicht einmal in die Erde betten können...es war nicht einmal Zeit gewesen, ihr einen guten Abschied und Übergang zu singen ... es war nicht einmal Zeit gewesen, wirklich zu trauern ... er hatte mit ihrer Waffe weiter gekämpft, wann immer er an ähnlichen Kampfeinsätzen teilgenommen hatte, hatte sich an ihren Tod erinnert, wenn über das Leben von „Feinden ” entschieden werden mußte ... und irgendwann war ein Teil seines Schmerzes zu unnachgiebiger Härte geworden, zu Härte jedem gegenüber, den er zu diesen Feinden zählte ... Hier, in unserem Kontakt, durchnäßt vom immer noch fallenden Regen, wurde ihm und mir das ganze Ausmaß seiner Trauer offenbar. Nichts war vergessen. Nichts war geheilt.

Viel später kam eine Angehörige des Erdvolkes zu uns auf den Baum, legte mir sanft eine Hand auf den linken Flügel und bedeutete uns beiden, mit ihr in ihre Höhle zu kommen, in die ihr Stamm den unseren aufgenommen hatte, bis wir neue Behausungen in die Bäume geflochten hätten. Wir folgten ihrer Einladung, naß und still und durchgefroren ... und hockten uns auf einen Haufen Laub an einem der Feuer, die die Höhle wärmten und erleuchteten. Der Jaridian sackte kraftlos in sich zusammen, mit leerem und erschöpftem Blick. Das einzige, was von ihm ausging, war ein Gefühl grenzenloser Einsamkeit, als sei er allein im Dunklen verloren ... ich hüllte ihn erneut in meine Flügel, damit er fühlen konnte, daß ein lebendes Wesen in seiner Nähe war ... im ersten Moment wehrte er sich dagegen, aber bevor ich die Flügel noch öffnen konnte, umklammerte er mich mit solcher Verzweiflung, daß es fast nicht zu ertragen war. „Sie fehlt mir so seh r...”
Ich hielt ihn, und endlich reagierten auch meine Reflexe und Energie strömte für uns beide, warm und tragend ... und in mir war der Gesang für die Bleibenden, der Teil des Gesangs von Abschied und Übergang, in dem die, die uns verlassen haben und in ein neues Sein gehen, das Wort an uns richten:

” Was wir sind
geht
um neu zu sein
was wir waren
bleibt bei Euch
im Flüstern des Windes
im Rascheln der Blätter
im tropfenden Regen
in die Erde gebettet

Was wir sind
Geht
um neu zu sein
was wir waren
bleibt bei Euch
in Euren Herzen
in Euren Liedern
in Euren Gedanken
in Eurem Sein

Wir schauen voraus auf den Weg
mit Freude auf das Neuwerden
Wir schauen zurück auf Euch
mit dem Wunsch für erfülltes Bleiben

Ihr werdet uns folgen
wenn Eure Zeit kommt
wir kehren wieder
neu geworden
Gehalten im Ganzen
sind wir Teile davon
im ständigen Wandel
immer wieder neu
und immer bleibend
weil das Ganze uns alle umfaßt.”

Die Worte und Bilder strömten in die Berührung und gaben mir Halt ... „Das, was sie war, ist bei Dir geblieben ...” ließ ich dem Jaridian zufließen, „erinnere Dich ... erinnere Dich nicht nur daran, wie sie starb ... erinnere Dich vor allem, wie sie gelebt hat ...” Ein heftiges Aufflammen seines Shaqarava - und plötzlich eine Flut von Bildern, das eindrucksvollste eines von seiner Gefährtin hoch oben auf einem Felsen, den sie soeben erstiegen hatte, atemlos, pulsierend vor Kraft und strahlend aus schierer Lust am Leben ... „Glaubst Du, sie wünscht, daß Du sie ehrst, indem Du in ihrem Namen Leid über andere bringst?” Der Jaridian schaute auf seine Gefährtin, voller Sehnsucht. Es war, als sei dieses starke, Wärme ausstrahlende Geschöpf aus seinem Stamm wirklich mit uns in diesem Kontakt ... und dann war noch eine Erinnerung da: Der Jaridian mit dem Atavus in den Armen, konzentriert über ihn gebeugt, behutsam Shaqarava zu ihm fließen lassend ... „Damit hast Du sie geehrt ...” Die Bilder flossen zusammen, der Jaridian, der den Atavus hielt, meine Flügel um beide, Shaqarava und sonnenhelle Energie - und die Gefährtin, im Gehen begriffen, die dem Jaridian sanft die Hand auf den Kopf legte: „Ich schaue voraus auf den Weg, mit Freude auf das Neuwerden ... ich schaue zurück auf Dich, mit dem Wunsch für erfülltes Bleiben ... immer wieder neu, und immer bleibend, weil das Ganze uns alle umfaßt ...” Dann war sie fort, aber ein Hauch leuchtender orangeroter Energie war jetzt in das Weißviolett und Gold unseres Kontaktes eingewoben ...
Irgendwann ebbte der Strom von Energie, der uns getragen und umhüllt hatte, ab, und wir tauchten aus der Tiefe dessen, was wir geteilt hatten, auf in die warme, inzwischen still gewordene Höhle, in der die Feuer längst heruntergebrannt waren. Jemand hatte ein Behältnis mit Wasser und zwei große Ph'taalfrüchte neben unser Lager gelegt, aber wir waren beide zu erschöpft, um davon zu nehmen. Wir schoben das Laub unserer Stätte zurecht und betteten uns hinein ... bevor ich in den Schlaf hinüber glitt, fühlte ich vorsichtig zu dem Jaridian hin, der eine Hand auf meinen rechten Flügel gelegt hatte. Da, wo vorher das Dunkle gewesen war, in dem er sich verloren hatte, leuchtete warm orangerote Energie.

Laubrascheln, Stimmen und Schritte weckten mich eine Zeit später aus unruhigem Schlaf. Ein Teil des Erdstammes und einige von unserem Stamm waren schon damit beschäftigt, die Feuer wieder zu schüren und sich auf die neue Hellphase vorzubereiten. Die kommende Zeit würde nicht leicht werden. Wir hatten zwei Bäume und das Shuttle-Wesen in die Erde zu betten und all unsere Behausungen neu zu flechten; und wir mußten immer noch ins Leben singen, was unser Platz, unsere Arbeit als ein Teil in dem Ganzen sein konnte, zu dem auch die Taelons, die Jaridians und der Krieg zwischen ihnen, der nur Leid brachte, gehörten ... Ich wollte mich aufrichten und merkte, daß ich den Kopf kaum drehen konnte, es tat zu sehr weh ... Hals und Nacken schmerzten noch von den Geschehnissen in der Dunkelphase, das würde mir die vor uns liegende Arbeit nicht leichter machen. Der Jaridian saß ein Stück entfernt von mir, ganz in Gedanken, und schien niemanden wahrzunehmen. Die Gesangshüterin des Erdvolkes, die zu diesem Erdstamm hier gehörte, kam zu uns herüber, hockte sich neben mich ans Feuer und berührte meinen rechten Flügel. Sie schaute auf die Ph'taalfrüchte, die noch immer da lagen, dann auf unseren Gast und auf mich. „Ihr habt nicht gegessen,” stellte sie fest. „Ich habe keinen Hunger” wollte ich ihr sagen, bekam aber nicht einmal ein Krächzen heraus. Sie reichte mir das Wasserbehältnis, das neben den Früchten gestanden hatte; ich trank davon und verschluckte mich heftig. Sie stützte mich, nahm mir das Behältnis wieder ab und sah mich an. „Du brauchst Hilfe ...” sagte sie, dann stand sie entschlossen von unserer Lagerstatt auf und wandte sich fort in die Tiefen der Höhle.
Die zunehmende Aktivität um uns herum brachte den Jaridian aus seiner Versunkenheit, sein abwesender Blick wurde klar und konzentrierte sich auf mich. Als er wahrnahm, daß ich nur da lag, anstatt, wie die anderen, Vorbereitungen für die Hellphase zu treffen, näherte er sich vorsichtig, und in seinen Augen stand Besorgnis. Er legte mir eine Hand auf die Schulter ... und nahm in diesem Kontakt meine Schmerzen und mein Unbehagen über meine verlorene Stimme wahr ... „Es ist meine Schuld” flüsterte er entsetzt, „ich habe Dir Schaden zugefügt ...” Die Hüterin des Gesanges der Erde war wieder da, zusammen mit zwei Angehörigen meines Stammes. Sie stellte das Gefäß ab, das sie bei sich trug, berührte uns beide und nahm wahr, was geschehen war ... „Du konntest nicht anders handeln,” bedeutete sie dem Jaridian, „Dein Schmerz war zu groß, und Du hast nicht gewußt ...” „So war es” bestätigte ich durch die Berührung.
Der Jaridian war fassungslos. „Ich habe Deine Stimme zerstört ... und Du ... Du haßt mich nicht?” „Wie könnte ich das denn ...” die Erinnerung an das, was er erlebt hatte, war in mir und damit kein Platz für Zorn ... Die Gesangshüterin der Erde wandte sich wieder an ihn: „Solange Du Dich hassenswert fühlst, kannst Du diesen Kreis nicht schließen, und nichts Neues kann entstehen ... Aveena braucht Hilfe; sie braucht Heilung, und Du gehörst zu denen, die das geben können ...” ” Ich? Ich habe ihr das doch angetan ...” „Erinnere Dich ... erinnere Dich an den Atavus ... was Du für ihn getan hast, kannst Du auch für sie tun ...” Der Jaridian kämpfte mit sich, das hier war ihm so unendlich fremd ... hätten wir ihn aus der Höhle vertrieben oder ihn und die Seinen von unserer Welt, weil er eine unseres Volkes angegriffen hatte, hätte er das verstanden und sofort akzeptiert, als eine gerechte und ehrenhafte Reaktion. Aber das hier ... Ich fühlte über den Kontakt vorsichtig zu ihm hin, in seine Gedanken, auf der Suche nach etwas, was ihm verstehen helfen konnte ... es ging nicht um Schuld und Vergeltung, es ging darum, mit allem, was geschehen war, zusammen einen neuen Weg zu finden, der gut zu gehen war ... ich dachte an den Atavus und an das zerfetzte Shuttle-Wesen, für das ich meine Stimme brauchen würde - wer würde diesem Geschöpf, das so gern geflogen war, den Abschied singen, wenn ich es nicht konnte, die Hüterin des Gesangs des Windvolkes? Ich schaute den Jaridian an, gab meine Trauer um dieses Wesen in den Kontakt und bat ihn, „hilf mir ...” Das Bild des zerfetzten Shuttles ließ für Sekundenbruchteile seinen Zorn wieder aufflammen - der Interdimensionsantrieb ... dann war wieder Verzweiflung da und abgrundtiefe Trauer ... und dann plötzlich die wärmende, leuchtende orangerote Energie ... Der Jaridian wandte sich der Erdgesangshüterin zu. „Was muß ich tun ? ”
Die Gesangshüterin der Erde hob vorsichtig meinen Kopf an und legte eine Hand unter meinen Nacken, meine beiden Stammesangehörigen legten mir ihre Flügelhände auf die Brust. „Ich singe für ihre Sehnen und Knochen,” sagte sie, an den Jaridian gewandt, „ diese zwei singen für ihren Atem...und Du singst für ihre Stimme.” Sie begann leise den warmen Ton zu summen, der hilft, Verkrampftes loszulassen. Der Jaridian schaute sie aufmerksam an. Als er merkte, daß ich mich etwas entspannte, legte er mir sehr behutsam zwei Fingerspitzen auf den Hals .. .ich ließ ihn durch die Berührung meine Stimmbänder spüren, die vier paarweise übereinander angeordneten horizontalen und die drei wesentlich stärkeren vertikalen, die durch Muskelstränge mit den Resonanzsehnen in der Bauchhöhle verbunden waren ... als ich versuchshalber erneut einen Ton hervorbringen wollte, wurde deutlich, was der heftige Druck auf meinen Kehlkopf ausgelöst hatte: Zwei der vertikalen Stimmbänder waren durch geronnenes Blut miteinander verklebt, das obere Paar der horizontalen so angeschwollen, daß es die Stimmritze fast verschloß, es blieb gerade noch genug Platz zum Atmen. Ich fühlte, wie in dem Jaridian erneut der Abscheu aufstieg, vor sich selbst und vor dem, was er verursacht hatte. Aber noch ehe ich darauf reagieren konnte, schob er das Gefühl innerlich energisch beiseite und ersetzte es durch die gleiche Aufmerksamkeit, die er auch für den Atavus aufgebracht hatte ... Ohne daß es ihm bewußt war, hatte er angefangen, zu dem Gesang der anderen, die hier mitwirkten, selbst einen Ton mitzusummen, der von der Frequenz her eine Oktave unter der Eigenfrequenz meiner vertikalen Stimmbänder lag. Als er merkte, daß ich leichter Luft bekam, aktivierte er - sehr vorsichtig - sein Shaqarava und ließ mir durch die Berührung mit den Fingerspitzen einen gezielten, konstanten Strom davon zufließen.
Hitze und extrem hochfrequente Vibration ... ich mußte husten und wurde sofort aufgerichtet; ich würgte und spuckte und rang um Atem ... und dann hatte sich in meinem Inneren etwas gelöst ... ich wurde wieder hingelegt, hörte und fühlte das Singen und die Energie der fortgesetzten Behandlung und wußte, ich würde, wenn es so weit war, dem Shuttle-Wesen den Abschied singen können ... die Energie des Jaridian spürte ich als Wärme und Halt im Kontakt, und ich lehnte mich an diesen Halt und trieb irgendwann auf den komplexen Klängen und Vibrationen, die der Gesang der anderen erzeugte, davon ...
Als ich nach einer Weile wieder auftauchte, fand ich mich in den Armen des Jaridian wieder, der offenbar die ganze Zeit über bei mir geblieben war. Um uns herum waren alle damit beschäftigt, die vor uns liegende Arbeit zu planen - das Schwierigste würde werden, den vom Sturm umgebrochenen Ph'taal aus den Bäumen zu befreien, in die er hineingestürzt war, und ihn dazwischen in die Erde zu betten ... Ich versuchte mich aufzurichten, wurde aber von dem Jaridian daran gehindert, der mir ein kleines Behältnis in die Flügelhände gab. „Eure Erdhüterin hat gesagt, Du sollst das hier austrinken ...” Ich nahm einen kleinen Schluck von dem scharfen Kräutersaft aus dem Behältnis und brachte ihn herunter, ohne mich zu verschlucken. „Danke,” sagte ich dem Jaridian; dann trank ich die kleine Schale leer. „Du hast Deine Stimme wieder...” ich spürte, wie erleichtert er war und wie sehr er sich freute. Er gestattete mir, mich aufzusetzen, und schaute mich prüfend an. „Es geht mir gut,” bedeutete ich ihm; „es geht mir gut...” Ich lehnte mich wieder bei ihm an, während ich einen Fuß ausstreckte, um sanft den Kontakt mit den um uns Versammelten herzustellen. „Danke, daß Du mir geholfen hast...” „Das war das mindeste, was ich tun konnte,” meinte er, sehr nachdenklich, „für Dich ... und für mich...”

Alle anderen hatten inzwischen entschieden, daß die Bergung des umgestürzten Ph'taal die vordringliche Arbeit war, da dieser weiter abrutschen könnte und bei den Bäumen, in denen er sich verfangen hatte, das Zwischengehölz und damit den Lebensraum für die Neugeschlüpften zu zerstören drohte.
Wir begannen zu planen, wie wir den entwurzelten Ph'taal befreien würden ... da er einer der mächtigsten Bäume in unserem Stammesgehölz gewesen war, würden wir nicht nur doppelte Seilstärke, sondern auch mindestens die doppelte Anzahl Windleute brauchen, um ihn überhaupt anheben zu können ... wir würden in zwei Formationen übereinander fliegen müssen, um uns nicht gegenseitig zu behindern, und konnten nur hoffen, daß der Wind vom Meer her nicht stärker wurde ...
Dann war plötzlich ein neues Bild im Kontakt, so lange rätselhaft, bis ich merkte, daß der Jaridian es in den Kreis gab: zwei der jaridianischen Flugwesen, an denen mit mehreren Stricken aus einem seltsamen Material der Baum hing ...und die ihn mit knappen, präzisen Bewegungen manövrierten ... „Wir können Euch helfen,” meinte er, „diese Arbeit können wir so viel leichter tun als ihr...” Darunter schwang seine Verwunderung darüber mit, daß wir nie irgendeine Technologie entwickelt hatten, daß wir offenbar alles mit den eigenen Körperkräften erledigten ... „nicht alles...” gab ich ihm zu verstehen, „die meisten schweren Sachen singen wir einfach...” Ich zeigte ihm, wie wir später den vom Blitz und der Explosion gespaltenen Baum zu Boden bringen würden: eine Gruppe von uns, die Flügelhände exakt unten am Stamm plaziert, mit den Klängen der Eigenfrequenz des Holzes dieses in Resonanz bringend, bis es barst... „genau wie beim Heilen ... zusammen- oder auseinandersingen...” er versuchte, sich seine augenblickliche Verwirrung nicht anmerken zu lassen und konzentrierte sich wieder auf das Bild mit den beiden Flugwesen, das inzwischen von fast allen im Kreis bedacht und besungen wurde. Es würde uns so viel Kraft sparen, die wir dringend brauchten ... Ich konnte mir kaum vorstellen, daß zwei dieser Flugwesen ausreichen würden, wo zwei ganze Stämme Schwerstarbeit leisten mußten ...den Taelon-Shuttles hätte ich diese Arbeit jedenfalls nicht zugetraut ... „Unsere Technologie funktioniert ganz anders” sagte der Jaridian, „unsere Shuttles sind wesentlich wendiger, flug- und lasttauglicher...” er gab eine Reihe Begriffe in den Kontakt, von denen ich nicht einen einzigen verstand.
„Welche Schwierigkeiten könnte es geben, wenn wir es so machen, wie Du es vorschlägst?” fragte jemand aus dem Erdvolk daraufhin, und der Jaridian zeigte noch einmal genau auf, wie die Arbeit mit Hilfe der Shuttles vor sich gehen könnte.
Es wäre wirklich viel leichter, als wenn wir es selbst täten ... und wie es aussah, auch weniger gefährlich ...
Wir nahmen die angebotene Hilfe schließlich an.

Wir flogen den Jaridian im Tragegeschirr zurück zur Höhle der Gesänge, wo er sich mit den Seinen beriet, die sich sofort einverstanden erklärten zu helfen.
Wenig später schwebten zwei der vier jaridianischen Shuttles über unserem Stammesgehölz, und wir waren zusammen mit den Erdleuten damit beschäftigt, die seltsamen, glatten Seile um den Baum zu legen, mit denen er angehoben werden sollte. Als sie befestigt waren, stiegen die Shuttles synchron auf, und der riesige Ph'taal hob sich, als sei er ein Neutrieb desselben Planetenumlaufs, den man mit einer Flügelhand biegen konnte ... Zum Staunen blieb uns nicht viel Zeit, wir dirigierten in der Luft den entwurzelten Stamm so, daß er statt schräg im Zwischenholz exakt zwischen den beiden anderen Ph'taal landen würde, und die beiden Shuttlepiloten legten den Baum einfach dort ab, als hätte er keinerlei Gewicht ... wir lösten unten die Seile, die von oben aus eingezogen wurden, und die Arbeit war getan.
Technologie ...
Wir hatten so unendlich viel zu lernen.

Aber die Zeit dafür war nicht jetzt ... Jetzt galt es, das, was von dem Taelon - Shuttle - Wesen übriggeblieben war, aus dem zweiten toten Baum zu bergen, und diese Arbeit konnte uns keine wie auch immer geartete Technologie abnehmen ... aus unserem Stamm hatten drei von uns und ich immer für das Shuttle gesorgt, so weit es das zugelassen hatte, und wir vier stiegen zusammen in den Baum, trugen das Wenige zusammen, was von seinem Körper auffindbar war, legten es auf eine geflochtene Trage und schafften es nach unten, zum Eingang der Höhle des Abschieds unseres Stammes. Wir würden später ihm und den beiden Bäumen den Abschied singen ...
Zuvor mußte aber der vom Blitz getroffene Ph'taal zu Boden gebracht werden; der gespaltene Stamm würde sonst beim nächsten Sturm brechen und, genau wie der entwurzelte, in die umstehenden Bäume stürzen und deren Kronen und Zwischenholz gefährden.
Wir versammelten uns um den Ph'taal und fühlten genau, bis wohin der Spalt durch den Stamm reichte; unterhalb davon mußte der Stamm durchtrennt werden, um exakt ausgerichtet fallen zu können. Es würde zehn der Unseren brauchen, um ihn zu fällen ...
Entgegen der gewählten Ausrichtung legten wir nebeneinander die Flügelhände an den Stamm und begannen zu summen, zuerst diffus und unbestimmt, uns langsam an die spezifische Eigenfrequenz genau dieser ehemals lebendigen Struktur herantastend ... bis das Holz schließlich zu vibrieren begann, in Resonanz mit der Frequenz, die wir ihm sangen ... wir verstärkten den Druck unserer Flügelhände und die Intensität unseres Gesanges, und die Vibration des Stammes an den Stellen, die wir berührten, verstärkte sich in gleichem Maße ... bis der tote Ph'taal schließlich genau dort brach und zwischen zweien seinesgleichen zu Boden ging.
Die beiden zerstörten Bäume würden in Kürze Heimat der verschiedensten Wesen sein, die in und von ihnen lebten. Was sie für uns bedeutet hatten, war Teil unseres Abschiedsgesanges für sie .

Wir kamen alle in der Höhle der Gesänge wieder zusammen, um erneut zu planen und zu beraten. Der bevorstehende Abschied betraf unsere beiden Stämme, Wind- und Erdvolk, deren Wald von der Gewitterfront betroffen gewesen war. Alle übrigen, die am großen Rat wegen der Jaridians und ihres Schiffes teilgenommen hatten, zog es in ihre eigenen Gebiete und zu dem, was dort zu tun und zu singen war. In der zehnten Dunkelphase nach der, die bevorstand, würden wir uns wieder versammeln - um unseren Platz im neuen Ganzen ins Leben zu singen ... Der Sprecher der Jaridians fragte, ob er und die Seinen daran teilhaben könnten, und wir stimmten zu - all dies hatte ja mit seinem Volk maßgeblich zu tun ... und mit den Taelons ...

Später trat der Sprecher der Jaridians auf die Gesangshüterin der Erde und mich zu und bat darum, die Abschiedszeremonie für das Shuttle und die Ph'taal mit uns teilen zu dürfen. Es war etwas in ihm, das ihn viel mehr bewegte als bloße Neugier, also fragten wir unsere beiden Stämme, und niemand hatte etwas dagegen ... Wir Windleute nahmen ihn, wie bereits geschehen, im Tragegeschirr mit uns und landeten mit Beginn der Dunkelphase in unserem Wald. Der Erdstamm hatte seine Wege genommen, und wir trafen uns am Eingang zur Höhle des Abschieds.


Die Hüterin des Gesangs der Erde und ich hatten von den beiden toten Bäumen je einen kleinen Zweig abgebrochen und mitgenommen, den wir zu den Überresten des Shuttles auf die Trage legten. Wir nahmen die Trage gemeinsam auf und betraten die Höhle, uns voran zwei aus meinem Stamm, die Feuerschalen trugen. Alle anderen, darunter der Jaridian, folgten uns.
Der Weg ging sanft abwärts und führte tief in die Erde. Es war warm hier, weil in der Tiefe das Feuer des Inneren offen lag, aber so weit brauchten wir dieses Mal nicht zu gehen ... die Wesen, die wir zu verabschieden hatten, waren nicht an Krankheit gestorben ... Der Höhlengang öffnete sich in ein Rund, an dessen Wänden entlang weitere Feuerschalen standen, die jetzt nacheinander entzündet wurden. Wir legten die Trage in der Mitte nieder und versammelten uns darum herum, dicht an dicht, und nahmen Kontakt auf, miteinander und mit dem, was uns von dem Shuttle und von den beiden mächtigsten Ph'taal in unserem Wald geblieben war ... Die Hüterin des Gesangs der Erde holte Atem und begann den tragenden Ton des Liedes von Abschied und Übergang zu singen, und wir stimmten ein und bauten ihn zu einem dichten Akkord auf, über den sich dann ihre Stimme erhob, um die Strophe der Klage und Trauer zu singen:

„Ihr geht fort
und laßt uns zurück
mit nichts dort
wo zuvor ihr wart ...”

Zu den Worten, die sie für die beiden Bäume fand, flossen von selbst unsere Bilder und Gefühle in den Kontakt ... von den riesigen, tief hinab reichenden Wurzeln, zwischen denen die Nachkommen der Erdleute spielten und schliefen, von den Stämmen mit dem üppigen Zwischenholz, in dem Scharen von unseren Nichtflüggen kletterten, bevor sie durch die zweite Verwandlung gingen ... von den biegsamen Baumkronen, in denen wir lebten, aus denen wir in die Luft aufstiegen, in denen wir in der heißen Phase eines Planetenumlaufs bewegungslos mit weit ausgebreiteten Flügeln hingen, träumend ... und von dem furchtbaren Ende, das diese mächtigen Geschöpfe erlitten hatten, entwurzelt und fortgeworfen wie eine übriggebliebene Fruchtschale ... unter unvorstellbarem Druck geplatzt und in einem Schauer von Funken vergangen .. .nasse, brüchige, verkohlte Zweige und das Gefühl äußerster Kälte und Trostlosigkeit - dieses Bild kam von dem Jaridian, der mit leerem Gesichtsausdruck da saß und gar nicht wahrnahm, daß er von einem der Erdleute und von mir gehalten wurde ...
Von ihm ging auch der Eindruck des zerfetzten Shuttles aus, der jetzt im Kreis auftauchte, und ich wußte, jetzt war meine Zeit des Abschied-Singens da...
Und ich sang davon, wie ich überhaupt zum ersten Mal so ein Wesen kennengelernt hatte ... damals, unmittelbar vor meinem ersten Kontakt mit einem Taelon ... und wie viel später dieses andere Geschöpf in unseren Wohnbaum gestürzt war ... wie gern es für seine Schöpfer geflogen war, und wie sehr es sie sich zurückersehnt hatte ... und wir hatten nichts für es tun können .. .ich hatte es gemocht und wäre gern einmal mit ihm zusammen aufgestiegen ...
ein anderer Strang wurde in den Kontakt gewoben und damit zu Gesang: das Shuttle war unverletzt gewesen, solange es lebte ... und hatte eine große Hoffnung in seinem Inneren geborgen ... für die Jaridians ... und dies war unwiederbringlich dahin ... aufflammender Zorn - und Loslassen ... loslassen ... orangerote Energie ...

Und schließlich war der Abschied gesungen ... der Grundton wurde weiter gehalten, während die Erd-Gesangshüterin und ich uns aus dem Kontakt lösten und als erste die Begleitgeschenke für einen guten Übergang auf die Trage gaben - sie einen kleinen roten Stein, ich ein goldfarbenes Blatt aus den höchsten Zweigen unseres Gehölzes ... alle, die ein Übergangsgeschenk geben wollten, taten dies, indem sie dieses sanft dazu legten ...
Irgendwann erhob sich auch der Jaridian mit einem größeren Gegenstand in den Händen und trat an die Trage heran. Im Licht der Feuerschalen erkannte ich mit Ehrfurcht, was er
gab, um den Gehenden einen guten Übergang zu wünschen ...
Die Waffe seiner Gefährtin.
„Ich schließe diesen Kreis ” sagte er in seiner Sprache,
„ich schließe diesen Kreis, damit das Neue sich öffnen kann ...”
Nichts war vergessen. Und etwas hatte heilen können.

Wir formten den Kontaktkreis neu, für den Gesang an die Bleibenden ... und als auch dieses Lied gesungen war, hoben die Gesangshüterin der Erde und ich die Trage an und betteten sie in eine dafür geeignete hochgelegene Nische in der Wand. Wir verneigten uns beide noch einmal vor den Gegangenen und wandten uns dann um, um die Höhle des Abschieds zu verlassen. Alle anderen taten es uns gleich.
Der Jaridian, still und in sich gekehrt, bat darum, zu seinen Leuten zurückgeflogen zu werden, und zusammen mit einem aus meinem Stamm brachte ich ihn zu den Shuttles bei der verlassenen Taelon-Behausung. Er bestieg eines davon, und einen Moment später stiegen alle vier auf und waren in der Dunkelheit verschwunden.

Eine neue Behausung zu flechten, ist eine erholsame Arbeit, sofern es nicht regnet.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als wir unter den unbewohnten Ph'taal in unserem Gehölz drei gefunden hatten, die bereit waren, diejenigen aus unserem Stamm aufzunehmen, deren Behausungen durch das Unwetter unrettbar geschädigt worden waren ... alle drei waren noch sehr jung und würden jetzt zum ersten Mal Unsrige beherbergen. Es braucht vier von uns, eine Behausung zu beginnen, in jeder Himmelsrichtung einen, damit das fertige Geflecht stabil ist, egal, aus welcher Richtung der Wind - oder der Sturm - kommt...
Ich hockte in der Richtung, in der zu Beginn der Dunkelphase die Sonne ins Meer sinkt, hatte beide Beine um den Hauptast dieser Richtung geschlungen, die Fußkrallen in die Borke gehakt
und flocht die biegsamen Zweige daran zu dem stabilsten Zopfgitter, das der Ph'taal mir erlaubte. Ich sang für leichtes Biegen und festen Halt und ließ in mein Lied immer wieder einfließen, welche Vorteile unser zukünftiger Wohnbaum dadurch hatte, daß eine Gruppe unseres Stammes in ihm leben würde ... keinen Kahlfraß durch Ph'taalkäferraupen mehr zu Beginn jeder Warmphase eines Umlaufzyklus ... Kraftzuwachs und rascheres Wachstum als die Unbewohnten um ihn herum, und dadurch mehr Sonne und eine ausladendere Krone ... das dank unserer Gesänge viel schneller sich regenerierende Laub ... dankbar spürte ich, daß dem Ph'taal mein Lied zusagte und er mir wirklich glaubte, und ich fühlte mich, nach langer Zeit, zum ersten Mal wieder unbeschwert.

Die Hälfte der Arbeit, die ich allein zu tun hatte, war vollbracht, als ich im Holz des Hauptastes plötzlich die Trägerwelle eines der jaridianischen Shuttles spürte, noch bevor dessen Klang hörbar wurde. Kurze Zeit später schwebte es so dicht über dem Baum, daß ich für einen Augenblick befürchtete, es würde abstürzen ... stattdessen öffnete es sich, und an einem dieser seltsamen glatten Seile ließ sich der Sprecher der Jaridian in den Baum hinab. Er löste den Haken, der den Gurt um seinen Körper mit dem Seil verbunden hatte und gab dem Piloten des Shuttles ein Zeichen, woraufhin dieser das Seil einzog. Das Shuttle stieg auf, wendete und flog davon.
Ich freute mich, ihn zu sehen, verstand allerdings nicht, wie er mich in unserem Gehölz, noch dazu auf einem neuen Baum, hatte finden können - schließlich war er den Weg hierher bisher nur mit uns geflogen, und das die meiste Zeit im Dunklen ... ich fragte ihn danach, nachdem wir in Kontakt gegangen waren, und er meinte, etwas geheimnisvoll, „das war ganz einfach ... dafür haben wir uns etwas von Eurer Technik zunutze gemacht...” Er zeigte mir Bilder vom Inneren eines Shuttles, von einem der vielen Geräte, die sich darin befanden. „Hiermit haben wir einen Teil Eurer Gesänge aufgezeichnet und analysiert ... und dabei festgestellt, daß einige von Euch über bestimmte Frequenzen verfügen, die der Rest Eurer Stämme nicht singt. Du zum Beispiel hast in Deinen Klängen dieselben Frequenzen wie Eure Erd-Gesangshüterin, als einzige Eures Windstammes zusätzlich zu den Windvolk-Frequenzen, als wärest Du „zweisprachig” . Diese Analyse hat objektiviert, was ich schon in den Kontakten mit Dir fühlen konnte - Du bist eine der wenigen hier, die die Sprachen zweier Völker dieses Planeten spricht. Wenn ich Dich innerhalb eines bestimmten Radius finden will, brauche ich das fragliche Gebiet nur mit aktiviertem Frequenzscanner zu überfliegen - sobald Du singst, bist Du exakt zu lokalisieren...”
Verbunden mit den Bildern, die er mit seinen Worten in den Kontakt fließen ließ, war das Gefühl, etwas Wichtiges über uns verstanden zu haben, und Freude darüber ... mir war das, was ich eben erfahren hatte, allerdings eher etwas unheimlich. Ich empfand ein vages Gefühl von Bedrohtsein, ohne daß ich es hätte begründen können .. .es hatte vielleicht mit den Gedankensträngen zu tun, die ich im Hintergrund seines Bewußtseins wahrnehmen konnte.
Dieser Jaridian war ein Kämpfer, ein Krieger, jemand, für den Zerstören und Leben nehmen etwas Selbstverständliches, Unvermeidliches geworden waren. Er hatte mehr als sein halbes Leben damit verbracht und es war, ob ich das wahrhaben wollte oder nicht, ein Teil seiner selbst geworden, der sein Denken maßgeblich formte, egal, womit er sich gerade befaßte ... und ich fühlte tief genug, um mitzubekommen, daß dieser Anteil in ihm das neue Wissen und Verständnis über unsere Völker bereits umgedeutet und in eine mögliche Waffe verwandelt hatte, für den Fall, daß wir uns doch noch als feindlich erweisen könnten ... ich schaute ihn an und ließ ihn sehen, was ich für ihn fühlte - Verstehen, Verbundenheit ... „ich bin nicht Deine Feindin...”
Auf seiner Seite war zuerst Unverständnis, dann Erschrecken und schließlich etwas wie Ratlosigkeit. „Es war mir nicht bewußt...dieser Kampf dauert bereits so unendlich lang ... mit Dir habe ich wirklich keinen Streit...”
Wir konnten einander jetzt nur hilflos ansehen.

Jedes Wesen, das Gewalt und Zerstörung kennenlernt, wird davon geprägt ... ich erinnerte mich an die Ankunft der Jaridians auf unserer Welt, daran, was ich selbst gedacht und gefühlt hatte, als diese Unbekannten auf dem schwarzen Fels landeten ... hätten sie irgend etwas getan, das mir feindselig erschienen wäre, hätte ich mitgesungen, sie in einer Erdspalte verschwinden zu lassen ... wie verschieden waren wir voneinander?
Der Jaridian folgte meinen Gedanken und reagierte überrascht. „Das hättest Du getan?” „Ja,” antwortete ich und merkte, wie sehr das schmerzte, „bevor ich zugelassen hätte, daß ihr uns angreift, wie die Taelons ...” Er sah mir in die Augen und meinte: „So ist es im Krieg ...” - und jetzt war ich diejenige, die nicht begriff: Anstatt zornig auf mich zu sein, daß ich bereit gewesen war, ihn und die Seinen zu verletzen, nahm er das für selbstverständlich; als eine richtige, angemessene Art zu denken - schließlich hatten wir zuvor eine furchtbare Erfahrung mit Unbekannten auf unserer Welt gemacht ... wie verschieden waren wir voneinander?
Der Jaridian unterbrach schließlich die verwirrten Gedanken, die ich in den Kontakt gab, indem er ein flaches Gerät aus seiner Bekleidung zog und meine Aufmerksamkeit darauf lenkte. „Deshalb habe ich Dich hier aufgesucht...wenn ich Dich nicht störe, würde ich das hier gerne mit Dir besprechen...” Er klappte das Gerät auseinander und ließ ein Bild darauf erscheinen. „Du störst mich nicht...” Ich betrachtete das Bild, das kleine, weit auseinander liegende Kreise in einer fremdartigen, symmetrischen Anordnung mit einer Art Fläche seitlich daneben zeigte. Es sah ansprechend aus, aber ich verstand es nicht. „Was ist das? ” „Eine Planzeichnung Eures Gehölzes ”, antwortete er. „Nachdem wir miterlebt haben, was Unwetter hier Euren Wäldern antun können, haben wir überlegt, wie Ihr Euch vielleicht schützen könntet, vor allem davor, daß entwurzelte oder umgebrochene Bäume in andere hinein stürzen ...” Ich hielt Kontakt mit ihm, angerührt von seiner Sorge um uns, konnte aber mit den seinen zugehörigen Gedankenbildern kaum mithalten. Die Kreise auf dem Bild stellten Ph'taal dar, die meisten bewohnt. Die extra bezeichnete Fläche daneben sollte ohne Bäume sein. „Ihr habt die ganz jungen Ph'taal und das Untergehölz nicht eingezeichnet...” „So ist es... wenn Ihr den Bestand gründlich ausdünnt, so daß Ihr nur noch Bäume bewohnt, die in diesem berechneten Abstand voneinander stehen, ist die Wahrscheinlichkeit so gut wie ausgeschlossen, daß ein stürzender Ph'taal andere in Mitleidenschaft zieht...” Ich überlegte. „Wenn es aber in einem Wald kein Untergehölz mehr gibt, wo sollen dann zu Beginn der Warmphase die Ph'taalkäferraupen hin, die wir von den Bäumen sammeln müssen, bevor sie sie kahlfressen?” fragte ich den Jaridian. Er schaute mich etwas verwundert an. „Das sind doch Schädlinge...wieso vernichtet Ihr sie nicht ?” „Vernichten? Dann gibt es doch keine Ph'taalkäfer mehr ... und wovon sollen dann unsere Nichtflüggen leben? Nur noch von Zwischenholzbeeren? Dann gehen sie nie durch die zweite Verwandlung ...”
Jetzt war es an ihm, gründlich zu überlegen. Mit ein paar Handbewegungen veränderte es das Bild auf dem Gerät, jetzt waren um die Darstellung der Kreise herum Punkte angeordnet. „Wenn Ihr diese Unterholz-Pflanzen außen herum ansiedelt...” Ich sah vor mir, was er meinte, kahlen Boden zwischen einzeln stehenden ausgewachsenen Ph'taal, Unterholzgesträuch außen darum herum ... es wirkte seltsam und fühlte sich nicht richtig an, aber so könnte tatsächlich kaum mehr ein Baum in einen anderen fallen... „Was ist mit dieser Fläche hier,” ich zeigte auf das Bild, „wo keine Bäume und Sträucher eingezeichnet sind?” „Das ist eine Landefläche für ein Shuttle” meinte er. „Wenn Ihr tatsächlich Sturmschäden haben solltet, könnten wir Euch so leichter helfen...” Ich dachte an die Mühelosigkeit, mit der die beiden Shuttles den entwurzelten Baum manövriert hatten, und ließ die ganze Idee auf mich wirken. Einen Wald so umzugestalten...selbst wenn der hier mitwohnende Erdstamm und alle beteiligten Lebewesen damit einverstanden wären ... der entwurzelte Ph'taal hätte zwei Zwischenhölzer zerstören können, gar nicht davon zu singen, wenn das Ganze später im Umlaufzyklus geschehen wäre und diese Zwischenhölzer bereits bewohnt gewesen wären ... „Eure Idee müßten wir alle gemeinsam beraten”, sagte ich dem Jaridian, „und selbst wenn alle einverstanden sind, es damit zu versuchen, könnten wir frühestens zum Ende dieses Umlaufs damit beginnen...” Er schaute mich verständnislos an. „Es ist zu spät im Zyklus,” bedeutete ich ihm, „die jungen Ph'taal ... die, die viel zu klein sind, um sie zu bewohnen, und die ausgewachsenen, die hier nicht mehr stehen sollen, damit der Abstand stimmt...” „Was ist damit?” „Es ist zu spät, sie umzupflanzen...” „Umpflanzen?” fragte er. Ich hielt unwillkürlich den Atem an, als ich das Bild in seinem Geist wahrnahm, die „überzähligen” Ph'taal betreffend. Und wir begriffen beide im selben Moment, warum dieser Plan nie in die Tat umgesetzt werden würde.

„Ich kann doch nicht mein Leben, meine Sicherheit über das Leben eines Ph'taal stellen...” ich krümmte mich unter dem entsetzlichen Bild eines lebenden Baums, der unter seiner Eigenfrequenz barst. „Aber es geht doch vor allem um das Leben und die Sicherheit Eurer Jungen...” meinte der Jaridian, „schließlich sind diese am meisten gefährdet...”
Über den immer noch gehaltenen Kontakt spürte ich, daß ihm selbst die Jungen seines Volkes etwas unendlich Wichtiges und Schützenswertes waren, um derentwillen er auch bereit war, anderes Leben zu nehmen ... ich schüttelte mühsam das Bild des Ph'taal ab und konzentrierte mich auf den Jaridian. Das würde jetzt nicht leicht zu erklären sein ... „Unsere Nachkommen sind uns wichtig ... und sobald sie durch die zweite Verwandlung gegangen sind und sich unseren Stämmen anschließen, sind wir für sie da und schützen sie, so weit man neugierige, wilde, ungeschickte Nichtflügge schützen kann ... wir sorgen für sie und bringen ihnen bei, was sie wissen und können müssen, um es als Flügge in unserem Ganzen gut zu haben ... aber wie viele von denen, die wir gezeugt und gelegt haben, durch die zweite Verwandlung gehen, entscheiden nicht wir ... das entscheidet unsere Welt.”
Mein Kontaktpartner starrte mich verständnislos an, während er den Bildern folgte, die ich zu der Erklärung in die Berührung gab ... die Versammlungen und riesigen Feiern zu Beginn einer Brutzeit, bei denen die Stämme sich mischen ... heranwachsende Eier in sich zu tragen ... später das Einweben der Eier in die heiligen Gewebe der Bruthöhlen ... unzählige Neugeschlüpfte, die die Zwischenhölzer besiedeln, darin heranwachsen und schließlich durch die zweite Verwandlung gehen ... und mit schlaffen Flügelchen mühsam den Stamm eines Ph'taal erklettern, dessen Bewohnern sie in Zukunft zugehören wollen ... „In den ersten anderthalb Umlaufzyklen sind unsere Nachkommen der Obhut unserer Welt anvertraut ... nur sie weiß, wie viele wir werden dürfen, damit das Gleichgewicht gewahrt bleibt ...” ich dachte wieder an den Plan, ganze Wälder umzugestalten, um gegen Sturm und Unwetter besser geschützt zu sein. „Selbst wenn wir in der Lage wären, das zu tun...wir dürfen es nicht.”
Für den Jaridian war unser Umgang mit unserer Nachkommenschaft genau so unverständlich und erschreckend wie für mich die Selbstverständlichkeit, mit der er einen lebendigen Baum fällen würde. Die Vorstellung, Junge gerade im Anfang ihres Werdens, vollkommen unreif, ohne jede Hilfe in der Wildnis aufwachsen zu lassen, empfand er als verabscheuenswerte, kaltherzige Vernachlässigung. Er hätte fast den Kontakt abgebrochen, aber ich hielt ihn am Arm fest, das hier war zu wichtig ... ich zeigte ihm ein Ungeschlüpftes im Ei, warm geborgen im Gewebe der Bruthöhle. „Es lernt...” bedeutete ich ihm, „es lernt mehr, als ihm irgendein Flügger in dieser Zeit jemals beibringen könnte...” Ich ließ ihn den unablässigen, vielschichtigen Gesang des Gewebes hören und fühlen. „Sie sind nicht unreif, wenn sie durch die erste Verwandlung gehen, wenn sie schlüpfen ... sie wissen alles, was sie für den nächsten Abschnitt wissen müssen, und alles Neue erzählt ihnen unsere Welt selbst..” ich zeigte ihm ein Neugeschlüpftes, eingewoben in die Gesänge eines ganzen Waldes. „Glaube mir, das Ganze sorgt besser für sie, als wir Einzelnen es je könnten...” Ich ließ ihn aus meiner eigenen Erinnerung spüren, wie ich mich als Nichtflügges gefühlt hatte, wie schwimmend in einem unendlichen Strom aus Schwingung, Information, einer Fülle von Frequenzen ... wenn ich nicht wußte, was ich tun mußte, brauchte ich nur hinzufühlen ... selbst als mich ein Unfall aus dem Zwischenholz stürzen und auf dem Waldboden aufschlagen ließ, war ich geborgen in diesem Strom und wußte, ich bin geborgen im Ganzen ... entweder ich schaffe den Weg zurück, oder ich gehe in etwas ganz Neues ... ich hatte mich immer gehalten gefühlt und die zweite Verwandlung und das Flüggewerden waren unglaubliche Aufregung und Staunen und Bereicherung gewesen ... Ich ließ ihm all das zufließen und merkte erleichtert, daß seine Ablehnung sich in Verwunderung verwandelt hatte. Er verstand allerdings immer noch kaum, daß wir einfach hinnahmen, daß immer wieder Junge verunglückten, an Krankheit oder im Sturm starben... „Das passiert uns Flüggen doch aber auch ... wir schützen uns, wir heilen einander, wenn wir können, und wir sorgen für unsere Wälder, in denen wir und unsere Jungen gedeihen ... aber letztendlich bestimmen nicht wir, sondern das Ganze, was aus uns wird...”
Der Jaridian hatte jetzt seinerseits den Kontakt wieder intensiviert, indem er mir beide Hände auf die Schultern gelegt hatte. „Aber mit dieser Einstellung stagniert Ihr doch ... Ihr entwickelt Euch doch niemals weiter ... Ihr gestaltet Eure Umwelt nicht...” „Wir gestalten unsere Umwelt nicht? Was glaubst Du, was ich hier mache?” Ich deutete auf das begonnene Flechtwerk . „Das meine ich doch nicht ... Ihr gestaltet Eure Umwelt nicht nach Euren Bedürfnissen, Ihr könntet doch...” „Meine Bedürfnisse?” fragte ich ihn. „Aber es ist doch für mich und die Meinen gesorgt...und wenn ich plötzlich mehr oder etwas anderes wollte, dann müßte ich mich mit dem Ganzen darüber beraten und einigen...” „Und wenn Du es dann nicht bekommst?” „Dann muß ich das hinnehmen...ich kann doch nicht das Meine über das Ganze stellen...” „Das hast Du aber schon einmal getan...” Der Jaridian spiegelte mir meine Gedanken und Eindrücke von dem Moment der Ankunft der jaridianischen Shuttles. „Da hast Du Deines zumindest über uns gestellt...” Im ersten Moment weigerte sich alles in mir, das so zu sehen, aber darunter fühlte ich, daß er Recht hatte ... die Vorstellung, wir hätten die Shuttles damals tatsächlich zerstört und ich hätte diese Wesen, mit all ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit, nie kennengelernt, machte mich krank und unglücklich. Was hatte ich getan ... in mir stieg das Bild unseres Planeten als tote Wüste wieder auf, überlagert von vier zerborstenen, brennenden, in eine aufgebrochene Erdspalte gestürzten Shuttles, und ich wand mich aus dem Kontakt, unfähig, den Jaridian auch nur weiter anzusehen. Diesmal war er derjenige, der mich in die Berührung zurückzog, beide Arme um mich legte und mich festhielt. „Bitte, sag mir, was ich tun muß, daß das aufhört...” bat ich ihn verzweifelt, und er antwortete bitter: „Wenn ich das wüßte ... vielleicht hätten wir dann schon Frieden...”

 

Ende von Kapitel 4

 

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