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  „Aveenas Lied” von AlienVibe   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Oktober 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Unter freiem Himmel / Niemals in die Augen schauen / Sich geben für das Ganze
Zeitpunkt:  weit vor Beginn der ersten Staffel
Charaktere:  Aveena, ein Sechsgliedriges, die Gesangshüterin derer im Dunklen, der Heiler, der auf dem Weg (der Gesangshüter derer in den Tiefen, die Wachhabenden vor der Höhle und am Haupteingang des Gebäudes, andere Sechsgliedrige)
 

 

AVEENAS LIED

Kapitel 35

 

Später war ich innerlich zu unruhig, um das Geschehene einfach loslassen zu können, wie es die anderen taten, verbunden mit Jaridia, in die Quelle abgetaucht oder einfach eingeschlafen wie der aus den Feuern. Selbst die Übungen halfen nicht ... Wie viele Zeiteinheiten sollten vergangen sein, bevor wir mit dem Rathalten fortfahren würden? Zehn?
Von denen vielleicht eine bisher vergangen war ... also verblieben noch neun ... Das war beinahe eine ganze Dunkelphase in der Warmzeit auf unserer Welt ... Genug Zeit, um ... Ich war am Höhleneingang und sang den Stein auf; die beiden Jaridians, die unsere augenblickliche Unterkunft bewachten, waren dieselben, die uns geholfen hatten, den Anführer ausfindig zu machen, um ihm von den Dindaei zu singen, daher gab es dieses Mal keine verdutzten Blicke, als ich den Eingang auf die gleiche Weise auch wieder verschloß. Ich erinnerte mich gerade noch rechtzeitig an die vor längerer Zeit getroffene Vereinbarung mit dem Sprecher - ich mußte mich abmelden, wenn ich fliegen gehen wollte ... vielleicht konnte mir ja eine der beiden Wachen auch etwas über die Windverhältnisse draußen sagen ... Ich wandte mich an sie und erklärte, was ich vorhatte, und der, der uns damals zum Ersten gebrachte hatte, zog sein Kommunikationsgerät. „Unbegleitet nach draußen? Ich glaube kaum, daß Du dazu wirklich die Erlaubnis ...” Eine Rückfrage an den Sprecher, der offenbar in Sachen Einhaltung von Disziplin als etwas wie eine Aufsicht über uns eingesetzt war, ergab die Richtigkeit meiner Angaben und ich durfte gehen, allerdings wußte keiner der Wachhabenden etwas über den Wind hier, mir wurde nur erklärt, daß draußen gerade eine Hellphase zu Ende ginge ...
Ich erreichte halb wandernd, halb fliegend das Stockwerk, ab dem man wieder den beweglichen Raum benutzen konnte, empfand den Aufenthalt darin als unangenehm beengt, schaffte es, ihn in der richtigen Etage - der mit dem Hauptein- und -ausgang - zu verlassen und floh beinahe aus dem Gebäude - der Wunsch danach, vom Wind getragen zu sein, endlich wieder, schmerzte in meinen Flugmuskeln und gab mir das Gefühl, die Wände hier kämen näher und näher, und ich liefe Gefahr, für immer zwischen ihnen eingeschlossen zu sein ... Es war mir egal, ob ich Jaridias Himmeln gewachsen war oder nicht, ich wollte nur noch fliegen, um jeden Preis ...
Der riesige Platz vor dem Gebäude, das Jaridias Hauptkommando beherbergte, war erlösende Weite - nichts und niemand bevölkerte ihn, nur aus den Augenwinkeln glaubte ich flüchtig einen schmalen schwarzen Schatten zu sehen, der bei genauem Hinschauen wieder verschwunden war. Mehrere flache steinerne Absätze führten vom Hauptausgang, der von innen und außen von je zwei bewaffneten Jaridians bewacht war, die mich anstandslos passieren ließen, herunter auf eine sehr große, ebenfalls steinerne Fläche, und ich breitete die Flügel aus, so weit es ging ... Meine Vermutung hatte sich bestätigt, hier unten am Boden war kaum Luftbewegung spürbar. Es gab einen minimalen Aufwind auf das Gebäude, das ich verlassen hatte, zu - eine schwache Starthilfe ... Das mußte einfach reichen ... Ich hatte den Platz fast ganz überquert und wollte mich umdrehen für den Anlauf zum Aufstieg, als ich erneut eine schmale dunkle Gestalt wahrzunehmen glaubte - zwischen den zwei hoch aufragenden Bauten, auf die ich schaute. Wieder war sie fort, bevor ich sie richtig gesehen hatte. Ich ging ein paar Schritte auf die Stelle zu, wo ich sie vermutete, fand aber nichts ... Meine Flugmuskeln begannen sich zu verkrampfen, also wandte ich mich um, schüttelte die Flügel aus, was mich ein paar Büschel meines mittlerweile aufgestellten Fells verlieren ließ und konzentrierte mich.
Ein paar Schritte, zwei oder drei Sprünge ... Würde es nicht gelingen, hätten die beiden Wachhabenden vor dem Hauptdurchgang etwas zu ihrer Belustigung, und ich würde meine Übungen sehr intensivieren müssen ... Für die zukünftige doppelte Dosis Medizin war ich dem Heiler jetzt schon dankbar ...
Mein beschleunigter Herzschlag und die vertiefte Atmung waren nicht nur die Anpassung an die Kälte hier draußen. Was, wenn der Aufstieg wirklich nicht gelang? Was, wenn ich meine eigentlichen Kräfte vielleicht nie mehr wieder ...
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
Ein paar Schritte, drei Sprünge, die Flügel im Ansatz zum zweiten bereits halb ausgespannt ... Und ich lieferte den Eingangswachen keine belustigende Geschichte, die sie bei Schichtwechsel ihrer Ablösung erzählen konnten.
Der sanfte Aufwind trug ... Mit wenigen Flügelschlägen hatte ich ein Viertel der Gebäudehöhe erreicht, und er hätte mich höher getragen, aber das wagte ich noch nicht ...Der Wind schien zwischen all den Bauten, die den Platz umstanden, beinahe zu kreisen, und ich segelte eine Weile, sanft auf- und absteigend und sofort gegensteuernd, sobald ich merkte, ich geriet in den Abwind oder zu weit nach oben, über der offenen Fläche ...
Wind unter meinen Flügeln ... zu spüren, ich konnte wieder fliegen, draußen fliegen, unter freiem Himmel ...
Ein Stück höher würden meine Muskeln vielleicht doch mitmachen ...
Ich fand die Aufwärtsthermik wieder, die mir kraftvoll unter die Flughäute griff.
Tief unter mir bewegte sich eine winzige, dunkle, merkwürdig geformte Gestalt auf die steinerne Fläche und verharrte dort.
Reflexartig hatte ich die Flügel halb nach oben gewölbt, damit der Aufwind gut darunter packen konnte - so bot ich weniger Widerstand und stieg rascher auf als mit flach ausgebreiteten ...
Vor Freude begann ich zu singen - eines der Wolkentanzlieder der Meinen, die wir anstimmen, wenn eine Warmphase gerade erst begonnen hatte und die Luft so wild bewegt war wie hier auf Jaridia ... Ich bemerkte gerade noch rechtzeitig, daß ich im Begriff war, über die Gebäude hinaus aufzusteigen, schwang mich nach rechts aus der Aufwärtsthermik heraus, stand einen Moment mit maximal ausgespannten Flügeln in der Luft, die Anstrengung spürend, die das bedeutete, und begann dann, abwärts zu gleiten, in einer weiten Spirale, die Flügel offen haltend ... Eine enge Spirale wagte ich noch nicht ohne Wasser unter mir - würde ich so einen Beinahe-Sturzflug nicht abfangen können, wäre ich verloren...
Ich geriet in den Abwind gegenüber des Hauptkommando-Gebäudes und machte mir ein Vergnügen daraus, mich damit zu messen - und schaffte es immerhin dagegen an auf drei Viertel der Höhe der gegenüberstehenden Behausungen, bis meine rückwärtige Flugmuskulatur sich schmerzhaft bemerkbar machte. Der nächste Flügelschlag brachte mich aus dem Sog nach unten heraus - und dann packte mich eine der unberechenbaren Böen, die für die Luftbewegungen hier so typisch waren, griff mir unter den linken Flügel , so daß ich in eine Art Seitenlage geriet, und drückte mich unbarmherzig in Richtung des Gebäudes, dem ich am nächsten war ... Ich zog den Flügel an, verhinderte damit den beginnenden Sturz - und schlug im nächsten Augenblick heftig mit dem Rücken gegen etwas Hartes ... an dem ich ein Stück abrutschte, bis mich etwas aufhielt, auf dem ich mit meinem hinteren unteren Ende aufkam.
Ich hörte den Wind singen, spürte ihn aber nicht mehr, öffnete die Augen wieder, die ich reflexhaft geschlossen hatte, und schaute mich vorsichtig um.
Ich hing hoch oben auf einem steinernen Vorsprung an der Mauer des Gebäudes, gegen das mich die Böe geworfen hatte ... Mein Rücken schmerzte, meine Flugmuskeln auch, ich hing verrenkt und verdreht da ... Gebrochen hatte ich mir nichts. Unten auf dem Platz waren jetzt offenbar mehrere der schwarzen Gestalten; es schien, als schauten sie zu mir herauf, ihre Augen winzige gelbe Punkte, ansonsten war die riesige Fläche immer noch leer.
Jetzt war ich doch noch zum Gespött der Jaridians geworden - falls sie meine Verrenkungen hier oben überhaupt bemerkt hatten ... und ich stellte fest, daß mir das vollkommen egal war. Ich war geflogen, ich hatte es bis hierher geschafft ... gut, ich hatte mich sehr verschätzt, sowohl, was die Windverhältnisse zwischen den Gebäuden als auch, was mein Durchhaltevermögen anging, aber ich wußte jetzt, daß ich hier draußen wieder flugtauglich war - ab jetzt würde ich jeden freien Moment zum Üben nutzen, und zwar außerhalb des Gebäudes, in dem wir untergebracht waren ...
Jetzt mußte ich nur noch von hier oben wieder herunterkommen.
Ich rückte mich auf dem Vorsprung zurecht, bis ich in Hockstellung war. Das Flügelausbreiten schmerzte, aber dann mußte ich mich nur noch abstoßen und fallen lassen, mit ausgespannten Flughäuten in einer weiten Spirale ...
Ich landete etwas ungeschickt, aber sicher, und sah im Aufsetzen die schwarzen Wesen davon huschen, alle bis auf eines, das blieb. Und mich anstarrte.
Mit riesigen runden gelben Augen.
Ein Sechsgliedriges.
Ich merkte, daß ich zurückstarrte.
Das war also eines der landbewohnenden Wesen, das der gleichen Urrasse entstammte wie die Dindaei ... dieser Wesen, unter denen regelmäßig eine auszehrende Krankheit grassierte ... Dieses Geschöpf hier wirkte zwar sehr grazil, aber nicht krank oder abgezehrt. Es hockte einfach da, auf seinen hinteren Gliedmaßen, das mittlere Gliederpaar auf dem Boden ruhend, das obere um sich geschlungen. Sein fast dreieckiges Gesicht erinnerte ebenso an die Meeresbewohnenden wie seine Augen und die glatte schwarze Haut. Und es schaute.
Sehr behutsam ging ich ein paar Schritte auf das Wesen zu. Es blieb sitzen, wo es saß. Ich wagte mich ein weiteres Stück heran - jetzt hätte ich es berühren können - und hockte mich vor es hin.
In einem Winkel seiner Mundöffnung hingen ein paar Haare aus einem der Fellbüschel, die mir ausgegangen waren.
Die gelben Augen des Wesens glänzten, und es strahlte eine unglaubliche Neugier aus ...Hungrig war es auch, und ich fragte mich mit einem Mal, wovon es und die Seinen wohl leben mochten. „... alles, was man vergaß, wegzuschließen ...”
Sehr vorsichtig streckte ich dem Wesen beide Flügelhände hin. Das Geschöpf schien sich zu verkrampfen, als wolle es zurückweichen, entspannte sich dann aber wieder.
Und kam seinerseits mit einem sehr merkwürdigen Hüpfer auf mich zu.
Und schaute.
Neugier.
Hunger.
In diesen riesigen Augen konnte man versinken ...
Eine lange, dünne schwarze Zunge fuhr mir prüfend über das Gesicht, in aller Ruhe. Kontakt ...
Hunger, Neugier, ein unscharfes Bild meiner selbst, verbunden mit dem Gefühl der Berührung von etwas Warmem, Großem, das in meinem Atemrhythmus sanft zu pulsieren schien. Ein ebenso undeutliches Bild eines Jaridian.
Enttäuschung.
Das Geschöpf zog die Zunge zurück, erhob sich mit einer seltsam kompliziert erscheinenden Bewegung auf alle sechs Gliedmaßen, wandte sich von mir ab und wanderte ein Stück weg, um sich dann umzudrehen und sich wieder niederzulassen - und mich anzustarren.
Hätte ich etwas Eßbares bei mir gehabt, hätte ich ihm davon angeboten ...
Ich erhob mich meinerseits aus der Hockstellung - mir meines Rückens und meiner Flugmuskeln sehr schmerzlich bewußt - und bewegte mich erneut vorsichtig auf das Wesen zu. Es kam in aller Ruhe auf die Füße, wandte mir den Rücken zu und ging ein Stück weg, drehte sich um, hockte sich wieder hin - und starrte mich an.
Ich zeigte ihm meine leeren Flügelhände. Es schaute.
Ich beschloß, aus der Höhle ein paar Konzentratriegel und Früchte zu besorgen. Der Hunger dieses Geschöpfes hatte meinen Magen zusammengezogen ...

Noch als ich das Gebäude des Hauptkommandos betreten hatte, zuvor von den Wachen vor dem Eingang sehr merkwürdig beäugt während des Sicherheitsscans, dem sie mich unterzogen, spürte ich den Blick des Sechsgliedrigen auf mir ... In der Höhle angekommen, empfing mich die aus dem Dunklen, warm und strahlend vom Geteilthaben mit der Welt, deren Leib uns hier umschloß, freute sich unbändig mit mir über das Fliegen, strich besorgt über meinen inzwischen unter dem zum Teil abgeschürften Fell angeschwollenen Rücken und die verspannten Flugmuskeln und bestand darauf, daß ich, anstatt mit Vorräten versehen wieder nach draußen zu gehen, von der Medizin nahm und mich erst einmal ins Wasser tauchte. „Wir werden richtig Kontakt aufnehmen mit den Sechgliedrigen ... ich glaube, vor allem den Dindaei ist es wichtig, daß wir sie verstehen, so gut es geht ... aber jetzt ist nicht die Zeit dazu ...”
Ich glitt dankbar in die warme Quelle, in der ich tief unten den Wassergesangshüter spüren konnte. Die Hüterin der Erdvolk-Gesänge stellte das Medizinbehältnis und ein halbvolles Wassergefäß neben den Beckenrand. „Ruh Dich aus„, ließ sie mir über die Berührung ihrer Klauenhand auf meiner Schulter zufließen. „Alles hat seine Zeit ...”

Etwas in mir wehrte sich dagegen ... das Gefühl von Unruhe und Dringlichkeit, das ich irgendwann vor der Beratung für kurze Zeit in mir gehabt hatte, war wieder da. Und dieses Mal begriff ich, woher es kam - es hatte mit Jaridia zu tun ... mit dem, was als sehr unterschwelliges Gefühl, kaum gespürt und unverstanden, da gewesen war, seitdem der aus den Feuern sich auf die Reise in die Vergangenheit gemacht hatte ... und das zu Wissen geworden war in dem Moment, als diese Welt mit uns geteilt hatte, ihr Abschied stehe bevor ... „Generationen ... es wird noch Generationen dauern ... noch hält sie ihre Feuer in sich und trägt die, die sie bewohnen, sicher ...” Die Gesangshüterin derer im Dunklen stieg zu mir ins Wasser und streckte sich neben mir aus, sich mit der linken Klaue am Beckenrand festhaltend und mir die rechte auf den linken Flügel legend. „Aber wie sollen die Jaridians und die Dindaei ... gar nicht zu reden von ...” „Geduld ... Ruh Dich aus ... all dies gehört in das Rathalten, in den Zusammenschluß unserer Lichter ...” Sie wob warmes Rot um mich, und ich spürte, wie ihre Tiefensinne sich öffneten und sie mich überprüfte. „Für Deinen Rücken sollten wir singen ... Du wirst Dich sonst mehrere Hell- und Dunkelphasen lang kaum bewegen können ...” Ich folgte ihrer Wahrnehmung und mußte ihr Recht geben - der linke der beiden Muskelstränge, die den unteren Teil meines Rückens aufrecht und beweglich hielten und die ich beim Fliegen unbedingt zum Steuern brauchte, war durch den Aufschlag auf das Gebäude zur Hälfte zerquetscht worden, Faserstränge waren eingerissen und reichlich ausgetretene Körperflüssigkeit drückte das umliegende Gewebe zusammen und hob mein Fell davon ab ... Abgesehen davon, daß es sich unangenehm anfühlte, war es mir auch deshalb unbehaglich damit, weil sich solche Verletzungen bei uns eigentlich nur die etwas Ungeschickteren der gerade flügge Gewordenen zuzogen ... ich ließ der aus dem Dunklen den Eindruck zufließen, wie ich da oben gehangen hatte auf dem Gebäudevorsprung und fand den Anblick dann selbst eigentlich belustigend - was zählte all das angesichts der Tatsache, daß ich wieder fliegen konnte?
Das Tiefrot um mich vibrierte und wurde von Goldfäden durchzogen - Belustigung, Besorgnis und Freude, daß meine Kraft zurückkehrte ... „Du singst gegen Deine Schmerzen und für Entspannung, ich singe das Zerrissene zusammen und das Vergossene fort ...” Die Erdvolk-Gesangshüterin schob ihre rechte Klaue sanft unter meinen Rücken, und die Schwebung, die sie mit dem dritten und vierten Stimmbandpaar zu produzieren begann, vibrierte in mir und weckte den Wunsch, mich heftig von innen zu kratzen. Wieder Belustigung, Gold in Tiefrot. „Halt still ... halt still und beginne zu singen ...” Ich holte Atem und stimmte mit den mittleren und linken Vertikalen die tiefe Frequenz gegen Schmerz an, und dieser und das heftige Kribbeln ließen nach, obwohl die aus dem Dunklen ihren Gesang sogar intensiviert hatte. Kurze Zeit später schwangen unsere Stimmen zusammen, und ich spürte, daß ich ruhig wurde, entspannt und sehr leicht ...
Die tiefe, eine Weile anhaltende und nachklingende Vibration, die irgendwann einsetzte, sangen nicht wir, sondern der sich öffnende Höhleneingang. Schritte bewegten sich auf uns zu, und jemand hockte sich zu uns, behutsam, um nicht zu stören ... Ich öffnete die Augen, die mir schon fast zugefallen waren - der Heiler war da mit einem Medizinbehältnis und schaute mit kaum verborgener Neugier auf uns ... die Gesangshüterin des Erdvolkes ließ mich sanft los und berührte ihn kurz, dann stützte ihre Klaue wieder meinen Rücken, und der Heiler ging in Kontakt mit uns beiden. Die aus dem Dunklen stimmte ihren Gesang wieder an, ich hatte meinen gar nicht unterbrochen ...
Auch ich hatte inzwischen die Tiefensinne geöffnet, und der Heiler verfolgte völlig fasziniert über den Kontakt, wie die letzten Faserzüge meines zerrissenen Rückengewebes wieder zueinander fanden. Ich schwebte in dem warmen, salzig-bitteren Wasser und fühlte mich so wohl, als sei überhaupt nichts passiert ... Dankbar hüllte ich die Erd-Gesangshüterin in sonnenhelle Energie und den Heiler gleich mit, samt seinem Medizinbehältnis, und ließ sie die Freude spüren, die ich erlebt hatte beim Fliegen, beim Steigen und Fallen mit dem kreisenden Wind ... Als der Heiler das Bild von meinem Beinahe-Absturz auffing, erschrak er heftig, kämpfte einen Augenblick mit sehr widersprüchlichen Gefühlen und meinte schließlich, etwas resigniert: „Gut, daß nicht ich derjenige bin, den Du um Erlaubnis fragen mußt, wenn Du fliegen willst ... Ich wäre jedes Mal im Konflikt ...” „Bitte glaube mir - ich bin wesentlich stärker, als ich vielleicht immer noch aussehe, und das ist Dein Verdienst ...” Ich ließ ihn spüren, wie ich mich gegen den Abwind behauptet hatte, das Gefühl von Kraft, vor allem in den vorderen Flugmuskeln über den Rippen und in den oberen Flügelarmen, und freute mich, daß er unwillkürlich seinerseits die Arme anspannte, beeindruckt. „Du machst mir wirklich nichts vor ... aber über Dein Aussehen ...” In seinem Geist tauchte ein wohlbekanntes Bild auf - dem ich sofort das des Sechsgliedrigen auf dem Platz entgegensetzte, mit dem ich in kurzem Kontakt gewesen war.
Der Heiler starrte darauf. Halb angewidert - und halb belustigt. „Oh nein ... das hätte Euch aber doch jemand sagen müssen ... gerade Euch ...” „Was? Was meinst Du?” „Du hast es angeschaut.” „Ja - und?”
„Wie soll ich Dir das sagen - ob Du willst oder nicht - jetzt hast Du einen neuen Freund für's Leben.” „Bitte?”
Der Heiler schaute mich an und vollführte eine etwas hilflose Geste. „Ich kann nicht glauben, daß Euch das niemand erklärt hat ... gut, jetzt ist es zu spät ...” Er entdeckte in meinen Gedanken die Idee, mit Vorräten bepackt wieder auf den Platz zu gehen. „Nein ... bitte tu das nicht ... auf gar keinen Fall darfst Du ihnen zu essen geben ...” Ich verstand nicht. „Hört mir zu ... ja, am besten Ihr alle vier ...”
Der aus den Tiefen war gerade aufgetaucht, schloß die Zwischenlider und ging mit in den Kontakt; und der auf dem Weg hatte sich aus seiner Haltung der Konzentration gelöst, in der er die ganze vergangene Zeit über mit dem Rücken zu uns vor der vierten Statue gesessen hatte, und kam auf uns zu. „Im Umgang mit diesen Sechsgliedrigen„, erklärte der Heiler, „gelten zwei wichtige Regeln - die erste lautet: ‚Schau ihnen niemals in die Augen’, und die zweite besagt: ‚Halte sie fern - von Dir und Deiner Behausung’ ... diese Wesen sind eine einzige nichtsnutzige Plage ... Sie dringen in unsere Gebäude ein, wo immer sie auch nur das kleinste Schlupfloch finden, und verleiben sich alles, aber auch wirklich alles ein, was lose herumliegt ...” Im Kontakt, in dem ich jetzt auch den aus den Feuern spürte, war der Eindruck eines dieser Wesen in einer Anlage, in der kleine tragbare Waffen hergestellt wurden. Es hüpfte auf den zwei untersten, kräftig ausgeprägten Gliedmaßen halb aufrecht über den Boden und hob mit den beiden mittleren alles auf, was dort lag - Kristallscherben, Metallstückchen, Verpackungsflocken, den Brösel eines Nahrungsriegels ... die beiden obersten Glieder, die aussahen wie sehr dünne Arme, ähnlich denen eines Erd- oder Feuervolkangehörigen, mit je drei scharfen Krallen am Ende, dienten offenbar nur dazu, sich das Aufgehobene in die Mundöffnung zu stopfen - alles, was das Hunger ausstrahlende Geschöpf aufsammelte, verschwand in ihm ...
Als es auf dem Boden nichts mehr fand, richtete es sich ganz auf - sein dreieckiger Kopf ragte deutlich über die Arbeitsfläche, die es sich offenbar vorgenommen hatte, hinaus - und spähte über die Materialien und Bauteile, die darauf angeordnet waren.
Dann ließ es sich wieder in die Hocke sinken - und war im nächsten Moment oben auf der Fläche, so geschickt gelandet, daß sich keines der Teile darauf auch nur gerührt hatte, und begann, sich einzuverleiben, was dort aufgereiht lag ... Das nächste Bild war das Geschöpf von vorn, aus unmittelbarer Nähe betrachtet, und seine riesigen gelben Augen glänzten ... versinken konnte man darin ... „Wer so einem Wesen in die Augen schaut, wird es nie wieder los - und das meine ich wörtlich. Das Sechsgliedrige, mit dem Du, Aveena, Kontakt hattest, wird Dir ab jetzt überall hin folgen, für den Rest seines oder Deines Lebens ... es wird versuchen, hier herein zu kommen, aber das wird ihm nicht gelingen ... Du hast es angeschaut, als es Dich anstarrte, es hat festgestellt, daß es Dich ebenso wenig essen kann wie einen Jaridian, also bist Du jemand für es, dem man folgen und hinterherschauen muß ... für immer und ewig ... Es wird auf dem Platz auf Dich warten, wenn Du wieder fliegen gehst, und es wird irgendwann, wenn Ihr wieder nach Hause wollt, versuchen, sich in das Shuttle zu schmuggeln, das Euch zum Raumhafen bringt ... und wenn Du ihm zu essen gibst, werden Hunderte und Aberhunderte seines Volkes kommen, und Du wirst ihnen nicht widerstehen können ... und dann hast Du diese Plage über Jaridias Hauptkommando gebracht ...”
Die Jaridians lebten mit den Sechsgliedrigen, seit sie den Planeten besiedelt hatten. Die Sechsgliedrigen taten niemandem etwas, sie hatten nie einen Jaridian angegriffen und nach einigen wenigen Zungenprüfungen offenbar für alle Zeit verstanden, daß man dieses Große, Warme, Atmende nicht essen konnte, weil es bei dem Versuch fortlaufen oder einen wegstoßen würde. Auch die Jaridians hatten noch nie eines dieser Wesen verletzt - sonderbarerweise brachten sie das, bei allem Ärger über sie, nicht über sich ... Kam ihnen eines nahe, wurde darüber hinweggesehen, während man es mit heftigen Bewegungen oder lauten Geräuschen verscheuchte. Dann lief es fort und starrte einen aus der Entfernung an ... Die, die versehentlich doch einmal in die Augen eines Sechsgliedrigen blickten, wurden es auch mit diesen Maßnahmen nicht mehr los und hatten fortan einen ständigen Begleiter - für maximal sechs Umlaufzyklen, älter wurden diese Geschöpfe nicht.
Niemand wußte, warum die Sechsgliedrigen sich so verhielten, wie sie es taten - sie waren im Kampf gegen die Taelons kein Posten und somit des Erkundetwerdens nicht wert ... Die Jaridians hielten sie sich erfolgreich vom Leib und kümmerten sich um wichtigere Dinge.
Der aus den Feuern ließ noch einmal den Eindruck von mir mit Vorräten auf dem Platz aufscheinen, und in diesem Bild teilte ich, was ich zu essen mitgebracht hatte, mit einer Unzahl Sechsgliedriger, in ihren Blicken fast ertrinkend. „Das wird vieles erleichtern, wenn es an der Zeit ist ...” In seinen Augen war Abwesenheit, und seine Stimme klang flach und fern. „Was meinst Du damit?” fragte der Heiler, sehr irritiert.

Der auf dem Weg war wieder präsent. „Bitte vergib ... das gehört in die Fortsetzung des Rathaltens ...” Er löste sich aus der Berührung, jetzt etwas verwirrt wirkend. Der Heiler zog mit einer Hand den Scanner und überprüfte den Feuervolk-Angehörigen. „Was hast Du in der vergangenen Zeit getan - wo ist Deine Energie geblieben? Ich sollte vielleicht auf die Gewohnheiten auf dem Kreuzer zurückgreifen - jeder von Euch trägt einen Permanentscanner und mindestens ein Heilkundiger ist die ganze Zeit über bei Euch und hält Euch davon ab, Euch zu verausgaben ...” In ihm war, für mich erstmals spürbar, ganz flüchtig in der Tiefe das Bild einer ungewöhnlich schlank gebauten Jaridian, verbunden mit einem sehr intensiven Gefühl von Schmerz, das vergangen war, bevor ich es richtig wahrnahm. Über den Kontakt fühlte ich seine offenbar ständige Sorge um uns vier, und ich verstand, das etwas in ihm das Zerbrechliche, als das wir ihm, verglichen mit den Seinen, erschienen, mit dieser Jaridian gleich setzte, ohne daß ihm das bewußt war. Ich hatte den Impuls, ihn zu uns ins Wasser zu ziehen, die Flügel um ihn zu legen und seine Sorge von meiner Energie davontragen zu lassen ... Einen Augenblick lang empfand er das als angenehm, dann wandte er sich davon ab und konzentrierte sich wieder auf den auf dem Weg, scannte ihn erneut, löste sich schließlich ebenfalls aus der Berührung und sagte zu ihm: „Du brauchst Nahrung, und ich werde Dir etwas zur Stärkung bringen, das Du regelmäßig gebrauchen mußt wie sie hier„, - er deutete auf mich - „ihre Medizin ...”
Er musterte uns vier, atmete tief aus, steckte den Scanner ein und wandte sich zum Gehen. „Ich bin vor Beginn der Beratung wieder hier ... und Ihr alle solltet essen und ausruhen, anstatt zu planen, wie man Jaridias Vorräte am besten an diese Landplage verfüttert, die sowieso nie genug haben würde ...”
Tiefe Vibration, als sich der runde Stein verschob und den Heiler hinaus ließ, und wir waren wieder allein.

Die Erdvolk-Gesangshüterin, der aus den Tiefen und ich lösten behutsam den Kontakt und halfen einander aus dem Becken, unterstützt von dem aus den Feuern, der sich inzwischen tatsächlich hohl und erschöpft anfühlte ... Ich nahm für uns alle von den Vorräten, und schließlich hockten wir auf dem Mitte-Lager zusammen und teilten sie. Der aus den Feuern hatte sich an mich gelehnt, und ich hielt ihn, indem ich den rechten Flügel um ihn geschlungen hatte, und nach einer Weile gruppierten sich auch die beiden anderen so, daß wir einen warmen, festen Kreis bildeten. Der Heiler hatte Grund für seine Sorge um den auf dem Weg ... Ich öffnete die Tiefensinne und bat um Erlaubnis, ihn untersuchen zu dürfen, und er stimmte zu.
Er hatte die Zeit, in der ich fliegen war, damit verbracht, in die Feuer zu schauen - und es hatte ihn erneut erschöpft, obwohl er sehr achtsam gewesen war ... „Es hat mit Jaridia zu tun ...” erklärte er. „Damit, daß ihr innerstes Gefüge instabil wird ... die Ordnung reagiert darauf ... wer von einem instabilen Gefüge aus die übergeordneten Pfade betritt, braucht seine ganze Konzentration, um nicht in die Irre zu gehen - aber das ist es nicht allein ...”
Mehr noch als die notwendige Wachsamkeit belastete ihn Sorge. „Die Ordnung selbst ist in Bewegung ...ich habe das noch nie so intensiv wahrgenommen wie hier ... Trevak hat seine Herausforderung gemeistert und die richtige Entscheidung getroffen, aber immer noch führt kein einziger Pfad sicher aufwärts ...zu viele verschwinden im Nichts ...” Ich spürte, daß er gar nicht mehr zu uns sang, er hatte sich innerlich bereits wieder abgewandt, ausschreitend auf einem dünnen, silbrigen Band hinaus in die Schwärze des Alls, angespannt und wie verloren wirkend. „Nein ...” Wir anderen drei waren um ihn. „Bitte ... wir verstehen nicht ...” Er schaute uns alle an, Sehnsucht und Furcht in den Augen. „Die Jaridians ... so viele Entscheidungen sind zu treffen ...” In seinen Gedanken war wieder das Bild eines Taelon, eines Jaridian und eines Vereinten, der einen Arm um jemanden des Dritten Weges gelegt hatte. „Die Meinen und ich wünschen so sehr, daß es gelingt ... aber die Ordnung ist in Bewegung ...” Ich nahm ihn fest zwischen die Flügel und drückte ihn an mich, um uns beide die warmen Arme derer aus dem Dunklen und die sanften Flossen des Wasser-Gesangshüters. „Bitte ... sag uns, was wir tun müssen ... tun müssen, daß es gelingen kann ...”
Der auf dem Weg atmete tief aus. „Die Ordnung des Ganzen wird immer mitgewoben von uns, den Teilen des Ganzen ... wir schaffen und verwerfen in jedem Augenblick Pfade, die zu gehen wären ... die, die aus den Meinen hervorgegangen sind, haben vielen so viele Pfade zerstört und das Ganze so sehr verletzt ... jetzt haben sich Wege der Heilung geöffnet, und die Jaridians sind voller Zweifel, und die Taelons wissen nicht einmal davon ...” Er hatte mehrfach versucht, schwankende Pfade der Heilung und Lösung mit seiner eigenen Energie zu stabilisieren, was nichts bewirkt hatte - tausende Unwägbarkeiten hatten, was er gab, einfach zwischen den Sternen zerstreut ... Und er hatte begonnen, ohne daß es ihm bewußt war, seine physische Substanz zu verbrauchen, um mehr Energie zur Verfügung zu haben ... Er war dabei, zu versuchen, die Geschicke der Getrennten zur Heilung zu wenden, indem er sich selbst gab, im wahrsten Sinne des Wortes ... Der Pfad, auf den er sich begeben hatte, führte in einem weiten Bogen fort, und es schien, als gebe es in der Ferne, dort, wo er zu Ende sein mochte, ein winziges blasses Licht. Dorthin zog es den aus den Feuern ... und mit jedem Schritt, den er getan hatte, hatte er von seiner Energie in den Pfad gegeben, um ihn breiter, stabiler und gangbarer werden zu lassen ... damit es den Getrennten leichter sei, diesem zu folgen ...
Mit Sonnenhell unterbrach ich den Energiestrom, der immer noch von ihm ausging. Zu dritt führten wir den auf dem Weg zurück in seinen Körper, zurück auf das Mitte-Lager, in unser aller Halt ... Die aus dem Dunklen hüllte ihn in tiefrote Energie und umschloß ihn fest damit, während der aus den Tiefen und ich ihm Blaugrün und Sonnenhell zuströmen ließen, ihn wärmend und belebend. „Nie wieder ... Nie wieder darfst Du so etwas tun ... Du hilfst den Deinen nicht, indem Du Dich aufgibst ... Dein Weg für das Ganze besteht nicht in Deiner Auflösung dafür ... Die Deinen brauchen Deine warme, klare Präsenz ... sie brauchen Deinen klaren Blick in das, was war, ist und sein wird ... Du kannst ihren Weg nicht für sie gehen ...„ließ sie ihn wissen. „Nichts und niemand geht je verloren ... das Ganze bewahrt die Deinen ... das Ganze bewahrt uns alle ...” sang ich ihm. Das Bild eines völlig kraft- und fast substanzlosen Feuervolk-Angehörigen erschreckte mich so sehr, daß ich ihn noch fester in beide Flügel schloß. „Du darfst nicht für die Deinen gehen„, flehte ich ihn an. „Bleib, und gehe Deinen Weg für das Ganze mit ihnen - und mit uns ...”
„Ich war schon einmal Mittler für Vereinigung und Heilung„, sagte er, wieder sehr fern klingend. „Ich denke, wenn ich nur genügend Kraft aufbringe ...” Ein Eindruck seiner selbst, mit weit auseinander gestellten Füßen zwei Pfade miteinander verbindend, die auseinander liefen, sie verbreiternd, zusammenführend und dabei zum Leuchten bringend durch seine strahlend weiße Energie - seine eigene Gestalt erschien fast transparent.
„Nein!” Die aus dem Dunklen hüllte ihn so fest in Tiefrot, daß er sich kaum mehr bewegen konnte. „Was, um derer willen, die uns trägt, hat Dich, der von uns das Meiste über all diese Dinge weiß, überhaupt auf eine solche unglaubliche Idee gebracht? Wir wissen, wie stark Du bist, und wir wissen, wie sehr Du Dir Frieden wünschst für die, die Deinem Volk entstammen - aber so geht es nicht!”
Wir woben ihn zu dritt in unsere Energien, so dicht, daß es kein Davonsickern oder Heraustropfen mehr geben konnte.
Er hatte sich sehr, sehr weit vorgewagt in die Ordnung. Beinahe bis dorthin, wo sie entstand.
Ausgehend von und eingehüllt in Struktur, deren Ordnung angefangen hatte, zu zerfallen ...
Und das hatte seine eigenen Strukturen zu destabilisieren begonnen.
Seine tiefe Sehnsucht hatte den Damm all seines Wissens um das Wesen der Ordnung gebrochen und ihn mit sich gerissen, beinahe in den Abschied.
Den Weg zu gehen für das Ganze bedeutete irgendwann für jedes Wesen, sein Selbst diesem zurückzugeben - aber zuvor mußte doch jedes Geschöpf ganz es selbst sein, um das Ganze überhaupt zu spüren, seinen Platz darin einzunehmen und tun zu können, was es dafür zu tun galt ...
Wir sangen dem aus den Feuern davon, wieder und immer wieder ... ließen ihm Energie zuströmen und Bilder der Seinen, der Ersten, die waren, auf unserer Welt, an ihren Feuern ... Eindrücke seiner selbst, wie er uns durch die Zeiten und Dimensionen geführt hatte beim Rathalten mit den Jaridians ... „Das ist Dein Weg für das Ganze, das ist es, was es braucht von Dir ...” Der aus den Tiefen öffnete die Zwischenlider, und ein Gedankenbild war im Kreis, das den auf dem Weg zwischen dem Anführer und der Erdvolk-Gesangshüterin zeigte, aufrecht, sehr klaren Blickes und auf den Eindruck einer riesigen jaridianischen Kampfflotte deutend - und den angespannten Leib des Feuervolk-Angehörigen durchlief ein heftiger Ruck.
Es war, als fiele etwas in ihm an seinen angestammten Platz zurück.
Und dann war eine neue Berührung im Kontakt, sehr vorsichtig und fragend - der Heiler. Er hatte sofort wahrgenommen, um wen sich hier so intensiv gekümmert wurde. „Ich denke, das hier kann ihn jetzt zusätzlich unterstützen ...” Er reichte mir, die ich den auf dem Weg immer noch zwischen den Flügeln hatte, ein Medizinbehältnis ähnlich dem meinen, bemüht, uns nicht spüren zu lassen, wie sehr das, was er von ihm wahrnahm über den Kontakt, ihn erschreckte, was natürlich nicht gelang. Darunter war, wieder ihm selbst nicht bewußt, erneut die Erinnerung an diese schlanke Jaridian - und der Schmerz ... Und dieses Mal fühlte ich behutsam dort hin, während ich den aus den Feuern sanft aufrichtete. Der Heiler hatte so viel für uns getan ...

 

Ende von Kapitel 35

 

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