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  „Aveenas Lied” von AlienVibe   (Emailadresse siehe Autorenseite),   Juni 2002
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Thema:  Wenn Vorrat zu Ende geht / Weg und Ziel / Heilung für eine Kriegerin
Zeitpunkt:  weit vor Beginn der ersten Staffel
Charaktere:  Der auf dem Weg, Aveena, die Gesangshütenden des Erd- und Wasservolkes, die Komplexschwingung, die Zweite Jaridias, die Gefährtin des Verwalters (Ramaz)
 

 

AVEENAS LIED

Kapitel 23

 

Wach wurde ich vom Bedürfnis nach Nahrung und zwang mich, aufzustehen und zur Ausgabeeinheit hinüber zu wandern, in der ein weiterer Becher mit Medizin stand, den ich erst herausnehmen mußte, bevor dieses Gerät dazu zu bewegen war, einen Konzentratriegel zu produzieren. Jede vierte Zeiteinheit ... demnach mußten jetzt acht Zeiteinheiten seit dem ersten Mal vergangen sein ... und in sechs weiteren wäre die nächste Beratung ... Einmal mehr empfand ich die Lebensweise der Jaridians als zutiefst verwirrend und eigentlich dem, was Lebewesen brauchten, in keiner Weise angemessen. Die eigenen Aktivitäten von willkürlich festgelegten Zeiteinteilungen steuern zu lassen, statt von den eigenen Bedürfnissen ... Auf unserer Welt waren die einzigen Zeitvorgaben, die uns und das, was wir taten, beeinflußten, die Wechsel von Hell und Dunkel und der verschiedenen Phasen eines Umlaufzyklusses - und das gab Halt und fühlte sich gut an ... Hier auf Jaridia hatten wir, mit Ausnahme dessen auf dem Weg, häufig das Gefühl, mit dem, was für uns jetzt gerade stimmig wäre, zu tun oder zu lassen, nicht in den Plan zu passen, den Plan, in dem jedes Wesen und jede Aktivität einen festen Platz hatten ... Besonders betroffen war davon der aus den Tiefen - für die Geschöpfe der Wasser funktionierte „Zeit” noch einmal ganz anders als für uns - die Monde, die um unsere Welt tanzten, hatten einen wesentlichen Einfluß darauf, der ihm hier sehr fehlte ...
Zeit ...
Zeit spielte eine so wichtige Rolle im Krieg zwischen Jaridians und Taelons ... Die Jaridians waren als Nichtgezeichnete um zwei Drittel ihrer Lebenszeit gebracht worden, und allein das hatte schon dafür gesorgt, daß alles, jeder einzelne Aspekt in ihrem Leben, sich beschleunigt hatte. Sie hatten damals begonnen, sich viel rascher zu vermehren als die Gezeichneten, um auszugleichen, daß sie schneller weniger wurden als diese ... und es war ihnen gelungen, bis Ramaz' Krankheit für weitere Beschleunigung gesorgt hatte - für die Beschleunigung des Stoffwechsels in immer mehr der Ihren, was für die Betroffenen deren Lebenszeit weiter verkürzte.
Wieder drohten die Jaridians schneller weniger zu werden als die Taelons - und wieder setzten sie eine gewaltige Steigerung ihrer Vermehrungsrate dagegen - dieses Mal aber barg das eine fatale Falle: Es sorgte für die Durchsetzung der genetischen Variante des beschleunigten Stoffwechsels, von der immer mehr Jaridians betroffen waren und deren Ausmaß sich von Generation zu Generation steigerte ... während die Taelons scheinbar unsterblich geworden waren ...
Scheinbar.
Durch Kriegshandlungen kamen Taelons zu Tode, aber je länger der Krieg dauerte, desto weniger, da sie immer seltener selbst kämpften. Ebenso wenige Taelons starben an Krankheit - es gab nur eine einzige bekannte Erkrankung, die diesen kaum noch materiellen Geschöpfen gefährlich werden konnte, und die hatten ihre Heiler so gut wie ausgerottet ...
Erstaunt darüber, wie viel ich aus den nun schon so lange zurück liegenden Kontakten mit den Taelons noch behalten hatte, hockte ich mich neben der Nahrungsspendeeinheit auf den Boden, lehnte mich an die Wand und leerte schluckweise das Trinkgefäß mit der Medizin.
Die Jaridians waren den Taelons deutlich überlegen - an Masse und Beschleunigung. Ihre Vermehrungsrate stieg immer noch, sie besiedelten weit mehr als die Hälfte der Galaxis ... aber reichte das? Reichte das gegen Wesen, die eigentlich nicht einmal mehr gegen ihre Feinde zu kämpfen brauchten - sie müßten nur abwarten, bis der letzte davon zu Asche verbrannt war?
Die Taelons waren den Jaridians deutlich überlegen - an Zeit ... sie hatten die Zeit auf ihrer Seite ...Etwas wie einen Stoffwechsel kannten sie seit Äonen nicht mehr, sie bestanden aus reiner Energie, die nur einige an ihrer Oberfläche zu Materie „gerinnen” ließen, zu dem, was sie als ihre „Fassaden” bezeichneten, und sie benötigten nichts als Energie, um sich zu regenerieren, und die hatte Ramaz ihnen beschafft ... gigantische Vorräte ...
In mir stieg das Bild der riesigen Behältnisse voller Bläue auf. Wie viele Taelons umfaßte das Gemeinwesen? Sie hatten schon vor so langer Zeit aufgehört, sich zu vermehren. Wieviel Zeit war seit damals vergangen?
Ich hatte den Becher abgesetzt und die Flügel um mich geschlungen, weil mir plötzlich sehr kalt wurde. Dieses konzentrierte Blau ...
Nicht nur die Jaridians führten Krieg gegen die Zeit.
Taelons waren extrem langlebig.
Aber unsterblich?
Sie vermehrten sich längst nicht mehr - sie hatten sich von allem getrennt, was Lebewesen brauchten, um Leben weiter zu geben, und sie waren nicht willens, Platz zu machen für neues Leben, nicht willens, Abschied zu nehmen, um, neu geworden, wiederzukehren...
Das Bild eines der Ihren unter einer dieser Vorrichtungen, die ihn mit Energie überschüttete, welche er, immer wieder von Farbschauern durchzuckt, in sich aufnahm.
Unvorstellbare Energievorräte ...
Unvorstellbar.
Aber nicht - unbegrenzt ...
Ohne die Regeneration, ohne das regelmäßige Zuführen von Energie aus den damals geschaffenen Vorräten, verlangsamten sich die Lebensvorgänge der Taelons bis hin zur völligen Stasis - und ein Lebewesen, in dem keine Lebensvorgänge mehr abliefen, war tot, oder?
Über wie viel der angehäuften Energievorräte verfügten die Taelons noch? Was würden sie tun, ginge ihnen die Energie aus?
Bei der Vorstellung, einem anderen Planeten samt den Wesen, die auf ihm lebten, würde das Gleiche angetan wie damals der Ursprungswelt der beiden verfeindeten Völker, wurde mir elend ... Was sollte die Taelons davon abhalten, einfach zu wiederholen, was Ramaz getan hatte, um sich zu retten? Ramaz hatte die Technik dazu mit Hilfe der Komplexschwingung entwickelt - sie brauchten ja nur darauf zurück zu greifen ...
Was sollte dieses Volk, das sich auf dem Weg in die Vollkommenheit wähnte oder viel mehr glaubte, diese höchste Form der Existenz - was immer das bedeuten mochte - bereits erreicht zu haben und nur noch erhalten zu müssen - mit dem Recht derer, deren Entwicklungsstand dem des primitiven Restes der Galaxis unerreichbar überlegen war - jemals dazu bewegen, sich mit den Jaridians zu vereinen, um wieder das zu werden, was es endlich für immer hinter sich gelassen hatte?
Was sollte aus den Jaridians werden, unter diesen Gegebenheiten? Selbst wenn unsere ganze Welt für sie sänge, würden überhaupt auch nur einzelne von ihnen übrig bleiben? Ich hockte auf dem Boden und zitterte vor Kälte, unfähig mich aufzuraffen und auf das Mitte-Lager zurück zu kehren.
Nichts hatten wir, um die Taelons zu überzeugen - wir wußten nicht nur nicht, wie wir sie überzeugen könnten, da sie keinen Kontakt zulassen würden - wir hatten nicht einmal etwas, womit wir sie überzeugen konnten ... ginge ihnen die Energie aus, würden sie einer beliebigen Welt die ihre nehmen, um erneut Äonen zu überdauern ... nichts würde sich ändern, nichts ...die mächtige Komplexschwingung würde ein geschlossener Kreis bleiben, ein vieltausendstimmiger statischer Akkord bis in alle Ewigkeit ...

Wärme war um mich und leuchtend weiße Energie, und der auf dem Weg hielt mich fest in den Armen. „Es ist richtig, all dies zu drehen und zu wenden und von allen Seiten anzuschauen, und diese Seite hatten wir bisher noch nicht gesehen ...” Das Blau, das in mir und um mich gewesen war, war plötzlich um ihn, und er hielt es bei sich. „Aber diese Seite gehört zu meinem Weg, nicht zu Deinem ...” Er sah beinahe wieder aus wie ein Taelon, aber seine eigene Kraft, das leuchtende Weiß, pulsierte in ihm. „Wir müssen hier Antwort haben, bevor Ihr beginnt, für die Jaridians zu singen”, sagte er entschlossen. „Aber ich gehe auf die Suche danach, nicht Du ...” Er ließ mich sanft wieder los, hob den Konzentratriegel auf, der vergessen neben mir auf dem Boden gelegen hatte, und gab ihn mir. Dann nahm er meine Flügelhand. „Ich brauche Deine Achtsamkeit und Deine Fähigkeit, zu fühlen ... und Deinen Halt ...” In seinem Geist war zu sehen, was er zu tun beabsichtigte - er würde über die Pfade der Ordnung versuchen, die Komplexschwingung/das Gemeinwesen der Taelons zu erreichen, um Antwort zu bekommen ... und meine Aufgabe wäre, ihn zu halten und zu überwachen, nicht nur sein Körperselbst, das seine Lebensfunktionen steuerte, sondern auch seinen Geist - um ihn, notfalls mit Hilfe der anderen, wenn es mir allein nicht gelänge - zurück zu holen, sollte er in Gefahr geraten, absorbiert zu werden oder verloren zu gehen ... „Sollten wir für diese Arbeit nicht besser alle drei für Dich da sein?” fragte ich über den Kontakt. „Nein, das ist nicht notwendig ... die anderen sollten ausgeruht sein, für die Gefährtin des Verwalters, die Euren Gesang braucht ...”
Er hatte recht. Ich aß den Nahrungsriegel auf, hockte mich bequem hin, half dem auf dem Weg, sich gut bei mir anzulehnen und legte die Flügel um ihn. Er verfiel in den Atemrhythmus, der ihm half, sich zu konzentrieren, und dann waren wir beide übergangslos im All ... Immer noch mit seinem Taelon-Äußeren, das seine eigentliche Energie nur noch durchschimmern ließ, folgte er sicheren Schrittes einem schimmernden, in Spiralen abwärts führenden Pfad,durch das mit Sternenfunken durchsetzte Dunkel. Ich ging hinter ihm in einigem Abstand, sehr wachsam ... Der Weg ging durch etwas wie einen dünnen glitzernden Nebel, ähnlich der kosmischen Staubwolke, die wir damals mit dem Kreuzer durchquert hatten ... und dann standen wir vor dem Eingang in die gigantische blaue Höhle ... Den Akkord, der die Komplexschwingung war, spürte ich bis in die Knochen.
Und als mir klar wurde, daß der auf dem Weg tatsächlich vor hatte, in dieses mächtige Lied einzutauchen, bekam ich Angst um ihn. Das, was er einst gewesen war, war aus diesem Ganzen hier ausgeschlossen worden ... Was wäre, wenn es ihn wieder erkennen - oder, vielleicht schlimmer, als das uralte Neue erkennen würde, das er geworden war? Ein Atavus, der das Gemeinwesen der Taelons berühren wollte?
Ich nahm ihn an den Schultern. „Ich gehe mit Dir ...” „Nein”, antwortete er, freundlich, aber keinen Widerspruch duldend. „Du weißt, daß das nicht geht ... Das hier ist Bestandteil meines Weges, und ich bin der, der ihn gehen muß, Schritt für Schritt, den Mustern der Ordnung folgend ...”
Es blieb mir nichts übrig, als ihm zu vertrauen - er hatte Recht, begleiten konnte ich ihn nicht. Das Engramm in mir war bereits in Resonanz mit dem, wodurch es entstanden war, und ich schob das unangenehme Gefühl sofort beiseite. Der aus den Feuern löste sich aus dem Kontakt und ich blieb im Höhleneingang stehen, während er sich all dem Blau zuwandte und mit wenigen Schritten mitten darin war. Es verwob sich mit dem, was um ihn war, und dann war er nur noch ein winziger glitzernd weißer Funke, der in den zahllosen Schattierungen tanzte. Ich konzentrierte mich mit sämtlichen weit offenen Sinnen auf ihn und fühlte, wie genau diese Konzentration die Verbindung zu ihm herstellte und hielt - die Verbindung, mit der ich ihn sichern konnte ... so lange ich seine Eigenfrequenz in irgendeiner Form wahrnahm, war ich in der Lage, ihn zu erreichen und zu unterstützen, sollte er in Gefahr geraten ... so, als schaffe meine Wahrnehmung seines Selbstes ein fragiles Band zwischen uns ...
Der Lichtpunkt, der der auf dem Weg war, durchstreifte die Komplexschwingung wie unsereins die Kronen unbewohnter fremder Ph'taal, berührte die vibrierenden Stränge, schien aufzuleuchten und beinahe zu verglimmen ... ich nahm nichts mehr wahr außer ihm und hatte unbewußt begonnen, den Gesang der Konzentration anzustimmen, den tiefen Part, für den ich nur die Vertikalen und die Resonanzsehnen benötigte ... der so klang, als singe ihn der Feuervolk-Angehörige mittels des hohlen Ph'taal-Astes, den sein Stamm dafür gefunden hatte ... und dieser Gesang verstärkte das energetische Band zwischen uns und half mir, ihn zu überwachen. Was er genau tat und in welche Anteile dieses Geschöpfes hier er Einblick gewann, blieb mir verschlossen. Ich achtete nur auf das winzige heiße Feuer, das der auf dem Weg war. Er blieb an einigen Stellen sehr lange, erhellte starre, dunkle Bereiche, brachte Licht da hin, wo lange nichts mehr geleuchtet hatte ... und irgendwann schien er an eine Art Grenze gestoßen zu sein, die er umrundete, ausgeschlossen aus dem, was sie umfing, aber seine Anwesenheit löste Resonanz aus ...
Etwas im Inneren der Komplexschwingung kam in Bewegung. Etwas Kleines, Neues war bemerkt worden ... neu ... und merkwürdig vertraut ...
Der auf dem Weg war mir aus dem Blick geraten, aber ich fühlte ihn noch, tief im Inneren dieses unvorstellbaren Wesens ... Die energetische Verbindung zu ihm stand plötzlich unter Spannung, und ein Gefühl von Bedrohtsein war da. Er mußte hier heraus, bevor es ihn entweder in Besitz nahm oder vernichtete ... Ich ließ ihm entlang der auf ihn gerichteten maximalen Konzentration meine Energie zufließen, einen sonnenhellen Strang, verstärkte meinen Gesang und streckte in Gedanken beide Flügelhände nach ihm aus.
Er schien tief verstrickt in die Komplexschwingung, und das Blau überlagerte ihn immer mehr. Ich rief ihn beim Namen über die Verbindung, die zwischen uns bestand, rief ihn mit Energie und meinem Gesang, rief ihn mit allem, was ihm helfen könnte, dem Sog, in den er jetzt geraten war, zu widerstehen - und die dicht gewobenen, langsamen, tiefroten Frequenzen des Gesangs der Konzentration, das, womit wir vier Völker uns mit der verbanden, die uns trug, wurden ihm schließlich Halt ... funkelndes Weiß schlang sich um Tiefrot und hielt fest ... Es reichte nicht aus, gegenzuhalten gegen den Sog; ich mußte ziehen, mit aller Kraft ... und das tat ich ... zog alle Energie, die ich hingewoben hatte zu ihm, wieder an mich, und er klammerte sich daran, hielt sich fest an dem Lied unserer Welt ... „Laß ihn los”, flehte ich das Blau an. „Du hast ihn weggestoßen, Du bewohnst ihn nicht mehr ... Er ist neu geworden, so wie die waren, die Du gezeichnet hast - aber er will nicht erneut zum Gezeichneten werden ...”
Das energetische Band, mit dem ich den aus den Feuern hielt, dehnte sich beinahe zum Zerreissen. Entsetzt stolperte ich mehrere Schritte vorwärts, bis der Sog nachließ - und war selbst mitten im Blau ... Ich zog erneut, verzweifelt, so, wie der auf dem Weg verzweifelt an dem Tiefrot und Sonnenhell festhielt, das uns verband ...
Aufmerksamkeit richtete sich auf mich.
„Laß ihn gehen”, bat ich die Komplexschwingung. „Die, die in Dir teilen, haben ihn fortgestoßen ... und für Dich ist er nichts Neues ... Er ist wie alle, die Du gezeichnet hast ...”
Aufmerksamkeit wandte sich wieder dem auf dem Weg zu. Und wieder mir. Und wandte sich ab.
Der Sog verebbte.
Ich zog an der energetischen Verbindung, und es gab keinen Widerstand mehr. Kurze Zeit später hielt ich den auf dem Weg zwischen den Flügeln und floh mit ihm aus dem vieltausendstimmigen Blau, das uns längst nicht mehr wahrnahm ...
Wir landeten unsanft auf dem Boden vor der Ausgabeeinheit in unserer Unterkunft; ich hielt den auf dem Weg mit aller Kraft umklammert, und er wehrte sich nicht dagegen. Die Gesangshüterin derer im Dunklen war an unserer Seite, berührte uns beide prüfend und bat dann das Nahrungsspendegerät um heißes Wasser.
Auch der aus den Tiefen war inzwischen erwacht und hatte seinen Teil des Quartiers verlassen. Beide halfen uns vom Boden auf und auf das Mitte-Lager, und schließlich waren wir - der auf dem Weg und ich mit je einem Becher Kräutersud versehen - alle vier in Kontakt. Die Hüterin der Gesänge des Erdvolkes wandte sich an den Feuervolk-Angehörigen. „Was habt Ihr gefunden?”

Der auf dem Weg schaute uns an, und ich erschrak über das Ausmaß an Trauer in ihm. „Was ich gefunden habe?” Jetzt war er derjenige, der zu zittern begann. „Enge, Begrenztheit und kommende Not ... und die Wesenheit, die die Taelons in sich vereint, wird nicht helfen können - wird es vielleicht nicht einmal wollen ...”
Er hatte die Komplexschwingung durchwandert auf der Suche nach Antwort auf die Frage, womit wir die Taelons überzeugen könnten, eine Wiedervereinigung mit den Jaridians sei etwas Erstrebenswertes - und er hatte Antwort gefunden ...
Mit der Überlegung, der Energievorrat, den Ramaz den Seinen zugänglich gemacht hatte, sei begrenzt und damit irgendwann aufgebraucht, hatte ich richtig gelegen ... und den Taelons war offenbar bewußt, daß es so war, denn der auf dem Weg hatte in dem unendlichen Klang davon singen hören ... von leeren Behältnissen in nicht allzu ferner Zukunft, und von der Suche nach Welten, die helfen könnten, die Behältnisse neu aufzufüllen ... „Aber Deine Befürchtung, die Taelons könnten einem anderen Planeten das Selbe antun wie damals dem ihren, ist unbegründet”, meinte er zu mir. „Das oder ähnliches werden sie nie wieder tun können ... Sie wissen nicht einmal mehr, daß es eine derartige Möglichkeit je gegeben hat. Nicht ein einziger Strang der Komplexschwingung singt mehr davon ...” „Wie kannst Du das wissen?” fragte ich, mit der Furcht, er könne sich fatal irren. „Ich habe auf alles gehört, was von ‚Ramaz’ und ‚Leben’ singt ... es gibt einzelne dünne Fäden, die das tun, aber sie singen nur davon, daß es ihn gegeben hat, daß er entsetzlich versagte und deshalb kein Teil des Ganzen der Taelons/der Komplexschwingung mehr sein durfte ... und es gibt etwas Großes, Kaltes, Totes, in dem das Echo seines Namens flüstert ...” Ich konzentrierte mich auf die erinnerten Klänge im Kontakt und die Bilder dazu, hörte auf das Echo und berührte schließlich das Abgestorbene sehr behutsam mit einer Krallenspitze.
Die Seinen hatte Ramaz aus ihrem Gemeinwesen ausgestoßen, so, wie sie es mit dem auf dem Weg getan hatten ... weil er versagt hatte ... versagt darin, die Nichtgezeichneten, die Jaridians zu vernichten, bevor sie begonnen hatten, um ihren Anteil an ihrer Heimatwelt zu kämpfen, bevor sie zu unberechenbarer Gefahr für das Geschenk, das er ihnen zuvor gegeben hatte, wurden ... Sie lasteten ihm an, die Jaridians über sie gebracht zu haben, indem er sie durch das fehlgeschlagene Experiment mit der vererbbaren Krankheit nur schneller, stärker und zahlreicher gemacht hatte - und tauglich für das Shaqarava, mit dem sie selbst nicht umzugehen wußten, was die straffen Strukturen des Gemeinwesens, welches jetzt innerhalb der Komplexschwingung etwas wie einen zwar durchlässigen, aber in sich abgeschlossenen Bereich bildete, überhaupt erst notwendig gemacht hatte ...
Ramaz, der Versager und Verräter an den Taelons, starb, als seine energetische Verbindung zum Gemeinwesen durchschlagen wurde, und das Viele, das er gewesen war, war damit aus der Komplexschwingung ausgemerzt ... Der Atavus, zu dem er wurde, wurde sofort vernichtet. Mit allen, die eng genug mit ihm verbunden gewesen waren, daß man sie gleichfalls verantwortlich machen konnte, war das Gleiche geschehen ...
Nichts von dem, was Ramaz und seine engsten Vertrauten gewesen waren, war mehr Bestandteil der Komplexschwingung.
Das Verfahren, wie man einem ganzen Planeten Energie entzog, war keinem einzigen Taelon mehr geläufig.
Es gab im Gemeinwesen - ob noch am Leben oder schon ‚auf der nächsten Ebene', wie die Taelons es nannten, wenn einer der Ihren den energetischen Zusammenhalt verlor und aufhörte, in sicht- und fühlbarer Form zu existieren - einen Taelon, der noch über Bruchstücke dieses Wissens verfügte und darüber eine Art Niederschrift verfaßt hatte, aber auch er wußte nicht mehr, als daß Taelon-Energie aus atavistischer Energie gewonnen werden konnte und daß zu diesem Zweck ein Werkzeug existierte, mit dem Wesen hohen Intellekts, die sich der Sprache ‚Komplexschwingung’ zu bedienen wußten, umgehen konnten ... und die Niederschrift dieses Taelon enthielt offenbar - der auf dem Weg deutete auf einen glitzernd hellblauen, hoch und eigenartig sanft klingenden Strang, der sich sofort wieder zwischen anderen Schattierungen verlor, Hinweise auf einen möglichen Sinn einer Wiedervereinigung der Getrennten - als Abwehr des vielleicht irgendwann drohenden Unterganges der Taelons ...
Enge, Begrenztheit und kommende Not ... Eventuell starb die Rasse der Taelons an Energiemangel, bevor sie einfach mangels Masse aussterben konnte ... In mir stieg noch etwas anderes auf - was tat die Komplexschwingung, wenn ein Wesen, dem sie sich anvertraut hatte, schlecht zu bewohnen wurde? So, wie ich es geworden war, als ich sie mein tiefes Unbehagen ihr gegenüber spüren ließ?
Was würde aus den Taelons, diesem sterbenden Volk, zöge sich dieses Geschöpf einfach aus ihnen zurück? Ihr Gemeinwesen war so dicht damit verwoben, daß zu vermuten stand, es zerfiele dann einfach ... die Taelons benutzten die Komplexschwingung in hohem Maße als Werkzeug, das Gemeinwesen stabil zu halten ... benutzten deren Gesang als ihre Sprache, vieldeutig und verwirrend ... Würden sie ohne all das zu dem, was der aus den Feuern ohne sie und die Jaridians gewesen war - verkörperter Hunger und blanke Verzweiflung, einander und jedes lebendige Geschöpf in Reichweite angreifend um eines Funkens Energie willen?
Die Komplexschwingung hatte den aus den Feuern erst gespürt, als dieser das Gemeinwesen der von ihr Bewohnten berührte und behutsam untersuchte - und hatte ihn erkannt als das, was er war - ein nicht von ihr Gezeichneter, der ihr vage vertraut und sehr fremd zugleich vorkam ... viele waren ihr schon verloren gegangen, sie überließ ja die Entscheidung den Bewohnten ... aber die Bewohnten klagten, sie würden weniger ... würde sie diesen hier neu zeichnen, hätte auch sie etwas Neues, und das war, was sie wünschte - die Bewohnten produzierten ja keine Neuen mehr ...
Der Noch-Nicht-Gezeichnete hatte sich mit aller Kraft gewehrt, und dann war dieses zweite Wesen spürbar geworden, dieses winzige lästige Geschöpf, das sie schon einmal mit allem Nachdruck von sich gewiesen hatte ... es war noch winziger, als sie es in Erinnerung hatte, und es war laut, laut und grell ... sie wollte es ebenso wenig wieder in sich haben wie dieses sie berühren wollte, trotzdem war es da und drohte zu bleiben, zu bleiben und ihr lästig zu sein wie nie zuvor, es sei denn, sie gebe das andere, das zu zeichnende Wesen, frei ...
Das Lästige war ihr unangenehm - so klein, daß es sich nicht einmal zerdrücken ließ, und so lärmend ... mit extrem tiefen, unpassenden Frequenzen falscher Färbung, und es ließ nicht locker ...
Es würde anderes Neues geben - das hier war es nicht wert ...
Das gigantische fremdartige Geschöpf wandte sich anderen Dingen zu - Lästiges verschwindet meist, wenn man es einfach ignoriert ... Der aus den Feuern kam aus dem Sog frei, der ihn beinahe absorbiert hätte, und ich konnte ihn zwischen den Flügeln auffangen.
Für die Taelons galt ein gleichermaßen überzeugendes Argument für eine Vereinigung mit den Jaridians wie für diese umgekehrt: Es wäre ihr Ende, täten sie es nicht - so, wie es sich damals gezeigt hatte, als wir das Bild des Feuers unter blauem Himmel fanden, aber mit einer schmerzhaft endgültigen Klarheit ...

Wir waren zu einem warmen, festen Kreis zusammen gerückt, alle dem aus den Feuern Halt gebend. Und in tiefem Kontakt wurde uns - und offenbar auch ihm - zum ersten Mal deutlich, was er und die Seinen sich im Tiefsten wünschten: nicht nur die Getrennten vereint, sondern alle, die ursprünglich eines Volkes gewesen waren ... ihren Stamm auf unserer Welt zählten sie ebenso dazu wie die des Dritten Weges, deren Schicksal sich auf der Welt der Menschen entschieden hatte oder noch entscheiden würde ... das wäre wirkliche Vollständigkeit: die Ersten, die Vereinten, die des Dritten Weges und die verwandelte, erneuerte Komplexschwingung ... miteinander, voneinander lernend, einander heilend, wo es notwendig war, und das Ganze heilend, das der Krieg der Getrennten so sehr verletzt hatte ...
Der auf dem Weg hatte aufgehört zu zittern. Unser aller Energien, dicht miteinander verwoben, hatten zu leuchten begonnen, und die seine überstrahlte erneut alles. Wir hatten etwas viel Fundamentaleres gefunden als nur Argumente, mit denen wir die Taelons überzeugen konnten - das Ziel derer auf dem Weg ...
Vier/Eins. Die Muster der Ordnung in tanzenden Feuern ...
Anderes strahlendes Weiß mit Gold darin wurde spürbar, begleitet von Grün und Weiß-Violett von enormer Hitze, eine sehr sanfte, fragende Berührung ... Die Zweite der Jaridian, zusammen mit der Gefährtin des Verwalters, die trotz ihres verbrauchten Aussehens schiere physische Kraft ausstrahlte und die in ihr lodernde Energie mit selbstverständlich gewordener Gewalt unter Kontrolle hielt. Wir öffneten den Kreis und nahmen beide mit in den Kontakt, und die Gefährtin des Verwalters reagierte mit der gleichen Überraschung und Begeisterung auf diese neue Erfahrung, wie es die Zweite getan hatte ... Wieder einmal wurden wir sehr genau angeschaut. Sie hatte in so vielen Schlachten mit gekämpft, daß sie längst aufgehört hatte zu zählen ... als sie in meinem Geist zufällig eine Erinnerung an die Zhawi berührte, so, wie diese kurz vor der Inbesitznahme ihres Schiffes durch die Jaridians gewesen waren, flammte ihr Shaqarava auf, und sie antwortete mit einem Fluch und einem Eindruck ihrer selbst auf einem beschädigten Schiff, zwischen zwei angreifenden Zhawi, jedes dieser Wesen mühelos mit einer Hand an der Kleidung über der Brust packend und beide gleichzeitig fort schleudernd, als seien es leere Ph'taalfruchtschalen ... Die Gesangshüterin derer im Dunklen formte einen massiven Block aus tiefroter Energie, den sie dem Weiß-Violett entgegen setzte, der Gesangshüter der Wasser ließ seine sanfte Kraft in den Kreis strömen und ich das Bild des im Denkgewebe eines Zhawi unter unserem Gesang sich zersetzenden CVIs. Die Zweite hatte ihr Shaqarava ebenfalls aktiviert, im Bemühen, die flammende Kraft der anderen Jaridian damit zu dämpfen. „Du mußt achtsam sein”, ließ sie ihrer Stammesangehörigen zufließen. „Diese hier sind anders als wir ... Deine Wut kann sie verbrennen - sie fühlen, was Du fühlst, aber keiner hier hat Deine Kräfte ...”
Die kampferprobte Veteranin, die die Gefährtin des Verwalters war, nahm sich erschrocken zusammen und deaktivierte die Energie in ihren Händen. „Eine meiner Nachkommen ist durch diese Zhawi umgekommen ... die Jüngste ...” Sie rang um ihre innere Disziplin und schaute uns nacheinander an. „Bitte vergebt ... ich will niemanden von Euch verletzen - in dieser Art zu kommunizieren bin ich völlig ungeübt ...”
Die Gesangshüterin des Erdvolkes ließ die abblockende Energie zu etwas Stützendem, Umhüllendem werden, das ausfüllte, was die Jaridian an Leere hatte, wo Freude über ihre Jüngste hätte sein sollen. „Es ist in Ordnung ... Zorn erwächst aus Verletzung, und Du bist sehr verletzt worden ...” Die Gefährtin des Verwalters reagierte mit der gleichen Ratlosigkeit wie vor langer Zeit der Sprecher, als ihm die aus dem Dunklen das erklärt hatte. „Ich hätte Euch umbringen können - und Ihr seid nicht einmal wütend auf mich?” „Wie könnten wir denn ... Der Schmerz, aus dem heraus Du handelst, ist so deutlich ...” Auch meine Energie strömte ihr jetzt zu, und meine Tiefensinne hatten sich geöffnet und auf ihr Inneres gerichtet.
Sie war das stärkste Geschöpf, das ich bisher auf Jaridia berührt hatte; nicht einmal der Navigator besaß so viel Kraft ... Die fähigsten und wendigsten Flieger meines Volkes waren nicht einmal halb so reaktionsschnell wie sie, und ihr Shaqarava, im Kampf eingesetzt, durchschlug mühelos selbst die massive Wand, die unsere Unterkunft vom Draußen trennte ... Sie spürte meine Konzentration auf sie und folgte mit ihrer Wahrnehmung, Stolz ausstrahlend über das, was ich von ihr fühlte, hörte und sah. Ihr
Eigenfrequenzband schwang zur Hälfte bereits im ultrahohen Bereich ...
Eine sanfte Berührung auf meiner Brust, eine kühle auf dem Rücken zwischen meinen hinteren Flugmuskelansätzen ... das machte mir bewußt, daß sich mein Atem und mein Herzschlag diesem Frequenzband anzupassen versucht hatten und mein Puls bereits aus dem Rhythmus war ... atemlos würde ich nicht singen können für sie, wenn sie es denn wollte ... der zelltiefe Blick offenbarte das Ausmaß an Zerstörung, das Ramaz' Krankheit bereits in ihr ausgelöst hatte - nicht einmal der fünfte Teil ihrer Zellen verfügte noch über Ordnung ... in allen anderen hatte sich in deren Innerstem das Bruchstück der Komplexschwingung ausgestreckt, die Strukturen der Ordnung zerstört und sang sein endloses Lied: „Anderes als wir ist ohne Wert ...” Die Jaridian schaute in ihr Innerstes durch meine Augen, und der Anblick des Blau in ihr hätte ihre Energie beinahe erneut aufflammen lassen. „Das ... das ist Taelon ...” Ihr Körper verkrampfte sich heftig, und sie strahlte Abscheu und Widerwillen aus. „Sie”, - sie deutete über den Kontakt auf die Zweite - „hat gesagt, Ihr könnt das fortnehmen ... ich bitte Euch, tut es ... und tut es jetzt ... ich will nichts in mir haben, das Taelon ist ...”
Ich hatte mich ihr gegenüber gehockt, die Flügelhände auf ihren Schultern, die anderen formten einen engen Kreis um uns, in Berührung. „Fühle genau hin”, sang ich ihr. „Das, was Du in Dir trägst, ist das, was mitgewoben hat, was Du jetzt bist ... dem, was diese Bruchstücke in Dir getan haben, verdankst Du Deine Kraft, Deine Schnelligkeit, das Ausmaß Deines Shaqarava ... wenn das, was Deinen Stoffwechsel immer weiter beschleunigt, fort ist, wirst Du nichts davon mehr verbessern können - Du wirst für die Zeit, die Du gewinnst, so bleiben, wie Du jetzt bist ...” Und ihre gewonnene Zeit wäre weniger als die, die die Zweite gewonnen hatte - in ihr war viel mehr zerstört als in der Nachfolgerin des Anführers, und letztere hatte die Ordnung wieder, die wir nicht singen konnten ...
Die Gefährtin des Verwalters blickte mir in die Augen, blickte in meinen Geist, auf das, was wir als Ziel derer auf dem Weg gefunden hatten, auf meine Erinnerung an den auf dem Weg und die Zweite in ekstatischer Umarmung, umflossen von leuchtend weißer Energie ... ihr Geist berührte das Gefühl, mit dem die beiden den Kreis überfluteten - und in ihr war plötzlich so tiefer Schmerz, daß ich sie nur an mich ziehen und festhalten konnte, alle Energie ihr zufließen lassend ... alle ihre Jungen waren da draußen, verteilt auf verschiedene Kampfverbände, jedes einzelne trotz seiner/ihrer Jugend gut genug, um ein eigenes Schiff zu befehligen ... und ihre Jüngste war bereits im Kampf gefallen ... Sie selbst war bereits erneut einem Einsatz zugeteilt, was die wenige Zeit, die sie noch würde mit ihrem Gefährten verbringen können, weiter verkürzte ...
„Nehmt es fort”, sagte sie entschlossen. „Bitte ... ich weiß nicht, wohin mich das führen wird ... ich kämpfe sehr gut für die Meinen, und ich werde für sie sterben, wenn es mir bestimmt ist. Aber wenn ich noch mehr tun kann als das ... wenn ich noch einmal Nachwuchs haben kann, der so ist wie mein Gefährte statt wie ich ... der unserem Volk eine Chance mehr gibt - dann will ich das tun. Bitte, singt für mich; nehmt fort, was da in mir wohnt ...”
Ich spürte genau hin. Für ihr Volk ... und für ihren Gefährten ... der Wunsch, mit ihm dank unseres Gesangs mehr Umlaufzyklen verbringen zu können als die wenigen, die sie ohne diesen Versuch nur noch hätte, füllte ihr Inneres ganz aus. Alles würde sie durchstehen - um seinetwillen ...
Ich hatte bereits zu summen begonnen - die Gegenfrequenz des Bruchstücks selbst und die der beiden obersten Frequenzen des Stranges, der für es sang. Der Hüter der Gesänge der Tiefen hüllte uns beide in seine Flossen, und der aus den Feuern, die Gesangshüterin derer im Dunklen und die Zweite umschlossen uns drei mit den Armen. Der aus den Wassern übernahm die beiden mittleren, die Erdvolk-Gesangshüterin die beiden tiefsten Gegenfrequenzen des Stranges, und wir ließen aus dem Summen Gesang werden ... heilenden, belebenden Gesang ... Klang, Vibration, Energie ... zelltief ... und im Körper der Jaridian, die wir hielten, begann es nachzugeben. In ihren Zellen zerfiel Bruchstück um Bruchstück und Strang für Strang zu feinstem Staub. Winzige Strukturen ihres Innersten schlossen sich darum und verteilten ihn so lange, bis er in die Flüssigkeit geriet, die ihre Gewebe an verschiedenen Stellen durchströmte ... und die ihn fort wusch, dort hin, wo alles, was ihre Physis nicht mehr benötigte, zu Asche verbrannt wurde ...
Und irgendwann war nichts Blaues mehr in ihr, nicht einmal mehr die feinste Spur. Wir ließen den Gesang für sie ausklingen.
Die Gefährtin des Verwalters löste sich sanft aus unserem festen Halt und richtete sich auf, zittrig, aber mit strahlenden Augen wie die Zweite nach der Arbeit mit dem aus den Feuern. Und auch sie fühlte sich völlig anders an als zuvor ...

 

Ende von Kapitel 23

 

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