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  „Aveenas Lied” von AlienVibe   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Personen gehören den jeweiligen Eigentümern. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Auf einem scheinbar unbewohnten Planeten treffen die Taelons auf fremde Intelligenz
Zeitpunkt:  weit vor Beginn der ersten Staffel
Charaktere:  Aveena, Mit'gai, Quo'on, Zo'or, T'than, Da'an
 

 

AVEENAS LIED

Kapitel 1

 

Um Euch das Lied meiner Urgroßmutter, Aveenas Lied, zu singen, bin ich als eine der Hüterinnen des Gesangs aus meinem Volk hierhergekommen. Alle Welten, die sich mit Hilfe der Jaridians aus dem Klammergriff taelonischer Herrschaft befreien konnten, haben auf Bitte dieser Angehörige ihrer Völker zur Verfügung gestellt, die auf den Welten, die noch unter der Herrschaft der Taelons stehen oder von den Taelons unterjocht zu werden drohen, von ihren Erfahrungen berichten. Davon berichten, was mit den Welten geschieht, die diese Rasse sich aneignet, was aus den Wesen wird, die diese Welten ihre Heimat nennen, und wie diese Welten ihre Freiheit wiedergewannen ... Wer ich bin? Jemanden wie mich würdet ihr, glaube ich, einen Hybriden nennen, die weniger Wohlmeinenden unter Euch einen Bastard. Meine Mutter entstammt dem Volk, das der Wind trägt; mein Vater ist ein jaridianischer Kämpfer. Und nein, ich bin kein genetisches Experiment. Ich bin das, was ihr „ein Kind der Liebe” nennt. Meine ausladenden Flügel und den grünen Pelz habe ich von meiner Mutter, das für die, die der Wind trägt, untypisch flache Gesicht mit seinen feinen erhabenen Linien und die farbigen Muster auf Rücken und Bauch sowie die Struktur meiner Knochen und Muskeln von meinem Vater. Einer der Leute, die dem Widerstand gegen die Taelons hier auf der Erde angehören ( und die mich hier beherbergen ), ich glaube, er nennt sich Augur, hat gesagt, ich sähe aus wie ein verunglücktes prähistorisches Flugreptil.
Von ihm habe ich auch den Namen „alien vibe” - meinen tatsächlichen Namen kann man mit einem menschlichen Kehlkopf nur schwer aussprechen ( Augur: „Das klingt wie das Quieken eines Ferkels vermischt mit dem Niesen einer mittelgroßen Katze” ). Ich habe das Glas an einem seiner großen klickenden und summenden Geräte wirklich nicht mit Absicht zerspringen lassen ... er wollte schließlich unbedingt hören, wie die Sprache des Erdvolkes auf unserem Planeten klingt ... Der Kämpfer Augur ist nicht so gut auf mich zu sprechen und in seinen Räumen muß ich still und mit angelegten Flügeln auf dem Boden sitzen, aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, daß Ihr das Lied meiner Urgroßmutter hört, das von unserer Heimatwelt und unserer ganz besonderen Geschichte mit den Taelons erzählt, damit ihr versteht, warum ihr nicht zulassen dürft, daß die Taelons Euch und Eure Welt endgültig in Besitz nehmen...

Das Lied meiner Urgroßmutter werde ich singen, wie es die Tradition verlangt - in den drei Sprachen meiner Welt, der Sprache des Erdvolkes, des Volkes der Wasser und des Volkes, das der Wind trägt und dem ich entstamme - Aveena selbst wird singen durch meinen Mund. Die sprechenden Geräte, die ihr bei euch tragt und die euch die Zungen anderer Völker verstehen helfen, werden Euch auch dieses Lied verstehen lassen. Für die Taelons war die Begegnung mit uns kein Ruhmesblatt, vor allem nicht für den damaligen Synodenführer Quo'on und ihren Kriegsminister T'than. Sie haben geglaubt, eine Welt ohne Gebäude, Maschinen und Funksignale sei eine Welt ohne Bewußtsein und ohne Intelligenz. Sie haben sich auf ihre hochentwickelte Wissenschaft und ihre ausgefeilte Technologie verlassen - und wurden vertrieben von einer Welt, die nicht einmal wußte, wie man Krieg führt... So bitte ich Euch jetzt, seid offenen Ohres und offenen Geistes für Aveenas Lied und bewegt seine Botschaft in Eurem Inneren:

Drei Völker bewohnen unsere Welt, drei Völker haben gelitten und drei Völker und ein ganzer Planet haben zu kämpfen gelernt ...die, die das Dunkle birgt, das Volk, das in den Tiefen der Erde lebt ... die, die in strömenden Tiefen hausen, sie bewohnen die Wasser unserer Welt ... wir, die uns der Wind trägt, die wir in den Wolken zu Hause sind und in den riesigen, dicht verzweigten Ph'taalbäumen ... und unsere lebendige, atmende Welt ...
Wir, die uns der Wind trägt, haben die Taelons zuerst wahrgenommen, als einen neuen Geschmack in der Luft, fremdartig und neugierig machend ... für die, die das Dunkle birgt, waren sie eine neue, schwache, aber konstante Vibration in den Felsen ... und als der Regen diesen Geschmack in die Meere gespült hatten, waren die Taelons auch für die Wasserbewohnenden spürbar ...
Ich war mit einem Teil unseres Schwarms in den Wolken, als wir sie zum ersten Mal sahen. Runde, weiß - blaßviolette Wesen mit großen Füßen; eigentlich sahen sie aus wie die Ph'taalbaumkäfer, deren Raupen wir zu Beginn eines jeden Umlaufzyklusses von den Bäumen, die wir bewohnen, absammeln müssen ( sonst haben wir, wenn die Sonne hoch steht, kein Blätterdach über den Köpfen ... ), nur riesig groß ... Die Käferwesen hatten uns auch wahrgenommen, wir schmeckten ihre Gedanken in der Luft: „Fliegen ... sie sind in der Luft wie wir ... nicht so weit, nicht so schnell ... und wo sind ihre Schöpfer...” Im Inneren dieser Wesen nahmen wir weitere Bewußtseinsfunken wahr, hell und scharf und deutlich, aber es war spürbar, daß uns diese nicht fühlten, die Bäuche der Käferwesen schienen unsere Gedanken, Gefühle und Rufe abzuschirmen. Auch mit den Käferwesen selbst konnten wir nicht sprechen oder Gedanken austauschen; sie flogen summend und zielstrebig über unsere Welt dahin „Wir fliegen ... wir fliegen mit unseren Schöpfern, und unsere Schöpfer sind zufrieden...” Immer mehr von den Käferwesen erschienen aus dem Nichts über unserer Welt. Unser Schwarm verständigte andere Schwärme, die Kunde von den Ankömmlingen, die singen, mit denen man aber nicht sprechen kann, verbreitete sich rasch über den Planeten. Wir folgten ihnen in respektvollem Abstand, denn sie kamen nicht nur aus dem Nichts, sondern verschwanden oft auch ganz plötzlich wieder darin, mit einem hellen Aufblitzen und einem intensiven Sog, der jeden von uns hinterher gezogen hätte - wohin? Irgendwann konzentrierte sich eine Schar dieser Geschöpfe schließlich über der Landzunge westlich der Bäume unseres Stammes, über das Gebiet, das der Stamm des Kleinen Waldes bewohnte.
Und es geschah das Unfaßbare - Zerstörung und Verzweiflung kamen über unsere Wälder, unvorstellbarer als die entsetzlichsten Stürme, die jemals über dem Land wüteten ... Diese Geschöpfe warfen Blitz, Donner und Sturm. Ph'taalbäume explodierten und waren verschwunden. Der gesamte Stamm vom Kleinen Wald wurde ausgelöscht, nichts blieb mehr von ihnen übrig, was wir hätten in die Erde betten können; es blieb nicht einmal Erde übrig, in die man etwas hätte betten können ... als die Käferwesen wieder im Nichts verschwunden waren, gab es nur noch eine spiegelblanke, schwarze, steinharte Fläche.
Auch der Erdstamm der Landzunge war ausgelöscht, erstickt und begraben unter Tonnen eingebrochenen Erdreichs. Kein Unwetter, kein Beben unserer Welt, keine Flutwelle hat je dem Ganzen, was wir sind, eine solche Wunde zugefügt ... und kein bewußtes, denkendes Geschöpf, egal wie klein sein Bewußtsein sein mag und wie konzentriert auf das eigene Selbst, hatte je einem anderen Geschöpf so etwas angetan...

Als danach die Sonne sich wieder über die Wälder erhob, kamen die Käfergeschöpfe wieder - diesmal spien sie kein Unwetter, sondern ließen sich am Rand der toten blanken Fläche nieder und öffneten ihre Bäuche. Aus ihnen heraus stiegen die Träger dieser klaren, scharf umrissenen Bewußtseine, die uns zuvor nicht wahrgenommen hatten ... Es waren die ungewöhnlichsten Lebewesen, die wir je gesehen hatten. Es gab zwei Sorten davon; die eine Sorte schien nur aus blauem, manchmal violett aufflackerndem Licht zu bestehen, die andere hatte eine Art Hülle oder Haut um dieses Licht herum, in blasserem Blau. Die Wesen mit Hülle bewegten sich kraftvoller und zielstrebiger als die ohne. Alle Wesen mit Hülle hatten einen Teil davon mit einer zweiten Hülle bedeckt. Keines dieser Geschöpfe besaß Haare, Fell, Flügel, Flossen oder kräftige Klauen zum Graben - nichts, was ihnen auf unserer Welt hätte nützlich sein können ... Sie verteilten rund um die schwarze Fläche seltsame runde Dinge, und als sie die Fläche damit eingekreist hatten, tat einer der ihren etwas mit einem anderen Gegenstand, der aussah wie ein flacher rechteckiger Stein, zeigte damit in den Kreis - und aus den runden Dingen schoß je ein blauer Lichtstrahl hervor, und fächerte sich auf, die Lichtstrahlen neben sich überlappend, bis eine Kuppel aus diesem Licht entstanden war... Alle Wesen, mit und ohne Hülle, begaben sich in das Innere der Kuppel. Die Käfergeschöpfe blieben mit offenen Bäuchen draußen stehen.
Wir hockten in den Bäumen, die die Fläche um die Kuppel umgaben - voller Angst; wir wagten nicht, den Käferwesen oder den Lichtgeschöpfen in der Kuppel nahezukommen, beobachteten nur ... Im Inneren der Kuppel wurde etwas mit dem spiegelnden Boden getan, eine Flüssigkeit aufgebracht, die ihn veränderte... dann warf eines der Lichtwesen etwas darauf, das aussah wie - wie fremdartige Samen ... daraufhin verließen die Lichtgeschöpfe die Kuppel, stiegen in die Bäuche der Käferwesen und verschwanden wieder im Nichts. Staunend sahen wir, wie im Inneren der Kuppel - Wachstum begann ... nicht wie Bäume wachsen oder Wesen wie wir, und doch Wachstum... Es dauerte zwei helle und eine dunkle Phase lang, bis das - Etwas - unter der Kuppel ausgewachsen war- ausgewachsen zu einem bizarren, am ehesten noch wasserpflanzenähnlichen Gebilde, in dem bequem zwei Stämme Platz gefunden hätten, kugelig, mit Rippen und Auswüchsen und spiegelnden Facetten in runden und ovalen Formen ... es schien fast lebendig zu sein, aber die Lichtkuppel darüber ließ keine Lebensenergie durch, die man hätte spüren und auf die man hätte reagieren können. Zu Beginn der nächsten hellen Phase waren Käfer- und Lichtwesen wieder da, und die Lichtwesen schafften vielerlei rätselhafte Gegenstände in das Innere ihrer Wasserpflanzenbehausung - und blieben dann darin. Wieder hatten sie die Käfergeschöpfe außerhalb der Kuppel gelassen.

In der vorherigen Dunkelphase hatten wir getan, was wir immer tun in Zeiten der Not: Den Rat der Hüter des Gesanges einberufen. Wir trafen uns in der Höhle der Gesänge am Meer und beschlossen, mit den Fremden, die in unsere Welt hereingebrochen waren, Kontakt aufzunehmen ... wir mußten wissen, was sie wollten von uns und dem Planeten, und wir mußten sie um jeden Preis davon abhalten, weiter so zu handeln wie bisher. Das Aufnehmen und Halten von Kontakten ist eine der Aufgaben der Hüter des Gesanges, und so wurde schließlich die Gesangshüterin des Windvolkes bestimmt, die Kommunikation mit den Käferwesen und den blauen Geschöpfen aufzunehmen.

So hockte ich denn, als die Hellphase anbrach, in einem der Ph'taalbäume dicht am Gelände der Fremden; und als alle blauen Wesen in der Kuppel verschwunden waren, schwang ich mich vom Baum und wanderte vorsichtig zu dem Platz mit den Käfergeschöpfen hinüber. Sie blieben ganz still, während ich näher kam, keines summte oder rührte sich. Ich blieb vor einem der ihren stehen, welches mir schon in der vorherigen Hellphase aufgefallen war, eines mit einem geknickt oder lahm wirkenden linken Fuß. Ich holte tief Atem und sang es mit einem Begrüßungsgesang meines Volkes an, mit der höflichsten Version, die zum Beispiel einem geehrten alten Ahnen gesungen wird ... Das Käferwesen reagierte nicht.
Auf unserer Welt sind alle lebenden Wesen auf eine Weise mit einander verbunden, die weit über Worte und Gesänge hinausgeht. Ihr habt Begriffe dafür, ihr nennt es Empathie und Telepathie, das Verbundensein durch Gefühle und Gedanken und eine Art tief miteinander geteilter Energie. Diese Art Kontakt können wir mit jedem Geschöpf aufnehmen, sei es eines unseres Volkes, ein Ph'taalbaum, ein Insekt oder etwas ganz anderes, einfach indem wir es berühren. Wenn wir viel auszutauschen haben oder einen wirklich tiefen Kontakt wünschen, nehmen wir einander in die Arme/Flossen/Flügel...

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, breitete die Flügel aus und hüllte die Vorderseite des Käferwesens hinein. Erstaunen seitens des Wesens war das erste, was ich wahrnahm. „Du bist kein Schöpfer...” summte es, „Du fliegst wie ich ... und Du bist kein Schöpfer...” Ich teilte mit ihm, was ich bin, aber das Wesen schien nichts damit anfangen zu können. Ich fühlte tiefer ... die Gedanken und Gefühle des Wesens kreisten um das Fliegen...”
„Shuttle ” wurde es genannt, von seinen „Schöpfern”, den Taelons, so hießen die blauen Wesen ... das Shuttle konnte weiter und höher fliegen, als je einer unseres Volkes würde aufsteigen können; die Bilder, die das Wesen, das Shuttle, projizierte, waren zutiefst rätselhaft und fremdartig ... die Taelons waren das Wichtigste für es ... „die Schöpfer ... ich fliege und die Schöpfer sind zufrieden ... mit mir zufrieden...”
Unterhalb seines Summens spürte ich plötzlich etwas Unangenehmes - einen dauernden, nagenden Schmerz ... das Shuttle hatte sich tatsächlich den linken Fuß verletzt, als es heute bei der Landung unkontrolliert hart aufsetzte; der zentrale Knochen im unteren Teil des Beines war angebrochen. Der Schmerz war störend, und, verbunden mit den Gefühlen des Shuttles, konnte ich ihm nicht ausweichen ... also löste ich mich vorsichtig aus dem Kontakt, klappte meine Flügel wieder ein und hockte mich neben das Shuttle, neben den linken Fuß, und legte vorsichtig meine Flügelhand auf den verletzten Bereich. Jetzt war der Schmerz noch stärker spürbar, bis meine Reflexe einsetzten und die sonnenhelle Energie floß, mit der Angehörige meines Volkes bei Bedarf einander heilen können ... ich fühlte, wie das unterschwellige Unbehagen des Shuttles abklang...
Eine zornige Stimme nah bei mir rief etwas Unverständliches. Ich brach erschrocken den Kontakt ab und sprang auf - und stand einem Taelon gegenüber, der mich wütend anstarrte ... ich straffte reflexartig meine Flügel - und dann standen wir einander reglos gegenüber, keiner wagte auch nur die leiseste Bewegung ... Der Taelon war einer von denen mit Hülle um seine Energie, und mit einer auffälligen, kompliziert gestalteten, von seiner Vorderseite herabhängenden Zusatzhülle. Ein „Schöpfer” ...
Das Aufnehmen von Kontakten ist eine der Aufgaben der Gesangshüter ... Ich begann zu singen. Wieder den Begrüßungsgesang für geehrte Ahnen. Der Gesichtsausdruck des Taelon wechselte von Zorn zu Überraschung. Und sehr, sehr vorsichtig streckte ich eine Flügelhand nach ihm aus ... und berührte ihn an der Schulter ... Der Taelon stand ganz still, nur sein Gesicht wechselte mehrfach die Farbe. Und bevor mich der Mut verlassen konnte, trat ich auf ihn zu, hüllte ihn in meine Flügel und ließ ihn gegen meine Brust sinken. Mit'gai.

Ein kräftiger goldfarbener Pinselstrich vor einem tiefblauen Hintergrund und ein seltsamer, nachklingender Ton, das war Mit'gai. Und das war nicht nur der Name des Taelons, der sich an meinem Brustpelz tatsächlich langsam entspannte, Erleichterung ausstrahlend, daß er nicht Ziel eines Angriffs, sondern nur eines - ja was eigentlich? - wurde; nein, es bezeichnete gleichzeitig auch Rang ( ( unter den Führenden ) und Funktion in seinem Volk - er war unter den Seinen ein „Heiler” ... ich teilte mit ihm meine Verwunderung darüber, daß sich die Taelons offenbar nicht einfach gegenseitig heilen können so wie wir, wenn einer der Unseren verletzt ist, sondern daß sie einen der Ihren für diese Funktion abstellen, während sie selbst diese Fähigkeit nicht mehr ausüben ... und dann wurde ich überflutet mit einem brennendblauen Strom aus fremdem Wissen, mit Begriffen wie Gentechnik und Strategie und Jaridian und Kriegsminister und Synode und ... ich sah in Mit'gais aufgerissenen Augen und an seinem ständig die Farbe wechselnden Gesicht, daß er von dem, was ich ihm von unserem Dasein hier zuströmen ließ, genauso überwältigt war ... und ich sah in seinem Geist die ihn mit Entsetzen erfüllende Erkenntnis aufdämmern: ”Sie sind intelligent. Großes Gemeinwesen, sie sind intelligent ...” wir hielten den Kontakt, seine Hände auf meinem Brustfell, meine Flügel um seine Schultern, keiner von uns beiden wagte auch nur zu atmen ... und ich fühlte tiefer, unter die tobende Oberfläche seines Geistes ... und mußte alle meine Kraft aufbringen, um mich nicht aus dem Kontakt loszureißen ...
Unter der unglaublichen Menge an Wissen und der Verbundenheit, die er für sein „Gemeinwesen” empfand (was nach dem damit verknüpften Bild wohl die Gesamtheit seines Volkes darstellte ) befand sich ... ein Abgrund aus Leere. Leere, die vor Äonen einmal Schmerz gewesen sein mußte, tiefer Schmerz ... der Schmerz eines ganzen Volkes ... ein Verlust, unzählige Verluste ... Schemen davon geisterten noch durch das Dunkel ... ein Brudervolk, mit dem alle Taelons einmal - eins gewesen waren ... und das sie aufgegeben hatten ... eine verwüstete Heimatwelt ... kein Zuhause mehr, kein Zuhause und keine Ahnen und - keine Jungen ... Leere, nur noch Leere, die Mit'gai zuzuschütten versucht hatte mit einem verkrampften Konzept aus Besserwissen, Gier nach Anerkennung ( vor allem seiner äußeren Gestalt, wie unsagbar fremd ...) und dieser gigantischen Menge an fremden Begriffen ... Welches Wesen sollte so etwas aushalten?
Meine Reflexe setzten ein, ich nahm Mit'gai fester zwischen die Flügel und die Kraft fing an zu fließen, in einem anschwellenden Strom, diese Leere zu füllen ... Der Taelon brach den Kontakt ab, tat irgendetwas mit seiner Energie - und plötzlich waren unzählige Taelons in meinem Geist anwesend, Mit'gai mit sich verbunden, und Mit'gai schrie mit allen Anzeichen des Entsetzens „Shaqarava!” Ein Angehöriger seines Volkes sah mir mit einem eisigen Blick in die Augen und vollführte eine abrupte Handbewegung - und alle Taelons bis auf Mit'gai, der sich aus meinem Griff gekämpft hatte, waren verschwunden. Mit'gai schaute mich mit einer Mischung aus Angst und völligem Abscheu an, wandte sich dann abrupt ab und floh in Richtung Kuppel.

Ich stand völlig betäubt und durcheinander da. Was war hier passiert? Ich merkte nicht, daß ich mich an das Shuttle gelehnt hatte, bis sein Summen in mein Bewußtsein drang, „... ein Schöpfer ist nicht zufrieden...nicht zufrieden...” murmelte es unaufhörlich, mit einem seltsam ängstlichen Unterton ... ich löste mich von seinem Körper, orientierte mich mit Mühe, in meinem Geist tanzte, was ich eben erlebt hatte, wild durcheinander ... vom Eingang der Kuppel aus drang Unruhe, aber das nahm ich kaum wahr ... das Bein, ich hatte den verletzten Fuß des Shuttlewesens vergessen... Ich hockte mich wieder hin und fuhr noch einmal mit der Flügelspitze über die Stelle, wo der Knochen angebrochen gewesen war - die Behandlung hatte ausgereicht, das Bein war wieder in Ordnung und ... Unruhe und heftige Diskussion von Taelon-Stimmen jetzt dicht in meiner Nähe. Ich richtete mich vorsichtig auf - mehrere Taelons, die meisten ohne Hülle, kamen auf mich zu, in rascher Folge die Farbe wechselnd, und noch ehe ich überlegen konnte, wie ich mich am besten verhalten würde, zeigte eines der Wesen, eines mit Hülle, mit irgendeinem Gegenstand auf mich, und die Welt explodierte in strahlend blauem Licht.

Ich öffnete vorsichtig blinzelnd die Augen. Blasses, bläulich violettes Licht um mich herum ... ich berührte etwas Organisches, etwas Lebendiges, ich lag darauf und vernahm das Flüstern und Rascheln von tausenden unverständlichen Gedanken ... die Luft schmeckte fremd ... und ich konnte nicht einen einzigen meines Volkes fühlen, auch niemanden vom Erd - oder vom Wasservolk...keinen Ph'taalbaum ... Ich geriet in Panik. Und merkte erst da, daß ich mich nicht bewegen konnte, eingeschnürt in ein dichtes metallenes Geflecht wie ein Nichtflügges auf dem Rücken eines Älteren auf Wolkenreise. Ich fing an zu kämpfen und zu toben, aber das Geflecht gab nicht nach, ich rollte über die Fläche, auf der ich lag, gegen etwas Hartes und stieß mir den Kopf an, ich versuchte irgendwie auf meine Füße zu kommen... Schließlich war ich zu erschöpft, um noch irgend etwas zu versuchen. Jetzt erst schaute ich mich wirklich um, so gut es eben ging, und fühlte in die Oberfläche hinein, die mich trug. Irgendwie war ich in das Innere der Kuppel gelangt, in das wasserpflanzenähnliche Gebilde, in dem die Taelons sich aufhielten. Das Gebilde war lebendig wie die Shuttles, vibrierte aber von den Gedanken, dem Wissen und den Gefühlen aller Wesen in seinem Inneren und von noch unendlich vielem mehr ... ich spürte, wenn ich irgendeinen Teil dieser Fläche hier gezielt berühren würde, bekäme ich auch gezielt Zugang zu genau den Informationen, die gerade durch diesen Teil hindurch strömten ... sogar die Luft vibrierte stellenweise von Informationen ... mein Bedürfnis nach Kontakt mit Lebendigem überwog jetzt meine anfängliche Panik, und ich begann zu überlegen, was zu tun jetzt sinnvoll wäre. Ich konnte nichts und niemanden außerhalb der Energiekuppel erreichen, es sei denn ... das Gebilde hier stand auf festem Untergrund, auf Erde ... ich spreche auch die Sprache des Erdvolkes, und Vibrationen werden durch feste Materie weitergetragen ... sinnlos, ich kam nicht auf die Füße.

Eine der Wände des Raumes hier war durchsichtig, und meine Gedanken wurden erst einmal unterbrochen. Fünf Taelons näherten sich, alle mit Hülle und „bekleidet” - das Wort hatte ich von Mit'gai, damit wurde das Sich-Einwickeln in eine Schicht aus einem nicht gewachsenen Gewebe bezeichnet, in eine zweite Hülle über der ersten, die „Haut” oder „Fassade” genannt wurde. Einer dieser Taelons war Mit'gai. Einen der anderen hatte ich auch bereits gesehen, das war derjenige, der den geistigen Kontakt der Taelons mit mir abgebrochen hatte. Der dritte hatte große, etwas hervorstehende Augen und wirkte sehr vorsichtig, und dann gab es noch einen, der sehr alt wirkte, ohne daß ich hätte sagen können, warum ... der letzte erschien sehr zornig, und alle fünf stritten miteinander. Als sie vor der durchsichtigen Wand standen, wurden ihre Stimmen hörbar, und dank des intensiven Austauschs mit Mit'gai konnte ich verstehen, was sie sagten.
Gegenstand ihres Streits war ich. Mit'gai war sehr aufgeregt und vertrat seinen Standpunkt :„Quo'on, dieses Wesen hat es! Ich habe es gespürt! Es war heiß und intensiv und eindeutig nicht unter Kontrolle...” Er wurde von dem zornig wirkenden Taelon unterbrochen: „Mit'gai, Du bist einfach zu weich und zu ängstlich! Du siehst Gefahren, wo keine sind; dieses Wesen da ist augenscheinlich weder geistig auf unserem Entwicklungstand noch verfügt es über Shaqarava; wir sind hier schließlich nicht einmal auf unserer Seite der Galaxis!”
Der alt erscheinende Taelon vollführte eine ungeduldige Handbewegung: „T'than, jetzt bist Du unlogisch. Erinnere Dich an die Kimera; Zeit und Raum waren keine Begrenzung, bis ... aber lassen wir das jetzt, es bringt uns keinen Schritt weiter. Wichtig ist, daß wir sicher verifizieren können, daß dieses Wesen hier nicht über Shaqarava verfügt, und das gelingt nicht mit fruchtloser Spekulation...” Das blaue Wesen mit den großen Augen vollführte Gesten, sich an den alten Taelon wendend: „Quo'on, es erscheint mir, als sei die einzige Möglichkeit, herauszufinden, welche Kraft dieses Wesen hier besitzt, es erneut zu berühren...” Zo'or und Mit'gai zuckten zusammen; Quo'on überlegte, nachdenklich Handbewegungen ausführend, und meinte schließlich: „Du hast recht, Da'an...alles andere haben wir fruchtlos erörtert...wir müssen es erneut berühren...” Quo'on blickte auffordernd in die Augen der anderen. „Auf keinen Fall...” brachte Mit'gai mühsam heraus, er blickte in meine Richtung und verfärbte sich heftig. Zo'or warf mir den gleichen Blick zu wie bei dem Kontaktabbruch und sagte kalt: „So etwas fasse ich nicht an...” Quo'on verlor jetzt die Geduld. „T'than, ich übertrage Dir diese Aufgabe im Namen der Synode; schließlich ist das Shaqarava vor allem eine Waffe! Du wirst dieses Wesen berühren, unter allen erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen, und herausfinden, über welche Kraft es verfügt...und Du wirst es jetzt tun.”
T'than wollte offenbar eine unwillige Antwort geben und hatte halb eine Hand zu entsprechender Geste erhoben, unterließ es aber dann. Mit'gai war schon mehrere Schritte von der durchsichtigen Wand zurückgetreten, Da'an starrte mich mit einer Mischung aus Neugier und Ekel an und auf Zo'ors Gesicht lag ein merkwürdiger Ausdruck von Zufriedenheit... Quo'on berührte etwas an der Wand neben ihm, und die durchsichtige Wand flimmerte und war verschwunden. Zo'or richtete eine Energiewaffe auf mich... und T'than betrat den Raum, in dem ich bewegungsunfähig in die Ecke gekrümmt lag. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nichts gegen irgendeinen der Ihren unternehmen können, aber T'than sah mich an, als könne ich jeden Augenblick explodieren...er wechselte die Farbe, dann war plötzlich Entschlossenheit in seinen Augen, als er sich neben mich kniete, mir in die Augen blickte und mich fest an beiden Schultern packte...
Hitze, sengende Hitze, goldene Flammen vor rotkochender Lava - T'than, der „Kriegsminister” der Taelons ... unter der damit verbundenen Flut entsetzlicher Bilder von sterbenden Wesen aller Arten und Größen, brennenden Behausungen, explodierenden Wäldern und ganzen verwüsteten Planeten krümmte ich mich vor Verzweiflung, aber ich konnte den Kontakt ja nicht abbrechen ... dieses Wesen hatte der abgrundtiefen Leere in seinem Sein, die sich genauso anfühlte wie bei Mit'gai, einen ungeheuren inneren Druck entgegengesetzt, den Druck eines Feuer speienden Berges unmittelbar vor dem Ausbruch... Kein Wesen sollte so etwas aushalten müssen!
Meine eigene Lage war vergessen, ich wollte nur noch, daß T'thans ungeheurer Schmerz aufhörte, den er selbst nicht einmal mehr wahrnahm, aber der ihn weiter und weiter trieb, jedem Wesen, dem er begegnete, den gleichen Schmerz anzutun... Meine Reflexe setzten ein, und die Kraft begann zu fließen, zu strömen und die Leere in T'than zu füllen. Der Strom wurde breiter und stärker - und T'thans Gesichtsausdruck wechselte von Entschlossenheit zu völliger Überraschung ... Und er brach den Kontakt nicht ab wie Mit'gai, sondern hielt ihn ... Zo'or hatte die Veränderung in T'thans Verhalten zuerst bemerkt. Etwas stimmte nicht ... Er feuerte die Energiewaffe in die Luft ab; das heftige Explosionsgeräusch ließ T'than zusammenschrecken. Er sah mich mit einem Ausdruck völliger Fassungslosigkeit an und beendete den Kontakt, kam mühsam auf die Beine und wandte sich ab, einen undefinierbaren Ausdruck im Gesicht. Er wankte zittrig an den anderen Taelons vorbei und verschwand ohne ein weiteres Wort. Zo'or ließ die unsichtbare Wand wiedererscheinen. Dann wandten sich auch Da'an, Quo'on und er ab und gingen mit Mit'gai im Gefolge fort.

Ich lehnte völlig erschöpft an der Wand, kaum fähig zu begreifen was in meinem Geist wirbelte. Mein zusammengeschnürter Körper schmerzte, ich wollte nur noch zu meinem Stamm, mich im Ph'taalbaumgeäst unter den schützenden Flügeln der Unseren verkriechen und endlich all dieses entsetzliche Wissen teilen, das mir fast den Schädel sprengte ... Statt dessen muß ich irgendwann eingeschlafen sein ... Aus einem Alptraum mit schwarz verkohlten Ph'taalbäumen an einem Strand, an den die Leiche eines Wasservolk-Angehörigen angespült worden war, kam ich wieder zu mir ... ich lag in der gleichen Position wie zuvor, allein, die unsichtbare Wand isolierte mich hier in dem Raum ... trotzdem war irgend etwas anders, dicht neben mir ... ein Strang aus feinen, dichten, verflochtenen Vibrationen, eher fühl- als hörbar ... Dankbar für alles, was mir aus dieser Situation hier vielleicht irgendwie heraushelfen könnte, drehte ich den Kopf nach rechts und berührte den Strang sachte mit dem Schnabel. Hätte ich es gekonnt, hätte ich einen Satz rückwärts gemacht. Plötzlich war vor mir in der Luft eine transparente Lichtfläche - und dann blickte ich in einen anderen Teil des Gebäudes, in dem die Taelons, die hier bei mir gewesen waren, und einige andere ihrer Rasse in einem Kreis auf merkwürdig geformten Ästen - nein „Stühlen” zusammensaßen. T'than war der aktuelle Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit. Der Kriegsminister hielt sich sehr aufrecht, hatte aber Mühe, seine Fassade zu wahren; sein Gesichtsausdruck wechselte immer wieder zwischen Ärger und einer seltsamen Abwesenheit. Quo'on beendete mit einer Handbewegung die Gespräche, die seine Artgenossen untereinander geführt hatten, und wandte sich an T'than: „Es ist an der Zeit, daß Du Deine Erfahrung und Deine Schlußfolgerungen daraus der Synode zur Verfügung stellst - T'than, verfügt dieses Geschöpf über Shaqarava ?” T'than vollführte eine verneinende Geste: „Kein Shaqarava . Aber mindestens genau so stark. Und die Wirkung ist...” Wieder eine Geste, diesmal völlig resigniert. Quo'on blickte ihn besorgt an und beschloß: „Du teilst es im Sharing mit uns.” Atemlos beobachtete ich, wie die versammelten Taelons einander im Kreis mit offenen Handflächen berührten und offenbar einen energetischen Kontakt schlossen - plötzlich waren alle Gesichter gesammelt und konzentriert. Wogen heftigen Farbwechsels gingen immer wieder durch die Versammelten, T'thans Hülle löste sich plötzlich fast ganz auf - und plötzlich brach Zo'or den Kreis auf, indem er mit abscheuerfülltem Gesichtsausdruck die Hände zurückzog und zornig hervorstieß: „Was? T'than, Du wolltest WAS ? Hierbleiben und mit diesem - mit diesem Ding auf einem Baum leben?”
T'than rang um Fassung, während alle ihn anstarrten. Zo'or blickte Quo'on an und sagte wütend: „Synodenführer, offensichtlich hat unser Kriegsminister hier vergessen, wer und was er ist - und welche Ziele und Ideale unserer Rasse angemessen sind...” T'thans Zorn war wieder geweckt und er hatte seine Fassade zurückgewonnen. Er sah Zo'or an und erwiderte im gleichen Tonfall: „Zo'or, Du hast nicht unmittelbar erlebt, was ich erlebt habe, also steht Dir hier keinerlei Urteil zu! Du gehörtest da unten ja zu denen, die einfach nur zu feige waren, sich um unserer Rasse willen so einer Erfahrung auszusetzen!” Der Taelon namens Da'an starrte ins Leere und murmelte: „Das ist schlimmer als Shaqarava ... viel schlimmer ...” Erneut rief der Synodenführer die Versammelten mit einer rigorosen Geste zur Ordnung. „Diese Gegebenheiten stellen uns, was diesen Planeten angeht, wirklich vor Probleme. Wir brauchen ihn unbedingt wegen seiner strategisch hervorragenden Lage; indem wir ihn kontrollieren, kontrollieren wir diesen gesamten Spiralarm hier in der Galaxis. Wir sind davon ausgegangen, er sei unbesiedelt. Als wir landeten, stellte sich seine große Artenvielfalt heraus, die unsere Genbanken bereichern wird. Und plötzlich taucht bewußtes Leben hier auf...” „...dem man auf keinen Fall zu nahe kommen darf!” unterbrach Mit'gai; „diese Wesen rauben uns alles, was uns zu Taelons macht ... auf Bäumen leben...” er verfärbte sich heftig.
„Wir sterilisieren diesen Planeten.” Das kam von T'than, mit steinernen Gesichtszügen. „Wir brauchen ihn, und wir nehmen ihn. Zo'or, auf die Bereicherung der Genbanken wirst Du verzichten müssen.” Zo'or wollte ihm irgendeine heftige Antwort geben, aber Quo'on unterbrach erneut ihren Streit. „Laßt uns diese Sitzung hier erst einmal beschließen. Ich wünsche, daß ihr alle Euch in die Meditation zurückzieht - wir müssen Entscheidungen treffen, und dies sollte in klarem Geiste geschehen...” Alle hörten auf zu sprechen und zu gestikulieren, vollführten fast gleichzeitig die selbe Handbewegung und erhoben sich. Sie verließen nacheinander den Raum und nichts als Stille blieb zurück. Ich mußte mich unwillkürlich bewegt haben, jedenfalls verschwand die Lichtfläche in der Luft so plötzlich, wie sie erschienen war. Ich konnte immer noch kaum atmen. Wovor fürchteten die Taelons sich so sehr, was unsere Heilkräfte betraf - und was war damit gemeint, „den Planeten zu sterilisieren ”?

Ich mußte hier heraus! Um jeden Preis! Ich fing wieder an, mit diesem Metallgeflecht zu kämpfen, nahm meine ganze verbliebene Kraft zusammen - vergebens. Schließlich lag ich bloß wieder da und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Was hatte ich bisher über die Taelons erfahren, und was konnte mir das, was ich wußte, nützen? Die Taelons waren ein altes Volk von außerhalb unseres Planeten. Einstmals waren sie vereint mit einem anderen Volk auf ihrem Heimatplaneten, einer Rasse, die sie Jaridians nennen Sie waren ein und dasselbe Volk, und sie wurden zwei Völker, deren jeweilige Entwicklung zwei völlig verschiedene Wege nahm. Die Jaridians lebten mit dem, was sie hatten, und entwickelten dies langsam weiter, die Taelons begannen irgendwann aktiv nach dem zu streben, was für sie vollkommene Perfektion bedeutete - was immer das sein mochte ... jedenfalls gehörte für sie dazu, ihre geistigen Fähigkeiten immer mehr zu steigern, das Denken zu perfektionieren, immer mehr „reiner Geist ” zu werden. Sie entwickelten Wissenschaft und Technik immer weiter, begannen ihre eigene Spezies genetisch zu verändern, gaben schließlich ihre materiellen Körper und all ihre damit zusammenhängenden Bedürfnisse und Fähigkeiten auf - und wurden als reine Energiewesen praktisch unsterblich. Die Jaridians blieben, was sie waren: Wesen mit Körper und Geist, mit physischen und psychischen Bedürfnissen und Potentialen; auch sie entwickelten Technologien, die aber nicht an das Niveau der Taelons heranreichten. Irgendwann waren die Ressourcen ihres Heimatplaneten erschöpft. Und irgendwann hatten die Taelons die Jaridians zu hassen begonnen. Die Jaridians verkörperten das genaue Gegenteil dessen, was die Taelons für erstrebenswert hielten, und beanspruchten genau wie die Taelons ihren Anteil an dem, was der Planet zur Verfügung stellte ... und zwischen denen, die einstmals ein Ganzes waren, brach der Krieg aus, und als ihr Heimatplanet verwüstet war, trugen sie dieses Entsetzen hinaus in die Galaxis. In all diese Wirren war auch ein Volk verstrickt gewesen, das die Kimera genannt wurde, und in diesen Zusammenhang gehörte der Begriff „Shaqarava”.
Was das genau war, war mir immer noch nicht klar, ich konnte mir aber zusammenreimen, daß es auch eine Art innerer Kraft oder Energie sein mußte, die Wesen aus sich herausströmen lassen können wie wir unsere Heilkraft - und die Taelons schien es zu ängstigen. Was uns und unseren Planeten anging, brauchten sie unsere Heimatwelt als eine Art Vorposten, von dem aus sie weitere Teile dieser Galaxis in ihren Krieg mit den Jaridians einbeziehen konnten, und dieser Vorposten spielte in ihren Kriegsplänen eine so wichtige Rolle, daß sie ihn „sterilisieren” wollten, und zwar wegen uns, der drei Völker, die hier lebten, weil sie uns nicht um sich dulden wollten...etwas in mir weigerte sich einfach, das zu verstehen. Dieses so fremde Volk ... nichts von dem, was uns so selbstverständlich wichtig war, schien ihnen irgend etwas zu bedeuten, wie etwa das tiefe Verbundensein miteinander und mit dem eigenen Planeten, das Fühlenkönnen, was in einem anderen Lebewesen vorgeht, als ob es man selbst wäre, mit dem etwas geschieht, und die daraus einfach selbstverständliche Liebe und Achtsamkeit zwischen den verschiedenen Wesen ... sie waren, trotz ihrer geistigen Verbindung durch ihr „Gemeinwesen” sogar untereinander nicht nur uneins, sondern voll Haß aufeinander und verletzten sich gegenseitig mit Worten und Gedanken ... Ich verstand es nicht, und ich wollte hier weg, aber es schien keinen Weg hier heraus zu geben.

Wieviel Zeit inzwischen vergangen war, wußte ich nicht. Hier gab es keine Hell- und Dunkelphasen, nur das schwache blauviolette Licht - und das unaufhörliche Flüstern und Rascheln dieses Gebäu - des ... ich hatte noch einige Male versucht, mit dem Gebäude selbst Kontakt aufzunehmen und dieses Lichtfenster in der Luft noch einmal erscheinen zu lassen, aber nichts davon war gelungen. Steif und ungeschickt, wie ich inzwischen war, konnte ich nicht einmal mehr richtig den Kopf drehen. Dann näherten sich Schritte der durchsichtigen Wand. Ich schaute mühsam in diese Richtung. Ein Taelon ließ die Wand gerade verschwinden - Zo'or. Er betrat den Raum, in dem ich lag, und kam langsam auf mich zu. Ohne ein Wort löste er mit irgendeinem Werkzeug meine Verschnürung, sorgsam darauf achtend, mich nicht zu berühren. Ich blieb vorsichtshalber ganz still liegen. Zo'or hatte eine dieser flachen Energiewaffen bei sich. Fliehen können hätte ich im Moment sowieso nicht, weil ich mich kaum bewegen konnte... „Steh auf” sagte der Taelon. Ich rührte mich nicht. Er richtete die Waffe auf mich. „Aufstehen!” Jetzt bekam ich richtig Angst. Was sollte das Ganze? Mühsam versuchte ich auf die Beine zu kommen, und schließlich gelang mir das auch, und ich zog mich von dem blauen Wesen und seiner Waffe zurück, Schritt für Schritt ... und fand mich mit dem Rücken an einer der Wände wieder. Der Taelon steckte seine Waffe weg und kam mit raschen Schritten auf mich zu, und als er mir nahe genug war, schaute er mir direkt in die Augen - und legte mir beide Hände auf die Brust.
Ich rang nach Luft. Dies war die kälteste Berührung, die ich je in einem Kontakt erlebt hatte... „T'than hatte es doch leicht mit diesem Geschöpf” vernahm ich in meinen Gedanken... „ich stelle mich diesem Ding hier so, wie es ist, also dürfte bewiesen sein, daß der Posten eines Kriegsministers neu zu besetzen ist...” Ich hätte beinahe gelacht: Dieser Taelon hatte sich allein hierher geschlichen, mich losgeschnürt und Kontakt mit mir aufgenommen, nur um zu beweisen, daß er...? Gut, das konnte er haben...Vorsichtig legte ich die Flügel um ihn und zog ihn richtig in den Kontakt...und bereute es augenblicklich.
Kälte raubte mir die Luft, tiefer als die der Felsen in der Zentralwüste bei Nacht, auf denen jedes Wesen erfriert, das sie sich zum Schlafplatz erwählt hat ... jenseits allen Wissens, aller tausendfach verwobenen Pläne und Gedanken, lag die gleiche Leere, das gleiche Entsetzen, das gleiche Verlusterleben wie bei den anderen Taelons, die ich bisher berührt hatte. Aber Zo'or hatte für sich beschlossen, daß dies so richtig sei, daß es angemessen und gut sei, daß alles Verlorene verloren war. Ihn erfüllte eine abgrundtiefe Verachtung für alles, was nicht Taelon war, was nicht seiner Vorstellung vom reinen Sein und der Essenz seiner Rasse entsprach. Er verabscheute mich und diesen Planeten hier, er verabscheute die Jaridians, er verabscheute die Kimera... und er verabscheute die meisten Angehörigen seiner Rasse, die ihm nicht Taelon genug waren...für mich war das ein Gefühl wie sterben müssen, in diesen Abgrund hineingezogen zu werden ... ich begann mich aus seinen Gedanken und Gefühlen herauszuwinden und mich auf unsere Stärken zu konzentrieren, auf Wärme, auf Fühlen, auf Annehmen ... auf Bilder von meinem Stamm, der sich auf den Bäumen sonnte, von einer Versammlung eines Erdstammes beim Tanz ... und fühlte zu meiner Erleichterung, wie die Kraft in mir zu strömen begann und plötzlich nicht nur mich, sondern auch das eisige Wesen zwischen meinen Flügeln zu wärmen anfing ... ich hüllte dieses Wesen in das helle Licht unserer Sonne, überspülte es sanft mit Meerwasser, führte es auf einen Platz mit sonnendurchwärmter sandiger Erde ... Zo'or brach den Kontakt so plötzlich ab, daß ich fast das Gleichgewicht verlor. Er wich ein paar Schritte von mir zurück, murmelte „Da'an hatte recht ... es ist viel schlimmer...”, drehte sich um und verließ den Raum mit schnellen Schritten, ließ die Trennwand wieder herab und war verschwunden. Ich ließ mich an der Wand in die Hocke sinken, ohne zu merken, daß er vergessen hatte, mich wieder in das Metallgeflecht zu schnüren.

Erst als ich unwillkürlich meinen schmerzenden Körper streckte und die Flügel halb ausbreitete, wurde mir bewußt, daß ich mich frei bewegen konnte. Frei bewegen! Jetzt würde ich einen Weg hier heraus finden... Ich begann, systematisch den Raum abzutasten, in dem ich mich befand. Jede Berührung mit den Wänden, jeder Schritt auf dem Boden ließ mir neue Informationen zuströmen ... Diese pflanzenartige Behausung hier als Ganzes hatte Bewußtsein, ähnlich wie die Shuttles, aber noch mehr eingeengt auf einen bestimmten Daseinszweck ... „Ich beschütze die Schöpfer” flüsterte sie, „alle Schöpfer sind sicher in mir...” Ob mir die Behausung aus sich heraushelfen würde, wenn ich sie bei ihrer „Verantwortlichkeit” für ihre „Schöpfer” packen würde? Ich streckte mich in voller Länge auf dem Boden aus, um eine möglichst große Kontaktfläche zwischen dem Haus-Wesen und mir zu schaffen. „Haus,” ließ ich ihm zuströmen, „Haus, ich bin kein Schöpfer ... und die Schöpfer haben Angst vor mir ... ich dürfte hier nicht sein, denn die Schöpfer befürchten, ich könne ihnen schaden...” Ich ließ das Haus Zo'ors Abscheu spüren, den er mir gegenüber empfand; „Sie wollen mich nicht in ihrer Nähe haben, ich darf hier nicht sein...” Die Behausung reagierte träge, unbeeindruckt. „Du kannst den Schöpfern nicht schaden...ich halte Dich fest und trenne Dich von ihnen ... Du bist hier, und die Schöpfer sind geschützt...” Mit allen Mitteln versuchte ich das Haus zu überzeugen, mich herauszulassen, versprach ihm schließlich sogar, wenn ich erst einmal frei sei, würde ich die Energiekuppel über ihm zerstören, damit es endlich Wind, Sonnenlicht und Regen fühlen könne. Dem seltsamen Wesen war das alles vollkommen gleichgültig, es murmelte weiter sein eintöniges sanftes Lied vom „Schutz für die Schöpfer” vor sich hin und veränderte sich nicht im mindesten zu meinen Gunsten. Schließlich raffte ich mich vom Boden auf und begann wieder im Raum umherzuwandern. Ich flatterte an die Decke und untersuchte sie, ohne irgend etwas Hilfreiches zu finden, berührte die durchsichtige Wand und bekam einen Schlag versetzt, der mich an die gegenüberliegende Wand beförderte, tastete geduldig all die feinen Informationsströme ab, die sich durch die Luft wanden - und stieß plötzlich auf eine vertraute Textur. Das Lichtfenster! Sehr behutsam berührte ich die Textur mit der linken Flügelhand und sprang erschrocken zurück, als sich das Lichtfenster tatsächlich öffnete - und erneut den Blick freigab auf die gleiche Versammlung von Taelons, die sich zuvor schon einmal dort befunden hatte. Wieder wurde heftig gestritten.

Der Taelon namens Da'an saß völlig in sich zusammengesunken da, mit fast aufgelöster Fassade.
Zo'or sagte zornig, mit heftigen Gebärden „Seht Euch Da'an doch an; er hat diese Erfahrung nur aus zweiter Hand durch T'than erlebt und es hat ihn regelrecht infiziert ... er ist bereit, alles aufzugeben, was wir sind, alle unsere geistigen und technischen Errungenschaften, alles, was wir uns erobert haben im Kampf gegen die Jaridians, sogar das Gemeinwesen ... und wofür? Um hier auf diesem entsetzlich primitiven Planeten bleiben zu können und nie mehr etwas anderes zu tun, als ... als ... in den Armen geistloser Geschöpfe in der Sonne zu liegen und zu träumen! Das ist nicht nur widerlich, das ist ... das ist ...” Da'an unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Zo'or ... Du hast es doch auch gefühlt. Das hier könnte vielleicht die Lösung für all das sein, worum wir seit undenklicher Zeit ringen...” brachte er hervor, „vielleicht ist es das, was das Gemeinwesen braucht: Endlich Frieden ...” „Frieden? Um den Preis des Verlustes dessen, was wir sind? Um den Preis unserer Ideale, des Strebens nach höchster Entwicklung und geistiger Vollkommenheit? Diese Wesen hier scheinen nicht einmal über die Fähigkeit abstrakten Denkens zu verfügen ...” warf ein anderes Mitglied der Versammlung ein. „Fakten, wir brauchen Fakten für unsere Entscheidung” - das war Quo'on - „also fassen wir zusammen, wo wir jetzt stehen. Dieser Planet ist für uns von entscheidender strategischer Bedeutung. Wir können nicht auf ihn verzichten und es reicht nicht, unsere Schiffe im Orbit zu haben, sondern wir brauchen auch Stützpunkte auf seiner Oberfläche. Also - was ist zu tun?”
„Vielleicht können wir mit den bewußten Bewohnern hier verhandeln,” meinte der Taelon, der zuvor gesprochen hatte, „vielleicht sind sie leicht zu überzeugen, vielleicht können wir ihnen Dinge versprechen, die sie begehren, im Tausch für Areale für unsere Stützpunkte hier...” „Nein...” das war Da'an, „sie begehren nichts, nichts außer dem, was sie hier haben, und uns sehen sie inzwischen als Gefahr, weil wir einen Teil davon zerstört haben ... ihr habt es alle durch T'than gefühlt...” „Ich verhandle nicht mit Wesen, die nichts anderes im Sinn haben, als uns alle einer gigantischen Gehirnwäsche zu unterziehen!” protestierte Zo'or, sich heftig verfärbend. „Und ich bin nicht bereit, mich auf einem Stützpunkt hier aufzuhalten mit diesen - diesen - ... zu wissen, sie sind in meiner unmittelbaren Nähe ... es sind ja nicht nur diese fliegenden Dinger, der ganze Planet ist verseucht, sie leben hier sogar unter der Erde! Sich vorzustellen, man ist hier unterwegs, und plötzlich steht so ein Wesen vor einem und faßt einen an ...” er vollführte fahrige Gesten. Quo'on brach die Diskussion ab. „Jeder hat jetzt seinen Standpunkt erklärt ” sagte er, „es ist an der Zeit, eine endgültige Entscheidung zu treffen.” Der Synodenführer hob beide Hände, und die versammelten Taelons schlossen mit ihren Händen den Kreis. Es verging eine lange Zeit in absoluter Stille. Immer wieder wechselten einige der Beteiligten heftig die Farbe. Ich war inzwischen, ohne es zu merken, ganz nahe an das Lichtfenster herangetreten - und merkte plötzlich, daß ich versehentlich die linke Flügelspitze in das bläuliche Licht hineinhielt ... Gedankenströme und Bilder wirbelten in meinem Geist, und mir wurde schwindelig ... ich spürte T'than, der mit sehr viel Kraft auf die Gedanken und Energien einwirkte und entsetzliche Bilder von Zerstörung, von brennenden Wäldern hervorrief ... Zo'or, der ein Bild eines aus reiner Energie bestehenden Taelon projizierte ... Quo'on, der mit einem Mal alle Impulse und Strömungen mit einer Hand zusammenfaßte, komprimierte und ... „Wir sterilisieren den Planeten” ... die Synode hatte mit einer Stimme gesprochen. Das letzte, was ich wahrnahm, war das Bild einer heftigen Explosion, gefolgt von absoluter Stille über einer wüstenähnlichen Landschaft, dann wurde alles schwarz.

Eine unbekannte Zeit später fand ich mich auf dem Boden des unbeeindruckt von allem Geschehenen vor sich hin flüsternden Raumes wieder ... das Bild einer endlosen, totenstillen Wüste in meinen Geist gebrannt ... jetzt wußte ich, was das Wort „sterilisieren” bedeutete. Sie würden alles Lebendige, jedes einzelne Wesen auf unserem Planeten auslöschen. Weil sie es nicht ertrugen, uns in der Nähe zu wissen, uns, die ihnen nicht nur ständig bewußt machen würden, was die Taelons verloren hatten, sondern die auch bereit waren, die tiefe Verletzung durch diesen Verlust zu heilen - um den Preis ihrer Macht, ihres Willens zu erobern und zu unterwerfen, um den Preis dessen, was sie höchste Vervollkommnung nannten ... würden die Taelons hier tatsächlich mit uns leben, gäbe es für Macht, Unterwerfen und Vervollkommnen keine Notwendigkeit mehr ... Sie hatten entschieden, uns zu vernichten.
Jetzt war ich auf den Füßen. Und wußte, was zu tun war. Was mir vorher, verpackt und verschnürt, unmöglich gewesen war, konnte ich jetzt tun ... alle Stämme, alle drei Völker mußten erfahren, was die Taelons geplant hatten, um es verhindern zu können ... Es spielte keine Rolle mehr, ob ich hier herauskam - ich konnte alle draußen verständigen in der Sprache des Volkes, das das Dunkle birgt, in der Sprache des Erdvolks. Die Sprache des Rhythmus, der Vibration und der stehenden Wellen, die durch Bäume, Sand und Felsen schwingt, deren Worte Tanzschritte und dröhnende Baßlaute sind...
Ich dehnte Brustkorb und Bauchhöhle mit einem tiefen Atemzug und spannte die drei Resonanzsehnen im Bauch an, stellte mich fest auf die Füße und begann mit dem Kehlkopf die Trägerwelle aufzubauen, als ob ich auf einem mit loser Erde bedeckten Felsen stünde. Der vertraute tiefe Ton begann im Raum zu schwingen, und ich spürte erleichtert, daß das Haus reagierte - der Boden ging in Resonanz mit dem Ton, die Wände auch ... die Trägerwelle breitete sich aus, vertikal und horizontal ... und auf der Trägerwelle begann ich meinen Ruf zu tanzen:

„Volk im Dunklen
eine, die der Wind trägt, ruft Euch
und kündet von großer Not
die aus dem Nichts kamen
und Sturm brachten über die Stämme des Kleinen Waldes
werden Sturm bringen über unsere ganze Welt
alle werden das Schicksal des Kleinen Waldes teilen
und nichts wird mehr bleiben
nichts
nur der Wind wird flüstern über der Wüste ...”

Mit meiner Stimme, verstärkt durch die Resonanzsehnen, mit Füßen und Flügeln wiederholte ich den Ruf wieder und wieder, wob mit Obertönen die Bilder ein, die ich in der Verbindung mit der Synodenversammlung wahrgenommen hatte, verstärkte durch rhythmische Betonung wieder und wieder die brennende Notwendigkeit zum Handeln:

„Nur der Wind über der Wüste ...
es darf nicht sein!
Es darf nicht sein!
Es darf nicht sein!”

Der ganze Raum vibrierte, und die ganze Behausung schwang mit, bis hinunter zu dem toten glatten Fels, auf dem sie stand ... und dann fühlte ich, wie auch der Fels meinen Ruf aufnahm ... und weitertrug...wie sich die Wellen in die lebendige Erde meiner Welt hinein ausbreiteten ... Ich tanzte und sang und rief, bis mir die Beine den Dienst versagten und meine Stimme nur noch ein leises Krächzen war. Zeit verging. Von draußen kam keine Antwort.

 

Ende von Kapitel 1

 

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