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  „Stimmen der Vergangenheit - Labyrinth der Gefühle” von Admara   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Wird Fa'ley Da'ans Wunsch erfüllen?
Zeitpunkt:  dritte Staffel, nach „Das Kloster” [Teil 9 der „Stimmen der Vergangenheit”-Reihe]
Charaktere:  Zo'or, Fa'ley, [Simmence, Liam, Da'an, Sandoval]
 

 

STIMMEN DER VERGANGENHEIT

LABYRINTH DER GEFÜHLE

 

Schnell hatte Fa'ley die Brücke erreicht und marschierte bedrohlich auf den sitzenden Companion zu. Einige der Freiwilligen zückten ihre Waffen und Agent Sandoval stellte sich ihr in den Weg. Sie leuchtete vor Wut golden auf.
„Stellen Sie sich mir nicht in den Weg, Agent. Sie wissen doch noch, was das letzte Mal passiert ist?” Sandoval rührte sich nicht, obwohl er im Inneren dafür betete, verschwinden zu können. Es war nun mal seine Aufgabe, Zo'or zu beschützen, ob es ihm gefiel oder nicht.
„Ich wünsche alleine mit ihr zu reden!” Der Synodenführer stand gelassen von seinem Thron auf und gab allen Anwesenden die Anweisung sich zurückzuziehen.
„Aber Zo'or, es ist meine Pflicht...”
„Agent Sandoval, Ihr CIV verpflichtet Sie mir zu gehorchen, nicht meine Entscheidungen in Frage zu stellen.” Der Asiate atmete auf, räusperte sich noch einmal und verließ die Brücke mit einem schnellen Schritt.
„Du wolltest etwas mit mir besprechen?” Er lächelte. Lächelte so zynisch, daß es kaum zum Aushalten war.
„Wieso, Zo'or? Wie kannst du den hassen, der dir das Leben schenkte?” Sie sah ihm gerade in die Augen, so daß er fast unter ihrem bloßen Blick zusammenbrach.
„Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.” Schon wieder diese Lügen. Kannte dieser Taelon überhaupt die Bedeutung des Wortes „Ehrlichkeit”? Es reichte. Sie hatte lange genug Geduld mit ihm gehabt. Sie konnte ihre Wut nicht mehr im Zaum halten. So etwas verlogenes, eingebildetes, gefühlloses....
„Du eitler Dummkopf! Ist dir nicht klar, daß er dich über alles liebt!? Ich existiere nur, weil ich Da'an seinen allergrößten Wunsch erfüllen sollte! Weißt du, wovon ich rede?!” Sein Lächeln blieb bestehen. Sie trat näher an den Companion heran, es trennten sie nur noch wenige Meter.
„Mir ist nicht bewußt, auf was du anspielst. Erkläre dich.” Sie nahm einen bestimmten Schritt auf ihn zu, zu nahe.
Er sollte es fühlen. Diesen Schmerz, diese Trauer. Es war ihr nicht länger wichtig, ob er damit fertig werden könnte oder nicht. Er hatte es nicht anders verdient.
Doch als sie voller Wut seine Hand ergriff, sich ihre Handflächen berührten, fuhr ein betäubender Schmerz durch ihre beiden Körper. Ihre Handflächen glühten nicht länger, sie schienen regelrecht zu brennen, zu verschmelzen! Es ertönte kein Wort, nur ein dumpfes Geräusch. Mehr wollten ihre Kehlen nicht hergeben. Das Mischwesen versuchte sich zu lösen. So war es nicht gedacht gewesen, doch der Griff des Taelons war zu fest. Als sie sich endlich lösten, taumelte Fa'ley einige Meter zurück. Sie atmete heftig, wie nach einem Kampf.
Nach einer anfänglichen Starre untersuchte Zo'or seine vermeintlich verbrannte Hand. Es war ein silbernes Zeichen eingebrannt.
„Kar'ash'arh!”, stieß er aus und zeigte der Kleinen von Weitem das Zeichen, welches silbern schimmerte. Kurz sah sie auf ihre eigene Handfläche. Es prangte ein goldenes Zeichen darauf. Ängstlich schüttelte sie ihren Kopf.
„Nein!” hauchte die Kleine erschrocken. Ohne mehr zu sagen, rannte sie von der Brücke runter. Sie konnte ihm nicht einmal mehr in die Augen sehen.
Inzwischen hatte Agent Sandoval seinen Weg zurück zur Brücke gefunden. Er sah den Companion an. Was war geschehen? Wo war die Kleine hin? Er verschränkte seine Hände wie üblich hinter seinem Rücken.
„Zo'or?” Der Alien registrierte gar nicht, daß der Agent da war.
„Zo'or??” Er reagierte immer noch nicht, sah nur auf seine Hand und setzte sich langsam wieder auf seinen Thron. Er war zugleich erschüttert und unglaublich glücklich. Er hatte nicht erwartet, je diese Erfahrung machen zu dürfen.
„Zo'or? Wo ist die Kleine hin?” Der Taelon lächelte verträumt.
„Ich weiß es nicht. Sind Sie hier nicht für die Sicherheit zuständig?” Angenervt drehte der Agent sich von Zo'or weg, trommelte einige Freiwillige zusammen und gab ihnen den Auftrag das Mädchen zu suchen. Zo'or hatte ihm zwar nicht direkt diesen Befehl erteilt, aber das war auch nicht wichtig. Wichtig war es, die Kleine so schnell wie möglich zu finden, bevor sie noch irgendwelche Geheimnisse aufdeckte.

Verloren rannte Fa'ley durch die dunklen Gänge des Mutterschiffs. Sie wußte nicht, wohin sie rannte, es schien aber auch nicht wichtig, Hauptsache raus aus diesem Alptraum. Und doch wußte sie zu genau, daß sie ihrem Schicksal nicht mehr entrinnen konnte. Visionen plagten sie bereits jetzt und forderten sie nur dazu auf, um so schneller durch die Korridore des Schiffs zu jagen. Einige Freiwillige sahen ihr nach, beachteten sie aber nicht weiter, bis sie Sandovals Stimme durch die Gänge hallen hörten: „Haltet sie auf!”
Bald folgte eine ganze Traube aus Freiwilligen der Kleinen, sie rannte schneller, immer schneller, kam aber doch nicht außer Puste, im Gegensatz zu ihren Verfolgern. Einige mußten bereits halt machen und wurden daraufhin von einem sehr aufgebrachtem Agent Sandoval angebrüllt.
Fa'ley sah zurück. Plötzlich stieß sie gegen etwas Hartes und fiel zurück. Sie schüttelte verwundert den Kopf, sah dann nach vorne und leuchtete vor Schreck und Verlegenheit golden auf, als sie realisierte, gegen was, oder vielmehr wen, sie da gestoßen war. Ein ihr unbekannter aber sehr empörter Taelon blickte ihr in die Augen.
Sie hatte jetzt keine Zeit, hinter sich hörte sie bereits ihre Verfolger aufholen.
„Hilf mir!” Mit einer Hand ergriff sie den Arm des vor ihr sitzenden Companions. Bei ihrer Berührung zuckte er zusammen. Es fühlte sich an wie eine kleine elektrische Entladung. Was war das für ein Wesen? Seine hellen Augen schmälerten sich.
„Komm.” Schnell zog er sie in ein nahe gelegenes Labor. Keiner der Verfolger hatte etwas hiervon mitbekommen, sie liefen an dem Labor vorbei. Wie hätten sie auch ahnen sollen, daß die Kleine von einem Unbekannten Hilfe bekommen hatte.
Einige Sekunden stand Fa'ley und der Taelon gegen die Wand des Schiffes gepreßt. Keiner wagte es sich zu bewegen. Schließlich tat der Companion den ersten Schritt.
„Wer?” Er brauchte seine Frage nicht einmal zu Ende führen.
„Fa'ley, und du bist?” Wie auch Zo'or es getan hatte, baute sich der Taelon vor ihr auf.
„Man nennt mich T'than.”
Sie lächelte, diesen Namen kannte sie. „Kriegsminister. Aber was machst du hier?” Er stockte, woher konnte sie das denn wissen? Er war doch gerade erst angekommen. „Woher....?” Wieder lächelte sie verlegen.
„Ich weiß vieles”, sagte sie lediglich.
„Weshalb bist du geflüchtet?” Sie zögerte, sollte sie ihm ihr kleines Geheimnis verraten? Konnte er ihr möglicherweise von Nutzen sein? Sie hatte wohl keine Wahl, immerhin hatte er ihr geholfen und das Mindeste, was sie ihm schuldete, war eine Erklärung. Vorsichtig streckte sie ihm ihre Hand entgegen. Als er das goldene Zeichen sah, packte er ihre Hand um sie näher zu untersuchen. Konnte es wahr sein?
„Kar'ash'arh”, sagte er nach einer gründlichen Untersuchung.
Jetzt wechselte sein Blick vom Schreckzustand zum Mißtrauen hin. „Was bist du?” Aber auch aus ihren Augen sprach Mißtrauen, und vielleicht sogar etwas Angst.
„Weshalb begehrst du dieses Wissen?”
„Damit ich weiß, wie ich dir helfen kann. Du weißt gar nicht, was für eine Verantwortung auf dir lastet!”
„Verantwortung... ” Sie sah ihn nicht länger an. Lief langsam zur Tür hinaus. T'than sah ihr nach, machte erst gar keine Anstalten sie aufzuhalten. Aber eine Frage beschäftigte ihn...Wer konnte der Taelon sein? Wer was es?
Im Türrahmen blieb sie stehen.
„Zo'or”, sagte sie noch und verließ das Labor. Jetzt stürmte der Taelon ihr nach, es konnte unmöglich Zo'or sein. Er war steril. Und woher wußte sie, daß er sich diese Frage stellte? Konnte sie seine Gedanken lesen? Wenn ja, war sie ein ernstzunehmender Feind. Doch sie konnte auch nützlich sein. Im Kampf gegen die Jaridians und Zo'or. Er könnte sie benutzen, um Zo'or zu verletzen. Sie war jetzt sein wunder Punkt!
„Warte!”
Doch als er aus der Tür trat, war sie verschwunden. Keine Spur war zu sehen, selbst ihre Präsenz war wie nie da gewesen. Was hatte das nur alles zu bedeuten?

 
* * *
 

„Da'an?” Der nordamerikanische Companion sah auf. Sein Kind stand vor ihm und starrte auf ihn herab. Immer noch kniete Da'an auf dem Boden, er hatte nicht die Kraft gehabt, sich wieder aufzurichten. Wozu auch? Um stark auszusehen? Das war er nicht, nicht mehr...
Zo'or reichte ihm seine Hand, doch sicherlich nicht, um ihm auf zu helfen. Dies war auch nicht nötig. Als Da'an das silberne Zeichen auf der Handfläche seines Kindes sah, erschrak er dermaßen, daß ihm eine ungeheure Kraft gleich wieder auf die Beine half.
„Wie? Fa'ley”, stellte er ohne weiter nachzudenken fest. „Aber das ist unmöglich! Sie ist kein Taelon!” Zo'or lächelte immer noch mit einem wundervoll warmen Hochgefühl seinen Elter an. „Ich dachte, du könntest mir sagen, wie das möglich sein kann, vielleicht ist es auch nicht wichtig wieso, sondern nur, daß es passiert ist.”
Verwirrt und zugleich voller Euphorie sah Da'an um sich. „Wo ist sie? Wir sollten keine Zeit verlieren.”
„Sie rannte davon, als sie realisierte, was geschehen war. Ich denke nicht, daß sie kooperieren wird.”
Da'an sah sein Kind lange und nachdenklich an. Er hatte doch immer darauf gehofft, das etwas Ähnliches passieren würde, weshalb gab er nun so schnell die Hoffnung auf?
„Doch, das wird sie”, sagte er schließlich in einer Stimme, die jedem Menschen das Blut in den Adern gefrieren lassen hätte.

 
* * *
 

Wie schon vor Jahrtausenden durch einen dunklen Wald lief Fa'ley durch die lila leuchtenden Gänge des Mutterschiffs. Immer noch völlig verwirrt, was sie tun sollte. Schließlich sank sie an einer Seitenwand des Schiffes zusammen. Das Nächste, was sie hörte, war eine beruhigende Stimme, die auf sie einredete aufzuwachen. Langsam öffnete sie ihre Augen.
„John Simmence?” fragte sie mit einer zitternden Stimme.
„Ja, ich bin hier. Keine Angst. Sag mir, was hat er dir angetan?!” Er stieß Liam schroff zur Seite, so daß er nun ihr Gesicht sehen konnte.
„Er hat mir nichts getan, ich verlor nur die Kontrolle über meine Sinne, das ist alles.” Sie schüttelte ihren Kopf. So dürfte sie sich nicht gehen lassen. Ruckartig stand sie auf. Die Erinnerung an das kürzlich Erlebte ließ sie erzittern. Sie sah den über ihr stehenden Taelon, sein Lächeln. „Kar'ash'arh!” Seine Stimme so selbstsicher, unerträglich. Ihr Schicksal war besiegelt, es gab keinen Ausweg mehr, oder gab es den doch?
„Ich muß mit Da'an sprechen, sofort!”
„Als sein Beschützer ist es, glaube ich, meine Pflicht dich davon abzuhalten. Als ich Da'an fand, lag er auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerzen!”
„Liam, hier geht etwas vor, was weit über deinen Horizont hinaus geht! Tu deine Pflicht und bringe mich zu ihm!”
Liam hätte am liebsten geknurrt. Er war zwar noch nicht so alt wie sie, aber dennoch hatte er sich sehr schnell entwickelt. So etwas durfte doch nicht unterschätzt werden! Außerdem war Alter noch nie ein Verdienst sondern nur eine Zeiterscheinung gewesen! Das sagte Augur zumindest.
Doch schließlich drehte er sich um und lief voraus. Simmence nahm seine Kleine in den Arm, um ihr als eine Stütze zu dienen. Fa'ley sah ihn dankbar an. Er war ein wahrer Freund, er würde sie niemals alleine lassen. Er drückte sie fest an sich, als seien sie eine Ewigkeit getrennt gewesen. Ihr gefiel dieses Gefühl von Freundschaft und Vertrautheit. Er behandelte sie wie eine Gleichgesinnte, wie einen Menschen. Es war wundervoll, wenigstens einmal wieder als Mensch gesehen zu werden. Als fühlendes Lebewesen, nicht als Hexe, Versuchsobjekt oder Mittel zum Zweck gesehen und berührt zu werden.

 
* * *
 

Da'an sah erstaunt zum Eingang seines Quartiers, als die drei eintraten. „Ich bin froh zu sehen, daß du den richtigen Weg gewählt hast, Fa'ley. In dieser Phase unseres Seins sind wir sehr empfindlich.”
Der Companion-Beschützer schüttelte den Kopf, wieso erklärte ihm keiner, was hier vor sich ging?!
„Ich bin hier um zu reden Da'an, nichts weiter.” Das aufgesetzte Lächeln des Companions schwand und er bewegte sich mit langsamen Schritten auf Fa'ley zu.
„Fa'ley, ich habe über deine Worte nachgedacht. Du sagtest, du würdest mir jeden Wunsch erfüllen, ist das korrekt?”
Sie lächelte. Endlich würde sie ihre Bestimmung erfüllen, dann konnte sie gehen, dieses Leben hinter sich lassen. Sie würde endlich den Wunsch ihres Vaters erfüllen können.
„Natürlich, Da'an, jeden Wunsch.”
Er nahm vorsichtig ihre verbrannte Hand und hielt sie fest, schimmerte dabei blau auf, es erinnerte ihn so sehr an seinen eigene Zeit der Erkenntnis.
„Dann bitte ich dich, hilf meinem Kind!”
Liams Augen weiteten sich: Da'an hatte ein Kind?! Wieder fühlte er sich übergangen. Wieso wußte er nichts davon? So etwas hielt man doch nicht geheim. Man... er überlegte kurz und mußte feststellen, daß Da'an auch so viele Sachen über ihn nicht wußte, wie konnte er dann von ihm verlangen, alle seine Geheimnisse mit ihm zu teilen. Sie waren schon lange keine Freunde mehr.
Das Mischwesen schlug Da'ans sanfte Hände von sich weg. „Nein. DAS kannst du nicht von mir verlangen!” Da'an sah sie flehend an.
„Ich bitte dich...”
„Da'an, ich kann nicht, bitte verlange das nicht von mir!” Der Alien sah sie mit großen Augen an, diese Augen waren so warm, so gefühlvoll.
„Bitte.” Sogleich betrat Zo'or das Quartier und ihr Blick wechselte von Mitleid zu Haß und schließlich Wut.
„Nun gut, ich werde ihm helfen.” Sie löste sich von Da'ans Blick und ging auf den triumphierenden Taelon zu. Er würde sich noch wundern. Sie sah zu Zo'or auf und grinste dann zynisch.
„Oh ja, dir werde ich helfen!” Der Companion verzog sein Gesicht, Ahnungen stiegen in ihm empor.
„Pa'ra'sche'bra!” Sie bewegte die Hände in einem schnellen Zug und hielt sie ausgestreckt dem verstörten Taelon entgegen. Das konnte sie doch nicht wirklich ernst meinen! Ein Duell auf Leben und Tod? In dieser Situation?
Auch Da'an hatte sie unvorbereitet getroffen, er bewegte seine Hände in schnelleren Bewegungsabläufen, als es für ihn normal war.
Liam, der eigentlich nichts von diesen Dingen wissen sollte, verstand zum ersten Mal in dieser verwirrenden Sache, was geschehen war. Ein Duell? Wozu sollte es gut sein?
„Weshalb tust du das? Ist es dein Wunsch mich leiden zu sehen, Fa'ley?” Sie lächelte nur noch breiter. Es war ihr klar, daß, wenn er dieses Duell ablehnen sollte, er keinerlei Recht mehr auf sie haben würde. Und wenn er doch annehmen sollte, würde einer von ihnen sterben und somit würde ihm ebenfalls der Trumpf verwehrt.
„Vielleicht macht es mir ja Spaß. Dennoch weiß ich nicht, was du willst, ich helfe dir doch. Denn der Tod ist der einzig mögliche Gnadenakt, den ich dir gewährleisten kann.” Jedes ihrer Worte traf ihn wie tausend Dolchstiche einen Menschen. Er wußte, daß ihre geistige Verbindung noch nicht komplett war, aber er spürte, wie es sie zu ihm drängte. Wieso widersetzte sie sich diesen Gefühlen? Wie konnte man sich nur dermaßen gegen sein Schicksal sträuben?
„Weshalb leugnest du, was wir beide wissen? Du gehörst mir!” Am liebsten hätte er sie zu sich gezogen, sie berührt. Wieso nur konnte sie nicht so fühlen wie er?!
„ICH werde dir niemals gehören! Lieber sterbe ich!”
Fa'ley sah ihm tief in die ausdruckslosen Augen, sie wollte eine Antwort, und zwar jetzt.
Da'an wie auch Liam blieben wie angewurzelt stehen, nur Simmence, der keine Ahnung hatte, wie ernst die Situation war, traute sich das Ganze zu unterbrechen.
„Fa'ley, vielleicht sollten wir gehen.” Das kleine Wesen drehte sich zu ihrem Freund um. „John, ich muß das hier noch zu Ende bringen, dann gehen wir.”
Liam zog den dunkelhäutigen Mann zur Seite, so daß ihre Worte nicht zu hören sein würden. „Sie hat ihn zu einem Duell auf Leben und Tod herausgefordert.” Gleich wollte Simmence auf Zo'or zu stürmen, wurde jedoch von dem kräftigen Companion-Beschützer zurückgehalten.
„Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmt, werde ich...”
„Sie werden gar nichts tun! Ihre Kleine kann sehr gut auf sich selbst aufpassen.” John nickte, stimmte dem Major doch keinesfalls zu, er sah gebannt auf die Energiewaffe, die in dem Gürtel des Companion-Beschützers steckte.
„Ja, aber ich...”
„Sie lieben sie?” fragte Liam leicht irritiert.
Simmence lächelte „Ja.”
Der Major wußte nicht ganz, wie er reagieren sollte, er konnte nur hoffen, daß er eines Tages auch jemanden finden würde, der ihn so akzeptieren konnte, wie er war.
„Dann helfen Sie ihr am besten, wenn Sie abwarten.”
„Sie werden wohl recht haben.” Simmence hoffte, das er den Companion-Beschützer getäuscht hatte, und tatsächlich schien er ihm alles zu glauben. Beide kehrten langsam zu der unveränderten Szene zurück.
„Nun? Ich erwarte eine Antwort, oh mächtiger Synodenführer! Das bist du doch, nicht wahr? Und ein Führer sollte keine Angst vor schweren Entscheidungen haben!” Ihre Stimme klang so verächtlich, daß es dem Taelon im Innersten weh tat.
Da'an wollte es nicht mehr ertragen, er mußte doch wenigstens versuchen, seinem Kind zu helfen.
„Vielleicht gibt's ja noch eine andere Lösung. Ich denke, wenn...”
„Schweig!” So hatte noch niemand zu ihm gesprochen. Der Blick der Kleinen traf den Taelon wie ein Pfeil ein Wild. Doch schnell merkte sie, was sie getan hatte. Da'an hatte sie nie verletzen wollen. So etwas hatte er nicht verdient.
„Da'an, es tut mir leid, ich wollte nicht... es gibt keine andere Lösung, nicht für mich.”
Zo'or sah seinen Elter hilfesuchend an, doch dieser wandte sich von ihm ab. Diesmal konnte er ihm nicht helfen. Dieses Mal war Zo'or auf sich alleine gestellt.
„So sei es denn, Fa'ley. Para'sha'ra! Ich akzeptiere die Herausforderung!” Solchen Mut hatte sie diesem Taelon nicht zugetraut. Er hing doch so an seinem irdischen Dasein, weshalb setzte er das aufs Spiel. Er war ein Narr, wenn er glaubte, gegen sie bestehen zu können, und er sollte wissen, daß sie kein Mitleid mit ihm hatte. Sie haßte es zu töten, aber anscheinend bestand der Synodenführer darauf.
„So? Dann laß uns keine Zeit verlieren.”
„Du willst mir nicht einmal erlauben, mich vorzubereiten?”
„Zo'or, unsere Seelen sind verbunden. Ich weiß, was du vorhast. Und ich vertraue dir ebensowenig wie ihm!” Sie schwenkte ihren Kopf herum zum Eingang des Quartiers, wo gerade in der selben Sekunde ein verwunderter Sandoval herein trat. „Außerdem hättest du auch ablehnen können, nicht wahr? Ich zwinge dich nicht hierzu, das bist du und dein ungebrochener Stolz!”
„Ablehnen? Um dich zu verlieren, ohne auch nur gekämpft zu haben?! Du weißt ganz genau, daß ich das nicht kann.” Noch ein letztes Mal versuchte er an ihr Mitgefühl zu appelieren, doch scheiterte.
„Zo'or, du solltest mich besser kennen. Ich begrüße den Tod! Ich würde ihn mit offenen Armen empfangen, doch ich kann nicht sterben. Nicht bevor die Sonne dieses Sonnensystems stirbt. Ist das nicht eine Ironie? Ich habe das, nach dem du dich sehnst, und ich verfluche dieses Geschenk.” Sie sah zu ihm hoch, verstand er nun endlich? Nein, wie sollten diese blinden Augen sehen, diese tauben Ohren hören und diese gefühllosen Hände auch nur das Geringste spüren!? Er konnte sie ebensowenig verstehen wie sie ihn lieben konnte, wenn es das war, was er wollte.
„Vielleicht ist das meine Strafe: Ewiges Leben.” Nachdenklich sah sie zu ihm hoch. Erwartete sie tatsächlich eine liebende Zurede von ihm?! Empfand sie wirklich auch nur das kleinste bißchen für diese Kreatur?!
„Dann halte ich diesen Kampf für unausgeglichen. Denn du kannst im Gegensatz zu mir nicht sterben. Der Einsatz ist somit ungleich.”
„Mein Körper lebt ewig, Zo'or, nicht mein Geist. Somit würde meine Niederlage das Ende meiner geistigen Existenz bedeuten. Einsatz genug?” Er guckte erschüttert zu ihr herunter. Wer konnte sich freiwillig so einem Schicksal ergeben?
„Was für ein Schicksal! Willst du dich nicht doch lieber deinem biologischem Zwang beugen?”
„Und dich gewinnen lassen?! Nein!” Sie kniff die Augen zusammen, sie hatte sich nicht in ihm geirrt, er war ein Scheusal durch und durch!
„Fa'ley, hier geht es nicht ums Gewinnen oder Verlieren, es geht darum zu überleben. Wieso kannst du das nicht einsehen?!”
„Hör endlich mit deinen kläglichen Versuchen in mir Mitleid für dich zu erwecken auf. Wir fangen an, hier und jetzt!”
Mit einem Handwink ließ sie ein virtuelles Fuv'lasch'scha-Spiel erscheinen. Zo'or blickte verzweifelt zu seinem Elter. Doch diesmal konnte er ihm nicht mehr helfen, er hätte alles getan, um sein Kind vor solch einem Schicksal zu bewahren.
Kleinen Formen huschten über die Balken des Spiels. Immer abwechselt taten die beiden Gegner einen Zug, einen Zug, der möglicherweise über ihre Niederlage oder ihren Triumph entscheiden konnte. Schneller und schneller bewegten sich die Formen, und Fa'ley versetzte dem vor ihr stehenden Taelon einen Schlag nach dem anderem.
Liam saß dem Geschehen aufmerksam zu, während Da'an um sein Kind bangte. Doch der neben ihnen stehende Forscher hatte ganz andere Gedanken, die sich langsam zu einem Plan entwickelten.
Da'an drehte sich weg, er konnte dem Treiben nicht mehr zusehen. Er hatte Angst um sein Kind, auch wenn es zuweilen nicht zu sehen war, Zo'or war sein ein und alles. Der Companion-Beschützer hielt den Alien fest, als er drohte zusammenzusacken. Sie sahen sich in die Augen. Nach einer so langen Zeit endlich wieder ein Zeichen des Verständnisses.
„Danke, Liam.”
„Da'an? Ich wollte schon länger mit Ihnen reden. Vernünftig reden, wir sollten endlich eine Übereinkunft finden. Mir ist unsere Beziehung viel zu wichtig, als daß ich sie so einfach aufgeben möchte..”
Diese Chance der Unaufmerksamkeit nützte Simmence aus. Er würde seine Kleine beschützen, koste es, was es wolle. Der dunkelhäutige Mann stürmte nach vorne und griff nach Liams Energiewaffe, die er locker in seinem Gürtel trug, richtete sie auf Zo'or und begann ohne die geringste Vorwarnung zu feuern. Der Taelon zuckte unter der enormen Energie zusammen und entlud gleichzeitig eine nicht weniger gefährliche Energiewelle auf den völlig unvorbereiteten Simmence. Der Schlag traf den Mann mit voller Wucht, während es allen anderen gelang sich in Sicherheit zu bringen. Liam warf sich schützend über Da'an und Sandoval warf sich geistesgegenwärtig auf den Boden und rollte einige Male, wie er es in seinem Wehrdienst gelernt hatte.
Fa'ley hingegen ließ das virtuelle Spiel verschwinden und rannte zu dem vor Schmerzen stöhnenden Simmence. Er krümmte sich in ihren Armen, die Verletzungen waren klar zu sehen, Blut floß, ihre Hände waren bereits in seinem Blut getränkt. Sie verspürte Angst, was sollte sie tun?
„John Simmence! Verlaß mich nicht! Noch nicht, bitte! Wieso tust du nur so etwas Dummes?” Sie weinte, hielt seinen Kopf auf ihrem Schoß.
„Ich.. ich muß doch auf dich aufpassen. Er wollte dir weh tun und das darf ich doch nicht zulassen! Keiner soll dir jemals wieder weh tun!”
„Ich werde dich heilen. Ich muß es einfach schaffen!”
„Ich bin auf einmal so müde, Fa'ley, ich muß schlafen. Wirst du über meinen Schlaf wachen?”
Sie lehnte sich gegen seine ebenfalls blutige Hand. Das Blut vermischte sich mit ihren Tränen. Zo'or sah von weitem den beiden zu. Er wollte, er wäre an Simmence' Stelle. Wenn er schon sterben sollte, dann doch wenigstens in ihren Armen mit ihrer Liebe. Tränen, die vergossen wurden, aus Liebe.
„Du darfst jetzt nicht aufgeben! Bitte bleib bei mir!” Sie begann mit dem Heilungsprozeß. Doch in ihrem Kopf hörte sie bereits seine Stimme, die ihr Lebewohl sagte. Sie konnte es jedoch nicht wahrhaben. Die Stimme wurde schwächer und schwächer, bis sie völlig verstummte... „Ich liebe dich!”
Er hatte sie immer geliebt, nochmals fühlte sie seine Emotionen in sich, so ein warmes herzliches Gefühl. Sie mußte es akzeptieren, er war verschwunden und würde auch niemals wiederkehren. Der menschliche Tod hatte so etwas Endgültiges.
Zo'or hatte es geschafft, sich wieder aufzusetzen und bewegte sich langsam zu Fa'ley hin, er hatte das Dahinscheiden des Mannes ebenfalls wahrgenommen. Er kniete sich neben sie, berührte vorsichtig ihre Schultern. „Laß ihn gehen!”
Sie sah zu ihm auf, ließ langsam von dem toten Körper ihres Freundes ab und fiel weinend in die Arme des Companions. Er sah im ersten Moment erschrocken zu Da'an, doch als er ein Lächeln auf dessen Gesicht wahrnahm, wußte er, was er zu tun hatte. Er hielt sie fest in seinen Armen und erschrak erneut, als er bemerkte, wie eine kleine Träne an seiner rechten Wange herab lief. Schnell hatte er das Zeichen einer Schwäche von sich gewischt. Der Taelon hatte Angst vor diesem Gefühl, das sich in ihm formte, es war so intensiv, so real. War es das, was man Reue nannte? Oder war dies gar Liebe? Es schmerzte. Schmerzte in seinem Innersten.

 
* * *
 

Liam sah zu Da'an, er verstand nicht, was vor sich ging. War es nicht Zo'or gewesen, der Simmence' Tod verursacht hatte? Wie konnte Fa'ley nur den Mörder ihres.. was war er für sie gewesen? Ein Geliebter? Ein Freund? Mit Sicherheit nicht das selbe wie sie für ihn. Simmence hatte dieses Wesen wahrlich geliebt, vielleicht etwas zu sehr. Was hatte er nur gesehen?
Da'an, der sehr wohl verstand, was alle Handlungen Fa'leys bedeuteten, führte Liam wie auch Sandoval aus dem Raum.
Der FBI Agent sah nun, wie auch der Major, zu Da'an. Er verlangte eine Erklärung. Normalerweise mußte er nicht erst Da'an um eine solche bitten, doch in diesem bestimmten Fall war alles anders. Zo'or hatte sich merkwürdig verhalten seit dem Tag, an dem sie dieses verfluchte Wesen gefunden hatten. Es konnte nur verflucht sein, wenn es den Synodenführer so aus der Fassung zu bringen vermochte.
„Sie sind füreinander bestimmt. Das Schicksal ernannte sie zu Gefährten, ob sie dies nun akzeptieren wollen oder nicht. Die beiden teilen eine einzigartige geistige Verbindung, die es ihnen ermöglicht, die Gefühle des anderen nicht nur wahrzunehmen, sondern in sich selbst zu spüren. Egal wie weit sie getrennt sein mögen.” Da'an schwärmte von diesem Ereignis, als sei es sein eigenes. Er konnte gar nicht mehr aufhören zu erklären, wie unbeschreiblich dieses Gefühl sei und daß er hoffte, daß die Menschheit auch eines Tages soweit wäre, diese Art von Liebe zu empfinden.
Sandoval gab sich mit dieser Erklärung zufrieden, er hatte auf etwas Wichtigeres gehofft. Daß die Kleine möglicherweise eine Art Waffe sein könnte, doch wenn es stimmte, was Da'an sagte, würde es ihm unmöglich sein, an dieses Wesen je wieder ungestört heran zu kommen. Sie hätte wirklich nützlich sein können, doch so war sie nicht mehr als ein Hindernis auf seinem Weg zum Erfolg. Der schwarzhaarige Agent sah noch einmal zu der Tür des Quartiers, doch ließ dann Da'an und den Major alleine stehen, schließlich hatte er noch Wichtigeres zu tun als vor einer geschlossenen Tür zu stehen und dem langweiligen Gerede eines ohnehin schwachen und momentan auch sehr machtlosem Taelons zuzuhören.
Liam hingegen hörte Da'an interessiert zu. „Aber sie umarmt den Mörder ihres... den Mörder von John Simmence. Sie können es nicht länger bestreiten, Da'an. Zo'or hat in meinem Beisein einen Menschen getötet.”
„Es war sicherlich nicht seine Absicht. Er versuchte lediglich sein Leben zu retten. Außerdem ist das auch nicht weiter wichtig. Wichtig ist, daß die beiden ihre Bestimmung erfüllen. Es mußte so kommen, Liam.” Mit diesen Worten ließ der Companion ihn stehen. Liam wollte ihm nach, doch sah keinen Sinn darin, sich wieder in ein Streitgespräch mit Da'an zu verwickeln. Er würde ihn bald noch einmal darauf ansprechen. Doch zunächst galt es Simmence' Familie zu informieren.

 
* * *
 

Der Schmerz intensivierte sich. Waren dies Erinnerungen, die er erlebte? Ja, das waren es, kalte Bilder, schmerzerfüllte Bilder formten sich vor seinem inneren Auge. Eine Welle von Gefühlen drohte ihn zu erschlagen, er rang nach Luft, war selbst so verwirrt, doch gleichzeitig klar. Er hatte nie zuvor eine solche Nähe gespürt. Endlich konnte er sie umarmen, sie bei sich spüren, ihren Körper, ihren Geist, so nah bei ihm, so intensiv und vor allem nicht länger verschlossen.
„Spürst du es jetzt? Wir gehören zusammen”, flüsterte er nach fast einer Stunde des Schweigens und der Starre.
„Vielleicht hattest du Recht. Es war sinnlos, sich dagegen zu wehren.” Sie sah ihn immer noch nicht an, traute sich nicht einmal sich zu bewegen.
„Shhhhh.... sei ganz ruhig, wir sollten beginnen unsere Verbindung zu besiegeln.”
„Das wird nicht möglich sein. Du bist steril.” Nun da sie merkte, ihn verletzt zu haben, sah sie ihm in die traurigen Augen. „Ich wußte es von dem Moment, an dem wir uns zum allerersten Mal berührten.”
Zo'or drehte seinen Kopf von dem kleinen Wesen weg, es schmerzte so, diese Worte zu hören, in dieses Gesicht, und seine Reflexion in ihren Augen, zu sehen. Ja, sie hatte geweint. Um ihn? Nein, das war ein Wunschtraum, sie weinte um ihren Freund, um diesen Menschen. Fa'ley legte ihre warmen Hände an die Wangen des Companions, drehte seinen Kopf wieder zu sich, so daß sie sich direkt in die Augen sahen.
„Doch, ich kann dir helfen, wenn du mich läßt.” Dieses kleine Wort „doch” erweckte einen Hoffnungsschimmer in ihm. Er nickte nur, unfähig auch nur noch ein Wort heraus zu bringen.
Sie kam näher und legte ihre Lippen vorsichtig auf die seinen, er schreckte zurück. Verwundert sah sie ihn an.
„Habe keine Angst, ich werde dir helfen.” Wieder preßte sie ihre Lippen auf seinen, hielt dabei mit einer Hand seinen Kopf fest, so daß er nicht länger zurück schrecken konnte. Ihre andere Hand bewegte sich langsam an seinem Brustkorb herunter, bis sie schließlich in ihn eindrang. Sein Körper leuchtete hell auf, als seine Fassade an dieser Stelle zusammenbrach. Er öffnete seine Augen und erschrak erneut. Die Kleine hatte ihre Tarnung aufgegeben und strahlte in einem weichen goldenen Ton, durch den sich hin und wieder tief blaue Venen zogen. Sie waren so verschieden, wieso wurden ausgerechnet sie zu Gefährten erkoren?
*Habe keine Angst, ich werde dir helfen.*, erklang es in seinem Kopf. Jetzt begann der Schmerz. Wie eine heiße Flamme durch lebendes Fleisch brannte sich ihre Hand durch seinen Körper. Er wollte schreien, doch alle seine Schreie verstummten. Er konnte nicht schreien. Was tat sie da nur?
Fa'ley spürte seine Schmerzen, seine stummen Schreie tönten in ihren Ohren. Doch sie konnte nicht aufhören, sie mußte es zu Ende bringen.
*Es tut so weh!* Er zeigte Schwäche? Sein Stolz ließ es zu? Oder war dies nur der Rausch des Augenblickes? Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken, sie mußte handeln.
*Schmerz zeigt dir, daß du am Leben bist.* Ein helles Leuchten ließ ihn seine Fassade vollkommen verlieren. Wieder reagierte sie so kalt, weswegen nur? Diese Ablehnung war der stärkste aller Schmerzen, die sie ihm zufügen konnte.
Langsam fühlte er die Schmerzen höher steigen, er fühlte sich auf einmal so taub, so hilflos. Endlich ließ sie ihn los. Der Taelon fiel zurück, lag flach auf seinem Rücken und traute sich nicht, sich zu bewegen. Nur seine Augen fixierten das schwer atmende Wesen. Wie ein Fisch auf dem Land rang sie nach Luft.
„Was hast du getan?” Er setzte sich auf, tastete an seinem Körper herunter, es war nichts mehr zu sehen, als sei nie etwas geschehen.
„Ich habe dir geholfen. Das wolltest du doch, nicht wahr?” Fa'ley sah nicht zu dem Companion auf, richtete ihren Blick immer noch auf den blutgetränkten Boden.
„Ich fühle mich so anders.” Er schaffte es endlich wieder seine Fassade aufzubauen und sah das Wesen mit verwirrten blauen Augen an.
„Das ist, weil du nicht länger steril bist. Ich habe zusammengefügt, was zerrissen war.”
„Ich danke dir.”
„Dank? Ungewöhnlich, das von dir zu hören. Wir sollten beginnen. Ich weiß nicht, wie lange es halten wird.”
„Die Heilung ist nicht vollständig?”
„Nein, deine Schmerzen waren zu stark, ich hätte dich umgebracht.” Endlich sah sie zu ihm hoch und nahm ihre Fassade wieder an.
„Aber, du bist noch zu schwach. Ich..”
„ICH erfülle dir deinen Wunsch! Sonst kümmern dich doch auch nicht die Gefühle anderer.” Wieder diese Abweisung, Kälte. Doch immerhin war sie bereit, ihr Schicksal zu akzeptieren.
„Deine Gefühle kümmern mich, meine...”
„Hör auf, dich selbst und mich zu belügen!”
Der Taelon schluckte, wollte er das alles überhaupt? Sie würde ihn niemals akzeptieren, geschweige denn lieben. Aber er hatte drauf bestanden, dies zu Ende zu führen, er konnte jetzt nicht mehr abbrechen.
Fa'ley stand auf, schüttelte noch einmal ihren Kopf, bevor sie dem Companion aufhalf. Sie sah auf das Zeichen an ihrer Hand, seufzte. So hätte es nicht kommen sollen. Faszination war nicht das gleiche wie Liebe. Doch sie hätte es ahnen müssen, weswegen sollte sie sonst solche merkwürdigen Gefühle verspürt haben.
„Wir sollten beginnen. Ich werde die Verbindung einleiten.” Eine Gleichgültigkeit sprach aus ihr. Als wäre ihr dieser Augenblick nicht wichtig, als würde sie mehr darunter leiden. Doch Zo'or war sich sicher, daß ihr Leiden ein Ende haben würde, nach ihrer Verbindung.
Sie preßten ihre gezeichneten Hände gegeneinander. Wieder verloren sie ihre Fassade, als auch ihre anderen Hände zueinander fanden. Zuerst strahle das Mischwesen in einem Gold, dann langsam wechselten ihre Farben zu einem Blau, sie paßte sich seiner Natur an. Ihre Hände verschmolzen wie zwei Tropfen Wasser, als wären sie immer schon eins gewesen.
Er begann ihr seine Erinnerungen und Emotionen aufzuzeigen, sie sollte alles wissen. Vielleicht konnte sie ihn dann verstehen, möglicherweise sogar lieben. Er mußte zugeben, er hatte sie verletzt, seine Macht ausgenutzt, aber war dies ein Grund, ihm solche Schmerzen zuzufügen?
Sie sah seine Zeit mit ihr aus seinen Augen, fühlte, was er für sie empfand. Andere Bilder kamen in ihm auf, Anschläge auf seinen Elter, Sitzungen mit der Synode, der Tod eines Taelons, den er verschuldet hatte, der Mord an einem Menschen. Sie kannte diesen Mann nicht, doch sie trauerte um ihn. So viele Dinge, die sie nicht sehen wollte. Weswegen zeigte er ihr das alles? Hoffte er damit auf ihr Verständnis?
Die Bilder lösten sich auf, sie fand sich in seinen Armen wieder, schnell zog sie sich zurück. Sie wußte, was er wollte, doch sie war nicht gewillt es ihm zu geben. *Du kannst dich nicht länger verschließen, es ist an der Zeit.*
*Nein. Ich will dir nicht noch mehr Kummer bescheren.*
Er hielt ihre Hände fest, sah ihr nochmals in die Augen. *Zeig es mir! Bitte!*
Sie seufzte, öffnete schließlich doch die Türen zu ihrer Vergangenheit. Sie fühlte den Schock des Taelons bei der Ergründung ihres Geheimnisses. Ihrer Herkunft. Er sah sie bei den Lehrstunden ihres Vaters, ein verschwommenes Bild ihrer Mutter. Sie war stets nur auf diese eine Aufgabe vorbereitet worden. Da'an seinen Wunsch zu erfüllen. Ma'el war Da'an wichtiger gewesen als seine eigene Tochter. Traurig, es war kein Wunder, daß sie Berührungen scheute. Ihr tiefster Schmerz lag jedoch tiefer, sie hatte ebenfalls einen Mord begangen. Er sah einen jungen Mann, der ihre Hände hielt, sie hatte ihn geliebt. Ihm hatte sie ihre Gefühle offenbart und ihn damit getötet. Deswegen weigerte sie sich ihm alles zu zeigen, sie fürchtete, ihn ebenfalls zu töten. Zuletzt sollte er ihre Isolation nachempfinden, es hätte jeden Menschen, jeden Taelon in den Wahnsinn getrieben, doch sie mußte dem standhalten, für ihren Vater, um sein Geschenk zu übermitteln.
Das Ende ihrer Verbindung nahte, doch Zo'or wollte nicht loslassen, wie konnte es schon so früh enden? Wieso jetzt schon? Es gab noch so vieles...
*Ich will alles erfahren! Bitte zeige es mir.*
Es reichte, sie wollte weder noch mehr von sich preisgeben, noch mehr von ihm erfahren. Außerdem hatte die Verbindung ihren Zweck erfüllt. Sie fühlte den Beginn von etwas Neuem in sich.
*Nein, das würde deinen Tod bedeuten.*
Sie trennte sich von ihm, als beide ihre festen Formen wieder annahmen. Zo'or fiel auf die Knie, hielt jedoch seine Gefährtin fest umschlungen. Er reichte ihr sogar kniend noch fast bis zur Taille. Er wollte noch so viel mehr von ihr erfahren. Es war ihm egal, daß die Gesamtheit der Taelons seine Emotionen über das Gemeinwesen verfolgen konnte. Er sah zu ihr auf, dankbar, beinahe glücklich.
„Ich liebe dich, Fa'ley!” flüsterte er mit einer schwachen Stimme. Er hatte es gesagt. Endlich. Sie sollte es wissen.
„Nein. Du liebst mich nicht. Du weißt noch nicht einmal, was Liebe ist.” Mit einem Ruck riß sie sich von ihm los. Er fiel nach vorne und sah ihr nach, als sie aus den Quartieren austrat. Den Companion ließ sie zurück, in all seiner Verwirrung.

 

ENDE

 

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