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  „Stimmen der Vergangenheit - Der letzte Wille” von Admara   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Zo'or erfährt einen Teil der Wahrheit
Zeitpunkt:  dritte Staffel, nach „Das Kloster” [Teil 5 der „Stimmen der Vergangenheit”-Reihe]
Charaktere:  Zo'or, Fa'ley, [Sandoval, Lili, Liam, Augur]
 

 

STIMMEN DER VERGANGENHEIT

DER LETZTE WILLE

 

Es war unglaublich. Inmitten des dichten Waldes war eine von der Natur geschaffen Laugen-ähnliche Anlage. Bei diesem überwältigendem Anblick blieb Fa'ley stehen. „Sie ist noch da...” Als Zo'or sie eingeholt hatte, sah er aber nur einen verdreckten kleinen Teich, der rein zufälligerweise seinen Ursprung in diesem Wald gefunden hatte.
„Deine Handlungen sind inakzeptabel. Ich erlaubte dir nicht, dich zu entfernen.” Er versuchte sie einzuschüchtern, doch er erreichte das genaue Gegenteil.
Leuchtende Augen wandten sich ihm zu. Sie haßte seine Art, von oben herab mit Leuten zu sprechen. „Was DU mir erlaubst oder verbietest, ist irrelevant!” Erstaunt sah der Companion sie an. Wendete den Blick nicht von ihr ab. Sie trat an ihn heran. So nahe, daß es ihm bereits unangenehm war.
„Sieh in meine Augen. Was siehst Du? Eine Untergebene? Ein Spielzeug? Wenn ja, bist du noch blinder als die Rasse, die du so sehr verabscheust! Du hast ja nicht auch nur die geringste Ahnung, was ich bin oder was ich fühle. Also maße es dir nicht an, über mich zu urteilen!” Zo'or verstand die Reaktion des Wesens nicht. Er sprach mit ihr genauso, wie er auch mit jedem anderem sprach. Ob Taelon oder Mensch. Aber als er in ihre Augen sah, merkte er, daß er sich nicht in ihren Augen spiegeln konnte. Ebensowenig wie sie sich in seinen spiegeln konnte.
Er überlegte noch einen Moment, dann tat er etwas, was für sein Wesen völlig unnatürlich war. „Dann zeige es mir. Zeig mir, was geschehen ist, wer du bist. Vielleicht kann ich dann verstehen.”
Er hatte Angst vor ihrer Antwort. So etwas hatte er noch nie, noch nicht mal von einem anderen Taelon verlangt. Er war immer für sich alleine gewesen. Hatte es nie auch nur im geringstem gewollt, die Erfahrungen und Gefühle der anderen zu teilen. Aber sie war anders. Sie hatte etwas an sich, was ihn an sich selbst erinnerte.
In jedem Fall hatte er sie sichtlich überrascht. Fa'leys Gesicht lockerte sich. Sie hatte von der Art, wie er gesprochen hatte, gemerkt, daß es ihm ernst war. Es ging ihm nicht länger nur um Profit, sondern er wollte sie wirklich verstehen können. Sie schloß die Augen, trat von ihm zurück und warf ihren Kopf in den Nacken. Was sollte sie nun tun. Er hatte zwar recht, aber sie konnte es ihm nicht zeigen. Er durfte es nicht wissen. Was sie hier sollte, was ihre Aufgabe war und noch viel wichtiger, WER sie war. Würde er das alles überhaupt verstehen können?
Dem auch sonst so ungeduldigen Taelon erschien es wie eine Ewigkeit, auf ihre Antwort zu warten. Er konnte selbst nicht fassen, was er da gesagt hatte. Nervös und besorgt trat er wieder näher an sie heran. In der Hoffnung, irgend ein Zeichen aufzuschnappen. Und endlich drehte sie sich zu ihm, schlug langsam die Augen auf. Diese waren aber nicht länger grünblau, sondern goldgelb wie die Sonne. Die zarten Lippen öffneten sich und...

„Nein. Ich darf nicht. Bitte bringe mich zu Da'an. Wenn er damit einverstanden ist, dann..” Zo'or ließ sie nicht ausreden. Er war es leid, diesen Namen zu hören. „Wieder Da'an. Wieso, was willst du überhaupt von ihm? Er darf anscheinend über dich urteilen, ohne dich wirklich zu kennen. Erkläre mir das!”
Als ihre Augen sich wieder trafen, merkte er, daß sich Tränen in ihren Augen sammelten. Nun konnte er sich in ihnen spiegeln. Und ihm mißfiel, was er sah. So eine menschliche Verkleidung!
„Hast du schon einmal etwas von dem letztem Willen gehört? Es ist ein Versprechen, das man einem Sterbendem gibt. Ich gab meinem Vater so ein Versprechen. Es war sein letzter Wille, daß ich zu Da'an gehe und...” Ihre Stimme verstummte. Sie hatte ihm bereits zu viel erzählt. Sie löste ihren Blick von ihm ab, wanderte zu einer Eiche hinüber und lehnte sich gegen diese. Sie sah zum Himmel herauf. Die Blätter der Eiche wiegten sich im Wind. Wieder dachte sie an ihren Vater. Er konnte ihr nun nicht mehr helfen, sie mußte es alleine schaffen. Langsam glitt sie an dem mächtigem Baum auf den mit toten Blättern bedeckten Boden.
Der Taelon witterte eine Chance, mehr über sie zu erfahren. Einiges wußte er schon. Aber ihr Geist war nun schwach. Ihre Gefühle hatte die Oberhand gewonnen. Er kniete sich neben sie und ergriff ihre zarten Hände.
„Zeige es mir!”
Sie sah zu ihm auf, erschrocken über seinen Übermut. „Nein. Es würde dich zerstören. Der Schmerz, den du fühlen würdest, würde dich zerreißen.”
Er hörte nicht auf sie. Er war viel zu entschlossen. Der Companion würde einfach eine Verbindung erzwingen. Seine Handflächen begannen zu glühen. Er sah ihr tief in die bodenlosen Augen, in denen er sich immer noch spiegelte.
Als der Taelon sich über sie beugte, legte er sein gesamtes Gewicht auf ihre Hände, um sie am Boden zu halten. Als sie seine glühenden Handflächen sah, schwand die Angst aus ihren Augen und ihr Blick verdunkelte sich. Sie dürfte ihn das nicht fühlen lassen. Die Isolation, den Verlust ihrer Eltern und den Verlust ihres einzigen Freundes. Und doch hätte sie allzu gerne ihre Gefühle geteilt, um nicht mehr mit all ihrer Trauer alleine sein zu müssen. „Nein... das darfst du nicht sehen..”
Sie wies ihn zurück. Ihn.. Den Führer der Synode! Er wollte kein „Nein” akzeptieren. Mit all seiner Kraft preßte er sie gegen den Baum. „Weshalb nicht?! Ich bin ein sehr starkes Mitglied meiner Rasse. Zeig es mir, laß mich teilhaben.”
Fa'ley genügte es. Nicht einmal ihre Geduld war unendlich. Er war einfach zu weit gegangen. „Ich will nicht dazu gezwungen sein, dich zu verletzen, aber ich werde tun, was nötig ist, um dich von deinem eigenen Verderben abzuhalten!”
Mit einem Schlag schleuderte sie den Companion gegen den nächst liegenden Baum. Besorgt sah sie zu ihm hinüber. Das einzige, was sie denken konnte, war „Hoffentlich habe ich ihn nicht verletzt.”

 
* * *
 

Langsam kam er zur Besinnung. Was hatte er getan? Was hatte ihn nur dazu veranlaßt? Seine Hände wanderten zu seinem Kopf, als ob mit Schmerzen strich er einmal darüber hinweg. Schnell stand der Taelon auf, er war noch sehr verwundert über die Kraft, die die Kleine aufgebracht haben mußte, um sich von ihm zu lösen. Denn er war einiges, aber sicherlich nicht schwach. Er stolperte zu ihr hinüber und reichte ihr seine Hand, doch diesmal, um ihr hoch zu helfen. Sie zögerte noch kurz, ergriff aber dann doch die helfende Hand des Taelons.
Wieder standen sie sich gegenüber. Hand zu Hand, ihre Augen trafen sich erneut. Sie standen sich nahe, zu nahe.. Beide empfanden Unbehagen, waren aber nicht imstande, sich von einander zu trennen. Schließlich zog Fa'ley sich zurück und löste die Augen von denen des Companions.
„Habe ich dich verletzt?” fragte das kleine Wesen immer noch sichtlich besorgt.
Zo'or sah auf sie herab. „Nein.” Er ging nicht weiter auf seine Ungestümheit ein. Er dachte wieder an das Rätsel, das sie vor der Kammer des Wesens gefunden hatten. Hand zu Hand.... Seele an Seele... Wenn er sich mit ihr verbinden könnte, würde er seine Antworten finden. Aber sie mußte das auch wollen, außerdem war dort noch etwas anderes...
Sie unterbrach ihn in seinen Gedanken. „Tue das nie wieder. Ich hätte dich töten können.” Ihre Stimme war nun ernst, doch der Taelon glaubte ihr nicht.
Wieder sah er herab mit einem erzürntem Blick. „Überschätze dich nicht. Ich denke, es ist an der Zeit zurückzukehren.”
Sie sah weiterhin auf den Waldteich. Alte Erinnerungen stiegen in ihr auf. Damals hatte sie sich hier mit einem menschlichem Jungen getroffen. Sie hatte so viel Spaß gehabt und er hatte ihr, so wie sie ihm, viel beigebracht. Er lehrte sie, was Gefühle sind, wie die Tiere sich verständigen, und er hatte sie gelehrt zu singen. An zahlreichen Abenden hatten sie zusammen gesessen und zuerst die Lieder der Vögel nachgesungen, dann eigene komponiert. Seine erzählten von neuer Liebe und Freude. Ihre dagegen sprachen von Leid, Einsamkeit und unmöglichen Liebschaften.
Oh, wenn ihr Vater davon gewußt hätte. Er hätte ihr sicherlich den Umgang verboten. Aber dann wäre es auch nicht zu dieser Katastrophe gekommen. Ihm hatte sie damals ihre Gefühle spüren lassen. Hatte ihn an ihrem Leid und ihrer Freude teilhaben lassen. Er hatte es gewollt. Meinte, daß es ihm egal wäre, was oder wer sie war. Er wollte nur mit ihr zusammen sein. Hatte sogar von einer Familie gesprochen. Sie lächelte. Sie war noch so jung gewesen, so unerfahren. Aber da sie zum Teil Taelon war, wuchs sie schneller, als es üblich war. Doch auch jetzt sah sie noch aus wie ein halbes Kind. Ihn hatte das alles nicht gestört.
Sie hätte wissen müssen, daß alles zu schön gewesen war, um wahr zu sein. Es war ihre Schuld gewesen. Sie seufzte. Warum hatte sie es nicht verhindert, sie hätte es doch wissen sollen. Ein Mensch war überfordert mit solch einem Gefühlsüberfluß von einer Intensität, wie sie nur Taelons verkraften konnten. So hatte es ihr Vater versucht zu erklären, als sie ihm schließlich alles gebeichtet hatte. Aber ihm hatte sie auch nicht mehr geglaubt. Sie wollte nicht noch einmal so ein Risiko eingehen. Denn sie war für den Tod des Jungen verantwortlich gewesen.
„Laß mich hier. Ich muß mir über einiges klar werden.” Sie dachte an das Lächeln des jungen Mannes, an seine Stimme. Fa'ley hätte niemals erwartet, daß sie etwas so sehr vermissen könne. Mehr als alles andere, aber er war für ewig verloren. Sie war so vertieft in ihre Erinnerungen, daß sie eines ganz vergaß.... Zo'or.
Dieser wartete ungeduldig. „Nein. Wir werden jetzt zurückkehren!” Ihre Augen wurden schmal. „Ich sagte, ich möchte hier bleiben. Wohin sollte ich denn bitte fliehen. Falls du es nicht bemerkt hast, wir sind mitten in einem Wald!”
Dem Taelon reichte es, von ihr erniedrigt zu werden, mit einem Wink aktivierte er das Halsband. Die Hände der Kleinen fuhren zu ihrem Hals. Sie sank auf die Knie, sah zu ihm hoch. Sah in die ausdruckslosen Augen des Taelons. Sie schrie vor Schmerzen. „Wieso..? Wieso tust du mir weh?” fragte sie noch, bevor sie das Bewußtsein verlor.
Zo'or sah ihr zu, lächelte. „Weil ich es kann.” Sandoval kam endlich auch dazu. Wenig überrascht sah er auf die bewußtlose Kreatur herab. „Was ist passiert?” fragte der FBI Agent trocken. Es interessierte ihn eigentlich nicht. Der Taelon sah ihn mit verärgerten Augen an. „Das geht Sie nichts an. Schaffen Sie sie zurück in die Fabrik.” Der Companion-Beschützer tat, was ihm befohlen wurde, doch er konnte nicht umgehen zu bemerken, daß Zo'or nicht ganz er selbst zu sein schien. Auch die Pilotin wunderte sich über das Gesehene und Erfahrene.

 
* * *
 

„Und als er sie zurück brachte, war sie ohnmächtig. Außerdem verhielt sich Zo'or ganz merkwürdig.” Alle drei waren sie in Augurs Apartment. Jeder andere hätte seine Wohnung sicherlich für ein Computer-Café gehalten, aber woher sollten sie auch wissen, daß Augur ein Computer-Genie war, das, wenn es brenzlig werden sollte, der Befreiungsbewegung stets aus der Patsche half. Der farbige Mann mit dem lustig aussehendem Zopf am Hinterkopf arbeitete eifrig an einem Phantombild des von Lili beschriebenem Mädchens. Er hatte eine 3D Graphik am Computer erstellt, die der Kleinen schon sehr ähnelte.
„So, jetzt richtig?” verlangte das schon leicht genervte Computergenie zu wissen. Lili betrachtete die Arbeit ihres Freundes kritisch. „Ja, so ungefähr.”
Augur sah verwundert erst seine Arbeit, dann Lili an. „Na, herzlichen Glückwunsch! So sieht fast jeder zweite Teenie aus.” Er lachte zwar, fand die ganze Situation aber sicherlich nicht amüsant. Er hatte Stunden am Computer verbracht, nur um heraus zu finden, daß die Kleine, die sie suchten, aussah wie jeder zweitbeste Teenager.
Lili zuckte mit den Schultern. „Was kann ich denn dafür?” Beide sahen nun zu Liam. Der versuchte erstmal den sich anbahnenden Streit zu schlichten. „In jedem Fall bringt uns das nicht viel weiter.. Das paßt alles nicht zusammen.” Er strich über sein Kinn. Ihm wollte nicht einfallen, wie das alles zusammenhängen könne. „Die Expedition, Zo'ors Verhalten, irgend ein Mädchen, das er kreuz und quer durch die Gegend fliegt und das plötzlich das Outfit wechselt.”
„Vielleicht hat Zo'or sie bei der Expedition getroffen und war von ihrer Eigenschaft, Kleider zu wechseln, so fasziniert, daß er meinte, er müßte das auch lernen,” scherzte der Computerspezialist.
Liam überlegte kurz. „Moment. Vielleicht ist da etwas dran. Die Kleine ist doch erst nach der Expedition aufgetaucht, oder? Und du hast gesagt, sie wußte nicht, was ein Shuttle ist, also.” Augur lachte als einziger. Er hatte das ganze doch nicht ernst gemeint. „Liam. Das war ein Scherz.” Aber auch als er für eine Bestätigung zu Lili sah, merkte er, daß auch sie fieberhaft überlegte, ob Liam da etwas aufgedeckt hatte.
„Lili, kannst du mich dort hinfliegen oder mir zeigen, wo Sandoval sie festhält?” Die Pilotin runzelte die Stirn. „Schon, aber du würdest sofort erkannt werden. Sandoval läßt sie rund um die Uhr überwachen. Und er hat nicht mal mir erzählt, was dort eigentlich vor sich geht. Er meinte nur, daß Da'an auf keinen Fall etwas hiervon mitbekommen soll. Hey, vielleicht weiß er ja ebensowenig wie wir.”
Liam schüttelte den Kopf. Er kannte seinen Vater besser als er sich selbst. Er teilte alle Erinnerungen Sandovals. Ha'gel, sein eigentlicher Vater, hatte damals die Gestalt und das sämtliche Wissen des FBI Agent angenommen und an Liam weitergegeben. Daher konnte er ihn nur zu gut einschätzen. „Nein, der weiß bestimmt, was dort vor sich geht. Augur, such nach dem Gesicht der Kleinen in Irland. Dort hattest du sie doch auch von einem zum anderem Ort bewegt, nicht?” Lili nickte. „Ja, aber Liam, was meinst du, hat das mit ihren Augen zu bedeuten?”
„Das weiß ich nicht, Lili. Noch nicht! Ich werde Da'an befragen. Vielleicht haben wir ja Glück.” Der junge Mann machte sich gleich auf den Weg zu dem Taelon, den er eigentlich beschützen sollte. Früher hatte Liam ihn als seinen Mentor gesehen doch, nach zahlreichen Vertrauensbrüchen war auch Da'an zu einer Art Feind geworden.

 

Ende von Kapitel 5

 

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