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  „Stimmen der Vergangenheit - Differenzen” von Admara   (Emailadresse siehe Autorenseite)
Alle hier vorkommenden Charaktere gehören den jeweiligen Eigentümern. Mission Erde/Earth: Final Conflict. Bitte veröffentlichen Sie diese Geschichte nicht ohne vorheriges Einverständnis der Autorin.
 
Handlung:  Fa'ley und Zo'or haben Probleme im Umgang miteinander
Zeitpunkt:  dritte Staffel, nach „Das Kloster” [Teil 4 der „Stimmen der Vergangenheit”-Reihe]
Charaktere:  Zo'or, Fa'ley, [Sandoval, Lili, Liam, Da'an]
 
Anmerkung der Autorin:  Falls ihr euch wundert, ich fand, daß Lili hier einfach perfekt rein passen würde, also habe ich sie hier noch in ihrer alten Stellung als Sandovals „Angestellte” rein gebracht. Renee kommt später auch noch vor, da die eigentliche Geschichte ja nach der Spoiler-Folge „The Cloister” spielt. Viel Spaß.
 

 

STIMMEN DER VERGANGENHEIT

DIFFERENZEN

 

Sandoval schüttelte erneut den Kopf und sah zu Zo'or. Dieser war allerdings immer noch damit beschäftigt, den Worten des Wesens einen Sinn abzugewinnen. Der Agent verdrehte die Augen und winkte eine Pilotin herbei.
Die Frau war recht groß, vielleicht in den 30ern und glänzende braune Haare umrahmten ihr Gesicht.
Sie grüßte alle Reisenden, bevor sie sich auf den Kommandosessel setzte und mit einer Handbewegung eine gesamte fremdartige Steuerkonsole erscheinen ließ. Auch Zo'or hatte Platz genommen und betrachtete gedankenversunken das junge Wesen.
Aus einem ihm unverständlichem Grund übte sie eine Faszination auf ihn aus, wie er sie zuvor noch nie verspürt hatte. Einerseits war sie so naiv, aber anderseits überraschte sie ihn immer wieder von neuem. Wenn er im einem Moment dachte, er könne sie verstehen, verwirrte sie ihn im nächstem wieder.
Sobald sie hoch genug waren, beschleunigte die Pilotin mit einigen Handbewegungen zur Interdimension. Sie sagte kein Wort. Ihr war nicht viel gesagt worden, nur daß sie Sandoval und Zo'or in einen Wald eskortieren sollte. Aber von einem jungem Mädchen war nie die Rede gewesen. Sie sah aus, als ob sie vielleicht gerade 17 Jahre alt war, aber ihre Augen waren nicht die eines Kindes. Sie waren ernst, kalt und auf irgend etwas fixiert. Sie schien ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Was das Ganze mit Zo'or zu tun haben sollte, leuchtete der Pilotin allerdings nicht ein.
Ob dies wieder eines von Zo'ors Experimenten war? Sie sah kurz zu dem Mädchen hin. Das arme Ding. Sie war noch so jung, hatte ihr ganzes Leben noch vor sich und dann gerät sie ausgerechnet in Zo'ors Fänge.
Ob sie ihr helfen sollte? Nun erstmal sollte sie sich darüber informieren, was der Taelon überhaupt mit der Kleinen vor hatte. Möglicherweise brauchte sie ihre Hilfe ja gar nicht.
Weder Sandoval noch Zo'or sagten auch nur ein Wort. Als die Pilotin sich umdrehte, merkte sie, daß der Alien gebannt auf das Mädchen starrte. Was war nur mit ihm los? So hatte sie ihn noch nie zuvor gesehen. Irgend etwas mußte an diesem Kind dran sein. Nur was? Sie hatte keine besonderen Merkmale.
Sandoval spielte gelangweilt mit seinem Kommunikator. Im Gegensatz zu Zo'or hatte er kein Interesse an dem Mädchen. Die Kleine betrachtete inzwischen die Farben, die die Interdimension an den Außenhüllen des Shuttles erzeugte. Dann sah sie zu der braunhaarigen Frau hinüber und durchbracht das Schweigen. „Darf ich nach Ihrem Namen fragen?” Die Pilotin sah überrascht zu dem Mädchen hin. „Lili Marquette.”
Zo'or und Sandoval sahen sich an. Sie konnten eine Unterhaltung nun nicht mehr verhindern, ohne Verdacht auf sich zu lenken. Fa'ley störte die Aufregung der beiden nicht, es amüsierte sie sogar. Und so stocherte sie weiter. „Ein schöner Name. Wie lange arbeiten Sie schon für die Taelons.” Die Pilotin konnte gar nicht fassen, daß die Kleine eine so unbeschwerte Unterhaltung in Zo'ors und Sandovals Anwesenheit führen konnte. Denn diesen gefiel die Unterhaltung der beiden offensichtlich nicht.
„Danke. Ich bin schon recht lange dabei. Ich war eine der ersten Shuttlepiloten.” Marquette überlegte nur, was das Mädchen mit diesen Fragen bezweckte. Da bemerkte sie erst, daß die Kleine ununterbrochen Zo'or ansah und daß dieser den Blick von ihr abgewandt hatte. Sie wartete gespannt die Reaktionen des Aliens ab. Sie war nicht an Lili interessiert, sondern sie wollte anscheinend Zo'or provozieren. Aber wozu, und warum ließ der sonst so erzürnbare Taelon sich das gefallen? Lili war sich sicher, sogar eine Gefühlsregung bei dem Taelon gesehen zu haben. Sie war noch am überlegen, ob sie mitspielen sollte oder nicht. Doch dazu hatte sie vorerst keine Zeit mehr, sie waren da.
Langsam landete Lili das riesige Shuttle in der Nähe einer Lichtung. Vielleicht würde sie nun ein wenig mehr erfahren. Es war schwierig, das Shuttle richtig zu plazieren, doch schließlich gelang es der geübten Pilotin. Sobald sie sicher gelandet waren und Lili die Türen des Shuttles geöffnet hatte, stand das sonderbare Mädchen auf. Erst jetzt bemerkte sie, daß die Kleine ein Energie-Halsband trug. Wenn diese zum Einsatz kamen, waren sie extrem schmerzhaft. Lili verstand gar nichts mehr, wie sollte so ein junges Mädchen nur gefährlich für Zo'or sein?
Fa'ley wäre am liebstem rausgelaufen, doch sie mußte einen erwachsenen Eindruck auf Zo'or und Sandoval machen. Keiner der beiden sollte wissen, wie kindlich oder menschlich sie wirklich war. Die Augen der Kleinen leuchteten auf.
Zo'or und sein Beschützer konnten nur hoffen, daß die Pilotin hiervon nichts mitbekommen hatte, aber diese hatte alles gesehen.
Nacheinander verließen alle außer Lili das Shuttle. Diese holte, als sie sich sicher war, daß keine Zeugen mehr in der Nähe waren, ihr Global heraus.
Das Bild ihres Freundes Liam flackerte vor ihr auf, er hatte bereits auf ihren Anruf gewartet. Er hielt sich in Da'ans Quartier auf, doch dieser schien nicht anwesend zu sein. Liam hatte Lili bereits darüber informiert, daß Zo'or an einer Expedition auf der Erde teilgenommen hatte und sich seitdem ungewöhnlich verhielt. Auch hatte er keinem mehr eine Audienz gewährt.
„Lili. Konntest du etwas in Erfahrung bringen?” Liam war offensichtlich genervt. Er hatte keine gute Laune. Was los war, wußte Lili zwar nicht, aber sie spekulierte auf einen erneuten Streit mit Da'an, doch sie wagte nicht, danach zu fragen.
„Ich denke schon. Hör zu: Ich habe gerade Zo'or, Sandoval und ein vielleicht gerade mal 17 Jahre altes Mädchen zu einer Lichtung mitten in einen Wald Irlands gebracht. Sie trug eines dieser Energie-Halsbänder und ich bin mir sicher, daß ich gesehen habe, wie ihre Augen aufleuchteten. Wie die der Taelons! Außerdem versuchte sie den ganzen Flug lang, Zo'or zu provozieren. Kannst du etwas damit anfangen?” Erst jetzt trat Da'an in den Hintergrund des Bildes. Lili schluckte. Diese Informationen würden sicherlich zum Anlaß für einen Streit zwischen den beiden werden. Sie würde ihn später fragen, wie es gelaufen war. Aber vorerst war ihre Arbeit getan.
„Ich werde versuchen, mehr zu erfahren. Wir treffen uns dann bei Augur.”

Der stattliche Mann wandte sich nun dem verstörtem Alien zu. Da'an wußte, daß die Informationen, die Liam gerade erhalten hatte, einen erneuten Streit provozieren würden. Er sah durch das Taelon-Glas hinaus auf die Welt, die er lieben gelernt hatte. Er erwartete bereits die üblichen Anschuldigungen, die ihn jetzt erwarteten. Was war nur mit ihrer Beziehung geschehen? Einst hatten sie sich so gut verstanden, waren sogar so etwas wie Freunde gewesen. Und was war nun: Bei jeder Gelegenheit stritten sie sich.
„Was sagen Sie dazu, Da'an? Ein junges Mädchen... Vielleicht wieder eines Ihrer Experimente, das Zo'or übernommen hat!?” Liam fehlte ihre Vertrautheit ebenfalls, aber solange so viele Geheimnisse zwischen ihnen standen, konnte er kein Vertrauen mehr aufbringen.
Seine Stimme war so matt. Wütend, doch nicht wirklich ausdrucksvoll. Da'an ging langsam zu seinem Thron, seine Arme schwankten dabei in grazilen Bewegungsabläufen an seinem Körper. Er stand mit dem Rücken zu dem merkwürdigem Taelon-Stuhl, setzte sich aber nicht. Da'an hatte einen fernen Blick. Er hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Seine Stimme zitterte.
„Ich weiß es nicht. Zo'or ist der Führer der Synode. Er kann auch ohne mein Einverständnis Entscheidungen treffen.” Immer noch war die Stimme des Taelons von einem beunruhigendem Unterton geprägt. Natürlich hatte er Projekte, die möglicherweise in Verbindung mit den Ereignissen stehen könnten. Aber er war der festen Überzeugung, daß Zo'ors Verhalten und die von Captain Marquette gerade beschriebenen Ereignisse etwas mit der Expedition zu tun hatte, an der sein Freund teilgenommen hatte. Denn seit diesem Ereignis war er für keinen mehr zu sprechen.
„Ich denke, wenn Sie herausfinden, an welcher Expedition Zo'or teilgenommen hat, werden Sie Ihre Antworten finden.” Mit diesen Worten war er mit Liam fertig. Er hatte schon genug getan und er war nun einmal Taelon und sollte daher zu seiner eigenen Rasse halten.
„Sie sind mir ja eine große Hilfe! Zo'or trifft alle Entscheidungen ohne das Einverständnis von irgend jemandem und, was noch viel schlimmer ist, ohne Gewissen! Zu allem Übel lassen Sie ihm auch noch alles durchgehen.” Liam hatte genug gehört. Er stürmte aus dem Büro des Taelons, ohne auch nur dessen Antwort abzuwarten. Der halb Mensch, halb Kimera konnte die Ausreden seines früherem Freundes nicht mehr hören.
Nun saß der Taelon alleine in seinem Quartier. „Was sollte ich denn Ihrer Meinung nach tun?” fragte er noch einmal seinen bereits aus dem Zimmer heraus gestürmten Beschützer. Er erwartete keine Antwort mehr.

 
* * *
 

Dicht gefolgt von Sandoval und Zo'or lief Fa'ley zur Mitte der Lichtung. Die Freude stand ihr klar ins Gesicht geschrieben. Unvermittelt blieb sie stehen, drehte sich zu Zo'or und sagte knapp. „Ihr müßt zurücktreten. Ich möchte euch nicht verletzen.”
Zo'or schwenkte den Kopf zur Seite. „Was meinst du? Willst uns nicht verletzen. Ich...” Bevor er seinen Satz beenden konnte, legte sie ihren Finger auf seine Lippen. Ihre Berührung war kalt. So kalt, daß er dachte, er würde im nächstem Moment erfrieren. Wenn so etwas überhaupt für einen Taelon möglich wäre. Und doch fühlte er etwas Vertrautes. Als ob dies schon einmal passiert wäre. Aber trotz all dem war es einfach eine Unverschämtheit von ihr, ihm den Mund zu verbieten. Er sagte nichts.. Sah sie nur mit wütenden Blicken an.
„Bitte. Vertrau mir.” Sie konnte die Wut und Verwunderung des Taelons fühlen. Sie konnte es sogar verstehen. Aber sie konnte auch nicht mehr warten und es würde sicherer für Zo'or sein. Um Sandoval machte sie sich keine Sorgen. Er würde nichts spüren. Konnte es nicht einmal. Als sie ihn berührte, kam es ihr vor, als ob sie ihn schon früher berührt hatte. Denn diese Berührung war anders gewesen, irgendwie... vertraut. Sie zog ihre Hand schnell zurück.
Zo'or und sein Beschützer traten Widerwillens einige Schritt zurück. Mit einem kleinem Lächeln senkte sie den Kopf.
„Danke,” sagte sie noch einmal, bevor sie sich der Sonne zu wandte, die Arme begrüßend ausstreckte und ihre jetzt schon blauen Augen schloß. Doch anstatt in einem Taelon-Blau, wie sie es zuvor getan hatte, leuchtete sie in Farben von Gelb und Rot. Ihr Körper löste sich in Lichtstrahlen auf, so daß nur noch ihre Umrisse zu erkennen waren. Beide Außenstehenden betrachteten sie aufmerksam.

Sie begann aufzusteigen, nun war ihre Form nur noch sehr schwach zu erkennen. Sie selbst strahlte wie eine zweite Sonne. Zo'or war faszinierte von seiner Entdeckung. Er konnte seine Neugierde nicht im Zaum halten. Der Alien fällte einen Entschluß: er würde sie verstehen lernen. Ob sie damit einverstanden war oder nicht. Vorsichtig trat er an die leuchtende Lebensform heran und damit machte er einen schwerwiegenden Fehler.
Langsam formte sich ihr Körper zu seinem ursprünglichem Zustand zurück. Sie flackerte noch einige Male in Rot- und Gelb-Tönen auf, bevor sich die Lichtstrahlen zu einer ihre Form umgebenden und Gold-schimmernden Luftblase bildeten. Selbst der Agent mußte zugeben, daß dies ein bezaubertes Bild ergab.
Plötzlich und ohne Vorwarnung breitete sich diese Lichtblase, wie bei einer Explosion, aus. Die Strahlen flogen in alle Richtungen. An dem FBI Agent zogen sie harmlos vorbei, doch den ihr zu nahe gekommenen Taelon rissen sie zu Boden. Der Companion fühlte unvorstellbaren Schmerzen. Wie konnte nur so ein zartes Wesen solch eine Energie freisetzen?
Sein Beschützer hatte jedenfalls versagt. Sandoval wollte dem verletzten Taelon zur Hilfe kommen, aber dieser winkte ab. Er wußte, daß der Agent ihm sicherlich nicht helfen konnte. Zo'or war es jetzt, der schwer atmete. Trotz seiner Schmerzen starrte er immer noch gebannt auf das nun sinkende Wesen, welches ihm solche Schmerzen bereitet hatte.
Wie ein Engel sank sie, wieder in menschlicher Form, herab. Doch ihre Haare waren nicht länger nur blond, sondern hatten nun die Farben der Sonne in sich aufgenommen. Außerdem trug sie eine Art Taelon-Anzug, der aber zu einem engem Kleid zugeschnitten war. Ihre Arme waren noch ausgestreckt, als sie langsam und zufrieden die Augen öffnete. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte sie sich um. Doch dies verlosch sofort bei dem Anblick des am Boden liegenden Taelons.
So schnell ihre Beine es erlaubten, rannte sie zu ihm. Sie wußte, daß es ihre Schuld gewesen war. Hätte er bloß auf sie gehört. Sie wollte doch niemanden verletzen. Vorsichtig fiel sie auf die Knie und sah Zo'or mit besorgten Blicken an.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich sagte doch, daß ihr Abstand halten müßt.” Sie klang so besorgt. Als der Taelon zu sprechen beginnen wollte, legte sie erneut ihren Finger auf seine Lippen, um diese zu versiegeln. Doch diesmal war ihre Berührung warm, beinahe heiß, doch angenehm.
Auf einmal waren die Schmerzen des Companions verschwunden. Verwundert sah er sie an. Was hatte sie getan und vor allem wie? Die Taelons waren nicht imstande, Schmerzen zu heilen, ihre Körper regenerieren sich normalerweise von selbst. Aber sie war offensichtlich kein Taelon.
Für einen kleinen Moment zuckte Fa'ley zusammen. Sie fühlte, und wenn es auch nur für eine Sekunde war, die gleichen Schmerzen, wie der Taelon sie empfunden hatte. Kurz berührte sie die Stelle, wo normalerweise das Herz eines Menschen läge, und schloß die Augen. Als sie sie wieder öffnete, lächelte das Mischwesen und half ihrem Gegenüber auf.
Trotz ihres Lächeln merkte der Companion, daß sie besorgt war. Besorgt um ihn! Es kümmerte dieses Wesen wirklich, wie er sich fühlte. Aber war sie es nicht gewesen, die ihn genommen hatte?
Er sah einmal an sich herunter, um sicher zu sein, daß keine Schäden mehr sichtbar waren. Dann sah er wieder auf Fa'ley. Machte einen ernsten Blick, er sollte keine Schwäche zeigen.
„Du hast dein Erscheinungsbild verändert.” stellte er fest. „Aber wie hast du...?” Er brauchte seinen Satz nicht zu beenden. Sie lächelte wieder. Es ging ihm gut. Sie hatte keinen Schaden angerichtet.
Fast verlegen sah sie zu ihm auf. „Vielleicht zeige ich es dir irgendwann. Doch nicht jetzt.” Er lächelte zurück.
„Du meinst, daß ich dazu fähig wäre?” fragte er mit einem selbstgefälligen Lächeln. Sie aber drehte sich von ihm weg. Nun hatte sie Zeit, sich umzusehen.
Höhe Tannen und Eichen umrahmten die Lichtung. Kleine Sträucher mischten sich dazwischen und alle möglichen Blumen spreizten zwischen die verschieden großen Steine. Die Vögel fingen wieder an, ihre Lieder zu singen. Lerchen und Schwalben gaben ihr Bestes, um den Schrei der anderen Vögel zu übertreffen.
Kleine Nagetiere suchten nach Futterquellen. Und nagten eifrig, als sie welche gefunden hatten. Auch andere Tiere bewegten sich durch den Wald, wollten aber nicht gesehen werden. Denn sie fürchteten die merkwürdigen Eindringlinge. Und zu Recht.
Erst jetzt konnte sie verstehen, was ihr Vater damals gemeint hatte. Er hatte immer von seinen Enddeckungen in der Natur geschwärmt. Ihr Vater hatte diesen Planeten und seine Lebewesen wahrlich geliebt. Die Erde war seine zweite Heimat geworden.
All diese, für einen Uneingeweihten so selbstverständlich erscheinenden Dinge hatte sie vermißt. Mehr als sie es jemals für möglich gehalten hatte. Schließlich sagte sie wieder mehr zu sich selbst: „Wunderschön...”
Zo'or sah nun ebenfalls auf die Bäume, Vögel und Nagetiere, aber er verstand nicht. Konnte keine Schönheit in solchen Dingen erkennen. „Ich sehe das nicht so.”
Sie sah ihn gar nicht erst an. „Wenn du so lange darauf gewartet hättest, das alles wiederzusehen, wie ich, dann würdest du verstehen.”
Sie war in Gedanken, das war die perfekte Chance für den Taelon, der Kleinen noch einige Informationen zu entlocken. „Wie lange wäre das?”
Immer noch sah Fa'ley in die Ferne, aber sie wußte, was er vor hatte. „Länger, als du es dir vorstellen kannst. Ich hörte auf zu zählen.”
Diese Antwort konnte einige seiner Fragen beantworten, doch er war noch nicht zufrieden. „Weshalb wurdest du eingesperrt?” Er versuchte einen besorgten Eindruck zu erwecken, doch von seiner Stimme her konnte Fa'ley spüren, was er wirklich mit seiner Frage bezweckte.
„Ich wurde nicht eingesperrt. Ich habe lediglich gewartet. Gewartet, bis Da'an mich findet, aber wie das Schicksal einem so spielt, fandest du mich.”
Langsam wunderte sich der Taelon, daß die Kleine auf einmal die menschliche Sprache fast perfekt beherrschte. „Wie kommt es, daß du erst jetzt die menschliche Sprache zu sprechen vermagst?”
Sie sah ihn immer noch nicht an. „Ich dachte nur, da du ein Taelon bist, sollte ich auch in Eunoia mit dir sprechen. Ich wußte nicht, daß du deine eigene Sprache nicht beherrschst. Also analysierte ich deine Sprachweise bei unserer Verbindung. So war es mir möglich, nun mit dir zu sprechen.”
Das verstand Zo'or, aber als eine Beleidigung. „Du sprachst in einem altem Taelon-Dialekt, den wir nicht mehr benutzen oder lehren. Ich selbst lernte ihn nur bruchstückweise.” Er versuchte sich zu rechtfertigen. Immerhin war es ihm möglich gewesen, das Rätsel in ihrer Kammer zu übersetzen. Er wollte ihre volle Aufmerksamkeit. Es stand ihr nicht zu, sich über ihn lustig zu machen.
„Hmmm... Wenn du ihn nicht wirklich lerntest, mußt du noch recht jung sein. Welches Amt bekleidest du in der Taelon-Hierarchie?” Sie achtete nicht auf ihre Wortwahl, versuchte nur den Companion bei Laune zu halten. Doch diesmal war sie zu weit gegangen. Sie hatte ihm den perfekten Vorwand geliefert, um sie in die Enge zu treiben.
„Woher weißt du das alles? Unsere Spezies hatten noch nie zuvor Kontakt.” Für einen Moment steckte ihr ein Kloß im Hals. Er hatte sie ertappt. Sie überlegte, wie sie ihm am besten antworten könne. Dann lächelte sie ihn endlich an.
„Nicht deines Wissens meinst du.” Zo'or hatte nicht mit so einer Antwort gerechnet. Sein eigenes Lächeln schwand. Wie konnte sie nur denken, daß seine eigene Rasse Informationen vor ihm, dem Führer der Synode, verbergen würden.
„Was meinst du? Willst du damit behaupten, daß meine eigene Spezies mich betrügt?! Unmöglich. Aber wie bezeichnet sich deine Rasse überhaupt. Vielleicht finden sich Informationen unter eurem Namen.” Wieder versuchte der Taelon, sie in die Enge zu treiben. Er wußte ja nicht, welche Wunden er mit seiner Frage aufriß.
„Vielleicht betrügen sie dich. Es wäre möglich. Aber du wirst keinerlei Informationen über mich oder meine Rasse finden. Wir haben uns keinen Namen gegeben.” Zur Abwechslung sagte sie ihm die Wahrheit.
Zo'or betonte erneut, daß er seiner Rasse vertraute. „Unmöglich!” Nun lächelte er wieder. „Wenn nichts über euch in unseren Archiven ist, dürfte es um so interessanter sein, etwas über dich und deine Spezies zu lernen. Ich möchte mehr über deine Rasse erfahren.”
Sie sah wieder zu den Bäumen und Tieren hinüber. Dann entschloß sie sich, zu ihnen zu gehen. Nur um sich sicher zu sein, daß sie nicht wieder träumte und das alles, was sie sah, auch real war. Sie mußte einfach alles berühren. Zo'or ließ sie mit der Bemerkung „Schön für dich!” stehen. Sie drehte ihm den Rücken zu. Noch nie hatte sich jemand ihm gegenüber dermaßen unhöflich verhalten.
Seinen Beschützer hatte der hochmütige Companion ganz vergessen. Denn dieser sprach ihn jetzt an. „Kein Glück?” fragte der smarte FBI Agent mit einem kleinem Lächeln auf den Lippen. Als er Zo'or betrachtete, dachte er: Wenn dieser Taelon ein Mensch gewesen wäre, würde er jetzt mit Sicherheit vor Wut rot anlaufen. Zo'or warf dem Agent nur einen strafenden Blick zu und brachte ihn damit zum Schweigen. Wutentbrannt folgte der Führer der Synode dem unverschämten Kind.

 

Ende von Kapitel 4

 

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